morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[31.10.19 / 22:08] Die alljährliche Halloween-Party zu Leipzig - ich probiere den Abend ein paar Kombinationen aus meinem Kleiderschrank an, das karierte Wollröckchen mit beigefarbenen Cardigan? Zusammen mit den schweren Schnürstiefeln und meine Brille? Oder doch lieber "Rocky-Horror-Picture-Style-mäßig"? Ich wähle letzteres ... meine enge schwarze Kunstlederleggings zusammen mit dem schwarzen, tunikalangen Häkeltop - mit viel Blick auf meinen sündhaft teuren BH mit schwarz-weiß-grünem Blumenmuster (Slip entsprechend, aber den sieht ja keiner). Silberschmuck, der Spinnen-Anhänger (passend für diese spezielle, gruselige Nacht), die Ohrhänger und der Ring der letzten Wochenenden. Pikes-Stiefeletten, Kapuzenpullover, Lederjacke, dick aufgetragener, schwarzer Lidstrich und Mascara - und ich bin bereit für die Nacht. Gegen 22 Uhr verlasse ich meine Wohnung und fahre durch den tiefsten Nebel in Richtung Innenstadt (kurzer Stop am Geldautomaten am Hauptbahnhof) und weiter in meinen Lieblings-Anarcho-Club in Plagwitz ... die Adresse der Halloween-Party wird geheim gehalten - aber in dem Club war sie die letzten Jahre auch, so auch diesmal. Die Stimme der Navigationssoftware leitet mich durch den Nebel: "Straight ahead for one kilometer."
Eine dreiviertel Stunde später, ich parke mein Auto wie gewohnt in der Seitenstraße und laufe die bestimmt finsterste Gasse von ganz Leipzig zum Eingang des Clubs, die Musik höre ich schon ein paar Meter entfernt - ich bin richtig. Eintritt an der Abendkasse, Flyer einsammeln, Clubrunde, Himbeerbrause an der Bar. Eine Garderobe gibt es hier nicht, ich lasse meine Jacke und den Pullover noch an - die Besonderheit dieses Clubs liegt in dem riesigen, befeuerten Ofen neben der Tanzfläche. Mit Zunahme der Besucher steigt auch die Temperatur in dem Club, die Tanzfläche unten und die zweite oben.
Die ersten Besucher sind szenetypisch gekleidet: Gothic, Batcave, Post Punk, Deathrock. Beide Tanzflächen haben noch einmal die Dekoration von dem Festival Pfingsten ein halbes Jahr zuvor. Auf der Tanzfläche oben läuft Minimal, Wave, Elektronisches, altes und neues, ich tanze ein paar Titel am Anfang - aber mich zieht es immer wieder die Treppe runter zu der anderen Tanzfläche ... Punk? Horror Punk? Vielleicht sogar Deathrock? Innerhalb kürzester Zeit wird fast die Hälfte der Buttons an meiner Punkerkutte abgedeckt. Ich tanze, singe die Texte mit, stehe manchmal am Rand, hole ein, zwei Getränke an der Bar, drehe ein paar Clubrunden (keine bekannten Gesichter) - es wird richtig voll.
Meinen Kapuzenpullover habe ich schon längst in meiner Handtasche eingerollt, die Lederjacke liegt spätestens gegen 2 oder 3 Uhr nachts neben meiner Handtasche irgendwo in der Ecke in der Nähe der Tanzfläche ... ich tanze allein in meinem sexy Lingerie-Outfit. Zweimal verbrenne ich meinen linken Arm in der Menge an einer Zigarette, zwei- oder dreimal tritt mir jemand auf die Füße - alle entschuldigen sich, sind super nett ... also an Kontaktgelegenheiten mangelt es mir nicht. Zwei Frauen tanzen kurz mit mir ... ich hatte schon den Gedanken, diese Nacht mal ein Gespräch anzufangen: Na Kleine, magst du nachher noch einen Kaffee mit mir trinken gehen? Natürlich entkoffeiniert? Aber in der Situation, wo wirklich mal eine Frau mich ansieht (oder sogar anspricht!) bin ich so perplex und weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll (aber ich hatte doch bis hierhin nur was mit Männern). So schnell diese Situationen für einen Moment entstehen, so schnell sind sie auch wieder vorbei - und ich tanze weiter (keine Halloween-Party ohne DEVO).
Irgendwann so nach ... 4:30 Uhr, mir ist gar nicht bewußt, daß es schon so spät geworden ist. Ich merke es vielleicht daran, daß ich mich nur noch auf die Tanzfläche schleppe, wahlweise die im Obergeschoß oder die untere (auf beiden werden ein paar Minimal Wave Songs gespielt) ... ich schwanke aber nur noch hin und her. Als ich den Blick auf die Uhr auf meinem Telefon in meiner Handtasche riskiere und so leicht wahrnehme, daß es nicht mehr ganz so voll in dem Club ist, beschließe ich auch zu gehen. Ich reiße mich von dem letzten angespielten Titel los (einer meiner Lieblingssongs, rares 80er-Underground-Material), ziehe wieder meinen Kapuzenpullover und meine Lederjacke über und laufe in die eiskalte, sternenklare und doch neblige Nacht durch den Ausgang nach draußen. An meinem Auto ist jetzt weniger angefrorener Nebeldunst auf dem Verdeck wie noch einige Stunden zuvor vor der Hinfahrt (es muß kalt sein). Durch die Straßen von Leipzig wieder zurück zu meiner Wohnung.
Mein optimaler Parkplatz vor dem Weg zum Hauseingang ist zwischenzeitlich natürlich wieder belegt, ich zwänge mich in Millimeterarbeit in eine viel zu enge Parklücke ein paar 50 Meter weiter - mit "Kontakt" (wie ich das immer mache). 10 Zentimeter hinten, 40 Zentimeter vorne (bevor das einer mitkriegt, bin ich den Sonntag Mittag schon wieder weg ... keine Kratzer oder Beulen).
Vor dem Badezimmerspiegel das Augen-Make-up entfernen (das letzte Kosmetiktuch in der Packung nochmal anfeuchten), die schwarzen Sachen über einen Kleiderbügel hängen, bzw. auf meinem Sofa ablegen - das kommt jetzt alles in die Wäsche, es war ein Raucherklub. Die Haare feucht durchkämmen, bis das verbliebene Chanel-Parfüm den restlichen Nikotingeruch überdeckt und anschließend ins Bett fallen. Ich bin so kaputt vom vielen Tanzen, daß ich sofort einschlafe. Gedankenspiele - was wäre, wenn ich nicht doch die Nacht eine Frau kennengelernt hätte, mit Überraschungen: Oh ... das ist gar kein Push-up-BH und ... oh, ich sehe ja untenrum aus wie du! - verschwinden wieder in wenigen Sekunden.

Sonntag Vormittag, 10:15 Uhr (ich sollte mein Telefon nicht neben dem Bett liegen lassen) ... wenn ich um 5:30 Uhr ins Bett gefallen bin, waren das nicht mal fünf Stunden Schlaf. Ich habe die Tablette irgendwann nach Mitternacht in dem Club eingeworfen, das über meine Dachgeschoßfenster einfallende Sonnenlicht mit dem strahlend blauen Himmel wirft mich aus meinem Bett. Kopfschmerzen noch den ganzen Tag - aber ich muß raus und alles für meinen bevorstehenden Wochenendtrip nach Erfurt zusammenpacken und vorbereiten. Das schwarze Wollkleid (das ich schon letztes Jahr in Hamburg anhatte) und die Doc Martens, für die ich mich die letzte Nacht nicht entschieden habe - und meinen Kajal wiederfinden (er war ganz unten in meiner Waschtasche). Mal sehen, wie das kommende Wochenende wird, ich fahre da nur zum Einkaufen hin ... Schuhe.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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