Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:
[01.01.70 / 00:00] ✎ Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:
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[31.12.19 / 19:38] ✎ Und wieder eines von meinen "Anti-Silvester" (ich hasse diesen Tag abgrundtief) - den Abend allein vor dem Computer sitzen, irgend etwas programmieren (meine Mail-Software) und mich über dieses asoziale Geballer da draußen aufregen.
[27.12.19 / 01:42] ✎ "Du warst mal ein Kerl ... ich fühle mich verarscht ... alle meine Kumpels haben mich gewarnt ... ich könnte kotzen ... früher hätten sie sowas wie dich vergast ... ich habe gleich gespürt, daß da, da unten, etwas bei dir nicht stimmt - du fühlst dich an wie eine Frau, du sprichst wie eine Frau, du siehst aus wie eine Frau, du riechst wie eine Frau, deine langen Haare, deine Titten, deine Haut, deine Stimme ... nur da unten ist etwas falsch ... zu kurz, zu eng, keine Gefühle - ich hätte es wissen müssen, ich wollte es nicht wahr haben ... tut mir leid, ich mag dich, glaub mir ... aber ich will und werde dich nie wieder anfassen ... es war etwas Einmaliges ... ich bereue es und es wird nie wieder vorkommen ... hättest du es mir vorher gesagt - niemals!"
Das Telefonat mit ihm geht etwa eine Stunde oder länger, er haßt Schwule, Lesben, Trans, Pädos und alles andere. Meine gemeinsame - und schöne - Zeit mit ihm, als er noch nicht wußte, was ich bin, beruht auf ein Mißverständnis. Seine witzige Bemerkung, er hatte mal (vor mir) "eine Frau mit Eiern", war ironisch gemeint ... ich habe es (naiv wie ich bin) für wahr empfunden und mich bei ihm sicher und geborgen gefühlt - endlich mal einer, dem es wohl scheißegal ist, was ich bin oder was ich war. Ich dachte, jeder sieht es mir an (letztlich wurde mir auf offener Straße sogar "Tunte" hinterher gerufen) und ich finde in ihm einen Freigeist, einen Outsider, einen Rocker, einen Rebellen ... jemanden, der eine von der Gesellschaft Ausgestoßene wie mich aufnimmt. Dem war nicht so.
Eine ganze Stunde hätte ich am Telefon heulen können ... nur ein paar Tränen, ich halte das meiste zurück, versuche es, mir nicht anmerken zu lassen (er bemerkt es doch). Es wird ein einseitiger Monolog. Er kann nicht verstehen, wie sich jemand - ein Mann - als Frau fühlen kann und sich operieren läßt, es geht nicht in seinen Kopf. Oh, doch! Und wie! Genau wie du dich dagegen sträubst, wie sehr es dich ekelt, schwul, trans oder sonstwas zu sein - so sehr widerspricht sich in mir der Gedanke, ein Mann zu sein, das angeborene "Teil" da unten anzunehmen und mich meinem genetischen Schicksal zu fügen! Ich bin, war und werde immer eine Frau sein - frei!
Weitere Gedankengänge ... ziehe ich mich von der Männerwelt zurück? Verabrede ich mich nicht mehr mit Männern? Wie jetzt, du mußt nicht kotzen, wenn du mich nackt siehst? (Ich bin häßlich? Eine verstümmelte Mißgeburt?) Es nagt an meinem Selbstbewußtsein ... Selbstzweifel, von meinem Selbstvertrauen und -sicherheit ist schon lange nichts mehr übrig. Keine längeren Beziehungen, keine Freundschaften, keine Erwerbsbiographie ... nur Männer, die mich für kurze Zeit benutzt haben, nichts weiter.
"Bildlich gesehen streckt er mir seine Hand aus, um mich aus der düsteren Finsternis und dem Loch zu ziehen" ... und dann schubst du mich da wieder runter.
[17.12.19 / 15:59] ✎ "Schon wieder das Auto kaputt gefahren, Scheiß Parkhaus, Seitenschweller abgerissen, doofe Bordsteinkante bei der Schranke", Auszug der Kontaktnachricht an meine Liebhaber. Liegt es wirklich an den Hormonen? Es ist genau dieses eine beschissene Parkhaus, in dem ich auch meinen alten Fiat überall kaputt gefahren habe [blog/2015/08/nein/] ... in Leipzig passiert mir so etwas nie (bis jetzt).
[16.12.19 / 17:37] ✎ Das Wochenende wäre wieder eine 80er-Jahre-Party in dem Kellerclub in Connewitz ... mal am Telefon die virtuelle Liste mit meinen Männerbekanntschaften durchgehen, mein Kontakt nach Malta bekommt eine Nachricht, vielleicht treffe ich ihn ja mal wieder. Sonnabend Abend in meiner Wohnung, die Skinny-Jeans liegt noch genauso herum, wie ich sie das letzte Mal abgestreift habe, die neuen Stiefel mit Schuhspanner stehen auf dem Abtreter neben der Eingangstür - mein Outfit für die Nacht variiert mit dem schwarzen Fummel, den ich auf dem Hippie-Markt auf Ibiza gekauft habe (so eine Art quadratischer Poncho mit Quasten, Made in India). Für das Augen-Make-up vor dem Badezimmerspiegel nehme ich mir etwas mehr Zeit als sonst - ich verfolge interessiert die eine "Drag Show" auf einem nicht näher genannten Privatsender. Mehr schwarzer Mascara, mehr schwarzer Kajal - nur der untere Lidstrich und der schwarze Lidschatten fehlt noch und ich hätte wieder soviel Augen-Make-up wie in meinen frühen Jahren: "Panda- und Waschbär-Style!" Schweres, orientalisches Parfüm, die Halskette mit dem Ganesha-Anhänger und den Dezembertemperaturen entsprechenden Wollmantel und ich stehe ausgehfertig kurz vor 23 Uhr wieder auf der Straße neben meinem Auto. Auf in den Süden von Leipzig.
Die Parkplatzsuche ist schnell erledigt, meinen für alle Notfälle mitgenommenen Kapuzenpullover lasse ich auf dem Beifahrersitz, meinen Wollmantel gebe ich nach Einlaß in dem Club an der Garderobe ab, nur meinen grün-braun gemusterten Schal lasse ich für die ersten Runden auf der Tanzfläche und an der Bar an. Für die erste Stunde vor Mitternacht, in der nicht soviel los ist und nur eine handvoll Gäste gutgelaunt auf der Tanzfläche herumspringen, ist ein "Schallplattenunterhalter" engagiert worden - so richtig echt mit Zigarette, Vokuhila, Mikrofonansage ... so einen will ich auch mal für meine Hochzeit buchen!
Ein paar 80er-Jahre-Hits, ich stehe am Rand, ich tanze höchstens, wenn kurz Depeche Mode aufgelegt wird ... so wie das schwarz gekleidete Grufties in der Disko tun. Eine Frau kommt auf mich zu und lädt mich zum Tanzen ein - warum nicht? Ich tanze mit ... über die Anlage läuft Synthie-Pop, das ist jetzt nicht so artfremd. Sie scheint sehr nett zu sein, sehr offen, neu in Leipzig, war noch nie in diesem Club, wollte einfach mal ausgehen und tanzen. Wir wechseln hin und her zwischen Tanzfläche, Bar und einem Tisch zum Sitzen, meine Gedanken kreisen ... hat sie vielleicht ein spezielles Interesse an mir? Bin ich dafür überhaupt bereit? Wie wäre es einfach nur mit einem normalen, freundschaftlichen Kennenlernen? Ganz ohne diese ganzen Hintergedanken. Leider verliere ich sie in der zweiten Hälfte der Nacht aus den Augen, sie geht kurz raus zum Rauchen, ich stehe in der Warteschlange vor der Damentoilette, danach wechsele ich auf die zweite Tanzfläche.
Zwischen 1 und 2 Uhr sind die Kellergänge und die zwei Tanzflächen voll, eine lange Schlange Partygänger steht immer vor der Garderobe, ich weiß, warum ich hier bin: Der DJ auf der zweiten, kleinen Tanzfläche fängt gegen 2:30 Uhr nachts an, sein Italo-Set aufzulegen ... gefühlt 60 Minuten lang! Ich bin in der ersten Hälfte von der Tanzfläche kaum herunterzubekommen, den schwarzen Poncho rolle ich kurz zusammen und verstaue ihn in meiner Handtasche, nur die Jeans, die Stiefel, das schwarze Spaghettiträgertop und der glitzernde Nietengürtel sind mein Tanzflächenoutfit, die langen, blonden Haare über die linke Schulter nach vorne geworfen. Ich tanze, bis ich nicht mehr kann und mich in das Ledersofa am Eingang des Kellerraums versenke - der DJ legt weiter auf, ein Italo-Kracher nach dem anderen, Hi-NRG, wechselt sogar kurz in Detroit und House.
Gegen 3:30 Uhr den Sonntag Morgen in dem Club, ich muß so langsam mal ans Gehen denken, meine Bekanntschaft aus Malta ist nicht aufgetaucht, ich habe immer wieder die Gesichter abgesucht. Vor der Damentoilette ist nach wie vor eine Schlange, ich versuche es auf der Männertoilette. "So flexibel bin ich jetzt doch nicht", drei Kabinen, erste Tür: eine Besenkammer, zweite Tür: vollgekotzt, dritte Tür: verriegelt. Zurück auf die Damentoilette und Anstehen. Ich hätte ja auch das Pissoir für Männer benutzen können, mit viel Druck, vielleicht...?
Kurz vor 4 Uhr, ich habe meinen Mantel an der Garderobe abgeholt, den Club verlassen und laufe die paar Schritte zu meinem Auto. In weniger als einer Stunde werde ich wieder in meiner Wohnung sein, das ganze Augen-Make-up entfernt haben und in meinem Bett einschlafen. Den Sonntag Nachmittag werde ich meinen Biker-Freund besuchen. Mein Auto ... das jetzt vorne am Kühler eine neue, kleine Delle hat - weil schon zum dritten Mal hintereinander beim Anfahren in der heimischen Garage der Rückwärtsgang nicht richtig drinnen war und ich mit dem ersten Gang den halben Meter vorspringe und mein geparktes Motorrad anremple! Mein schönes Motorrad! Aber das ist massiv und zeigt keinen Kratzer (im Gegensatz zu dem "Plaste-Spoiler" an meinem Auto).
Sonntag ... kein Kuchen, ich esse in meiner Stammpizzeria eine extra große Pizza, mit Lachs und Spinat - damit ich dieses Mal etwas im Magen habe, wenn ich wieder zum Trinken genötigt werde. Eine Stunde Fahrtzeit und ich bin kurz vor 16:59 Uhr bei ihm ... so wie ich das angekündigt habe: "16 Uhr." Wieder eine freundschaftliche Begrüßung, ich habe ihn das letzte Wochenende versetzt, war zu beschäftigt. [Anm. der Verfasserin: Ich arbeite gerade an einem neuen Song, in dem ich die Beziehung zu meinem Ex-Freund aufarbeite.] Es wird ein Fernsehnachmittag und -abend auf seiner Couch, zuerst der übliche Sonntag-Nachmittag-Fantasy-Film, dann der Youtube-Clip-Abend. Die Flasche Rotwein wird geöffnet, die er extra für mich schon ewig auf Lager hat ... ein trockener, spanischer Rotwein, ich nippe über den Abend verteilt immer wieder an dem Glas und kann spüren, wie sich die Aromen verändern: frisch geöffnet, nach einer Stunde ausgezeichnet, danach Jetzt muß er aber weg. Stilecht mit einer Käseplatte.
Kurz vor Mitternacht ziehen wir uns in sein Bett zurück, ich mache mich nur kurz frisch im Bad und lege mich dann zu ihm - die "Anstandsdecke" zwischen uns. Was ist das mit ihm und mir? Eine kurzzeitige Episode? Eine Liaison? Er hat so eine zutraulich machende Art, versteht sich gut mit Hunden und Katzen, und anderen Tieren ... und Menschen. Wenn ich jetzt da unten so gebaut wäre (wenn die Operation nicht schiefgegangen wäre) ... ich bin kurz davor, ihn anzuspringen.
Montag Morgen, eher Mittag, er ist schon weg, noch bevor es hell wurde, ich stehe auf, mache mich schnell im Bad zurecht, schiebe zwei Brötchen in den Backofen - kein Kaffee (war alle) - ziehe mich an ... und nehme den 100-Euro-Schein, den er für mich auf dem Wohnzimmertisch hinterlegt hat (war eigentlich als Anzahlung von mir auf eine Reise gedacht). 12 Uhr nochwas sitze ich in meinem Auto und fahre zu mir nach Hause zurück ... und verpasse ihn um ein paar Minuten, er wäre kurz danach zum Mittagessen wieder da gewesen.
[02.12.19 / 20:16] ✎ Der Sonntag ... hatte ich den Sonnabend Morgen noch den Rest Müsli, aufgequellt in klarem Wasser, findet sich den Sonntag Mittag nichts Eßbares mehr in meiner kleinen Miniküche. Den leeren Kühlschrank ziehe ich einfach den Stecker, ich esse zwei Croissants (+ doppelten Espresso) in dem kleinen Café um die Ecke - ich bin da sowieso, um zwei Stück Kuchen für mich und meinem neuen Biker-Freund einzukaufen - ich fahre den frühen Sonntag Nachmittag ihn besuchen!
Das letzte Wochenende war schon ein Treffen geplant, aber ich habe mich da "nicht gefühlt", mußte ihn leider enttäuschen. Groß ist seine Freude (und meine auch), als ich dann den Sonntag Nachmittag, nach einer Stunde Fahrtzeit, Punkt 15 Uhr an der Haustür klingele und ihm an der Wohnungstür den eingepackten Kuchen überreiche: "Ich habe Kuchen mitgebracht!" Kuchen ... besser als Sex.
Ein Gläschen Sekt für ihn und mich auf seiner Couch (meinen Geburtstag nachfeiern) ... meine letzte, fettreiche Mahlzeit liegt 24 Stunden zurück, ich trinke mehr als nur auf nüchternen Magen, ein zweites Glas muß ich dankend ablehnen (noch so eins und ich liege komplett flach). Wir fahren den Abend noch etwas essen, eine Pizzeria in der Gegend.
Wieder zurück ... es wird ein Filmabend auf seiner Couch, ein gewaltvoller Actionfilm mit rivalisierenden Motorradgangs auf seinem Laptop und anschließend das Sonntag-Abend-Spielfilmprogramm im Fernsehen ... noch so ein Actionfilm, aber gut gemacht.
Danach ... für was bin ich eigentlich hier? Genau ... Sex! "Erotische Ausschweifungen", wir ziehen uns in sein Schlafzimmer zurück. Neu wird für mich der Einsatz eines Vibrators, das kenne ich noch nicht. Es summt, vibriert - ich übernehme ihn aus seiner Hand, weiß genau, wo ich damit hin muß ... schon irgendwie angenehm.
Ich weiß nicht, wie oft ich den Tag an meinen Ex-Freund denke, so langsam begreife ich, wie sehr ich mich verloren hatte. Ich hatte zum Schluß den Sex nur noch für ihn gespielt, war nicht mehr, als eine Hure. Ich will wieder zu mir zurückfinden, durch Masturbation mich befreien, mein Körpergefühl wiederhaben, wieder eine Frau sein! (Das, was du mir genommen hast.) Mein neuer Freund ist da sehr einfühlsam, bildlich gesehen streckt er mir seine Hand aus, um mich aus der düsteren Finsternis und dem Loch zu ziehen ... ich muß sie nur ergreifen. Wir schlafen weit nach Mitternacht zusammen ein.
Montag irgendwann zwischen sechs und sieben Uhr nochwas, es ist draußen immer noch dunkel, sein Wecker klingelt, er muß zu seiner Arbeit. Den Abend zuvor hat er mir in seiner Küche schon alles gezeigt, den Ofen, die Brötchen, die Kaffeemaschine - ich kann dann den Morgen alles alleine machen, wenn ich dann gehen will, ich muß die Wohnungstür nur hinter mir zuziehen. Ich drehe mich um und schlafe weiter, bis irgendwann kurz vor Montag Mittag.
Eine Dusche nehmen, mich anziehen, alle meine Sachen zusammensuchen, meine Haare kämmen, mein Hormongel auftragen - die blaue Dose mit dem Gel stelle ich kurz ab auf seinem Waffenschrank, neben dem Waffenöl ... ich finde, das ist ein sehr guter Platz für weibliche Hormone. Das Frühstück später bereite ich für mich genauso gut zu, wie er es mir gezeigt hat, der Kaffee in der Thermoskanne der Maschine ist tatsächlich noch warm. "Danke für das Frühstück", noch eine Nachricht an ihn über mein Telefon, als ich dann gegen Mittag wieder zu meinem vor dem Mietshaus stehenden Auto gehe, der rote Roadster da unten vor dem Küchenfenster - den ich selber bezahlt habe. 20 Jahre Altersunterschied liegen zwischen ihm und mir - natürlich ist er damit mein Sugar Daddy. (Ende Teil 2/2)
[02.12.19 / 20:15] ✎ Ein kleines Post-Punk-Festival das letzte Novemberwochenende in Leipzig - ich bin den Freitag Abend viel zu spät dran, angekommen in meiner Wohnung, nur schnell die Tasche beiseite legen, kurz ins Bad - dick Kajal / schweres Parfüm - mich umziehen. Die neuen Stiefel, eine eng anliegende, anthrazitfarbene Stretch-Jeans (extra zu den Stiefeln gekauft), der schwarze Kapuzenpullover und meine Lederjacke (+ Schal) und ... endlich habe ich wieder passende Stiefel zu meinem alten Nietenhalsband, das Accessoire schnell um den Schaft gewickelt. Alles kombiniert mit Silberschmuck (mal meine alten Ringe).
Die verlorene Zeit in meinem straffen Ablaufplan hole ich nicht wieder ein, die von mir extra genommene Straßenbahn hängt im stockenden Berufsverkehr in der Leipziger Innenstadt hinter einer der freitags üblichen Umweltdemos. Kurz nach 17:30 Uhr erreiche ich das Festivalgelände im Werk 2 in Connewitz, tausche an der Kasse mein ausgedrucktes Online-Ticket gegen ein Festivalbändchen und betrete die kleine Halle mit der Bühne, die erste Band spielt schon ... vor kleinem Publikum - Freitag später Nachmittag / früher Abend! Das schafft doch niemand! Erst mal ankommen, eine Cola an der Bar, nach und nach meine warmen Sachen ausziehen.
Die ersten beiden Bands kenne ich nur vom Namen, etwas Regionales, etwas Punk, etwas Free-Jazz-Improvisiertes? Die Platte am Merchandise-Stand liegt auch in meinem näheren, familiären Umfeld in der Vinylsammlung herum. Die dritte Band ... Briten? Holländer? [Anm. der Verfasserin: Es ist tatsächlich eine Band aus den Niederlanden.] Den Moog-Synthesizer erkenne ich sofort am Klang während der Umbauphase und dem Soundcheck, der Auftritt selbst wird ganz amüsant, ich mag den Sänger mit seinem Entertainer-Schnurrbart.
Von der vierten Post-Punk- oder Shoegaze-Band [Shoegaze: Bei Feedback-Orgien mit der E-Gitarre, den Kopf gesenkt, auf die eigenen Schuhe starren] sehe ich nur die letzten Titel, ich war kurz in dem gegenüberliegenden Restaurant auf dem Festivalgelände einen Salat essen ... sehr unvorteilhaft gewählt mit Knoblauchbrot als Beilage. Bei der fünften und vorletzten Band drehen sich die Menschen vor mir schon um und ich habe angenehm viel Platz nach vorne heraus. Ja ich weiß ... Entschuldigung! Aber eigentlich bin ich nur für den Headliner da. Die letzte Band des Abends ... Post Punk, Shoegaze, Gothic Rock, Alternative, alles komplex verwebt in ausgiebigen, langen Songs, eine wunderbare Sängerin - ich decke mich nach dem Konzert am Merchandise-Stand mit den letzten Alben ein. Das Album mit dem Titel der Zugabe fehlt, ich muß es irgendwann später mal nachkaufen.
Während der zweiten Hälfte des ersten Festivalabends hat sich die kleine Veranstaltungshalle gefüllt, es sind kaum Sitzmöglichkeiten vorhanden (das Festival zu Pfingsten hatte in derselben Halle wenigstens noch ein paar Barhocker und Tische) und das Konzert geht gegen ein Uhr nahtlos in die Aftershow-Party über. Viel tanzen werde ich nicht - es ist der erste Abend in meinen neuen Stiefeln mit dem hohen Blockabsatz ... nur ein alter Achtziger-Jahre-Underground-Song zieht mich auf die Tanzfläche: ...but I know I have to be there.
Kurz vor drei Uhr die Nacht bin ich schon wieder draußen in der Kälte und suche nach einem Taxi zurück zu meiner Wohnung. Noch vor vier Uhr falle ich, dort angekommen, kaputt ins Bett ... endlich meine Füße entlasten, den ganzen Abend in den Absätzen - aber die sehen todschick aus, mit dem Nietenhalsband.
Sonnabend Nachmittag, ich liege gut in der Zeit, Beine rasieren, Make-up, Klamotten (dieselben der letzten Nacht), nahtlos ohne langes Warten mit der Straßenbahn in die Südvorstadt fahren, eine Pizza essen ... das Straßenbahnticket ein paar Minuten überziehen und ein paar Stationen weiter in Richtung Connewitzer Kreuz. Einlaß und Konzertbeginn sind für den zweiten Festivaltag eine halbe Stunde früher, gegen 17 Uhr, der Verkehr auf den Straßen ist entspannter und die kleine Halle ist für die ersten Bands schon gut gefüllt mit schwarz gekleideten Publikum.
Die Berliner Gothic-Band als Opener kenne ich schon (mit "Entourage" im Publikum, jedenfalls ich), die danach aufspielende, zweite Band mit der hübschen Sängerin, gefällt mir auch ganz gut. Nur die dritte Band ... ich sitze schuhbedingt etwas weiter hinten im Publikum (einer der raren Sitzplätze auf ein paar Tischen), lasse das ganze Konzert auf mich wirken - Shoegaze, dunkle Riffs, schleppende Rhythmen: Noch so'ne Düster-Band und ich nehme mir den Strick! (Hoffentlich sind nicht alle Bands so den Abend.) Set und Setting - ich bin für solch düstere Dramatik und Schwermut gerade nicht in Stimmung, es zieht mich herunter. Später werde ich im Gespräch mit einem anderen Festivalbesucher erfahren, daß der Auftritt so schon ganz gut war und die Band ihre Fans im Publikum hat.
Die vierte Band ist meine Rettung, ich bewege mich in die vorderen Reihen des Publikums, die Musiker auf der Bühne während des Soundchecks zaubern ein Lächeln in mein Gesicht, ihre Punkerkutten übersät mit Nieten und Buttons. Die vom Drummer schnell angezählten Takte für die ersten Songs enttäuschen mich nicht - endlich mal wieder ein bißchen Punk! Post Punk aus UK ... ein oder zwei Titel kenne ich schon, den Namen der Band sowieso (eine der drei Bands, weswegen ich überhaupt hier bin), aber woher? Aus DJ-Playlists? Die Radiosendungen eines ominösen, britischen Moderators im öffentlichen Rundfunk weit nach Mitternacht? Bis auf den Festival-Headliner findet sich keine der Bands in meiner Plattensammlung ... bis jetzt. Auch bei dieser Band kaufe ich ein paar Alben nach dem Auftritt an dem Stand für das Merchandising.
Die fünfte Band des zweiten Abends ... während ich das ganze Festival schon die Beleuchtung und die ganze, aufwendige Bühnentechnik bewundere, hat der Typ an der Lichtorgel es jetzt wirklich übertrieben - zuckende Lichtblitze, die Musiker an ihren Instrumenten eingehüllt in den dichtesten Nebel, den die Nebelmaschine liefern kann. Der eine Gitarrist hängt schon - übertrieben gesagt - mit der Nase an den Saiten, der Sänger dieser noch jungen Band, stolpert wahrscheinlich über ein Kabel, es ist kaum noch etwas zu erkennen auf der Bühne - aber eine Wahnsinns-Show! Angemessen zu dieser ekstatischen Post-Punk und Wave-Musik.
Die letzte Band diesen Abends und dieses kleinen Festivals rettet (nach der Band davor) nur noch ihr legendärer Ruf die Headliner-Würde. Ihr erstes Album liegt in meiner Plattensammlung, ihre über die letzten 10 Jahre sporadisch veröffentlichten, weiteren zwei Alben haben auch ihre Anhänger im Publikum. Die Halle ist voll, ich stehe mittendrin, der erste angespielte Song aus ihrem ersten Album überrascht mich ... den hätte ich als Zugabe erwartet. Die alten Songs werden besonders bejubelt, jeder erste Akkord erkannt, auch von mir. Ich versinke in meinen Lieblingssongs. Die neuen Titel in Erwartung eines neuen Albums lassen die verschiedenen Stilrichtungen und Weiterentwicklung der Band erkennen - und werden vom Publikum angenommen. Eine oder zwei Zugaben und die Band verschwindet wieder ... und hinterläßt ein zufriedenes Publikum (jedenfalls mich).
Die Disko danach ... allzu lange möchte ich wie die (gefühlt) Hälfte der Gäste auch nicht bleiben, die meiste Zeit der anderthalb Stunden zwischen 1:30 und 3:00 Uhr sitze ich auf den verwaisten Tischen, auf dem zuvor die verschiedensten Alben der Bands, schwarzen T-Shirts, Patches usw. verkauft wurden. Einzig der Titel der L.A.-Band bringt mich auf die Tanzfläche.
Pünktlich drei Uhr nach Mitternacht, ich verlasse die kleine Halle und das Festivalgelände und laufe zu der Straßenbahnhaltestelle am Connewitzer Kreuz, anders wie die Freitag Nacht zuvor, fahren den Sonnabend ein paar Nachtlinien mehr. Mit der (mit Party-Publikum vollen) Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof und dort, nach ein paar Warteminuten, mit der Nachtbuslinie (genauso voll) weiter zu der Haltestelle in der Nähe meiner Wohnung. Kurz vor vier Uhr bin ich da. Stiefel ausziehen, usw. und ins Bett fallen, noch ein paar Stunden schlafen bis Sonntag Mittag. (Ende Teil 1/2)
[28.11.19 / 15:40] ✎ Vinyl-Unboxing #1 - Der Versandweg aus den USA hat nur einen Monat gedauert! Ende Oktober bei einem Plattenlabel bestellt, Ende November bei mir an der Tür angekommen. Das Päckchen lag über das Halloween-Wochenende ein paar Tage in Chicago (kann ich alles online sehen), vier Tage mit dem Flugzeug über den Atlantik, dann nur zweieinhalb Wochen beim Zoll in Frankfurt - und jetzt bei mir. Ich hatte mit viel länger beim deutschen Zoll gerechnet, ich wußte ja, daß der Kaufbetrag etwas höher ausgefallen ist.
Das zweite und das dritte Album der charismatischen Band aus Los Angeles, deren Konzert ich im Oktober in Leipzig gesehen habe (und bei denen ich am Merchandising-Stand hinterher nur die paar Kröten für das erste Album zusammenbekommen habe).
[28.11.19 / 15:39] ✎ IPL-Nachbehandlung #8 (#25) - Die Intensität am Gerät wird bis an die Belastungsgrenze gefahren ... meine oder die des Geräts? Ein paar vereinzelte, dunkle Haare und die lästigen, hellen und fast weißen Haare am Kinn ... es muß noch soviel Lichtenergie wie möglich bis an die Haarwurzel geleitet werden, um diese für die nächsten Jahre (im Idealfall für immer) am Wachstum zu hemmen, oder der Neubildung von Farbpigmenten.
Kleine Serviceleistung am Ende der Prozedur, die freundliche Mitarbeiterin trimmt meine Augenbrauen für das bevorstehende Wochenende. Ich hatte nachgefragt, ob ich die entfernen oder zupfen lassen könnte für ein besonderes Event nächsten Sommer (bei dem ich umwerfend schön aussehen muß), natürlich kann ich die auch mit der IPL-Technik entfernen, bzw. in Form bringen lassen ... ist nur eine Kostenfrage.
[10.11.19 / 21:37] ✎ Sonnabend später Vormittag, Frühstück bei ihm, Kaffee und Brötchen, eine Dusche nehmen, mich anziehen. Tagesplanung: Aufbauen und Vorbereiten auf dem Clubgelände gegen Mittag - er hat mich als Helferin schon fest eingeplant. "Willst du noch kurz mit mir in die Garage gehen, meine Motorräder angucken?" Klar, warum nicht? Mit seinem Kumpel, der auch extra für das Treffen angereist ist und bei ihm im Wohnzimmer übernachtet hat, schauen wir uns noch seine Maschinen an ... die eine ist die größere Version der Tourensportler, auf der ich 2008 meine Prüfung gemacht habe, die andere ist der Chopper vom letzten Treffen ... interessiert betrachte ich die angebauten Auspuffteile. Kurz darauf, er belädt seinen Transporter - in dem wir, er und ich, zusammen schlafen werden (wieso erfahre ich das immer so nebenbei?) - mit Bettzeug, ich packe meinen ganzen Kram wieder in den Kofferraum meines Autos und folge ihm dann die Straßen ein paar Ortschaften weiter zu dem Clubgelände der "befreundeten Motorradfahrer" (kein offizieller MC, kein starres Regelwerk).
Das Gelände mit dem Clubhaus liegt wirklich sehr idyllisch gelegen am Ufer eines toten Seitenarms der Elbe irgendwo bei Dessau, die Mitglieder haben sehr viel Arbeit darin investiert, ich helfe noch mit beim Aufbau des Partyzeltes, bevor ich mich dann mit meiner neuen Bekanntschaft, in einem Clubraum etwas abseits, den Nachmittag auf der Ledercouchgarnitur entspanne. Es dauert immer bis 16 Uhr, bis ich mich von meiner Dröhnung Tabletten die Nacht erhole ... unvorteilhaft die doppelte Dosis nachgeworfen, mit Alkoholkonsum. Er richtet vorher noch seinen Transporter ein (der nur ein paar Meter weiter um die Ecke steht, in unmittelbarer Nähe zu meinem Auto) und zeigt mir dann alles, das Gelände, die Leute, unsere Schlafgelegenheit. Ich bewundere einen schönen Sonnenuntergang beim Blick aus dem Fenster aus diesem alten ... Bootshaus? (Es ist kein Bootshaus, aber so ähnlich.)
17 Uhr, ich werde halbwegs wach, 18 Uhr, ich bin wach - schnell den Kajal vor dem Spiegel der Damentoilette nachziehen - das Schwein wird angeliefert, fertig zugeschnitten auf großen Blechen, die ersten Gäste kommen, alle werden in dem Clubhaus per Handschlag begrüßt ... so viele Rockerkutten übersät mit Patches. Ich bin eine der ersten, die das Schweinefleisch probieren, zusammen mit Grünkohl und Sauerkraut. (Ich bin offensichtlich nicht vegan, oder Vegetarierin ... auch wenn ich Schweinefleisch ansonsten ablehne.)
Nach und nach kommen mehr Gäste den Abend dazu, manchmal auch mit Frauen (so als hübsches Beiwerk). Was mir auffällt, ist das Alter der Motorradrocker, die Szene ist nicht wirklich jung belebt. Laute Musik, Bier, eine Bar, jeder gibt jedem einen aus (per "Bon-Zettel"), mein neuer Freund ist in der Menge unterwegs, Kontakte und sein Netzwerk pflegen, arbeitet ab und zu an der Bar ... ich sitze die meiste Zeit auf einer Biergarten-Holzbank im (sehr klimaunfreundlich) beheizten Clubhaus. Noch halte ich tapfer durch mit Wasser und einem Becher Cola, meine Weinflasche im Kofferraum ist eigentlich für umsonst (und ich dachte, das wird so eine Privatparty).
20 Uhr - Zeit zum Trinken! Die Motorradrocker, die sich immer wieder an meinen Tisch gesellen und ein Gespräch mit mir anfangen, sind schon leicht irritiert, daß bei mir keine Bierflasche steht - ich bestelle an der Bar meinen ersten Becher Rotwein. Meine - jetzt schon zwei - guten Vorsätze: Halte dich die Nacht von dem harten Stoff fern und ... kein Alkohol nach Mitternacht! Die Bikerparty ist wirklich gut besucht, die Lautstärke der Musikanlage wird immer höher aufgedreht: "Onkels?" "Helene Fischer?" Ich bin von mir überzeugt, meine Toleranzschwelle zu kennen - doch die Stimmung kann allen hier niemand vermiesen. Ein älterer, gut gelaunter Biker versucht ständig mir eine Rum-Cola auszugeben: "Für mich bitte nur Rotwein." Seine Avancen mir gegenüber bekomme ich nicht mit, ich bin dafür blind. Ein zweiter Becher Rotwein, ein dritter Becher Rotwein.
Ein harter Kern sitzt ständig mit mir am Tisch - irgendwann zerspringt auch meine Schale und ich ... tanze auch mal. Tue ich nur betrunken oder bin ich tatsächlich betrunken? Ich bekomme einen Tanzkurs, eine Physiotherapie, viele gute Gespräche ... wenn ich mich jetzt nicht besaufe, mit Filmriß und Kotzen, immer wieder eisern die Rum-Cola abweise und mich an meinem Becher Rotwein festkralle - und mich den nächsten Tag noch an diese super Party und die richtig gute Stimmung erinnern kann - dann habe ich alles richtig gemacht.
Gegen Mitternacht ... war ich bis hierhin noch überrascht, daß drinnen wie draußen (in der Kälte!) an die 100 oder 200 Gäste stehen, wird es nach Mitternacht wieder leerer. Ich wechsele an der Bar von meinem vierten Becher Rotwein auf Mineralwasser. [Anm. der Verfasserin: Laut Promillerechner den nächsten Tag bei gegebener Körpergröße und Gewicht, als Frau, ab hier spätestens 1,1 Promille!] Mein neuer Freund für dieses Wochenende hat jetzt wieder mehr Zeit für mich und steht neben mir an der Bar ... noch ein paar mehr Umarmungen und Schmusen und ich falle dich gleich an wie ein wildes Tier! So schnell die Gäste den Abend das Clubhaus befüllt haben, so langsam lichten sich die Reihen, nur eine Handvoll bleibt zum Übernachten hier. Mein Freund und ich wir ziehen uns irgendwann auch in seinen Transporter zurück. Er hat die Standheizung schon ein paarmal laufen lassen, es ist sternenklar und eiskalt geworden, meine Atemluft kondensiert schon jedes Mal, als ich den Abend den Weg draußen im Schein des (fast) Vollmondes zu den Toiletten gehen muß.
Die Matratze in dem kleinen Transporter liegt sich wirklich sehr bequem, eingehüllt in das Bettzeug wird es mir die Nacht nie kalt - ich halte für den Notfall auch noch meine geliebte Leopardendecke (für spontane Übernachtungen) im Kofferraum meines Autos nebenan bereit. Er ist ziemlich müde, ich bin müde, uns ist beiden klar, daß da jetzt nicht mehr viel geht. Für Zelten und Übernachten auf Bikerpartys habe ich Oropax dabei, aber die Musik aus dem Clubhaus mit der Bartheke ist weit entfernt. Wir schlafen nach kürzester Zeit zusammen ein.
Sonntag ... früh? Später Vormittag? Die Sonne scheint in das Rückfenster des Transporters, ich suche meine schwarzen Sachen zusammen ... wo ist eigentlich mein BH? Mit einem geliehenen schwarzen Pullover von ihm flitze ich kurz zu den Waschräumen und den Toiletten in dem Clubhaus. Der Geruch von aufgebackenen Brötchen schwebt in der Luft, ich werde von einem bekannten Gesicht vom letzten Abend begrüßt ... zurück zum Transporter, mit voller Blase wollte ich ihm nicht da unten machen lassen.
Durch die Gespräche mit seinem Bekanntenkreis den letzten Abend habe ich erfahren, daß er immer wieder eine neue Flamme mit in die Runde bringt ... ich weiß auch nicht so recht, was sich zwischen uns entwickelt - aber dafür, was er die Nacht vorher in seiner Wohnung, in seinem Bett mit mir da unten erreicht hat - dafür muß ich mich revanchieren! Ich tue das, was ich am besten kann...
Irgendwann den späten Sonntag Vormittag ziehen wir uns an (meinen BH lasse ich weg), werfen die Rockerkutten und Lederjacken über und gehen zurück auf das Clubgelände zum angerichteten Frühstücksbuffet: Kaffee, Brötchen, Aufschnitt und sogar Konfitüre (die wohl nur ich esse). Ein mitgebrachter Hund zerbeißt unbemerkt (außer von mir) seine Leine und freut sich seiner Freiheit, eine Glühlampe zerspringt beim Abhängen der Kette auf dem Pflaster und ich sammle die kleinsten Scherben auf (für die Hundepfoten). Beim Abbauen des großen Partyzeltes helfe ich noch mit, beim Saubermachen bin ich schon verschwunden und sitze anschließend auf einem Bistrostuhl am Ufer des Flußarms und lasse mir die wärmende Sonne ins Gesicht scheinen: Wir sitzen alle in einem Boot - aber ich sitze auf dem Sonnendeck! Ich muß unbedingt mal den nächsten Sommer mit meinem Motorrad hier anreisen. So eine gute Stimmung die letzte Nacht bzw. Abend.
Ich versuche alle der noch anwesenden Clubmitglieder zu erreichen und mich von ihnen zu verabschieden - auch von meinem neuen Freund trenne ich mich, zurück an meinem Auto, mit einer herzlichen Umarmung und einem Kuß ... Mach ihn nicht kaputt. Meine Gedanken, er mußte schon so viel mit seinen verflossenen Liebschaften durchleben. Die gestartete Navigationssoftware auf meinem Telefon zeigt ins Nichts, das ist keine öffentliche Straße, ich finde den Weg alleine zurück in den Ort.
Die Software mit der Stimme läuft noch ein paar Kilometer weiter und fordert mich ständig auf, umzudrehen, zu wenden, durch Nebenstraßen abzubiegen und auf diese A9 zu leiten. "Ich bin kurz vor Bitterfeld, ich fahr doch den ganzen Weg jetzt nicht wieder zurück!" Entnervt (verkatert?) schmeiße ich das Telefon (stummgeschaltet) auf den Beifahrersitz neben mir und fahre die ausgeschilderte Bundesstraße auf Sicht den sonnigen Sonntag Nachmittag zurück nach Leipzig ... der Typ da vor mir fährt auch derbe Schlangenlinien. Kurz bevor ich in die Straßenzüge zu meiner Wohnung einbiege, kaufe ich in dem leckeren Café an der Ecke noch zwei Stück Kuchen für mich für den Sonntag ... das brauche ich jetzt einfach, und eine Dusche. (Ende Teil 2/2)
[10.11.19 / 21:36] ✎ "Now turn right!" Die Navigationssoftware lotst mich überraschenderweise im Dunkeln des Freitag Abends auf einen asphaltierten Feldweg irgendwo kurz vor Dessau, ich bin für ein Wochenende eingeladen bei einem Biker, den ich bei einem Motorradtreffen im Mai diesen Jahres kennengelernt hatte. Er wohnt in einem Dorf / Ortsteil in der Nähe dieser "Metropolregion" von Sachsen-Anhalt. Angekündigt habe ich mich für 18 Uhr, ein paar Minuten später parke ich mein Auto vor dem Mietshaus und klingele bei ihm.
Die Wohnung ist mir sofort vertraut, ein standardisierter 60er Jahre DDR-Block, er hat noch mehr Leute für das Treffen / die Party seines Clubs den nächsten Tag eingeladen und zeigt mir das kleine Zimmer mit seinem Bett, in dem wir "zusammen" schlafen werden. So ganz unvorbereitet bin ich nicht ... ich habe so etwas schon geahnt (und ich war bei dem Treffen im Frühjahr schon so weit, mit ihm was anzufangen). Wenig später verlassen wir schon wieder seine Wohnung für das Abendessen in einer Dorfkneipe, zu der wir von Bekannten gefahren werden.
Das Lokal ist sehr gut besucht, viele Stammgäste (und ich dachte, die kleinen Dörfer seien ausgestorben). Ich lerne ein paar mehr von seinen Freunden kennen ... für mich noch ungewohnt, da ich ja neu bin und nur ihn kenne. Die Karte mit dem Tagesmenü lesen: Einmal vegetarischer Nudelauflauf für mich - und für die anderen ... Schwein (das große Schweineessen den nächsten Abend kommt noch). Eine Runde wird ausgegeben, für die Herren Bier und Schnaps (den ich nicht ablehnen kann und mittrinken muß) und für die Damen ein Glas Rotwein. Eine Bekannte von ihm sitzt noch mit am Tisch und wir verkosten uns durch das portugiesische Rotweinangebot der Gaststätte, bis wir den passenden gefunden haben. Tatsächlich habe ich im Kofferraum meines Autos noch extra eine Flasche Primitivo Doppio Passo gelagert, damit ich für den Fall der Fälle des gemeinschaftlichen Besaufens eben nicht ständig einen Rum, Whisky, Korn usw. mittrinken muß: Ne, ne, ich hab' da mein eigenes Zeug mitgebracht! Ein guter Vorsatz für das Wochenende ... halte dich von dem harten Stoff fern (ich spüre sehr schnell, daß ich den Hochprozentigen nicht hätte trinken sollen).
Mein Telefon bleibt das ganze Wochenende in meiner Handtasche, ich löse mich von meinem Zwang, ständig die genaue Uhrzeit wissen zu müssen - wahrscheinlich so gegen Mitternacht müßten wir wieder zurück in seiner Wohnung sein, ich mache mich im seinem Badezimmer bereit für die Nacht. Ich muß da nicht ins Detail gehen ... "Alles kann, nichts muß." Wir sind erwachsene Menschen (er ist sogar noch um die 15 oder 20 Jahre älter als ich) und natürlich liege ich dann neben ihm nackt unter der Bettdecke - aber was er da mit seiner Zunge bei mir da unten macht ... Wahnsinn! Ich wußte gar nicht, daß ich da unten so empfinden kann! Mein Körper zuckt, ich rolle mit den Augen ... Das ist da unten ganz und gar nicht tot! Ich spreche dieses Mantra nicht wirklich laut aus, bewege nur unbemerkt meine Lippen ... wenn ich mich jetzt noch fallen lassen könnte, die Kontrolle abgeben, loslassen - ich wäre soweit! Fast ... ich habe mich immer noch nicht an meine neue Klitoris gewöhnt, sie akzeptiert, in meinen Gedanken ist sie immer noch ein Stück meines alten Penis. Ahnt er etwas? Weiß er etwas? In Gesprächen mit ihm finde ich heraus, daß ich nicht seine erste, operierte Transfrau bin.
"Meine Vagina ist da etwas verkürzt, nur wenige Zentimeter und dann ist da Schluß."
"Ach was!"
Er versucht es, ich bin erregt und feucht, lasse ihn machen. Er schafft es die drei Zentimeter hinein, aber bei jeder kleinsten Bewegung rutscht er wieder raus. Verdammt! Ich wünschte so sehr, ich könnte endlich mit jemandem so richtig schlafen. Ich biete ihm mein Gesäß an, mein bestes Stück - alle Männer haben Analsex mit mir ... er nicht, er steht nicht darauf (aber von meiner getrimmten Schambehaarung ist er entzückt, wir sind beide keine Freunde von Intimrasur).
"War ich der Erste?"
"Nein, da hat sich schon vorher jemand reingezwängt."
Gefühlt eine Stunde später und wir schlafen armumschlungen ein (ich mußte noch was nachwerfen, damit ich das auch kann). In Gedanken verarbeite ich die Information, daß er noch bis vor einigen Tagen mit einer anderen Frau zusammen war, die Details der Beziehung oder Trennung erfahre ich nicht, das ist mir auch nicht so wichtig - ich drehe mich eher um mich selbst und daß ich schon wieder mit jemanden die Nacht verbringe. Ich bin wie Hunde und Katzen, jeder darf mich streicheln. (Ende Teil 1/2)
[04.11.19 / 18:31] ✎ Shoe Unboxing - Made in ? Nach Recherche in der Datenbank für Registered Trademarks, eine Eigenmarke eines deutschen Schuhgroßhändlers mit Lieferung an diverse Onlineshops und Schuhläden in ganz Deutschland. Im Idealfall wurde der Schuh auch in Europa hergestellt (wie der italienische Name vermuten läßt). Die schwarzen 3/4-Stiefeletten aus Glattleder mit Maserung füllen die Lücke zwischen meinem Paar hohe Stiefel aus Velourleder und meinen ganzen anderen Stiefeletten.
[31.10.19 / 22:08] ✎ Die alljährliche Halloween-Party zu Leipzig - ich probiere den Abend ein paar Kombinationen aus meinem Kleiderschrank an, das karierte Wollröckchen mit beigefarbenen Cardigan? Zusammen mit den schweren Schnürstiefeln und meine Brille? Oder doch lieber "Rocky-Horror-Picture-Style-mäßig"? Ich wähle letzteres ... meine enge schwarze Kunstlederleggings zusammen mit dem schwarzen, tunikalangen Häkeltop - mit viel Blick auf meinen sündhaft teuren BH mit schwarz-weiß-grünem Blumenmuster (Slip entsprechend, aber den sieht ja keiner). Silberschmuck, der Spinnen-Anhänger (passend für diese spezielle, gruselige Nacht), die Ohrhänger und der Ring der letzten Wochenenden. Pikes-Stiefeletten, Kapuzenpullover, Lederjacke, dick aufgetragener, schwarzer Lidstrich und Mascara - und ich bin bereit für die Nacht. Gegen 22 Uhr verlasse ich meine Wohnung und fahre durch den tiefsten Nebel in Richtung Innenstadt (kurzer Stop am Geldautomaten am Hauptbahnhof) und weiter in meinen Lieblings-Anarcho-Club in Plagwitz ... die Adresse der Halloween-Party wird geheim gehalten - aber in dem Club war sie die letzten Jahre auch, so auch diesmal. Die Stimme der Navigationssoftware leitet mich durch den Nebel: "Straight ahead for one kilometer."
Eine dreiviertel Stunde später, ich parke mein Auto wie gewohnt in der Seitenstraße und laufe die bestimmt finsterste Gasse von ganz Leipzig zum Eingang des Clubs, die Musik höre ich schon ein paar Meter entfernt - ich bin richtig. Eintritt an der Abendkasse, Flyer einsammeln, Clubrunde, Himbeerbrause an der Bar. Eine Garderobe gibt es hier nicht, ich lasse meine Jacke und den Pullover noch an - die Besonderheit dieses Clubs liegt in dem riesigen, befeuerten Ofen neben der Tanzfläche. Mit Zunahme der Besucher steigt auch die Temperatur in dem Club, die Tanzfläche unten und die zweite oben.
Die ersten Besucher sind szenetypisch gekleidet: Gothic, Batcave, Post Punk, Deathrock. Beide Tanzflächen haben noch einmal die Dekoration von dem Festival Pfingsten ein halbes Jahr zuvor. Auf der Tanzfläche oben läuft Minimal, Wave, Elektronisches, altes und neues, ich tanze ein paar Titel am Anfang - aber mich zieht es immer wieder die Treppe runter zu der anderen Tanzfläche ... Punk? Horror Punk? Vielleicht sogar Deathrock? Innerhalb kürzester Zeit wird fast die Hälfte der Buttons an meiner Punkerkutte abgedeckt. Ich tanze, singe die Texte mit, stehe manchmal am Rand, hole ein, zwei Getränke an der Bar, drehe ein paar Clubrunden (keine bekannten Gesichter) - es wird richtig voll.
Meinen Kapuzenpullover habe ich schon längst in meiner Handtasche eingerollt, die Lederjacke liegt spätestens gegen 2 oder 3 Uhr nachts neben meiner Handtasche irgendwo in der Ecke in der Nähe der Tanzfläche ... ich tanze allein in meinem sexy Lingerie-Outfit. Zweimal verbrenne ich meinen linken Arm in der Menge an einer Zigarette, zwei- oder dreimal tritt mir jemand auf die Füße - alle entschuldigen sich, sind super nett ... also an Kontaktgelegenheiten mangelt es mir nicht. Zwei Frauen tanzen kurz mit mir ... ich hatte schon den Gedanken, diese Nacht mal ein Gespräch anzufangen: Na Kleine, magst du nachher noch einen Kaffee mit mir trinken gehen? Natürlich entkoffeiniert? Aber in der Situation, wo wirklich mal eine Frau mich ansieht (oder sogar anspricht!) bin ich so perplex und weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll (aber ich hatte doch bis hierhin nur was mit Männern). So schnell diese Situationen für einen Moment entstehen, so schnell sind sie auch wieder vorbei - und ich tanze weiter (keine Halloween-Party ohne DEVO).
Irgendwann so nach ... 4:30 Uhr, mir ist gar nicht bewußt, daß es schon so spät geworden ist. Ich merke es vielleicht daran, daß ich mich nur noch auf die Tanzfläche schleppe, wahlweise die im Obergeschoß oder die untere (auf beiden werden ein paar Minimal Wave Songs gespielt) ... ich schwanke aber nur noch hin und her. Als ich den Blick auf die Uhr auf meinem Telefon in meiner Handtasche riskiere und so leicht wahrnehme, daß es nicht mehr ganz so voll in dem Club ist, beschließe ich auch zu gehen. Ich reiße mich von dem letzten angespielten Titel los (einer meiner Lieblingssongs, rares 80er-Underground-Material), ziehe wieder meinen Kapuzenpullover und meine Lederjacke über und laufe in die eiskalte, sternenklare und doch neblige Nacht durch den Ausgang nach draußen. An meinem Auto ist jetzt weniger angefrorener Nebeldunst auf dem Verdeck wie noch einige Stunden zuvor vor der Hinfahrt (es muß kalt sein). Durch die Straßen von Leipzig wieder zurück zu meiner Wohnung.
Mein optimaler Parkplatz vor dem Weg zum Hauseingang ist zwischenzeitlich natürlich wieder belegt, ich zwänge mich in Millimeterarbeit in eine viel zu enge Parklücke ein paar 50 Meter weiter - mit "Kontakt" (wie ich das immer mache). 10 Zentimeter hinten, 40 Zentimeter vorne (bevor das einer mitkriegt, bin ich den Sonntag Mittag schon wieder weg ... keine Kratzer oder Beulen).
Vor dem Badezimmerspiegel das Augen-Make-up entfernen (das letzte Kosmetiktuch in der Packung nochmal anfeuchten), die schwarzen Sachen über einen Kleiderbügel hängen, bzw. auf meinem Sofa ablegen - das kommt jetzt alles in die Wäsche, es war ein Raucherklub. Die Haare feucht durchkämmen, bis das verbliebene Chanel-Parfüm den restlichen Nikotingeruch überdeckt und anschließend ins Bett fallen. Ich bin so kaputt vom vielen Tanzen, daß ich sofort einschlafe. Gedankenspiele - was wäre, wenn ich nicht doch die Nacht eine Frau kennengelernt hätte, mit Überraschungen: Oh ... das ist gar kein Push-up-BH und ... oh, ich sehe ja untenrum aus wie du! - verschwinden wieder in wenigen Sekunden.
Sonntag Vormittag, 10:15 Uhr (ich sollte mein Telefon nicht neben dem Bett liegen lassen) ... wenn ich um 5:30 Uhr ins Bett gefallen bin, waren das nicht mal fünf Stunden Schlaf. Ich habe die Tablette irgendwann nach Mitternacht in dem Club eingeworfen, das über meine Dachgeschoßfenster einfallende Sonnenlicht mit dem strahlend blauen Himmel wirft mich aus meinem Bett. Kopfschmerzen noch den ganzen Tag - aber ich muß raus und alles für meinen bevorstehenden Wochenendtrip nach Erfurt zusammenpacken und vorbereiten. Das schwarze Wollkleid (das ich schon letztes Jahr in Hamburg anhatte) und die Doc Martens, für die ich mich die letzte Nacht nicht entschieden habe - und meinen Kajal wiederfinden (er war ganz unten in meiner Waschtasche). Mal sehen, wie das kommende Wochenende wird, ich fahre da nur zum Einkaufen hin ... Schuhe.
[27.10.19 / 21:21] ✎ Noch ein Sonnabend Abend ... derselbe Club, dasselbe Outfit - wo ist eigentlich mein Kajal? (In meiner Erstwohnung liegen gelassen, etwas schwarzer Mascara am Lidstrichpinsel funktioniert auch.) Den Abend sind zwei Konzerte in Leipzig, ich habe keine Eintrittskarte aus dem Vorverkauf - ich versuche es einfach so, je nachdem, wo ich noch reinkomme. Über das Internet erfahre ich, daß das eine größere Konzert mit drei Bands in Connewitz schon ausverkauft ist - den Weg dahin kann ich mir also sparen - ich probiere es bei dem kleinen Konzert südlich der Innenstadt. Eine kleine Bar, Einlaß ist 18 Uhr, Konzertbeginn gegen 19 Uhr.
Als ich mit der Straßenbahn die Gegend erreiche und die Straße mit der Bar gefunden habe, sehe ich, daß nicht so viele schwarz gekleidete Besucher gekommen sind. Meine Befürchtung, daß ich diesen Abend nirgendwo reingelassen werde, war also unbegründet. Eine gepflegte Weinstube (und andere Spirituosen) und ein kleiner Keller. Ein Künstler diesen Abend an seinem Synthesizer-Tisch. Noch eine Cola an der Theke und der kleine (Wein-)Keller füllt sich mit einer handvoll Menschen, die ersten Töne werden angeschlagen.
Ich stehe in zweiter Reihe und beobachte das beginnende Konzert sehr genau, die Handgriffe des Musikers an seinen Geräten, das Mischpult mit dem Echoeffekt (wahrscheinlich), die in einer kurzen Sequenz am Synthesizer gespielten Noten, seine Bewegungen ... nicht wenige Stunden zuvor, bis 1 Uhr nachts, stand ich genauso vor meinem Synthesizer-Tisch und habe die "Killer-Bassline" für meinen neuen Song eingespielt. Sein Set geht schon in Richtung EBM, mein Set ist ein obskurer Hi-NRG-EBM-Italo-Disco-Mischmasch ("Straight to the floor" für die Tanzfläche produziert). Drei Zugaben von ihm und seine Performance ist gegen 20 Uhr schon wieder zu Ende.
Der Club in der Nähe mit der ursprünglich als Doppelveranstaltung geplanten Aftershow-Party macht erst um 22 Uhr auf. Ich muß die Zeit bis dahin überbrücken. Die erste Stunde sitze ich in einer Pizzeria um die Ecke, die zweite Stunde bin ich wieder in der Bar, bestelle eine zweite Cola, tanze einen Titel im zur Disko umfunktionierten Keller und laufe dann anschließend zu dem größeren Club ein paar Straßenzüge weiter, der vom letzten Wochenende. 22 Uhr und ein paar wenige Minuten - ich bin überpünktlich am Einlaß ... wieder freier Eintritt bis 23 Uhr oder Mitternacht (oder die Kasse war noch gar nicht besetzt, ich laufe einfach durch).
Das Licht in der oberen Bar wird erst gedimmt, als ich meine erste Flasche Wasser für den einen "Garderoben-Euro" bestelle, ich bin wirklich der erste Gast und darf die saubere Toilette als erste benutzen: Juhu! Erstbenutzung! Dafür, daß diese Nacht die Bar oben geöffnet ist, wird die zweite Tanzfläche unten im Keller und die andere kleine Bar gesperrt. Nur die große Tanzfläche ist eröffnet. Ich mache es mir auf dem schwarzen Ledersofa bequem ... mich entspannt durch die Plattensammlung hören. Diese Nacht wird von den DJs nur Vinyl aufgelegt.
Es dauert eine Weile, bis die ersten anderen Gäste kommen und mich aus meinem psychedelischen Trip reißen, wie ich auf dem Sofa liegend den Schein der Lichtampel mit dem Stroboeffekt durch den aufsteigenden Nebel beobachte, bei hypnotischen Beats. Nach und nach kommen weitere Gäste dazu, nicht viele, aber für die Tanzfläche mehr als letztes Wochenende. Ich raffe mich von dem Sofa auf und fange an, die ersten Titel zu tanzen ... Cold Wave, Post Punk - was die Plattensammlung so hergibt.
1:30 Uhr, eine zweite Flasche Koffein- und alkoholfreie Brause ... wie lange ich wohl noch bleibe? Diese Nacht ist die Zeitumstellung von Sommer auf Winter, ich könnte eine Stunde mehr tanzen - oder gehen und eine Stunde mehr schlafen. Tatsächlich bin ich den ganzen Abend schon etwas müde. Die nächsten Titel auf der Tanzfläche wechsele ich mich ab mit tanzen, am Rand stehen, auf meinem Barhocker sitzen ... der Typ da drüben hat sich wirklich eine hübsche Freundin geangelt, so lang waren meine Haare (fast) auch mal.
"2:35 Uhr", Blick auf die Zeitanzeige auf meinem Telefon ... wenig später, ich krame erneut in meiner Handtasche, "2:05 Uhr". OK ... von den nicht allzu vielen Gästen ist die Hälfte schon wieder weg, ich hole meine Jacke und meinen Kapuzenpullover an der Garderobe/Bar ab und beschließe auch zu gehen. Den Abend zuvor in der Bar hatte ich noch überlegt, ob ich mit der Straßenbahn kurz zurück zu meiner Wohnung fahre und mein Auto hole - ich wollte aber den perfekten Parkplatz vor dem Mietshaus nicht aufgeben - also muß ich diese Nacht eben mit Bus, Straßenbahn, oder Taxi zurückfinden.
Eine Straßenbahn fährt nicht um diese Zeit, der Nachtbus ist in dem "Bermudadreieck" der doppelten Stunde auf mysteriöserweise verschollen - ich laufe den Weg zu Fuß durch die Nacht in Richtung Hauptbahnhof. Vorbei an den Arkaden im Innenstadtzentrum (genau denselben Weg bin ich vor exakt 15 Jahren schon gelaufen, meine "erste" Nacht als Frau draußen in Leipzig, mit Ausgehen in einen Club), vorbei an der Oper. Hier stehen zwar auch viele Taxis, aber die werden von Gästen in prunkvollen Abendkleidern belagert (Leipziger Opernball?). Weiter zum Hauptbahnhof ... mysteriöse Angaben an der Anzeigetafel, der Nachtbus steht zur Abfahrt bereit - aber weit und breit ist kein Bus zu sehen, der nächste fährt erst in zweieinhalb Stunden. Mit einem wartenden Taxi innerhalb weniger Minuten zurück zu meiner Wohnung ... Fahrpreis 10 Euro, das wäre auch etwa der Betrag, den ich an der Abendkasse vor dem Club gespart hätte.
Kurz nach 3 Uhr nochwas, wieder zurück in meiner Wohnung, das Übliche ... vor dem Badezimmerspiegel Make-up entfernen, mein schwarzes Spitzenkleid an den Schrank hängen, meine Stiefel beiseite räumen, ins Bett fallen. Gedanken ... hätte ich meinem - jetzt wirklich - Ex-Freund eine Nachricht schreiben können? (Weil ich mich einsam fühle?) Er hätte die Nacht nicht darauf geantwortet, höchstens vielleicht ein "Hi are you at your flat?" den Sonntag Mittag - und dann wäre er wieder sturzbetrunken aufgetaucht, hätte mich in mein Bett gezerrt für einen Blow Job, und wäre danach wieder verschwunden. Ich bin und war für ihn nicht mehr als ein immer sofort verfügbarer Porno.
Mit Tabletten acht Stunden schlafen und das Gedankenkarussell dreht sich den Sonntag Mittag weiter ... dieser heftige Schlag gegen meine Wohnungstür, die (mittlerweile reparierte) Haustür hatte er mit brutaler Gewalt aufgebrochen, hat sich dagegen geworfen und das gleiche auch mit meiner Wohnungstür versucht ... aber die war zu schwer. Dieses Aggressionspotential, hätte ich ihm die Tür geöffnet, hätte er es geschafft - ich bin mir sicher, ich hätte noch mehr von seiner Gewalt abbekommen. Er muß auf Drogen gewesen sein, nur so kann ich mir das erklären.
Keine weiteren Nachrichten von ihm, kein "Sorry", kein: Tut mir leid, ich mach das alles wieder gut, aber ich liebe dich doch! Nichts. Er wird sich auch an nichts erinnern können. Ich bin nur Porno. (Ein zwiespältiges Gefühl, zwischen Angst vor ihm und ihn vermissen.)
12 oder 13 Wochen, 3 Monate später und die Bilder, das Geschehene, gehen mir immer noch nicht aus dem Kopf.
[20.10.19 / 23:54] ✎ Sonnabend Abend, Einlaß in dem Club östlich der Innenstadt ist erst ab 22 oder 23 Uhr - Zeit genug, mich in meiner Wohnung vor dem Badezimmerspiegel vorzubereiten. Das schwarze Augen-Make-up sitzt mit ein paar Handbewegungen, zwei Sprühstoße Chanel kopfüber auf den Nacken und den frisch gekämmten Haaren. Das Outfit für die Nacht in der Gothic-Disko ist schon tagelang in Gedanken vorgeplant - mein schwarzes Spitzenkleid aus Wien und meine "Missy-aus-Doctor-Who-Stiefeletten". Silberschmuck? Mein Nietengürtel? Der metallisch glänzende, orientalische Münzgürtel? Ich probiere meine Kombinationen vor dem Ankleidespiegel neben meinem großen Kleiderschrank an. Der orientalische Gürtel sieht zwar bezaubernd aus, aber mit dem Spitzenbesatz an meinem Kleid ist das eine unglückliche Wahl ... der Gürtel bleibt ständig hängen und hakt irgendwo. Also doch mein Nietengürtel - ich brauche etwas, was auf der Tanzfläche funkelt. Die Silberkette lasse ich dieses Mal zu Hause und nehme dafür mein Ganesha-Anhänger (den ich mir auf Ibiza gekauft habe) an einer schwarzen Schnur. Einzig die silbernen Ohrhänger und der Ring aus Goa mit den grünen Steinen bilden den obligatorischen Gothic-Silberschmuck. Fertig angezogen mit Punkerkutte und Kapuzenpullover die paar Schritte draußen zu Fuß zu meinem geparkten Auto und weiter durch die Dunkelheit des Abends zu dem Club im Zentrum von Leipzig.
Ich parke mein Auto wie gewohnt in der Seitenstraße ... fast. Ich irre mich um ein paar hundert Meter und laufe erst in die falsche Richtung auf der Suche nach dem Club. Ein "Hallo" als ich um die Ecke gehe. Erst nach ein paar Schritten bleibe ich stehen und drehe mich um ... "Hallo?" Wer ist das, will er etwas von mir? Die Straßenlaternen sind gefühlt weit weg, sein dunkles Gesicht mit seiner dunklen Haut ist kaum zu erkennen - ein Afrikaner. Er versucht es auf Französisch, ich mit Englisch und Deutsch - er möchte meine Telefonnummer. Ich geb' doch nicht jedem Fremden auf der Straße meine Nummer! Er holt sein Telefon aus seiner Tasche, wechselt die Hände - mit den er gleichzeitig ein Hähnchenschenkel ißt ... es gleitet ihm unglücklich aus seinen Fingern und fällt runter. "Kaputt!" Das Wort, das wir beide sprechen und verstehen (das Display hat jetzt einen Knacks). Er findet mich sehr schön und versucht mich im Gesicht anzufassen - dieselbe Hand, mit der er auch den Hähnchenschenkel gehalten hat? "Bitte nicht anfassen!" Bestimmt und freundlich weise ich ihn zurück. "Ich muß dann mal jetzt weitergehen." Schnellen Schrittes entferne ich mich von ihm (und stelle jetzt erst fest, daß ich eigentlich in die falsche Richtung laufe). Es wird der einzige Mensch bleiben, mit dem ich diese Nacht eine kurze Kontaktaufnahme habe (irgendwie tut er mir ja doch schon leid, mit seinem jetzt kaputten Smartphone).
Weiter zum Eingang des Clubs (ich habe die richtige Straße in der Dunkelheit gefunden). Keine Ahnung, wie spät es ist, aber der Türsteher läßt mich ohne etwas zu zahlen rein: "Freier Eintritt bis 23 Uhr." (Schön für mich, Geld gespart.) Meine Jacke und meinen Kapuzenpullover unten an der Garderobe abgeben und ich erkunde den Club. Die Bar oben bleibt für die ganze Nacht gesperrt, nur die zwei Tanzflächen und die beiden Bars unten im Kellergewölbe sind diese Nacht offen. Ein Getränk an der Bar und ich mache es mir auf einem Barhocker in dem Raum mit der großen Tanzfläche bequem. Ich bin nur für den DJ gekommen, der für diese Nacht gebucht ist - und von dem ich weiß, daß er sehr interessante Sachen auflegt. Leider bleibt die große Tanzfläche in dem großen Keller eher dürftig besucht ... nicht viel los, diese Nacht.
Auf der anderen kleinen Tanzfläche in dem anderen Kellerraum - eine Ü40-Party? Gothic-Musik aus den 90ern? Die fand ich damals schon Scheiße. (Nach den "Sisters" und den "Fields" kam nichts mehr.) Ich bin nur hier, weil die Bar besser beleuchtet ist und ich immer mit dem Finger auf den Eisschrank zeigen kann: "Da, die eine Flasche da oben, mit dem Wasser." (Kein Koffein nach Mitternacht.) Zurück auf der großen Tanzfläche, viel Platz zum Tanzen.
2:30 Uhr, es wird kühl auf der Tanzfläche ... ungewohnt, ich hole meine Lederjacke aus der Garderobe ab und stopfe meinen Kapuzenpullover in meine Handtasche. Zusammen mit der Lederjacke und den Buttons gebe ich ein viel stimmigeres Bild ab, um vereinzelt zu ein paar Gothic- und Post-Punk-Songs zu tanzen ... immer im Wechsel mit am Rand der Tanzfläche stehen und auf "den einen" Song zu warten (aber eigentlich hat der DJ keine Ausfälle, seine Playlist ist makellos). Ich werde gelasert ... am Rande stehend, beobachte ich die tanzenden, roten Laserpunkte auf der Tanzfläche und dem sporadisch eingesprühten Nebel. Mehr passiert auch nicht ... einfach nur (ungestört) gute Musik hören.
Gegen 3:30 Uhr - ich hatte mich schon auf das schwarze Ledersofa niedergelassen, als ich beschließe, noch die letzten Titel zu tanzen und danach zu gehen. Wirklich voll ist es die ganze Nacht nicht geworden, ich wurde auch von niemandem angequatscht - genauso, wie auch all die ganzen Diskonächte passiert sind, als ich noch (mehr oder weniger) als Mann unterwegs war. Nur als Frau ergaben sich ab und zu ein paar Kontaktgelegenheiten. Habe ich momentan wieder einen zu hohen Testosteronspiegel? (Doppelt so hoch wie meine weiblichen Hormone?) Sehe ich wieder aus, wie ein Mann? Im Kleid? In den letzten Wochen hatte ich immer wieder die Befürchtung, daß meine ganze Wandlung wieder rückwärts in die andere Richtung geht. Etwa eine Stunde später bin ich wieder zurück in meiner Wohnung, bevor ich vor dem Badezimmerspiegel mein Make-up entferne, werfe ich ein paar kritische Blicke in den Spiegel ... und sehe nur eine attraktive Frau.
5 Uhr nochwas, zurück ins Bett, ein paar Stunden bis zum Sonntag schlafen ... mit Tabletten. Ich muß unbedingt wieder runterkommen von meiner doppelten Dosis die letzten Tage. Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht - aus nicht näher genannten Gründen hatte ich die Angst, das meinem On-Off-Ex-Freund etwas zugestoßen sein könnte. "Are you still alive?" Meine Nachricht an ihn. Ich habe es provoziert ... seine Antwort, vor der ich mich schon die letzten zwei Monate fürchte: "Are you in Leipzig?" Ist die Nutte wieder verfügbar? In ihrer Bordellwohnung? Klar, die hat irgendwie einen Schaden - einfach fest zupacken und ordentlich durchvögeln, ob sie will oder nicht - scheißegal! Würde er nicht exakt genauso abwertend handeln, würde ich an mir zweifeln. Liebster, du bist bis an den einen Punkt im tiefsten Inneren meiner Seele gelangt, hast mit brutaler Gewalt alle Grenzen und Barrieren durchbrochen ... hast dich gegen meinen Willen körperlich in mich hineingezwängt, hast diesen einen Punkt berührt, den du niemals hättest treffen dürfen - den kein Mensch jemals hätte berühren dürfen! Diese eine Barriere, den intimsten Kern meiner Seele ... unausprechbar, nicht in Worte zu fassen. Du hast mich - mit deinem Akt der Vergewaltigung - daran zweifeln lassen, ob ich noch ... oder jemals wieder, eine Frau sein kann ... oder sein will. Ohne Psychopharmaka ist das kaum auszuhalten.
Sonntag Mittag, eine Dusche, ein paar schwarze Klamotten, ein Frühstück außer Haus - Kaffee und Croissants bei dem Konditor um die Ecke - und weiter mit der Straßenbahn in den Süden von Leipzig, nach Connewitz. Ein großer Musik- und Trödelmarkt. Ich weiß nicht, was mich dort erwarten wird - Musikinstrumente? (Brauche ich wirklich noch ein paar Bühnenmonitore für mein Heimstudio?) Ich packe nur meinen schwarzen Stoffbeutel in meine Handtasche - für Schallplatten. Als ich den kleinen Markt in der großen Halle des Werk 2 am Connewitzer Kreuz betrete, wird mir sehr schnell klar - das ist eigentlich auch nur eine reine Schallplatten- und CD-Börse ... mehr wollte ich auch gar nicht vorfinden. Ich stürze mich voller Vorfreude auf die ganzen Kisten mit den Musikalben, Singles und Maxis, arbeite mich systematisch im Uhrzeigersinn durch die ganzen Stände der Händler. Die CDs lasse ich unbeachtet, ich habe es nur auf die Schallplatten abgesehen. Punk, Wave, Achtziger ... hier zwei Schallplatten in meinen Beutel, und dort ziehe ich ein paar (ramponierte) Singles raus, schiebe sie aber wieder zurück: So toll fand ich die Band jetzt auch nicht. Bis zu dem letzten Stand des letzten Händlers wieder zurück in der Nähe des Ausgangs ... ich ziehe immer wieder ein paar obskure Raritäten aus den Plattenkisten: "Hi-NRG! ... Italo Disco! ... Wow!" Ich zähle mein Geld, die letzten Münzen, krame das Portemonnaie aus meiner Handtasche - es reicht bei weitem nicht! In eiligen Schritten laufe ich raus aus der Halle zu der Bank mit dem Geldautomaten in der Nähe und komme mit einem Bündel Scheine wieder zurück. Wahnsinnige zehn Schallplatten wechseln den Besitzer. Zusätzlich zu den anderen zwei von dem anderen Händler, habe ich meine Plattensammlung damit auf einen Schlag verdoppelt, wen nicht sogar verdreifacht! Zufrieden sitze ich danach den Nachmittag in der Straßenbahn und bringe meine Ausbeute zurück in meine Wohnung ... Noch ein paar Singles und 12"-Maxis mehr und ich könnte schon mein erstes Vinyl-Set auflegen! (All die Sachen, die ich als MP3-DJ viele Jahre zuvor nur mühsam aus dubiosen Sharehostern zusammenklauben mußte ... falls mal jemand seine Raritätensammlung digitalisiert in irgendeinem Blog irgendwo zur Verfügung gestellt hatte.)
Später den Nachmittag und den frühen Abend wieder zurück in der Innenstadt von Leipzig. Die Temperaturen an diesem Oktobertag sind sprunghaft ins Sommerliche angestiegen, ein blauer Himmel - Assoziation: Ich muß ein Eis essen! Der Eisverkauf an einem der beiden italienischen Restaurants in der Fußgängerzone hat sich schon vom Straßenverkauf in das Lokal verschoben ... wer rechnet schon damit, daß es den einen Sonntag noch mal so warm sein könnte. Viele Touristen und Besuchergruppen durchziehen die Leipziger Innenstadt, ich bin mit meiner Kugel Stracciatella-Eis in der Waffel auf der Suche nach dem Abendessen für diesen Tag - Italienisch? Indisch? Es gibt da noch dieses eine indische Restaurant etwas abseits der Menschenströme, in dem ich noch nie gegessen habe ... mal antesten.
Wie immer, ein Tisch für eine Person in dem Restaurant, der Kellner zeigt mir ein paar freie Tische, ich wähle den in der Ecke. Menükarte lesen ... Biryani und Ruti-Brot. "Kann ich davor noch einen Chai bestellen?" Der Kellner bringt mir den Gewürztee und wenig später das Essen. Er erkundet sich immer wieder, ob alles zu meiner Zufriedenheit ist ... er muß das tun, ich könnte sonst das gesamte Restaurant "verfluchen". (Ich mag meine Macht als "Hijara".) Ich bin wohlwollend und das Essen ist wirklich gut, selbst an dem Chai gab es nichts auszusetzen. Ich gebe noch etwas mehr Trinkgeld und verlasse hinterher den frühen Abend das Restaurant, auf dem Weg zurück zu meinem Auto in dem Parkhaus am Hauptbahnhof. Zurück auf der Autobahn zu meiner Erstwohnung - in der mein Plattenspieler steht (ich habe noch eine Menge Neugekauftes durchzuhören).
[13.10.19 / 18:34] ✎ Da sind Regentropfen auf meinem Visier ... fängt es die letzten paar Kilometer auf meiner Saisonabschlußfahrt tatsächlich noch an, zu regnen. Ich habe es geschafft - die 1000 Kilometer in einer Motorradsaison! (Für mich ist das sehr viel.) Ein paar Bikertreffen das Frühjahr und den Sommer, eine Harztour (die letzten Wochen) - erledigt. Motorrad abgestellt, abgetrocknet und vollgetankt - auch erledigt (die Kette kommt erst das Frühjahr dran). Bleibt nur weiterhin ein unerfüllter Punkt auf meiner Wunschliste ... endlich mal mit dem Motorrad ans Meer fahren. Das habe ich schon die letzten zehn Jahre vor - und bin auch dieses Jahr nicht dazu gekommen. Aber ganz bestimmt nächstes Jahr! (Irgendwann...)
[10.10.19 / 13:46] ✎ IPL-Nachbehandlung #7 (#24) - Nach einer frischen Grippeschutzimpfung wird (aus Sicherheitsgründen) nicht behandelt? Terminverschiebung um zwei Wochen, Anfahrt umsonst (und die paar Minuten auf dem Parkticket reichen nicht, um schnell noch shoppen zu gehen).
[07.10.19 / 19:51] ✎ Sonnabend Mittag, Frühstück, Kaffeesatzlesen - die eine Seite der Tasse zeigt Emotionen, Empörung und Gewalt, ich bin nicht direkt betroffen - die andere Seite, ein Känguru ... und ein Wolf? Der Wolf ist nicht per se böse, er bewacht das Känguru, verteidigt es, es ist seine Beute. Bin ich das Känguru? Bin ich der Wolf? Es sind beides Aspekte meiner Persönlichkeit. (Kaffeesatzlesen ist psychologisch sehr interessant, so wie die Bilder vom Rorschachtest.)
Später den Abend, ich mache mich ausgehfertig, die Sachen vom Donnerstag liegen verstreut in meiner Wohnung, die Leggings mit dem Minirock hängt über dem Bistrostuhl neben dem Sofa, das Top hängt über einen Bügel am Kleiderschrank. Einziger Unterschied zu Donnerstag Abend - ich habe mehr Zeit für das Make-up und den Mascara vor dem Badezimmerspiegel. Ich kombiniere den Silberschmuck mit meinen Ohrhängern. Mit dem Auto danach in die Innenstadt, etwas Essen (das japanische Nudelrestaurant, und noch den einen Euro mehr an Trinkgeld zahlen, bei dem ich mich das letzte Mal verrechnet hatte.)
23 Uhr, ich parke mein Auto vor dem Club im Süden von Leipzig, die 80er-Jahre-Party für diese Nacht geht nahtlos von einer privaten Geburtstagsfeier in diese über ... ich habe es mehr auf den kleinen, zweiten Underground-Floor abgesehen. Meinen schwarzen Kapuzenpullover und meine Lederjacke an der Garderobe abgeben, an der Bar eine Flasche Cola zum Trinken bestellen und ich habe die große (kleine) Tanzfläche für mich alleine ... meine Bewegungen unter der Discokugel zu New Romantic.
Es wird voll, so zwischen 1 und 2 Uhr die Nacht gibt es kaum mehr Platz für mich zum Tanzen, ich pendele zwischen den beiden Kellerräumen hin und her. Auf der zweiten kleinen Tanzfläche werde ich von einem Gast angesprochen - bei der Lautstärke verstehe ich aber kaum ein Wort, wir ziehen uns auf die Nebenräume und in die Nähe der Bar zurück. Er bestellt mir was zum Trinken, ich erfahre, daß er aus Malta kommt ... gemischte Familiengeschichte, sein Vater stammt ursprünglich aus dem Senegal (Malta ist kulturell sehr interessant, halb sizilianisch, halb arabisch, und englisch). Ich erzähle ihm, was ich so mache, mein Webdesign-Projekt, meine Musik, Wave und Italo (für genau die ich diese Nacht in dem Club bin). Ich will tanzen ... Laß uns in Richtung der zweiten Tanzfläche gehen!
Die zweite kleine Tanzfläche ... ich weiß, daß der DJ immer gegen drei Uhr nachts ein kleines Italo-Set auflegt - auch diese Nacht. Die Tanzfläche ist voll, gefühlt 35 Grad, die Luft läßt sich in dem Nebel und Laserschein (nur ein normales, blaues Licht) zerschneiden. Ich traue mich nicht hinein und tanze meine Bewegungen im Vorraum - mit viel mehr Platz. Nach wenigen Titeln bin ich auch da schon kaputt und muß mich hinsetzen, ich erzähle meiner neuen Bekanntschaft von meiner alten DJ-Tätigkeit und erkläre ihm, wie die Dance-Tracks aufgebaut sind, die 12"-Vinyl-Singles: "Warte... Moment... Jetzt! Das ist die Bridge!" Der DJ fügt in den mir bestens bekannten Italo-Disco-Song nahtlos die nächste Single zum Tanzen ein.
Wir unterhalten uns noch weiter über Musik (meine Lieblingsband ist auch seine Lieblingsband), ich bestelle mir noch ein Glas Wasser an der Bar ... kippe es runter und verschwinde kurz auf die Damentoilette, mich frisch machen - 4 Uhr. Wollen wir nicht gehen? "Wie lange möchtest du noch bleiben?" Ich hole meine Lederjacke und meinen schwarzen Kapuzenpullover an der Garderobe ab.
Auf dem Weg nach draußen verliere ich ihn kurz aus den Augen, suche noch einmal im Inneren des Clubs nach ihm, stehe wieder wartend draußen in der frischen Kälte (es ist sternenklar) als ich ihn wieder treffe ... nochmal Glück gehabt. Vielleicht geht ja noch etwas diese Nacht ... ich habe extra das Gleitgel in meiner Handtasche mit eingepackt. Wir gehen zu meinem geparkten Auto.
"Hast du vielleicht Lust, die Nacht noch etwas zu machen?" Normalerweise werde ich das immer gefragt, diesmal ergreife ich die Initiative.
Er ist sich nicht ganz sicher.
"Ich muß nur noch mein Auto aus dieser winzigen Parklücke bekommen", die Entscheidung Zu mir oder zu dir? fällt auf meine Wohnung, "Steig ruhig ein."
Ich stehe an meiner halbgeöffneten Autotür, er daneben auf der Straße.
"Bist du trans?"
Ich fühle mich für einen kurzen Moment so merkwürdig zurückgesetzt.
"Ja, ich bin trans."
Ein schwieriger Moment, erzähle ich es vorher, oder hinterher, oder lieber gar nicht? Ich war fest entschlossen, es dieses Mal für mich zu behalten. Für ihn ist es jetzt zu spät die Nacht, er ist zu müde, möchte lieber (alleine) nach Hause gehen ... läßt aber die Option offen, auf ein weiteres Treffen mit mir. Nicht jeder Mensch ist so promiskuitiv wie ich und springt gleich beim ersten Treffen mit ins Bett. Wir verabschieden uns, er hat meine Nummer, ich fahre alleine mit meinem Auto zurück zu meiner Wohnung.
Kurz vor 5 Uhr den Sonntag Morgen bin ich da, die Heizung runterdrehen, die Wohnung kühl durchlüften, ins Badezimmer verschwinden, das Make-up entfernen, die Haare durchkämmen, zurück am Bett mich ausziehen und nackt in meinem Kleiderspiegel betrachten: "Aber, aber ich bin doch eine hübsche Frau." Was hat mich verraten? Meine grazilen Bewegungen sind es nicht, die sind durch und durch weiblich, mein femininer Körperbau auch nicht ... die Stimme ist eher wahrscheinlich. Es dauert noch eine ganze Weile (und eine Tablette, wieder nichts mit Absetzen) bis ich nach 6 Uhr den Morgen einschlafe. Erst den frühen Sonntag Nachmittag werde ich wieder aufwachen.
Sonntag Abend in einer Bar irgendwo am Marktplatz in der Leipziger Innenstadt - trinke ich meinen Ipanema (den es dort auch gibt) eben alleine. Mein Telefon liegt ständig bewacht neben mir auf dem Bartisch ... keine konkreten Anfragen oder Treffen mit ihm (vielleicht hat er es sich einfach nochmal anders überlegt, steht ja nicht jeder auf mich). Nummer Fünf für dieses Jahr? (Sollte ich in einem Jahr wirklich mehr Sexpartner haben, als andere in ihrem ganzen Leben? Aber er kommt aus Malta! Irgendwann muß ich doch endlich mal jemanden finden, zu dem ich ins Ausland - speziell ans Mittelmeer - wegziehen kann.) (Ende Teil 2/2)
[07.10.19 / 19:50] ✎ Die Woche im Rückblick: Sonntag Abend kommt mich mein franko-algerischer Freund besuchen, sein Auto parkt in zweiter Reihe, er bleibt nur für eine Dreiviertelstunde ... für Oralsex. Was habe ich falsch gemacht? Warum bin ich wieder nur eine "Nutte" für ihn? Ich kann noch so viel mehr als Sex (Kuchen backen). "Aber du bist gerade erst gekommen?" Wollen wir nicht erst mal ein bißchen reden und zusammensitzen? Nachdem er wieder gegangen ist, probiere ich meine Rotlichtbeleuchtung in meiner Wohnung / Stundenhotel aus ... der schwarze Morgenmantel zum Empfang meiner Gäste an der Wohnungstür hängt auch schon bereit. Gedanken verwerfen.
Montag Nachmittag, eigentlich bin ich nur in der südlichen Innenstadt unterwegs, um eine Eintrittskarte für das Konzert am Donnerstag in Connewitz zu kaufen. Eine große Drogeriekette, an der ich in der Fußgängerzone vorbei gehe, wirbt mit einem großen Verkauf an Schallplatten - jetzt nur diese Woche! Ich gehe neugierig hinein. Die Rolltreppe hoch in der dritten Etage stehen an die zwanzig oder dreißig Kisten mit Vinyl, überwiegend Neupressungen mit 180 Gramm, einige interessierte Käufer durchforsten die Platten, ich auch. "Iggy Pop", "Billy Idol", Oh! "Grateful Dead" im bunten, psychedelischem Cover. Die wahren jahrzehntealten Schätze ziehe ich hier natürlich nicht raus, aber zum Aufstocken einer neuen Sammlung reichen die Neupressungen auch aus. Weiter in den nächsten Plattenladen...
Das Ticket kaufe ich an einer Vorverkaufsstelle, ein paar Hausnummern daneben südlich des Zentrums von Leipzig befindet sich ein Musikgeschäft. Ich blättere wieder in den Plattenkisten, durchsuche die ganzen 12" Singles für DJs ... nichts dabei, was meinem Stil zum Auflegen entspricht (Italo, Wave und Hi-NRG) - so wird das nichts mit meiner neuen DJ-Karriere auf Ibiza. Einzig bei den CDs finde ich ein (gebrauchtes?) Exemplar, alle gesammelten 12" Singles einer französischen Coldwave-Band aus den Achtzigern digitalisiert auf einer Scheibe. Zurück zu meiner Wohnung, schnell noch was am Hauptbahnhof für das Frühstück kaufen, damit ich bis zum nächsten Morgen durchhalten kann (denn eigentlich war ich nur unterwegs, um neben dem Ticket, etwas zum Essen einzukaufen, bei leerem Kühlschrank).
Mittwoch ... ein Rezept nachkochen (ich habe den Dienstag eingekauft): Tomaten würfeln, Knoblauch kleinschneiden, alles mit Olivenöl in einer Schüssel vermengen, arabische Gewürze und Pfeffer dazu, durchrühren und die Schüssel beiseite stellen, alles ziehen lassen. Eine Aubergine halbieren und in Streifen schneiden, auf einem Teller auslegen und salzen, auch beiseite stellen und ziehen lassen. In einem Topf zwei Eier kochen (und die muß man doch anpieksen!), sechs Minuten, bis sie innen fest sind. Eier ungeschält aus dem Topf fischen, beiseite legen. In einer Pfanne Olivenöl erwärmen, die Streifen Aubergine unter klarem Wasser vom Salz befreien, abtupfen (ich quetsche sie einfach mit der Hand aus), in die Pfanne geben und anbraten, Chili mit dazu, bis sie goldbraun und weich sind. Währenddessen den Ofen vorheizen, Weizentortillas, Pita- oder Fladenbrot aufbacken (in meinem Fall Tortillas), Eier schälen und halbieren. Die Auberginenstreifen vom Herd nehmen, zusammen mit den Eiern und dem Tomatensalat aus der Schüssel auf einem Teller anrichten, mit dem aufgebackenen Brot und Hummus servieren. Sabich ... Tel-Aviv-Streetfood.
Donnerstag - das Konzert. Ich bin viel zu spät und halte mich den Abend mit dem Beine rasieren auf, Blick auf die Uhr - nach meiner Zeitplanung 45 Minuten im Verzug. Kein Make-up, kein Mascara, nur schwarzer Kajal, die Sachen liegen griffbereit im Schrank - mein schwarzes Netz-Top zusammen mit dem Nietengürtel, die blickdichte Leggings, der Leder-Mini mit den viktorianischen Stiefeletten. Kapuzenpullover, Lederjacke ... Silberschmuck vergessen, schnell noch die Kette umhängen und raus in die Dunkelheit des Abends zu der Straßenbahnhaltestelle. Die Bahn kommt in einer Minute, der Fahrkartenautomat wird von ortsfremden Menschen belagert - keine Zeit! Jede Minute zählt! (Die nächste Bahn kommt erst wieder in 15 Minuten.) Ich fahre (wie so oft) schwarz.
Umsteigen am Hauptbahnhof, am Connewitzer Kreuz auf den Bus die nächsten zwei Haltestellen warten (jetzt habe ich eine Fahrkarte) und weiter zu Fuß (aus dem Bus) rüber zu dem Konzertgelände - kurz nach 21 Uhr, ich betrete die kleine Halle, die Solokünstlerin an ihrem Synthesizer-Tisch als Vorband spielt bereits ihren ersten Titel. Ein Getränk an der Bar holen und ich bin angekommen.
Viele Gäste in schwarzen Sachen, meine Szene. Die Hauptband des Abends kenne ich nur aus ihren Internetvideos, ein Konzert von denen mal zu sehen, liegt schon länger auf meinem imaginären To-Do-Stapel. Die Band, die zwei Musiker aus Los Angeles nehmen sich in der Umbaupause sehr viel Zeit, lassen das Publikum warten, einen Kult um sie aufbauen ... Voll die Divas! Schnell noch den Kajal hinter der Bühne nachziehen. Dann betreten sie die Bühne ... ihre Erscheinung, Präsenz, mystische Aura irgendwo zwischen Liberace und Elvis! Ich tanze jeden Titel mit, den ich schon kenne, meine Bewunderung für die beiden Männer (in ihren Glitzerkostümen). Wenn ich es endlich mal schaffe, meine vierte Single aufzunehmen und mein Album zu vervollständigen und einen einzigen Auftritt zu haben - dann will ich das auch genau so machen! Eine Zugabe und ein ganz klassischer Abgang von der Bühne während die Feedback-Schleife (am Synthesizer!) vor sich hin dröhnt ... "L.A. Deathrock style!" (Kenne ich schon von den anderen Bands dort ... die Helden meiner Jugend, sechs von elf Buttons an meiner Kutte sind aus Kalifornien.)
Auf zum Merchandising-Stand! Die kleine Halle wird sehr schnell leer, nachdem das Konzert gegen Mitternacht zu Ende ist ... werktags, andere Menschen müssen den nächsten Tag zur Arbeit gehen. Ich habe nur noch 20 Euro für das Debut-Album auf Vinyl übrig (die anderen Alben muß ich nachkaufen), sorgsam schiebe ich die Schallplatte in meine große Handtasche, deren Maße exakt passen. Meinen Pullover überziehen, Reißverschluß an meiner Lederjacke zumachen (Buttons verdeckt tragen), weitere Flyer einstecken und zu Fuß zurück zu der Straßenbahnhaltestelle am Connewitzer Kreuz ... es nieselt, der Bus die zwei Haltestellen überholt mich. In der Straßenbahn an der Haltestelle investiere ich meine letzten paar Münzen in eine Fahrkarte und bin kurz vor 0:45 Uhr mit der letzten Linie wieder zurück in der Gegend um meine Wohnung. Sachen ablegen, schnell ins Bad verschwinden, Kajal aus den Augen waschen, ins Bett fallen und einschlafen.
Freitag, den Auberginen-Tomaten-Nudelauflauf mit Oliven im Backofen mache ich mit einem rohen Ei (alles im Topf durchgerührt und in die Auflaufform gegossen), damit es diesmal besser zusammenhält (nach 25-30 Minuten Backzeit). Ansonsten passiert den Tag nicht viel, bei einer Tasse Tee den Nachmittag weiter an meinem Webmail-Projekt arbeiten, das CSS auf HTML5 anpassen. (Ende Teil 1/2)
[29.09.19 / 01:15] ✎ 4 Monate Post-Korrektur-OP - Mit meiner speziellen "Drei-Finger-Technik" (tägliches Dehnen und Einfetten) bin ich bei einer "technischen" Tiefe von bis zu viereinhalb Zentimeter da unten ... die Spitze bzw. Eichel eines Penis könnte vielleicht, unter Umständen, gerade so noch reinpassen. Ich habe immer noch nicht den Termin bei dem anderen Arzt 2021 in München abgesagt - dabei habe ich überhaupt keine Ahnung, wie da jemals mehr Tiefe gezaubert werden könnte. Mein eigenes Hautmaterial ist aufgebraucht, die Leistengegend verschnitten, der Darm unbrauchbar ... ein speziell gezüchtetes Hauttransplantat aus einer Nährlösung? Gib es auf, da ist nichts mehr zu retten. Wenigstens funktioniert meine Klitoris ... und das mit dem Feucht werden.
Vor meinem Urlaub stand ich wochenlang auf der Waage, meine Bikini-Figur, fällt es noch auf die 59 kg, sehe ich diesen Wert nach langer Zeit wieder? Bis knapp auf die 60 kg schaffe ich es, dann pendelt sich mein Gewicht ein - immerhin, vier Kilo in vier Monaten. Ich nehme nach der Operation letztes Jahr keine Testosteronblocker mehr - das, was von dem Testosteron noch an anderen Stellen in meinem Körper produziert wird, kann sich jetzt ungebremst entfalten und für einen besseren, männlichen Stoffwechsel sorgen. Das wieder mehr von dem Sexualhormon in meinem Körper ist, sehe ich an meiner Körperbehaarung ... wieder soviel wie vorher (nur eben blonder und viel feiner, mehr femininer).
Nur eine kurze Randnotiz, nicht mehr - nach fünf Jahren ist jetzt auch der letzte, kleine Rest Männersachen unbemerkt aus meinem Kleiderschrank geflogen* (ich brauchte mehr Platz für meine Röcke und Kleider) ... der Stapel ganz hinten, der nur noch da war, um meine Familienangehörigen zu beruhigen, falls ich es mir ja nicht doch noch anders überlegen könnte. Keine Chance, keine Rückkehr (die haben das wahrscheinlich auch schon längst vergessen).
(* Jemand in der Altkleidersammlung freut sich jetzt über eine echte Levi's 501.)
[23.09.19 / 20:44] ✎ 260 Kilometer - so eine lange Tour hatte ich schon ewig nicht mehr. Mit dem Motorrad einmal quer durch den Ostharz, Erbsensuppe an der Köhlerhütte, Kaffee und Kuchen (Cappuccino und Torte) auf einem Schloß im Mansfelder Land. Ein schönes Bild, wie sich in den Kurven im Harz den Sonntag eine lange Schlange von Autos und Motorrädern bildet ... ganz vorne ich, wie ich jede Kurve mit "Blümchen-pflück-Geschwindigkeit" nehme. Sieht doch jeder, daß da 'ne Lady auf 'nem Bike fährt! (Dummerweise passen meine schulterlangen Haare nicht mehr unter die Motorradjacke und flattern wild umher - das dauert ewig, die den Abend wieder zu entwirren.)
[17.09.19 / 23:02] ✎ Noch ein letztes Foto von der Bucht vor dem Abflug. Frühstück im Hotel, auf die schwere Kakaocreme verzichte ich erneut und fülle die bäuchlings aufgeschnittenen Croissants mit Honig und Rosinen. Auch auf meinen Kaffee in meinem Becher - der liegt schon längst zusammengepackt im Koffer - muß ich verzichten, den Vormittag laufe ich noch einmal in den kleinen Supermarkt, Briefmarken für die altmodische Ansichtskarte kaufen.
Die Zeit zwischen dem Check-out, die Rechnung aller meiner Drinks aus der Hotelbar und dem Warten auf den Transferbus sitze ich in der Lobby. Meinem neuen Freund sende ich eine Nachricht: "You've got now a contact in Germany!" (Schade, daß das mit den zweiten Treffen, auch die letzte Nacht, nicht mehr geklappt hat.) Er hat wahrscheinlich gedacht, jetzt trifft er endlich ein German Girl mit ganz viel Geld ... ich auch. Ich hatte darauf gehofft, auf Ibiza einen reichen Engländer mit einer Finca oder einer Yacht kennenzulernen ... so irren wir beide unseren Träumen hinterher.
Der Bus holt mich pünktlich gegen 12 Uhr Mittag vor dem Hotel ab, ein Riesen-Touristenbus, in dem ich ganz alleine sitze ... bis zur Hauptstadt von Ibiza, dann steigen am Hafen eine ganze Menge Passagiere mit dazu, möglicherweise Kreuzfahrtgäste.
Ich habe das Gefühl, ich reise gar nicht ab, ich bin gerade erst angekommen und beginne die spröde Schönheit von Ibiza kennenzulernen. Kurz nach Deutschland, über das Internet ein Apartment für knapp 1000 Euro den Monat irgendwo auf dieser Insel anmieten, meinen Kofferraum voll packen und dann mit der nächsten Autofähre wieder zurück? Ich plane schon seit einiger Zeit, der Finsternis in Deutschland zu entkommen und für ein oder zwei Monate irgendwo am Mittelmeer zu überwintern. Wenn ich diese Idee umsetzen will, muß ich das nur drehen mit den Terminen beim Arbeitsamt (und allen meinen Arztterminen). Nichts hält mich in Deutschland, kein Job, keine Arbeit, keine Beziehung.
Mit dem netten Steward am Gate flirten: einfach beim Boarding die Reisedokumente nicht bereit halten und ewig lang im Handgepäck kramen.
Die zweieinhalb Stunden zurück sitze ich im Flugzeug am Fensterplatz und navigiere auf meinem Smartphone mit GPS und Offline-Kartenmaterial die Flugroute: über Marseille von Frankreich über ein Stück Italien nach Lausanne in der Schweiz und weiter in einer Linie nach Deutschland. Was auffällt: sobald wir die Grenze zu Deutschland passieren, verblassen alle Farben und es wird düster-grau - das Licht ist hier einfach anders.
Ankunft in Hannover am Abend (und erneut gebe ich eine "Performance" in der Toilette des Hauptbahnhofes, als ich mich für den Zug zurück nach Leipzig umziehe ... wärmere Sachen, für den Herbst).
[17.09.19 / 00:59] ✎ "Where no coffee cup has ever been before", ich kombiniere mein allmorgendliches Kaffeeritual mit den Coffee-Cup-Selfies. Auch den letzten Tag bricht die Sonne nicht wirklich durch die Wolkendecke, es bleibt blau-grau - perfekt für einen Strandtag. Nachdem ich mir, wieder zurück auf dem Hotelzimmer, meine Beine nachrasiert habe, ziehe ich meinen schwarzen Strandbikini an und werfe mein buntes Regenbogenhandtuch in meine große Strandtasche. Kurz nach Mittag, auf zum Strand in der großen Bucht in Portinatx.
Im Schatten zweier Pinien lege ich mein Strandtuch aus ... dezent die anderen Strandgäste beobachten. Unter dem dicht bedeckten Wolkenhimmel ziehe ich mein Bräunungsprogramm durch: fünf Minuten Vorderseite, fünf Minuten Rückseite, je fünf Minuten Seitenlage ... einmal baden gehen und Wiederholung.
Das türkisblaue Wasser ist glasklar, mit mir schwimmt ein Schwarm Fische. Immer wieder lasse ich mich rücklings treiben und beobachte die dunklen Wolken an den Berghängen in der Bucht ... wird es noch zu regnen anfangen? Bis auf ein paar Tropfen den Nachmittag zurück auf meinem Strandtuch, bleibt es trocken ... ein wunderbares Urlaubswetter - keine Sonnencreme, kein Sonnenbrand.
Ein Kuchen und ein Cappuccino an einer Strandbar und ich entdecke auf dem Rückweg die aufgestellten Hinweisschilder für den kleinen Hippiemarkt - Beginn ist 17 Uhr. (Tatsächlich folge ich schon dem Pfad und sehe, wie die Stände aufgebaut werden.) Zurück zum Hotel und den nassen Bikini ausziehen, für eine Dusche ist auch noch Zeit.
Der Hippiemarkt montags in Portinatx - ein Dutzend Stände, die üblichen verdächtigen Afrikaner mit ihren Gu###- und Cha###-Taschen, ein paar Einheimische mit selbstproduzierten Schmuck und Kunstwerk, eine Modedesignerin. Nachdem ich meinen Becher mit grünen Tee an einem Stand ausgetrunken habe, schaue ich mir die Modekollektion genauer an, zwei Teile probiere ich an (ein Glück, daß ich unter meiner weißen Tunika ausnahmsweise diesen Tag einen BH trage). Noch ein schwarzer Fummel wechselt gegen Plastikgeld (Bares habe ich aufgebraucht) die Besitzerin. "And this nice, beautiful bag - is it for free?" Der kleine, bunte Einkaufsbeutel aus Nylon, den sie mir zusammen mit meinen neuen, schwarzen Top überreicht, sieht wirklich bezaubernd aus. Erst jetzt fange ich an, Ibiza zu genießen. Schade, daß das mein letzter Tag auf der Insel ist.
Abendessen in einem Restaurant gegenüber dem großen Strand - mit atemberaubenden Meerblick von der oberen Terrasse. Es gibt Thunfischsalat und Tintenfischringe ... bessere als die in dem anderen Restaurant.
Bleibe ich auf der Insel? Nehme ich den nächsten Tag das Flugzeug zurück? Sinnvoller ist es. Mit meiner neuen Bekanntschaft vor ein paar Tagen ist leider kein weiteres Treffen zustande gekommen ... er hat auch keine Wohnung, in der ich mich einnisten könnte. (Möglicherweise denkt er sogar, ich bezahle uns eine größere Wohnung - aber so reich bin ich nicht, ich habe das ganze Geld in meinen Körper gesteckt!)
Später den Abend, zurück im Hotel, packe ich teilweise meinen Koffer, Schmutzwäsche zuerst und alles, was ich morgen nicht mehr brauche. Check-out ist um 12 Uhr, der Transferbus zum Flughafen auch. Kurz vor 1 Uhr schalte ich mein Telefon offline, er hat sich doch nicht mehr gemeldet.
[15.09.19 / 19:22] ✎ Der Kaffee den Morgen fällt aus, ich laufe den Vormittag zu dem kleinen Stand gegenüber der großen Bucht, an dem die Tickets für die Bootstouren, u.a. zum Hippiestrand Benirras Beach, verkauft werden. Ich bin zu früh, der Stand (eine "Ein-Personen-Holzkiste") macht erst um 10:30 Uhr auf.
Nochmal zurück zum Hotel, das Frühstück (mit weniger Kakaocreme und mehr Obst), und wieder zurück zum Verkaufsstand. Die nette, ältere (blonde) Verkäuferin erklärt mir, daß es noch nicht klar ist, ob das Boot auch wirklich den Abend am Strand mit den Trommlern an Land geht - ich soll einfach gegen 17:30 Uhr wiederkommen, dann macht der Stand / Ticketschalter erneut auf.
Wieder zurück zum Hotel. Mittlerweile ist es Sonntag Mittag und ich lege mich einfach in meinem olivgrünen Bikini an den Pool ... im Schatten, Moppedzeitschrift weiterlesen ... vielleicht auch mal schwimmen gehen.
Etwa ein oder zwei Stunden später mache ich auf der Liege meinen Sonnentest, tippe mit meinen Fingern auf meinen Armen - zeigt sich ein heller Fleck umrandet von einer Rötung, ist das für mich ein klares Zeichen, in den Schatten des Hotelzimmers zu verschwinden. Der Platz unter dem Sonnensegel hat auch nicht meinen anderen Test bestanden: zeigt sich über der ausgestreckten Hand über meinen Körper ein Schatten, ist das keine gute Stelle, ohne Sonnencreme (der lichtdurchlässige Stoff des Sonnensegels / Markise gaukelt nur einen scheinbaren Schutz vor). Die Zeit bis nach 16 Uhr ziehe ich mich auf mein Hotelbett zurück.
Den späten Nachmittag bin ich wieder in der Nähe des Ticketschalters. "Will be back at 17:30" steht auf dem Pappschild auf dem Tresen. Von einem benachbarten Bistro aus beobachte ich, bei einer Pizza, wann der Stand wieder besetzt wird. Die ältere Dame kommt ein paar Minuten nach 17:30 Uhr wieder zurück, ich bezahle meine Pizza (stehe schon drängelnd auf das Wechselgeld wartend neben dem Tisch) und laufe die paar Meter zum Stand mit den begehrten Bootstickets. Portinatx - Benirras and back. Sie zeigt mir noch die Stelle, an der das Ausflugsboot kurz vor 19 Uhr anlegen wird. Die eine Stunde bis dahin verschwende ich nah am Strand und in ein oder zwei Souvenirshops (eine altmodische Postkarte kaufen).
Es geht los, das Boot legt an, freudig und mit höchsten Erwartungen steige ich die Klippen runter zu der Anlegestelle - ein Punkt mehr auf meiner To-Do-Liste für Ibiza - auf dem Mittelmeer herumschippern und den Hippiestrand sehen, den mit den Trommlern jeden Sonntag zum Sonnenuntergang (und idealerweise auch noch kurz nach Vollmond).
Die Fahrt geht nur zwei oder drei Buchten weiter, der Seegang ist auszuhalten. Ich mußte mir ja auch noch vorher die vegetarische Pizza reindrücken. Die Augen auf den Horizont und die Küstenlinie fixieren, unten ist da wo meine Füße sind! (Meinen Gleichgewichtssinn habe ich schon vor langer Zeit verloren.) Den Sonnenuntergang über dem Meer fotografieren und das alte Boot (aus Holz!) schwenkt ein in die Bucht von Benirras ... die Trommler sind schon von weitem zu hören.
Landgang: "Ten past eight!" Die Zeit für das Ablegen muß ich mir merken, will ich hier nicht stranden. Der Strand ist erwartungsgemäß voll ... die Party-People-Szene von Ibiza? Die Trommler sehe ich nur durch meine "Periskopfunktion" (das schräg nach unten aufgeklappte Display) meiner Fotokamera. Die Sonne verschwindet hinter den Bergen der Bucht, es wird weitergetrommelt.
Nach ein paar obligatorischen Selfies mache ich mich wieder zurück auf den Weg durch die Menschenmenge durch den beengten Strandabschnitt ... für ein paar kurze Momente spüre ich die "Vibes", die emotionale Aura, für die ich eigentlich hierher gekommen bin ... aber das mit dem nackt tanzen und Mantras singen paßt hier nicht (mehr) rein.
Rückfahrt mit dem Boot durch die einsetzende Dunkelheit der Nacht ... im Dunkeln in der kleinen "Nußschale" den Wellen ausgesetzt zu sein, ist noch etwas ganz anderes, als bei Licht tagsüber. Auf Fischfang fahren, das Netz auslegen. Entgegengesetzt dieser Romantik kann es mir gar nicht schnell genug gehen, den Leuchtturm von Portinatx zu erspähen und wieder einen festen Fuß über die Anlegeplanke an Land zu setzen. So seetüchtig bin ich jetzt nicht ... jedenfalls mitten im Dunkeln.
Später den Abend, kurz vor Mitternacht, trinke ich noch einen "Virgin Mojito" an der Bar in dem teuren Restaurant gegenüber von meinem Hotel, mit Blick auf die kleine Bucht. Meine Gedanken kreisen um meine nächtliche Begegnung zwei Abende zuvor, er versucht mich über Textnachrichten wiederzusehen, eine Verabredung nach 0 Uhr? Da beginne ich immer schwer müde zu werden (meine Antidepressiva-Tabletten) und falle ins Bett, leider keine Chance für ihn. (Natürlich führe ich eine Strichliste - bis jetzt 18 Männer, eine Frau und eine transsexuelle Frau ohne Operation ... aber sie zählt eigentlich nicht, sie war eine "Professionelle".)
[14.09.19 / 23:36] ✎ Ein ganzer Tag, in dem es bedeckt bleibt. Kurz nach 9 Uhr den Vormittag werde ich wieder wach, aus dem reichhaltigen Frühstück wenig später, lasse ich die Waffeln weg, die Croissants sind schon mit Kakaocreme gefüllt, die muß ich nicht noch extra füllen. Ich ziehe den Tag mein neues Hippiekleid an (das mit dem Batikmuster), zusammen mit meiner olivgrünen Umhängetasche und meinem Kaffeebecher stehe ich danach wieder an meinem Stammplatz und starre in die Weite des Mittelmeeres. Was habe ich die letzte Nacht nur getan? Ein böses Erwachen, ich falle immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Mir wird bewußt, die Sache mit meinem Ex-Freund hat weitaus mehr Schaden in mir angerichtet, als ich vermutet hätte.
Eine Eidechse kreuzt meinen steinigen Weg, ich verliere mich in endlose Nahaufnahmen mit diesem kleinen Reptil und meiner Kamera: Lizard and coffee? Dieses Exemplar scheint besonders fotogen zu sein und klettert über meinen abgestellten Thermobecher.
Zurück ins Hotel, im Außenbereich an einen Tisch setzen (mit Lounge-Möbel), die letzte Nacht aufarbeiten, alles auf Papier bringen, bewaffnet mit Bleistift und Notizbuch. Gedanken sortieren. Es ist Sonnabend, die Straße neben dem Hotel und meinem Sitzplatz in der Nähe der kleinen (und pittoresken) Bucht wird zunehmend zur Hauptverkehrsstraße: "Ich kann so nicht arbeiten!" Und ungestört mein Reise- und Therapietagebuch schreiben, alles Ausflugstouristen, vielleicht sogar Mietwagen (fehlt nur noch ein Reisebus).
Den Sonnabend ist der Hippiemarkt in Las Dalias. Einer von zwei oder drei Programmpunkten auf meiner To-Do-Liste für den Norden von Ibiza. Der ältere Herr an der Rezeption hat mir den Tag vorher einen Busfahrplan ausgedruckt - ein Bus fährt um 9 Uhr morgens hin, ein anderer um 19 Uhr zurück ... ich weiß in dem Moment schon, daß ich sehr wahrscheinlich ein Taxi nehmen werde. Ein gecharterter Shuttlebus wäre nicht schlecht.
Schlecht ist das Stichwort - kurz nach 14 Uhr den frühen Nachmittag fährt mich ein Taxi durch die Serpentinenstraße in den Nordosten der Insel. Mir geht es nicht gut, ich habe entweder etwas Falsches gegessen, die Shrimps in Mayo zwei Abende zuvor waren mir von Anfang an suspekt ... Kühlkette (die bei Gewitter und Stromausfall mal aussetzen kann), oder ich habe mir eine Entzündung im Unterleib eingefangen (String-Tangas, zu kühl, der Sex - Frauenprobleme). Ich überstehe die Fahrt, ohne den Taxifahrer zu bitten, etwas langsamer zu fahren, damit ich das Fenster weit aufmachen und meinen Kopf raushängen kann.
Den Parkplatz für den Markt habe ich auf der Hinfahrt vom Flughafen zum Hotel schon gesehen ... er ist voll, hunderte Touristen quetschen sich durch die schmalen Gassen mit den Ständen. Das Taxi setzt mich neben dem Eingang auf das Gelände ab. Keine Fotos - vor lauter Touristen sehe ich die Stände nicht.
Meine Einkaufsliste: eine bunte Tasche für mein Smartphone, ein geflochtener Ledergürtel passend zu meinem Kleid, und vielleicht noch ein Häkeltop. Ich schiebe mich mit den Massen und Busladungen an Touristen an den Marktständen vorbei. Mein 5 Euro Hippiekleid aus Leipzig, Made in India, entdecke ich für 35 Euro wieder ... soviel zu den Preisen dort. Das bunte Täschchen kaufe ich gleich am Eingang, das schwarze Häkeltop an einem Stand mit der Aufschrift "Outlet" (eine Modedesignerin aus Ibiza), den Gürtel an einem anderen Stand wieder zurück am Ausgang. Eigentlich hatte ich an einem weiteren Stand eine Auswahl an farbigen Gürteln an meinem weiß-grünen Kleid minutenlang ausprobiert - aber die Verkäuferin hat mich entnervt fortgejagt? Irritiert suche ich einen anderen Stand. Zurück nach draußen, zurück zum Taxistand, zurück nach Portinatx (oder "Portinaxt"), so viele Menschen auf einem Haufen bin ich nicht (mehr) gewohnt.
"Wo ist meine Full-Moon-Beach-Party?" Es gibt keine Clubszene in diesem beschaulichen Örtchen (außer angeblich eine Bar mit Elvis-Imitator und Bingo-Abende). Nur ein paar gepflegte Restaurants, und die Beach Bar macht nach Sonnenuntergang zu und räumt die Stühle und Liegen weg. Ich wechsle in mein weißes, neues Häkeltop (das aus Kassel) und bleibe für das Abendessen in der Gegend um das Hotel (ich möchte mich nicht allzuweit von einer Toilette entfernen - und im Umfeld des WLAN bleiben). Noch einmal das teure Restaurant, Tagliatelle in Trüffelsoße.
Den Abend entspanne ich, zunehmend müde werdend, bei einer Live-Musikshow im Hotel. Die Getränke an der Bar gehen auf meine Zimmernummer, die Sängerin benutzt dasselbe portable Mischpult wie ich, für die Echoeffekte am Mikro. Eine Nachricht an meine Begegnung von letzter Nacht: "In only one night you got the whole compressed experience of my past relationships." Er versteht meinen Text nicht, schreibt, daß er sein Verhalten bereut (Warum?), würde mich aber gern nach Mitternacht wieder treffen. Ich bin zu müde und zu kaputt, darauf einzugehen.
Über die weit geöffnete Terrassentür die Nacht, plätschert das Meer in der Ferne vor sich hin.
[14.09.19 / 11:33] ✎ Ein Regentag, da passiert nicht viel, ich stehe mit meiner Lederjacke, meinem olivgrünen Wickelkleidchen und meinen Flipflops (die ich später wechseln werde) an der kleinen Bucht mit den Felsen und praktiziere mein tägliches Kaffeeritual den Vormittag. Ein paar Fotos von der dunkelblauen Wolkendecke.
Den Mittag zurück im Hotel, ein gebuchter Musiker spielt auf seinem elektrischen Synthesizer-Saxophon ein paar Songs im Atrium, es sind nur eine handvoll Hotelgäste anwesend ... ich versuche eigentlich auch nur die Zeit rumzukriegen, bis vielleicht die Sonne durch die Wolkendecke bricht. Es bleibt bedeckt (auch gut für meine sonnengestreßte Haut).
Sein Solokonzert geht bis nach 15 Uhr den Nachmittag, ich möchte ihn nicht alleine spielen lassen - aber eigentlich hatte ich den Nachmittag vor, den anderen Felsen gegenüber der Bucht zu erklettern. Ich beobachte schon die ganze Zeit (von meinem Sitzplatz im offenen Atrium des Hotels aus), wie immer wieder ein paar junge Menschen vorsichtig wagemutig den Felsen erklimmen und posieren - auf der Jagd nach dem besten Selfie - das will ich auch! Nicht allzuviel später, klettere ich auch da oben herum.
Hinter dem Felsen ergeben sich mit den Wellen und der Meeresbrandung auf den Klippen beeindruckende Fotomotive. Am Horizont in den dunklen Wolken zieht ein Seegewitter auf. Ein paar Blitze ... hoffentlich zieht das nicht rüber - die feuchten und scharfkantigen Felsen sind so schon rutschig genug. Ich kehre nach ein paar Fotos wieder um und suche meinen schmalen Pfad, der am Strand neben der Beach Bar aus der rauen Wildnis herausführt. (Eigentlich sollten da nicht so viele Touristen herumtrampeln, die zarten Flechten und kleinen Gewächs, die dort vereinzelt zwischen den Felsen den rauen Meeresklima trotzen.) Zurück an der Beach Bar, ein Orangensaft, eine Pause ... immer noch keine Sonne, es bleibt bedeckt.
Für das Abendessen wechsle ich von meiner Lederjacke in mein Strickjäckchen und von meinen festen Schuhen in meine Flipflops. In meiner kleinen Handtasche ist nur Platz für einen Schirm - und mein ganzes Arsenal an Anti-Mücken-Gift! Ich habe den Plan, etwas früher essen zu gehen, bevor diese Viecher auftauchen. Zu den Restaurants und Bistros in der Nähe des großen Strandes (S'Arenal gran) von Portinatx.
Was sind Tapas? Der Kellner in dem Restaurant erklärt es mir, ich verstehe das als so eine Art spanisches Sushi mit vielen kleinen Portionen und Tellern. Zu viel als Starter - ich entscheide mich wieder für die Fischplatte, im Ofen gebackene Dorade (mein bevorzugter Fisch, die ist einfach zu essen, mit ihren dicken Gräten).
Es wird dunkel, sehr dunkel, tiefschwarz - pünktlich zum (gefühlten) Sonnenuntergang zieht ein schweres Unwetter auf. Der Himmel zuckt in wenigen Millisekunden hell auf ... in einer Blitzfrequenz, wie ich das noch nie zuvor gesehen habe (und ich war schon in der Nähe des Äquators in Sri Lanka und Südindien). Die Blitze ziehen über den Wolken. Ist das ungefährlich? Mit dem Gedanken fängt es stark an, zu regnen ... ein paar Minuten, zu hageln. Die paar Gäste flüchten von den Tischen im Außenbereich (überdacht und mit Blick auf den in der Dunkelheit verschwindenden Strand) in das Innere des Restaurants. Mit meinem Abendessen war ich glücklicherweise schon fertig und nehme nur mein Glas Wasser mit hinein. Ich beobachte von einem Barhocker an der Eingangstür aus, wie der starke Regen nach und nach nachläßt (ich hätte keine Chance mit meinem kleinen Regenschirmchen gehabt).
Das Übliche ... ich zähle in Gedanken schon mit meinen Fingern meine letzten Reisen auf und die Männer, die ich immer wieder kennengelernt habe. Es ist Freitag Abend, kurz vor Vollmond und in diesem winzigen Ort am nördlichsten Zipfel von ganz Ibiza gibt es so gut wie keine Partyszene. Ein Bargast spricht mich an ... er ist schwarz, kommt aus Afrika. Ich bin so rassistisch!
Ein nettes Gespräch eröffnet sich, ich erfahre, daß er ursprünglich aus dem Senegal kommt und die letzten zehn Jahre in Spanien und Europa gearbeitet hat. Ich erzähle ihm von meinem Leben, gebe ihm ein paar Einblicke, mein Job als Ingenieur, das teure Hotel da hinten (das ich mir gerade so noch leisten kann) und meine getrennte Beziehung zu meinem Ex-Freund ... zu viel? Er lädt mich ein, noch etwas an einer Bar auf der gegenüberliegenden Seite des großen Strandes zu trinken ... seine Unterkunft / Wohnung ist nicht allzuweit davon entfernt. Warum nicht? "Let's go!"
Quer über den Strand, der Regen hat nachgelassen, durch die Wolken bricht der strahlend weiße Vollmond. "Actually I come to Ibiza to join a Full Moon Beach Party ... I want to dance naked across the beach!" (Ob ich das überhaupt in die Tat umsetzen kann, bin ich mir gar nicht mehr so sicher ... schon allein wegen der Mücken, und der Kälte und dem Strickjäckchen.) Die kleine Bar, in die er mich führt, ist verbunden mit der "Orangensaftbar" eine Etage weiter unten zum Strand ... ich glaube, den Barkeeper wiederzuerkennen. Auch hier ist den Freitag Abend nicht viel los.
Ein Coconut-Mocktail (ohne Alkohol) für mich, unsere Gespräche drehen sich um Afrika, das eigentlich ein sehr reiches Land (bzw. Kontinent) ist - aber von allen nur bestohlen und ausgeplündert wurde, bzw. wird ... erst die Imperialisten, jetzt die oberen Eliten. Der Armut und Hoffnungslosigkeit zu entkommen, ist sehr schwer geworden, "Residence Cards" für Europa gibt es nicht mehr so einfach. Laß uns das Getränk bezahlen und zu dir gehen. (Also zu ihm ... es würde merkwürdig aussehen, würde ich ihn mit in mein Hotelzimmer nehmen.)
Seine Unterkunft, ein paar Minuten zu Fuß entfernt, eine winzige Abstellkammer, ich kann mit beiden ausgestreckten Armen die Wände ertasten. Das Zimmer kaum größer, als das Etagenbett, das darin steht. Ich mache ein paar Einrichtungsvorschläge, wie man den beengten Wohnraum noch optimaler nutzen könnte. Er schlägt vor, zu einem Freund zu gehen, dieser hat eine größere Wohnung (und sogar ein Bad).
Über einen großen Umweg über mein Hotel, schnell noch die Gleitcreme in die Handtasche packen, noch etwas frisch machen, Kleidung wechseln (von der Hippie-Hose in die schwarze Jeans) ... er wartet geduldig draußen vor dem Hotel. Blick auf die Uhr ... 0 Uhr nach Mitternacht. Das teure Restaurant gegenüber vom Hotel (das vom ersten Abend) schließt gerade, die Angestellten und der Boss gehen zu ihren Autos. Er möchte nicht gesehen werden ... meine neue Bekanntschaft hätte dort eigentlich den Abend arbeiten sollen (kommt mir sehr bekannt vor).
Die Wohnung seines Freundes - ein Palast verglichen mit seiner Abstellkammer, eine offene Miniküche, zwei Betten, ein Bad. Eigentlich ein nicht genutztes Apartment für Touristen ... 700 Euro den Monat die Miete. Seinen Freund lerne ich nur kurz kennen, er überläßt uns das Apartment für ein paar Stunden ... alles was jetzt kommt, kenne ich irgendwie schon.
Wir legen uns auf das Bett, ziehen uns aus, ein paar Scherze ... flirten, küssen. "Unfortunately I just have a Two-Inch-Vagina", ich gebe ihm ein paar Puzzleteile über das, was ich wirklich bin ... ich bin vorsichtig, weiß nicht, wie er reagieren könnte, wenn er alles erfährt. Der Analsex ist für ihn eine neue Erfahrung, ich weite mit etwas Gleitcreme an meinen Fingern professionell meinen Anus. Er findet noch ein Kondom und zieht es über seinen - beachtlichen - Penis. Ja, das ist auch für mich das erste Mal mit einem Afrikaner. Aber mit genug Gleitgel fühlt sich das mehr als angenehm an. Schade nur, daß er in kurzer Zeit in mir kommt. "Where are my multiple orgasms?"
Die weiteren Momente die Nacht ... er wünscht sich wahrscheinlich, daß ich bis zum Morgen bleibe, neben ihm schlafe. Ein Problem für mich, ich hänge neben ihm liegend in einer Gedankenschleife fest. Ich kann mich nicht fallen lassen, habe immer wieder den Wunsch, zu fliehen. "I have a secret", ich erzähle ihm von meiner transsexuellen Vergangenheit - wenn er mich jetzt rausschmeißt, kann ich der ganzen innerlichen Konfliktsituation entkommen. Er bleibt ruhig und gelassen ... aber so richtig glücklich ist er damit jetzt auch nicht, ich sehe es ihm an.
Minuten später, er schläft ein. Ich steige aus dem Bett, tapse im Dunkeln umher, suche meine Unterwäsche, meinen schwarzen String-Tanga - und stolpere laut scheppernd über einen gläsernen Aschenbecher neben dem Bett. Soviel zu meinem Plan, leise zu verschwinden. Er wird wach, macht das Licht an ... ich möchte gehen.
Ich ziehe mich an, er zieht sich an. "Sorry, I'm Miss Complicated", meine gescheiterte Beziehungsgeschichte zu meinem Ex-Freund kennt er schon. "I'm talking too much, destroying everything again and again (you're not the first one). Keep away from insane people", der allseits bekannte Ratschlag.
Wenig später begleitet er mich den frühen Morgen zurück zu meinem Hotel, ich erzähle nicht mehr viel, ich notiere seine Telefonnummer auf meinem Smartphone ... vielleicht gibt es noch eine zweite Nacht, eine zweite Chance?
4:30 Uhr zurück alleine in meinem großen, weißen Bett in meinem Zimmer.
[12.09.19 / 23:35] ✎ Selfie-Fotoreihe - wo mein Kaffeebecher schon alles war. Erneut stehe ich mit meinem Thermobecher nach dem Frühstück an den Klippen und schlürfe meinen Kaffee. Die Nacht und den Morgen hat es geregnet (mit Blitz und Donner), den Vormittag trage ich noch meine Jeans und meine Lederjacke / Punkerkutte ... wenn es so kühl bleibt, kann ich den Weg zum Leuchtturm in Angriff nehmen. Zurück ins Hotel, die Lederjacke gegen das Strickjäckchen tauschen (könnte ja kühl und windig da oben sein), die festen Schuhe behalte ich an.
Wenig später vor dem Taxistand in der Nähe des Strandes von Portinatx, ein Taxi hält. "To the lighthouse and back, if it is possible", ich habe den Leuchtturm in einer Reisereportage über Ibiza im Fernsehen gesehen. "It is a rough road", nur für Allradfahrzeuge befahrbar - und ganz sicher kein normales Taxi. Mir wird gleich bewußt, daß das gar nicht geht und ich irgendwie anders dahin kommen muß, der Taxifahrer erzählt mir etwas über nur ein paar Minuten zu Fuß. Zurück am Hotel und den Klippen starte ich meine Wandertour.
Der "Lighthouse Trail" ist ausgeschildert und mit Farbe auf dem steinigen Weg markiert. Stellenweise teilt sich der schmale Weg und führt dann wieder zusammen. Nur wenige Zentimeter vorbei an der Steilküste ergibt sich immer wieder ein atemberaubendes Fotomotiv. "Jetzt fall da bloß nicht runter!" Ahh... Ich paß auf und setze vorsichtig ein Schritt nach dem anderen - den Weg lesen (wie beim Motorrad die Straße). Ab und zu kommen mir andere Wanderer entgegen - auch ein oder zwei Mädels mit Flipflops.
Auf halber Strecke merke ich, daß ich mit den ganzen Fotos machen zu viel Zeit vertrödle - die Wolken sind weg, die Sonne brennt, es wird heiß. Ich krame aus meiner alten Gasmaskentasche (aka die "Indiana-Jones-Abenteuer-Umhängetasche") die kleine Packung Sonnencreme heraus ... später werde ich sehen, wo ich mich nicht richtig damit eingerieben habe.
Die Steilküste und die felsigen Hänge entlang klettern - irgendwann den Mittag erreiche ich den Leuchtturm ... Selfiepoint! Die Stelle wird rege von anderen kleinen Besuchergrüppchen genutzt. Ich bin schon ziemlich fertig (hätte ich eine Flasche Wasser mitgenommen), vor mir liegt noch der ganze Weg wieder zurück.
Nach einer langen Fotopause mache ich mich auf den Rückweg, setze weiter instinktiv, automatisch und prüfend ein Schritt nach dem anderen, wenn ich auf diese scharfkantigen Felsen ausrutsche, ganz alleine, in der verlassenen Wildnis im Nirgendwo ... noch bevor die brennende Sonne 14 Uhr im Zenit steht, bin ich wieder zurück im Hotelzimmer. Das olivgrüne Top ist komplett durchgeschwitzt. Eine Dusche nehmen und ich bin erst mal für die nächsten Stunden raus aus der Sonne!
Den Nachmittag meine Beine rasieren und meinen schwarzen Bikini anziehen - den für das Meereswasser. Kurz vor 17 Uhr bin ich wieder draußen und auf dem Weg zum Stadtstrand von Portinatx - mit dabei in meiner Strandtasche in Häkeloptik - mein neues Regenbogenhandtuch in den LGBT-Farben. "The only gay on the beach", an den belebten Strand angekommen, lege ich mich demonstrativ und ein Statement setzend auf mein Handtuch im Schatten einiger Bäume (wenig später gehe ich auch mal kurz baden).
Die Sonne sinkt in weniger intensive Sphären, ich bleibe bis zum Abend. Dadurch, daß Spanien am westlichsten Rand der mitteleuropäischen Zeitzone liegt, verschiebt sich der ganze geregelte Tagesablauf um ein, zwei Stunden nach hinten. Noch zwei Flaschen Wasser aus dem kleinen Supermarkt gegenüber vom Strand und ich bin den Abend wieder zurück auf mein Hotelzimmer, Dusche Nummer Zwei und umziehen für das Abendessen.
Nach Anbruch der Dunkelheit befinde ich mich in einem Restaurant nur unweit meiner letzten Badestelle. Die Preise sind moderat, das Essen - Shrimps in Mayo, Calamares-Tintenfischringe mit Chips und Salat - eher auf Bistroniveau, kein Vergleich zu dem exquisiten Restaurant vom ersten Tag (aber auch hier wird gerne vorreserviert). Wenn nur nicht diese Mücken wären ... verdammte Viecher! Die aggressive Sorte, stechen gezielt in alles, was nicht vorsorglich (durch lange Hosen und Strickjäckchen) verhüllt wurde - Ohrläppchen, Hals, Wangen, Stirn, Mundwinkel. In kürzester Zeit werde ich an dem Außentisch mit Meerblick übel zugerichtet. Noch bevor der Kellner mit der Rechnung kommt, flüchte ich zum Bezahlen in das Innere des Restaurants.
Den späten Abend wieder zurück zum Hotel, einen alkoholfreien Mojito an der Hotelbar bestellen. Es ist ein gehobenes Hotel nur für Erwachsene mit Erwachsenenunterhaltung - zwei Musiker spielen im Außenbereich kubanische Lieder. Ich schlürfe meinen "Mocktail" und fingere gegen Ende (des Auftritts und meines Getränks) die Minzblätter aus dem Glas.
[11.09.19 / 22:50] ✎ Meine Lieblingsecke - die Klippen hinter dem Strand, den späten Vormittag erst mal einen Kaffee aus meinem Thermobecher trinken (ein American Coffee aus dem Automaten beim Frühstück im Hotel). Danach ... die Klippen raufklettern - aber nicht mit den Flipflops! "Be careful, Honey!" Ich war extra nochmal zurück im Hotel, um festes Schuhwerk anzuziehen. Spektakuläre Wellenbrandungen, spektakuläre Klippen, spektakuläre Selfies? Mach nicht den Fehler und geh zu weit an den Rand.
Im weiteren Verlauf des Vormittages und frühen Nachmittags erkunde ich die anderen beiden Badebuchten und die zwei (kleinen) Strände ... und muß immer wieder stehenbleiben für ein neues Fotomotiv, der erste Orangensaft an einer Strandbar. Entgegengesetzt den schlimmsten Vorhersagen des Wetterberichts vor einigen Tagen, knallt die Sonne von oben herab durch den blauen Himmel und ein paar Quellwolken (bleibt aber angenehm kühl) ... gut, daß ich meinen ecuadorianischen Strohhut aus Wien mit eingepackt habe.
Den Nachmittag die beiden Pools im Hotel antesten - während alle Gäste knusprig braun in der Sonne liegen, werfe ich mit meiner noblen Blässe und meinem olivgrünen Bikini mein Pool-Handtuch (vom Hotel) auf eine Liege im Schatten der Bar. Ein paar Runden im Wasser drehen, zurück auf der Liege eine Moppedzeitschrift lesen ... dezent die anderen Hotelgäste mustern ... Sehen und Gesehen werden. (Welches von den Pärchen könnte wohl schwul sein?)
Im weiteren Verlauf des späten Nachmittags ziehe ich mich in mein Hotelzimmer zurück (ich habe meine Beine nicht ordentlich rasiert) und wechsle für den bevorstehenden Abend die Kleidung: von dem olivgrünen Wickelkleid mit den Spaghettiträgern (H&M) zur Hippie-Stoffhose und einem olivgrünen, ämellosen Top. Abendessen in einem der Restaurants gegenüber dem Hotel. Aber vorher sitze ich noch gefühlt ein, zwei Stunden an der Strandbar der kleinen Bucht zur Westseite hinaus und beobachte bei einem zweiten Glas frisch gepreßten Orangensaft, wie die Sonne langsam den Himmel bis zum Horizont nach unten zieht. Wird sie es schaffen? Sie liefert sich ein Wettrennen mit den über das Meer aufziehenden Regenwolken. (Sie schafft es und das Ganze wird von den anwesenden Besuchern zelebriert ... zu Goa-Trance-Musik aus der Bar - "Tel-Aviv-Feeling", ich allein habe schon über 30 Fotos vom Sonnenuntergang gemacht).
Zum Abendessen gibt es wieder Dorade - aber diesmal echt fangfrisch und mit dicken Gräten. Leider läßt das Dessert für hinterher auf sich warten und ich muß die Zeit bis nach 22 Uhr an dem Tisch neben dem Meereswasser und den Wellen aushalten, werde von fiesen Moskitos belästigt - zum Glück kann ich das Meiste mit meiner langen Hose und meinem Strickjäckchen abhalten, und muß dann durch den einsetzenden Regen über die Straße zurück zum Hotel ... mein Bikini hängt zum Trocknen auf der Terrasse - der ist jetzt wieder naß.
[10.09.19 / 21:55] ✎ Ich wollte ja die Intensiv-Durchsuchung und mußte unbedingt für den Security-Check am Flughafen Hannover mein grünes Bob-Marley-T-Shirt anziehen - Ergebnis: mein verschachteltes Tasche-in-Tasche-Handgepäck wurde solange durchsucht, bis das kleine Tütchen Trockenpulver in meiner Smartphone-Tasche entdeckt wurde ... hätte ja auch Crystal sein können (auf dem Röntgenbild). Unterwegs nach Ibiza - Tag 1. (Natürlich hat der Bummelzug den frühen Morgen Verspätung und ich verpasse alle meine Anschlußzüge, aber der afrikanische Taxifahrer am Hannover Hauptbahnhof holt das wieder raus.)
Ankunft mit dem Flugzeug (Holzklasse ohne Entertainment) auf Ibiza den Nachmittag, eine aufregende Landung mit den ganzen Sturm- und Regenwolken. Weiter mit dem Minibus durch die überraschend grüne Insel (Sri-Lanka-Feeling, mit den Regen). Das wahrscheinlich nördlichste Hotel auf der ganzen Insel.
Vor vier oder fünf Wochen habe ich mich von meinem Ex-Freund getrennt und mußte mir erst mal eine Reise für mich alleine buchen. Das Adults-only-Hotel in Portinatx entspricht meinen Erwartungen - ruhig und weit abgelegen (ich hatte schon die Befürchtung, Ibiza wäre eine Senioreninsel, bei den ganzen Grauhaarigen im Flugzeug).
Zimmer beziehen ... Meerblick ... Sachen auspacken, die Hotelanlage und die Umgebung erkunden - es ist kalt! Ein Glück, daß ich vorher den Wetterbericht gelesen und ein Strickjäckchen mit eingepackt habe. Auf der Terrasse eines gegenüberliegenden Restaurants die ersten Selfies machen.
Das Restaurant selber - ich bin gezielt in den Norden gereist wegen dem Hippie-Flair - sehr hübsch eingerichtet, aber wahnsinnig teure Preise. Wenn ich wie diesen Abend jeden Abend für eine Person für 50 Euro esse, komme ich mit meinem Budget nicht weit ... trotzdem, der Couscous-Salat mit Feigen und die marokkanische Tajine mit Dorade sowie die Kugel Eis in der Kokosnuß mußte einfach sein.
Später den Abend, zum Strand laufen, einen Supermarkt finden, zurück in das Restaurant an der Bar etwas trinken, das Gewitter über dem Meer beobachten, das Gewitter zurück auf der Zimmerterrasse (bei Lounge-Musik) weiter beobachten (und diese Zeilen schreiben ... in meiner Strickjacke frierend, im Koffer war nur noch Platz für die Flipflops).
[05.09.19 / 16:54] ✎ IPL-Nachbehandlung #6 (#23) - An der unteren Kante am Kinn befinden sich jetzt zwei bis drei weiße Haare, zwar unsichtbar aber eben gefühlt dicker, diese lassen sich mit der Blitzlichtmethode nur sehr schwer entfernen (der Blitz verpufft ins Schmerzlose). Anders dagegen die noch einzeln vorhandenen Härchen an der Oberlippe und dem Mundwinkel ... bei dem nächsten Behandlungstermin im regelmäßigen Rhythmus tauchen wieder ein paar neue auf (gemäß dem Wachstumszyklus).
Zu etwas vollkommen, vollkommen anderem ... nach der Trennung von meinem Ex-Boyfriend habe ich mir wieder bei einem Friseurtermin die Haare schneiden lassen, nicht ganz so kurz wie nach einem Beziehungsaus in der Prä-Blog-Ära (siehe Fotos 2007), aber doch wieder auf knapp über schulterlang, vier Faustlängen ... mit dem dicken, stoffummantelten schwarzen Haargummi* sieht der Pferdeschwanz in der Länge ganz hübsch aus. (* Ach, die Dinger heißen "Scrunchies" und waren mal nicht modern?)
[02.09.19 / 01:35] ✎ Zurück aus Kassel - ein kleines Gothic-Festival. Freitag Abend das "Penthouse" in dem Hotel am ICE-Bahnhof beziehen, gefühlt mindestens 30-Grad-Dachbodenklima (erst einmal durchlüften), eine Dusche nehmen, Kajal auftragen und Kleidung für die Nacht wechseln, die Zebra-Leggings und mein "tigha"-Shirt. Mit der Straßenbahn den Abend weiter zu dem anderen Bahnhof in der Innenstadt, die dunkelste Gasse um die Ecke, den winzigen, roten Grablichtern folgend, das kleine Festivalgelände betreten. Ein Hinterhof, eine kleine Halle mit der Bühne - und Gerüchten nach die ganze schwarze Szene von Kassel und Umgebung anwesend (die nur aus etwa 20 bis 30 Personen bestehen soll). Egal, die familiäre Stimmung holt es wieder raus.
Den Freitag Abend spielen zwei alte Gothic- und Wave-Bands aus Belgien, erstere haben ein paar kursierende Hits auf uralten Gothic-Samplern (die mich sehr freuen, als sie angespielt werden), zweitere Band (die ich schon Jahre zuvor live gesehen habe) spielen ein interessantes Set aus eigenen Titeln und (wahrscheinlich) Cover-Songs von anderen Bands aus dem Post-Punk-Szeneumfeld, mit großem Rätselraten meinerseits, wo ich das Stück denn schon mal gehört habe (mindestens eine meiner anderen Lieblingsbands erkenne ich wieder).
Die Nacht legt noch ein DJ auf, ein "Einheimischer" aus der Gegend. Der extra aus Belgien angereiste zweite DJ - für den auch ich extra angereist bin - muß seine Plattenkiste wieder zumachen, die Techniker auf der Bühne mit dem Mischpult und großen Fragezeichen in ihren Gesichtern haben den Plattenspieler für diese Nacht nicht zum Laufen bekommen ... schade. Kurz vor 4 Uhr den Sonnabend Morgen mit der Nachtbuslinie zurück zum Hotel, zwei Stunden schlafen, bevor ich als erster Gast um 6:30 Uhr das üppig angerichtete (und exquisite) Frühstücksbuffet plündere und auf der Terrasse den Sonnenaufgang beobachte. Danach wieder hinlegen und weiterschlafen, den Kaffee aus der Hotelbar verschiebe ich auf nach dem Aufstehen.
Sonnabend früher Nachmittag, ich starte meine Shopping-Tour durch die Innenstadt von Kassel. Das einzige Warenhaus in Leipzig, in dem ich meine britische Lieblingsmarke mit bunten Tunikas und weißen Blusen finden konnte, hat leider dicht gemacht. Ich suche im Internet nach Bekleidungsgeschäften, die diese Marke noch führen ... ich werde fündig, zwei Läden die ich gezielt ansteuere, bzw. umherirrend in der für mich vollkommen fremden Gegend (bis auf meinen Weihnachtsmarkt-Trip auf Einladung neun Monate zuvor) rein zufällig finde. Eine weiße Bluse für meinen nächsten Strandurlaub, passend zu meiner neuen und bunten Hippie-Stoffhose.
Weiter den Nachmittag die Fuẞgängerzone die Treppen hoch (Kassel ist jetzt doch nicht so groß und relativ gut zu erlaufen), in einem Café eine (fast) Wiener Melange trinken, ein Stück Veganer-Schoko-Kuchen essen und einem Tip folgen: Irgendwo in unmittelbarer Nähe, wenige Minuten zu Fuß entfernt, soll es einen Laden vollgestopft mit gebrauchten und neuen Schallplatten geben ... diesen finde ich tatsächlich auch.
Ein mehr oder weniger gut sortiertes Musikgeschäft mit unzähligen Vinyl-Scheiben, ich kämpfe mich durch die Ecke mit den Indie-, Rock- und Punkplatten aus den Achtzigern, immer auf der Suche wie meinen Zufallsfund auf dem Flohmarkt ein Wochenende zuvor. Die gängigen Gothic-Legenden, aber nichts, was in mein "Coldwave-Suchraster" paßt. Ich verlasse das Geschäft ohne einen Neukauf, vielleicht hätte ich nur tiefer graben müssen, aber dafür fehlt mir die Zeit. Gefühlt 18 Uhr, zurück ins Hotel.
Dasselbe Outfit, wie die Nacht zuvor ... dieses Wochenende mit meinen schwarzen "Hexen-Schuhen". Nach Anbruch der Dunkelheit wieder zurück in die Innenstadt, in einem italienischen Restaurant eine übergroße Pizza essen (40 cm Durchmesser, ich habe es unterschätzt und muß ein ganzes Viertel übrig lassen), weiter zu Fuß in Richtung des alten Kopfbahnhofes und wieder durch die finsterste Gasse zu dem Festivalgelände ... ein leicht mulmiges Gefühl als einsame Frau (mit Absätzen auf dem Kopfsteinpflaster).
Der zweite Abend, die zweite Nacht, zwei neue Bands aus Belgien. Von der ersten verpasse ich den halben Auftritt, ich bin zu spät und setze mich auf einen Barhocker am Eingang der vollkommen überhitzten kleinen Halle. Die zweite Band dagegen ... ich habe den Barhocker gewechselt und sitze jetzt auf der gegenüberliegenden Seite in der Nähe der Toiletten - ich hatte ja keine Ahnung von dem, was mich erwartet! Der Drummer - "Drama Drummer" - ein nervöses Spiel, tief im treibenden Rhythmus. Der Gitarrist, exzellent eingespielte Akzente, sporadisch versunken in Feedback-Orgien. Der Sänger am Bass - der ganzen jungen Band umgibt eine Aura, die mir das Gefühl gibt, an etwas Besonderem, Neuem teilzuhaben. Sie spielen als Zugabe einfach ein Teil ihres Sets nochmal, so viele Titel haben sie noch nicht ... ich stehe nach dem Auftritt vor dem kleinen Merchandising-Stand hinter mir und investiere ein paar Euro in ein Album und die 7" Vinyl-Single mit den beiden Titeln von ihrer Zugabe, die mir so sehr gefallen haben ... ich war "richtig drinnen" (auf meinem Barhocker).
Weiter die Nacht, im Wechsel zwischen der kleinen Konzerthalle, der Bar (nur Wasser für mich) und dem Areal draußen (mit Waffel-Stand), immer noch knapp 30 Grad Spätsommer - aber für die rapide abnehmenden Temperaturen unter dem sternenklaren Himmel habe ich für die zwei Nächte meine Punkerkutte mit dabei. Der DJ aus Belgien bekommt eine zweite Chance (er war doch nicht für umsonst angereist) und spielt gegen 2 Uhr die Nacht für die letzten noch anwesenden Gäste ein aufregendes Set an Italo-Krachern. Ich tanze exzessiv (ich habe ja auch viel Platz auf der Tanzfläche), weit ausschweifende Moves mit meinen Armen, der Zeigefinger folgt den Sprenkeln der glitzernden Discokugel auf dem Floor, viel Nebel, rotes Licht, blaues Licht, grünes Licht, mein sexy Hüftschwung (der besonders auffällt, wurde mir irgendwann mal berichtet), alles gemischt mit orientalisch-indisch anmutenden Gesten. Du hast zu viele Bollywood-Filme gesehen und hältst dich für die Bellydance-Queen! Ich halte diese körperliche Verausgabung nur drei oder vier Titel durch und muß mich danach wieder auf meinen Barhocker zurückziehen, bevor ich zufrieden kurz nach 2 Uhr den frühen Sonntag Morgen den Weg zurück zum Hotel antrete ... Frühstück gibt es sonntags bis 10:30 Uhr, dieses Mal will ich durchschlafen und die Letzte am Buffet sein.
Der Weg durch die wahrscheinlich dunkelste und abseitigste Gasse von ganz Kassel, in einem der Bahnhofsgebäude scheint noch ein anderer Club zu sein, ich höre die Musik. Ein Mann mit "südländischem" Erscheinungsbild [Anm. d. Verfasserin: Ich werde rassistisch?] steht vor der Mauer vor dem Eingang und fummelt eine Zigarette zusammen.
"Hi."
"Hallo", ich beachte ihn im Vorbeigehen nicht weiter, höre aber seine Fußschritte wenig später hinter mir. Mist. Ich hätte ihn ignorieren sollen.
Er stellt sich als "Khalid" vor und blockiert meinen Weg.
Geht da was? Ich erkenne sehr schnell, daß er betrunken ist und will eigentlich nur noch zurück in mein Hotel - alleine.
Er wird sehr schnell sehr aufdringlich, fängt sofort an, mich anzufassen, will mit mir die Nacht verbringen, mich in das Hotel oder wo auch immer begleiten, ich bin für ihn "eine schöne Frau."
Bin ich wirklich nur Freiwild?
Er folgt mir bis zur Bushaltestelle, der Nachtbus ist schon längst weg, ich muß ein Taxi nehmen. Er begleitet mich auch zu dem Taxistand am Hauptbahnhof. Hinter ihm taucht ein zweiter Mann auf. Das ist jetzt der Moment, in dem ich ein leichtes Angstgefühl entwickle. Einen Kerl kann ich alleine ja noch freundlich abwimmeln - zwei oder mehr werden zur Gefahr für mich. Körperliche Gewalterfahrungen sind mir nicht unbekannt. Ich schiebe meine Handtasche noch einmal die Schulter rauf.
Der zweite Mann hinter ihm entpuppt sich als ein älterer Herr auf seinem Weg von einer Feier oder Barbesuch nach Hause, dem meine Situation aufgefallen ist, wie sehr ich von dem einen Kerl bedrängt werde. Er bietet mir seine Hilfe an, eskortiert uns zu dem Taxistand mit den drei bereit stehenden Taxis.
"Du mußt dich auch mal wehren, wenn er dich bedrängt!"
"Ich bin nicht so der Gewalt-Typ."
In dem Moment kommen noch drei schwarz gekleidete Festivalbesucher aus der gegenüberliegenden Richtung dazu, zwei Männer und eine Frau [Anm. d. Verfasserin: Die "Spinnen-Lady" mit dem kleinen Verkaufsstand mit dem hübschen Gothic-Schmuck auf dem Festivalgelände.]
"Die kenne ich! Da steige ich mit ein."
Wir arrangieren uns, das Taxi zu teilen. Khalid hat sich zurückgezogen und ist verschwunden.
"Hat der dich angequatscht?" Wir zwei Frauen sitzen auf der Rücksitzbank des Taxis.
"Ja, aber das kenne ich schon mit dem Anquatschen." Kommt häufiger vor.
Die Gruppe steigt vorher aus, ich ein paar Minuten später zurück vor meinem Hotel. Das Zimmer im Obergeschoß neben der Tür zu der Dachterrasse durchlüften und abkühlen lassen, vor dem Badezimmerspiegel den Kajal aus den Augenlidern waschen, alles bereitlegen für die Nacht (und eventuellen Einbrechern über das weit geöffnete Zimmerfenster zu der Dachterrasse im fünften Stock) und den Alarm am Telefonwecker auf 10 Uhr stellen. Dann werde ich wieder wach, mich in meine schwarze Kluft hüllen (die Jeans und ein Top) und mit dem Fahrstuhl zum Frühstücksbuffet in das Erdgeschoß neben der Lobby und Hotelrezeption fahren, und danach bis 12 Uhr mittags eine Dusche nehmen, alles zusammenpacken und auschecken.
Sonntag Mittag, nach einem weiteren überaus üppigen Frühstück (Pancakes mit Ahornsirup, Croissant mit Nuß-Nougat, Brötchen, Obst, Ananas, Joghurt mit Honig und eine Pudding-Schnecke + zwei Gläser Saft und einem Espresso Doppio), die paar Schritte zum nahe gelegenen ICE-Bahnhof von Kassel und mit einem Regio-Ticket und dem Bummelzug (mehr kann ich mir nicht leisten) zurück Richtung Thüringen und Sachsen-Anhalt. Interessanterweise werden die Regionalexpresszüge von den Fahrgästen als überregionale ICE-Alternative angenommen und sind stellenweise genauso voll und überbelegt (mit allem drum und dran bzw. drin ... Party People und kotzenden Kleinkindern, das dafür jetzt wirklich nichts konnte).
[25.08.19 / 13:22] ✎ Ein kurzer Abriß meines Lebens? Frisch aus der Psychiatrie entlassen, Arbeit hingeschmissen, von Ex-Freund getrennt - alles wieder auf Reset. Das Wochenende in einem Kaff irgendwo in der Provinz von Sachsen-Anhalt, in welchen ich meine Schulzeit bis zum Abitur verbracht habe, ein Stadtfest mit angeschlossenen Trödelmarkt. Der Händler, den ich den Abend entdecke, hat eine exquisite Auswahl an Schallplatten aus den Achtzigern, Rock, Metal, Glam und Gothic. Ich ziehe aus der Plattenkiste eine LP, vergleiche meinen Fund mit der Diskographie-Datenbank im Internet auf meinem Smartphone ... "Wow", das 83'er Erstalbum von Siglo XX (in Erinnerung - die "belgischen" Joy Division). Vorsichtig trage ich meinen Neukauf danach durch die angetrunkene Partymenge, ohne angerempelt zu werden.
Wenig später an einer improvisiert zusammengezimmerten Bar neben einer Bühne mit Live-Musik und DJ-Set, der Barkeeper gibt mir einen Chai mit einem Schuß Rum aus. "Aber ich will doch nur ein Glas Wasser bestellen", vorsichtig nippe ich die nächste Stunde bis nach Mitternacht an meinem Pfandbecher mit dem alkoholischen 0.2cl-Gesöff - im ständigen Wechsel zu meinem Glas Wasser ... ich darf nicht betrunken werden, ich muß doch noch irgendwie meine kostbare Vinyl-Schallplatte durch die Nacht nach Hause bekommen. Ich setze mich auf eine Bank am Rand, neben der Bar und beobachte die feiernden Menschen ... bekannte Gesichter von früher entdecke ich nicht - die würden mich auch nicht mehr wiedererkennen. Hey ich bin's, jetzt neu, mit Titten!
Sonntag Mittag, total verkatert, mit rauer Stimme und einem schlechten Gewissen, wache ich wieder auf. Ich habe meine zerbrechliche Schallplatte unversehrt nach Hause tragen können. Mit dem halben Gläschen Rum ist mein Alkohol-Kontingent für mindestens die nächsten zwei Jahre ausgeschöpft (so sehr an die alten Zeiten mit Filmriß und Kotzen werde ich nicht mehr anknüpfen).
Ich muß den Tag noch die Liste mit meinen Bewerbungen die letzten Wochen für den Termin morgen beim Arbeitsamt vorbereiten. Die letzte Woche war ich auf Tournee mit Bewerbungsgesprächen ... mein Outfit: keine Schuhe mit Absätzen, kein Rock oder Kleid, kein Schmuck, keine Kontaktlinsen, nur ich in Schwarz mit Jeans, Polohemd, Brille und Haare streng nach hinten gebunden. Ich vermeide alle weiblichen Akzente bei den Gesprächen in der Ingenieursbranche. Auch das bringt keinen Erfolg. Die einen schreiben mir gleich eine Absage auf meine Bewerbung, die anderen brauchen noch das persönliche Gespräch, bevor sie mir wenige Tage später die Antwort übersenden. Es geht mir nur noch darum, ein Jahr lang "die Kohle abzugreifen" und danach etwas vollkommen anderes zu machen, das mit dem "Ingenieur-Dings" habe ich für mich innerlich schon längst aufgegeben. Aber für das Arbeitsamt (für die ich als "unvermittelbar" gelte) muß der Schein noch aufrecht erhalten bleiben.
[22.08.19 / 18:30] ✎ Mein neuer Plattenspieler - ein "Technics SL-QD33", mit quartzgesteuerten Direktantrieb, Vollautomatik und Stroboskopanzeige - das Beste was die Japaner Ende der 80er, Anfang der 90er für einen Einsteigerpreis auf den Markt gebracht haben. Ein vollkommen überteuerter Gebrauchtkauf über das Internet, noch mit original Tonabnehmer und Nadel unbekannten Alters - aber endlich kann ich meine (spärlichen zwei) Vinyl-Schallplatten hören und muß dafür nicht auf das ausgeborgte "RFT-Grammophon" der Verwandtschaft zurückgreifen.
[05.08.19 / 01:31] ✎ Die ersten ein oder zwei Tage dachte ich noch, ich steck das ganz gut weg - aber die weiteren Tage der Woche hänge ich permanent mit meinen Gedanken in diesem Moment fest, das Bild in meinem Kopf, wie er mit seinem vollen Gewicht auf mir liegt, mich fast zerdrückt, meine Luft zum Atmen raubt - und sich mit Gewalt da unten reinzwängt. Die Schmerzen, die Tränen ... weine ich oder beobachte ich, wie mein Körper weint? You don't understand this, but you really hurt me physically. [...] I won't let you get close to me anymore. Mein nächster Termin bei meiner Frauenärztin ist den nächsten Montag, aber ich glaube nicht, daß man da bei mir etwas sieht ... eine kleine Rötung an einer Nahtstelle am Eingang meiner Scheide, aber keine blauen Flecken oder ähnliches. Würde ich ihn anzeigen wollen, ich könnte ihm überhaupt nichts nachweisen.
Sonnabend Mittag, so ein klares Bild habe ich noch nie zuvor im Kaffeesatz gesehen: Eine äußerst hübsche Frau ... sie steigt empor, aus dem sie umgebenden Feuer oder der Asche, kämpferisch, mit erhobenen Hauptes! Das gibt mir Kraft und Mut. Ich mache ganz normal weiter und werde auch diese Nacht wieder ausgehen. Meine neue Bekanntschaft vom letzten Wochenende hat mich den Freitag Abend zuvor für ein paar Minuten in meiner Wohnung besucht, ich habe ihm eine ziemlich präzise Wegbeschreibung gegeben: Das Hinterhaus bei dem verlassenen Konsum, die Gegend im düsteren Nirgendwo. Der Hauseingang ist aufgebrochen (war mein Ex-Freund), die Treppe nach ganz oben hinten. Leider hat er für den Sonnabend Abend schon etwas vor und ich muß die kommende Nacht alleine ausgehen.
Sonnabend Abend, ein paar Stunden später vor dem Spiegel in meinem Badezimmer, alles wie gewohnt, Feuchtigkeitscreme, Kajal, Mascara, kein Lippenstift (der landet in der Tasche für später), diesmal wieder Chanel-Parfüm. Mein Outfit entspricht dem vom letzten Wochenende - ein neues, frisches, schwarzes Top, den dezenten Push-up darunter, meine schwarze Kunstlederleggings und die einzig dazu passenden Pikes-Stiefeletten mit den kubanischen Absätzen. Der gleiche Silberschmuck wie immer. Den etwas kühler gewordenen Außentemperaturen draußen vor meiner Wohnung entsprechend, werfe ich mich in meinen schwarzen Kapuzenpullover.
Über einen Umweg gegen halb Zehn den Abend zu dem italienischen Schnellrestaurant in der Leipziger Innenstadt, Pasta essen (ich hatte nicht beachtet, daß die immer soviel Knoblauch mit da rein geben), in dem Waschraum des Restaurants den Lippenstift nachziehen und weiter zu dem Club für diese Nacht ganz in der Nähe. Ich parke mein Auto in der Seitenstraße. Das letzte Mal war ich hier die Nacht kurz vor meiner Korrekturoperation zweieinhalb Monate zuvor ... vielleicht treffe ich wieder den einen Mann, mit dem ich dann die Nacht zusammen in meiner Wohnung verbracht hatte? Ich hoffe es.
Als ich den Club mit der Gothic-Tanzveranstaltung kurz vor oder nach halb Elf betrete, gehöre ich noch zu den ersten Gästen. Flyer am Eingang einsammeln, an der Bar ein Getränk bestellen, das Wechselgeld und meinen Pullover unten in der Garderobe gegen eine Kleidermarke eintauschen und weiter den Club erkunden. Die große Tanzfläche ist anders aufgeteilt, die Sitzecke ist nach hinten verschwunden, die ehemalige Bar dort befindet sich jetzt vorne neben der anderen, kleinen Tanzfläche in dem engen Kellerraum. Auch diese Nacht wieder zwei Floors zum Tanzen, aber die Musik der beiden DJ-Teams unterscheidet sich nicht ganz so stark ... nur feine Nuancen (die eine ist mehr gitarrenlastiger Wave, die andere Minimal-Elektronisch-Wave). Könnte interessant werden ... wieder diese hübsche Dekoration mit den Styropor-Grabsteinen - und es gibt sogar ein aufgebautes Obst-Buffet! (Jedes Mal, wenn ich die Nacht daran vorbei gehen werde, plündere ich ein weiteres Stück.)
Die ersten ein oder zwei Stunden sitze ich auf dem Ledersofa neben der großen Tanzfläche, lasse die Szenerie auf mich wirken, die bunten und tanzenden Lichter auf der Tanzfläche, die Musik. Anders als die Spotify-Playlist oben im Bar-Bereich mit den üblichen Verdächtigen, legt die DJane hier unten mir vollkommen unbekannte Stücke auf. Leider hänge ich immer noch in meinen Gedanken bei meinem Trauma fest, zwinge mich ständig zu einem laut ausgesprochen: "Gedankenstop!" Hoffentlich gibt sich das irgendwann.
Zurück oben auf der dunkelsten Toilette, die ich jemals besucht habe: Schwarze Wände, schwarze Türen, schwarze Klobrille - und keine elektrische Beleuchtung, Absicht? Im Schein der flackernden Kerzen, versuche ich die Toilette zu ertasten ... so sehe ich wenigstens nicht, wenn gegen Morgen das ganze Interieur "weniger ästhetisch" aussieht. Weiter zur Bartheke, ein weiteres Getränk, eine Runde durch die Kellergewölbe, drei Titel tanzen. Ganz allmählich, langsam füllt sich der Club mit dem illustren, schwarzen Szenepublikum.
Es muß so nach Mitternacht oder gegen 1 Uhr sein, als ich bei einer weiteren Clubrunde oben an der Theke auf ein mir bekanntes Gesicht treffe - er ist es!
"Hallo, wie geht's, auch hier?"
Ja, natürlich. "Bist du mit Anhang hier?"
Er umgibt sich mit den gleichen mir bekannten Gesichtern vom letzten Mal zweieinhalb Monate zuvor - und er ist mit ein paar weiteren Bekannten da. Eigentlich wollte ich an der Bar nur eine Flasche Wasser holen und dann wieder runter gehen, tanzen, aber ich bleibe für ein längeres Gespräch neben ihm an der Bar.
"Sind deine Brüste größer geworden?"
Nein, das ist ein Push-up ... ich hoffe auf eine weitere Nacht mit ihm.
Wir beobachten die Gäste, er schaut sich die hübsch zurechtgemachten, weiblichen Besucherinnen an, ich achte eher auf die Schuhe, die Handtasche, die Kleider (ich hatte überlegt, für diese Nacht eine mehr praktischere, schwarze Tasche mit Karabiner an meinem Nietengürtel zu befestigen). Seine Begleitung sind eine junge Frau und drei an ihr interessierte, ältere Männer ... zu interessant, das zu beobachten. Wir werden gleichfalls von ihnen beobachtet, was da vielleicht zwischen uns laufen könnte. Ich werde von ihm in die Gothic-Szene der Partygänger um die 50 eingeführt - deswegen mag ich diese Veranstaltung so, ich treffe hier mit meinem Alter die Mitte.
"Ich kann mich nur mit Frauen unterhalten, wenn ich Alkohol trinke."
"Du mußt die Mitte treffen, nicht zuviel."
Bei dem Thema bin ich vorsichtig.
"Hast du Lust nachher noch etwas zu machen?"
Genau deswegen stehe ich neben dir.
"Du mußt nicht die ganze Zeit neben mir sein, du kannst auch mal Tanzen gehen."
Vorsicht ... wenn ich zu aufdringlich und zu verzweifelt wirke, verspiele ich alle meine weiblichen Reize.
Ich gehe wieder runter auf die Tanzfläche, tanze drei weitere Titel, hole mir ein neues Getränk unten an der Bar, drehe die Kurve über das Obst-Buffet und bin danach wieder oben bei ihm. Wir setzen uns auf ein Sofa in der Lounge und beobachten weiter die Gäste. Die Spotify-Playlist dreht sich ... "Type O Negative - All Hallows Eve", "Bauhaus - Bela Lugosi's Dead", "Danse Society - We're So Happy", "The Cure - Lullaby / The Hanging Garden / The Figurehead", "Christian Death - Romeo's Distress", "Skeletal Family - So Sure", "Sex Gang Children - Dieche / Sebastiane", "Siouxsie And The Banshees - Happy House / Overground / (?)".
"Weißt du wie spät es ist?"
"Keine Ahnung", ich krame jetzt nicht mein Telefon aus der Handtasche, "Aber die Playlist hier oben geht gefühlt eine Stunde, wenn wir zum vierten oder fünften Mal 'Type O Negative' hören, müßte es gegen Drei Uhr den Morgen sein."
Er wird sichtbar müde.
"Ich glaube, ich werde dann auch mal irgendwann demnächst gehen."
Du nimmst mich doch mit oder? "Und ... gehst du alleine?"
"Ja."
Mist.
"Du kannst ruhig nochmal Tanzen gehen."
Ich laufe ein weiteres Mal meine Runde durch den Club, tanze auf beiden Tanzflächen ein paar Titel, lasse das Gespräch mit ihm in meinen Gedanken Revue passieren. Die letzten Stunden hatte ich mein Trauma erfolgreich verdrängen können ... wenn jetzt noch etwas mit ihm läuft, dann bin ich wieder normal und habe keinerlei psychische Folgeschäden davon getragen und kann ganz einfach weiter Sex und intime Körpernähe mit anderen Männern zulassen.
Als ich wieder oben bin, sehe ich, daß er verschwunden ist. Auf dem Sofa sitzt jetzt ein anderes Pärchen. Ich suche in dem Club nach ihm, unten, oben, an der Garderobe, draußen vor dem Eingang. Er ist weg, er ist wirklich gegangen. Die drei Männer und die junge Frau, mit denen er den Club betreten hat, sind aber immer noch da. Wahrscheinlich hat er seinen Plan umgesetzt, irgendwo in der Nähe etwas zu essen, die Schnellrestaurants am Hauptbahnhof sind am Wochenende rund um die Uhr geöffnet und ein beliebtes Ziel für die Nachtschwärmer den frühen Sonntag Morgen ... wir kamen kurz auf das Thema, dort kann man "Chocolate Cookies" essen und einen Kaffee trinken. Wenn er wirklich in diese Richtung gegangen ist, trinkt er den Kaffee dort jetzt alleine ohne mich. Alles kann, nichts muß. Dann eben nicht.
Bis 5 Uhr den Sonntag Morgen tanze ich weiter, bis ich so kaputt bin, daß ich auch gehen will. Eine letzte Flasche Wasser für die Nacht an der Bar, ein weiteres Mal auf die düstere Toilette - die jetzt doch noch mit spärlichen LED-Lämpchen beleuchtet wird - und ich hole auf dem Weg nach draußen meinen Pullover an der Garderobe ab. Die Kapuze weit in das Gesicht gezogen, die Hände in der großen Bauchtasche, die paar Meter in der bläulich grau bewölkten Morgendämmerung zurück zu meinem geparkten Auto. Die Clubs rund um den Hauptbahnhof sind immer noch gut besucht, ich sehe die jungen Menschen davor, als ich mit meinem Auto daran vorbeifahre. Zurück zu meiner Wohnung.
Ein freier Parkplatz gegenüber vom Hauseingang macht es einfacher, innerhalb weniger Minuten und dem Abschminken vor dem Badezimmerspiegel kurz vor 6 Uhr den Sonntag Morgen im Bett zu landen ... genau dieses eine Bett, in dem alles geschehen ist. Ich hatte Angst, ob ich hier drin noch schlafen kann. Ich mußte meine Wohnung ausräuchern, mit nepalesischen Räucherstäbchen die negativen emotionalen Schwingungen vertreiben, ein Mantra abspielen, mein Bett "heilen". "Du bist so wie ich, du bist mein Bett, was dir angetan wurde, wurde auch mir angetan. Gemeinsam gehen wir stärker aus dieser Sache hervor." Ich schlafe ein ... Gedanken vertreiben.
[05.08.19 / 01:30] ✎ IPL-Nachbehandlung #5 (#22) - Die Kosmetikerin erhöht die Stufe an dem Blitzlichtgerät, der pieksende Schmerz ist schon etwas intensiver ... aber solange es die Haarwurzel erreicht. Ein kleiner Streifen Haare ist noch an der Unterlippe erkennbar, die Behandlung konzentriert sich um den sensitiven Bereich am Mundwinkel und die Oberlippe. Interessanter Effekt: Ich rasiere die übrig gebliebenen hellen Haare nicht mehr täglich.
[29.07.19 / 17:11] ✎ Zurück in dem Club, er parkt sein Auto direkt hinter meinem, wir werfen beide unsere Sachen in unsere Kofferräume, meinen Pullover brauche ich immer noch nicht. Etwas tanzen auf der Tanzfläche draußen. Er hat kein Geld, meine letzten Münzen gehen an der Bar drinnen für eine Flasche Wasser und ein Bier für ihn drauf.
Die Tanzfläche unten im Keller, härtere Techno-Musik, schwitzende Körper abgeschirmt von der Welt draußen. Es ist voll und stickig, wir sitzen entspannt auf einer Couch in der Nähe der Toiletten, meine Beine habe ich hoch auf die Seitenlehne gelegt, mein Kopf liegt in seinen Armen. "Kommst du mit? Wir gehen auf die Toilette", ich stehe auf und folge ihm. "Voll eklig!" Als ich den Boden zu den Kabinen sehe, überlaufen, Wasser und Schmutz überall, weiß ich schon, daß hier nichts läuft. Wir gehen zusammen in die Kabine, er benutzt nur die Toilette neben mir. "Das ist hier jetzt nicht so das Ambiente ... Set und Setting", ihm ist auf meine Antwort auf seine Frage, ob wir hier was zusammen machen wollen, auch schon klar, daß da nichts geht. Wieder zurück an das Tageslicht, raus aus dem Kellerclub.
Draußen hat der Sonntag Morgen bereits begonnen, es ist spürbar heller geworden. Als ich die Tür zum Innenhof aufstoße, halte ich meine Hände schützend vor mein Gesicht. Weitertanzen ... wo hat er nur die Sonnenbrille her, die er jetzt trägt? Einige Männer fangen jetzt auch an, mit mir zu tanzen ... für ihn ist das kein Problem, warum auch? Die Gäste sind gut gelaunt und ich komme ins Gespräch ... irgend jemand hat vor einer Stunde erzählt, ich wäre die aus Venezuela? Venezuela ... das ist neu, das kenne ich noch nicht, ich bin meistens die aus der Ukraine.
Die Situation kann sehr schnell kippen, das wird mir in den nächsten Minuten bewußt - mein südländischer Freund tanzt, eine Frau mit Getränk in der Hand und in Stiernacken-Begleitung kommt ihm gefährlich nahe - Vorsicht, das könnte eng werden. "Sorry", eine Hand von ihm auf ihrer Schulter. "Faß mich nicht an!", "Ey, Hände weg von meiner Freundin!" Ein kurzes Mißverständnis und es droht zu eskalieren. "Kein Streß! Kein Streß!" Ich werfe mich mit anderen Partygästen dazwischen. Die beiden Kontrahenten sind zu sehr auf Aggression gepolt, die Security kommt mit dazu und nimmt die beiden auseinander. Wir werden nach draußen vor das Eingangstor geschickt. Ich greife seine ausgestreckten Hände, er zieht mich quer über die Tanzfläche hinter sich her - "Das ist mein Freund!" Zusammen versuchen wir danach mit dem Security-Mitarbeiter die Situation aufzuklären. Ich denke, ich wirke sehr glaubwürdig, als ich meine Sicht auf das Geschehene erkläre ... ich habe aber auch nur eine Flasche Wasser in der Hand und bin zu 100 Prozent nüchtern. Die beiden sollen sich einfach aus dem Weg gehen, ein Ratschlag der Security, der leider nicht aufgeht.
Wenig später zurück auf der Tanzfläche in dem, jetzt schon sonnigen Hinterhof, eskaliert die Lage erneut: "Laß uns vor die Tür gehen!" Keiner der anwesenden Gäste will, daß sich irgend jemand vor dem Club prügelt, das ist total "aggro". Es gibt Beschwerden der Gäste über die Unruhe, ich stehe mit meinem neuen Freund erneut draußen in Security-Begleitung. Der andere Typ wird mit seiner Freundin zurück in dem Club gehalten. Wir müssen kurz in den Backstage-Bereich verschwinden, damit die beiden gehen können. Normalerweise muß immer der Typ den Club verlassen, der verdächtigt wird, eine Frau angefaßt zu haben. Meine Gedanken gehen an meinen On-Off-Ex-Freund, der hätte hier bestimmt schon wieder Hausverbot.
Unten im Backstage-Keller, eine Sitzecke, die Crew des Clubs sitzt hier und ruht sich aus. Eine Platte Obst wird umhergereicht, jemand zieht sich eine Line weißes Pulver ... ich schaue weg. Ich mag das Zeug nicht, habe es aber auch nie probiert - die Crew muß 10 Stunden Partyveranstaltung durchhalten. Die Konfrontation bzw. der geschehene Konflikt draußen ist kurz Thema in der Runde, ich sitze auf dem Sofa unter dem Kellerfenster neben meinem neuen Freund für die Nacht und erzähle ihm von meiner Begegnung und meiner durch einen Faustschlag gebrochenen Nase viele Jahre zurück: "So Typen eben, die das nicht mögen, was ich bin." Erinnerungen daran kommen wieder kurz hoch. Ich taste mit dem Finger meinen Hocker auf der Nase ab ... Gewalt ist nicht OK.
Wir sitzen nicht lange in der "Sicherheitsverwahrung" - "Ja das kenne ich schon, ich wurde auch mal weggesperrt, aber ich mußte da eine ganze Nacht aushalten", lustige Scherze meinerseits zur Aufheiterung der Stimmung ... wenig später betreten wir wieder den lichtdurchfluteten Innenhof und die kleine Tanzfläche darauf. Die aufgehende Sonne strahlt an die Mauerwände der umliegenden Fabrikgebäude. Ein Hungergefühl macht sich breit ... Zeit für Frühstück? Soweit der Plan / Vorsatz von mir: Ich bleibe, bis die Sonne aufgeht und ich irgendwo frühstücken kann! Meiner neuen Bekanntschaft erzähle ich auch, daß es nicht so schlimm gewesen wäre, wenn wir hätten gehen müssen (ein gemeinsames Frühstück in meiner Phantasie). Noch ein paar letzte Moves auf der Tanzfläche, aber ich bin schon zu kaputt und zu müde und muß mich irgendwo am Rand hinsetzen ... er tanzt weiter, bekleidet mit einer Schirmmütze, Sonnenbrille und ausgezogenem T-Shirt. Ich brauche auch so einen "Ledernacken" wie in dem Film / Buch, der mich Punkt 8 Uhr morgens aus dem Club rausholt.
Mein Telefon liegt in meiner Handtasche im Kofferraum meines Autos, ich habe keine Ahnung, wie spät es ist: "Ist es schon 8 Uhr morgens?" So lange wollte ich gar nicht bleiben, ich bin schon seit Mitternacht hier. "Ich möchte jetzt gehen." Ich stehe auf, hole meinen neuen Freund von der Tanzfläche und gehe mit ihm nach draußen auf die Straße zu der Stelle, an der unsere beiden Autos geparkt sind ... zwischen den ganzen Halteverbotsschildern, Anfang hier, Ende dort, über die ich mich schon die ganze Nacht amüsiere.
"Hast du einen Stift?"
"Klar, müßte da in meinem Handschuhfach liegen."
Ich krame den Kugelschreiber aus dem Fach in meinem Auto und gebe ihn ihm. Er notiert sich meine Nummer auf ein kleines Stück Karton. Ich kritzele meine Nummer erneut auf die Rückseite in meiner "lesbaren" Handschrift, damit er auch ja nicht später eine Ziffer vertauscht und mich auch sicher zurückrufen kann. So viele Männer haben danach nie wieder angerufen. Ich verabschiede mich von ihm: Das war wirklich eine sehr schöne Nacht mit dir, gebe ihm noch eine letzte Umarmung vor meinem Auto. Ich steige ein und fahre wieder los. Zurück zu meiner Wohnung.
Auf dem Parkplatz in der Straße in der Nähe meines Mietwohnhauses, ziehe ich endlich den schwarzen Kapuzenpullover über - auch wenn ich den jetzt die paar Meter zurück zum Hauseingang nun wirklich nicht brauche ... aber einmal dabei?
Es ist bereits taghell als ich vor dem Spiegel im Badezimmer das Augen-Make-up entferne, Reste vom Lippenstift finde ich nicht mehr in den Kosmetiktüchern. Haare durchkämmen, meine Sachen auf das Bambussofa werfen ... nach kurzer Zeit in meinem Bett einschlafen. Die Glockenuhr in der Nähe läutet noch die Acht, mehr bekomme ich nicht mehr mit. Ich habe keine Tabletten eingeworfen, bestimmt bin ich nach ein paar Stunden gegen Mittag wieder wach. Den Sonntag schön frühstücken, einen Kaffee trinken und ich gehe den Tag irgendwo essen ... Pizza vielleicht. (Ende Teil 3/3)
[29.07.19 / 17:10] ✎ Rückblende ... Sonnabend Abend in Leipzig, gehe ich aus? Oder bleibe ich zu Hause. Ich überlege die Pros und Kontras - ich will ausgehen! Über die Internetrecherche habe ich herausgefunden, daß die Nacht in dem einen Club in Plagwitz (der andere) eine Techno-Veranstaltung läuft. Start ist 0 Uhr Mitternacht, Ende ist 10 Uhr Sonntag morgens. Genau darauf habe ich jetzt Lust, ich habe den einen Film auf Arte gesehen, eine Romanverfilmung über ein Haufen DJs auf wahnwitziger Tour durch Deutschland - das will ich jetzt auch! In den Clubs durchtanzen, bis die Sonne aufgeht, komplett das Zeitgefühl verlieren! Der kleine Club hat eine kleine Open-Air-Tanzfläche und die Musik des auflegenden DJ-Kollektivs gefällt mir.
22 Uhr nochwas, ich mache mich ausgehfertig, Beine rasieren, eine Dusche, Kajal, Mascara, Lippenstift ... auf Chanel verzichte ich diese Nacht. Die dünne, schwarze Jeans kombiniere ich mit einem einfachen, schwarzen und ärmellosen Top, körpernah in die Hose gesteckt. Darüber mein Nietengürtel. Obligatorischer Silberschmuck. Als Schuhe will ich für diese Nacht unbedingt meine neuen schwarzen Flipflops mit Absätzen tragen. 23 Uhr nochwas, ich packe alles in meine Handtasche, werfe meinen schwarzen Kapuzenpullover über meinen Arm (könnte ja kühl werden den frühen Morgen) und verlasse meine Wohnung in Richtung meines in unmittelbarer Nähe akkurat eingeparkten Roadsters. Es dauert noch 30 Minuten, bis ich auf dem Weg durch die Stadt zu der Straße mit dem Club gelange.
Mitternacht, Einlaß, ich wechsele auf der Straße neben meinem Auto die Sandaletten zum Fahren gegen meine eleganten Flipflops. Es sind noch nicht allzu viele Gäste da, auf der Open-Air-Tanzfläche im Innenhof legt der erste DJ auf, im Keller unten gelange ich an die Bar ... ich habe kaum Geld für Getränke dabei, vielleicht gibt mir einer was aus? Ich bin gut gelaunt, entspannt, hoffe, wieder zurück oben auf dem Open-Air-Floor, die Sterne betrachtend, auf ein "Tel-Aviv-Feeling". Es ist Sommer, ich brauche meinen Pullover gar nicht. Der DJ legt etwas in Richtung Detroit und Electro auf ... ich tanze.
Ich tanze weiter, ekstatisch, meine Moves zu der "Body music" - tatsächlich ist die Musik gar nicht mehr weit vom EBM entfernt und ich passe mit meinem - Ansonsten-Gothic-Outfit - super in die Szene. Etwas später, eine Pause am Rand.
"Du tanzt sehr gut! Bist du alleine hier?"
Er muß mir das alles ins Ohr brüllen, die Musik ist zu laut, ich verstehe nicht jedes Wort.
"Laß uns nach draußen gehen."
Ich folge ihm, er sieht ausländisch aus ... mein Beuteschema.
"Bist du trans?"
Wow, damit habe ich so spontan jetzt nicht gerechnet.
"Ja. Ist das so offensichtlich?"
Was hat mich wohl verraten ... vielleicht hätte ich für die Nacht nicht den größten Push-up anziehen sollen, den ich in meiner Schublade finden konnte?
"Ist das ist wirklich dein Auto?"
Ich deute mit meinem Finger auf den Kombi vor dem Clubeingang, als er vorschlägt, ein paar Meter weiter zu fahren, eine Seitenstraße, ein Parkplatz, ein abgeschiedener Ort. Ich steige, nachdem er das Auto gewendet hat, ein. Ein schönes Bild, wie ich den Moment noch unter der Straßenlaterne neben der Seitenscheibe der Beifahrertür stehe und mich nach unten beuge. Er weiß bereits, daß ich operiert bin, er ist neugierig.
Keine 50 Meter weiter biegen wir auf den verlassenen Parkplatz ein. "Sollte ich Geld dafür verlangen? Kennst du den Film 'Tangerine L.A.?'" Ich scherze, bin gut gelaunt, alles ist drin, alles ist möglich ... er kommt aus Algerien und ist nur ein wenig jünger als ich. Er stellt den Motor ab. Während ich noch darüber nachdenke, ob er jetzt nun "Nummer 16" oder "Nummer 17" auf meiner Liste ist, zieht er sich auf dem Fahrersitz bereits aus. Ich weiß, was jetzt kommt, ich kenne das alles schon. Er steht auf einer der hintersten Plätze auf diesem Hinterhof-Parkplatz, alles schummrig, aber trotzdem gut beleuchtet von dem gelben Schein der Laternen.
"Meine Mutter macht sich schon darüber lustig, ich habe den halben Orient durch."
Er sieht gut aus, ich bin erregt, ich ziehe mich auch aus und werfe meine Sachen auf die runtergeklappte Rücksitzbank hinter mir und gebe ihm einen Blow Job, und das, was ich am besten kann: "Wenn du meinen Kopf nicht runter drückst - ich kann richtig tief gehen!" Er stöhnt bei dem Deep Throat: "Du bist so wahnsinnig schön!"
Ich will mehr, das erste Sperma schlucke ich noch runter ... netterweise hat er in seinem vollgekramten Kombi alles vorrätig, auch Reinigungstücher - aber Kondome haben weder er noch ich dabei. "Wir könnten zu dem Club zurückgehen, dort an der Bartheke fragen", ich habe ihm schon von dem anderen Club erzählt, den im Süden von Leipzig und meinen "Stamm-Toiletten" dort, das ist da gängige Praxis. Er startet den Motor und fährt die paar Meter wieder zurück. Ich suche währenddessen alle meine Sachen auf der Rücksitzbank zusammen, meinen BH habe ich mich schon in meiner Handtasche entledigt.
Draußen an der Kasse vor dem mittlerweile vollen Club, die beiden Mädels dort wissen auch nicht, wo es Kondome gibt, er soll einfach mal ein paar Leute fragen. Ich warte am Eingang an der Tanzfläche auf ihn - wenig später kommt er erfolgreich mit einem Kondom in der Hand zurück. Zurück zum Parkplatz! Ich habe auf ein Kondom bestanden, ohne mache ich es nicht - jetzt, wo ich wieder zu 100 Prozent negativ bin.
Auf dem alten Stellplatz auf der Parkfläche räumt er die hintere Ladefläche seines Kombis frei, legt eine Decke aus - genug Platz, um uns mehr gehen zu lassen. Wir ziehen uns aus ... Doggie Style.
"Du kennst das mit dem Anal-Sex, du hast Erfahrung?"
Ich kann ihn einfach machen lassen und das Ganze genießen.
Er kommt, ich bin wie immer nur nah dran. Die nächsten Minuten liegen wir einfach nur so auf seiner superbequemen Ladefläche.
"Was jetzt, wollen wir in den Club zurückgehen?"
Wir sind immer noch nackt, mein Vorschlag auf seine Frage: "Kannst du vielleicht...", ich fingere in mir herum, bin immer noch total feucht. "Das ist nicht sehr tief, nur ein paar Zentimeter...", ich spreize den Daumen und den Zeigefinger der einen Hand und zeige auf dem anderen Zeigefinger den Bereich von der Fingerkuppe bis zu dem zweiten Gelenk. "Das ist der einzige Teil von mir, der immer noch jungfräulich und unberührt ist. Ich wünschte, ich wäre als Frau geboren, mit einer richtigen Vagina."
Er läßt sich darauf ein, aber ich merke schnell, woran es mißlingt: der falsche Winkel, viel zu eng, kaum gedehnt - und er hat auch keine Erektion mehr. Wir müssen das abbrechen und ich muß wieder darauf verzichten, mein "Erstes Mal" zu haben. Wenig später stehen wir nackt neben seinem Auto draußen auf dem Parkplatz.
Es ist nicht kalt, es ist immer noch warm, kein Mensch ist auf dem beleuchteten Gelände weit und breit zu sehen. Der Mond scheint in einer dünnen Sichel, aus dem Club ein paar Meter entfernt dröhnen die wummernde Bässe. Wir tanzen nackt über den Parkplatz. So etwas wollte ich erleben! Frei sein.
Eigentlich bin ich nur aus dem Auto gestiegen, um im nächsten Gebüsch "auf die Toilette zu gehen". Vor den Toiletten in dem Club hat er mich bereits gewarnt, besser ist es hier draußen. Ich suche eine Stelle mit nach hinten abschüssigem Hang, damit der Urin zwischen meinen Beinen abfließen kann ... das ist jetzt alles etwas komplizierter in der Hocke als Frau (vorbei die Zeiten in der Klinik mit meinem "Feuerwehr-Spielzeug-Katheterschlauch"). Für ihn ist das einfacher.
Wir ziehen uns ein paar Minuten später wieder an und ich kämme mir meine Haare. Der Himmel über uns verfärbt sich schon leicht in das dunkelbläuliche und kündet den angehenden Sonnenaufgang an. "Laß uns die Nummern austauschen, dann können wir in Kontakt bleiben, vielleicht klappt es später mal mit deinem ersten Mal." Ja, warum nicht? (Ende Teil 2/3)
[29.07.19 / 17:09] ✎ "Warum machst du denn so einen Scheiß?" Hätte ich ihn einfach machen lassen? Ich liebe ihn? Sonntag kurz vor 12:30 Uhr Mittag, nach nur drei oder vier Stunden Schlaf bin ich wach, die letzte Nacht noch frisch in der Erinnerung. Ich schalte das Telefon online ... mein Ex-Freund hat mir ein paar Nachrichten geschickt und mich versucht, ein paar Minuten zuvor, anzurufen. Seinen Nachrichten nach scheint er gut gelaunt - er will mich sehen, mich in meiner Wohnung treffen, eine richtig gute Zeit mit mir verbringen ... ich soll mich sexy anziehen. Ich antworte ihm, daß ich bei den heißen Temperaturen es lieber vorziehe, nackt in meiner Wohnung zu sein - und er soll bedenken, das ist der Morgen danach, und ich brauche erst mal einen Kaffee.
Eine Dusche, die letzten Spuren der letzten Nacht wegwischen, mein Bialetti-Kocher auf die Herdplatte stellen, ein Bananen-Frühstück ... die zweite Tasse Koffein-Extrakt ist nicht für ihn, ich brauche einen Doppelten, um langsam in die Gänge zu kommen. Vor dem Spiegel in meinem Bad sehe ich die tiefen Augenringe - aber ich bin gut gelaunt ... noch.
Weitere Nachrichten von ihm die nächste Stunde, er ist auf dem Weg, meine nassen Haare trocknen sehr schnell bei den Sommertemperaturen in meiner Dachgeschoßwohnung, ich habe genug Zeit für alles andere (Hormongel auftragen, Gesichtscreme usw.). Ein Anruf von ihm, er weiß nicht wo er ist? Und findet meinen Hauseingang nicht? Er fragt einen Passanten nach dem Weg ... "But you know the way?" Ich werde leicht mißtrauisch am Telefon.
Er klingelt unten an der Tür, ich lasse ihn über den Türknopf herein und sehe ihn durch den geöffneten Türspalt die Treppen hochkommen. Etwas stimmt nicht mit ihm! Total schwankend fällt er durch meine Wohnungstür.
"Take a seat! Lay down!"
Ich lasse ihn in mein Bett fallen.
"You are not OK! Are you drunken?"
"No."
Ich kenne ihn, wenn er betrunken ist.
"Drugs? Has anyone put you something into your drink last night?"
Ich als Frau, paß da immer auf.
Er verneint alles, versucht sich total betrunken zu entkleiden, zieht mich auf mein Bett. Ich bin schon nackt, bis auf die Unterhose. Er will Sex mit mir. "Not in this condition! No means no!" Ich versuche standhaft zu bleiben. Die Situation verändert sich von Sekunde auf Sekunde. Wenn du dich übergeben willst, die Toilette ist da hinten. Zuerst liegen wir einfach nur so auf meinem Bett und ich betrachte ihn und weiß, daß ich eigentlich total auf ihn stehe - aber doch nicht so! Den nächsten Moment wendet er schon etwas mehr Krafteinsatz und Gewicht ein, um das zu bekommen, was er will.
Er hat ein paar Dokumente mitgebracht, Mietverträge, Briefe von und an das Jobcenter, einen Antrag auf Kostenübernahme für Wohnungsbedarf. Die Papiere scheinen ihm besonders wichtig zu sein. Ich wechsele über zu meinem Bambussofa und betrachte die Unterlagen mit meiner Lesebrille. Ich kann da nichts für ihn tun. Er steht von meinem Bett auf, geht die paar Schritte zu meinem Sofa, nimmt mir die Papiere aus den Händen - und fällt schwankend über mich, die Unterhose halb runtergezogen, ständig der Versuch zu masturbieren. "Go to my bed! Lay down!" Ich schicke ihn zurück. Wenig später sitze ich vor ihm in meinem Bett, weiß nicht genau, was ich jetzt machen soll. Werfe ich ihn raus? Ich kann ihn so nicht die Treppe runterstolpern lassen.
Er versucht meine Unterhose wegzuziehen - "No!" Versucht meinen Kopf nach unten zu drücken - "No!" Zieht mich zu sich, es tut weh am Arm, reibt seinen Penis an mir - "No means no!" Irgendwann kommt der Punkt, an dem er es auch geschafft hat, meinen schwarzen Slip zu entfernen. "But you know, that is close to rape?" Er liegt jetzt mit seinem vollen Gewicht auf mir, versucht in meine Neovagina einzudringen - "Au! Das tut weh! Geh weg!" Ich bin da unten knochentrocken, versuche ihn wegzustoßen, seinen Körper anzuheben. Er dreht mich, versucht es anal, hält mich fest. Weine ich, oder sehe ich meinen Körper weinen? Meine Tränen laufen über mein Gesicht. Warum tust du das? Ich wehre mich kaum noch. Er ist zu stark und zu betrunken, es gelingt ihm nicht, komplett in mich einzudringen.
"Go."
Er läßt von mir ab. Ich bedecke meine Brüste mit einem Stück meiner schwarzen Bettdecke.
"Go away. Geh weg!"
Wenn ich in die deutsche Sprache wechsele, ist es mir ernst, ich deute auf meine Wohnungstür.
"That is wrong!"
Wirklich? Mehr fällt dir als Antwort nicht ein? Ich habe den Entschluß gefaßt, ihn aus meiner Wohnung zu werfen. Ihm fällt vielleicht mein durch Tränen zerquollenes Gesicht auf. Ich weiß nicht, ob ich überreagiere und das Drama zu sehr aufspiele ... was ist überhaupt passiert? Hat er wirklich versucht, mich zu vergewaltigen? Ist das so eine Situation? Warum gerade er! Warum nicht irgend so ein Typ in irgendeiner dunklen Seitengasse!
Er steht auf, zieht stark schwankend seine Sachen an. Vergiß deine Papiere nicht, die scheinen dir wichtig zu sein. "Jobcenter pays everything. Anything forgotten?" Ich öffne ihm meine Wohnungstür, schicke ihn, noch immer unter Tränen, nach draußen. Nackt bin ich auch nicht mehr, ich habe meinen Morgenmantel um mich gehüllt, will ihn nicht noch weiter aufheizen. Ich nehme meine Wohnungsschlüssel und beobachte am Treppenhausgeländer, wie er anschließend die vielen Stufen nach unten läuft. Wenig später höre ich unten die Haustür ins Schloß fallen.
Leider habe ich nur für einen kurzen Moment Ruhe, er kommt zurück, klingelt Sturm, ich lasse den Hörer von der Türsprechanlage nach unten baumeln. Irgend jemand muß ihm doch die Tür geöffnet haben, es poltert im Treppenhaus, wummern gegen meine Tür, erneutes Sturmklingeln. Sollte ich die Polizei rufen? "Mein Ex-Freund randaliert im Treppenhaus." Ich versuche das Ganze einfach auszusitzen ... ich habe Angst. Die Tür ist von innen verschlossen. Er belagert mich.
Später den Abend werde ich sehen, er hat mit roher Gewalt unten die Haustür aufgebrochen, Rahmen und Schließblech hängen in Fetzen herunter. "Pray to your gods, that you're not in big trouble now. I won't go to the cops, I'm too much involved in the motorcycle gang scene", meine Nachricht später an ihn. Ich kann seinen Geruch an mir nicht mehr riechen, ich sehne mich nach einer Dusche. Für mich ist er in diesem Augenblick nur noch ein Stück Scheiße. (Ende Teil 1/3)
[24.07.19 / 01:53] ✎ 8 Wochen Post-Korrektur-OP - Mittlerweile kann ich einen Teil meiner täglichen Slipeinlagen weglassen, viel Wundsekret ist da nicht mehr. Ich nehme die Einlagen nur noch als Schutz zwischen den mit der Iodsalbe eingeschmierten Nähten und meiner schwarzen Unterwäsche ... hatte ich doch bis hierhin einen Verbrauch von 60 Stück pro Monat (also zwei pro Tag).
Meine Neovagina dehne ich nach wie vor konsequent regelmäßig täglich, aber nur mit dem Finger (und Bepanthen), damit kann ich alles im Inneren abtasten bzw. erfühlen und spüre, wann ich das Ende erreiche. Es geht nur noch darum, die Tiefe zu halten - sechs Zentimeter war doch eher ein Wunschgedanke - es bleibt bei den fünf Zentimetern (aber auch nur dann, wenn ich die Schamlippen mitzähle, vier Zentimeter sind es, wenn ich den Meßpunkt an dem unteren Punkt meiner Vulva ansetze, an dem die beiden Schamlippen auseinandergehen). Ich muß endlich anfangen, auch auf Breite zu dehnen, wenn ich das Ganze mal irgendwann wirklich einsetzen will (immerhin, ich habe wenigstens ein "Loch" da unten).
Die schwarzen Nähte außen am Schritt, an der ein Teil für die Erweiterungsplastik innen ausgeschnitten wurde, fallen teilweise aus (daher die tägliche Prozedur mit der Iodsalbe), laut Arztbrief hätten die eigentlich schon längst gezogen werden müssen, ich spare mir das auf für den nächsten Besuch bei meiner Frauenärztin. Die hellen Fäden innen pieksen nicht mehr ganz so stark wie am Anfang ... manchmal kann ich ein Teilstück der ausgefallenen Fäden "herausfingern".
Etwas erfreuliches neben dem Heilungsprozeß, der Ausgang der Harnröhre ist nach der Narbenkorrektur spürbar freier und ein Toilettenbesuch dauert nicht mehr ewig lange (mehrere Minuten). Ich wußte gar nicht, daß das langsame Tröpfeln vor der Korrekturoperation nicht "normal" ist (ich hatte es einfach nur als normal empfunden), das Tempo des Harnstrahls entspricht jetzt dem einer natürlichen Frau.
Vom ästhetischen Standpunkt aus betrachtet, fällt die asymmetrische Schnittführung am Eingang meiner Scheide auf ... so eine Art "Nouvelle Vague" der Operationskunst - ein designtechnisches Kunstwerk? Es sieht nicht schlecht aus, es ist einfach nur ... anders (alles was ich über das weibliche Genital weiß, kenne ich nur aus dem Biologiebuch oder aus Internetpornos, mir fehlt der natürliche Vergleich).
Nach acht Wochen endet jetzt auch die postoperative "Sexualkarenz" (beschrieben in dem Arztbrief) und ich kann mich langsam wieder daran herantrauen, vorsichtig Kontakte zu der Männerwelt zu knüpfen ... und ich habe noch überhaupt keine Ahnung, ob das mit dem Teil da unten, meiner "Problemgrotte", überhaupt funktioniert.
[22.07.19 / 02:59] ✎ Unterwegs mit dem Motorrad ... mal etwas im (sehr nah gelegenen) Harzvorland herumräubern - und ja, ich halte da den Sonntag Nachmittag wirklich nur, um eine Tasse Kaffee zu trinken - und ein Stück Kuchen. (Nebenbei bemerkt, ein winziges Detail am Rande, meine Haarklammer hängt jetzt auch am Rückspiegel ... das inoffizielle Erkennungszeichen des "Fanclubs" einer nicht weiter erwähnten Motorradenthusiastin.)
[15.07.19 / 00:02] ✎ Zurück in meiner Wohnung, nach dem Marsch eine Dusche nehmen ... der entstandene Sonnenbrand im Gesicht hält sich in Grenzen - Feuchtigkeitscreme. Chanel über meinen Nacken (und den noch nassen, langen Haaren) und das Make-up für die Nacht wird aufgelegt: Den schwarzen Lidstrich nachziehen und dramatisch schwarzer Mascara (tatsächlich sind ein paar schwarze Kleckser Wimperntusche daneben gegangen, ich korrigiere mit einem Stück Toilettenpapier und der Wimpernbürste solange umher, bis das Ergebnis halbwegs passabel aussieht). An meinem Outfit für die Nacht ändere ich nur wenig, der weite, mittellange, schwarze Rock wird durch das kurze Lederröckchen ersetzt, der orientalische Gürtel durch den passenden Nietengürtel. Ich überlege meine Schuhauswahl, die High-Heel-Stiefeletten? Zu nuttig mit dem kurzen Röckchen. Die viktorianischen Stiefeletten? Wirkt nicht mit dem Lederrock. Also doch wieder die absatzlosen, schweren Schnürstiefel, die richtige Entscheidung für meine Füße nach der kilometerlangen Demo-Route den Nachmittag - und außerdem kann ich die beim Autofahren anbehalten und muß nicht extra Schuhe dafür mitnehmen. Ich packe meine Handtasche, ziehe meine Lederjacke / Punkerkutte über, greife mir die Autoschlüssel und mache mich auf den Weg für die Nacht.
Es nieselt weiter, die Scheibenwischer verschmieren, die Sprechstimme meiner Navigationssoftware auf meinem Smartphone ignoriere ich, die Brücke nach Plagwitz ist noch lange gesperrt, ich fahre ein paar Umwege, aus dem Autoradio tönt das Best-Of-Album von "Echo & The Bunnymen". "Bring on the dancing horses...", summe und murmle ich weiter, als ich gegen 23 Uhr mein Auto in der Seitenstraße in der Nähe des Clubs parke und die paar Schritte durch die dunkle Gasse zum Eingang des Clubs laufe ... noch ist keine Schlange vor dem Eingang.
Mein Eintritt als Soli-Spende und ich erkunde das Innere. Ein DJ-Pärchen legt russische Disco-Musik auf? Interessant, habe ich so noch nie gehört. Der zweite Floor im Obergeschoß, ziemlich basslastige Musik zum Tanzen. Den Plakaten der Veranstaltung für diese Nacht soll es irgendwo noch eine dritte Tanzfläche geben - und in der Tat, ein Stück weit hinter den Toiletten ist eine Tür geöffnet, die mir auf meinen alten Besuchen in diesem Gebäude immer verschlossen geblieben ist. Vor mir öffnet sich ein kleiner Raum, die Wände von oben bis unten beklebt mit den Plakaten vergangener Konzerte, nahezu vollständig konserviert durch die Verschlossenheit des Raumes. Eine Zeitreise! Fasziniert betrachte ich immer wieder die Plakate der letzten 20 Jahre ... bin ich hier auch irgendwo? Ein Plakat entdecke ich mit einer Band, die ich vor 10 oder 13 Jahren in Leipzig gesehen habe ... breites Grinsen. Ich verlasse den kleinen Raum wieder und durchstreife den Club mit meiner Flasche Club Mate in der Hand.
Die Tanzfläche unten, ein anders DJ-Set, etwas Musik für mich zum Tanzen in Richtung Italo und Wave - aber meine sentimentalen Gedanken hängen in der Vergangenheit. 2004 war ich das erste Mal in diesem anarchistischen Club, schwarze Underground-Ranger mit Stahlkappe, eine schwarze Levis-Jeans, meine alte Lederjacke, damals mit nur einem einzigen, meinem allerersten "Joy Division"-Button. Bis um halb Acht Uhr morgens den nächsten Tag war ich in dem Club, mit frischen Erfahrungen aus meiner Kurzzeit-Wochenendaffäre mit einer Süditalienerin. Sollte ich auch mal flirten und eine junge Frau ansprechen? Ich habe mir das nie getraut.
Zurück in die Gegenwart und in die obere Etage, den Reißverschluß meines kurzen und engen Lederröckchens ziehe ich jedesmal ein Stück weit auf, bevor ich die Treppe betrete - damit ich es die Stufen halbwegs nach oben schaffe. Ganz oben war ich auch noch nie, eine Galerie mit ein paar Graffiti-Kunstwerken ist geöffnet ... sieht ganz nett aus, aber so richtig wirken die erst auf einer großen Mauer, oder als "Wholetrain".
Der kleine Raum zieht mich weiter magisch an, zu jeder vollen Stunde die Nacht zelebrieren die beiden Hosts des Trucks den Nachmittag zuvor dort eine musikalische Performance - jedenfalls glaube ich das, der kleine Raum ist immer bis zur Türschwelle voll, wenn ich da bin. Ich erforsche die Plakatwände in dem Vorraum, der Flur zu den Toiletten - irgendwo muß doch eins zu finden sein, wo ich auch war. Und wirklich! Ich entdecke es! Ganz unten, teilweise überklebt ... die Bandaufstellung, das kenne ich doch - großer Gott! Das muß über 12 bis 15 Jahre her sein! Zwar nicht Leipzig, aber auf dem Tourplakat steht das soziokulturelle Zentrum in Halberstadt, damals habe ich noch in Wernigerode studiert. Noch breiteres Grinsen, ich fühle mich plötzlich uralt in diesem Club, unter dem ganzen jungen Publikum habe ich nur zwei Menschen gesehen, die älter als ich sein dürften. Jedesmal, wenn ich die zwei Tanzflächen in den Etagen wechsele und daran vorbeilaufe, muß ich auf das Plakat zeigen: "Da war ich schon!"
Nicht allzuviel später die Nacht, unten auf der Tanzfläche Bassmusik, oben auf der Tanzfläche Bassmusik, nichts für was ich tanzbar bin. Ich warte vergeblich auf ein paar eingestreute Hi-NRG-Stücke, dafür hätte ich wohl die große CSD-Abschlußparty besuchen müssen, aber das Großraumdisko-Flair und die prognostizierte Besucheranzahl dort von über 1000 Gästen schreckt mich ab. Ich sitze etwas in meinem kleinen Lieblingsclub herum, bin auch mal draußen vor der Tür, sehe die meterlange Schlange davor: "Ist das schon Eingangsstop?" Die junge Frau an der Kasse bejaht meine Frage. Drinnen ist es für mich noch nicht unangenehm voll, die Tanzfläche oben, da könnte ich die Luft zerschneiden, aber da bin ich nicht.
Auf meinem Sitzplatz auf der Bank in der Nähe des Einganges lasse ich meine kreativen Gedanken schweifen. Die kubanischen Stiefeletten, die viktorianischen, die sommerlichen mit den hohen Stilettos, meine Doc Martens und die Pikes - so langsam wird es voll auf dem kleinen Abtreter. Den Schuhturm mit meinen anderen Trittchen kann ich nicht erweitern, am Wohnungseingang ist wegen der aufklappenden Tür auch kein Platz, meinen Abtreter möchte ich nicht nach oben verbauen und es fehlt auch ein Platz für Gästeschuhe. Einzig der Bereich neben der Tür zum Bad, auf dem ich immer meinen Getränkeeinkauf ablade, wäre frei. Dort hätte ich am liebsten ein Weinregal (auch wenn es während des Sommers und der hohen Temperaturen in meiner Dachgeschoßwohnung keinen Sinn macht, da Weinflaschen zu lagern). Ich kombiniere ... ein Schuhregal ... ein Weinregal ... "Ein Schuh-Wein-Regal!" Der Geistesblitz. Unten Schuhe, oben Wein, oder umgekehrt. Ob sich das realisieren läßt, sehe ich beim nächsten Besuch der Möbelmärkte und -discounter.
Gegen 3 Uhr die Nacht, die Musik auf den beiden Tanzflächen wird nicht besser und ich habe meine zweite Flasche Club Mate ausgetrunken - zurück zum Auto, ich verlasse den Club und mache mich auf den Heimweg. Gegen 4 Uhr den Morgen befinde ich mich wieder vor meinem Badezimmerspiegel, das schwarze Augen-Make-up wische ich mir mit einem Kosmetiktuch weg, meine Sachen hänge ich über das Zimmer verteilt über alle Sitzgelegenheiten. Noch kann ich nicht einschlafen, ich betrachte die Stelle neben dem Badezimmer, an der mein zukünftiges "Zauberregal" stehen soll. Erst eine Stunde später um 5 Uhr den Morgen, draußen bricht die Morgendämmerung an, bin ich weg und schlafe ein. Ich habe mein Telefon im Auto liegen lassen, wenn mich jetzt jemand anrufen sollte oder mir eine Nachricht schreibt, bekomme ich davon nichts mit. Das Telefon klingelt dann im Auto.
Erst den frühen Sonntag Nachmittag, auf dem Weg zu dem kleinen Café an der Straßenecke meines Wohnquartiers, zwei Stück Kuchen* für den späten Nachmittag kaufen, werde ich mein Telefon wieder abholen. Nur eine Nachricht an mich als "Personal shopper" von meiner Auftraggeberin, hoffentlich war es die richtige Größe.
(* Der Kuchen ist so dermaßen gut, eine lange Schlange bildet sich den Nachmittag vor dem Bäcker, daß ich vermute, die beziehen ihren Kuchen jeden Sonntag von einer Kooperative oder einem Netzwerk an backenden Omas rund um Leipzig.) (Ende Teil 2/2)
[15.07.19 / 00:01] ✎ Der alljährliche CSD in Leipzig, letztes Jahr konnte ich nicht mitmachen (wegen meiner Operation), dieses Jahr bin ich wieder mit dabei. Die Woche davor war ich noch einmal im Süden von Leipzig einkaufen, auf der Suche nach einem orientalischen Münzgürtel in Silber oder Metall - tatsächlich habe ich südlich der Innenstadt genau den einen Laden gefunden, in dem sich vielleicht die arabischen Hochzeitsgesellschaften einkleiden, zumindest für angehende Bauchtänzerinnen gibt es in dem Geschäft die ganzen Accessoires. Die Frage der Verkäuferin, ob ich den Gürtel für den Bauchtanz brauche, muß ich aber verneinen - ich nähere mich dem von der indischen Seite aus und plane mein Hijara-Outfit für den kommenden CSD.
Der Sonnabend des CSD in Leipzig - entspannt spätvormittags aufstehen und für das Event vorbereiten, das schwarze Top mit den durchsichtigen Ärmeln in Spitze, der schwarze, mediterrane Faltenrock, die schwarze Netzstrumpfhose (die mit dem Rosenmuster), schwarzer Kajal und die schwarzen Doc Martens (absatzlos, zum Latschen), mein Silberschmuck und die großen Creolen. Ich habe meinen schwarzen Schal aus Indien vom letzten Winter wieder hervorgekramt, das Wetter ist den Mittag noch zu grau und kalt, ich werfe den großen Schal modisch elegant über meine Schultern ... "Gothica" geht aus. In meine Handtasche stopfe ich alles für jede Wettersituation hinein: Regenschirm, Sonnenbrille und Sonnencreme (von letzteres mache ich wieder leider keinen Gebrauch) - und meinen neuen, metallisch glänzenden (und klimpernden) Münzgürtel, noch eingerollt und verpackt in einer nach Räucherstäbchen duftenden Tüte.
Weiter zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, es ist noch genug Zeit, bis der Demozug nach 14 Uhr vom Marktplatz aus startet. Eigentlich wollte ich den Gürtel erst vor Ort am Marktplatz umhängen, ich nutze aber schon die bequeme Situation auf dem Sitzplatz in der Straßenbahn und befestige die Kette mit dem Karabinerhaken an die beidseitigen Schlaufen meines weiten Rocks ... vor den Fenstern der Straßenbahn sehe ich schon die immer mehr zunehmende Menge an jungen Menschen mit Regenbogenfahnen in die Innenstadt ziehen. Am Hauptbahnhof aussteigen, noch eine Flasche Wasser kaufen (ich bin gut vorbereitet) und ich bewege mich auch in Richtung des heutigen "LGBT-Epizentrums".
Dort angekommen, eine kurze Runde über den Platz, die Stände abchecken (platze ich da wieder in eine laufende Fernsehaufnahme?), die anwesenden Demoteilnehmer mustern (äußerst viele junge Menschen, die können gar nicht alle schwul sein), hier und da 'ne Drag Queen (der Rest der Trans-Community ist, wenn überhaupt vorhanden, unsichtbar) und ich stehe wieder neben meinem favorisierten Demo-LKW mit den antifaschistischen und queer- und linksalternativen Transparenten ... ich bin zu Hause, meine Szene. Schwarze Sonnenbrille aufsetzen (den Kapuzenpullover habe ich zurück in der Wohnung gelassen, der hat nicht zu meinem indisch-orientalischen Outfit für den Tag gepaßt).
Irgendwann nach 14 Uhr, der Demozug fängt langsam an, sich in Bewegung zu setzen, laute Musik von den LKW, viele Menschen dahinter, mein Block befindet sich wie immer wieder am Ende des Zuges (ob dieser von mehr Polizisten eskortiert wird?) ... die Sonne scheint gnadenlos. Eigentlich hatte ich auf Regen und dunkle Wolken gehofft, weder meinen Regenschirm, noch meine Sonnencreme (!) hole ich aus meiner Handtasche. Ich wechsele während der Demo immer wieder die optimale Straßenseite im Schatten.
Erster Haltepunkt ist der Augustusplatz an der Oper, die Redebeiträge der großen Parteien und Verbände interessieren mich nicht, ich bin nur empfänglich für die Kampfreden meines anarchistischen Blocks, die ab und zu von dem kleinen LKW schallen. Die große Haltepause nutze ich viel lieber dazu, mir in dem einen italienischen Café an dem einen Ende der angrenzenden Fußgängerzone ein Eis zu kaufen. Bevor ich die Schritte zu Fuß zurück zur CSD-Demo laufe, ist es bereits so gut wie weggeschmolzen und aufgegessen ... es ist sommerlich heiß in der Sonne, mein großer schwarzer Kaschmir-Baumwollschal liegt längst sorgsam zusammengefaltet in meiner Handtasche.
Der Demozug zieht durch die Innenstadt weiter, vorbei an den blockierten Kreuzungen, vorbei an den kleinen Parkanlagen an der Moritzbastei, deren schattige Bäume ich sofort nutze, ein oder zwei weitere Haltepunkte, von denen ich nicht viel mitbekomme, streift kurz das Stück zur Südstadt (und den arabischen Laden) und zieht wieder zurück in das Zentrum der Innenstadt. So viele junge Menschen, mein Szene-LKW am hintersten Ende sammelt besonders viele schöne und alternative Menschen, die paar "Parteien-Wägelchen" davor ziehen fast gar keine Menschen an (soweit ich das vom hintersten Ende aus sehen konnte) - definitiv der "coolste" Demo-LKW in der ganzen Parade.
Zurück am Marktplatz verläuft sich dann alles, von der großen Bühne wird ein Programm abgespielt, dem ich nicht weiter Beachtung schenke (laut Programmheft nichts, was mich irgendwie interessieren könnte). Ich verschwinde für einen Auftragseinkauf in dem angrenzenden, teuren Kaufhaus, in dem ich schon Stammkunde bin, mit Mitgliedskarte und Rabatt-Coupons (es wird eine indisch angehauchte Stoffhose, einmal in einer 38 für mich und eine weitere Größe für meine Auftraggeberin ... "Personal shopper").
Gegen 18 Uhr wieder zurück auf dem Marktplatz, das Programm ist noch im vollen Gang, auf dem Platz vor der Bühne tummeln sich noch eine Menge junger Menschen ... eher Party-Jugendliche als ernsthaftes LGBT-Szenepublikum, die Stände der Verbände rund um den Marktplatz sind dementsprechend auch nicht so gut frequentiert (könnte mehr sein). Ich habe mir vorgenommen, den Stand der Aids-Hilfe zu besuchen, die bieten immer wieder einen kostenlosen HIV-Test an ... mein letztes Risiko liegt etwas mehr als 11 Wochen zurück - und ich will die Narbe des Pieksers auf der Fingerkuppe des rechten Zeigefingers vom letzten Test symmetrisch auf den linken Zeigefinger erweitern. Ein paar Minuten warten und ich betrete das abgeschirmte Zelt neben dem Stand der Aids-Hilfe.
Der nette, ehrenamtliche Mitarbeiter erklärt mir den Selbsttest, den es für etwas mehr als 20 Euro auch aus der Apotheke gibt. Dieses Mal muß ich alles selbst durchführen: Die Tüte auspacken, Alkoholtupfer, ein kleines Wattetuch, Piekser, Kanüle, das Testplättchen selbst und die Testflüssigkeit, sowie ein Pflaster, das ich aber nicht brauchen werde. Ich desinfiziere die linke Fingerkuppe (als Rechtshänderin), wische den Alkohol mit dem Stück Wattetuch ab (als ehemalige "Spritzerin" weiß ich, daß ich das eigentlich nicht brauche, der Alkohol brennt nur ganz leicht an der Einstichstelle), setze den Piekser ... und warte. In der Theorie sollte sich ein Blutstropfen bilden, aber bei mir sind noch zwei weitere Piekser notwendig, bis ich endlich genug Tropfen Blut mit der Kanüle in das kleine Plättchen für den Test geben kann, ein paar Tropfen der Testlösung darauf (bzw. daneben). Nach einiger Zeit bildet sich der erste Kontrollstreifen ... 10 Minuten warten, der zweite Streifen? Nein, ich bin immer noch HIV negativ - Glück gehabt! Erleichterung, mit dem ehrenamtlichen Helfer unterhalte ich mich noch kurz über meine letzte Risikosituation: "Was mache ich, wenn der Typ mittendrin einfach sein Kondom abzieht, nur weil er Schwierigkeiten hat, eine Erektion zu bekommen?" Es gibt noch mehr als Kondome, sogenannte PrEP-Tabletten. "Ich habe ihm dann erzählt, daß er sich bei mir zwar nicht mit HIV, aber HPV infiziert hat. Feigwarzen. Tja, selbst schuld, wenn du das Kondom mittendrin abziehst!" Immer noch erleichtert / erheitert verlasse ich das kleine Zelt und hinterlasse noch eine kleine Spende für die Aids-Hilfe in der bereitgestellten Dose.
Weiter ein paar Schritte durch die Innenstadt auf der Suche nach dem Abendessen, indisch oder japanisch? Ich entscheide mich für zweites, es hat leicht angefangen, zu regnen, dunkle Wolken türmen sich am Himmel auf, aber der große Gewitterschauer bleibt aus und ich kann den Schirm auf dem Weg zu dem kleinen, japanischen Restaurant wieder zusammenfalten (interessanterweise ist das auch derselbe Schirm, den ich in Tokio gekauft habe).
Ich nehme in dem Außenbereich des kleinen Nudelrestaurants Platz, ich will die dunklen Nudeln aus Buchweizen essen, leider sind sie nicht mehr auf der Menükarte. In der Ausstattung des Außenbereichs befinden sich auch nicht mehr die großen, roten Lampions, die ich an jeder kleinsten Nudelküche in Shinjuku gesehen habe ... das Flair hat für mich damit etwas nachgelassen. Dafür werde ich von der mir servierten Speise nicht enttäuscht - in der Menükarte wurde die vegetarische Nudelsuppe mit dem Saitan als "so gut wie gebratene Ente, kaum zu unterscheiden" angepriesen, es schmeckt tatsächlich so. Ich schlürfe die Nudelsuppe laut, hänge mit dem Kopf über der Schüssel, nach ein paar Minuten habe ich das mit den Stäbchen wieder drauf und lasse die Nudeln zwischen den beiden Hölzchen in meinen Mund gleiten - genau so, wie ich das in Tokio gelernt bzw. gesehen habe ... Japaner machen das auch so.
Auf den Nachtisch muß ich aber verzichten, ein spürbar kalter Wind kommt auf, es nieselt stärker, ich sitze unter dem Vordach und werfe meinen wärmenden Schal wieder um meinen Oberkörper. Beim Bezahlen verrechne ich mich mit dem Trinkgeld, beim nächsten Mal muß ich einen Euro mehr dazu geben. Zurück zum Hauptbahnhof, gegen 21 Uhr vom Bäcker in den Passagen im Untergrund noch ein paar Brötchen für den nächsten Tag holen und mit der Straßenbahn weiter zurück in Richtung meiner Wohnung. An dem kleinen LKW war ein Plakat befestigt für die Soli-Party heute Nacht ... in dem linksalternativen Zentrum von Plagwitz, mein Lieblingsclub dort. (Ende Teil 1/2)
[10.07.19 / 22:25] ✎ Bewerbungsgespräch ... und Absage. In dem Moment, in dem ich nervös meinen Zettel mit der Gleichstellung aus meiner Bewerbermappe herausgekramt hatte und meine Behinderung mit der kognitiven Beeinträchtigung erklären mußte: "Ich habe da Probleme mit der Konzentration, ich bin etwas langsam, muß alles doppelt und dreifach überprüfen, um Fehler auszuschließen...", da spürte ich schon, wie das eigentlich bis hierhin ganz gut verlaufende Bewerbungsgespräch in eine emotional düstere Richtung abdriftet, die ich nicht mehr kontrollieren konnte. Die Stelle war sowieso zu hoch gegriffen für mich, so gut und perfekt bin ich nicht.
Oder ist alles ganz anders? Ich bin ... eine transsexuelle Frau? Die will keiner, die gehört auf den Strich. Während ich diese Zeilen schreibe, läuft parallel ein Upgrade auf meinem anderen Unix-Rechner, ich hab mir damit den Kernel zerschossen und unglücklicherweise den alten überschrieben ... tief im Boot-Prozeß versuche ich das ganze Betriebssystem wieder zum Laufen zu bekommen. Aus den Boxen schallt währenddessen die laute Hi-NRG-Disco-Musik aus Tel Aviv. (Ihr könnt mich mal.)
Nachtrag: Über 24 Stunden später, der Server läuft jetzt wieder. Falls es jemanden interessiert, hier mein mühsam erarbeitetes Vorgehen:
USB-Stick mit FreeBSD memstick.img (alter Kernel)
F10 Boot von USB
Single User (System vom Stick)
# sysctl kern.geom.part.check_integrity=0
# gmirror load
# gmirror status
syncing...
# gpart show mirror/gm0s1
# fsck -y /dev/mirror/gm0s1a
# fsck -y /dev/mirror/gm0s1b
# fsck -y /dev/mirror/gm0s1d
# fsck -y /dev/mirror/gm0s1e
# fsck -y /dev/mirror/gm0s1f
# mount /dev/mirror/gm0s1a /mnt
# cp -r /boot/kernel /mnt/boot/kernel.good/
# cd /mnt/boot/
# mv kernel kernel.bad
# mv kernel.good kernel
# reboot
Multi User (System vom RAID Mirror)
# freebsd-update fetch
# freebsd-update install
# shutdown -r now
# rm -r /boot/kernel.bad
Alter Kernel wieder gerettet.
[01.07.19 / 23:58] ✎ Die Bar, in der ich immer meinen "Ipanema" getrunken habe, gibt es nicht mehr. Die Hotelbar, die da jetzt in dem Gebäude gleich neben der mexikanischen Bar ist, hat zwar auch eine alkoholfreie Cocktailvariante mit Ingwer bzw. "Ginger" und Limetten im Angebot, doch der Teil mit dem Rohrzucker als Bodensatz und diesem leicht trüben, sahnig-cremigen Etwas fehlt mir einfach. Der Internetrecherche nach auf meinem Smartphone, im Sessel in der Lobby des City-Hotels sitzend und die andere Cocktailvariante schlürfend, ist der "Ipanema" wohl nur ein "Caipirinha" ohne Alkohol. Ginger Ale, Rohrzuckersirup, Limetten, sahnig-cremiges Vanille-Dings - so in etwa das Rezept für meinen nächsten Eigenversuch. Sonnabend Abend im Süden von Leipzig (aber eigentlich wollte ich nur meine neuen, schwarzen Leder-Flipflops mit Absatz einlaufen).
Sonntag Mittag, Frühstück in meiner Wohnung und Kaffeesatzlesen, nach einem kurzen Moment wird mir das Bild in der Tasse klar - das bin ich, wie ich Dinge oder kleine Fetzen in das Feuer werfe, ich trenne mich von etwas aus meiner Vergangenheit. Ist es das Bewerbungsgespräch den nächsten Tag? Schließe ich mit meiner alten Arbeit ab? Fange ich mit etwas Neuem an? Gedanken: "Vermassle das morgen bloß nicht! Die suchen einen richtigen Hacker!" Wenn es komplett schief läuft, setze ich mir eine neue Deadline - spätestens nach einem Jahr erfolglosen Bewerbens schließe ich das Thema "Softwareingenieur" komplett ab und mache beruflich etwas ganz Anderes, Neues.
"Break", ich hatte für das Wochenende eine Einladungsanfrage für eine Bikerparty eines - mutmaßlich - durch Neonazis unterwanderten MCs, die wären geschockt, wo ich den Sonntag Nachmittag wirklich bin: bei dem Multikulturellen Sommerfest in Leipzig-Connewitz! So richtig echt mit afrikanischer Trommelgruppe zum Abschluß! Ich als initiierte Hijara muß natürlich auch mal im Inneren des Tanzkreises tanzen. Extra für diesen sehr heißen Sommertag habe ich meinen schwarzen Strandrock angezogen ... aber die "Moves" der mexikanischen Sängerin der Band davor oder der afrikanischen Tänzerin der Trommelgruppe danach bekomme ich nicht so ganz hin. Egal, dieses kleine Festival - auch wieder im Werk 2 - hat mir sehr viel Spaß gemacht. Schade, daß mein Freund nicht dabei war, ihm hätte die syrische Musik den Nachmittag bestimmt gefallen.
Den Sonntag Abend mit der Straßenbahn wieder zurück in meine Wohnung, bis Mitternacht sind es immer noch über 28°C in dem Dachgeschoß - nur gut, daß der Termin morgen auf dem frühen Nachmittag liegt (da reicht es aus, wenn ich erst um 5 Uhr morgens einschlafe, wenn die Vögel draußen anfangen und die Wohnung mit den weit geöffneten Fenstern wieder gut kühl durchgelüftet ist). Ich lese noch etwas in meiner alten Diplomarbeit [Anm. d. Verfasserin: Rückwirkend betrachtet, genau die richtige Entscheidung ... es werden Fragen dazu kommen].
Montag, der Tag des Bewerbungsgesprächs. Ich habe alles zeitlich durchgeplant, wann ich was mache, Frühstück, duschen, Kajal ... den Silberschmuck oder doch lieber Diamanten? Zu overdressed, ich nehme den Schmuck mit den Peridot-Steinen, mein "Sailor-Moon-Armband" unter dem Ärmel des schwarzen Spitzentops, das ich schon in Wien anhatte. Eine dünne, schwarze Jeans den Sommertemperaturen entsprechend. Passende Schuhe? Das Outfit ist lange durchdacht, ich nehme meine schwarzen Hexen-Schnürschuhe zusammen mit den Nylon-Söckchen. Beim Zubinden bzw. Einfädeln rennt mir die Zeit davon: "Beeil dich!" Ich stopfe meine Bewerbungsmappe in meine Handtasche, der Reißverschluß geht nicht zu, verlasse meine Wohnung und laufe zur nächstgelegenen Straßenbahnhaltestelle. "Scheiß Automat! Gestern hat er noch meinen 5-Euro-Schein geschluckt", ich bezahle mit der Geldkarte ... die Bahn kommt, ein Blick auf die Uhr in der Anzeigentafel, wieder 10 Minuten eingeholt.
Weiter zum großen "Zahntempel" am Augustusplatz, das markante Hochhaus in der Mitte von Leipzig, den Eingang finden, die Portiersfrau schickt mich mit dem Fahrstuhl in die richtige Etage - ich bin exakt 15 Minuten vor meinem Termin da ... und ich dachte schon, ich wäre viel zu spät. Glück gehabt, noch viel früher und es wäre als unhöflich aufgenommen worden. Ich bereite mich die Wartezeit mental auf das Gespräch vor, trinke eine Flasche des bereitgestellten Wassers in dem Konferenzraum, lasse meinen Blick über die Dächer in Leipzig aus dem Fenster schweifen. Mein erstes Bewerbungsgespräch nach über sieben Jahren ... etwas ist anders, ich trete als Frau auf - mit viel mehr Selbstbewußtsein (so eine Art Mischung aus Ex-Escort-Girl und "Hacktrice").
Ungefähr eine Stunde später ... Details über dieses Gespräch verbieten sich mir, über meine alte Firma bin ich auf Prävention von Wirtschaftsspionage gedrillt, die neue Firma ist noch einen Tick schärfer: "erweiterte Sicherheitsüberprüfung?" Wenn die wüßten ... die Beziehung zu meinem syrisch-arabischen On-Off-Ex-Freund mit seinem "Salafisten-Bart" erwähne ich lieber nicht. Wie mich die Polizei vor ein paar Monaten in die geschlossene Akut-Psychiatrie begleitet hat, fällt vielleicht auch unter den Tisch. Das ich beim alljährlichen CSD immer in dem schwarzen Block mitlaufe, der vielleicht der Antifa nahesteht, ist unter Umständen auch nicht so günstig. Die Angabe aller meiner Internetprofile und meiner Webseiten? Sollte das hier beschriebene gegen mich verwendet werden ... oh, ich habe es immer noch nicht offline gestellt. Keine Geheimnisse, ich mache mich nackig.
Weiter den Montag Nachmittag in der Leipziger Innenstadt, ich hoffe, ich habe mein technisches Wissen und meine fachliche Expertise in dem Bewerbungsgespräch erfolgreich rüberbringen können - das muß belohnt werden! Eis Nummer Eins in dem italienischen Restaurant an dem einen Ende der Fußgängerzone, "Stracciatella". Ich schlendere weiter, von einem italienischem Restaurant zum anderen. Nach meinem gerechten Verteilungsprinzip setze ich mich in den Außenbereich des Restaurants gegenüber des vom letzten Mal (das mit der unglücklich ersäuften Lasagne), eine Pizza mit Walnüssen? Das kenne ich noch nicht, das bestelle ich auf der Karte. Nach dem Verzehr der interessanten Pizza kommt noch eine Tasse Cappuccino dazu ... und Eis Nummer Zwei, "Amaretto-Kirsche" (ich konnte das mit dem mickrigen Trinkgeld nicht einfach so stehen lassen und mußte den Wechselgeld-Euro noch in einen Nachtisch investieren).
Weiter in Richtung Haltestelle am Bahnhof, vorbei an einem Modegeschäft mit Batikkleidern auf der Stange vor dem Laden: "Das weiß-grüne gefällt mir, das muß ich noch mitnehmen!" Ich esse schnell mein Eis auf, probiere das Kleid in der Kabine im Geschäft an und verlasse kurz darauf wieder jene Boutique mit einer neuen Einkaufstüte in der Hand bzw. unter dem Arm ... innerlich möchte ich mich vor einer drohenden Absage und die Enttäuschung nach dem Bewerbungsgespräch bewahren (so beschissen lief es doch gar nicht: "Alles kann, nichts muß", meine lockere Einstellung vor dem Gespräch). Später den frühen Abend bin ich wieder zurück in meiner Wohnung und mache noch einen kurzen Einkauf im Lebensmitteldiscounter ... ich fühle mich beobachtet - paranoid, die Überprüfung läuft doch noch gar nicht.
[24.06.19 / 01:33] ✎ "Ride, Sleep, Eat, Repeat", den frühen Morgen von einem Bikertreffen zurückkommen, bis spätmittags schlafen und dann (nach einem Frühstück) erneut wieder auf den Sattel schwingen und auf dem Motorrad weitere 190 km abreißen bis zum frühen Abend (mit Zwischenstop an der Tanke und einem Eis aus der Tiefkühltruhe den Sonntag Nachmittag).
[15.06.19 / 19:03] ✎ Post-Korrektur-OP Update #1 - Zweieinhalb Wochen und es sieht da unten aus ... wie die "Rolling Stones?" (Was hat sich der Chirurg wohl dabei gedacht?) Mit dem Finger, eingehüllt in Bepanthen-Salbe, geht es, vorbei an den stacheligen Nähten, bis zu 5 cm tief. Später dann täglich mit Fettcreme einbalsamiert (damit es geschmeidig wird) immerhin eine Basis zum Bougieren, damit kann ich arbeiten (und hoffentlich noch einen Zentimeter mehr rausholen).
[13.06.19 / 00:27] ✎ IPL-Nachbehandlung #4 (#21) - Der kleine, dunkle Fleck unterhalb des Mundwinkels, der mich so sehr gestört hat, ist jetzt nicht mehr ganz so groß (also noch kleiner). Für den Behandlungstermin in dem Haarentfernungsstudio bin ich 30 Minuten zu spät, totales Chaos auf den Straßen, ich werde aber doch noch dran genommen. Die Prozedur geht auch sehr schnell ... so viele Haare habe ich da nicht mehr im Gesicht.
[11.06.19 / 17:43] ✎ Dienstag später Mittag, der Tag danach, zum Frühstück habe ich nur noch ein paar Scheiben Knäckebrot mit Nuß-Nougat-Creme. Mein Auto parkt irgendwo weit abseits, jetzt ist wieder alles voll von diesen Menschen, die während der Woche arbeiten gehen, so mit Geld verdienen und so, und Kinder, und Familie ... komische Menschen. Ich existiere nur für die Nacht. Mein On-Off-Ex-Freund, der sich das ganze Wochenende nicht gemeldet hat, schreibt mir kurz nach halb Eins eine Nachricht (bzw. da schalte ich mein Telefon erst online). Ich antworte ihm, daß ich von den fünf Tagen Party ziemlich fertig bin und das er nicht zuviel von mir erwarten soll ... eine Absage von mir? Hoffentlich kam das nicht so rüber ... ich würde ihn schon gerne wieder sehen.
15 Uhr nochwas den Nachmittag, meine Dusche liegt längst hinter mir, ich schalte gerade meinen Laptop auf meinem Minibartisch ein (um das Wochenende in diesen Zeilen Revue passieren zu lassen) - da klingelt es unten an meiner Haustür, ich gehe an die Gegensprechanlage. Ich erkenne seine Stimme nicht auf Anhieb: "Wer ist da?" Seine Antwort: "Andrea?" Er ist es! Wer sollte sonst meinen Namen kennen. Ich öffne ihm wenig später meine Wohnungstür.
Er sieht wie immer gut aus, sommerlich und den Temperaturen entsprechend gekleidet (er ist das Klima gewohnt), in bunten Farben (nach so viel Schwarz das ganze Wochenende). Gepflegt und leicht abgenommen. Ich dagegen stehe in meiner schwarzen Unterwäsche vor meiner Wohnungstür in meiner aufgeheizten Dachgeschoßwohnung, den Ventilator wollte ich gerade eben erst anschalten.
Wir setzen uns auf mein Bambussofa, er schaut sich interessiert meine Flyersammlung der letzten fünf Tage auf meinem Couchtisch an, ich erzähle ihm von dem Gothic-Festival. In seinem neuen Job muß er auch die ganzen Veranstaltungsbühnen auf- und abbauen ... er ist jetzt "Roadie". Ich bin so dermaßen von ihm angezogen ... ein paar Küsse, ich streiche ihm über seinen Fünf-Tage-Bart (sorry, daß ich mich noch nicht im Bad rasiert habe). Wir wechseln kurz darauf auf mein Bett.
Mein Spaghettiträgertop werfe ich beiseite, mein Unterhöschen lasse ich an - den Blick auf die Operationsnähte möchte ich ihm ersparen (in Indien wäre der Blick auf mein brutal verstümmeltes Geschlecht einem Fluch gleichbedeutend). Er drückt meinen Kopf in die gewünschte Richtung, ich gebe mein Bestes ... oral, tief - ein Quickie! Innerhalb kürzester Zeit schmecke ich sein Sperma. Ich springe mit einer entschuldigenden Geste auf und verschwinde kurz in mein Badezimmer, ich schlucke es nur selten.
Wieder zurück an meinen Bett sehe ich ihn schon aufstehend und seine Hose zumachend: "But we have just started? Ready for part two?" Er muß gehen, der Bus in ein paar Minuten, seine Arbeit. Auf meinem Sofa kann ich ihn noch einmal umarmen, mein Kopf auf seine Schulter legen, ihn mit meinen Fingern über seine Brust streichen. Wer weiß, wann ich ihn das nächste Mal wiedersehe. Nur schwer verabschiede ich mich von ihm und lasse ihn anschließend durch meine Wohnungstür wieder gehen: "See you ... later." Das later bekomme ich nur zögerlich über meine Lippen. Wenn er da ist, bin ich ihm hingebungsvoll ergeben - ist er nicht da, ist er mein "Ex". Sein Geruch haftet noch die nächsten zwei Stunden an meinen Fingern und meinem Mund ... ich liebe ihn, total.
Den Abend bin ich wieder in der Leipziger Innenstadt unterwegs, ein Eis und etwas essen in einem italienischen Restaurant ... endlich ist die Stadt wieder frei von diesen "Grufties" zu Pfingsten (alle weg, bis auf mir).
[11.06.19 / 16:57] ✎ Pfingstmontag, der letzte Tag des Festivals, irgendwann den frühen Nachmittag werde ich wach und stehe auf. Meinen schwarzen Morgenmantel anziehen und zwei Croissants in der Alu-Schale in den Backofen legen, auf meinem Herd faucht währenddessen der kleine Bialetti-Kocher mit dem italienischen Kaffee. Erst zwei oder drei Stunden später den frühen Abend beginne ich mit der Vorbereitung des Essens - es ist auch der letzte und vierte Tag meines Kochmarathons, es gibt den Couscous mit Kidneybohnen (mein Versuch, das Rezept vom Street Food Festival nachzukochen).
Den Couscous mit gelben Kurkuma nach Anleitung in einem Kochtopf mit heißem Wasser aufquellen lassen, den Kochtopf mit einer kleinen Schüssel (zum Verzehr später, hält die Schüssel warm) abdecken. Währenddessen in einer Pfanne mit Chili-Olivenöl eine kleingeschnittene Knoblauchzehe andünsten, eine Dose Kidneybohnen dazu und - die hatte ich noch vom Vortag über - aus einer Avocadohälfte einige Fetzen des cremigen Inneren herausschneiden und mit in die Pfanne geben, alles würzen (der Couscous quellt schon im leicht gesalzenen Wasser, ich nehme für die Pfanne nur Pfeffer und die orientalische Baharat-Gewürzmischung), alles weiter anbraten. Die dunklen Kidneybohnen und die gelb-grüne Avocado ergänzen sich ästhetisch und geschmacklich wunderbar. Den gelben Couscous in die kleine Schale zum Verzehr geben, alles aus der Pfanne (das Öl, die Bohnen, die Avocado) darüber geben und mit Saté-Soße (fertig aus der Kaufhalle) servieren.
Das einfache Rezept geht sehr schnell, nach dem Abwasch widme ich mich wieder meiner Vorbereitung für die Nacht. Der Einlaß auf das Gelände des alten Werks ist erst gegen 22 Uhr, für das Wetter den Abend in Leipzig sind schwere Gewitter angekündigt. Ich nehme eine Dusche, trage anschließend das Make-up auf ... vor den Fenstern in meiner Dachgeschoßwohnung wird es dunkel und es beginnt zu donnern. In dem strömenden Gewitterschauer gehe ich nicht raus. Ich lasse mir Zeit ... viel Zeit, kombiniere vor dem Ankleidespiegel das schwarze Spitzenkleid aus Wien, der vierte Tag meiner Modekollektion, mit meinen Schuhen. Eigentlich wollte ich die High-Heel-Schaftsandaletten zu dem Kleid anziehen, aber meine Füße sind bei der drückenden Schwüle dieses Junitages so stark angeschwollen ... und außerdem sehen die in dem superkurzen Kleid irgendwie nuttig aus. Meine Pikes, die mit den kleinen Absatz? Die hatte ich den Donnerstag und den Freitag schon an. Konsequenterweise wähle ich aus meiner Schuhsammlung wieder die viktorianischen Stiefeletten, die ich schon in Wien anhatte - und zu dem anderen schwarzen Spitzenkleid zwei Nächte zuvor. Das Gewitter geht langsam zurück, ich lege vor dem Spiegel den Silberschmuck an: "Ich gehe kaputt bei dem Wetter!" Ob es draußen regnet oder es in meiner Wohnung total heiß und drückend schwül ist ... ich könnte wieder erneut duschen. 22 Uhr sitze ich wieder draußen in meinem Auto, der Gewitterschauer hat nachgelassen.
Die Blitze am tiefschwarzen Horizont, auf dem Weg in den Süden von Leipzig, nach Connewitz. Mein Auto lasse ich genau da stehen, wo ich die letzten Tage auch geparkt habe, zu Fuß von der Seitenstraße um die Ecke in die Straße mit dem Werk 2. Dort am Eingang angekommen, fällt mir ein, ich habe ja gar kein Geld mehr! Alles die letzte Nacht ausgegeben. Der nette Türsteher zeigt mir die Richtung, in der ich etwa 200 Meter weiter den nächsten Geldautomaten finden kann. Wenig später bin ich wieder zurück am Einlaß.
Die letzte Nacht des Festivals ist, wie auch die letzten Jahre, nur die kleine Halle mit der Tanzfläche geöffnet und keine Konzertauftritte. Ich gebe meine Jacke an der Garderobe ab, hole mir an der Bar das erste Getränk für den Abend, laufe etwas umher, stehe an einem Bartisch. Die kleine Halle füllt sich nach und nach und wenig später befinde ich mich auch auf der Tanzfläche. Im Wechsel zwischen tanzen, am Rand stehen, auf meine Songs warten, an der Bar Nachschub holen, vergeht die Zeit bis nach Mitternacht. Draußen auf dem Innenhof ist schon das ganze Wochenende ein Essensstand mit einem Grill und einer Fritteuse ... ich investiere ein paar Euro in einen Mitternachtssnack (die Kartoffelspalten).
Zurück am Rande der Tanzfläche, mein Stammplatz auf dem Barhocker, oder ohne an dem Bartisch ... "Hi-NRG!" Ich stürme die Tanzfläche, exzessiv bewege ich mich zu den schnellen Beats. "Jetzt nicht übertreiben", ich muß mich stellenweise bremsen und mal einen Gang herunterschalten ... keine Chance, das DJ-Team legt nach. Erst bei dem nächsten Stilwechsel kann ich mich am Rand wieder ausruhen. Noch ein Getränk von der Bar, im Wechsel eine Flasche Wasser oder diese Holunderbrause.
Wenig später auf der Damentoilette beim nachträglichen Händewaschen vor den gut beleuchteten, großen Spiegeln: "Hätte ich doch eine weitere Slipeinlage zum Wechseln mit in die Handtasche gepackt." Aber du wolltest ja das volle Programm, die Vlieskompressen sind mir schon den Abend zuvor ausgegangen, das restliche Blut und das Wundsekret fange ich mit ganz normalen Slipeinlagen auf ... genau dafür sind die gemacht. Frauenkram.
Zurück auf meinem Barhocker lasse ich die Nacht ausklingen, beobachte das Publikum auf der Tanzfläche: "Jetzt ist es wieder die Party mit den coolen Leuten!" Lange möchte ich die letzte Nacht nicht bleiben, kurz nach 3 Uhr nach Mitternacht hole ich meine Lederjacke aus der Garderobe. Auf dem (teilweise überdachten) Innenhof draußen vor dem Eingang zu der kleinen Halle und dem Essensstand gegenüber schaue ich mich noch einmal um, bevor ich gehe - weil es so schön ist, nochmal: "...die Party, auf der die coolen Leute sind." In der Dunkelheit der Nacht zurück zu meinem geparkten Auto.
[10.06.19 / 17:22] ✎ Sonntag Mittag, den schwarzen Morgenmantel umwerfen, Croissants in den Backofen, das Kännchen mit dem Damaszenerkaffee auf dem Herd. Das Bild in meiner kleinen Klimt-Mokka-Tasse ergibt sich mir noch nicht auf Anhieb. Nur in einer winzigen Ecke am Rand entsteht vor meinen Augen in dem Kaffeesatz ein episches Drehbuch einer arabischen Telenovela oder eines Bollywood Films. "Du wirst jemanden kennenlernen, er liebt dich hingebungsvoll, abgöttisch, wirft dir die Rosenblüten vor die Füße ... ein Herzchen? Nicht jetzt, nicht heute, nicht diese Woche, ja vielleicht noch nicht einmal in diesem Jahr. Aber es wird passieren, irgendwann in naher oder ferner Zukunft ... und du bist noch genauso hübsch und jung und anbetungswürdig, wie am ersten Tag."
Weiter den Mittag, draußen wird es es wieder den Tag sonnig und heiß (nur die letzten zwei Nächte waren kühl). Die Dusche verschiebe ich auf später den Abend. Schnell im Bad meine Haare kämmen, mit der noch immer nach Iod müffelnden Unterhose und der schlabbrig schwarz-neongrünen Stoffhose und dem einfachen schwarzen Top mit V-Ausschnitt und kurzen Ärmeln sowie einer Sonnenbrille bekleidet, in der beginnenden Hitze des Sommertages mit dem Auto und offenen Fenstern (und lauter Musik, "45 Grave", wenn es interessiert) die paar 100 Meter zu dem Bäcker, der sonntags offen hat, ein paar Brötchen für den Abend holen - und Kuchen! (Und dann noch weiter zu der "Tanke" in der Nähe, für ein paar Flaschen Mineralwasser.)
Meine zwei Stück Kuchen, Rhabarber und Quark, esse ich den Nachmittag vor meinem Fernseher, das Abendessen für den heutigen Tag bereite ich später, nach 18 Uhr, in meiner Küchenecke vor - es gibt "Tel Aviv Street Food". Die Falafel nach Packungsanweisung zubereiten, das Instant-Pulver mit heißem Wasser aufgießen und zu matschigen Brei verrühren, in einer Pfanne mit Olivenöl mit dem "Falafel Maker" (so ein Schiebeding, ähnlich einer Eiskelle) die Falafel anbraten (oder anfrittieren) - ich mag sie, wenn sie knusprig bis fast schwarz sind. (Ausversehen rutscht mir eine Falafel beim Wenden aus der Pfanne, ich greife sie mit zwei Fingern und werfe sie wieder zurück ... ich Dummkopf - das ist doch kochendes Öl an der Falafel! Die nächsten Wendegriffe mache ich wieder einhändig mit dem Pfannenwender, während die andere Hand mit den Fingern unter fließend kaltem Wasser rechts neben mir an der Spüle hängen.) Die nach und nach fertigen Falafel auf einen Teller schieben. Eine Avocado halbieren, eine Dose Thunfisch aufmachen, Brötchen aufschneiden. Mit einem Löffel das cremige Innere der Falafel ausnehmen, auf den Brötchen verteilen, etwas Thunfisch dazu und mit den Falafel als Beigabe essen. Eigentlich ist das ein ganz profanes Rezept, aber so als Alternative für einen Grillabend oder ein Picknick draußen sind die belegten Brötchen mit Falafel (kann auch kalt gegessen werden) ideal - und einfach zuzubereiten (eine Avocadohälfte entspricht etwa drei Brötchen, 100g Instant-Falafel-Puder sind 12 Falafel). Nach dem Abwasch beginne ich wieder daran, mich ausgehfertig für die Nacht zu machen.
21 Uhr ist Einlaß ... die Uhrzeit kann ich nicht halten, eine drückende schwüle Wetterlage entsteht draußen vor meinem Fenster in meiner aufgeheizten Dachwohnung - Konzentration gleich Null. Das Make-up ist routiniert, instinktiv, nach einer Dusche (davor) widme ich mich meinem Kleiderschrank. Ich will das Tiki-Kleid tragen. Das schwarz-grüne Neckholder mit dem Kokosnußmotiv. Ich kombiniere die BHs ... trage ich es ohne einen? Nehme ich den BH von letzter Nacht? Er ist angenehm zu tragen - aber das Kleid ist hinten tief ausgeschnitten und die BH-Träger sehen auf dem Rücken doof aus, auf den Schultern mit dem Neckholder-Dress sowieso. Der andere schwarze Balcony-BH ist extra für solche schulterfreien Kleider gemacht, aber er sitzt nicht richtig (ein Fehlkauf?), auf dem Etikett steht zwar 75 A, aber ich fülle bei weitem nicht das Körbchen aus. Ich wechsele mit meiner Unterwäsche hin und her ... draußen wird es langsam dunkel und es fängt leicht an, zu nieseln. Erst gegen 22 Uhr (Transfrauen brauchen eben etwas länger) habe ich mich dazu entschieden, das Kleid ohne BH anzuziehen, einfach nur meine flachen Brüste in dem Neckholder (also auch superbequem). Für die passenden Schuhe für diesen dritten Tag meiner Modekollektion wähle ich - dem 50er und 60er Jahre Vintagekleid entsprechend, die schwarzen Pumps (zum Autofahren wechsele ich aber in meine schwarzen Schaftsandaletten, im römischen "Legionärs-Stil"). Zurück zu meinem, vor dem Hauseingang geparkten Auto.
Der dritte Tag mit den Konzerten auf dem kleinen "Gothic Pogo Festival" in Connewitz in Leipzig, meine Lederjacke gebe ich an der Garderobe ab ... Bestandsaufnahme meines Barvermögens wenig später an der Bartheke, für diese Nacht müßte ich noch mit ein paar 0,3l-Flaschen Wasser auskommen - danach wird es eng (sollte mich nicht doch noch ein Kerl ansprechen und mir was ausgeben). Ich setze mich auf einen freien Barhocker an der Wand in der Nähe der Bühne, eine kluge Entscheidung - innerhalb weniger Minuten füllt sich die kleine Halle nach und nach und gegen - vermutlich - 23 Uhr beginnt der erste Konzertauftritt ... schon wieder das Telefon zu Hause liegen lassen. (Wie soll ich denn jetzt präzise wissen, welche Uhrzeit genau ist? Meine "Zwangsneurose", ständig die Zeit wissen zu wollen.) Wie früher ... Ende ist, wenn das Geld für die Getränke alle ist und es draußen hell wird.
Die erste Band, ein Sänger, einer an den Synthesizern ... ab und zu stellt sich jemand vor mir vor dem Barhocker und versperrt den Blick auf die Bühne, mein Blick schweift ab auf das Publikum ... "Leute schauen" (wie in Wien). Zumindest den Sänger (aus Berlin?) habe ich schon einmal live gesehen, bei einem Soloauftritt.
Die zweite Band für den Abend, Synth-Wave mit abwechselnd Gitarren (Bass und Lead) zweier Musiker aus Portugal ... die kenne ich noch nicht. Eine Sängerin, ihr männlicher Begleiter an den Synths ... interessant ist hier seine Gitarre - "headless" und kompakter Korpus. Ich stehe an meinem Stammplatz vor der Bühne, meinen Sitzplatz, mein "bestuhltes Konzert" mußte ich aufgeben, um für die nächste Flasche Wasser an die Bar zu wandern ... dabei habe ich extra die "Sitzschuhe" mit den hohen Stilettos (verdammtes Kopfsteinpflaster) nicht ohne Grund ausgewählt, um mich dazu zu zwingen, nicht übermäßig zu tanzen und immer nach einer Gelegenheit zum Ausruhen zu suchen (für meine Operationsnähte da unten) ... bis hierhin noch ein guter Vorsatz.
Die dritte Band - ein Solokünstler an seinem Synthesizer-Tisch - extrem gut, harte Beats, ein Strobogewitter, ich fühle mich wieder wie in meinem "Phantasie-Beton-Club" - und ich habe wieder den Barhocker ergattern können. Leider auch hier keine Zugabe, die DJs fangen danach an, aufzulegen. Wie in den zwei Konzertpausen zuvor, mache ich auch ein paar Abstecher über den Innenhof des Werk 2 in die andere Halle und die Tanzfläche dort, aber mein Ziel ist, wieder zurück, die Tanzfläche in der kleinen Halle mit dem DJ-Team, das genau die Sachen spielt, die ich hören will ... Synth, Wave, Minimal, Italo: "Oh ein Flyer mit einer Party auf der auch Hi-NRG gepielt wird? Den stecke ich ein, darauf stehe ich!" Die Tanzfläche bleibt noch die nächsten ein, zwei oder drei Stunden voll - nach meiner Berechnung müßten die Konzertauftritte so irgendwann zwischen 1 oder 2 Uhr die Nacht in die Disco-Phase übergegangen sein, haufenweise WGT-Besucher (und andere) fluten jetzt wieder die Aftershow-Parties. Egal ... in meinen Stilettos kann ich mich auf der heißen Tanzfläche sowieso nicht groß bewegen (mein wunderschönes Tiki-Kleid ... es zieht hier und da ein paar Blicke an).
Irgendwann später, ich sitze auf dem Barhocker an der Wand, meine Füße hochgelegt auf eine von diesen Tischkonstruktionen mit Sitzfunktion ... ich kann nicht mehr - aber die DJs legen ständig nach und hauen einen Hit nach dem anderen raus. Ich raffe mich trotzdem auf und bewege mich, minimal tanzend, zur Bar, meine letzten, zusammengekratzten Münzen in eine Flasche Wasser umtauschen. Wenig später ... die Schlange vor der Damentoilette reißt nicht ab, ich hole meine Lederjacke aus der Garderobe und hoffe, daß ich es noch noch bis zu meiner Wohnung durchhalte. Draußen vor dem Eingang und auf dem Innenhof des Festivalgeländes fängt auf dem Wolkenhimmel (und Nieselregen) leicht die Morgendämmerung an. Die paar Schritte zu Fuß zu meinem geparkten Auto wird es immer heller. Ich steige in mein Auto: "Ob ich das jetzt noch schaffe?" - ich kehre um, zu Fuß noch einmal zurück auf das Festivalgelände (verdammtes Kopfsteinpflaster - Stilettos!) und in die kleine Halle mit der Tanzfläche, die Warteschlange vor der Damentoilette durchziehen. (Was machen die da drinnen in der Kabine? Feiern die eine Party? Zu zweit, zu dritt, mit männlichem Partner? Hier stehen ein paar Ladys, die müssen ganz dringend mal!) Ich halte es erfolgreich zurück, bis ich an der Reihe bin, auf der Männertoilette nebenan waren auch alle Kabinen besetzt.
Wieder zurück zu meinem Auto, jetzt ist es wirklich taghell - und frisch, ich muß den Reißverschluß meiner Lederjacke bis ganz nach oben ziehen, kaum zu glauben, daß für den Montag wieder 30°C angekündigt waren. Ich spüre die Kälte an meinen nackten Unterschenkeln unter meinem Kleid - und die gequetschten und durchgetanzten Füße in meinen schwarzen Pumps. Im Auto bekomme ich kaum meine anderen Sandaletten zum Fahren über die angeschwollenen und geschunden Füße gezogen. Zurück zu meiner Wohnung ... es ist 7 Uhr? (Angeblich sollen die DJs noch bis 10 Uhr den Vormittag aufgelegt haben ... Legendenbildung.)
[09.06.19 / 15:24] ✎ Sonnabend Mittag, meine Shakshuka ist mir mißlungen, zu wenig Chili, zu wenig arabische Gewürze, zu früh vom Herd genommen ... aber die Rührei-Tomaten-Paprika-Mischung schmeckt immer noch. Den ganzen Nachmittag vertrödele ich damit, ein Statusbildchen von meinen lackierten Fingernägeln und dem Festivalbändchen am Handgelenk für die sozialen Netzwerke auf meinem Smartphone zu machen. Erst den Abend widme ich mich meinem nächsten Kochrezept ... Pilzpfanne mit Kurkumareis? Oder Spanische Paella mit gelben Reis und Meeresfrüchten? Alles was ich in der Kaufhalle finden konnte, ist eine Packung Tigergarnelen, gekocht und geschält.
Eine Paprikaschote (könnten auch Tomaten sein) waschen und in Würfel schneiden, parallel ein Topf mit Wasser und Reis aufsetzen, mit gelbem Kurkuma-Pulver. Knoblauchzehe zerkleinern, Olivenöl in einer Pfanne mit Chilipulver, Knoblauch andünsten, Garnelen anbraten. Die Paprikawürfel mit dazu, Salz, Pfeffer, Gewürzmischung (in meinem Fall arabisch). Den fertig gekochten, gelben Reis mit in die Pfanne und alles, unter rühren, knusprig goldgelb anbraten. Ich werfe noch ein paar kleingeschnittene Tofuwürfel mit hinein, aber damit die knusprig braun werden, hätten die wohl schon früher mit in die Pfanne gemußt. (Beim Thai-Imbiß muß ich mich immer zwischen Tigergarnelen oder Tofu entscheiden, kann ich nicht beides haben? Interessanterweise ist die Paprikaschote eine gezüchtete "Tigerpaprika".) Nach ein paar Minuten alles von der Pfanne auf den Teller servieren.
20:30 Uhr den Abend, der Einlaß für heute auf das Festivalgelände ist erst ab 22 Uhr, die Konzerte fangen erst nach Mitternacht an. Zeit genug, um mich ausgehfertig zu machen (und parallel der Abwasch). Die gleiche Prozedur, wie den Abend zuvor - einzige Variation: das besondere Kleid des Abends. Tag Zwei meiner Modekollektion: das britisch-viktorianisch und spanisch angehauchte schwarze Spitzenkleid, kombiniert mit meinen viktorianischen Stiefeletten (würde ich auch das berüchtigte "Picknick" zu Pfingsten in Leipzig besuchen, wäre das die richtige Kombination - kein Fantasy- oder Cosplay-Kram ... na OK, ich sehe doch irgendwie aus wie "Missy" aus "Doctor Who"). Das Kleid ist doppellagig, mit Unterkleid und Spitzenbesatz über der Brust (und den Rücken), am Bund eng und nach unten hin, bis zu den Waden, in Falten "fluffig" auseinandergehend, mit Spitzenapplikation - halblange Ärmel. In Kombination mit meinen Stiefeletten, die ich in Wien anhatte, sieht es wirklich bezaubernd aus ... leider fehlt mir hier die Nylon-Strumpfhose und ich trage wieder die Baumwoll-Leggings. Mein Silberschmuck (die Kette, die Ohrhänger, der Ring), meine Lederjacke und ich bin bereit für die Nacht - zurück zu meinem Auto.
Das Festivalgelände in Connewitz erreiche ich kurz nach 22 Uhr, ein paar Besucher sind schon da. Die kleine Halle mit der Tanzfläche ist für den heutigen Abend aufwendig in Szene gesetzt, vor der Bühne wurde mit neongelben Klebeband ein perspektivisches Gitternetz auf den Boden geklebt - ich kann gar nicht die Streifen betreten - ich muß in dem Gitternetz einen Fuß nach dem anderen sorgfältig in jedes freie Feld setzen, laufe nur entlang der Linien ... aus Spaß? Oder doch meine "autistische Wesensart". Meine Lederjacke in der Garderobe abgeben (mein Kleid wirkt für sich allein), ein Getränk an der Bar, der DJ legt die ersten Minimal-Sachen auf - und ich bin wieder zurück auf der Tanzfläche: "Glowing in the dark again..." (Einer meiner Lieblingstitel.)
Ich bin nicht allein auf der Tanzfläche, es sind schon genug Gäste da, damit es nicht so einsam aussieht. Die zwei Stunden, bis die beiden Konzertauftritte anfangen, will ich zum Tanzen benutzen.
Ich laufe zwischen den beiden Hallen auf dem Innenhof umher, eine angenehme Anzahl an Gästen, nicht zu voll, nicht zu leer. In der großen Halle mit den Verkaufsständen und der zweiten Tanzfläche (die ich wegen der Akustik meide), durchsuche ich die Plattenkisten eines Labels ... vieles davon kenne ich gar nicht, alles neue Künstler aus dem Synth / Wave Bereich der letzten fünf bis zehn Jahre.
Wieder zurück an der kleinen Halle (Getränkestop an der Bar, Toilette usw.), ich lese eine Zeitschrift aus dem Regal mit den ganzen Flyern und Veranstaltungstips ... eine Zeitschrift für angehende Azubis, soll ich nochmal bei Null anfangen? (Tatsächlich sagt mir fast kein Ausbildungsberuf zu, die mit "IT" und "Technik" überblättere ich ganz schnell, nur das mit "Medien" könnte mich interessieren.) Ich blättere die ganze Zeitschrift durch, ein Besucher fragt mich, ob das die Halle für die Konzerte ist: "Ja, aber erst nach Mitternacht ... ist es schon soweit?" Tatsächlich fängt kurz darauf der erste Solokünstler an seinem Synthesizer-Tisch auf der Bühne an zu spielen, ich schiebe die Zeitschrift wieder zurück in das Gitter der Auslage.
Der erste Solo-Musiker, ich mag seinen Stil - "Disco Noir". Zusammen mit anderen ein oder zwei Musikern, bildet er eine Band aus Berlin, deren Alben in meinem Autoradio hoch und runter laufen. Hier muß er den Gesang selbst übernehmen ... mit einem Vocoder. Ich tanze auf meinem Stammplatz schräg rechts von der Bühne, im mittleren Teil (in unmittelbarer Nähe zu den Barhockern an der Wand, auf denen ich mich sonst immer hinsetze, wenn keine Konzerte sind und nur der DJ auflegt).
Bevor der zweite Solokünstler auf der Bühne seinen Auftritt hat (der aus den Niederlanden, den habe ich in Berlin letztes Jahr live gesehen), gehe ich nochmal zu dem Plattenstand in der anderen, großen Halle. Ein Plattenspieler habe ich zwar nicht, aber ich kenne da jemanden aus der Familie, der einen besitzt und auf dem ich das Vinyl auflegen könnte. Ich krame aus der Plattenkiste die zwei Scheiben mit den Alben der beiden "Mädels" aus Frankreich, die ich vor drei Wochen live in Dresden gesehen habe. Ich bin so konzentriert mit dem Durchsuchen der vier Kisten, daß ich fast die Konzertpause zwischen den beiden Auftritten in der anderen Halle vergesse. Mit einem neuen Beutel und den zwei gekauften Schallplatten laufe ich anschließend schnell zu meinem geparkten Auto um die Ecke, lege meinen Einkauf in den Kofferraum und bin zum ersten Titel des zweiten Auftrittes für diese Nacht wieder zurück in der Konzerthalle.
Ich bin wieder am Tanzen, vor mir im Publikum knutschen ein paar Lesben ... "Voll eklig!" Ich wechsele ein paar Schritte zur Seite und rufe in meinen Gedanken wieder dieses hübsche Bild zurück, wie ich damals in Berlin in einem Club gelandet bin ... kahle Betonwände, Strobolicht, EBM, nur hoch attraktive Männer, schweißgebadet mit nacktem Oberkörper oder einem engen, sexy Unterhemd (na gut ... in meiner Erinnerung verschiebt sich das alles etwas). Der Musiker jetzt, läßt seine elektronische Musik mit den harten Beats auch in einem Strobo-Inferno untergehen (auf den Visuals auf der Beamer-Leinwand im Hintergrund laufen übrigens ein paar Szenen aus "Metropolis"). Leider keine Zugabe ... das DJ-Team fängt nach dem Auftritt mit den ersten Titeln für die Nacht an, ich krame mein Smartphone aus meiner Handtasche - 2:15 Uhr, noch mindestens eine Stunde tanzen, die gesamte Szenerie auf mich wirken lassen, die entspannte - und doch aufgeheizte, knisternde Spannung einfangen.
Ein kurzer Blick auf die Tanzfläche in der anderen, großen Halle, ich laufe an dem Merchandise-Stand der Veranstalter vorbei. Hatte ich mich vor ein paar Tagen noch darüber "echauffiert", daß in dem Satz auf dem Flyer "No homophobia, no bi-, inter-, queerphobia!" das "trans-" fehlt (oder nicht mehr in die Zeile gepaßt hat), bemerke ich erfreut, daß noch eine zweite, korrigierte Version dieses Textauszugs existiert (aufgedruckt auf einem schwarzen Beutel). Kurz zu einem Titel auf der anderen Tanzfläche tanzen (beschissene Akustik) und wieder zurück in die andere, kleine Halle ... weitertanzen - zu dem DJ-Team (das genau die Musik auflegt, die ich gerne höre).
Eine Stunde später, ich sitze auf einem Tisch (oder so etwas in der Art) am Rande der Tanzfläche - die eine Operationsnaht macht sich bemerkbar: "au... au... au...", ich schleppe mich mit jedem Schritt nach draußen. Zeit, zu gehen. Mit dem Auto zurück in meine Wohnung, neue Vlieskompressen auflegen und alles mit Iod-Salbe eincremen.
[08.06.19 / 17:32] ✎ Freitag 12 Uhr, ich brauche etwas, um wieder in die Gänge zu kommen. In einem unbeobachteten Moment (ich hänge am Smartphone) brennt mein Shakshuka-Frühstück in der Pfanne auf dem Herd an (ist aber noch eßbar) - den nächsten Morgen gibt es die Paprika-Tomaten-Chili-Mischung wieder mit Rührei. Erst den frühen Nachmittag wechsele ich, nach einer Dusche, von meinem Morgenmantel in mein Alltagsschwarz (tatsächlich trage ich eine sehr bequeme schwarz-neongrüne Stoffhose mit Elefantenmuster).
Für den diesjährigen Kochmarathon habe ich noch eine Dose Nudeln aus Kichererbsenteig vom Vortag im Kühlschrank - diese will ich für die Füllung der Paprikaschote verwenden. Tomaten vierteln, Knoblauch in kleine Stücke schneiden (aus Rücksicht auf die Festivalbesucher nehme ich nur eine halbe Knoblauchzehe). Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Knoblauch und Chilipulver dazu, nach kurzer Zeit die Tomaten mit dazu, breitquetschen, Baharat-Gewürzpulver, etwas Salz und Pfeffer, danach die Nudeln mit in die Pfanne geben. Die Paprikaschote vorbereiten, Stiel mit Deckel entfernen, mit einem Löffel das Innere der Paprika mit der Tomaten-Nudel-Mischung und gewürfelten Tofu-Stückchen füllen. Den Backofen vorheizen, die Auflaufform einölen, alles aus der Pfanne hineingeben, die Paprikaschote in der Mitte plazieren. Bei 200°C Umluft etwa 30 Minuten überbacken lassen, wenn die Nudeln besonders knusprig werden sollen, dann länger. Aus der Auflaufform frisch aus dem Backofen servieren.
Später den Abend mache ich den Abwasch, meine Bedenken, daß meine frisch schwarz (tiefdunkelrot) lackierten Fingernägel in dem Spülwasser wieder verschwinden, sind unbegründet - der Nagellack hält. Die Zeit, in der die Pfanne und die Auflaufform in der Spüle einweichen, nutze ich, um (erneut) meine Beine zu rasieren. Ich will gegen 21 Uhr wieder zurück auf dem Festivalgelände im Werk 2 sein. Der erste Tag meiner Modekollektion: das schwarz-grüne Mini-Kleid mit Leopardenmuster.
Chanel, Kajal, Mascara, Lippenstift - alle Handgriffe sind eingeübt - die Baumwoll-Leggings, schwarze Unterwäsche (kein Unterhemd) und mein neuer Lieblings-BH mit dem schwarz-grünen Blumenmuster (er trägt sich wirklich wunderbar, ich merke ihn kaum - kein Push-up - die 80-Euro-Investition war es wert). Das Leo-Kleid, die Stiefeletten mit den kubanischen Absätzen und meine schwarze Lederjacke. Kurz nach 21 Uhr bin ich ausgehfertig und verlasse meine Wohnung, es ist sogar noch so sonnig und hell, daß ich mein Outfit noch mit meiner großen, schwarzen Sonnenbrille perfektionieren kann. In meinem Roadster mit offenen Verdeck und lauter Musik ("Gary Numan", wenn es interessiert) im Haifischmodus auf der Straße herumräubern, in Richtung Süden von Leipzig.
Connewitz, Werk 2, der Freitag mit den Konzerten auf dem kleinen Festival. Ich parke mein Auto wie gewohnt in der Nebenstraße und erreiche wenig später zu Fuß das Festivalgelände ... noch sind nicht so viele Besucher da. Ich hole mir ein Getränk an der Bar in der kleinen Halle, der DJ legt einen von meinen Lieblingssongs auf: "I want to be, in a tree, watching you, watching trees..." Ziemlich textsicher ziehe ich meine Kreise auf der verlassenen Tanzfläche, außer dem DJ und mir ist wirklich niemand da. Nach und nach kommen die weiteren Gäste.
In der anderen, größeren Halle durchstöbere ich die Verkaufsstände, ein Kleid in grau-weißen Leopardmuster gefällt mir besonders - aber soviel Bargeld, wie auf dem Etikett steht, habe ich nicht dabei ... und außerdem zweifle ich daran, ob ich in die S/M noch hineinpasse. Am gegenüberliegenden Merchandise-Stand der Festivalbetreiber kaufe ich mir nur einen kleinen Button für meine Punkerkutte. Leopard ... als ich die Halle auf dem Weg nach draußen zum Innenhof wieder verlasse, fällt mir an dem zunehmenden Besucherstrom die hohe Leopardendichte an den Kleidern der weiblichen Gäste auf ... vielleicht hätte ich doch "Zebra" tragen sollen.
Zurück in der kleinen Konzerthalle, die Deathrock-Bands für den Abend ... juhu, ein bestuhltes Konzert! Die ersten beiden Bands, eine, die ich aus Frankreich vermutet hätte und eine - in der Szene sehr bekannte - Leipziger Band beobachte ich von meinem Sitzplatz auf einen Barhocker in der Ecke aus. Netterweise steht niemand vor mir und ich habe den vollen Blick auf die Bühne (meine frischen Operationsnarben da unten werden es mir danken). Zwischen der zweiten und der dritten Band stehe ich dann doch mal auf und laufe rüber zu der anderen Halle mit der Tanzfläche, für diese Nacht oder den späten Abend sind auf dem Flyer ein paar "Drag-Performances" angekündigt. Noch tut sich nichts, zurück zu der Halle mit den Konzerten.
Die dritte Band, die belgischen Joy Division, von der Ur-Besetzung aus den 80ern ist wahrscheinlich nur noch der eine Gitarrist übrig (er sieht auch viel älter aus, als die anderen Musiker auf der Bühne). Ein stimmungsvoller Auftritt vor vollem Publikum (noch mehr Besucher), zwei Zugaben, ein paar mir bekannte, uralte Titel von der ersten Platte, ein Joy Division Cover ... 2 Uhr die Nacht, keine weiteren Zugaben mehr (die letzte Zugabe habe ich schon gar nicht mehr bis zum Schluß durchgehalten und stehe schon wieder an der Bar). Nach dem Auftritt zurück zu der anderen Halle, wahrscheinlich die letzte Drag-Performance bekomme ich noch mit, dann ist Schluß und auf beiden Tanzflächen in den beiden Hallen legen die DJs auf.
Soweit bis hierhin ... das Festivalgelände ist mittlerweile übervoll, die ganzen Besucher von dem großen Gothic-Treffen in Leipzig sind auf der Suche nach Aftershow-Parties und fluten die beiden Hallen. Ich finde mich wenig später zurückgedrängt außerhalb des Festivalgeländes vor dem Eingang und auf der Straße wieder - um einer Panikattacke zu entgehen (ich spüre, wenn ich mich unwohl fühle) mußte ich da einfach weg. Minutenlang stehe ich wieder vor dem Einlaß ... besser wird es nicht, die vielen Menschen verschwinden nicht von einfach alleine - außer ich mache die Augen zu. Ich krame meine Sonnenbrille aus der Handtasche, hilft das vielleicht, wenn ich die aufsetze? Meine Angst vor zu vielen Menschen ist nicht echt und eingebildet - zurück auf das Festivalgelände in den Innenhof, ich springe von Blase zu Blase und erreiche wenig später wieder die große Halle mit der Tanzfläche.
Die Musik gefällt mir nicht (kann aber auch an der Akustik der großen Halle im Werk 2 liegen), wieder zurück durch die Menschenmengen in die andere Halle (meine eingebildete Angst hat sich wieder verflogen), ein paar angespielte Titel, Post Punk, gitarrenlastig - aber so richtig in Stimmung komme ich nicht mehr. Schade ... ich wollte doch unbedingt noch einmal in meinem schwarz-grünen Leopardenkleidchen auf der Tanzfläche tanzen. Zu viele Menschen, 3:15 Uhr auf meinem Telefon aus der Handtasche gekramt und und ich bin wieder zurück auf dem Weg zu meinem geparkten Auto nach draußen. Zurück zu meiner Wohnung (und ein schöner Parkplatz vor meinem Hauseingang).
[07.06.19 / 16:24] ✎ Das Gothic-Wochenende zu Pfingsten in Leipzig - ich bin den Donnerstag schon in meiner Zweitwohnung, mit dabei: mein Plan, was ich alles das Wochenende noch kochen will. Gegen 19 Uhr den Abend komme ich mit dem schweren Einkaufsbeutel (und ein paar Flaschen Wasser) wieder zurück aus der Kaufhalle in der Nähe meiner Wohnung. Mühsam schleppe ich alles die Treppen hoch in das Dachgeschoß ... war das vielleicht doch keine so gute Idee, nur eine Woche nach der Operation das Festival zu besuchen? Die Nähte sind noch nicht ganz abgeheilt, Wundsekret drückt in die Kompressen, eingeklemmt in meiner sexy schwarzen Unterwäsche. Wenigstens die müffelnde Iod-Salbe schmiere ich mir nur vor dem zu Bett gehen auf. Ich verstaue meinen Einkauf und mache mich für die Nacht ausgehfertig in meinem Badezimmer.
Beine rasieren - Vlieskompressen wechseln - Unterwäsche anziehen, Kontaktlinsen, Make-up, Kajal und Lippenstift. Auf das Parfüm verzichte ich zuerst, das kommt mit dem Mascara die nächsten Tage (Deo muß reichen). Vor meinem Kleiderschrank ... eigentlich wollte ich die Tunika von dem letzten Wochenende noch einmal auftragen - aber sie ist nicht kombinierbar mit dem schwarzen Lederrock (weil zu lang). Und wo ist überhaupt meine schwarze Nylon-Strumpfhose? [Anm. d. Verfasserin: Ich besitze gar keine, ich habe nur halterlose Strümpfe, meine Erinnerung täuscht mich hier.] Ich krame ewig in dem Unterwäsche-Schubfach und entscheide mich dann für die blickdichte, schwarze Baumwoll-Leggings. Die Tunika hänge ich zurück, unter dem bis zur Taille reichenden Rock trage ich nur ein schwarzes Spaghettiträgertop, zusammen mit dem immer noch nach Chanel duftenden schwarzen Kapuzenpullover und der der Lederjacke, sowie den Pikes-Stiefeletten, steht mein Outfit für diese Nacht. Jetzt nur noch schnell den Silberschmuck anlegen, das Festivalticket und den ganzen anderen Kram in die Handtasche werfen und ich bin raus aus meiner Wohnung. 22 Uhr, ich rangiere mein Auto aus der viel zu engen Parklücke vor dem Hauseingang (ich parke grundsätzlich immer "französisch" ein, bis das Auto vor mir oder das hinter mir wackelt ... nur schnell weg, bevor es einer merkt) und fahre den Abend weiter in Richtung Connewitz - das "Gothic Pogo Festival" im Werk 2.
Etwas Parkplatzsuche und ich stehe wenig später, so gegen 23 Uhr an der Kasse am Eingang und tausche mein Papierticket gegen das Festivalbändchen um meinen rechten Arm ... in schwarz-purpur, das kleine Festival hat definitiv die hübscheren Bändchenfarben, als das große "Treffen". Es sind noch nicht so viele Menschen da, aber die kleine Halle füllt sich nach und nach. Die DJs wechseln, der aufgelegte Musikstil ist "erfrischend belebend", ein paar Klassiker - und ein paar mir vollkommen unbekannte Sachen. Ich bestelle eine Cola an der Bar und schaue mir wenig später die eigens aufgebaute "Galerie" (auf dem Weg zu den Toiletten) mit den ganzen Flyern und Konzertplakaten der letzten Jahre an ... es gibt eine DIY-Gothic-Veranstaltung in Tel Aviv? So viele Flyer und ich war nirgends dabei.
Weiter die kurze Disco-Nacht, meinen Kapuzenpullover habe ich wieder platzsparend in meiner Handtasche verstaut. Umherlaufen, Flyer sammeln, Gesichter absuchen, an der Tanzfläche stehen und danach einen frei gewordenen Barhocker (in der dunkelsten Ecke) besetzen ... ich traue mich noch nicht, zu tanzen. Wenig später, irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr - ich tanze doch! Keine Schmerzen, das müssen die Nähte im Schritt jetzt aushalten. Wenigstens trage ich keine einengende Hose (und schon gar nicht meine superenge Kunstlederleggings), für die nächsten vier Tage habe ich schon meine Kollektion an vier Kleidern ausgesucht. 3 Uhr die Nacht, ein Blick auf mein Telefon, länger wollte ich für den ersten Abend sowieso nicht bleiben. Zurück zu meinem Auto, zurück in meine Wohnung, im Badezimmer Make-up entfernen - Iod-Salbe auf die Nähte in der Leistengegend auftragen (mit frischen Kompressen abdecken) - und ins Bett legen und schlafen.
[31.05.19 / 15:35] ✎ Der dritte und letzte Tag nach der Korrekturoperation. Halb Acht Uhr morgens, der Katheter wird bei der frühen Visite gezogen, ich schaue mir genau an, wie ich danach wieder den Verband mit den drei Kompressen für die nächsten Tage legen muß. Danach den späten Vormittag (nach dem Frühstück und endlich wieder richtig duschen) etwas Zeit auf der Sonnenterrasse der Klinik verbringen (befreit von dem Urinbeutel) und auf meine Abholung warten.
Kurz vor 12 Uhr mittags kann ich das kleine Klinikgebäude / die Villa in Potsdam wieder mit meinem ganzen Gepäck verlassen, die große Tragetasche, meine Lederjacke über den Arm, mit Flipflops und der leichten Stoffhose, meine Wildleder-Pikes in der einen und den Entlassungsbrief in der anderen Hand (die große, schwarze Sonnenbrille habe ich abgenommen). Auf der Autobahn zurück zu meinem Erstwohnsitz ... in der Gegend, in der ich ernsthaft überlege, ob ich nicht endlich mal aus diesem "faschistischen" Dreckskaff (die Europawahl den Sonntag vor meiner Aufnahme in der Klinik) wegziehe, weg zur "Insel" Leipzig (mein Zweitwohnsitz).
(Eigentlich hatte ich geplant, den nächsten Tag gleich wieder zurück nach Berlin zu fahren, für ein restlos ausverkauftes Konzert - aber bei dem Anblick der noch etwas blutigen Nähte, auf Zug genäht in meiner Leistengegend, das eine Pflaster ist beim Duschen schon abgefallen - bleibe ich doch lieber zu Hause, das Konzertticket habe ich sowieso auf Risiko gekauft, da wußte ich den OP-Termin noch nicht.)
[30.05.19 / 19:49] ✎ Der zweite Tag nach der Korrekturoperation - 10 Uhr den Vormittag, endlich die lang erwartete Visite des Dr. Bauquis. Er hat die Harnröhre korrigiert (deshalb der Katheter), sie läuft jetzt anatomisch korrekt in die richtige Richtung. Auch die Schamlippen wurden korrigiert, ich habe jetzt kleine Schamlippen (ich bin gespannt, wann ich den ersten Blick darauf werfen kann). Ich habe möglicherweise etwas mehr minimale Tiefe - aber viel Hoffnung muß ich mir dabei nicht machen, aufgrund meines dünnwandigen "Problemdarms" (das Endstück) sieht er davon ab, an der Stelle zu operieren (also auch keine Tamponade da unten). Will ich wirklich mehr Tiefe, geht das nur noch über eine komplexe Darmoperation mit Öffnung des Bauchraums. Mit dem vorsichtigen Bougieren soll ich noch zwei Wochen warten, die Fäden lösen sich irgendwann von alleine auf (ich kann sie auch von meiner Hausärztin oder meiner Frauenärztin kürzen lassen). Der Urinkatheter bleibt noch über die nächste Nacht dran und wird erst morgen entfernt - und dann werde ich auch (wenn alles gut läuft) entlassen. Tiefe gleich Null - aber es sieht jetzt noch schöner aus als vorher.
Ansonsten passiert den Tag nicht viel, nur Langeweile ... wie habe ich das letztes Jahr nur so lange ausgehalten? (Durch eine Tagesstruktur.)
[29.05.19 / 22:03] ✎ Der erste Tag nach der Korrekturoperation. Keine Antibiotika, die Nacht mit ausklingenden Schmerzmitteln gut überstanden, kaum spürbare Schmerzen, nur ein leichtes Ziehen. Die Schmerztabletten den Morgen nach der Erstvisite nehme ich aber vorsorglich trotzdem. Der Zugang auf dem Handrücken wird gezogen und durch ein Pflaster ersetzt, der Verband unten herum wird gewechselt, meine Vulva ist mit haufenweise Kompressen unter dem weißen Netzhöschen gut eingepackt. Seitlich in der Leistengegend befinden sich - symmetrisch angebracht - die zwei Nähte (gesehen habe ich sie noch nicht), verdeckt mit einem länglichen Pflaster (damit nichts, wahrscheinlich auf Zug, wieder aufreißt). Die Kompressen, die den Eingang zu meiner Scheide abgedeckt haben, sehen sehr blutig aus - aber das ist relativ (ob da drin noch eine Tamponade steckt, wie bei der Erstoperation, weiß ich noch nicht). Komplett duschen kann ich mich mit den Pflastern und dem Netzhöschen voller Kompressen - und dem obligatorischem Urinkatheterbeutel an meiner Seite - jedenfalls noch nicht, nur Katzenwäsche (aber das Haare waschen funktioniert richtig gut in dem Duschklo).
Ansonsten den Tag, den Mittag, den Nachmittag in meinem kleinen Zimmer auf dem Patientenbett Sudoku-Rätsel lösen, Musik hören (letztes Jahr PJ Harvey, dieses Jahr Nick Cave), meine Zeitschrift lesen, aus dem Fenster schauen (und dazu mal von der Liege aufstehen). Kurz, Zeit rumkriegen. Unglücklicherweise liegt die Dachterrasse eine Etage über mir und mit dem Urinbeutel an meiner Seite traue ich mich noch nicht die Treppe hoch.
[28.05.19 / 20:09] ✎ Der Tag der Korrekturoperation - und wieder den Abend zuvor die Schlaftablette abgelehnt, mein eigenes Zeug (in hoher Dosierung) wird schon reichen ... erst als die Vögel draußen anfangen herumzupiepen und es langsam vor dem Fenster des kleinen Zimmers wieder hell wird, kann ich den Morgen noch zwei oder drei Stunden schlafen.
Gegen 7 Uhr bin ich wach und nehme eine Dusche im Bad (ein "Duschklo") für eine angenehme Operationserfahrung. Danach die morgendliche Prozedur (Hormone usw.), aber auf das tägliche Einfetten meiner (ultrakurzen) Vagina verzichte ich. Kein Frühstück, kein Trinken, eine Schwester kommt herein und verkündet mir, daß ich den Vormittag noch etwas auf meine Operation warten muß ... wenig später gegen 9 Uhr, Planänderung, ich bin doch schon dran.
Das weiße Hemdchen überziehen, zu Fuß in den Gang vor dem Zimmer und auf das bereitgestellte Krankenbett legen, weiter mit dem Fahrstuhl eine Etage tiefer in den Raum vor der Schleuse zum Operationssaal. Das letzte Mal war ich so benommen, daß ich von dem Ganzen gar nichts mitbekommen habe, dieses Mal bin ich glasklar dabei. Die Begrüßung der Anästhesistin, das Stechen des Zugangs in meinen Handrücken, die Begrüßung des Doktors, das Hineinschieben in den Operationssaal und der Wechsel auf die andere Liege (die "Gyno-Liege"), ich schaue mich interessiert um, lege mich hin, das Schlafmittel läuft kurz danach durch meine Venen: "Es funktioniert..." Ich bekomme die Atemmaske aufgesetzt - und bin weg. Mit den Schwestern im Fahrstuhl habe ich mich noch kurz über das Ergebnis meiner eigentlichen, vorangegangen geschlechtsangleichenden Operation unterhalten: "Vom Aussehen her sehr hübsch, nahezu perfekt - aber in der Tiefe eigentlich unbrauchbar."
Etwa eine Stunde später (könnte auch noch etwas mehr gewesen sein) im Aufwachraum ... leichte Schmerzen in der Leistengegend und als hätte ich etwas zu stark bougiert, ein gutes Zeichen? Die Schwestern unterhalten sich im Fahrstuhl zurück nach oben über Städtereisen in Europa, ich werde mehr oder weniger mit einbezogen: "Ich war in Wien, mit dem Zug."
11 Uhr nochwas, zurück auf meinem Patientenzimmer, den kurzen Weg von der Liege im Gang draußen zurück zu meinem Bett mußte ich auch schon zu Fuß laufen, etwas leicht einschlafen. Kurz nach 13 Uhr Mittagessen, Hühnerbrühe und Nachtisch. Meine Eltern besuchen mich danach und sind sehr erleichtert, daß ich dieses Mal ansprechbar - und nicht so stark zugedröhnt wie letztes Jahr - bin. Danach warten, liegen, 14 Uhr nochwas Tee und Kuchen, Moppedzeitschrift lesen, im Internet surfen (für das nächste Bikertreffen muß ich mir unbedingt mal ein Paar respektable Endschalldämpfer an meine 2-2-Auspuffanlage schrauben).
Den weiteren Verlauf des Nachmittags bis zum Abend kommen noch weitere Personen in mein Zimmer, die Anästhesistin, eine Assistenzärztin, ab und zu eine Schwester oder die Mitarbeiterinnen für die Küche (Abendessen Punkt 17:57 Uhr) ... nur der vielbeschäftigte Schweizer Chirurg läßt sich noch nicht auf einer kurzen Visite blicken, vielleicht den Abend, vielleicht den nächsten Morgen. In meiner überaus kreativen Langeweile lasse ich in meinen Gedanken das mit nur einen Schnitt (aus der "gelifteten" Leistengegend) entfernte Hauttransplantat in Kegel- und Zylinderform rotieren und berechne bei einem gegebenen Durchmesser und variabler (minimaler) Tiefe die Fläche ... jeder winzige Zentimeter zählt.
Später den Abend, ich kann schon alleine aufstehen und finde den Mut, in das Bad zu gehen - Bedenke, was das letzte Mal passiert ist, als du mit Schwung (Tage später) nach der OP aufstehen wolltest!
[27.05.19 / 19:29] ✎ Der Tag vor meiner Korrekturoperation - vorher in der Innenstadt von Potsdam noch kurz etwas Thailändisch essen und dann kurz nach 14 Uhr mein Aufnahmetermin in der Klinik. Unten in der kleinen Eingangshalle in der Sitzecke den Anamnesebogen für die Anästhesie ausfüllen, eine Klinikmitarbeiterin bringt mich kurz darauf in das für mich bereitgestellte Zimmer (schon wieder ein Einzelzimmer - aber diesmal Rückseite mit Blick ins Grüne und nicht an der Straße mit dem Kopfsteinpflaster) und danach ... warten.
Ich habe alles für den Zeitvertreib mit eingepackt, eine Motorradzeitschrift, Musik auf mein Smartphone, Kopfhörer, Sachen zum Anziehen (bequeme Stoffhose, genug Unterwäsche, ein Cardigan zum Rausgehen und Flipflops) - ich denke, ich bin gut vorbereitet. Aber will ich die Korrekturoperation wirklich machen lassen? Bin ich mir auch zu 100 Prozent sicher? Nicht wirklich.
Den Nachmittag bis zum Abend kommen nacheinander die ganzen Ärzte vorbei - die nette Assistenzärztin (die mir letztes Jahr den Verband und die Tamponade abgenommen hat, sie erkennt mich wieder), eine neue Anästhesistin für morgen - und dann später den Abend (nach dem Abendessen, die nette Mitarbeiterin erkennt mich auch wieder) der Schweizer Chirurg und sein Assistent (dem sofort meine aufgeblätterte Motorradzeitschrift auf dem Tisch in dem kleinen Patientenzimmer auffällt).
Meine Fragen an den Arzt - warum nicht die Operation mit dem Teilstück aus dem Dick-/Enddarm? Das macht er nur in der Schweiz, in Potsdam hat sich noch kein Chirurg für die Darmoperation als Teil des OP-Teams finden lassen. Bei der Variante mit dem Stück Haut aus dem Oberschenkel, wo wird sich dann die Narbe befinden? (Ist das so wie bei der FzM-Operation am Unterarm?) (Nein.) Nur eine winzige Narbe, kaum erkennbar in der Leistengegend. Demzufolge wird auch nur wenig Haut verwendet und ich muß mir da auch keine großen Hoffnungen auf eine "Supertiefe" machen. Egal ... jeder kleinste Zentimeter zählt. "Besser als gar nichts", die Worte des Chirurgen und auch meine Gedanken ... ich denke schon ein ganzes Stück weiter und überlege, ob nicht doch noch eine dritte Operation folgen könnte. Den Tag morgen abwarten und sehen, wie das Ergebnis geworden ist (ich hoffe auf eine Verdopplung von 3 auf 6 cm). Im OP-Plan stehe ich an zweiter Stelle so gegen 9 Uhr, geplante Dauer der Operation, so etwa eine Stunde.
[26.05.19 / 11:44] ✎ Ein Bikertreffen mit Ausfahrt - vor mir bis zum Horizont in zwei Reihen Motorräder, hinter mir bis zum Horizont (im Rückspiegel) in zwei Reihen Motorräder ... schon beeindruckend.
(Vielen Dank an die hinter mir fahrenden, die so viel Geduld aufbrachten und mich ertragen mußten, wie ich mein Moped im zweiten Gang und mit schleifender Kupplung um jede Kurve trage.)
[19.05.19 / 21:14] ✎ Sonnabend Mittag, ich bleibe noch lange im Bett liegen und überlege, was ich den Tag noch so machen könnte ... ein Frühstück mit dem, was in meiner Wohnung noch vorrätig ist: Knäckebrot mit Nuß-Nougat-Creme und eine Flasche Wasser. Die Sonne scheint und draußen sind es an diesem spätfrühlingshaften Tag um die 20 Grad - fantastisches Wetter, um in der Innenstadt shoppen zu gehen. Ich mache mich kurz im Bad zurecht, wähle meine schwarze Jeans, ein anderes schwarzes Top (mit Halbärmeln) und die absatzlosen Wildleder-Pikes (zum Laufen) + meine übergroße Sonnenbrille ... kurz vor 14 Uhr den Sonnabend Nachmittag stehe ich am Ticketautomaten der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe meiner Wohnung und ziehe mir zwei Tickets Kurzstrecke zum Leipziger Hauptbahnhof und die Einkaufsmeile in der Nähe.
Ich laufe die Fußgängerzone entlang, bei dem schönen Wetter sind erwartungsweise viele Menschen unterwegs, ich steuere zielgerichtet, über kleine Nebenstraßen, verwaisten Häuserpassagen (die anscheinend keiner kennt) das italienische Kaffee / Restaurant in der Nähe des Marktplatzes an. Ich versuche die beiden italienischen Eiscafés gleichgerecht zu behandeln, war ich das letzte Mal bei dem einen am Eingang der Fußgängerzone, gehe ich dieses Mal zu dem anderen am gegengesetzten Ausgang der Fußgängerzone ... beide "Gelaterie" haben Suchtfaktor.
Bevor mein Eis (Vanille-Kirsch) in den Sonnenstrahlen dahinschmilzt, ziehe ich mich in den kleinen, angrenzenden und schattenspendenden Park bei der Kirche (die, die etwas mit Bach zu tun hat) zurück. Der kleine Park ist voller Menschen ... und einer Gruppe Punks (so richtig echt, mit Musik aus dem Kassettenrecorder). Lungern irgendwo Punks rum, gesellen sich immer weitere Punks dazu ... ich setze mich etwas in die Nähe der Gruppe. Punks ... ich bin raus, raus aus der Arbeit, raus aus der Psychiatrie, für das Arbeitsamt (und dem ominösen Gutachten - die mich nie persönlich gesehen haben) gelte ich als "unvermittelbar", mich will da keiner, kein Arbeitgeber. Ich könnte jetzt noch viele Jahre neben den Punks sitzen, so eine richtige Zukunftsperspektive habe ich jetzt nicht ... vollkommen im sozialen Abseits angekommen. Meine Gedanken wandern, ich beobachte den Park, die vielen Menschen, Normalos, Ältere, junge Menschen, alles sozial unterschiedlich. Weiter an meinem Tagesplan festhalten - ich will einkaufen, konsumieren, mein Geld in schicke Anziehsachen investieren ... damit dieses Bestreben nicht komplett ausartet, habe ich nur zwei Dinge auf meiner imaginären Einkaufsliste: die Leggings aus dem Bademodenshop aus dem Wiener Hauptbahnhof, die mir so gefallen hat (aber da war ich auf Badeanzüge fixiert) und ein schwarzes Poloshirt (so etwas fehlt mir noch in meiner Garderobe).
Weiter ein paar Schritte gegen 15 Uhr den Nachmittag in der Einkaufszone in einer der Filialen dieser italienischen Bademodenkette (von der ich auch meinen olivgrünen Bikini habe). Ich suche den kleinen Laden ab und finde auf den ersten Blick nicht die gewünschte Stoffhose, ich deute auf eine olivgrüne Leggings in der Auslage: "Die da mit schwarzen Zebrastreifen." Die nette Verkäuferin weiß sofort, was ich meine und holt die Leggings in meiner passenden Größe aus dem Lager. Sie ist zwar aus der diesjährigen Kollektion, mußte aber ihren Platz im Verkaufsraum der aktuellen Bademodesaison weichen. Kurz in der Kabine anprobiert und danach den (leicht) heruntergesetzten Preis (Lagerware?) an der Kasse in bar bezahlt. Endlich auch so Indie-Rock-mäßig herumlaufen. (Interessanterweise assoziiere ich das grün-schwarze Streifenmuster mit einem Zebra und nicht einem Tiger, was das wohl über mich aussagt?)
Weiter die Shoppingtour in die beiden teuren Kaufhäuser in der Nähe des Marktplatzes. In dem ersten, in dem ich sonst Stammkunde bin (mit Mitgliedskarte) finde ich dieses Mal nichts Passendes, die Poloshirts gibt es nur in der aktuellen Saisonfarbe (die mir nicht gefällt) und in der Bademodeabteilung (in der ich nur einen kurzen Blick werfe, es steht nicht auf meiner "Liste") gibt es keine Badeanzüge in der bis zum Hals hochgeschlossenen Form, die meiner Figur mit dem breiten Kreuz stehen könnte. Weiter in das andere Kaufhaus, den "billigen" Kram links liegen lassen und die Rolltreppe hoch zu den teuren Markensachen. Wenn ich unbedingt ein Poloshirt kaufen will, warum nicht dann das Original? Tatsächlich finde ich ein paar schwarze Exemplare mit dem markanten weißen Logo auf einer der Kleiderstangen, ich greife die beiden Größen S und M und probiere sie in der Kabine an ... meine Wahl fällt erneut auf die passendere, größere Größe - habe ich zugelegt? (Sind die Zeiten vorbei, in denen ich mich noch in eine S zwängen konnte?) 16:30 Uhr den Sonnabend Nachmittag, ich bezahle den sauteuren Preis an der Kasse mit Karte ... kombiniert mit meinem Diamantschmuck kann ich mich damit bestimmt bei einem Pferderennen oder ähnliches in der High-Society blicken lassen (ich bin ein Edel-Punk).
Weiter durch die Innenstadt, einen kurzen Abstecher in den Outletstore eines nicht näher genannten Internetversandriesen, ein paar High-Heel-Sandaletten anprobieren (schmale, lange Paßform versus meiner kurzen, breiten Watschelentenfüße ... gleich wieder in das Regal zurückgelegt, standen sowieso nicht auf meiner Liste) und weiter danach über die andere Seite der stark befahrenen Straße jenseits der Fußgängerzone. Hier war ich noch nie, Touristen gibt es hier nicht (außer die paar wenigen, die ein Foto des Mahnmals an der Stelle der alten Synagoge machen wollen). Ein paar Cafés, ein paar Restaurants ... so ganz unbekannt ist mir dieser Straßenzug doch nicht, vor vielen Jahren gab es hier noch ein paar mehr Clubs in der Nähe (aber bei Tageslicht bin ich hier noch nie langgelaufen).
Ein Café, gut besucht mit jungen Menschen im Außenbereich, ich schaue mir den Kuchen in der Vitrine im Innenbereich an - der Kellner empfiehlt mir die Blaubeertorte, die gibt es in Kombination mit einem kleinen Kaffee zum Sparpreis. Ich nicke zustimmend und setze mich, wieder draußen, an einem freigewordenen, kleinen Tisch für Zwei, wenig später wird mir das Kuchenstück serviert. 17 Uhr nochwas, solange die Sonne scheint, ist es noch nicht zu spät für Kaffee und Kuchen, ich garniere den Kaffee (kein Filterkaffee) mit zwei Spritzern Milch aus dem kleinen Kännchen und einem Hauch von Zucker, so daß dieser einem Cappuccino oder einer Melange näher kommt.
Kurz vor 18 Uhr, ein paar Schritte weiter, wieder zurück in Richtung Innenstadtzentrum, stehe ich an der Tafel mit den Auszügen aus der Menükarte eines indischen Restaurants, eigentlich wollte ich den Abend günstig irgendwo Thailändisch essen - aber dieses Restaurant hat die nordindischen, gefüllten Paprikaschoten im Menüangebot ... ich entscheide mich spontan für dieses Restaurant, bis das Essen serviert wird, habe ich die Zeit für das reguläre Abendmahl gegen 18 Uhr überbrückt. Den frittierten Blumenkohl als Vorspeise und wenig später die gegrillten Paprikahälften überhäuft mit dem Kartoffelcurry, einer mehr oder weniger scharfen Soße, ein Teller Reis und einem Korb mit Fladenbrot (aus dem ich mir danach mit dem übrig gebliebenen Salat so eine Art indische Tortillas forme).
Für dieses opulente Abendessen in dem Außenbereich des Lokals habe ich eigentlich gar kein Bargeld mehr - ich habe es dem Kellner am Anfang vor meiner Bestellung wissen lassen, daß ich nur mit Karte bezahlen kann. Wie ich dann gegen Ende alles in mich hineinschlinge und dann überstürzt meine Handtasche greife und von dem Tisch aufspringe, mag vielleicht etwas verdächtig aussehen - aber ich habe keinen Zweifel aufkommen lassen und meinen Blick zielgerichtet auf die Toilette im Inneren des Lokals gerichtet ... wäre ich doch ohne zu zahlen abgehauen, ich hätte meine ganzen Einkäufe auf dem Stuhl gegenüber mir liegen lassen, allein das sündhaft teure Poloshirt hätte die Rechnung mehr als beglichen. Ich bezahle (nach der Rückkehr von meinem dringenden Toilettenbesuch) die Rechnung mit meiner Karte und krame noch ein Zwei-Euro-Stück aus meiner Geldbörse, als Trinkgeld für den Kellner.
Kurz vor 19 Uhr, zu Fuß wieder zurück zu der Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof, noch eine Tüte Brötchen beim unterirdischen Bäcker kaufen und mit der nächsten Linie wieder zurück zu meiner Wohnung. Ich habe mich tatsächlich an meinen Plan gehalten und bin nur mit den zwei Einkaufstüten, mit genau den zwei Anziehsachen, die ich kaufen wollte, wieder angekommen. Kein sinnloses Geldausgeben. (Obwohl ... eine billigere No-Name-Poloshirt-Marke hätte vielleicht auch ausgereicht - ach was!) Sonnabend Abend, gehe ich jetzt noch aus in Leipzig? Nein, danke. Ich mache es mir lieber auf meinem Bambussofa mit ein paar Kissen und meinem Laptop gemütlich. Vor meinem großen Wohnzimmerfenster im Dachgeschoß zieht den Abend der Vollmond vorbei. (Ende Teil 2/2)
[19.05.19 / 21:13] ✎ Ich bin vielleicht im Fernsehen - als "Komparse" irgendwo im Hintergrund, und nur bei einem günstigen Schnitt. Ein Fernsehteam dreht im Auftrag des Regionalprogramms einen kurzen Beitrag über meine Selbsthilfegruppe (seitdem ich aus der Arbeit raus bin, habe ich wieder viel Zeit, bei den monatlichen Treffen, dem kleinen Kaffeekränzchen, dabei zu sein).
Denselben Freitag, ein paar Stunden später am Abend, 260 Kilometer weiter südlich in Dresden, ich habe vom letzten Wochenende einen Flyer gesammelt für ein Konzert im "Bunker" Dresden - die "Reunion Tour" (tatsächlich ist es nur ein Auftritt) einer französischen Band aus dem Synth / Wave Umfeld. Die beiden jungen Frauen kannte ich bis jetzt nur aus ihren Youtube-Videos. Auf der Autobahn den Nachmittag erst in Richtung Leipzig, kurze Station in meiner Wohnung (die übliche Prozedur: Dusche, Chanel, Kajal, Mascara, die schwarze Leggings, das Top, der Kapuzenpullover, Stiefeletten, Lederjacke) und weiter nach Dresden. 20 Uhr stand irgendwo im Internet - aber damit war nicht der Einlaß gemeint - sondern der Konzertbeginn. Irgendwann so gegen 20:30 Uhr bin auch ich da und parke mein Auto in der Gegend im Norden von Dresden (Einparken "frauentypisch": quer über den Fußweg vorwärts in die Parktasche ... "Paßt!").
Die erste Band, ein Solokünstler ... dafür, daß das (angeblich) sein allererster Auftritt ist, gar nicht mal schlecht. Die zweite Band aus dem Synth / Wave Umfeld (mit Gitarre und Post Rock), die Konzerthalle füllt sich weiter mit schwarzem Publikum, ich habe mir ein Glas Bitter Lemon von der Bar geholt und bestaune die "Visuals" (mir fällt kein besseres Wort ein) auf der großen Beamer-Leinwand im Hintergrund der beiden Musiker ... so etwas bräuchte ich auch für mein Youtube-Video. Die dritte Band - der Headliner - die beiden "Mädels" (ich nenne sie jetzt einfach mal so) und ihre Performance. Die Videos auf der Leinwand im Hintergrund sind noch um einiges psychedelischer (die kurze Sequenz aus dem Film "Zabriskie Point" erkenne ich sofort wieder), die Halle ist voll, die Fans jubeln zu ihren bekannten, alten (und neuen) Titeln, in der letzten Zugabe läuft auch mein Lieblingstitel. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt ... und fällt nach den Konzerten schleichend ab.
23 Uhr nochwas vor Mitternacht, die Auftritte sind durch, ein DJ beschallt die Halle, die meisten Menschen stehen den Anfang noch am Merchandise-Stand. Was ich anfangs noch als schwarzes Dresdner-Szene-Publikum vermutet hatte, verschwindet nach und nach aus der Konzerthalle (es waren vielleicht auch nur so aus weiter Ferne angereiste Fans wie ich) und nur ein harter Kern bleibt noch auf der Tanzfläche zurück. Ich tanze zu einem der ersten gespielten Titel, ziehe mich an den dunklen Rand der Tanzfläche zurück (und ziehe meinen Kapuzenpullover aus und präsentiere mich in meinem tief ausgeschnittenen Top möglichst sexy) und warte auf weitere Titel ... der Stil wechselt, immer weniger Leute sind noch da. Vielleicht wird gerade das Publikum ausgetauscht, die Konzertbesucher verschwinden und gegen 1 Uhr könnten neue Szenegänger dazukommen ... ich schaue auf die Uhr meines Telefons, 0 Uhr nach Mitternacht: "Hier geht nichts mehr." Ich ziehe meinen Kapuzenpullover wieder an, ziehe den Reißverschluß meiner Lederjacke wieder hoch und verlasse die Konzerthalle (nicht ohne noch einmal die Kellerräume diese sagenumwobenen Dresdner Szeneclubs zu besichtigen). Zurück zu meinem Auto, 260 Kilometer hin, 260 Kilometer zurück.
Ich fahre nicht die ganze Etappe, ich habe meine "Homebase" Leipzig dazwischen, gegen 1 Uhr oder 2 Uhr die Nacht nehme ich die Autobahnabfahrt Leipzig-Mitte und fahre weiter zu meiner Wohnung im Norden von Leipzig ... zutiefst überrascht und voller Freude entdecke ich, daß mehrere (!) Parkplätze direkt vor meinem Hauseingang frei sind. Den nehme ich und da lasse ich mein Auto das ganze Wochenende stehen! Zurück in meiner Wohnung und die zweite übliche Prozedur: Make-up vor dem Waschbecken mit Seife entfernen - das ist kein wasserfester Mascara - die Seife brennt in meinen Augen (ich sollte mir endlich Make-up-Entferner kaufen), die Wohnung kurz kühl lüften und danach - vollkommen kaputt von der langen Autobahnfahrt - ins Bett fallen und schlafen. (Ende Teil 1/2)
[15.05.19 / 18:37] ✎ Noch etwas weniger als zwei Wochen bis zu meiner Korrekturoperation - und ich mache schon den ersten Rückzieher. Ich bin im Internet auf "blutige" Fotos gestoßen, für die Operationsvariante mit dem Hauttransplantat aus dem Oberschenkel ... riesige Narben, zwar hübsch vernäht, aber immer noch riesig. Bei dieser Operationsvariante gibt es unterschiedliche chirurgische Ansätze (es war ein Fachjournal im PDF-Format), die schonendere Variante hinterläßt immer noch nicht zu übersehende Spuren in der Leistengegend - und führt nur zu einer minimalen Vertiefung der Neovagina.
Der Schweizer Chirurg in Potsdam ist auf die andere Operationsvariante, bei der ein Teilstück aus dem Dickdarm entnommen wird, spezialisiert. Vielleicht sollte ich doch das Ganze noch mal überdenken und einen Teil meines Darms opfern? Der Vorteil an dieser Variante ist, es entstehen keine Narben äußerlich, ich wache nach der Narkose vielleicht ohne einen Verband auf, der getrennte Darm und die neue Neovagina heilen innerhalb meines Körpers (die Darmhaut ist schon so eine Art Schleimhaut) und allgemein, Operationen am Darm sind gar nicht so selten, chirurgische Routine. Nachteil: Es besteht das Risiko, daß etwas schiefgeht und ich mit einem "Scheißebeutel" an meiner Seite aufwache.
Ich bin davon ausgegangen, niemand will mit mir nach der ersten Operation noch Sex haben, kein Mann - das kommt nicht vor - und meinen Darm brauche ich jeden Tag, noch mein ganzes Leben, den lasse ich nicht zerteilen ... aber jetzt sind es in den letzten 10 1/2 Monaten schon fünf Sexbekanntschaften (mehr oder weniger, einer ist ja gleich abgesprungen, mit den anderen hatte ich wenigstens noch anal was). Ich lebe im Hier und Jetzt und ich habe jetzt Sex mit Männern - und die sollen da unten keine verräterisch großen Narben sehen, und sie sollen, wenn möglich, tief bis zum Anschlag hineingleiten können. Ich will einfach als ganz normale Frau Sex haben. (Also doch die Variante mit dem Darm?)
Nachtrag: Anfrage abgelehnt, für mich bleibt nur die Variante mit dem Teilstück aus der Haut des Oberschenkels ... da muß ich jetzt durch.
[13.05.19 / 15:31] ✎ Kurz vor 3 Uhr die Nacht, für einen kurzen Moment muß ich mich von ihm losreißen und auf die Tanzfläche in dem Keller unten verschwinden, gerade jetzt hat der DJ so eine Phase und legt ein paar Italo-Sachen auf. Ein Titel durchtanzen (noch mal alle Gedanken sammeln), meine Lederjacke aus der Garderobe abholen und ihn wieder oben treffen. Er ist mindestens einen halben Kopf größer als ich, teilweise mein Typ, schwarze Haare, dunkle Augen (glaube ich zumindest) - aber ohne jeden ausländischen Hintergrund, ein Ur-Sachse ... weiche ich von meinem Beuteschema ab? Die Frage mit "wohin" ist schnell geklärt, meine Wohnung liegt näher, seine ist eine Baustelle, und nur ich habe mein Auto in der Straße vor dem Club stehen (er fährt auch so einen Roadster, aber seiner ist größer, schneller, teurer ... also kein Neid). Er bewundert mein Auto - und übt keine Kritik an meiner Fahrweise, auch nicht an der Kreuzung, auf dem Weg zurück zu meiner Wohnung, an der ich vor ein paar Wochen mal im strömenden Regen einen echten Drift mit Heckantrieb hingelegt habe - bei einem verbotenen U-Turn und unter wilden, hupenden Protest der anderen Verkehrsteilnehmer ... ich erzähle ihm blumig davon.
Zurück an meiner Wohnung, ewig einen Parkplatz suchen (mich als Frau beim Einparken nicht blamieren) und zu Fuß zurück zu meiner Wohnung. Im obersten Dachgeschoß angekommen, schließe ich ihm meine Wohnung auf ... habe ich alles aufgeräumt? Sauber gemacht? Ist meine Wohnung vorzeigbar? Weitestgehend. Ich zeige ihm die Toilette, verschwinde kurz auch auf dieser. Während meiner Post-Disco-Prozedur vor dem Badezimmerspiegel (Make-up entfernen, Kontaktlinsen herausnehmen usw.) steht er hinter mir und kann seine Finger nicht von mir lassen. Ein paar Küsse (ich auf den Zehenspitzen stehend), wir entkleiden uns und legen uns in mein Bett. "Wie du siehst, ich bin vorbereitet", auf meinem Bett liegen immer zwei Kopfkissen, das Besucherkopfkissen und meins, und ein Kondom griffbereit auf der Ablage neben meinem Bett (die Futonmatratze auf dem Fußboden, auf Reismatten) ... daß das Kondom da schon mindestens anderthalb Jahre wartend liegt, betone ich nicht ganz so deutlich.
Der Sex ... hätte ich doch nur die Gleitcreme mit eingepackt - ich bin doch nicht so gut auf alles vorbereitet, wie ich das von mir erwartet hätte. Der erste Anlauf mit Analsex schlägt fehl, die vaginale Variante läuft auch nicht optimal: "Ich möchte ja nicht deine Illusion zerstören, aber das da ist meine Arschritze." Noch etwas mehr als zwei Wochen bis zur nächsten Operation und dann hätte ich endlich ein paar Zentimeter mehr zum Reinrutschen. Was er aber da unten mit mir mit seinen Fingern macht, fühlt sich ziemlich gut an.
Die Atmosphäre ist angespannt, keiner kennt den anderen genau, nur ich habe meinen Heimvorteil, weil es ja meine Wohnung ist. Ich versuche die Situation zu entspannen, keinen Druck entstehen zu lassen, spiele alle meine Trümpfe und Reize aus - und tue das, was ich am besten kann. Ich verwöhne ihn oral. "Was ist das? Ein Intimpiercing? Das kenne ich noch nicht, das ist neu für mich." Ihm gefällt es sehr, was ich da unten bei ihm mache. Der zweite Anlauf Analsex gelingt dann auch und ich komme auch etwas auf meine Kosten ... nur meine kleinen Brüste, die mir sehr wichtig sind, werden nicht so ganz mit einbezogen. Leider muß ich den Sex in der anstrengenden "a tergo" Stellung irgendwann abbrechen, weil ich körperlich einfach zu erschöpft bin (ich mag lieber die Reiterstellung und alles, wo ich nur auf dem Rücken liegen muß). Den Rest muß er alleine auf meiner Toilette zu Ende bringen.
5 Uhr nochwas, draußen vor dem Fenster wird es bereits hell, die Vögel fangen wieder an, Lärm zu machen - und ich bin wieder nicht wirklich auf Übernachtungsgäste vorbereitet. Meine Leopardendecke habe ich nicht mehr in meiner Wohnung. Er schläft nach dem Sex neben mir in meiner Decke, ich muß die Überdecke für kalte Winternächte aus meinem Kleiderschrank suchen. Es dauert ewig, bis auch ich einschlafe ... meine Gedanken kreisen, was ist los mit mir? Warum weiche ich so sehr von meinen Prinzipien ab? Never let a man spend the night. Bin ich jetzt normal geworden? Eine ganz einfache Frau? Immerhin, kein einziges Wort über meine Transsexualität, eigentlich das, was ich mir immer erwünscht habe. Meine Gedanken kreisen weiter über meinen On-Off-Ex-Freund, der sonst als einziger die Erlaubnis hat, neben mir schlafen zu dürfen. Ein Akt vollsten Vertrauens. Noch mal kurz nackt aufstehen, ins Bad rennen und den Sonntag Morgen eine Tablette Psychopharmaka zum Einschlafen nachwerfen. Die Tablette zergeht in meinem Mund und ich schlafe in meinem Bett neben ihm ein.
12 Uhr den Sonntag Mittag, wir werden wach:
"Guten Morgen."
"Möchtest du einen Kaffee? Croissants?"
"Nur einen Kaffee ... hast du vielleicht eine Kopfschmerztablette?"
Und schon wieder bin ich total unvorbereitet. Ich als Nichtalkoholikerin kann es mir gar nicht vorstellen, wie das ist, verkatert aufzuwachen. Eine Packung Ibus habe ich gerade nicht vorrätig (die lagern kistenweise in meiner anderen Wohnung). Ich stehe auf, werfe mich in meinen schwarzen Morgenmantel, heize den Backofen vor und stelle meinen Bialetti-Kocher auf die Herdplatte. Er zieht sich auch (teilweise) an und sieht mir dabei zu. Draußen scheint die Sonne als wäre der letzte Regentag vollkommen vergessen ... wenigstens bin ich für einen Sonntag Morgen danach tageslichttauglich.
Meine Croissants mit Nuß-Nougat-Creme-Füllung muß ich danach alleine essen, ihm biete ich nur eine Tasse meines italienischen Kaffees an. Ich sitze auf einem Hocker an meiner Bartheke, er nimmt sich einen meiner Bistrostühle in meiner Sitzecke. Meine Wohnungseinrichtung fällt ihm jetzt auf, der Euro-Paletten-Couchtisch, der kleine Bialetti-Kocher. Wir unterhalten uns den frühen Sonntag Nachmittag weiter, über seine und meine berufliche Situation, was er so macht, teilselbstständig - und was ich so machen könnte (mein Webmail-Start-Up-Projekt, teilweise nur aus einem Grund, um keine Lücke in meinem beruflichen Lebenslauf entstehen zu lassen). Das ich mal in der Psychiatrie war - soll ich (sein Rat) auf jeden Fall verschweigen, ein K.O.-Kriterium für jeden Personaler. Er hatte auch mal eine Ex-Freundin mit Borderline Persönlichkeitsstörung - ich dagegen bin, mit meinen Worten, nur "kombinierte Persönlichkeitsstörung" - von allem nur leicht etwas. Ihm entgeht nicht, wie ich dann noch schnell, wie jeden Morgen, mein Hormongel auf meine Arme verteile: "Hormone ... das muß ich jetzt nicht erklären."
Irgendwann so zwischen 15 und 16 Uhr den Sonntag schaue ich auf mein Telefon neben mir, mein On-Off-Ex-Freund hat mir eine Nachricht geschrieben, könnte sein, daß er mich den Sonntag wieder besuchen kommt - das lasse ich aber meinem jetzigen Besucher nicht wissen - ich halte mich seit gestern Abend schon stark zurück mit meinen Geschichten über meine Ex-Lover - das wollen die Männer nicht hören. Ich bringe etwas Bewegung in unser Gespräch und verschiebe die Situation zu einer Aufbruchstimmung ... ich will ihn auf gar keinen Fall rauswerfen (oder ihm das Gefühl geben). Die meiste Zeit hat er das Gespräch geführt, von sich erzählt.
16 Uhr, ich ziehe mich auch an und wechsele von meinen Morgenmantel in mein Alltagsschwarz und bringe ihn zu meinem Auto. Eine kurze Fahrt durch den Norden von Leipzig (mit offenen Verdeck bei schönstem Sonnenschein, Haarklammer und Sonnenbrille vergessen) und ich lasse ihn an einer Stelle raus, an der er alleine selbst den Weg für sein weiteres Vorhaben den Sonntag findet. Keine Telefonnummer, vielleicht sehen wir uns mal wieder in einem Gothic-Club, vielleicht auch nicht ... ich kehre zurück zu meinen alten Prinzipien: "Keine Telefonnummern, Kondome, keine emotionalen Verpflichtungen oder Bindungen - ein klassischer One-Night-Stand."
Allein zurück in meiner Wohnung, alles aufräumen, eine Dusche nehmen, die Spuren der Nacht verschwinden lassen. Mein Freund wird sich nicht noch einmal bei mir melden oder bei mir den Sonntag Nachmittag vorbeikommen ... ich hatte ihm die letzte Nacht geschrieben, wo ich bin, wie ich den Club bzw. die Bar von damals (Ende April 2014) bei unserer ersten Begegnung jetzt die Nacht wiedergefunden habe. Später gegen 18 Uhr esse ich eine weitere Pizza in dem orientalischen Bistro bei mir um die Ecke, der Mann an der Theke kennt mich schon und weiß genau, was ich immer bestelle. (Ende Teil 2/2)
[13.05.19 / 15:30] ✎ Sonnabend später Vormittag in meiner Wohnung in Leipzig - ein entspanntes Frühstück, Räucherstäbchen mit der Duftnote "Oriental Bouquet" auf meinem Altar und auf der Herdplatte das Kännchen mit dem arabischen Kaffee aus Damaskus ... währenddessen murmele ich, eingehüllt in meinem schwarzen Morgenmantel, mein Mantra vor mich hin:
"govinda jaya jaya, gopala jaya jaya..."
"govindam adi purusham..."
Beim anschließenden Kaffeesatzlesen ergibt sich in meinem eckigen Mokkatäßchen ein komplexes, vierseitiges Bild: Eine Frau weist einem Reiter auf seinem Pferd (oder nur das Pferd) die Richtung bzw. den Weg - er führt aus dem Wald hinaus, über ein Gebirge auf die gegenüberliegende Seite, auf der eine Frau mit über den Kopf erhobenen Händen wartet ... der Sinn ergibt sich mir noch nicht. Bin ich die Frau am Rand? Bin ich das Pferd? Oder doch die wartende Frau? Wahrscheinlich alles zusammen.
Draußen vor dem Fenster regnet es, ein trüber, naßkalter, grauer Tag. Meine Yucca-Pflanze ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, dahingerafft von meiner Abwesenheit in Wien und die unausweichliche Trockenperiode, sowie ein starker Befall von Gallmilben. Nachdem ich den Mittag selbst eine Dusche genommen habe, wechselt die Yucca den Standort in die Quarantänezone der Duschkabine und bekommt eine Kur aus der Sprühflasche mit Wasser-Spülmittel-Mischung. Sie wird leicht angegossen - zuviel würde der Wurzel den Rest geben (der Stamm ist noch in Ordnung und einige grüne Blätter hat sie noch). Falls sie es nicht überlebt, wird sie durch eine Aloe ausgetauscht und in meiner Dachgeschoßwohnung mit Südseite befinden sich dann nur noch Wüstenpflanzen.
Den Nachmittag widme ich mich, bei einem Kännchen schwarzen Tee (und dem Five'o'clock-Schnittchen), einem Debian-Update auf meinem Laptop ... bei einer Real-Geschwindigkeit von 42 kbps auf dem im Wohnviertel (Funkzelle) stark überlasteten LTE-Netz - ein quälend, endlos langes Unterfangen. Doch rechtzeitig gegen Abend bin ich fertig und kann mich für die Nacht ausgehfertig machen.
Ich kombiniere ... kann ich die viktorianischen Stiefeletten zu der Lederleggings tragen? Sie passen nur zu dem Lederrock (und alle anderen meiner Abendkleider). Ich will aber für die Nacht die schwarze Leggings tragen - also wieder die Pikes-Stiefeletten. Vor meinem Kleiderschrank und dem großen Spiegel probiere ich weiter aus ... die vier neuen Kleider sind für Pfingsten vorgesehen, aber meine schwarze Tunika - mein Lieblingsteil mit den langen "Morticia"-Ärmeln paßt super zu der Leggings. (Und habe ich die knallenge Hose überhaupt schon mal nach meiner Operation getragen?) Das Outfit für die Nacht steht, als Unterwäsche wähle ich den schwarzen String-Tanga und ein Spaghettiträgertop - den Push-up-BH lasse ich einfach weg. (Das mit dem String-Tanga, ein verhängnisvoller Fehler...)
Weiter vor dem Spiegel im Badezimmer, Feuchtigkeitscreme, dezenter Kajal, dezenter Mascara, farbloser Pflegelippenstift - und ein Hauch / Sprühstoß Chanel (mit Patchouli) nach vorn übergebeugt auf meinem Haaransatz und dem Nacken (und etwas dem Rücken). Die großen Creolen, die Silberkette, der Anhänger, der Ring - ich bin bereit für die Nacht. Aus meinem Bad kommend ziehe ich mir noch schnell den schwarzen Kapuzenpullover über und meine schwarze Lederjacke, packe alles in meine Handtasche und verlasse meine Wohnung.
Zurück zum Auto, auf einem Idealparkplatz vor dem Weg zum Hauseingang. Weiter in der Abenddämmerung, bei strömenden Regen, in die Innenstadt, das Auto in dem (sauteuren) Parkhaus an der Oper parken (4 Euro die Stunde + 3 angebrochene Minuten). In dem nur wenige Schritte entfernten Schnellrestaurant eine Pizza essen (genau deswegen parke ich da, damit ich nicht durch den Regen laufen muß) und auf der Toilette - nach dem Abendessen - den richtigen Lippenstift auftragen (Naturkosmetik und -farbe). 21:30 Uhr ... und es regnet immer noch.
Den Club, den ich für diese Nacht ausgesucht habe, ich war da noch nie ... weiß aber die Adresse, wo er liegt und genau wo ich dort parken kann (dieselbe Stelle, an der ich schon einmal geparkt habe und mein "Marder-Erlebnis" hatte). Ich fahre vom Innenstadtzentrum aus nur wenige Minuten zu der Parkmöglichkeit in der angrenzenden Einbahnstraße. Der Club macht erst um 22 Uhr auf und ich stehe kurz vor der Öffnung noch an einem überdachten Hauseingang gegenüber, es regnet weiter, und beobachte den Clubeingang (den ich erst einmal finden mußte) und die ersten Gäste. Wenig später gehe auch ich hinein.
"Ich war hier schon einmal!" Der Name des Vorgängerclubs an den zugeklebten Fenstern, der Eingang, die Bar in Blickrichtung. "War das hier nicht mal so ein Club mit Darkrooms?" Die beiden (Gothic-)Frauen an der Kasse wissen um die Historie der Räumlichkeiten auch nicht so genau Bescheid. Etwa fünf Jahre zuvor, als ich meinem On-Off-Ex-Freund zum ersten Mal begegnet bin, haben wir den Nachmittag damals eine Bar gesucht, um etwas trinken zu gehen, und sind auf dieses Etablissement in der Schwulenszene Leipzigs gestoßen. "Keine Frauen!" Die Abweisung des Türstehers mir gegenüber hat ein weiteres Betreten verhindert - aber der Blick jetzt hinein kommt mir sofort bekannt vor. Ich bezahle meinen Eintritt und erkunde die Räume ... "It's bigger on the inside!" Die verwinkelten Kellergänge, es braucht etwas Zeit, bis ich mich orientieren kann (und überall, in jeder dunkelsten Ecke, stelle ich mir in meiner Phantasie die damaligen Darkrooms vor).
Weiter auf die Toilette ... natürlich eine Unisex-Toilette, Waschräume für ein weiteres Geschlecht waren in dem Nur-Männer-Club nie vorgesehen. Hier nun der verhängnisvolle Fehler meiner Unterwäschewahl: Der String-Tanga, hinten offen, ich sitze mit meinem blanken Hinterteil auf der Klobrille ... und habe total vergessen, daß ich den noch anhabe. Auf die peinliche Situation an dem Waschbecken danach, wie ich meine Unterwäsche - mal wieder - durchspüle und, umhüllt mit Papier, in meiner Handtasche verschwinden lasse, muß ich nicht näher eingehen. Die Gothics rechts und links neben mir sind viel zu sehr damit beschäftigt, vor dem Spiegel ihre Haare aufzutoupieren oder in Haarspray einzuhüllen (auch ich widme mich dann danach meinen langen Haaren, etwas beansprucht von dem Regen draußen und dem Kapuzenpullover).
Weiter durch den Club, zwei Tanzflächen im Keller, eine Bar oben. Mit einer Flasche Kräuterlimo schwebe ich, Mortica-Addams-ähnlich, in meinem schwarzen Gewand mit den überlangen Ärmeln umher ... die Organisatoren der Gothic-Veranstaltung haben sich viel Mühe mit der liebevollen Deko gegeben, ich bewundere die Grabsteine neben der Tanzfläche in einem der Kellerräume.
Ein paar Songs, etwas tanzen, auf dem schwarzen Ledersofa sitzen ... ich falle jemandem auf. Er lädt mich ein, oben an der Bar etwas trinken zu gehen. Zurück oben an einem Stehplatz an der Bar eröffnet sich ein Gespräch, wir lernen uns kennen. Er gibt von sich aus an, er ist sonst etwas schüchtern (kann das aber gekonnt überspielen) und ist nach ein oder zwei Bier etwas lockerer. Ich bin vorsichtig, solange er sich nicht total betrinkt. Ich dagegen erzähle ihm von meinem Plan, mal die Situation umzudrehen: "Hallo, wie geht's? Bist du alleine hier? Du bist sehr schön." Zu dem dritten Satz komme ich gar nicht mehr ... ich flirte nur selten, aber dieses Mal finde ich Gefallen daran. Er bewundert meine langen, blonden Haare ... und meine (trainierte) Stimme - hat er etwa hier schon einen Verdacht? Er ist zwar alleine in dem Club, kennt aber viele der anwesenden Frauen, die ihn freundlich grüßen ... ich betrachte das als positive Reputation.
Es kommt zu den ersten Annäherungsversuchen von ihm, er tastet sich heran ... läßt seine Hand nach einiger Zeit auch mal in meine knallenge Leggings gleiten. Ich bin in dem Moment so dermaßen erregt ... mittlerweile kenne ich meine Gefühlswelt da unten. Wie das meine natürliche Art ist, reagiere ich darüber immer peinlich berührt und muß ins Kichern ausarten - er gibt mir den Tip, das ganze zu überspielen. "OK, OK! Ich soll ja cool bleiben...", ich versuche es. Mit einem höchst gelangweilten Gesichtsausdruck klammere ich mich an meine Limoflasche an der Bar, lasse mir nichts anmerken und lasse ihn einfach machen ... irgendwann kommt der Punkt: "Zu mir oder zu dir?" (Ende Teil 1/2)
[06.05.19 / 16:07] ✎ Endlich die Hormonwerte der letzten Blutabnahme vom Februar (zu dem Zeitpunkt 7 1/2 Monate Post OP) - Estradiol: 116,3 ng/l und Testosteron: 0,27 µg/l - und das vollkommen ohne Testosteronblocker (klar, die Dinger sind ja auch ab). Nur das mit der zurückgekehrten Körperbehaarung stört mich etwas ... OK, es gibt auch stärker behaarte Frauen (ich bin wenigstens blond), aber meine genetisch immer noch männlichen XY-Haarfollikel reagieren eben etwas sensibler auf das bißchen Rest-Testosteron. Entweder dazu stehen oder - wie jeden Sommer - meine Unterarme rasieren (Beine sowieso).
[03.05.19 / 18:02] ✎ IPL-Nachbehandlung #3 (#20) - Das kleine Streifenmuster auf dem dunklen Fleck unterhalb des Mundwinkels ist schon wieder verschwunden. Die Behandlung nach meinem Trip nach Wien vor ein paar Tagen ist besonders intensiv auf die frisch gebräunte Haut ... Sonnenschutzfaktor 30 war doch zu wenig.
[30.04.19 / 08:40] ✎ 8:40 Uhr morgens, Ankunft am Hannover Hauptbahnhof, ein fettiges Croissant und ein schlechter Kaffee zum Frühstück (ich vermisse jetzt schon die "Wiener Melange"). Die Damentoilette in dem Bahnhof ist mein Badezimmer und ich breite alle meine Utensilien vor dem Waschbecken und dem Spiegel aus. Eine junge Mutter zieht ihre kleinen Töchter von mir weg - ja so sieht das aus, wenn frau für die Nacht keinen Mann gefunden hat und damit auch keine Aufwachmöglichkeit mit Dusche.
Danach die Wartezeit vertrödeln, etwas auf dem Bahnhofsvorplatz vor dem Haupteingang und in den Gängen "rumpunken", einem Obdachlosen ein paar Cent geben und weiter warten auf den Zug zurück in Richtung Leipzig ... es ist viel Betrieb, um mich herum wuseln haufenweise Menschen, komische Menschen, gehen morgens zur Arbeit. Ich bleibe nicht lange gern in Hannover, ich weiß, daß das Steintor und die Rotlichtszene nur ein paar Fußschritte vom Hauptbahnhof entfernt sind.
[29.04.19 / 22:29] ✎ Schloß Belvedere Teil 2 - den Vormittag zu Fuß vom Hauptbahnhof aus. Kurz vor 11 Uhr stehe ich mit meinem kleinen Rollkoffer an der Rezeption in der Hotellobby für den Check-out, das Gepäck verstaue ich wenig später wieder in dem Schließfach am Hauptbahnhof, bevor ich ein paar 100 Meter weiter - im tiefsten Nieselregen - zum Belvedere laufe. Die Schlange am Ticketschalter ist genauso lang, wie die am Eingang des oberen Palais ... aber es geht zumindest zügig voran (und ich muß bei dem naßkalten Mistwetter, ohne Schirm - den habe ich zu Hause gelassen - nicht lange im Regen stehen). Ein Kombiticket für die Galerie im oberen und die Wechselausstellung im unteren Palais. Mit mir besuchen die Galerie eine Menge Russen, Chinesen und einige andere Nationalitäten - was auffällt: während ich alles an der Garderobe abgebe (außer die Eintrittskarte und das Smartphone) und mir für die Galerie gebührend viel Zeit nehme (zweieinhalb Stunden bis 14 Uhr), laufen viele andere Besucher (wahrscheinlich Bustouristen in Zeitdruck) in Jacke und Anorak an mir vorbei. Rein, Foto vom Klimt machen (der hier nicht hängt, der ist auf Leihgabe in Tokio) und wieder raus. Die Warteschlange vor Klimts Gemälde "Der Kuß" ist entsprechend genauso lang wie die Schlange am Eingang und des Ticketschalters.
Danach ein paar Schritte über den Barockgarten ins untere Palais ... noch beschisseneres Wetter als vor zwei Tagen, jetzt erst recht keine Selfies. Im unteren Teil befinden sich, zu dem Zeitpunkt meiner Reise, ein paar interessante und sehenswerte Videoinstallationen. Touristen gibt es hier unten nicht, nur ganz wenige Besucher - was eigentlich schade ist, den die Gemälde der aktuellen Wechselausstellung der weiblichen Malerinnen der Moderne in Wien um 1900 sind denen der männlichen Pendants mehr als ebenbürtig. Leider sind alle Malerinnen komplett vergessen (oder verdrängt) worden. Für diese Wechselausstellung nehme ich mir auch wieder anderthalb Stunden Zeit.
Danach den Nachmittag zu Fuß zurück zum Hauptbahnhof, eine Pizza essen (eine gigantische Pizza in der Osteria am Hbf.) und ... Einkaufen gehen! Die Mariahilfer Straße habe ich bei meiner Tour durch Wien nicht gesehen, obwohl der Punkt "Shopping" auf meiner To-Do-Liste ansonsten fest verankert ist - diesen Teil hole ich in den Promenaden des Hauptbahnhofes nach. Bis zu meiner Abfahrt mit dem Nachtzug sind noch ein paar Stunden Zeit.
Erster Laden (die spanische Kette, bei der ich nicht weiß, wie man den Namen ausspricht), viele bunte Sachen. Mein Blick fällt zuerst auf ein schwarzes Spitzenkleid, danach auf einen schwarz-weißen Rock mit Blumenmuster, ähnlich meines Lieblingssommerkleides (dieselbe Marke) ... leider ist der Rock nur zum Anprobieren (und Ködern) als Einzelstück vorrätig ... ich ziehe ihn in der Umkleidekabine an und er paßt super zu mir, Größe 38. Die Bestellnummer auf einem Kärtchen für den Online-Shop bekomme ich von der Verkäuferin zugesteckt. [Anm. d. Verfasserin: Der Rock wird sofort nach meiner Rückkehr bestellt, geliefert und liegt schon bei mir zu Hause.] Da ist schon wieder dieses Gefühl: Ich muß etwas kaufen! Ich kann diesen Laden nicht ohne einen Papierbeutel verlassen. Das schwarze Spitzenkleid ... XS lehne ich sofort ab, in eine S passe ich zwar rein, aber sehe in dem Spiegel in der Kabine total f...unvorteilhaft aus, M - eine österreichische L - geht da schon viel besser. Es landet in der Kasse in dem besagten Einkaufsbeutel (idealerweise kann ich in Österreich problemlos mit meiner deutschen EC-Karte bezahlen).
Weiter in das Bademodengeschäft, von deren Kette ich auch den olivgrünen Bikini von meinem letzten Strandurlaub habe. Ein Badeanzug könnte mir noch in meinem Schrank fehlen, aber leider passe ich da beim Anprobieren nicht wirklich hinein, zu dicker Hintern, breites Kreuz, Brust flach wie nichts (mein kleines A-Körbchen) - ich bleibe bei der Bikinimode.
Gegen 20 Uhr hole ich mein Gepäck aus dem Schließfach, aber da weiß ich noch nicht, daß der Zug für die Rückreise anderthalb Stunden Verspätung hat (kommt ja auch als einziger aus Deutschland, alle anderen regionalen Züge aus Österreich haben auf der Anzeigetafel keine nennenswerten Verspätungen).
Endlich den Abend am Gleis wartend in den einfahrenden (und haltenden) Zug einsteigen, mein Bett in dem Liegeabteil beziehen und gegen 22:30 Uhr die paar Zeilen für mein Reisetagebuch notieren - ich muß mich beeilen, die anderen zwei Zuggäste in dem Abteil wollen schlafen und bitten mich, das Licht auszuschalten. Mein letzter Tag in Wien (und ich habe bis zum Schluß auf eine Antwort von ihm gewartet, die nie kam).
Nachtrag: Ein paar Abteile weiter geht der Lärm einiger mitreisenden Fahrgäste noch bis Mitternacht - bis dann bei einem Halt über die Grenze die Bundespolizei den Zug durchläuft und alle Abteile kontrolliert. Ich bin wach und bemerke, nachdem die Polizisten wieder weg sind, scherzhaft: "Das ist nicht der Drogenhund", keine Panik, "der kommt nur manchmal durch die Schweiz." Danach ist auch in dem Nachbarabteil Ruhe. Weiterschlafen mit Ohropax.
[28.04.19 / 21:46] ✎ Ein brutaler Schock ... diese Touristenmassen in der U-Bahnstation, ganz anders, als die Ruhe auf dem Friedhof zuvor. Ich fahre mit der U-Bahnlinie weiter in Richtung des Prater, die Adresse der syrischen Bäckerei Aleppo Sweets habe ich über das Internet herausgefunden - nur eine Station entfernt von der Gegend, in der ich vor zwei Tagen gesucht hatte. Ich betrete das kleine Café mit dem Blick vom Schaufenster aus auf das markante Riesenrad in der Ferne. Ein Cappuccino, Baklava - und K'nafah (der Mann am Tresen freut sich, als ich das bestelle und richtig ausspreche). Jeder Bäcker (oder Koch) hat sein eigenes Geheimrezept für den cremigen Käse (im Original der Ziegenkäse aus Nablus / Palästina).
Danach weiter zum muß-man-mal-fotografiert-haben-Prater - das markante Riesenrad - der Eiffelturm Wiens ("Prater" ist tatsächlich nur die Bezeichnung des Geländes mit den Amüsierbetrieben darauf, so eine Art Freizeitpark, oder "Rummelplatz"). Soll ich am Ticketschalter für eine Fahrt auf dem Riesenrad Schlange stehen, neben einem Haufen Touristen und Plärrkindern? Ich überlege genau, lieber spare ich den zweistelligen Geldbetrag für ein Abendessen auf.
18 Uhr, zurück im Hotel, ich tausche die Netzstrumpfhose gegen die viel wärmere, schwarze Jeans. Ich habe die Idee, wieder am Naschmarkt Essen zu gehen ... vielleicht italienisch. Dort angekommen, merke ich, was nicht im Reiseführer steht - es ist Sonntag und die Bistros in der Marktpassage sind alle zu! Alles ist gottverlassen und verwaist, ich irre in der anbrechenden Abenddämmerung in den Straßenzügen rechts und links davon umher, auf der Suche nach etwas Eßbaren und finde nur asiatische Restaurants oder Bistros. Auf dem Rückweg zur U-Bahnstation entdecke ich letztendlich doch ein veganisches Bistro, das meinen (kulinarischen) Ansprüchen gerecht werden könnte. Ich bestelle ein veganes Bürgermenü, Saté mit Süßkartoffelpommes und Erdnußsoße. Es ist immer wieder interessant, wie ich ein Veganer-Bistro betrete - komplett in Lederkluft (Lederjacke, Lederhandtasche und -schuhe): Haut von toten Tieren. Ich bin (meistenteils) vegetarisch, mit Fisch und Leder, und esse eigentlich alles - außer Schwein (die sind dem Menschen zu ähnlich, arme Viecher).
20 oder 21 Uhr nochwas, wieder zurück ins Hotel, der letzte Abend in Wien. Ich könnte auch einfach so noch eine Woche dranhängen, ich habe keine Verpflichtungen, nichts hält mich in Deutschland - aber ich brauche meine Medikamente. Die Dosis, die ich auf die Reise mitgenommen habe, reicht nur noch für zwei Tage.
[28.04.19 / 21:45] ✎ Nächster Stop auf meiner Tour: der Wiener Zentralfriedhof, eine gigantische Anlage. Entlang der Hauptachse liegen einige sehr hübsche Grabsteinmonumente, eine Vielzahl an Ehrengräbern und Familiengruften - aber davon mache ich keine Aufnahmen. Im Gegensatz zu dem Friedhof St. Marx ist der Zentralfriedhof ein aktiver Friedhof mit gepflegten, frischen Gräbern, teilweise liegen die Toten hier erst ein paar Jahre. Aus Respekt vor den Angehörigen unterlasse ich jede Fototätigkeit.
Anders der Bereich des alten, jüdischen Friedhofs. Das Judentum ist eine andere Religion, jedes Grab wird nur ein einziges Mal benutzt und danach sich selbst überlassen. Bestückt mit meiner Fotokamera laufe ich wieder (die Wege entlang) über das große Gräberfeld. An einer Grabanlage bleibe ich fasziniert stehen und überlege, ob ich eine Fotosession starte. Es ist das Grabmal einer Baronin [Anm. d. Verfasserin: Ich habe es recherchiert, es ist das Mausoleum einer jüdische Industrieellenfamilie]. Zögerlich gehe ich weiter, nach ein paar Schritten muß ich mich wieder umdrehen - es zieht mich zurück. Ich habe auf meinem Telefon ein Foto eines alten Gemäldes, ein Portrait einer jungen und hübschen adeligen Frau, Mitte / Ende des 19. Jahrhunderts. Ich betrete das Grabmonument und vergleiche die Geburts- und Sterbedaten ... könnte passen. Ich weiß nicht, wer die Frau auf dem alten Portrait ist, und genausowenig, wie die Baronin ausgesehen hat - aber in diesem Moment sind beides die gleiche Person. Ich mache ein paar Probeaufnahmen, justiere die Kamera und den Selbstauslöser und starte meine Fotosession. Die Baronin und ich (die "Comtesse"), wir verstehen uns, ich bedanke mich für jedes einzelne Foto (für mich sind die Toten lebendig). Nach meiner (kurzen) Fotosession (endlich das wunderschöne Friedhofsbild, das ich mir gewünscht habe) verabschiede ich mich von ihr vor dem Grab mit einem leichten Knicks (wie sich das für eine Dame gehört) und fahre nach Verlassen des Friedhofs den Nachmittag mit der Straßenbahn zurück ins Zentrum von Wien.
[28.04.19 / 21:44] ✎ Der Tag für die Friedhofstour durch Wien, zuerst St. Marx am späten Vormittag und danach den Zentralfriedhof am frühen Nachmittag, idealerweise liegen beide Friedhöfe an derselben Straßenbahnlinie. Der Friedhof St. Marx: viele alte Grabsteine, teilweise mit Pflanzen verwachsen und überwuchert, ein wildromantischer Denkmalfriedhof mit morbidem Charme ... und nur wenige Besucher verirren sich bis hierhin. Ich bin eigentlich nur in Wien für eine Gothic-Fotosession, ich will endlich auch so ein Friedhofsbild von mir. Ein Grab scheint geeignet zu sein - auch wenn das Betreten der Grabplatte strenggenommen nicht erlaubt ist - ich versuche es trotzdem. Mit einer Mischung aus Respekt vor den Toten und doch wenig Berührungsängste starte ich meine Session ... "Grabsteinschubser". Eine bittende Geste in Richtung des Grabes vor jedem Betreten und dem Hin- und Herwechseln zwischen Kamerastativ, Selbstauslöser und umzäunter Grabplatte. Das Licht der Mittagssonne zwischen den Blättern der umgebenden, hochgewachsenen Bäume und Sträucher ist nicht gerade ideal für eine düstere Stimmung.
[28.04.19 / 02:48] ✎ Mit der U-Bahn zum Naschmarkt im Herzen Wiens. Ich habe die Hoffnung, nach den regulären Öffnungszeiten, bzw. eine Stunde nach Schließung der Marktstände befinden sich dort keine Touristen mehr. Als ich den Straßenzug kurz nach 18 Uhr erreiche, werden gerade die letzten Marktstände abgebaut und der Platz zwischen den Passagen wird frei für ganz viele Bistros, die sich langsam füllen. Ich bin wieder auf der Suche nach einem Bistro mit der Küche aus Tel Aviv (ein Tip aus dem Internet). Nach etwas Suchen (und die entspannte Stimmung einfangen) werde ich fündig. "Ein Platz für eine Person", im Außenbereich. Einer der Kellner weist mir einen Platz zu in dem belebten Bistro. Ich studiere die Menükarte ... Latkes? Ein Riesenbratling in einer kleinen Pfanne wird mir kurz darauf serviert. Schade, daß die nicht noch das israelische Malzbier mit auf der Karte haben (das mit dem Adler auf dem Etikett). Als Nachtisch bestelle ich K'nafah ... es schmeckt fast (aber nur fast) wie das Original, welches ich auf dem Ha'Carmel Markt in Tel Aviv gegessen habe. Es fehlt der original einzigartige, cremige Ziegenkäse aus Nablus. Zu dem Nachtisch wird mir vom Kellner entkoffeinierter Cappuccino angeboten - nach meiner Antwort, es ist "zu spät" für eine richtige Tasse Kaffee ... ich wußte gar nicht, daß es den auch entkoffeiniert gibt.
Es wird kalt den Abend, ich friere in meiner Netzstrumpfhose und dem kurzen Kleid an dem Außentisch in dem Bistro, bezahle meine Rechnung und mache mich dann weiter auf dem Weg zu der Gegend um den U-Bahngürtel von letzter Nacht. Mit einigen U-Bahnumleitungen erreiche ich die Szenegegend mit den Bars und Clubs unterhalb der Hochtrasse. Ich gehe in ein paar Clubs hinein, sammle Flyer (ein interessantes Konzert war gerade zu Ende), komme ins Gespräch mit den Gästen, Türstehern usw. Hier und da entstehen ein, zwei Flirtversuche, aber ich blocke ab und lande letztendlich wieder in dem Club von gestern Nacht ... ich warte immer noch auf einen Anruf von ihm.
In diesem kleinen Club ist den Abend wieder ein Konzert, etwas zwischen Synth, Wave, Electronic Beats und Tech ... zuviel Tech, das ist nicht ganz so mein Ding (alles nach Detroit bin ich raus). Bei dem DJ-Set danach startet wieder jemand einen Flirtversuch mit mir, ich sitze auf dem Barhocker von letzter Nacht und war gerade in Gedanken, ob ich nicht auch mal ein paar Kerle aufreiße und die Situation umdrehe: "Hallo, wie geht's? Bist du alleine hier? Du bist sehr schön." Immer dieselben Sprüche ... der Typ jetzt hat die auch drauf. Ich werde von ihm zu sehr bedrängt, schreie in meinen Gedanken nach "Hilfe", versuche ihn aber immer wieder freundlich zurückzuweisen. Es hilft nichts, ich werde bearbeitet (wieder nichts mit Tanzen). Er ist zu betrunken und bestellt immer weiter ein Bier nach dem anderen, ich zeige mit meinen Fingern, daß ich noch genug Makava (Bio Mate) in meiner Flasche habe.
Ein Uhr nach Mitternacht und ich möchte gehen ... werde ihn aber nicht los. Er begleitet mich die U-Bahnstrecke zurück zu meinem Hotel (und ich muß immer wieder auf ihn aufpassen, daß er wegen seines Alkoholkonsums nicht von der Rolltreppe in den Stationen fällt oder zu nah an die einfahrende U-Bahn kommt). Am letzten Umsteigepunkt auf die Linie zu meinem Hotel am Hauptbahnhof muß ich ihn ansprechen und endgültig abweisen: "Auch wenn wir beide Streß nicht mögen, es kommt der Punkt, an dem ich doch Streß machen muß." Seine Frage, warum ich alleine weiterfahren möchte, muß ich nicht beantworten (Nein heißt Nein): "Ehrliche Antwort? Du bist zu betrunken." Unsere Wege trennen sich, ich fahre alleine zurück zum Hotel (das Hotelzimmer ist die Tabuzone, mein persönlicher Rückzugsort). Ich bin ein gutes Mädchen und gegen 2 Uhr wieder brav zurück auf mein Zimmer ... Make-up entfernen und ab ins Bett.
[27.04.19 / 17:00] ✎ Der nächste Tag: Schloß Belvedere - eine ganz böse Touristenfalle, (etwas mehr als) eine Stunde vor Schließung steht immer noch eine endlos lange Schlange wartend vor dem Eingang des oberen Palais. Genau der richtige Zeitpunkt für "genug Arsch in der Hose" (bzw. Kleid) und das Kommando: "Abbruch!" Ich breche aus der Warteschlange aus: Was wollt ihr alle hier? Einmal durchrennen, Klimt sehen und wieder raus? Der Tag war sowieso schon im "Arsch". Erst mittags aufstehen, dann kein Frühstück und ewig im Bad vertrödeln (Beine nachrasieren). Für den Besuch der Galerie habe ich extra mein schickes, schwarzes Designerkleid mitgenommen, lege meinen kompletten Diamantschmuck an und komplettiere das Outfit mit der neuen Netzstrumpfhose mit Rosenblütenmuster und den viktorianischen Stiefeletten.
Total overdressed laufe ich zuerst zwischen den ganzen "Underclass" Touristen den Barockgarten im Belvedere ab (der innere Bereich zwischen den beiden Palais) ... beschissenes Aprilwetter, keine Chance für mondäne Selfies. Danach im unteren Palais angekommen, erfahre ich, daß die Bilder von Klimt einzig und allein im oberen Palais hängen - im unteren Belvedere befindet sich nur die Wechselausstellung. Zurück ins obere Palais ... ich verpasse den richtigen Ausgang aus dem Gebäude und befinde mich plötzlich komplett wieder auf der Straße außerhalb der von einer hohen Mauer umrundeten Palastanlage. "Ich latsch doch nicht den ganzen Weg nochmal zu Fuß?" (in meinen neuen Stiefeletten) und wende mich der nächsten Straßenbahnhaltestelle zu ... an der ich ewig warte. Zurück am oberen Belvedere reihe ich mich dann in die Warteschlange ein und verliere kurz darauf endgültig die Nerven, was zu dem oben erwähnten Abbruch meinerseits führt.
17 Uhr, zurück ins Hotel, eine komplette Neuplanung des fast schon beendeten Tages, den teuren Diamantschmuck ablegen und durch Silberschmuck ersetzen und meine Lederjacke holen. Ich habe die Idee, auswärts essen zu gehen und danach die Nacht irgendwo in Wien zu verbringen ... soll ich noch etwas Make-up für den Abend auftragen? (Tatsächlich ist das jetzt das erste Mal, nach bestimmt fast fünf Jahren, daß ich wieder schwarzen Mascara verwende ... zusätzlich zu Kajal und Pflegelippenstift.)
[27.04.19 / 11:21] ✎ Zurück auf das Hotelzimmer, ich suche über das WLAN im Internet nach etwas für die Nacht: "Ausgehen in Wien, heute." Ein Club mit Konzertauftritt einer Post Punk Band? Das klingt interessant ... Start ist um 22 Uhr. Ich habe ewig im Internet gesurft, draußen ist es bereits dunkel, ich springe schnell ins Bad, ziehe mir vor dem Spiegel den schwarzen Kajal, mache mich etwas frisch - keine Dusche, keine rasierten Beine! Das muß jetzt schnell gehen. Ich werfe meine Lederjacke über (wegen dem aufkommenden, kühlen Wind) und laufe wieder zurück zum Hauptbahnhof gegenüber des Hotels. 22 Uhr, ich muß mich beeilen, wenn ich vor Konzertbeginn da sein will, dreimal Umsteigen mit der U-Bahn und ich erreiche mein Ziel - die Gegend um den U-Bahngürtel östlich der Innenstadt.
Ich irre nur kurz im Dunkeln umher (eine Station zu früh ausgestiegen) bevor ich den Club in einer Seitengasse gefunden habe. Mein erster Eindruck: sehr klein, alternativ, anarchistisch, links? Paßt! Die kleinen Aufkleber überall verraten alles. Der Konzertbeginn in dem kleinen Raum hinter der Bar ist um 23 Uhr, die Vorband besteht nur aus einer Künstlerin und ihrer Solo-Performance. Synth-Pop / Wave ... ihre liebliche Erscheinung steht im vollen Kontrast zu ihren brutalen Texten (in Englisch) - nicht mal ich schreibe so etwas. Beim genauen Hinhören drängt sich mir nur ein Gedanke auf: "Was hast du wohl durchgemacht?"
Die nächste Band, Post Punk aus Spanien, auf der Bühne stehen vier Herren in Hemd und Krawatte. Drei Gitarren (ein Bass und zwei E-Gitarren) und eine Phalanx an Effektboards für Echo- und Feedbackorgien. Die Musik der Band entspricht in etwa dem Stil von Joy Division, Killing Joke und 1919 - dafür, daß ich eigentlich Synth-Wave erwartet habe, bin ich angenehm überrascht ... paßt, die Button-Kollektion an meiner Lederjacke spricht für sich. Zum Schluß der Playlist das B-Movie-Cover von "Nowhere Girl" - x-mal gehört und ich bin immer noch nicht textsicher!
Von dem DJ-Set danach bekomme ich nicht viel mit, ich sitze in dem Club mit der spärlichen UV-Licht-Beleuchtung auf einem Barhocker in der dunkelsten Ecke, als ich von jemanden angesprochen werde ... ich kann kaum sein Gesicht erkennen. Er kommt aus Pakistan, ist keiner von diesen Flüchtlingen (er muß es immer wieder betonen) und lebt schon viele Jahre in Wien. In dem Club ist er an diesem Abend in Begleitung eines Freundes und einer Freundin, die, wie ich später erfahren werde, ihm den Hinweis gegeben haben, daß ich vielleicht nicht wirklich eine Frau bin? Ich wechsle mit ihm zu der Bartheke in dem Vorraum ... für den Lichttest, ich bin keine Schweinefee und garantiert eine richtige Frau: "Ich bin eine Frau!"
Er sieht wahnsinnig gut aus, ich schätze sein Alter auf Mitte Zwanzig ... genau mein Beuteschema, bin ich auch seins? Es entwickelt sich ein Gespräch, ich kann mich mit ihm nett unterhalten ... ob ich mit ihm mitgehe? Er wohnt in einer WG (mit zwei weiblichen Mitbewohnerinnen!) ganz hier in der Nähe, nur fünf Minuten zu Fuß. Ich willige ein und wir verlassen den Club.
Draußen vor dem Club weht ein kalter Wind, er ist so nett und bietet mir seinen Schal an (ich friere in meiner leichten Lederjacke). Auf dem Weg zu seiner Wohnung unterhalten wir uns weiter ... auch wenn ich das so gut finde, daß ich eigentlich in einem fremden Land bin aber sofort die Sprache spreche, bestehen doch einige Verständigungsprobleme? Ich falle immer wieder in meinen derben thüringisch-sächsischen Akzent zurück, er kann mir kaum folgen, ich versuche seinen Wiener Akzent zu verstehen. Auf der Straße im Schein der Laternen, kommt es zu ersten Annäherungsversuchen von ihm - nicht, daß ich das nicht auch wollte, aber ... ich als "Miss Complicated", erzähle ihm im weiteren Gespräch von meiner On-Off-Beziehung zu meinem Ex-Freund und daß ich noch etwas Zeit brauche, um mich auf alles einzulassen ... so in etwa noch 1 bis 2 Stunden. Er nimmt ein Taxi für uns beide die letzten 100 Meter um den Häuserblock (ich finde hier niemals im Dunkeln wieder zurück) zu seinem Wohnhaus.
Sein Zimmer in seiner WG, es ist alles ordentlich und aufgeräumt, auch draußen der Flur und das Bad, alles sauber - mein erster positiver Eindruck: er muß tatsächlich mit zwei weiblichen Mitbewohnerinnen zusammenleben. Wir legen uns zusammen auf das große Bett in seinem Zimmer, ein paar Küsse ... es dauert gefühlt ewig, bis wir uns endlich entkleiden. (Sollte ich die Initiative ergreifen?) Er bietet an, einen Joint zu drehen - ich lehne ab, ich quatsche jetzt schon zuviel und zähle alle meine Ex-Liebschaften auf (der halbe Orient). Ich muß vorher noch kurz in das Bad, mich wenigstens unten herum etwas sauber machen. (Hätte ich doch vorher geduscht, hätte ich mir doch vorher meine Beine rasiert!) Danach ... der Sex.
"Du hast noch überhaupt keine Ahnung, was dich jetzt erwartet!" Ich versuche seine Erregung zu steigern, streiche ihm über den Bauch, lasse meinen Kopf nach unten sinken - behalte ihn dabei immer im Blick meiner Augen (diese wahnsinnig schönen Augen bei ihm). Ein Blowjob mit Deep Throat, meine Spezialität! Ich deute mit einer Geste, mit den Fingern an meiner Hand an meinen Hals: "Tief!" (Ich gebe mein Bestes, aber leider bekommt er keine vollständige Erektion, ein signifikantes Problem bei der Deep-Throat-Technik ... bin ich schuld? Habe ich ihn zu wenig erregt?)
Der weitere Sex mit ihm, wir gehen mehrere (mir bekannte) Stellungen durch ... darunter auch der Versuch, die vaginale Variante. Ich bin leider zu kurz für ihn. Auf seine Frage, ob ich da unten operiert bin, antworte ich nur mit Schweigen und meiner Andeutung auf eine bevorstehende Operation zur Vertiefung meiner Vagina ... ihm ist sehr wohl bewußt, daß ich eine transsexuelle Frau bin - es ist kein Geheimnis, ich erwähne es nur nicht gerne.
Beim weiteren Analsex hat er immer noch das Problem, eine Erektion zu halten. "Manchmal denke ich, ich bin schwul", er mag den Analsex, hat alles da, Gleitcreme, Kondome ... aber benutzt er auch wirklich eins? Oder zieht er es immer wieder ab? "Ach Scheiß drauf!" Nimm mich endlich! Ich bin zu erregt, das jetzt abzubrechen. Zwischendurch, während des Stellungswechsels (ich quatsche zuviel) erzähle ich ihm, daß ich negativ getestet bin (HIV und Syphilis), aber ein positives Ergebnis auf HPV-Risikovariante habe. Er scheint das nicht zu kennen. "Das ist nicht gefährlich, nicht für dich, nicht für mich. Das betrifft nur die Frauen, mit denen du danach Sex haben wirst ... Risiko auf Gebärmutterhalskrebs - kann, aber muß nicht", ich sollte einen Warnhinweis auf meiner sexy Unterwäsche tragen: Vorsicht, der Sex mit mir kann bei Ihnen zu gesundheitlichen Problemen führen. Immer doof, wenn ich das Virus weitergebe - aber das hat sowieso die halbe Menschheit. Wenn er es nicht schon hatte, dann hat er es jetzt.
Seine Stimmung kippt langsam, sein "Erektionsproblem" da unten bekommt er nicht in den Griff. Ich gebe mir die Schuld. Es kommt ein Anruf auf seinem Telefon, seine Freunde - die noch in dem Club sind - fragen, wo er ist. Abbruch! Er läßt mich nackt liegen und wir müssen uns anziehen ... es fühlt sich fast an, wie ein Rauswurf - wenn ich nicht mit ihm zusammen die Wohnung verlassen würde. Im Treppenhaus kann ich noch schnell meine Haare durchkämmen.
Ich laufe mit ihm zu Fuß zurück in Richtung des Clubs, muß ihn immer wieder einholen ... hätte er doch nur weiter mit mir Sex gehabt, ich war fast soweit. Wenige Meter vor dem Club kommt uns sein Freund entgegen, kurze Verschnaufpause, es ist 4 Uhr den Sonnabend Morgen, dunkel, und es nieselt.
Wir betreten wenig später zusammen den nächsten Club am U-Bahngürtel, die beiden bestellen sich ein Bier an der Bar und verschwinden dann kurz auf die Toilette, eine Line Koks ziehen (Wien halt). "Magst du auch?" Nein Danke. Ich bestelle mir nur ein Glas Wasser an der Bar. [Anm. d. Verfasserin: Was wäre wohl gewesen, hätte ich das Kokain auch genommen? Wo wäre ich dann den Tag danach aufgewacht? Im Idealfall neben ihm in seinem Bett und später dann das von ihm versprochene Frühstück?] In dem Club gibt es eine Tanzfläche ein paar Stufen die Treppe runter in den Keller, auffallend viele Männer werden jetzt auf mich aufmerksam und starten ein paar Ansprechversuche oder einen Flirt mit mir. Ich lehne alles gleich ab, versuche zu der lauten Discomusik in ihr Ohr zu brüllen: "Ich bin durch für heute Nacht!" Ich will gehen und verabschiede mich von ihm vor dem Club (er ist von der Toilette zurück, war kurz tanzen und ist dann mit mir rausgegangen). "Tut mir leid. Ich rieche nach Sex, das zieht jetzt haufenweise Männer an." (Ist nicht neu für mich, das kenne ich schon.) "Hoffentlich schaffe ich es bis zum Hotel." Schade eigentlich, ich hätte gerne noch mit ihm gefrühstückt - aber ich bin zu fertig und will nur noch ins Bett. Er hat meine Telefonnummer.
Mit der U-Bahn zurück zum Hotel am Hauptbahnhof. Am Gleis wartend, betrachte ich die Plakate an den Wänden: "Ungewollt schwanger?" Alle Männer sind gleich, erst verzaubern sie einen mit ihrem Hundeblick, und dann geht es nur noch um Sex, Drogen, und Alkohol - beim Sex mache ich noch mit, aber bei den anderen beiden Sachen bin ich raus. "Jede kriegt die Männer, die sie verdient."
Kurz vor 6 Uhr zurück im Hotel, es ist noch zu früh für Frühstück (beginnt erst 6:30 Uhr). Ich falle ins Bett und schlafe ein. Vor der Tür zu meinem Hotelzimmer hängt der "don't disturb" Papieranhänger, aber viel Schlaf wird es nicht - die Zimmermädchen und Reinigungskräfte im Zimmer nebenan und auf dem Hotelflur machen zuviel Lärm, pünktlich ab 9 Uhr.
[27.04.19 / 11:20] ✎ Für die Graffiti rechts und links an den Seitenwänden der Uferpromenade (wie eine kleine Galerie) lasse ich mir besonders viel Zeit. Touristen gibt es hier nicht, nur ein Sprayer, der gerade zu einem neuen Motiv ansetzt. Die besonders schönsten, künstlerisch wertvollsten, ästhetischen - und stark vergänglichen Bilder halte ich mit meiner Fotokamera fest, versuche die Stimmung der Umgebung mit einzufangen (ich laufe auf der Schattenseite des Donaukanals).
Am Schwedenplatz erreiche ich wieder die Oberfläche und die Ebene der belebten Straßen, ich bin auf der Suche nach der Bäckerei und dem Café, das ich den Tag zuvor vom Bus aus gesehen habe, irgendwo in der Gegend nordöstlich des Donaukanals. Ich latsche ewig, wechsele auch mal die Seite auf das andere Ufer des Kanals, verlaufe mich in dem (jüdisch orthodoxen?) Viertel - und finde es doch nicht ... nur ein einfaches, persisches Bistro wieder auf der anderen, südlichen Seite des Kanals. Kurz vor 16:30 Uhr, ein Kaffee mit Kardamom und "selbstgebackener" Kuchen (endlich eine Pause).
Ich bleibe in der Gegend am Donaukanal und laufe wenig später wieder zurück zu der Tel Aviv Beach Bar vom letzten Abend. Zuerst habe ich ein Sitzplatz alleine für mich an einem Dreiertisch - aber es kommt ewig keine Bedienung vorbei (und ich habe Hunger). Das Bistro mit den Stühlen und Tischen auf dem aufgeschütteten Strand ist voll besetzt, ich biete meinen Dreiertisch drei jungen Leuten an und wechsele auf einen Sitzplatz an der Bar, endlich etwas zu essen bestellen. Kurz vor 18 Uhr, gebackene Aubergine mit Falafel, Hummus und Pitabrot. Eine halbe Stunde später bestelle ich mir noch eine Dose Bitter Lemon, bezahle meine Rechnung und mache mich danach auf den Weg zurück zum Hotel (welches ich dann so gegen 18:30 Uhr mit der U-Bahn erreiche).
[27.04.19 / 11:19] ✎ Den Freitag Morgen stehe ich etwas früher auf, ich will das Schloß Schönbrunn am Vormittag besuchen und vor 12 Uhr mittags - bevor die ganzen Touristen da hinein strömen - wieder raus sein, mit der U-Bahn in Richtung des Schlosses. Das Schloß selbst lasse ich links liegen und besichtige nur die Schloßanlage und den weiträumigen Garten / Park ... mit Selfies (obligatorisch).
Nächster Stop auf meiner Fototour durch Wien (auf der ich die Strecke von dem Bus den Tag zuvor unterirdisch erneut mit der U-Bahn abfahre) gegen Mittag: die Innenstadt und den Garten der Hofburg. Von dem entzückenden, großen Jugendstil-Palmenhaus und dem Café mache ich erst ein paar Fotos, bevor ich dann danach mir einen Salat und etwas zu trinken bestelle ... 12 Uhr - zu früh für die Sachertorte in der Auslage? (Ich verschiebe das mit dem Kaffee und Kuchen auf später.)
Danach einen Rundgang durch die Hofburg, hier sind also meine Ahnen irgendwann mal herumgesprungen (ich kann meine Herkunft aus Wien bis auf fünf oder sechs Generationen zurück nachweisen, alles Diener, Köche, Hausbedienstete der Habsburger - bis dann ein Zweig nach Dresden mit- oder umgezogen ist). Auf dem Vorplatz demonstriert eine Gruppe junger Menschen mit Transparenten und Megaphon, Fridays for Future - "Ihr seid der Grund, warum ich den Zug und nicht das Flugzeug genommen habe", ich muß unbedingt meine Sympathie und Unterstützung für diese Gruppe zeigen und spreche ein paar der Demohelfer an ... nicht ohne Eigennutz, es wird kostenloser Tee ausgeteilt.
Kurzer Abstecher in den Museumsshop der Hofburg und Schatzkammer ... kitschige Sissi-Postkarten (mit ganz viel Glitzer), die kann ich so nicht versenden. [Anm. d. Verfasserin: Eigentlich war ich in dem Laden, um eine Ahnengalerie der Habsburger zu suchen. Seit über 100 Jahren befindet sich ein Gemälde im Privatbesitz meiner Familie, wer ist diese adelige Frau auf dem Portrait? Ich finde nur ein Buch: "Die verkauften Töchter der Habsburger".]
Zu Fuß weiter in das Café Central in der Nähe, die Schlange am Eingang schreckt mich ab ... so wird das nichts mit in dem Jugendstil-Café eine Melange trinken und an meinem Blog schreiben. Mit der U-Bahn weiter zu der Votivkirche außerhalb der Kernstadt, ein kurzer Fotostop an der Neogotikkathedrale (sah vom Bus aus besser aus) und weiter mit der Linie zur Station am Donaukanal.
[25.04.19 / 22:32] ✎ Donnerstag Morgen (zwischen 8 und 9 Uhr), meine Ankunft mit dem Nachtzug in Wien. Die Nacht in dem Liegeabteil hatte ich, trotz Ohropax, nur wenig Schlaf - dafür aber viel zuviel Schaukeln (erst das Stück von Thüringen nach Franken, danach das Stück durch die Alpen, hinter München). Wien Hauptbahnhof - Frühstück mit Croissant und "Wiener Melange" (so ähnlich wie ein Cappuccino) ... stilecht aus dem Pappbecher auf dem Bahnhofsvorplatz (erst mal ein bißchen "herumpunken" und die Lage sondieren, dunkle Sonnenbrille aufsetzen). Meinen kleinen Rollkoffer lasse ich in einem Schließfach in der Gepäckaufbewahrung, für das Zähneputzen und etwas frisch machen nehme ich nur das nötigste mit in die Toilettenräume des neuen Bahnhofsgebäudes. Nicht das Handtuch vergessen! Es ist immer gut, ein kleines Handtuch dabeizuhaben!
Die Zeit bis zum Hotel-Check-in in ein paar Stunden verbringe ich mit einer diesen "Hop-On-Hop-Off" Bustouren, die vor dem Bahnhof halten ... ich bekomme einen Flyer mit einer Touristenkarte zur groben Orientierung (wo bin ich hier überhaupt?) und steige ein. Die Tour führt den Vormittag quer durch die Wiener Innenstadt - perfekt, um (todmüde von der Nacht) vom Bus aus zu sehen, wo sind die Touristen-Hot-Spots (von denen ich mich lieber fern halte) und wo sind die interessanten Viertel (die Gegend am Donaukanal sieht vielversprechend aus und ist auch nicht so überlaufen).
Gefühlt 12 Uhr mittags, der zweistöckige Bus ist oben offen, ein durchsichtiges Kunststoffverdeck schützt nur vor eventuellen Regen ... die Sonne knallt direkt auf die paar wenigen Fahrgäste, ich habe schon das Gefühl, ich bekomme einen Sonnenstich und muß eine Pause irgendwo im Schatten machen (immerhin habe ich schon dick Sonnencreme aufgetragen, den Vormittag vor dem Spiegel in der Bahnhofstoilette). Ich steige an dem Schnittpunkt der beiden Buslinien in der Nähe der Oper und des Stephansdom aus. Zielgerichtet (bzw. umherirrend) suche ich das Juweliergeschäft, welches in meinem Reiseführer als "Insider-Tip" angepriesen wird ... es befindet sich nur wenige 100 Meter vom Dom in der gut gefüllten Innenstadt entfernt. Ich bin auf der Suche nach einem Collier oder ein Anhänger zur Ergänzung meines Diamantschmucks.
"Hallo!"
"Servus."
"...stand so im Reiseführer."
Nach einem kurzen Verkaufsgespräch werden mir ein paar Exponate ausgelegt, ein richtiges Collier kann ich mir nicht leisten, es wird eine Collier-ähnliche Kette, filigran gearbeitet, aus Weißgold und sechs kleinen Diamanten, gehalten in einer anhängerähnlichen Fassung. "Das paßt bestimmt zu meinem schwarzen Abendkleid", ich krame noch meinen mitgebrachten, anderen Diamantschmuck aus meiner Handtasche, vergleiche die Ringe mit der Kette und bezahle den ... dreistelligen Geldbetrag (im oberen Drittel, wenigstens noch unter 1000 Euro) mit meiner EC-Karte. "Das funktioniert nur einmal ganz am Anfang meiner Reise, danach denkt die Bank, die Karte wurde im Ausland geklaut und sperrt diese" ... und ich stehe dann da, ohne Bargeld. Die neue Schmuckschatulle lasse ich nach dem Kauf unauffällig in meiner Handtasche verschwinden, "verdeckt tragen", die Kette mit den Brillanten ist teurer, als mein Ring aus New York und meine Ohrringe aus Tel Aviv zusammen. Weiter danach ein paar Schritte zur Dombesichtigung (zu viele Touristen) und ein Eis essen (Geschmackssorte "Apfelstrudel").
Zurück zum Hop-On-Hop-Off-Bus, mir fehlt noch der zweite Teil der Tour, westlich des Prater und die Donauinsel (die Donaukreuzfahrtschiffe am Kai sind "Riesenpötte"). Ich merke mir die Szenegegend um den Donaukanal und das "Judenviertel" (vom Bus aus sehe ich ein paar auffällig schwarz gekleidete, orthodoxe Juden ... hier kann ich bestimmt später prima koscher essen).
Den Nachmittag wird mir dann alles doch zuviel, zuviel Sonne, zuviel Hitze, zu viele Touristen. Ein zweiter Auftrag der Sonnencreme und mit der U-Bahn zurück zum Hauptbahnhof (in Richtung des gebuchten Hotels). In der U-Bahnstation nahe der Oper entdecke ich einen Hutladen - nicht diese "I-Love-Vienna" Billig-Touristenhütte - sondern richtige, handgearbeitete Einzelstücke. Eigentlich wollte ich nur etwas Geld wechseln für den Ticketautomaten, aber ich probiere alle Hüte durch. Auf der Suche nach einem eleganten, schwarz-grauen Unisexmodell, wird es am Ende doch ein südamerikanischer Strohhut aus Ecuador, der hat mir einfach am besten gefallen.
Mit der U-Bahnlinie (und einer neuen Wochenkarte) weiter zum Hauptbahnhof, meinen Koffer aus der Gepäckaufbewahrung holen und Check-in im Hotel gegenüber des Bahnhofs. 18 Uhr, meine ganzen Sachen in dem Hotelzimmer auf dem weißen Laken des Doppelbetts verteilen und endlich eine Dusche nehmen, nach 24 Stunden (Zugfahrt und Bustour) endlich wieder ein Mensch!
Abendessen in dieser (mir aus Leipzig bekannten) italienischen Schnellrestaurantkette (auch gegenüber vom Hauptbahnhof) und danach zurück zur Hotellobby, das WLAN nutzen und das Wetter für die nächsten Tage in Wien lesen ... schon Freitag Abend ein Temperatursturz? Meine spontane Entscheidung auf diese Nachricht: Für die paar kurzen Sommertage im Frühling (auf meiner Reise) muß ich unbedingt den Abend noch schnell die Tel Aviv Beach Bar am Donaukanal besuchen ... bevor es wieder kalt wird. Kurz zurück auf das Hotelzimmer, meine Lederjacke holen (hätte ich bei den Temperaturen den Abend doch nicht gebraucht) und mit der U-Bahn kurz nach 20 Uhr zurück zum Szeneviertel am Kanal.
Eine hippe Gegend, Strandbars, Musik, junges Publikum - und mir wird bewußt, Wien ist nicht so "assi" wie Berlin, und hat einfach mehr Stil. Als ich von der Brücke über dem Kanal ein Foto von der Szenerie machen will, die Lichter der belebten Bars spiegeln sich im Wasser, krame ich minutenlang in meiner Handtasche. Ein Schreck, das Telefon ist nicht da ... habe ich es in der Lobby liegen lassen? Leider kein Foto. Weiter zur Tel Aviv Beach Bar, an der Bartheke sitzen, eine Flasche / Dose Bitter Lemon trinken und danach so schnell wie möglich zurück zum Hotel und mein Telefon suchen ... es war die ganze Zeit in der Gesäßtasche meiner schwarzen Jeans - Glück gehabt!
[21.04.19 / 23:46] ✎ In eigener Sache ... drei Jahre und mein (ehemals neues) Auto hat jetzt an allen vier Ecken Beulen oder Schrammen - und nur eine davon war ich selbst! Sozialneid, oder doch Haß auf Frauen? Auf jeden Fall nehme ich das sehr persönlich ... allein die neue Beule auf meiner Motorhaube, in die sehr verdächtig ein genauer Abdruck eines Ellenbogens hineinpaßt. Was glaubst du eigentlich, was du da machst? Denkst du, das ist irgend so'ne Yuppie-Karre von so'nem Finanzbonzen / Tussi-Anhang? Weißt du eigentlich, wie viele Schwänze ich dafür lutschen mußte? Ey, das ist'n Kleinwagen! Auf den habe ich jahrelang gespart! Und ja, ich kann mir nur so'ne 28m² Einzimmerwohnung zur Wuchermiete leisten (vor der ich meistens nie einen Parkplatz finde). Was ich von dir will? Dir in die Fresse hauen! Aber zwischen wollen und machen -der Ellenbogen- liegen Welten. (Und wenn nur ein kleines Kind da auf seinem Mini-Fahrrad umgekippt ist - hey, das kann mal passieren, ist nicht schlimm.) Soviel dazu, ich mußte mich mal auskotzen.
[15.04.19 / 02:01] ✎ Eine Veranstaltung mit Punkkonzerten und Disko im Umfeld der linksalternativen Hausbesetzerszene in der Eisenbahnstraße? Da muß ich hin! Ich habe zu spät davon erfahren, das Hausfest in dem Hausprojekt geht schon seit Freitag - und ich bin erst den Sonnabend Abend da. Gegen 19 Uhr trage ich vor dem Badezimmerspiegel in meiner Wohnung noch schnell den schwarzen Kajal auf, besprühe mich mit Patchouli-Chanel-Parfüm (ich konnte einfach nicht darauf verzichten), werfe mich in den schwarzen Kapuzenpullover und meine Punkerkutte, Silberschmuck (die großen Creolen), Nietengürtel, schwarze Jeans, Pikes-Stiefeletten - und fertig. Punkgirl geht aus. Die Haare trage ich offen, die "Haarkralle" / Haarklammer hängt am Gurt meiner schwarzen Lederhandtasche. Zu Fuß zur nächsten Straßenbahnhaltestelle.
Kurz nach 20 Uhr, einmal Umsteigen am Leipziger Hauptbahnhof und noch ein paar Schritte an der nächsten Station in dieser berüchtigten Verbrechensschwerpunktstraße (der Hotspot hat sich längst verlagert, aber der Ruf bleibt). Das Haus, das am meisten nach Abriß aussieht (bzw. den schönsten Charme hat), das muß es sein. Ich gehe hinein und werde freundlich empfangen und bekomme eine kurze Einweisung: Eintritt als Spende nach eigenem Ermessen (schön, daß ich nur große Scheine dabei habe), ein Konzertraum ist um die Ecke, der andere schräg über den Innenhof in einem anderen Eingang, gleich hinter dem Freiluftpartyzelt mit dem Typen, der Pommes gegen eine weitere Spende anbietet. Es dauert eine Weile, bis ich mich in dem Gebäudekomplex zurechtfinde, nichts ist irgendwie rechtwinklig, alles ist irgendwie bunt oder mit ganz viel Liebe zurechtimprovisiert. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, diese Detailfülle ... ich mag die Hausbesetzerszene.
Die Bands spielen auf den zwei "Floors" - also das Zimmer da im Vorderhaus und der größere Raum da im Erdgeschoß des Hinterhauses (was früher vielleicht mal eine Werkstatt gewesen sein könnte), alles verbunden mit Fluren und in jeder Ecke eine kleine Bar ... auf die winzige Tanzfläche (oder den "5-Personen-Disco-Club") die Treppe runter im Keller gehe ich jetzt nicht weiter ein. Zurück zu den Bands. Ich bin eigentlich nur wegen zwei von denen auf dem Flyer hier, die eine aus Leipzig, Riot-Grrrl-Punk / Grunge (mit Fan-Entourage), spielt im Verlauf des Abends in dem Erdgeschoß-Klubraum, die andere, Synth-Punk-Electro-Wave-wasauchimmer aus Israel (!), "Tel A. Girl is fascinated", spielt gegen 23 Uhr in dem ... "Wohnzimmer" gleich neben der Kasse am Eingangsflur. Ich pendle ständig, mit der Flasche Mate in der Hand, zwischen den beiden Räumen hin und her, um auch ja nichts zu verpassen. Es treten noch andere Künstler auf, aber ich bin zu beeindruckt von der ganzen Szenerie ... allein die Klos - das sind nicht irgendwelche schäbigen Discotoiletten - nein, das sind, wahrscheinlich, oder vielleicht die privaten Waschräume der Hausbesetzer / Mitbewohner ... mit viel Hingabe eingerichtet, mit Dusche und allen anderen Badutensilien.
Sofern bis hierhin ... es kommt der Punkt, der Moment, es trifft mich spontan und völlig unerwartet, aber immer zielsicher. Mitten im Auftritt der israelischen Band der Gedanke in meinem Kopf: "Ich muß hier raus!" Erst jetzt realisiere ich, wie voll das alles um mich herum geworden ist. Es ist Mitternacht und es strömen immer mehr junge Menschen in das Gebäude. Jetzt kommen die ganzen Menschen, die ich nicht mag - Studenten. Die konnte ich schon während des Studiums nicht leiden. Die sind nicht wegen den Punkkonzerten hier, die wollen ab Mitternacht hier einfach nur tanzen (und feiern). Meine Stimmung kippt sofort um ... in das Angsterfüllte. Im Flur des Hauseinganges, in dem ich jetzt dicht zurückgedrängt an der Wand stehe, hängen Informationsblätter der linksalternativen Szene. Was tun, bei einer drohenden Hausdurchsuchung, was tun, wenn die Polizei bei einem klingelt? Der Autor war vielleicht nie in der Situation, die nett gemeinten Ratschläge wirken nicht - denn die Polizei kommt, wenn du es am wenigsten erwartest, sind immer in der Überzahl (weil du ja alleine bist) und drängeln sich hinein: "Gefahr in Verzug!" Nehmen dich mit und sperren dich für 24 Stunden weg: "Eigen- und Fremdgefährdung!" Und du kannst überhaupt nichts dagegen tun. Vor den Oberlichtern über dem Hauseingang schimmert das Blaulicht eines vorbeifahrenden Einsatzfahrzeuges und reißt mich aus meiner traumatischen Vergangenheitsbewältigung. Ich schaue auf die Uhr meines Telefons, halb Eins nach Mitternacht, Zeit zu gehen ... meine Stimmung ist vollends dahin.
Zu Fuß entlang der Eisenbahnstraße zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, ich hoffe auf den Ehrenkodex der männlichen und arabischen Anwohner (und andere Ethnien) - die tun mir nichts, einer einsam im Dunkeln dahinlaufenden Frau in hohen Absätzen. Kurz vor 1 Uhr die Nacht bin ich mit der letzten Straßenbahn wieder zurück am Hauptbahnhof und steige um in ein Taxi in Richtung meiner Wohnung. Mit dem netten Taxifahrer kann ich mich viel länger unterhalten als den ganzen Abend in dem Haus: "Ich gehe nicht mehr so spät die Wochenenden weg ... außer vielleicht Pfingsten, das ist dann eine Ausnahme." Das Gespräch schwenkt kurz um auf das bevorstehende Gothic-Pfingstwochenende in ein paar Wochen in Leipzig. Ich habe mindestens vier neu gekaufte Kleider in meinem Schrank, die ich dann tragen will. Noch vor 2 Uhr bin ich wieder zurück in meiner Wohnung und falle in mein Bett.
Sonntag ... es regnet, alles ist düster grau. Es dauert ewig, bis ich mich kurz nach 12 Uhr den Sonntag aus meinem Bett schälen kann. Bis auf ein paar Scheiben dünnes Knäckebrot und einer Packung Frischkäse im Kühlschrank, habe ich nichts eßbares in meiner Wohnung, nur Kaffee. Als ich das benutzte Kaffeegeschirr gerade in der Spüle mit viel kaltem Wasser deponiere, klingelt mein Telefon ... eine Nachricht? Von ihm? Wer sollte mich sonst Sonntag Mittag anrufen wollen? Ja, er ist es! Meine Stimmung wird schlagartig von düster deprimiert zu freudestrahlend euphorisch! Nur ein paar seiner Worte: "I come", und ich bin lebendig. Ich springe unter die Dusche - er braucht bestimmt noch seine "arabische Stunde", bis er hier ist - Zeit genug, mich vorzubereiten, mich ansehbar zu machen (immerhin, die Beine habe ich mir schon den Tag zuvor rasiert). Ich schaffe es nicht ganz ... noch während ich unter der Dusche stehe, klingelt es unten an der Haustür. Zwischen seiner Ankündigung, bei mir vorbeikommen zu wollen und dem Türklingeln lagen gerade mal ein paar Minuten. "Too fast!" noch vollkommen naß und nur mit dem dunkelroten Handtuch in der Hand öffne ich ihm die Wohnungstür. "I still need a bit, in my bathroom." - "Take your time", er wartet währenddessen auf meinem Bambussofa.
Als ich mich endlich zu ihm setze, in meinem schwarzen Morgenmantel, meine Haare sind immer noch naß, fängt er ein Gespräch mit mir an. Ich erfahre, daß er wieder eine Arbeit hat - ich dagegen bin wegen meines Stundendefizits aus meiner Arbeit geflogen, war eine Zeitlang in der Psychiatrie: "Depression ... and other complex things" und stehe gerade vor dem Nichts oder dem Neuanfang. Die Umstände, wie ich in der Akutpsychiatrie gelandet bin, interessieren ihn besonders, ich habe sie ihm vor ein paar Wochen nur nebulös erklären können: "Suicide ... the police had to do that ... but that was a misunderstood, I didn't want to commit suicide ... really." Ich bin total aufgekratzt, ihn nach 6 Monaten endlich wiederzusehen ... in meiner diagnostizierten "komplexen Persönlichkeitsstörung" ist ganz sicher auch etwas "Borderline" mit drin.
Das Gespräch nimmt eine ruhige Phase ein, in der ich nichts sage - ich aber genau weiß, was jetzt kommt ... und was ich so lange herbeigesehnt habe. "Let's go to your bed", nach ein paar hemmungslosen Küssen schubst er mich rückwärts in mein Bett, ich kann gerade noch so die Schleife von meinem schwarzen Morgenmantel lösen und mich total entkleiden ... er zieht sich auch aus und wir geben uns hin. "I do whatever you want", er liegt unter mir, zwischen meinen Beinen und ich tue alles, um ihn bei mir zu behalten. Ich bin schnell, er weiß, was er von mir will ... oral, so tief es geht. Innerhalb kürzester Zeit schmecke ich sein Sperma und schlucke es herunter: "That was too fast!" Ich habe bei ihm sofort alles gegeben ... "Sorry!" Ich liege immer noch über ihm und genieße jede Sekunde. Mein Körper schmiegt sich an ihn ... Wenn du jetzt noch meine Brüste streicheln würdest, wäre es perfekt. Wir drehen, ich liege nackt auf meinem Bett und sehe ihm dabei zu, wie er sich wieder anzieht. "I will do the next operation ... to enlarge my vagina. You know, up to now it's too tight and not very deep. Maybe later then..." Ich wünschte, ich könnte mich ihm endlich "überstülpen" ... ich bin schon wieder so dermaßen feucht da unten, ich brauche diese Operation - um jeden Preis. Ein Abschiedskuß an meiner Wohnungstür, ich vergrabe mich wieder in seine Schulter, meine Worte in sein Ohr: "I have missed you..." CMNF - clothed man, naked female.
Sein Aufenthalt bei mir hat gerade mal 45 Minuten gedauert. Die ganze nächste Stunde springe ich einfach nur umher, weiß nicht, was ich eigentlich machen wollte, bin komplett neben der Spur ... dieses Drücken, dieses angespannte Gefühl da unten in der Vulva ... ist das bei Frauen so? Es legt sich etwas die nächsten Stunden (flammt aber immer wieder kurz auf), ich lenke mich ab mit meinen Tagesaufgaben ... das Kaffeegeschirr spülen, etwas am Computer arbeiten. Seine Schicht fängt erst um 22 Uhr an, vielleicht treffen wir uns noch einmal davor den Abend in der Leipziger Innenstadt, um etwas essen zu gehen.
Kurz nach 18 Uhr bin ich wieder in der Gegend um den Hauptbahnhof, kaufe eine Tüte Brötchen (für den nächsten Morgen), trinke einen Tee in der Innenstadt ... schaue ständig auf mein Telefon, ob er mir etwas geschrieben hat. Schreibe ihm, daß ich auf ihn warte ... und schon mal in das kleine italienische Restaurant in der Nähe des Marktplatzes gehe (in dem ich gerne mal mit ihm essen würde). Ich betrete das Restaurant: "Ein Tisch für eine Person?" - "Äh...", ich schaue auf mein Telefon, "ja, eine Person." Wie immer, keine Antwort von ihm und ich hänge in der Luft ... keine Ahnung, wann wir uns das nächste Mal wieder treffen (vielleicht wieder erst in 6 Monaten).
[11.04.19 / 17:44] ✎ "Mir fehlen noch ein paar Zentimeter..."
Wenige Minuten vor dem nächsten Friseurtermin noch ein letztes Foto von meinen langen Haaren, es reicht nicht ganz runter bis zum "Arsch". (Das Foto spontan aufgenommen am späten Vormittag im Badezimmer, kurz nach dem Aufstehen, Duschen, Hormongel auftragen usw.) So lang sind meine Haare jetzt nicht mehr.
[04.04.19 / 16:09] ✎ The Return of Punk Girl - "Arbeit ist Scheiße!"
In ein paar Tagen wird mir das Ergebnis des arbeitsmedizinischen und berufspsychologischen Gutachtens mitgeteilt, spätestens dann erfahre ich, inwieweit ich überhaupt noch auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar bin. Währenddessen gehen die Arbeiten auf meinen eigens angemieteten Mailserver weiter, der sich (im Idealfall) mal alleine finanzieren soll ... durch Merchandise und Tittenwerbung (soweit das Geschäftskonzept bzw. der Businessplan).
[25.03.19 / 12:56] ✎ Das Street Food Festival an der alten Messe in Leipzig - ich habe den Sonntag keine Lust, etwas zu kochen und fahre gegen Mittag mit meinem Auto in Richtung Süden von Leipzig. Die Parkplatzsuche gestaltet sich etwas schwierig ... das letzte Mal war ich hier in der Gegend des Volkspalastes vor (ungefähr) fünf Jahren, die hier und da neu hochgezogenen Gebäude verwirren mich - ich habe das ganze Gelände noch als Brachfläche mit ein paar alten Messehallen im DDR-Baustil in Erinnerung (selbst den Mast mit dem großen, roten Sowjet-Stern finde ich nicht auf Anhieb). Das Festivalgelände mit den Imbißständen liegt neben dem Messe-Eingang auf der anderen Seite - gleich neben dem großen Möbelhaus (hätte ich das vorher gewußt). Aus dem Auto steigen und einfach den Menschen folgen ... die, die schnell laufen, sind hungrig und laufen in die richtige Richtung - die, die langsam dahin flanieren, kommen gerade gesättigt von dort zurück.
Das kleine Festival - eine "Pseudo-Bühne" gibt es auch - ich habe ein klares Ziel: afrikanisch - arabisch - vegan. Alles mit Fleisch lasse ich links liegen. Erster Stand: frittierte Kochbananen, nach afrikanischem Rezept ... ein paar Schritte weiter, die indische Flagge, frittierte Teigtaschen, "Samosas", das muß jetzt einfach sein. Ich gehe die Treppe hoch auf die nächste Terrasse ... noch ein afrikanischer Stand - Kidneybohnen auf Couscous in Kokossoße und einem scharfen Topping, das verdächtig nach Erdnuß schmeckt! Bis hierhin der beste Stand, das Rezept muß ich mir merken. Ich fühle, wie mein Magen langsam an seine Grenzen kommt - und ich habe noch keinen syrisch-arabischen Stand für mich entdecken können. "Israel" steht ganz groß auf dem nächsten Stand ... Manakish? Za'atar? Bin ich bereit für den vierten Gang? Ich stopfe mir, sitzend an einem der Tische, noch das Pita-Brot mit der orientalisch gewürzten Gemüsefüllung in meinen Magen - spätestens jetzt ist Schluß ... mir ist schon ganz schlecht von dem vielen guten Essen. Den dritten afrikanischem Imbißstand muß ich schon dankend abwinken, den anderen Stand auf dem Weg zurück mit den frittierten Insekten schaffe ich auch nicht mehr ... zu gern hätte ich noch die Heuschrecken probiert (so eine Gelegenheit kommt so oft nicht wieder).
Die Liebe zu meinem Freund ist verbunden mit meiner Liebe zu gutem Essen. Die letzten Wochen hatte ich immer wieder den Gedanken, ihm diese eine Nachricht zu schreiben: "I'm free - released from psych clinic and no job. Something new starts now." In der Hoffnung, daran anzuknüpfen, wo wir vor fast zwei Jahren waren. Als ich das orientalische Essen verdrücke, muß ich zwangsweise wieder an meine Sehnsucht an ihn denken und schreibe ihm diese eine Nachricht, die mir schon seit Wochen auf dem Herzen liegt (und bei der ich schon wochenlang - seit einem Monat bin ich aus der Klinik raus - gezögert habe). Sie bleibt unbeantwortet.
Ich habe ihn schon seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen ... seit unserer letzten (und verhängnisvollen) Begegnung im September 2018. Er ist weg ... er kommt auch nicht mehr wieder? Zeit, ihn endlich aufzugeben (so schwer es mir auch fällt). Mein Ex-Freund (jetzt nicht mehr "on-off") ... aber sobald er sich wieder blicken läßt? Er weiß, wie er mich rumkriegt.
[21.03.19 / 18:10] ✎ IPL-Nachbehandlung #2 (#19) - Die paar wenigen dunklen Haare in meinem Gesicht werden mit einem Stift eingekreist und von der Kosmetikerin gezielt ausradiert ... die Behandlung in dem Studio ist in weniger als 30 Minuten vorbei (und ich habe mein Auto daneben auf der Straße am Automaten für zwei Stunden Parkzeit vorausbezahlt). Das Haarentfernungsstudio betrete ich zuvor zusammen mit einer Gruppe junger, arabischer Männer - der schwarze Bart optimal frisiert - welche dunklen Haare die wohl weg machen wollen? Ich weiß es ... es sind die Brusthaare. Keiner meiner orientalischen Verehrer hatte dort einen Pelz, sie waren alle glatt wie ein Babypopo.
Weiter den Nachmittag (und noch ein weiteres Parkticket) zum örtlichen Hauptbahnhof in dieser nicht näher genannten Großstadt irgendwo in Sachsen-Anhalt. Ich kaufe mir am Schalter eine Zugfahrkarte in eine europäische Metropole. Wieder eine von meinen Abenteuerreisen in einem Nachtzug quer durch Europa, in ein paar Wochen ... nach Wien!
[03.03.19 / 20:12] ✎ Freitag "High Noon" meine Unterschrift unter dem Aufhebungsvertrag. Die vielen auf dem Betriebsgelände umherlaufenden Mitarbeiter, alles Männer, Ingenieure, die paar "Büro-Tussis" auf Absätzen - ich komme mir so fremd vor ... das ist nicht meine Welt, ich passe hier einfach nicht rein. Die kleine ostdeutsche Zweigniederlassung / Enklave (in der ich gearbeitet habe) ging vielleicht noch - aber der Hauptsitz jenseits der niedersächsischen Grenze (und das ist noch nicht einmal der Konzernsitz, der ist in München) geht überhaupt nicht. Ich kehre genau dorthin wieder zurück, wo ich herkomme (meine andere Welt von damals) - als Escort-Girl 2011 im Rotlichtviertel von Hannover (na gut ... vielleicht sollte ich es doch nicht so drastisch oder dramatisch sehen).
Ich bin jetzt genau wieder an dem Punkt, an dem ich Anfang 2012 schon war ... irgendwo zwischen Phantastereien von meiner eigenen Internetfirma, Umherschleichen in irgendwelchen Rotlichtgegenden in irgendeiner Großstadt irgendwo in Deutschland - und das Beziehen von "Stütze" (letzteres muß ich die nächsten Tage wieder beim Amt beantragen). Hoffentlich falle ich nicht wieder in diesen Teufelskreis: Hach ja, hier noch 'ne Bewerbung, da noch 'ne Bewerbung - vielleicht wird's ja was. NEIN, wird es nicht! Möglicherweise werden Softwareingenieure irgendwo gesucht - aber mich suchen die garantiert nicht! Eine schwer depressive Transsexuelle mit einem GdB von 30 und Multiple Sklerose, die nur noch mit höchstens vier Stunden Teilzeit arbeiten kann bzw. belastbar ist ... null Chance auf dem Arbeitsmarkt. Da muß ich mich keiner Illusion hingeben.
Also ... Alternativen suchen. Doch eine eigene Internetfirma? Als selbständige Programmiererin? Oder etwas vollkommen Anderes? Eventuell sogar in der Erotikbranche? Der Therapeut in der Klinik hat es so schön formuliert, mit meiner Unterschrift auf dem Aufhebungsvertrag bin ich jetzt frei. Mir steht alles offen, ich kann alles werden.
Wiederum zu etwas vollkommen Anderem - Sonntag früher Nachmittag in Leipzig, ich möchte endlich mal das Wiener Café in der Innenstadt besuchen. 14:30 Uhr sind tatsächlich noch einige Plätze in dem hübsch und nostalgisch eingerichteten Kaffeehaus frei - bevor Punkt 15 Uhr die ganzen Omchens anrücken (tatsächlich sind auch noch genug andere Altersklassen anwesend). So viele freie Tische in dem sonst so überfüllten Café ... irgendwo muß da ein Haken sein. Laute Musik dröhnt von draußen herein, dumpfe Bässe schallen durch die Fenster - großer Gott! Karneval! Doch nicht etwa hier? Während der laute Pöbel unten vorbeizieht, kann ich bei einer gesitteten Tasse schwarzen Assam-Tee, in dem gepflegten Kaffeehaus, und einem Stück Pflaumenkuchen nicht mal mehr der leisen, klassischen Musik in der Stube lauschen.
Wieder zurück den Nachmittag in der Fußgängerzone der Innenstadt, mache ich einen großen Bogen um den Karnevalsumzug und gehe erst mal ein Eis essen. Etwas um die 10 Grad, leichter Wind, dunkler Himmel, ein paar Regentropfen - es ist immer das richtige Wetter für eine Waffel Eis!
[26.02.19 / 21:38] ✎ Der zweite Nachsorgetermin in der Klinik in Potsdam - 8 Monate Post-OP. Ich habe extra meinen Fragenkatalog an den Doktor vorbereitet (wegen meiner Neovagina mit der viel zu geringen Tiefe): Ist bei mir da unten nach der OP sehr viel zusammengewachsen bzw. weggeschrumpft? Wurde die Operation bei mir abgebrochen oder hatte ich nur zu wenig Material? Und was ist mit der "Orchiektomie rechts" in dem Entlassungsbrief gemeint? Ist da wirklich noch ein Hoden drin? (Und geistert da umher?) Wenn ich mehr Tiefe haben will, welche Risiken hat die Variante mit der Erweiterungsplastik mit einem Stück Darm? (Und will ich das überhaupt machen lassen?) Eigentlich ist mir mein Darm, den ich jeden Tag brauche, wichtiger, als vielleicht irgendwann mal Sex zu haben. Gibt es Alternativen?
Ich parke mein Auto den Dienstag Vormittag in der Straße vor der Klinik in Potsdam zuerst im Parkverbot, das große Schild ist unübersehbar. Ein anderes Auto fährt weg, eine Lücke wird frei - in der mit Parkverbotsschildern und Ticketautomaten übersäten Seitenstraße. Eilig renne ich zurück zu meinem Auto mit dem Schlüssel in der Hand, schnell in die neue Parklücke umrücken (bevor die wieder besetzt ist) ... das Rathaus von Potsdam liegt direkt in der Nachbarschaft der Klinik - ich weiß, daß die vom Ordnungsamt hier gerne mal durchgehen und Knöllchen verteilen, das möchte ich nicht riskieren. Wenige Minuten später, mein 10 Uhr Termin zurück am Eingang der Klinik.
Ich sitze nur kurz in dem Wartebereich, als mich der Dr. Bauquis zusammen mit seinem Assistenten abholt und in das Arztzimmer geleitet. Er fängt gleich an, zu erzählen - meine erste Frage konnte ich ihm noch gar nicht stellen - er weiß, warum ich hier bin. Das Rektum (das kleine Stück Enddarm) bei mir ist bei der Vorbereitung der Operation und der Abtastung mit dem Finger spontan längs eingerissen (die Stelle mit den Condylomen), jede weitere Handlung und das Anlegen einer Neovagina - in unmittelbarer Nähe zur Darmwand - wäre grob fahrlässig gewesen, er mußte es zunähen.
Nichtsdestoweniger, ich liege danach auf der Liege und er schaut sich mit seinem Assistenten den Heilungsfortschritt meiner neu operierten Vulva an .... "C'est bien!" Es muß ein besonders schönes Ergebnis geworden sein. (Es ist wirklich sehr, sehr schön - rein ästhetisch ein Meisterwerk - nur funktional etwas eingeschränkt.) Er tastet erneut das Innere meiner Neovagina ab, ich habe durch Bougieren, im Vergleich zum letzten Mal, tatsächlich ein klein wenig mehr Tiefe dazugewonnen ... so von 3,5 auf 4 cm oder so. Ich klettere von der Liege wieder runter und ziehe meine schwarze Jeans hoch.
Im weiteren Gesprächsverlauf sprechen wir über die Operationsvariante mit der Verlängerung mit einem Stück Darm, er ist von dieser Variante überzeugt - ich nicht. Ich möchte meinen Darm nicht zerteilen lassen (auch wenn diese Operationstechnik Fortschritte in der Medizin gemacht hat), das Risiko ist mir zu hoch - auch gerade wegen meiner "Problemzone" am Rektum. (Verdammte Condylome / Feigwarzen, von welchem Kerl habe ich die eigentlich?) Immerhin, das Wasserlassen geht prima, alle Gefühle sind da (der Bereich um die Klitoris ist besonders empfindlich) - und ... das mit dem Feucht werden, breites Grinsen in der Runde, ich bin echt überglücklich, daß das bei mir so gut funktioniert.
Es gibt eine OP-Alternative für die Erweiterungsplastik, er könnte auch ein Stück Haut aus der Leistengegend entnehmen, die Narbe in der Bikinizone wäre kaum zu sehen (wirklich?), damit ließe sich eine Vertiefung von zwei oder drei Zentimetern mehr schaffen ... eventuell paßt dann hinterher sogar ein ganzer Finger in mir hinein. Ich staune ... so viel? Ich kämpfe um jeden Zentimeter! Die Korrekturoperation würde nur eine Stunde dauern, ein winziger Eingriff (so ähnlich, wie meine Blinddarmoperation vor ein paar Jahren), danach nur 24 Stunden (oder noch ein Tag mehr) stationärer Aufenthalt in der Klinik und ich bin wieder raus. Nachteil dieser Operationsvariante: sie muß wirklich regelmäßig aufgedehnt werden, bevor meine winzige Neovagina wieder zusammenwächst und naturgemäß abheilt. Wahrscheinlich kann ich diesen OP-Eingriff (den ich wieder selbst bezahlen muß) bei ihm sogar in ein paar Wochen, Ende Mai machen lassen, dann kommt er wieder für ein paar Tage zurück aus der Schweiz in die Klinik nach Potsdam.
Zum Abschluß des Gespräches mit mir und dem Doktor kann ich ihm noch endlich die Frage stellen, was das mit der "Orchiektomie rechts" auf sich hat - natürlich wurden meine beiden Hoden entfernt! Da ist kein einzelner Hoden zurückgeblieben, ich muß mir da überhaupt keine Sorgen machen. Na gut ... ein aktueller Hormonspiegel, mit einer Blutentnahme von mir, ist schon in Arbeit - wir werden sehen, ob das mit dem Testosteronwert auch wirklich so stimmt.
[24.02.19 / 23:13] ✎ Das komplette Psychiatrietagebuch, Teil 3:
Do 07.02.19 Wieder zurück in Tagesklinik! Anfangs ein gutes Gefühl, aber im weiteren Tagesverlauf erschreckend mit anzusehen, wie nacheinander jeder in der Therapie (Gruppengespräche) "geknackt" wird.
Was mich persönlich beschäftigt, was ich noch weiter verarbeiten muß: Mein Aufenthalt in der "Geschlossenen" und das Realisieren des "Eingesperrt sein".
Fr 08.02.19 Ich war da schon einmal, wo ich jetzt wieder bin - 2004/2005 habe ich ihr [meine italienische Affäre, Anm. der Verfasserin] online meine düstere Internetseite gezeigt, in Internetchats meine dunklen Gedanken plötzlich und unerwartet offenbart, meine ganzen, immer wiederkehrenden Selbstmordgedanken. Ich habe mich nie in Sie hineinversetzen können, wie sehr Sie das schockiert, wie sehr Sie Angst um mich - und vor mir - haben könnte. Ihre Distanz zu mir wurde immer größer. 10 Jahre grübeln, 10 Jahre Kontakt zu anderen Menschen meiden. Nie wieder stürze ich jemanden so sehr in den Abgrund (oder ziehe sie mit runter) wie Sie.
Jetzt habe ich schon wieder so einen Mist gebaut und bin mir den Folgen immer noch nicht bewußt - nochmal 10 Jahre Iso-Haft.
Vergrübeln - verdrängen - ausgraben - vergrübeln...
15 Jahre
Mo 11.02.19 In Erwartung der Woche: Mittwoch Gespräch mit Vorgesetzten? Donnerstag Nachmittag schon zwei Stunden arbeiten? Ich bin nicht da und habe den Donnerstag Nachmittag wieder einen von meinen Kosmetikterminen (Bartschatten entfernen) - gleich wieder zwei neue Minusstunden.
Di 12.02.19 Wieder Arbeiten gehen - tue ich mir das wirklich wieder an? Vielleicht spalte ich dafür eine neue (männliche) Teilpersönlichkeit ab, die den ganzen Mist stumm erträgt. Meine weibliche Seele schreit laut auf: "Wo bin ich hier ?! Was mache ich eigentlich hier?!"
Mitarbeiter: "Ah ... wieder da?"
Ich: "Ja, bin wieder da." (Und das sind die einzigen Wörter, die ich die ganze Woche sprechen werde.)
Mi 13.02.19 Status: Zurückgezogen, stumm, leise, bin nicht wirklich in Gedanken da, angespannt, Angst - warten, auf was passiert - 15:30 Uhr der Termin auf Arbeit. (Immerhin fahre ich -nicht- die Baumallee dahin.)
Do 14.02.19 (Mi 13.02.19) Nachtrag: Ich freue mich, meine alten Kollegen wiederzusehen. Danach Gespräch mit dem Vorgesetzten.
Variante 1: Ich arbeite wieder (sehr unwahrscheinlich).
Variante 2: Alles ist so wie vorher (sehr wahrscheinlich) + Kündigung wegen mangelnder Leistung.
Variante 3: Der Aufhebungsvertrag mit Freistellung.
Ich soll die zwei Stunden pro Tag projektgebunden arbeiten, wenn da nichts kommt (keine Arbeitsergebnisse), bin ich raus.
Fr 15.02.19 (Do 14.02.19) Kurz vor Sonnenuntergang auf Arbeit aufgetaucht - und anderthalb Stunden damit verbracht, mein abgelaufenes Paßwort zu ändern und zu erkennen, daß mein PC im Firmennetzwerk nicht mehr erkannt wird (kein Zugriff = nicht arbeitsfähig).
Mo 18.02.19 Das Wochenende zwei Nächte schlaflos bzw. erst um 5 Uhr morgens einschlafen, unruhig im Bett hin und herwälzen wegen der Arbeit - alles wieder wie vorher - die fünf Monate dazwischen + Therapie haben nie existiert.
Di 19.02.19 Die Arbeit kommt mir fremd vor, Gedanken: "Bin ich hier noch richtig?" Zwischen meiner Arbeit als "Softwareingenieur" - die überhaupt nichts mit Programmieren zu tun hat, und bei der auch nichts Produktives entsteht - und meiner kleinen Hobby-Programmiertätigkeit zu Hause (bei der ich mich immer für ein paar Stunden darin verlieren kann und ein paar Code-Zeilen schreibe) - liegen Welten.
Pläne / Ideen für danach:
- Bei einem Start-up anfangen und irgendwo in der Welt mit meinem Laptop als "Digital Native" arbeiten (am liebsten von Tel Aviv aus - Hebräisch lernen).
- Ein kleines Café eröffnen.
- Gelegenheitsjobs, Callcenter, Bäckerei-Tresen-Aushilfe.
- Für meinen (On-Off-)Freund anschaffen gehen (seine und meine Idee).
Mi 20.02.19 "Was mache ich hier?" Die Arbeit, wenn ich welche hätte, ist todlangweilig - in meinem speziellen Fall leider keine Redewendung, sondern bitterer Ernst. Zwei Stunden, 16:30 - 18:30 Uhr, kaum noch Mitarbeiter da (einer vielleicht), Computer anschalten, Windows-Sanduhr und Zeitanzeige anstarren ... (2h), Computer ausschalten.
Do 21.02.19 Was ist, wenn das mit Leipzig nur eine Scheinwelt ist, die nicht real ist - wenn ich da so glücklich bin, dann kann sie gar nicht real sein. Die andere Welt, meine Arbeitswelt, so irrational, so unwirklich - ich bin nicht mal mehr körperlich dort präsent, ein seelenloser Zombie-Geist. Ich schaue den Abend (Donnerstag) in den Spiegel und erkenne mich selbst nicht mehr.
Todo:
- Aufhebungsvertrag ins Rollen bringen - OK
- Bewerbungen schreiben - ...
(Wieder 250 Bewerbungen, 100 Absagen? Davon lasse ich mich nicht kaputt machen.)
Noch eine Idee für danach: Ich baue mir ein Netzwerk von Männern auf und schlafe mal hier und mal dort (mit Essen). Zu etwas vollkommen Anderem ... Therapieende? Was ich mitnehme - Selbstmordgedanke versus Gegengedanke: "Kann ich mit dem Scheiß jetzt endlich aufhören?!" (Therapieziel erreicht.)
Fr 22.02.19 Ich bin raus ... Entlassung in die große Unbekannte. Verabschiedung von den Mitpatienten ... sehr emotional (auch wenn ich mir nichts anmerke lasse). Gespannt auf das 20-Minuten-Lehrvideo/Interview mit dem Prof. und mir den Vormittag - für die Studenten, die etwas über Transsexualität erfahren wollen.
Andrea, Ex-Psychiatriepatientin
(Ende Teil 3/3)
[24.02.19 / 23:12] ✎ Das komplette Psychiatrietagebuch, Teil 2:
Mi 02.01.19 Erster Tag nach der Pause Weihnachten / Silvester, Gruppenvisite, 15 mg Mirte Schmelztabletten nicht genommen (erste Einnahme - intensive Träume), stattdessen meine 7,5 mg "Aurobindo" (wie Ashram in Indien), Therapietreue? Nachmittag das Gespräch mit dem Psychologen: Ich bin für andere formbar, versuche allen gerecht zu werden - brauche mehr Ecken / Kanten / Widerstand, mal Nein sagen. (Unbewußte Rebellion am Arbeitsplatz durch ständiges Zuspätkommen?)
Do 03.01.19 In der Therapie düstere Krakelbäume malen (mit Krähen).
Fr 04.01.19 Nur Gruppengespräche, schwierig, Konzentration zu halten.
Mo 07.01.19 Ich als Puffer zwischen meinen Eltern? Konflikt in der Gruppe wegen Ergo, schlechte Schwingungen.
Di 08.01.19 Visite: Schlaf (halbwegs) normal 22-6 Uhr.
Mi 09.01.19 Mit der Gruppe ein "Flugzeug" bauen - ich: "Chefstewardeß", Verantwortung? (Im Falle eines Absturzes?) Mittler zwischen Bordmannschaft und Fluggäste? (Wollte eigentlich nur die Sicherheitsunterweisung machen.)
Do 10.01.19 Wir sitzen alle als "Happy Smilies" in einem Flugzeug, das brutal abstürzt - Kurskorrektur!
Fr 11.01.19 Ich bin ein Geist - Fremdwahrnehmung vs. Eigenwahrnehmung.
Mo 14.01.19 Verhaltensanalyse (Kognitive Verhaltenstherapie):
Situation -> Gedanke -> Körper -> Verhalten
Verhalten -> Körper / Gedanke
Kurzfristige Konsequenz (Vermeidung) = Positiv
Langfristige Konsequenz (Selbstenttäuschung) = Negativ
Di 15.01.19 Noch vier bis sechs Wochen Therapie, Pläne für danach ...? Wieder Arbeiten gehen und nichts hat sich geändert - neue Arbeit suchen, wegziehen. Ich sehe in meiner jetzigen Arbeit keine Zukunft mehr für mich.
Mi 16.01.19 (Schlaf = mit Tabletten einschlafen + mit Wecker aufwachen) Aufstehen fällt immer schwerer früh morgens, Visite gestern (wieder arbeiten gehen und nichts hat sich geändert, deprimierend) - Sinnfrage der Therapie. Danach Tanzen - Führungsrolle - unbewußt aufrechte Ganghaltung.
Do 17.01.19 Neue Basistherapie MS (doch keine Eskalationstherapie - alles in Ordnung).
Fr 18.01.19 (Ohne Eintrag. Alles entspannt, in Erwartung des Wochenendes, war den Freitag in der Gruppentherapie nicht dran - dafür den Montag ...).
Mo 21.01.19 Deswegen bin ich hier - um mich von dem blöden Gedanken abzubringen: "Ich kann nichts, Bewerbungen / Jobsuche in Leipzig sind für'n Arsch - ich verkaufe einfach meinen Körper und werde Escort!" + psychischer Absturz und Selbstzerstörung.
Di 22.01.19 (Montag Abend) Der männliche Teil meiner Persönlichkeit ist - in Gedanken - 2012 aus dem Fenster im siebten Stock eines Hotels in Genua gesprungen und hat sich symbolisch umgebracht, der weibliche Teil in mir - die "femme fatale" - hat dann den größten Teil meiner Persönlichkeit übernommen. Wenn Sie jetzt dekonstruiert wird und wegbricht, was bleibt dann noch von mir über, außer einer leeren Körperhülle auf Autopilot? (War den Abend in Auflösung.)
Mi 23.01.19 Seit Montag (mein Gespräch in der Gruppentherapie) bin ich nur noch aufgewühlt und mit meinen Gedanken in der Vergangenheit. Achtsamkeit: Ich habe immer wieder durch flüchtige Sexkontakte meinen Körper und meine Seele weggeworfen (nur um für einen Moment nicht allein zu sein und Bestätigung von irgend jemanden zu bekommen).
Do 24.01.19 Nachdem ich das vom Montag halbwegs wieder verarbeitet (und verdrängt) habe, kommt Donnerstag noch eine Einzelgesprächsstunde. Permanentes hin und herwechseln zwischen meinen zwei Welten = Selbstzerstörung. (Aber meine Transsexualität wird niemals in Frage gestellt!) Auf Linie bleiben, Disziplin.
Fr 25.01.19 Ich spalte einfach mein Ich auf, in einen (psychisch) gesunden Teil und einen zu vernachlässigenden Teil? Persönlichkeitsspaltung funktioniert nicht bewußt!
Mo 28.01.19 Das Wochenende wieder rückfällig geworden und zwei Nächte (bis 4 oder 5 Uhr morgens) vor dem Computer durchgemacht. Thema der Woche? (Nachtrag: Einträge der letzten Woche = meine Leipzig-Persönlichkeit.)
Di 29.01.19 Ich bin noch nicht soweit! Euch ist schon bewußt, daß ich niemals auf Arbeit auftauchen werde? OK - bevor ich mein Auto auf der Fahrt dorthin gegen den Baum setze, fahre ich lieber gleich durch nach Leipzig. BEM [Betriebliches Eingliederungsmanagement, Anm. der Verfasserin] - beim Gedanken dorthin (die Arbeit) wieder zurückzukehren, kann ich (etwa) eine Stunde lang meine Tränen nicht zurückhalten und muß pausenlos flennen (dazu liegen also überall diese Kisten mit den Tüchern rum). (Schön, daß wir dieses versteckte Trauma aufgedeckt haben.)
Mi 30.01.19 Ich habe richtig Angst davor, auf Arbeit zurückzukehren. Die vernünftige Lösung ist vielleicht nicht immer die richtige Lösung. Warum dieser emotionale Ausbruch beim Gedanken an meine Arbeitsstelle? Warum immer der Flucht- und Selbstmordgedanke - in Verbindung mit meiner Arbeitsstelle? Was ist dort so dermaßen schiefgelaufen, daß ich letztendlich in psychischer Behandlung gelandet bin? Mobbing durch Führungsetage? Rausekeln wegen MS-Behinderung und Kündigungsschutz? Isolation + beschissene, stumpfsinnige Aufgaben? Als ich da noch als männlicher Mitarbeiter angefangen habe, war das noch anders. Seit meinem Wechsel zur Frau - Probleme: "Wenn 'er' nicht operiert ist, dann muß 'er' auch die Männertoilette benutzen." (Das einzige Mal, daß ich das auch hinter meinem Rücken mitbekommen habe, mir zugetragenes Kommentar des damaligen Führungschefs.) Seit bei dem Namenswechsel zu "#######" [ein deutscher Konzern, Anm. der Verfasserin] - von mir nur als "feindliche Übernahme" betrachtet - einige unbequeme Mitarbeiter gehen mußten, darunter auch die einzige andere Frau im Team, deren Verlust mich sehr getroffen hat, fühle ich mich in der Firma nicht mehr wohl. Ausgrenzung, keine Bestätigung meiner Arbeit, immer nur Kritik, angehäufte Minusstunden, alles stumm ertragen, Sprüche: "Jeder mittelständische Betrieb hätte Sie schon längst gekündigt!"
(Beschissene Opferrolle, alles reinfressen, jeden Tag erdulden, jeden Tag meine ausgewählten Bäume auf der Allee dorthin zählen: Hallo Baum Eins, hallo Baum Zwei, hallo Baum Drei ... stehen optimal, um mit dem Auto da reinzukrachen.)
Do 31.01.19 Ausflug mit der Gruppe in den Park bei schönstem Wetter - bleibt in Erinnerung als das Therapie-Highlight.
Fr 01.02.19 Vorsatz: Das Wochenende nicht wieder die Nacht vor dem Computer sitzen. (Nachtrag: Freitag + Sonnabend nur bis Mitternacht.)
Mo 04.02.19 Ich habe Scheiße gebaut und einen Selbstmordplan im Internet veröffentlicht (mein "Internet-Avatar" stirbt ständig 1000 Tode). Resultat: Wurde den Sonntag von der Polizei abgeführt und mußte eine Nacht in der Geschlossenen verbringen (von Sonntag auf Montag), ungewohntes und bedrohliches Gefühl, eingesperrt zu sein.
Di 05.02.19 (Ein Tag ausruhen.)
Mi 06.02.19 Wieder zurück in Tagesklinik?
(Ende Teil 2/3)
[24.02.19 / 23:11] ✎ Das komplette Psychiatrietagebuch, Teil 1:
Mi 12.12.18 Erster Tag, Einweisung, Rundgang durch die Räume der Tagesklinik, Wochenplan, Fragebogen ausfüllen, ähnlich therapeutischer Lebenslauf. Schlaflose Nacht. Abhauen? Flucht? Bin doch hingefahren. Mirtazapin abends, Hormone von Abend auf Nachmittag verlegt.
Do 13.12.18 Vier Stunden Schlaf 1-5 Uhr. Einführung Ergotherapie, Räucherstäbchenhalter aus Ton basteln. Musiktherapie Tabla trommeln. Einblick in geschlossene Psychiatrie, vergitterte Treppenaufgänge.
Do-Fr 14.12.18 Normal-Schlaf.
Fr-Sa 15.12.18 Null-Schlaf (wegen Hotel-Kopfkissen) [Anm. der Verfasserin: kurzer Wochenendausflug nach Kassel].
Sa-So 16.12.18 Guter Schlaf 23-8/9 Uhr.
So-Mo 17.12.18 Vier Stunden Schlaf 5-9 Uhr, ab 11/12 Uhr in Tagesklinik, alles vom Vormittag verpaßt. Gedanke: Alles hinschmeißen, Therapie abbrechen, Arbeit kündigen, woanders wohnen und neu anfangen? (Job im Callcenter?)
Mo 17.12.18 Normal-Schlaf 23-6 Uhr, Mirtazapin 15 mg (den Tag nur Visite).
Di 18.12.18 (Normal-Schlaf 22-6 Uhr) Tanztherapie, Streßball zum Quetschen, über beschissene Arbeit erzählen. Tanzen = Lustig. Mit Gruppe tanzen - bin sonst Einzeltänzer in der Disko. Das Spiel mit einem Stuhl weniger als Teilnehmer - Stühle außerhalb Blickfeld = kein Streß entstehen lassen.
Mi 19.12.18 Psychotherapie wird auf die kurze Zeit nichts bringen (Langzeittherapeut suchen), das Schlafproblem kann nur mit Medikamenten behandelt werden.
Do 20.12.18 Hohe Dosis Mirte 15 mg, 10 Stunden Schlaf / Bewußtlos 22-8 Uhr, Wecker nicht gehört - verschlafen. Vormittag-Mittag Weihnachtsmarkt + Kaffee und Kuchen, Gruppenteilnehmer näher kennenlernen, lustig (mal lachen).
Fr 21.12.18 Drei Stunden Schlaf 4-7 Uhr wegen Erkältung, wieder eine Stunde zu spät in Tagesklinik.
(Ende Teil 1/3)
[24.02.19 / 23:10] ✎ Schon wieder neue Schuhe (ich konnte nicht widerstehen und an dem Regal in dem Schuhgeschäft einfach vorbeigehen). Seit einiger Zeit suche ich ein Paar schwarze "Hexenschuhe" (so ähnlich, wie die der schwarzen Hexe aus dem "Wizard Of Oz"). Eine silberne Schnalle hat dieses Paar zwar nicht, aber dafür kommt die Form (mit dem Absatz und der Ferse so elegant nach oben geschwungen - und die Schuhspitze) in etwa hin.
[14.02.19 / 21:41] ✎ IPL-Nachbehandlung #1 (#18) - Der kleine Fleck Bartschatten am Kinn und Mundwinkel stört mich schon seit letzten Sommer - und muß "weggebrutzelt" bzw. "weggeblitzt" werden. Die Behandlerin in dem Haarentfernungssalon entdeckt noch viel mehr dunkle Haare in dem (sensiblen) Gesichtsbereich und stellt gleich einen neuen Behandlungsplan mit bis zu weiteren 10 Sitzungen alle 5 Wochen auf ... klar können wir das so machen - die Haare müssen einfach weg, ein "No-Go" für Transfrauen (es ist mehr als nur ein "Frida-Kahlo-Memorial-Beard", nur bei mir eben in blond).
Dauerhafte Haarentfernung (vs. permanent) ... hält etwa fünf Jahre, vielleicht auch länger (die "weiß geblitzten" Haare stören mich ja auch nicht weiter, nur Hauptsache kein Bartschatten).
[11.02.19 / 21:30] ✎ Psychiatrie-Update #4 - Ich bin wieder drin, im "Tagesklinik-Roulette" ... nach meinem kurzen Ausflug in die "Geschlossene". Was bleibt, ist dieses beklemmende Gefühl des Eingesperrt seins. Wie ich den Abend zuerst den ganzen, hell beleuchteten, u-förmigen Gang in der Station mit den Patientenzimmern abgelaufen bin, nur ein paar Meter vor und zurück. Die Wände, die verriegelten (oder gar nicht zu öffnenden) Fenster, die verschlossene, gläserne Eingangstür, die Dunkelheit der anbrechenden Nacht dahinter, diese winzige, beengte, abgeschottete Welt. Und der kleine Innenhof, wie ich mehrere Minuten (oder eine Stunde) mit meinem schwarzen Mantel und den Händen in den Taschen nur so dastehe, den Kopf nach oben in den freien Nachthimmel gerichtet, meinen in der Kälte kondensierenden Atem beobachte. Ich bin eingesperrt ... ich weiß nicht, ob ich den nächsten Tag, oder wann ich hier wieder rauskomme, weiß nicht, ob ich überhaupt rauskomme, oder wie lange ich hier drin bleiben muß.
Eine schlaflose Nacht. Das Fenster neben meinem Bett in dem Patientenzimmer läßt sich nur einen Spalt öffnen ... dahinter befindet sich ein Metallsieb, aus dem etwas kühle Frischluft hereinkommt. Die gepflasterten Wege vor den Fenstern draußen sind durch Laternen hell erleuchtet, das große Nachtlicht neben der Zimmertür läßt sich nicht ausschalten, alles strahlt in einem kühlen, schummrigen Licht. Ich versuche notdürftig das Nachtlicht mit dem Mülleimer davor und meiner Überdecke abzudecken.
Der nächste Tag, an einem Süd-Ost-Fenster in dem kurzen Gang tauchen ein paar Sonnenstrahlen auf, ich habe mein Telefon aus dem Stationszimmer holen können. Verzweifelt taste ich jede Ecke des Fensters ab ... kein Netz, das ganze Gebäude ist abgeschirmt - alle Mitpatienten telefonieren auf dem kleinen Innenhof, die einzige Stelle, an der man noch Empfang hat. Ich versuche auf dem Hof telefonisch Kontakt zu der Außenwelt aufzunehmen, probiere ein paar Nummern - wer kann mich hier rausholen? Klingt dramatisch ... aber für mich ist das neu, ich hatte noch nie die Erfahrung, plötzlich nicht mehr "frei" zu sein. Meine Hoffnung: die Polizisten bzw. der Notarzt den Tag zuvor auf dem Revier haben mich vor die Wahl gestellt, entweder "freiwillig" mitkommen, oder Zwangseinweisung. Wenn ich freiwillig mitkomme, dann komme ich da doch auch freiwillig wieder raus, oder? Tatsächlich ist das gar nicht so sicher.
Es dauert gefühlt ewig den Vormittag, wie die Ärzte in der Geschlossenen sich dafür entscheiden, daß von mir ja doch keine so starke Eigen- und Fremdgefährdung ausgeht und meine Entlassungspapiere vorbereitet werden. Ich stehe am Fenster des Besuchszimmers und beobachte die Welt da draußen ... ein paar Handwerker steigen aus ihren Lieferwagen und laufen geschäftig umher - ich bin von diesem Geschehen getrennt, ich kann nicht einfach rausgehen, die Tür da ein paar Meter neben mir in der Schleuse ist ... zu! ich habe keine Macht, sie zu öffnen.
Meine "freiwillige" Entlassung wird kurze Zeit später bewilligt, ich stehe angezogen mit meinem schwarzen Mantel und meiner Umhängetasche vor der Schleusentür, aus dem Stationszimmer drückt jemand den Entriegelungsknopf und sie geht auf. Ich gehe durch die zweite, automatische Schiebetür dahinter nach draußen in die Freiheit. Endlich raus! Ein sonniger, kalter Februar Vormittag, mit Eis und Schnee - aber ein wunderbar schöner, blauer Himmel. Die paar Kilometer bergabwärts in die ostdeutsche Kleinstadt gehe ich zu Fuß, kein Bus. Selten bin ich so glücklich, einfach endlos weit laufen zu können.
Ob sich der Freiheitsentzug zu einem bleibenden Trauma bei mir entwickelt? Sollte ich in ein paar Monaten oder Jahren eine panikartige Angst vor engen Räumen und dem Eingesperrt sein allgemein entwickeln, weiß ich, warum.
[11.02.19 / 21:29] ✎ Freitag Abend - endlich wieder in Leipzig (meine Yucca-Pflanze sieht schon ganz mitgenommen aus). Nachdem ich mich das Wochenende vor drei Wochen in eine Discoveranstaltung für Lesben verirrt hatte, gehe ich dieses Wochenende wieder in meiner Szene aus. Ein Konzertabend mit zwei Bands aus dem Wave- und Minimalumfeld. Mein Badezimmer-Spiegel-Ritual: schwarzer Kajal, leicht abdunkelnder Lippenstift in Naturfarbe, die langen, blonden Haare durchkämmen, Chanel - und weiter zum Kleiderschrank. Schwarzes Top, schwarze Jeans, Nietengürtel, schwarzer Kapuzenpullover ... Silberschmuck, der Ring, die Kette, der Anhänger. Jetzt fehlt nur noch der schwarze Wollmantel, der schwarze Kaschmirschal, meine schwarze Lederhandtasche und die Wave-szenetypischen Pikes (ich trage die mit den kubanischen Absätzen und ohne Schnallen). Ausgehfertig und bereit für die Nacht laufe ich danach, gegen 21 Uhr nochwas, zu meinem Auto.
Die Navigationsstimme auf meinem Smartphone lotst mich durch die Straßen von Leipzig: "In 100 m keep right, now turn right. Follow the course of the road for 1 km." Die Baustelle auf der Brücke nach Plagwitz kennt das System nicht, ich muß es ignorieren, auf voller Lautstärke läuft parallel die Discomusik aus Tel Aviv in meinem Auto, die Bässe dröhnen an jeder Ampel. Kurz vor 22 Uhr erreiche ich mein Ziel, ein altes Fabrikgebäude am Ufer eines Seitenkanals irgendwo im Westen von Leipzig, die letzten Meter in der Sackgasse muß ich zu Fuß laufen und lasse mein Auto stehen.
Der Club, tagsüber wohl ein kleines Restaurant, jetzt gut gefüllt mit schwarzem Publikum ... breites Grinsen in meinem Gesicht, meine Szene! Ich gebe meinen Mantel am Garderobenstand ab, sammle ein paar umherliegende Flyer ein und gehe erst mal an die Bar (auch so eine Art immer wiederkehrendes Ritual). Nicht allzuviel später fängt die erste Band an, zu spielen ... zwei Musiker, einer an den Synthesizern, der zweite mit E-Gitarre am Mikro. Ich stehe ziemlich weit vorne vor der kleinen Bühne, auf den Auftritt der beiden freue ich mich schon seit Wochen (seit ich den kleinen Flyer bei der letzten szeneinternen Veranstaltung mit eingepackt hatte). Die zweite Band - eigentlich ist es nur ein Musiker/Punk am Synth und Mikro - ich habe schon ein paar seiner Auftritte miterlebt (er tourt ziemlich oft), ich stehe wieder hinten (in der Nähe der Bar) und lasse seinen Fans, oder Groupies, oder Entourage den Platz vor der Bühne. Ein dichter Nebel hüllt alles ein, ich sehe ihn kaum.
Die Discoveranstaltung nach den beiden Konzertauftritten ... da ich den Freitag schon um 6 Uhr früh aufstehen mußte - um zur Tagesklinik zu fahren - bin ich nicht so energiegeladen, daß ich die ganze Nacht durchtanzen könnte. Ich bin eigentlich ziemlich müde und k.o. ... schade, ab und zu wird doch etwas nettes, Punk-lastiges aufgelegt. Ich schaue mir das schwarze Publikum um mich herum an ... so viele interessante Menschen. Aber nachdem ich nur wenige Tage zuvor aus der geschlossenen Station entlassen wurde - und die Umstände erfahren habe, wie ich dort hineingeraten bin (menschliche Mißverständnisse) - möchte ich lieber für die nächste Zeit keinen Kontakt zu anderen Menschen. Zwischen 2 und 3 Uhr nachts verlasse ich wieder das alte Fabrikgebäude und die schwarze Veranstaltung. Zurück zu meinem Auto, zurück in meine Wohnung.
Der Sonnabend in Leipzig, kurz nach 12 Uhr mittags stehe ich auf, ein paar Brötchen aus der Tankstelle den Abend zuvor als Frühstück. Diesen Nachmittag will ich in einem Möbelhaus nach einem kleinen Fernsehtisch für meine Wohnung suchen - und einen Fernseher kaufen! Nach zweieinhalb Jahren endlich mal nicht mehr für umsonst die Gebühren (pro Wohnung) für die öffentlich-rechtlichen Sender zahlen. Ich fahre zu dem großen Einkaufscenter an der Autobahn, das "schwedische" Möbelhaus lasse ich links liegen und parke mein Auto vor dem anderen großen Möbelhaus. Ich laufe gefühlt kilometerweit durch die ganzen Wohnzimmergarnituren, riesige Sofalandschaften, Designermöbelstücke der höheren Preisklasse ... wer stellt sich denn diese riesigen Dinger in die Wohnung? Ich suche doch nur etwas ganz kleines (kann auch exquisit teuer sein) für meine winzige 28m²-Dachgeschoßwohnung. Als ich das Möbelhaus nach stundenlangem, erfolglosen Suchen wieder verlasse, bricht bereits die Abenddämmerung an. Wenigstens in dem Elektronikmarkt gegenüber werde ich fündig und investiere etwas Geld in einen kleinen (und schwarzen) 24-Zoll-Flachbildfernseher ... der letzte, der noch auf Lager war. Mit dem verpackten Fernseher im Kofferraum meines Roadsters (hat gerade so noch hinein gepaßt) wieder zurück zu meiner Wohnung.
Lange bleibe ich nicht da, den Karton mit dem Fernseher stelle ich unausgepackt beiseite - keine Zeit, ich muß mich für den Sonnabend Abend wieder ausgehfertig machen. Den Lippenstift lasse ich weg, ich will in ein Restaurant, etwas essen - und danach in eine Bar irgendwo im Stadtzentrum von Leipzig ... soweit der Plan. Mit der Straßenbahn kurz nach 19 Uhr in die Innenstadt und die Station am Hauptbahnhof.
Ich laufe zu Fuß die Straße vom Hauptbahnhof in Richtung der Einkaufsstraße entlang (die mit den vielen Restaurants) ... genau hier hatte ich noch vor ein paar Wochen jemanden kennengelernt - hey, ich bin nur zwei Monate zu spät am vereinbarten Treffpunkt! Natürlich steht er nicht mehr hier und wartet auf mich. Weiter in eines der indischen Restaurants ... ein Fisch auf der Menükarte (aus dem Amritsar-See?) und ein Teller gegrillte Okraschoten als Hauptspeise. Ein üppiges Trinkgeld und weiter, kurz vor 22 Uhr, auf der Suche nach einer Bar in der Nähe der Oper und des ägyptischen Museums ... vielleicht eine kubanische Bar? Stand so im Internet, dort müßte ich ein Mojito trinken können.
Die Bar entpuppt sich als eine Art Kneipe - mit urtypischem, Leipziger Stammpublikum ... aber eine sehr entspannte Atmosphäre. Cocktails gibt es dort nicht, oder erst sehr viel später, ich bestelle meinen einfachen "Cola-Tonic-Mix" und bleibe nicht sehr lange - da es ziemlich voll in der kleinen Bar ist und ich nur gedrängt in einer Ecke stehen kann. Kurz nach 23 Uhr mit der nächsten Straßenbahn wieder zurück in meine Wohnung (und erst jetzt erfahre ich, daß die vier oder fünf Stationen dorthin nur "Kurzstrecke" sind und ich immer viel zuviel für ein "normales" Ticket bezahlt habe).
Mitternacht, meinen Fernseher aufbauen, anschalten und bis 2 Uhr nachts einrichten und fernsehen ... "Taxi Driver".
Sonntag später Vormittag, kurz nach 11 Uhr aufstehen und meinen neuen, in der Ergotherapie selbstgebastelten Räucherstäbchenhalter aus Ton einweihen, das morgendliche Ritual auf dem Altar. Während das Räucherstäbchen neben mir auf der Minibar runterglimmt, bereite ich das Frühstück vor - Brötchen vom Bahnhofsbäcker letzten Abend und ein Kännchen Damaskus-Kaffee. Das Pulver mit heißem Wasser aufgießen, ankochen lassen und dann das fertige, aromatische Gebräu mitsamt dem Kaffeesatz in mein neues Mokkatäßchen (mit "Gustav-Klimt-Motiv") gießen und austrinken. Danach mit der Untertasse abdecken, alles umdrehen und bis 10 zählen, nochmal mit Schwung umdrehen und ein weiteres Mal bis 10 zählen ... der Kaffeesatz läuft das Mokkatäßchen innen wieder runter und hinterlaßt phantasievolle Spuren - Untertasse wieder abnehmen. Ich hatte schon ein Kamel, ein Pferd, ein Wanderer in der Wüste ... und jetzt eine Tempeltänzerin. Was mag sie wohl bedeuten? Die Haare und die Arme in Bewegung, ein Rock um den Bauch geknotet. Sie steht für Lebensfreude, aber auch Sklaverei ... ich werde aus meinem alten Leben ausbrechen.
[04.02.19 / 16:46] ✎ Ich habe Scheiße gebaut und bin in der geschlossenen Station der Akutpsychiatrie gelandet. Sonntag früher Nachmittag klingelt es an meiner Haustür - drei Polizeibeamte stehen davor und wollen mich sprechen. Ist irgend etwas mit meinem Auto? Habe ich mich mal wieder im Verkehr komplett daneben benommen? Nein ... sie zeigen mir einen Textausdruck meines letzten Blogeintrages mit der Suizidabsicht - aber das ist doch Prosatext! Eine Traumsequenz! Mein literarisches Alter ego, das bin doch nicht ich! Keine Chance, mein Hinweis auf das Lebensbejahende zwischen den Zeilen wird ignoriert. Mist ... ich hätte es doch kursiv kennzeichnen sollen.
Ich werde erst mit auf das Revier genommen (hoffentlich sehen die Nachbarn, wie ich von der Polizei abgeführt werde, für mein "Bad-Girl-Image"), ein Arzt wird noch hinzugezogen, ein Rettungswagen wird bestellt - und weiter geht die Fahrt am späten Sonntag Nachmittag in die örtliche psychiatrische Klinik (in der Neurologie davon, hatte ich vor Jahren schon einmal eine gruselige Nacht). Immerhin, ich lasse mich auf "freiwilliger Basis" einliefern - das ist extrem wichtig, wenn ich danach irgendwann wieder raus will, niemals mit Zwang auf richterlicher Basis! Ein kurzer Stop auf den Weg zurück in meiner Erstwohnung und ich kann noch schnell alles Nötige in eine Tragetasche werfen ... hoffentlich ist es wirklich nur für eine Nacht, die Polizisten drängeln schon im Treppenhaus.
In der Klinik angekommen, muß ich alles wieder abgeben: mein Telefon, alles an Kabeln, Geldbörse, Medikamente (auch meine Hormone). Die Schleuse wird hinter mir geschlossen und ich bin fürs erste eingesperrt. Die Fenster auf den Patientenzimmern der Station lassen sich zwar nicht öffnen - aber es sind zumindest keine Gitter davor. Nervös tigere ich den Abend auf der Raucherinsel in dem kleinen Innenhof der Station umher ... hoffentlich überstehe ich die Nacht.
Sie wird weitestgehend schlaflos, gegen 1 Uhr nach Mitternacht frage ich die Nachtschwester nach ein oder zwei Tabletten zum Schlafen - werde aber wieder zurückgeschickt (vielleicht auch besser so), meine selbst mitgebrachten, schlaffördernden Antidepressiva müssen ausreichen. Gedanken ... hätte ich den Text bloß nicht geschrieben, hätte ich ihn bloß nie veröffentlicht, ich hatte so schon ein ungutes Gefühl, mein detaillierter Selbstmordplan könnte Nachahmer finden - zu gefährlich. Gegen frühen Montag Morgen finde ich doch ein, zwei oder drei Stunden Schlaf.
Montag Vormittag - ich kann mein Anliegen den Ärzten auf der Visite beibringen, es kommt immer wieder vor, daß hier auf der Station Menschen von der Polizei abgeladen werde, die etwas Falsches im Internet gepostet haben ... vorzugsweise in bestimmten, nicht näher genannten Foren. Ich muß mir immer wieder die Frage stellen lassen, warum ich mein Tagebuch mit meinen privaten Gedanken so öffentlich im Internet ausbreite ... ja, warum eigentlich? Sind mir fremde Leser so wichtig? Kann ich meine Einträge und mein Blog nicht einfach mit einem Paßwort schützen? Vielleicht sollte ich mal über die Idee, hier einen privaten bzw. geschützten Bereich einzurichten, nachdenken ... die Idee der Polizisten den Nachmittag zuvor, mit meinem Blog einfach in das "Darknet" umzuziehen, klingt auch nicht schlecht.
Montag Mittag - ich bin raus! Kann ich mit dem ganzen Scheiß jetzt endlich aufhören? Der Gedanke, meinen (angedeuteten) Selbstmordversuch elegant zu überspringen, hat jedenfalls funktioniert ... zwar anders als erwartet, aber doch irgendwie. Nebeneffekt: die Tagesklinik der letzten Wochen, die mir telefonisch auch nicht weiter helfen konnten, nehmen mich nicht mehr zurück. Ich bin jetzt auf mich allein gestellt.
[02.02.19 / 13:05] ✎ "Überlebst du's, ist es ein Ja für's Leben - überlebst du's nicht, dann war's das eben."
[Hier stand für 48 Stunden detailliert wie ich mich umbringe - bitte nicht nachahmen, funktioniert nicht, Anm. der Verfasserin.]
In meiner Phantasie überlebe ich das Ganze und wache in der Notaufnahme wieder auf ... wieso kann ich den Selbstmordquatsch nicht einfach überspringen und fange gleich mit meinem neuen Leben an? Momentan sieht es so aus, daß ich aus der Therapie in der Klinik geworfen werde und wieder auf meinem alten Arbeitsplatz lande - genau den, den ich vor vier oder fünf Monaten verlassen habe, weil es einfach nicht mehr ging. Und jetzt ist alles nur noch schlimmer.
[25.01.19 / 21:24] ✎ Psychiatrie-Update #3 - Mein Ich wird dekonstruiert und löst sich langsam auf, bzw. zeigt starke Aufspaltungstendenzen. Auszug aus meinem Psychiatrie-Tagebuch:
Der männliche Teil meiner Persönlichkeit ist - in Gedanken - 2012 aus dem Fenster im siebten Stock eines Hotels in Genua gesprungen und hat sich symbolisch umgebracht, der weibliche Teil in mir - die "femme fatale" - hat dann den größten Teil meiner Persönlichkeit übernommen. Wenn sie jetzt wegbricht, was bleibt dann noch von mir über, außer einer leeren Körperhülle auf Autopilot?
Ich habe immer wieder durch flüchtige Sexkontakte meinen Körper und meine Seele weggeworfen, nur um für einen Moment nicht allein zu sein und Bestätigung von irgend jemanden zu bekommen. Das permanente Hinundherwechseln zwischen meinen zwei Welten (mein Beruf und mein Leben in Leipzig, Anm. der Verfasserin) führt nur zur kompletten Selbstzerstörung. Vielleicht spalte ich einfach mein Ich auf, in einen (psychisch) gesunden Teil und einen zu vernachlässigenden Teil? Ach nein, geht nicht - Persönlichkeitsspaltung funktioniert nicht bewußt!
(Aber meine TS wird niemals in Frage gestellt!)
Würde ich nicht meine ganzen seelischen Probleme in mein Blog schreiben und diese meiner zweiten Internet- und Leipzig-Existenz aufbürden (sie ist die Starke von uns beiden), hätte ich das Ganze schon lange nicht mehr überlebt ... die Psychologen und Therapeuten in der Klinik stellen erschreckend fest, wie ich das nur all die Jahre ausgehalten habe.
[13.01.19 / 14:54] ✎ Psychiatrie-Update #2 - Meine Lieblingsstunde: "Freies Gestalten". Erstes Bild ... ein düsterer Wald voller kahler Krakelbäume und ein Schwarm aufsteigender Krähen mit schwarzer Wachsmalkreide. Zweites Bild ... ein brutal abstürzendes Flugzeug mit einem Haufen breit grinsender "Happy Smilies" an Bord - ach, das ist nicht normal? Ansonsten, mindestens jeden zweiten Tag (oder gefühlt jeder) eine anstrengende Gesprächsrunde mit den anderen Patienten und dem Psychologen / Therapeuten ... och nee, schon wieder eine freie Themennacht bei Domian, boah ist das langweilig. Ich warte immer noch auf meine Diagnose, vielleicht mal Borderline? Bis jetzt ist es nur eine "schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome" ... mit Suizidgedanken und all dem ganzen anderen Kram - auf absehbare Zeit lassen die mich da nicht raus.
Ich bin ein unsichtbarer Geist, hier in meinem Blog bin ich vielleicht extrovertiert - aber in der Realität, im echten Leben, werde ich von niemanden wahrgenommen und lebe vollkommen zurückgezogen abseits des sozialen Gefüges.
[01.01.19 / 21:30] ✎ Der Jahreswechsel in Leipzig - ich habe mir vorgenommen, mich nicht wieder einzuschließen. Kurz vor Mittag stehe ich an einer der Warteschlangen in der Kaufhalle in der Nähe meiner Wohnung, die Zutaten für meine traditionelle Silvester-Lasagne kaufen ... vier Kassen sind geöffnet - und die Menschen stehen wirklich an vier Warteschlangen gleichzeitig, von einem Ende der Kaufhalle bis zum anderen Ende (wie erwartet am 31. Dezember). Zurück in meiner Wohnung ... es sind bestimmt nur fünf degenerierte Kinder da draußen, die mit einem Haufen Knaller die ganze Nachbarschaft terrorisieren.
Kurz vor Fünf den Nachmittag, nach Anbruch der Dunkelheit, ich lege schöne Musik auf (israelisch-orientalische Discomusik) und fange mit meiner Lasagne an - diesmal nehme ich Brokkoli anstatt Blattspinat, und die arabische Baharat-Gewürzmischung. Die Tomaten habe ich frisch gekauft und die Tomatensoße braucht dafür auch nicht ewig auf dem Kochtopf. Nach 50 Minuten in meinem kleinen Backofen macht es "Ping" und meine Lasagne ist fertig ... garantiert koscher - weil vegan (die israelische Musik im Hintergrund habe ich lauter aufgedreht, extra meine Boxen und den Laptop auf dem Couchtisch aufgebaut). Die Uhr auf dem Smartphone zeigt etwas mit kurz vor 18:30 Uhr, draußen vor dem Fenster in meiner Dachgeschoßwohnung nieselt es - was die Verrückten da unten nicht abhält, weiter herumzuknallen. Nachdem ich den Abwasch gemacht habe, mache auch ich mich ausgehfertig für die Nacht.
Die Beine habe ich schon den Nachmittag rasiert, eine Dusche, die langen, blonden Haare kämmen, Chanel-Parfüm aufsprühen, der sexy Push-up + passendes Unterhöschen, eine lange, warme Leggings und ein langes, schwarzes, ärmelloses Top mit tiefen Ausschnitt ... "lang" ist vielleicht nicht das richtige Wort, eigentlich ist es sehr kurz und geht mal gerade so über den Schritt. Ich bin auf Männerfang: Wann, wenn nicht diesen Abend - an dem so gut wie alle betrunken sind - ist genau der richtige Zeitpunkt dafür? Ich überlege, ob ich noch meine Zahnbürste für "Übernachtungen außerhalb" mit in die Handtasche packe. Schwarzer Kajal, etwas Lippenstift und fertig ist mein dramatisches Make-up ... über die Leggings ziehe ich aber dann doch noch das karierte Wollröckchen vor dem Ankleidespiegel neben meinem Kleiderschrank (für draußen ist das "kleine Schwarze" doch zu kurz). Kombiniert mit dem schwarzen Kapuzenpullover, Silberschmuck (die schweren Ohrhänger), meinem schwarzen Wollmantel und den langen, schwarzen Kaschmirschal - und als Schuhwerk wieder die hohen Wildlederstiefel (die mit den Blockabsätzen) (+ schwarze Lederhandschuhe) - stehe ich gegen 20 Uhr den Silvesterabend ausgehfertig vor meiner Wohnungstür ... ich bin bereit für die Nacht.
Halb Neun den Abend, ich nehme die Straßenbahn über den Hauptbahnhof in Richtung Süden von Leipzig, dort irgendwo, in einem irischen Pub, ist diese Nacht eine "NYE Party" mit Musik aus den 80ern ... genau das Richtige für mich. Als ich das Lokal betrete, bin ich 30 Minuten zu früh da, noch vor Öffnung des Tanzsaals - und der Garderobe - und setze mich erstmal mit meinem ganzen Kram an die Bar. In diesem Pub war ich erst einmal ... er ist wirklich sehr aufwendig dekoriert mit hunderten (oder noch mehr) von diesen Pappdingern, in denen die Whiskeyflaschen verkauft werden. 30 Minuten ... mein Telefon liegt wieder auf der Bartheke neben mir, eine Cola und ich wechsele nach Ablauf der Wartezeit zum Eingang des kleinen Saals und der jetzt geöffneten Garderobe, meinen schwarzen Mantel abgeben - 21:30 Uhr ist offizieller Einlaß.
Die aufgelegte Musik, sie gefällt mir von Anfang an ... "New Romantic?" Die nach und nach dazukommenden Gäste ... ich fühle mich, wie unter Freunden, die Stimmung ist wirklich sehr entspannt. Ich stehe erst am Rand, wechsele ab und zu rüber zur Bar des Saals, fange an, leicht zu tanzen ... erst fällt mein schwarzer Kapuzenpullover, dann mein Wollröckchen (kurz auf der Toilette ausgezogen und alles in die Handtasche gestopft). In meinem knappen Schwarzen tanze ich auf der Tanzfläche, meine langen, blonden Haare auf der einen Seite über die Schulter nach vorne geworfen ... immer mit Blick auf die große Uhr an der Wand über der Bar. 23:40 ... 45 ... 50, ein Set aus Italo Disco wird von den DJs aufgelegt, ich tanze wie in Ekstase, probiere die Bewegungen der indischen Tempeltänzerinnen ... Mitternacht! Geschafft! Ich will in das neue Jahr tanzen! Der eben noch volle Saal ist plötzlich leerer geworden - kompletter "Break" in der Musikauswahl, die paar noch anwesenden Gäste, mich eingeschlossen, schütteln ihre Mähne zu Hardrock.
Etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht, das neue Jahr, der Saal und die Tanzfläche ist wieder so voll, wie vorher. Ich stehe am Rand mit einer Flasche Wasser und krame mein Telefon aus der Handtasche ... keine Nachrichten, nicht von ihm, nicht von irgend jemanden anders. Böser Fehler, es drückt meine Stimmung. Die nächsten zwei Stunden wechsele ich zwischen der Tanzfläche in dem Saal und den Sitzgelegenheiten in den anderen Räumen des Lokals hin und her, es kommen immer wieder neue Gäste dazu. Jedesmal, wenn einer meiner Lieblingssongs gespielt wird, bin ich gerade auf der Toilette oder woanders.
Irgendwann so gegen 2:30 Uhr, ich sitze wartend vor der Ausgabe der Garderobe - die Mitarbeiterin hat Pause - und hole danach wieder meinen schwarzen Wollmantel ab. Das Wollröckchen und den Kapuzenpullover ziehe ich wieder an, bevor ich die Bar nach draußen - in die gar nicht so kalte - Kälte verlasse. Eine Menge Menschen sind den frühen Neujahrsmorgen noch unterwegs, die vollen Straßenbahnlinien fahren die ganze Nacht durch. Kurz vor 3 Uhr, zurück zu meiner Wohnung im Norden von Leipzig ... es sind bestimmt nur fünf degenerierte Jugendliche an meiner Endhaltestelle, die mit einem Haufen Böller noch den ganzen Morgen umherziehend die ganze Nachbarschaft terrorisieren.
Präzise 3:54 Uhr und ich schalte das Telefon auf offline und lege mich in mein Bett, das ganze Make-up habe ich mir vorher wieder im Bad aus dem Gesicht gewaschen, meine Sachen aus der Disco hängen über meinem Bambussofa. In 24+2 Stunden muß ich erneut um 6 Uhr wieder aufwachen ... zurück in die Psychiatrie.
(Den Mittag den Neujahrstag kommt tatsächlich noch eine Nachricht von meinem Ex-Freund, aber ich bekomme davon nichts mit, ich sitze mit zwei Tassen Espresso Doppio und Frühstückskeksen in meinem schwarzen Morgenmantel an meiner Minibar, das Telefon neben mir auf lautlos gestellt.)
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Archiv:
[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana
Mail ist heute rausgegangen
LG Daniele
[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana
aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.
LG Daniele
Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …
[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,
Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.
Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.
Liebe Grüße
Daniele
Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.
[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,
Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.
Liebe Grüße
Daniele
Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.
[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,
eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.
Morgana LaGoth: Danke dir.
[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana
Ich habe Dir eine Mail geschickt.
Lg
Daniele
Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*
[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend
das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele
Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.
[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele
Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).
[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea
Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!
[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea
Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)
[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.
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