morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[27.10.19 / 21:21] Noch ein Sonnabend Abend ... derselbe Club, dasselbe Outfit - wo ist eigentlich mein Kajal? (In meiner Erstwohnung liegen gelassen, etwas schwarzer Mascara am Lidstrichpinsel funktioniert auch.) Den Abend sind zwei Konzerte in Leipzig, ich habe keine Eintrittskarte aus dem Vorverkauf - ich versuche es einfach so, je nachdem, wo ich noch reinkomme. Über das Internet erfahre ich, daß das eine größere Konzert mit drei Bands in Connewitz schon ausverkauft ist - den Weg dahin kann ich mir also sparen - ich probiere es bei dem kleinen Konzert südlich der Innenstadt. Eine kleine Bar, Einlaß ist 18 Uhr, Konzertbeginn gegen 19 Uhr.
Als ich mit der Straßenbahn die Gegend erreiche und die Straße mit der Bar gefunden habe, sehe ich, daß nicht so viele schwarz gekleidete Besucher gekommen sind. Meine Befürchtung, daß ich diesen Abend nirgendwo reingelassen werde, war also unbegründet. Eine gepflegte Weinstube (und andere Spirituosen) und ein kleiner Keller. Ein Künstler diesen Abend an seinem Synthesizer-Tisch. Noch eine Cola an der Theke und der kleine (Wein-)Keller füllt sich mit einer handvoll Menschen, die ersten Töne werden angeschlagen.
Ich stehe in zweiter Reihe und beobachte das beginnende Konzert sehr genau, die Handgriffe des Musikers an seinen Geräten, das Mischpult mit dem Echoeffekt (wahrscheinlich), die in einer kurzen Sequenz am Synthesizer gespielten Noten, seine Bewegungen ... nicht wenige Stunden zuvor, bis 1 Uhr nachts, stand ich genauso vor meinem Synthesizer-Tisch und habe die "Killer-Bassline" für meinen neuen Song eingespielt. Sein Set geht schon in Richtung EBM, mein Set ist ein obskurer Hi-NRG-EBM-Italo-Disco-Mischmasch ("Straight to the floor" für die Tanzfläche produziert). Drei Zugaben von ihm und seine Performance ist gegen 20 Uhr schon wieder zu Ende.
Der Club in der Nähe mit der ursprünglich als Doppelveranstaltung geplanten Aftershow-Party macht erst um 22 Uhr auf. Ich muß die Zeit bis dahin überbrücken. Die erste Stunde sitze ich in einer Pizzeria um die Ecke, die zweite Stunde bin ich wieder in der Bar, bestelle eine zweite Cola, tanze einen Titel im zur Disko umfunktionierten Keller und laufe dann anschließend zu dem größeren Club ein paar Straßenzüge weiter, der vom letzten Wochenende. 22 Uhr und ein paar wenige Minuten - ich bin überpünktlich am Einlaß ... wieder freier Eintritt bis 23 Uhr oder Mitternacht (oder die Kasse war noch gar nicht besetzt, ich laufe einfach durch).
Das Licht in der oberen Bar wird erst gedimmt, als ich meine erste Flasche Wasser für den einen "Garderoben-Euro" bestelle, ich bin wirklich der erste Gast und darf die saubere Toilette als erste benutzen: Juhu! Erstbenutzung! Dafür, daß diese Nacht die Bar oben geöffnet ist, wird die zweite Tanzfläche unten im Keller und die andere kleine Bar gesperrt. Nur die große Tanzfläche ist eröffnet. Ich mache es mir auf dem schwarzen Ledersofa bequem ... mich entspannt durch die Plattensammlung hören. Diese Nacht wird von den DJs nur Vinyl aufgelegt.
Es dauert eine Weile, bis die ersten anderen Gäste kommen und mich aus meinem psychedelischen Trip reißen, wie ich auf dem Sofa liegend den Schein der Lichtampel mit dem Stroboeffekt durch den aufsteigenden Nebel beobachte, bei hypnotischen Beats. Nach und nach kommen weitere Gäste dazu, nicht viele, aber für die Tanzfläche mehr als letztes Wochenende. Ich raffe mich von dem Sofa auf und fange an, die ersten Titel zu tanzen ... Cold Wave, Post Punk - was die Plattensammlung so hergibt.
1:30 Uhr, eine zweite Flasche Koffein- und alkoholfreie Brause ... wie lange ich wohl noch bleibe? Diese Nacht ist die Zeitumstellung von Sommer auf Winter, ich könnte eine Stunde mehr tanzen - oder gehen und eine Stunde mehr schlafen. Tatsächlich bin ich den ganzen Abend schon etwas müde. Die nächsten Titel auf der Tanzfläche wechsele ich mich ab mit tanzen, am Rand stehen, auf meinem Barhocker sitzen ... der Typ da drüben hat sich wirklich eine hübsche Freundin geangelt, so lang waren meine Haare (fast) auch mal.
"2:35 Uhr", Blick auf die Zeitanzeige auf meinem Telefon ... wenig später, ich krame erneut in meiner Handtasche, "2:05 Uhr". OK ... von den nicht allzu vielen Gästen ist die Hälfte schon wieder weg, ich hole meine Jacke und meinen Kapuzenpullover an der Garderobe/Bar ab und beschließe auch zu gehen. Den Abend zuvor in der Bar hatte ich noch überlegt, ob ich mit der Straßenbahn kurz zurück zu meiner Wohnung fahre und mein Auto hole - ich wollte aber den perfekten Parkplatz vor dem Mietshaus nicht aufgeben - also muß ich diese Nacht eben mit Bus, Straßenbahn, oder Taxi zurückfinden.
Eine Straßenbahn fährt nicht um diese Zeit, der Nachtbus ist in dem "Bermudadreieck" der doppelten Stunde auf mysteriöserweise verschollen - ich laufe den Weg zu Fuß durch die Nacht in Richtung Hauptbahnhof. Vorbei an den Arkaden im Innenstadtzentrum (genau denselben Weg bin ich vor exakt 15 Jahren schon gelaufen, meine "erste" Nacht als Frau draußen in Leipzig, mit Ausgehen in einen Club), vorbei an der Oper. Hier stehen zwar auch viele Taxis, aber die werden von Gästen in prunkvollen Abendkleidern belagert (Leipziger Opernball?). Weiter zum Hauptbahnhof ... mysteriöse Angaben an der Anzeigetafel, der Nachtbus steht zur Abfahrt bereit - aber weit und breit ist kein Bus zu sehen, der nächste fährt erst in zweieinhalb Stunden. Mit einem wartenden Taxi innerhalb weniger Minuten zurück zu meiner Wohnung ... Fahrpreis 10 Euro, das wäre auch etwa der Betrag, den ich an der Abendkasse vor dem Club gespart hätte.
Kurz nach 3 Uhr nochwas, wieder zurück in meiner Wohnung, das Übliche ... vor dem Badezimmerspiegel Make-up entfernen, mein schwarzes Spitzenkleid an den Schrank hängen, meine Stiefel beiseite räumen, ins Bett fallen. Gedanken ... hätte ich meinem - jetzt wirklich - Ex-Freund eine Nachricht schreiben können? (Weil ich mich einsam fühle?) Er hätte die Nacht nicht darauf geantwortet, höchstens vielleicht ein "Hi are you at your flat?" den Sonntag Mittag - und dann wäre er wieder sturzbetrunken aufgetaucht, hätte mich in mein Bett gezerrt für einen Blow Job, und wäre danach wieder verschwunden. Ich bin und war für ihn nicht mehr als ein immer sofort verfügbarer Porno.
Mit Tabletten acht Stunden schlafen und das Gedankenkarussell dreht sich den Sonntag Mittag weiter ... dieser heftige Schlag gegen meine Wohnungstür, die (mittlerweile reparierte) Haustür hatte er mit brutaler Gewalt aufgebrochen, hat sich dagegen geworfen und das gleiche auch mit meiner Wohnungstür versucht ... aber die war zu schwer. Dieses Aggressionspotential, hätte ich ihm die Tür geöffnet, hätte er es geschafft - ich bin mir sicher, ich hätte noch mehr von seiner Gewalt abbekommen. Er muß auf Drogen gewesen sein, nur so kann ich mir das erklären.
Keine weiteren Nachrichten von ihm, kein "Sorry", kein: Tut mir leid, ich mach das alles wieder gut, aber ich liebe dich doch! Nichts. Er wird sich auch an nichts erinnern können. Ich bin nur Porno. (Ein zwiespältiges Gefühl, zwischen Angst vor ihm und ihn vermissen.)

12 oder 13 Wochen, 3 Monate später und die Bilder, das Geschehene, gehen mir immer noch nicht aus dem Kopf.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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