[06.09.17 / 23:59]✎ Kandy - Nuwara Eliya. Vormittag: Besuch zweier Geschäfte in Kandy für Kunsthandwerk - Holzschnitzereien und Seide sowie weitere Textilien. Ich bin auf der Suche nach einem echten Seidentuch, rechteckig und grün-schwarz, mit floralem Muster. Die großen Saris interessieren mich nicht so sehr, Schals habe ich schon genug (Nachtrag, ich hätte doch einen echten Kaschmir-Schal kaufen sollen), das kleine schwarze-grüne Seidentuch, welches ich entdecke und in mein Suchraster paßt, probiere ich vor einem Spiegel an. Um die Schultern gelegt, zu einem Dreieck gefaltet, als Kopftuch (persischer Stil) mit viel sichtbaren blondem Haar ... sollte ich irgendwann mal in eine orientalische Familie einheiraten, bringt das bestimmt einen Pluspunkt bei einer sehr traditionellen Schwiegermutter.
Mittag: Eintritt in den botanischen Garten von Kandy, anfangs ist das Wetter noch teilweise sonnig, aber es beginnt schnell ein leichter Nieselregen aus den grau-blauen Wolken zu fallen. Ich mache viel zu viele Fotos von der weitläufigen Parkanlage, ich beschränke meine Auswahl auf das Orchideenhaus und den Ficus (also so groß kann mein Zimmerpflanzen-Ficus als Baum werden). Der Nieselregen wechselt über zu richtigen Regen.
Nachmittag: Fahrt ins Hochland von Sri Lanka, ein paar kurze Fotostops an Teeplantagen und Besichtigung einer aktiven Teefabrik. Ich kann den Erklärungen über die maschinelle Verarbeitung des Tees gar nicht folgen, so schnell wie die Reisegruppen durch die Fabrik geschleust werden ... Endpunkt ist der Verkaufsladen mit dem teuren, fabrikeigenen, schwarzen Ceylon-Tee. Ich trinke zwar noch eine Tasse Tee auf der Terrasse, aber kaufen werde ich den Tee günstiger woanders (z.B. wenn ich irgendwo einen Supermarkt finde, wo die Einheimischen ihren Tee auch kaufen ... bis dahin sammle ich aus jedem Hotelzimmer die Teebeutel neben der Minibar). Danach Mittagessen in einem Restaurant mit Panoramaterrasse - gerne genutzt von den internationalen Gästen für Selfies - und Weiterfahrt über die Serpentinenstraße nach Nuwara Eliya.
Nuwara Eliya, 1890 m über dem Meeresspiegel, Wetter: dunkel, grau, Regen. Ankunft im Hotel Jetwings St. Andrews - ein altes britisches Kolonialhotel, anschließend Stadtrundgang ... aber das Wetter ist so kalt und regnerisch, daß ich nur schnell wieder zurück ins (beheizte) Hotel will. Ich habe zwar zum Glück noch meine leichte Baumwolljacke dabei, aber die Fleecejacke oder der Kapuzenpullover zum Darunterziehen wäre noch besser gewesen (wenigstens die dünne Stretch-Jeans - die ich schon die ganze Rundreise anhabe und mich vor der aggressiven Sonnenstrahlung am Äquator schützen soll - erfüllt seinen isolierenden Zweck auch hier). Zurück ins Hotel - Teatime, schwarzer Ceylon-Tee auf der überdachten und verglasten Terrasse mit Blick den Hang hinunter auf das verregnete Nuwara Eliya (später dann Abendessen im Hotel ... irgendwo zwischen den verwinkelten Gängen, im großen Eßzimmer, vorbei an dem Billard- und dem Kaminzimmer).
[05.09.17 / 23:59]✎ Dambulla - Kandy. Vormittag: Aufstieg zu den Höhlentempeln in Dambulla, ein riesiger Felsvorsprung überragt die Eingänge zu den kleinen Höhlen, bestückt mit vielen Buddha-Statuen (liegend, sitzend), und wahrscheinlich ein paar Statuen der Erbauer, Mönche und Stifter. Beim Tempel neben dem Bodhi-Baum erhalte ich gegen ein paar Rupien ein kleines, weißes Bändchen um mein Handgelenk ... ich wollte erst keins - Karma kann man nicht kaufen. Das Wetter ist noch sonnig und es sind an diesem Vormittag (und Vollmondtag) noch wenig spirituelle Besucher und Touristen unterwegs.
Mittag: Fahrt nach Kandy, unterwegs Besuch eines Gewürzgartens in Matale (mit Massage, Kopf und Schultern) und anschließendem Einkauf von (relativ teurer) Ayurveda-Medizin (Balsam zum Einreiben, Öle zum Auftragen ... oder für Duftlampen).
Nachmittag: Ankunft im Hotel The Tourmaline in Kandy, Besichtigung des Zahntempels mit der Zahnreliquie von Buddha. Viele einheimische Besucher sind an diesem Vollmondtag in dem für Sri Lanka wichtigen buddhistischen Tempel unterwegs - genau wie in Tokio, verzichte ich aus Respekt, Fotos vom Inneren des Tempels zu machen (die Reliquie wird auch nur alle paar Jahre den Besuchern gezeigt). Es fängt an, zu regnen.
Nach der obligatorischen Besichtigung des Weltkulturerbes, schließt sich der Besuch einer Edelsteinschleiferei an ... und des großen Showrooms mit den vielen glitzernden Kaufexemplaren in den Vitrinen - darauf habe ich mit meiner Kreditkarte nur gewartet. In der eher günstigen Ecke mit dem Silberschmuck, lasse ich mir von den Verkäufern ein paar Armbänder anprobieren. Nachdem ich mich für das günstigste Exemplar entschieden habe (es muß irgendwie noch in das Limit meiner Kreditkarte passen), kaufe ich ein silbernes Armband mit grünen Peridot-Edelsteinen und Echtheits-Zertifikat (von einem Geologen höchstpersönlich unter dem Mikroskop geprüft) ... jetzt fehlt mir nur noch der passende Anhänger für die Halskette. Während ich viel Zeit zwischen funkelnden Edelsteinschmuck und Gesprächen mit dem Verkaufspersonal verbringe, befindet sich der Rest der kleinen Reisegruppe schon in einem Theater ganz in der Nähe und verfolgt die Folklore-Show der "Kandy Lake Club" Tanzgruppe. Ich verpasse nur den Anfang des Programms des an sich ganz interessanten Auftrittes der Tänzer und Trommler.
[04.09.17 / 23:59]✎ Sigiriya - Polonuaruwa. Vormittag: Fahrt nach Sigiriya, Besichtigung des Löwenfelsens - und Aufstieg auf den großen Felsen in der prallen Sonne zwischen vielen Touristen und einheimischen Besuchern ... aber der Anblick des Freskos mit den Wolkenmädchen (UNESCO-Weltkulturerbe) ist es wert. Bis hierhin führt der Weg noch im Schatten des Felsens vor der Vormittagssonne entlang, die Wendeltreppe bis zu den Wolkenmädchen erinnert mich irgendwie an die vergitterten Treppenstufen des Eiffelturms in Paris. Weiter bis zum Plateau mit dem Löwentor, den anschließenden Aufstieg bis nach ganz oben, über die schmale Treppe auf der Sonnenseite des Felsen, durch den sich die ganzen Touristenmassen quetschen ... spare ich mir. Was erwartet mich ganz oben? Auch nur Grundmauern von Ruinen, die ich schon auf dem Werbeplakat am Flughafen gesehen habe. Während die kleine Gruppe mit dem Reiseführer nach oben klettert, bleibe ich auf der unteren Ebene im Schatten der Bäume und vertreibe mir die Zeit mit meiner Kamera, das kleine Stativ und Panoramafotos. Nach Rückkehr der Reisegruppe, Abstieg und Besuch des Museums, Fahrt zurück zum Hotel.
Nachmittag: Polonuaruwa, archäologischer Park, dunkle Gewitterwolken ziehen über den Ruinen auf. Wir eilen durch das Gewitter und den Regen durch den Park und den alten Resten von früheren Gebäuden, zum Fotografieren bleibt kaum Zeit ... mit dem Schirm in der einen, und der Kamera in der anderen Hand, Blitz und Donner über mir - aber ich finde den Regen schön (die Einheimischen auch, er beendet die Trockenzeit zwischen den zwei Regenzeiten im Jahr). Auf der Rückfahrt halten wir noch an einem Stausee, fern am anderen Ufer stehen ein paar Elefanten - zu klein für meine Kamera (auf dem Hinweg stand schon ein Elefant auf der Straße - zu schnell und zu überraschend für mich und meine Kamera).
[03.09.17 / 23:59]✎ Colombo - Anuradhapura. Vormittag: Fahrt an der Küste entlang, Besuch eines privaten Hindutempels und eines Wochenmarkts (mit viel Gemüse und Fisch). Mittag: kleines Buffet unterwegs in einem Restaurant mit Panoramablick auf die Umgebung. Minutenlang beobachte ich die kleine, runde Wolke an dem Berg am Horizont ... sie bewegt sich nicht - es ist eine große, weiße Stupa.
Nachmittag: Besichtigung des uralten Bodhi-Baums + Tempel in Anuradhapura (ein direkter Ableger des Bodhi-Baums unter dem Buddha gesessen hat). Der Reiseleiter führt uns weiter zu anderen alten Klosterruinen, Dagobas und Stupas (die ich so nicht mehr einordnen kann) bis zu der großen, weißen Dagoba in Anuradhapura. Es ist Sonntag kurz vor Vollmond, viele Einheimische sind in Weiß gekleidet und besuchen die Prozession (mit Trommler und Musik) rund um die große, weiße Stupa. Viele Mönche sind auch anwesend, darunter auch sehr alte, die irgendwie wichtig und respektvoll aussehen (Notiz für mich: die Mönche in dunkelrot sind nicht die "Prospects des MC", sie stehen nur ein oder zwei Kasten unter denen mit der orangefarbenen und roten Kutte).
Abend: Ankunft im Hotel Cinnamon Village Habarana (große Hotelanlage mit großem Buffet).
[02.09.17 / 23:59]✎ 2:00 bis 8:00 Uhr - Flug Dubai - Colombo ... fast hätte ich den "Final Call" am Gate verschlafen. Flugzeug: eine B777 der Emirates.
10:00 bis 14:00 Uhr - Transfer und Ankunft im Hotel Ramada Colombo.
16:00 bis 18:00 Uhr - kleine Stadtrundfahrt durch Colombo mit dem Minibus und Kennenlernen der kleinen Reisegruppe (nur 5 Personen zusammen) mit der ich die nächsten Tage durch Sri Lanka reise. Bei der Stadtrundfahrt probiere ich endlich mal meine neue Kamera aus und mache ein paar Fotos - die Straßenszene mit der Moschee und dem Werbeplakat für Saris, einen buddhistischen Tempel und den Stadtpark mit einer Buddha-Statue und einem Bodhi-Baum. (Nicht mehr in der Bildauswahl sind der Hindutempel und das riesige Bauprojekt "Port City" der Chinesen.)
[01.09.17 / 23:59]✎ 15:00 bis 23:59 Uhr - Flug Frankfurt - Dubai mit Emirates. Der A380 besitzt im Bordprogramm für die Passagiere eine kleine "Kommandozentrale". Den ganzen Flug über beobachte ich auf dem kleinen LCD-Bildschirm vor mir die wichtigsten Instrumente (Horizont, Speed, Altitude) und die kleine Positionskarte (wir fliegen doch nicht über Syrien und Irak). Zur Landung kurz vor Mitternacht schalte ich um auf die Frontkamera ... den "Burj Khalifa" sehe ich aber auch so von meinem Fensterplatz.
[31.08.17 / 23:59]✎ 14:00 bis 18:00 Uhr - mit dem Zug nach Frankfurt. Den Tag vorher war ich noch in meiner Wohnung in Leipzig, um meine Pflanzen zu gießen.
[24.08.17 / 21:49]✎ Tag der Wahrheit, bzw. "Stichtag" - gegen Mittag habe ich meinen Termin bei der Fachärztin für Genetik, die Chromosomenanalyse als Voruntersuchung für die Operation und für den Antrag bei der Krankenkasse steht noch aus. Die Ärztin erzählt mir, daß viele Transsexuelle diese formale Untersuchung schon zu Beginn ihrer Transition machen. Mein später Termin - 2 oder 3 Jahre nach Beginn der Hormonbehandlung - ist eher ungewöhnlich (oder kommt nicht so häufig vor). Blutabnahme Nr.1 für diesen Tag - nach Anlegen einer Kultur (die Zellwände müssen erst noch aufgehen und die Chromosomen müssen noch aufquellen) und Untersuchung unter dem Mikroskop, wird mir das Ergebnis in ein paar Wochen zugesandt* ... aber eigentlich steht es inoffiziell schon fest - XY - anatomisch ist alles bei mir eindeutig (aber vielleicht erwartet mich noch eine "Überraschung").
Nach dem kurzen Termin bei der Genetikerin, weiter zum lokalen Büro der Aids-Hilfe. In dieser ... nicht näher genannten, größeren Stadt in Sachsen-Anhalt (unweit meines Arbeitsplatzes) ist das Wochenende ein kleiner CSD - und im Rahmen dessen bietet der Aids-Hilfe-Verein einen kostenlosen Testtag ohne Voranmeldung für HIV an. Ich nehme in dem Wartezimmer Platz, fülle den Papierbogen mit der Risikoanalyse aus (Analsex, ungeschützt, ohne Kondom), mein Beziehungsstand (mein Ex-Freund kommt dabei nicht gut weg) und werde dann zum Testen in das kleine Beratungszimmer geleitet. Der Mitarbeiter ist echt sehr nett und die Atmosphäre ist dabei auch sehr angenehm ... nur ich sehe immer traurig aus bei dem ernsten Problem. Auf die Risiken beim Analsex als passiver Partner braucht er nicht weiter einzugehen - die sind mir sehr wohl bewußt. Die sogenannten Schnelltests der dritten Generation decken nur alles ab, was vor drei Monaten passiert ist - die Tests der neueren Generation (die beim Gesundheitsamt), alles vor 6 Wochen ... ich rechne nach, 3 Monate - damit ist "Tel Aviv" auch mit drin. Für die Schnelltests, die so auch in Afrika verteilt werden, wird etwas Blut aus der Fingerkuppe genommen (so wie bei Blutzuckermessung) und auf die Testmarker angewandt (ähnlich eines Schwangerschaftstests). Nochmal 20 Minuten warten und der Streifen auf den Markern zeigt mir an, ob ich positiv oder negativ getestet wurde. Mit "etwas Enttäuschung" muß ich feststellen, daß ich schon wieder HIV-negativ bin ... dabei habe ich mich schon mental darauf vorbereitet. So ein bißchen HIV als Gegenspieler zur MS macht sich bestimmt gut in meinem "Erkrankungs-Portfolio" (dann mit Garantie zum frühzeitigen Ableben). Egal ... eines von beiden ist schon beschissen genug, ich sollte froh sein, daß der Test für mich wieder negativ ausgefallen ist - und ich werde weiter darauf achten, daß die Männer ein Kondom benutzen!
Während ich so in dem Wartezimmer auf das Testergebnis warte, schaue ich mir einzelne Broschüren an ... eine fällt mir besonders auf - es geht um eine Online-Umfrage um Gewalt und Diskriminierung gegen den LSBTTIQ*-Personenkreis und deren Nachbehandlung (Therapie, Traumata usw.). Interessiert lese ich den Flyer durch und fühle mich angesprochen. Ein paar Stunden später werde ich an der Online-Umfrage teilnehmen ... zwei Gewalttaten gegen mich gebe ich an - der Vorfall in der Straßenbahn viele Jahre zuvor (der für mich in der Notaufnahme endete) und der Vorfall letzten Jahres (der Typ der mich angegrabscht und bedrängt hat). Beide Vorfälle habe ich mit meinem Therapeuten thematisiert (oder bzw. aufgearbeitet). Beim Beantworten der Fragen in dem Online-Formular, kommen alle Erinnerungen wieder zurück ... mir fällt auf, daß ich mit physischen Gewalterfahrungen offenbar besser umgehen kann als mit psychischer Gewalt - die Knochen wachsen wieder zusammen, aber die Ängste und die Bilder im Kopf lassen einen zerbrechen.
*(Das schlichte Ergebnis eine Woche später: "XY, unauffällig", so ein Mist ... und woher kommt dann mein eingebildeter Monatszyklus?)
[23.08.17 / 22:43]✎ Viel zu wenig Bilder in meinem Blog die letzte Zeit - also stelle ich mal zwei online ... mit was bewege ich mich eigentlich fort?.
Bild 1 (März 2016): Mein (noch jungfräulicher) MX-5 kurz vor dem Kauf auf dem Parkplatz des Händlers (wenige Monate vor der ersten Schramme hinten links).
Bild 2 (Oktober 2008): Kurz vor der Ausfahrt mit meiner 750er Honda (die leider die meiste Zeit des Jahres nur ein einsames Schattendasein in der Garage fristet, umhüllt von Spinnweben).
(Nicht mehr im Bild - mein alter Fiat ... der immerhin 15 Jahre gehalten hat.)
[20.08.17 / 23:26]✎ Zurück in Leipzig - das letzte Wochenende war ich schon nicht in meiner Wohnung (ich fürchte mich vor meinem Ex-Freund) - dieses Wochenende muß ich wenigstens mal hin, um meine Pflanzen zu gießen. Er hat immer noch die Schlüssel für meine Wohnung ... wird er betrunken randaliert haben (wie schon mal in seiner Küche)? Alles Porzellan zerschmeißen (mein schönes Kahla-Kaffee-Service)? Mein Kleiderschrank geplündert und durchwühlt haben? Mit Angstgefühlen steige ich den Freitag Abend die Treppen hoch zu meiner Dachgeschoßwohnung ... ich stecke den Schlüssel in das Türschloß ... er paßt nicht! Ein Schreckmoment - macht er etwa dasselbe mit mir, was ich vor einigen Wochen mit ihm getan habe und schließt sich in meiner Wohnung ein? Kurz durchatmen ... falscher Schlüssel - ich wechsle am Schlüsselbund zu dem richtigen Schlüssel und schließe meine Wohnung auf. Es ist schon dunkel den Freitag Abend gegen 22 Uhr, ich suche den Lichtschalter und mein Blick schweift durch die ganze Einraumwohnung ... ich bin allein, er war nicht da, alles ist so, wie ich es verlassen habe (selbst den Pflanzen geht es gut und sie sind noch nicht vertrocknet). Ich packe meine Sachen aus und richte mich wieder ein. Kurz nach Mitternacht gehe ich ins Bett ... nicht ohne die Wohnungstür von innen abzuschließen und im Kleiderschrank nach dunklen Schatten zu suchen. Ich habe Angst vor ihm ... die letzten zwei Wochenenden mit ihm (besonders das letzte) haben mich zu sehr verschreckt. Ich probiere die Nacht noch ohne eine Tablette einzuschlafen, nehme dann etwa eine Stunde später doch eine.
Sonnabend später Vormittag, ich stehe auf, Frühstück mit meinen mitgebrachten Brötchen. Nach dem Duschen und Anziehen sammle ich alle seine leeren Bierflaschen ein (und meinen Getränkekasten Wasser) und fahre damit zur nächsten Kaufhalle. Wenn ich Glück habe, reicht der Flaschenpfand und mein 5-Euro-Schein für den gesamten Einkauf - auf meiner imaginären Liste stehen Tomaten, Möhren, eine Dose Thunfisch, ein Paket kleiner Wasserflaschen und vielleicht noch eine Packung Weintrauben als Nachtisch. Das Geld reicht, ich habe sogar noch ein paar Euromünzen über.
Weiter den frühen Sonnabend Nachmittag zum Einkaufen in die Leipziger Innenstadt, ich parke mein Auto in dem Parkhaus am Bahnhof und lasse erstmal das gekaufte frische Gemüse und das Obst im Kofferraum - so schnell wird es gleich nicht verderben. Auf dem Weg zum nächsten EC-Automaten plane ich meine Einkaufstour für diesen Nachmittag - die Apotheke in der Fußgängerzone, Schuhladen Nr. 1 gegenüber, der teure Naturkosmetikladen ein paar Gehminuten entfernt, weiter zum favorisierten Schuhladen Nr. 2 und - wenn ich dann noch kann - das teure Kaufhaus am Marktplatz.
In der Apotheke frage ich nach Mückenschutzmittel - das stark nach Ammoniak stinkende (aber wirklich sehr gut wirkende) Mittel zur Nachbehandlung der zahlreichen Stiche auf der Haut, haben die leider nicht im Sortiment, dafür kaufe ich zum Schutz gegen diese Biester ein Spray, welches von einem ominösen Tropeninstitut angepriesen bzw. empfohlen wird ... ich brauche das für meine nächste Reise sehr dicht am Äquator.
Weiter in den ersten Schuhladen, ein paar Peeptoes mit High Heels stehen auf meiner Wunschliste ... die müssen nicht zum Laufen geeignet sein, nur zum gut Aussehen an den Füßen, während ich irgendwo in einem Club die Nacht auf einem Barhocker sitze, die Beine überkreuze und Männer beobachte ... also etwas für meine "semi-professionelle Arbeit", meinem marokkanischen "Klienten" würde das bestimmt gefallen. Ich durchstreife den ersten Laden, leider nichts passendes - außer das eine Paar schwarze Pumps, das ich schon habe. Weiter durch die Innenstadt zu dem teuren Naturkosmetikladen.
Nachdem ich meine obligatorischen zwei Probefläschchen mit Haarwäsche und Duschbad für die nächste Reise eingekauft habe, bewege ich mich weiter in Richtung Schuhladen Nr. 2 ... vor dem Eingang empfängt mich ein riesiges, rotes Plakat: "Rausverkauf! Alle Schuhe 60% reduziert!" Ich betrete den Laden und es ist wirklich sehr viel Andrang, überall stehen die Schuhe eng aneinander und viele Menschen probieren etwas an oder suchen die Regale ab. Alles ist umgeräumt, nichts steht an dem Platz, wie bei meinem letzten Schuhkauf vor ein paar Wochen. Wenigstens sind sie immer noch (einigermaßen) nach Farbe sortiert und überall stehen die Hinweise für die Schuhgröße. In all dem Durcheinander und den vielen Menschen entdecke ich das eine schwarze Paar Stiefeletten eines kleinen italienischen Designerlabels ... ich nenne es mal meine "Made-in-Italy-Schuhe". Sie stehen seit meinem letzten Einkauf immer noch da und keiner scheint sich dafür zu interessieren. Die schmalen Absätze sind viel zu hoch, die Schuhspitze ist sommerlich ausgeschnitten (also Peeptoes) und auf dem Etikett steht immer noch der Preis kurz vor der 200-Euro-Schmerzgrenze. Ich nehme sie vom Regal, laufe nochmal damit Probe ("paßt") und gehe mit meinem neuen Schuhpaar in der Hand zur Kasse. Das letzte Mal habe ich sie nicht gekauft, weil die hohen Absätze viel zu "unpraktisch" sind - jetzt ist mir das egal und ich lege diese bezaubernden italienischen Markenschuhe auf den Tresen an der Kasse ... 180 Euro minus 60 Prozent? Ein Wahnsinnspreis - und die Schuhe haben nur auf mich im Regal gewartet, daß ich Wochen später nach meinem letzten Besuch wieder zurückkehre und sie doch kaufe. Weiter in das nächstgelegene Kaufhaus in der Fußgängerzone am Marktplatz.
Ich will eigentlich nur ein schlichtes olivgrünes T-Shirt kaufen, nichts Aufwendiges, nichts Teures. Auch hier werde ich fündig, probiere etwas an, laufe weiter durch das Kaufhaus ... bewundere ein paar sauteure "Samt-Stiefeletten" - mit der Einkaufstüte mit meinen gerade eben gekauften Stiefeletten in der einen Hand und dem anprobierten olivgrünen T-Shirt in der anderen Hand. Einkaufen ... Schuhe ... Sachen von (viel zu überteuerten) Designerlabels - meine Welt. Ich könnte Stunden damit verbringen, aber irgendwann macht der Körper (und die Füße) einfach nicht mehr mit. Zurück zum Auto im Parkhaus am Hauptbahnhof (und unterwegs noch mit den übriggebliebenen Münzen ein italienisches Eis kaufen).
Irgendwann so gegen 17 oder 18 Uhr bin ich wieder zurück in meiner Wohnung und bereite das Abendessen für den Tag vor. Es gibt Pasta mit Thunfisch und Tomaten und die italienische Gewürzpalette (Oregano, Basilikum, Thymian, viel Knoblauch, etwas Chili). Nachdem ich alles gekocht, aufgegessen und den Abwasch gemacht habe, springe ich wieder kurz unter die Dusche und mache mich ausgehfertig für die Nacht. Ich will die Nacht in den Club in der Südvorstadt, in den ich letzten Sommer beim Verlassen von "gewissen" Männern angesprochen und ... belästigt wurde. Was ziehe ich die Nacht an? Kein Kleid, kein Push-up, Schuhe mit Absätze? Ja, aber nur meine schwarzen Stiefeletten ... leider keine Stilettos, mit denen ich mich im Notfall wehren könnte. Schwarze Jeans, schwarze Lederjacke, schwarzes - nicht so attraktives - Top, nur Kajal um die Augen und dezenter Silberschmuck. Wenn mich einer anmacht - ich bin nur ein Kerl mit langen Haaren (höchstwahrscheinlich ein "Metaler") und mit einem "Hormon-Problem" (wegen den kleinen Brüsten). Meine Ausrede wirkt vielleicht nicht überzeugend, aber ich habe wenigstens einen Versuch. Mit dem Auto eine Stunde vor Mitternacht in die Gegend um den Südplatz.
Ich parke mein Auto ein oder zwei Straßen entfernt von dem kleinen Club und laufe erstmal zielgerichtet zu den Bars an der belebten Straße. Ein Glas Wasser, ein Ciabatta (mit noch mehr Knoblauch) und die alkoholfreie Version einer "Pina Colada" später, laufe ich wieder zurück zum Eingang des Clubs. Es ist kurz vor Mitternacht und alles ist verschlossen. Irritiert laufe ich noch einmal um den ganzen Block, wieder am verschlossenen Eingang vorbei und zurück zu meinem geparkten Auto. Kein Wunder, daß bei der Disco-Veranstaltung sonst so wenig Leute kommen, wenn immer verschlossen ist und nie klar ist, ob oder wann (vielleicht weit nach Mitternacht) die Disco stattfindet ... vielleicht hatte der Punker-DJ auch einfach keinen Bock mehr (kommt schon vor). Plan B - mit dem Auto ein paar Straßenzüge weiter zur nächsten Disco die Nacht in Connewitz. Ich finde einen Parkplatz in der Nähe in dem Wohngebiet und laufe zu dem Haus mit dem Clubkeller. Diese Nacht ist dort eine 80er-Jahre-Party, auf dem Flyer beworben mit "alternativen" Songs.
Als ich den Clubkeller betrete, sind noch nicht sehr viele Leute da. Der DJ spielt etwas Italo-Disco an ... noch bin ich erfüllt mit etwas Hoffnung. Der Club füllt sich ... Stinos. Die Musik wechselt über Rap zu Detroit, frühes House - eigentlich gar nicht schlecht. Ich schließe meine Augen in dem mittlerweile vollen Club und stelle mir vor, ich wäre irgendwo in einer Underground-Disco in New York und die Tanzfläche ist voller attraktiver (und wahrscheinlich schwuler) Männer (die mich als Transe immer so nett in Ruhe lassen). Ab und zu muß ich die Augen öffnen und mich der Realität stellen, die übliche Leipziger Studenten-Hipster-Stino-Mischung, mit übergroßen Frauenanteil. Kurz nach 1:30 Uhr, ich verlasse den stickigen Club - eigentlich nur um etwas frische Luft zu atmen - aber spontan entscheide ich mich zu gehen. Gute Musik, falscher Club. Zurück mit meinem Auto zu meiner Wohnung in Leipzig.
Etwa eine Stunde später - und nachdem ich mir den schwarzen Kajal halbwegs aus den Augen gewaschen habe - falle ich ins Bett. Das erste Mal seit vielen Monaten, daß ich keine Tablette zum Einschlafen brauche. Die Tür ist verriegelt und von meinem Ex-Freund höre (oder lese) ich sowieso nichts mehr. Das Telefon ist die Nacht einfach aus.
Sonntag Vormittag, ich habe nichts vor, die Pflanzen habe ich den Tag zuvor schon gegossen und alle Einkäufe sind erledigt. Ich muß den Tag nur frühstücken, gegen Mittag duschen, Tai-Chi-Übungen machen, Mittagessen kochen und später dann alle meine Sachen zusammensammeln (die neu gekauften Schuhe und das Paar Plateau-Sandaletten, den Bikini und ein Sommerkleidchen für die nächste bevorstehende Reise). Für das Mittagessen habe ich wieder etwas Veganes vorbereitet - es gibt Couscous mit Kichererbsen, Möhren und Tomaten. In einer Pfanne Knoblauch und Schalotten in Olivenöl erhitzen (mehr Knoblauch als Schalotten), währenddessen die Möhren in kleine Scheiben schneiden, mit dazu in die Pfanne, Tomaten waschen, vierteln, auch mit in die Pfanne, alles mit Pfeffer und Chili würzen (viel Chili), die orientalische Gewürzmischung dazu (Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel), in einem anderen Topf Couscous mit etwas Kurkuma im heißen Wasser 5 Minuten aufquellen lassen, in eine Müsli-Schüssel geben, mit der Tomaten-Möhren-Kichererbsen-Soße/Pampe übergießen - und mit einem Löffel aufessen. Vegan ist so schön einfach zu kochen.
[30.07.17 / 22:19]✎ Ich glaube nicht, daß wir noch eine gemeinsame Zukunft haben, "Please return the keys."
Eines der vielen einsamen Wochenenden in Leipzig irgendwo in einer Bar, ich entdecke etwas Neues für mich. Anstatt aus Frust irgend etwas zum Anziehen zu kaufen (meistens etwas viel zu Teures), fange ich jetzt einfach an, aus Frust zu essen. Mit jeder bestellten Cola an dem Single-Tisch im Außenbereich, bestelle ich noch zusätzlich ein Baguette, ein Ciabatta oder ein anderes Weißbrot (mit viel Knoblauchbutter) dazu und schaufle alles in mich hinein ... allein die drei Colas haben schon genug Zucker (und Koffein, so kurz vor Mitternacht).
Auf seine Nachricht den Nachmittag hin, bin ich nach Leipzig gefahren - dabei war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt noch fahren soll. Mir geht es psychisch und seelisch echt beschissen ... irgend etwas stimmt nicht, wenn ich mir bei meiner täglichen Fahrt zur Arbeit durch die Baumallee auf der Landstraße schon genau den einen, optimalen Baum aussuche, gegen den ich im "Bedarfsfall" mit einer präzise ausgerechneten Geschwindigkeit krachen will (schnell genug, um es tödlich zu machen - und noch langsam genug, um es nach einem Unfall aussehen zu lassen).
Ich nehme meine Tabletten, ich gehe zu meinem Therapeuten, ich spreche darüber, ich schreibe Tagebuch - ich tue eigentlich alles Richtige, um gegen diese gefährlichen Gedanken anzukämpfen.
Die Nacht zurück in meiner Wohnung, ich kann nicht einschlafen, jedes kleinste Geräusch oder Knacksen läßt meinen Adrenalinspiegel und meinen Puls explodieren. Die Wohnungstür ist von innen verriegelt, das Telefon liegt wie immer weit abseits und auf stumm gestellt auf dem Bartisch an der Küche. Er hat seit seiner Nachricht den Nachmittag viele Stunden zuvor nichts mehr geschrieben. Erst als die Sonne an diesem heißen Sonntag Morgen aufgeht und meine Wohnung hell erleuchtet (außer die schattige Schlafecke), kann ich für ein paar Momente einschlafen. Angsterfüllte Träume ... immer wieder versucht jemand die Wohnungstür aufzuschließen, schafft es aber nicht.
In den Wachmomenten verfolgt mich immer wieder das Bild vom letzten Wochenende mit ihm zuvor, wie ich in meinem Bett liege und er sich vor mir kniend einen runterholt und auf mein Gesicht abspritzt ... zum Glück nicht in meine Haare, es läuft nur an meinem Gesicht und den Hals herunter und tropft auf mein Kopfkissen. Ein "facial" ... das sieht in den Sexpornos für Männer vielleicht noch gut aus - aber für mich (als die, die das abbekommt) wirkt das nur noch entwürdigend und deprimierend ... so daß ich daran zweifle, ob ich für ihn noch irgend etwas wert bin.
Ich will das nicht mehr. Er ist nie da, außer er will Sex mit mir. Wir haben sonst keine gemeinsamen Momente - außer die, in denen ich ihn betrunken irgendwo abholen muß. Das mit der Heirat, das ist nur für das Papier, damit er den Behörden etwas vorlegen kann. Es ist sonst weiter nichts wert. Ich bin nichts wert. Ich rangiere in seiner Prioritätenliste ganz weit unten, weit vor mir kommen seine Familie, seine Freunde, seine Kollegen. Schon lange spiele ich mit dem Gedanken, das alles zu beenden ... es tut mir nicht mehr gut. Schlußmachen mit ihm über eine SMS? Fies ... aber ich treffe ihn ja nie außerhalb meiner Wohnung (bzw. meines "Stundenhotels", als seine Sexgespielin) und mein Bett, kann nie mit ihm ein längeres Gespräch führen. Also doch die berüchtigte, letzte SMS.
Nachtrag: Ich weiß, daß er jetzt der Gute ist und ich die Böse - aber seine beruhigende "Alles wird gut"-Antwort und daß er darüber mit mir reden will, wirkt so total entwaffnend auf mich, daß ich meine vorbereiteten Phrasen für den bevorstehenden Schlagabtausch mit ihm verwerfe.
Die letzte Sitzung mit meinem Therapeuten entlarvt ein ganz anderes, viel ernsteres Problem ... der sexuelle Übergriff auf mich von dem Typen letzten Sommer (der, der mich von der Disco bis zu meinem Auto verfolgt hat) hat einige traumatische Spuren in meiner Psyche hinterlassen ... sexuelle Nötigung ist keine Ordnungswidrigkeit sondern eine Straftat!
[24.07.17 / 00:04]✎ Mein Buch bzw. das kleine 30-Seiten-Heftchen an dem ich die letzten 3 Monate geschrieben habe (mit einem Monat liegenlassen und dann Korrekturlesen), ist jetzt online verfügbar. Die Tagebucheinträge von meiner Reise nach Tel Aviv - mit 40% neugeschriebenen Material! Was ist fiktiv, was ist wirklich passiert? Ich müßte eigentlich die ganze Geschichte auf 5-fache Größe (150 Seiten) ausarbeiten, damit es wirklich ein ernstzunehmender Kurzroman wird ... aber dafür habe ich weder die Zeit, noch das Talent - und einen sehr eigenwilligen bzw. "sperrigen" Schreibstil.
Danke an die, die in den letzten Jahren mal eine Nachricht hinterlassen haben. Auch wenn ich vielleicht die eine oder die andere inspiriert habe, den TS-Weg zu gehen - ich bin mir sicher, ihr habt mich schon längst überholt.
[19.07.17 / 21:53]✎ Korrektur des OP-Termins und der Warteliste ... heute erreicht mich ein Schreiben von der Praxis des Chirurgen in München, es beinhaltet das Attest für die Krankenkasse und den Termin für die Operation - in mehr als 4 Jahren! Ein Schock ... noch 4 Jahre? Bis dahin bin ich doch schon längst tot und habe mich aus Verzweiflung umgebracht. OP: 2021, Korrektur-OP: 2022 - das macht doch alles keinen Sinn mehr! Da bin ich doch schon über 40! Wer will den mit so einer alten Transe noch Sex haben? Da kann ich mir die Operation eigentlich auch sparen. Ich lege den Brief beiseite und breche in Tränen aus ... überlebe ich die nächsten 24 Stunden? Soll ich die Selbstmord-Hotline anrufen? Wenn ich mir schon die Pulsadern aufschneide, warum kann ich den Schnitt nicht einfach "viel tiefer" ansetzen und mir das verdammte Ding abschneiden? (Und wie kann ich mich betäuben, die entstehende Wunde und die Blutung stoppen?) Es dauert noch ein paar Stunden, bis ich mich wieder beruhige und mich sammeln kann ... hol dir eine zweite Meinung, es gibt noch mehr Ärzte in Deutschland. Dann muß ich eben auf den Luxus der "kombinierten Methode" verzichten und mich irgendwo anders in Deutschland -zeitnah- unters Messer legen. Ich versuche Kontakt mit einer anderen Klinik aufzunehmen, die noch nach der alten Methode ("Penis umstülpen") operiert. Thailand bleibt auch weiterhin eine Option, aber ich fürchte mich vor dem langen Flug (frisch operiert).
(Und das alles nur, weil ich mir eine "Deadline" für die GaOP auf das Alter von 35 bis 39 Jahre gesetzt habe ... geplanter Suizid dann spätestens mit 59.)
[16.07.17 / 23:24]✎ Zurück auf's Bett, endlich ausruhen (irgendwann vielleicht, kaufe ich mir auch eine Couch). Meine Gedanken kreisen weiterhin um die Situation in der Bar den Abend zuvor. Ein ambivalentes Gefühl, irgendwie würde ich mir gerne die Freiheit nehmen, alleine auszugehen und wieder die Nacht ruhig in meinem Bett zu schlafen - andererseits vermisse ich ihn dann doch wieder und seine Nähe ... würde er wenigstens nicht mehr so viel trinken, das bringt ihn nur immer wieder in Schwierigkeiten. Gegen 21 Uhr kommt eine Nachricht von ihm und er fragt, ob wir die Nacht wieder etwas unternehmen und wenn ja, wo - ich antworte ihm und schreibe, daß ich die Nacht wieder in Plagwitz in einen Club ausgehe ... nenne ihm aber noch nicht den Ort und die Straße. Ich muß vorher noch eine Dusche nehmen und mich ausgehfertig machen ... beim Anblick meines sonnenverbrannten Gesichts im Spiegel verzichte ich auf jedes weitere Make-up. Immerhin ist es nicht so extrem stark verbrannt, wie auf der letzten Reise nach Tel Aviv. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich nicht doch meine schwarzen Lederhandschuhe und die dicke Sonnenbrille die Nacht im Club trage (wie in der Szene aus einem bestimmten Vampirfilm). Ich wechsele nur die Schuhe (jetzt die Stiefeletten mit Absätzen) und verwerfe den Gedanken, das schwarze Spaghettiträgertop - welches ich schon während der Demo unter der Jacke anhatte - für die Nacht ein weiteres Mal anzuziehen (dafür das T-Shirt von der Autobahnfahrt den Abend zuvor). Ich habe so viele extravagante Sachen in meinem Kleiderschrank und trage ja doch nie etwas davon ... nur ganz selten.
Der Club in Plagwitz, einer meiner zwei Lieblingsclubs in der Leipziger Szene, kurz vor Mitternacht parke ich mein Auto in der Nähe und laufe die dunkle Gasse ohne Beleuchtung zum Eingang. Diese Nacht zwei Tanzflächen und die Soli-Party für den linksalternativen Block (der Wagen von der Demo einige Stunden zuvor). Kurzer Blick auf das Telefon, erst jetzt schreibe ich meinem Freund die zweite Nachricht und beantworte seine Frage, wo exakt ich die Nacht ausgehe ... auch wenn er vorher geschrieben hat, daß er dann mich in dem Club treffen will - er wird ja doch nicht vorbeikommen. Ich unterdrücke den letzten Funken Hoffnung, den Glauben und das Vertrauen in ihm und zwinge mich, nicht jede Minute auf das Telefon zu starren und ständig vor dem Eingangsbereich auf ihn (vergebens) zu warten. Sieht vielleicht doof aus, daß ich da nur alleine bin - aber das war vorher auch schon so. "Transen" haben keine Freunde, trans ist wie Lepra oder Aids, sobald die "Krankheit" ausbricht, wenden sich alle ab. Ich habe nur zwei Liebhaber, die mich gelegentlich für Sex treffen. Wo ist mein Leben, welches ich davor hatte? Auf der oberen, zweiten Tanzfläche werden im dichten Nebel und der spärlichen bunten Beleuchtung zwei Italo-Disco-Titel gespielt - kurzer Backflash - soviele Stunden, soviele Nächte, die ich einsam zu Hause vor meinem Computer programmiert habe und dabei diese Italo-Disco-Musik gehört habe ... "Kann nicht programmieren zu der Musik!" Immer wieder mußte ich von meinem Drehstuhl vor dem Computer einfach aufstehen und tanzen. Meine privaten Softwareprojekte, für die ich nur das Wochenende ein paar Stunden Zeit hatte, haben sich dafür endlos in die Länge gezogen (Exkurs in mein altes Leben zuvor).
2 Uhr und ein paar Minuten nach Mitternacht, ich verlasse den Club ... letzter Nachrichtenstand von meinem Freund - 2 oder 3 Stunden zuvor war er noch irgendwo woanders in der Stadt in irgendeiner Bar. Wahrscheinlich ist er jetzt schon wieder vollkommen betrunken und wird sich die Nacht nicht mehr bei mir melden. Zurück zu meiner Wohnung, überraschenderweise ist mein Parkplatz vor der Haustür immer noch frei und ich kann ganz bequem einparken. In meiner Wohnung verbringe ich erst ein paar Minuten im Bad (auch wenn ich gar kein Make-up entfernen muß), lüfte kurz durch, werfe eine von meinen Tabletten ein und lege mich um 3 Uhr die Nacht schlafen. Zuerst liegt mein Telefon wieder weit abseits und auf lautlos gestellt auf dem Bartisch in der Küchenecke - aber was, wenn er doch noch anruft oder mir eine Nachricht schreibt? Vielleicht braucht er meine Hilfe (nach der Situation von Freitag Nacht bin ich noch mehr besorgt). Ich hole das Telefon wieder zurück an mein Bett. Die Wohnungstür ist nicht von Innen verriegelt, er kann jederzeit mit seinem Schlüsselpaar die Nacht und den Morgen wieder zurückkommen und mich aufwecken. Ich bin emotional darauf vorbereitet (glaube ich zumindest).
10 Uhr den Sonntag Morgen, Blick auf mein Telefon - keine Nachrichten. Wenigstens konnte ich mal durchschlafen (dafür habe ich in der Nacht in dem Club auch keine stark koffeinhaltige Cola mehr getrunken). Ich frühstücke kurz etwas (Rosinenbrot und Nuß-Nougat-Creme), trinke ausnahmsweise keinen Kaffee und hole stattdessen wieder meinen Laptop ans Bett ... Tagebuch schreiben (das nimmt immer soviel Zeit in Anspruch). 14 Uhr und ein paar Minuten, weiter keine Nachricht von ihm, aber dafür registriere ich einen entgangenen Anruf von meinem zweiten Liebhaber (ich gehe schon seit einiger Zeit nicht mehr ran). Zeit den Sonntag Nachmittag aufzustehen und irgendwo etwas zu essen für mich zu organisieren (der Kühlschrank ist leer und ich hatte keine Zeit zum Einkaufen ... jedenfalls nicht für Nahrungsmittel). (Ende Teil 3/3)
[16.07.17 / 23:23]✎ So gegen 10 oder 11 Uhr den Sonnabend Vormittag entschließe ich mich aufzustehen, mein Freund neben mir wird auch kurz wach ... mit Sex als Konsequenz. "Please use a condom!" - er zieht es, unbemerkt von mir, wieder ab ... dabei habe ich doch dieses "blutige Problem" da unten. Mir ist die Gefährlichkeit dieser Situation sehr wohl bewußt, ich kann nur ihm vertrauen, daß er sich nichts eingefangen hat (ich ebenso). 12:30 Uhr gegen Mittag schließe ich leise die Wohnungstür hinter mir und lasse ihn in meinem Bett weiterschlafen, er hat zwar den Tag frei, aber er wird sich nie mit mir zusammen auf dem CSD zeigen. Zurück in die Leipziger Innenstadt, ich will meinen optimalen Parkplatz vor der Haustür nicht aufgeben und nehme die Straßenbahn.
Am Marktplatz angekommen, streife ich die Stände der verschiedenen Vereine ab, lasse mich an dem Stand der Aids-Hilfe beraten über neue Tests (besser ist konsequent schützen), kaufe mir ein Schlüsselband in den Regenbogenfarben und befestige es an meiner Handtasche. Immer wieder beobachte ich den Himmel, ich habe mich für die schwarze Kombi aus Jacke, Jeans, dunkler Sonnenbrille und absatzlosen Stiefeletten entschieden. Zwischen den dunklen Wolken brennt immer wieder die heiße Sommersonne auf die schwarzen Sachen - und die Haut. Hoffentlich zieht sich die Wolkendecke noch zu - war so im Wetterbericht angekündigt - ich habe extra auf Hut und Sonnencreme verzichtet. Kurz nach 14 Uhr - der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung, wo bin ich? Ganz hinten natürlich, der linksalternative Wagen der Connewitzer Szene - der schwarzbunte Block.
Die Demo, von mir liebevoll auch "Pride march" genannt, zieht in einer leicht anderen Route als letztes Jahr durch das Leipziger Stadtzentrum. Immer wieder kreuze ich die Seiten oder laufe parallel zum Demonstrationszug, um auf der Schattenseite zu bleiben ... Wettervorhersagen - das ist so eine Pseudowissenschaft wie Astrologie, ich könnte genausogut auch mein Horoskop lesen und daraus das Wetter für mich deuten. Die dunklen Wolken haben sich größtenteils verzogen und die Sonne - mein größter Feind - brennt sich in meine Haut. Hartnäckig behalte ich meine Jacke und meine Sonnenbrille an, wenigstens die Schultern und meine Augen sind so vor der aggressiven UV-Strahlung geschützt (ja, tut mir leid, aber einige von uns sind nun mal Vampire - schön, daß wir das jetzt mal aussprechen können, mein Coming-out).
Irgendwann so nach 16 Uhr (oder schon 17 Uhr?) kehrt die Demo zum Marktplatz zurück und ich kann mir als Belohnung für die Strapazen in der Sonne endlich ein Eis kaufen und im Schatten essen. Der kilometerlange Fußmarsch ist für mich noch nicht beendet - es folgt eine anschließende Shoppingtour durch die zwei Kaufhäuser rund um den Marktplatz und in unmittelbarer Nähe. Bei einem Spontankauf einer bunten Hippie-Tunika vor zwei Wochen ist mir aufgefallen, daß das gar kein Kleid ist und daß ich das nur mit einer Leggings oder einer dünnen Baumwollhose kombinieren kann. Ich taste in den zwei Kaufhäusern alle schwarzen Jeanshosen ab (SSV und "Grabbeltisch") und versuche eine Hose zu finden, die dünner ist als meine Jeans, die ich gerade trage. Zwei Hosen probiere ich an, meine Wahl fällt auf eine schwarze dünne Skinny Jeans mit Stretch-Anteil ... aber was heißt "cropped" auf dem Label? Gekürzte Hosenbeine? Eine von diesen modisch zweifelhaften Capri-Hosen? Nein, nur knöchellang - also für mich und meine kurzen Beine total optimal. Markenhose + Preis reduziert + anprobiert und paßt = gekauft. Weiter in die Innenstadt, irgendwo etwas essen ... vorzugsweise italienisch und draußen. Nach dem Abendessen mit der Straßenbahn wieder zurück zu meiner Wohnung ... wie wird mein Freund reagieren, daß ich ich mich mittags einfach davongeschlichen habe (irgendwie auch eine Flucht) und ist er überhaupt noch da? Ich habe einfach angenommen, daß er sowieso nicht mitkommen will. Ich schließe meine Wohnungstür auf und er ist nicht mehr da. (Ende Teil 2/3)
[16.07.17 / 23:22]✎ Zwei Tage später, den Dienstag darauf, schreibt er mir sehr lange Nachrichten - er braucht einen Nachweis über mein Gehalt die letzten 6 Monate und eine Kopie meines Arbeitsvertrages für die Behörde, wahrscheinlich für das Einreisevisum seiner Familienangehörigen, die er aus Syrien nach Deutschland holen will. Prinzipiell würde ich ihn dabei unterstützen, ich hätte ihn auch geheiratet, falls er einen Aufenthaltstitel für sich braucht ... aber den hat er ja schon längst. Heiraten - müssen wir nicht verheiratet sein, damit er Zugriff auf mein Einkommen erhält? Seine Heiratsanfrage kommt einige Tage später den Freitag als SMS auf mein Telefon, ich muß ihm nicht sofort antworten, er ist das Wochenende sowieso nicht in Leipzig und wir können uns gar nicht sehen ... sollte ich jetzt nicht total überglücklich über seine Heiratsanfrage sein? Schon alles anfangen zu planen, den Ort, das Kleid, die Schuhe, alles in Weiß, mit oder ohne Gäste, wieviele Einladungen ... ich weiß nicht, ob ich gerade schwer depressiv bin, aber die Stimmung ist gedrückt. Ich habe momentan mehr detaillierte Pläne mich umzubringen, als ihn zu heiraten. Die Gedanken, welches weiße Kleid ich anziehe (ein weißes Häkelkleid) und den Ort (irgendwo am Meer) und wieviele Gäste (keine, nur wir zu zweit) habe ich vor gefühlt einem Jahr aufgegeben. Wenn er das Wochenende sowieso nicht da ist, warum soll ich dann nach Leipzig fahren ... ich habe noch eine andere Geliebte neben ihm, ihr Name ist "Honda" und ich habe sie das ganze letzte Jahr vollkommen vernachlässigt. Ich kurve stattdessen das Wochenende ein paar Kilometer mit meinem Motorrad durch die Gegend.
Das Wochenende darauf - das CSD-Wochenende - will ich unbedingt wieder in Leipzig sein. Die Tage vorher beobachte ich die Wetterprognosen, plane meine Kleidung für die Demo (schwarzer Kapuzenpullover und Vermummungstuch oder doch lieber ein kurzes Kleid und "Nutenstiefel" mit hohen Absätzen?), wahrscheinlich wird es bewölkt sein und es könnte regnen (also doch die schwarze Jacke und die schwarze Jeans und bequeme Schuhe ohne Absätze). Mein Freund schreibt mir eine Nachricht, er hat irgendwie "gute Nachrichten" und möchte sich mit mir Freitag nach Mitternacht (also nach seiner Arbeitsschicht) mit mir treffen und lädt mich ein. Gegen 22 Uhr den Freitag Abend bin ich wieder zurück in meiner Wohnung, räume kurz auf, nehme eine Dusche und beobachte nebenbei mein Telefon - noch keine weitere Nachricht von ihm. Kurz vor Mitternacht setzte ich mich wieder ins Auto und will ihn in der Stadt abholen - als er plötzlich im strömenden Regen im Dunkeln der Straßenlaterne an die Scheibe meiner Fahrertür klopft. Ich erschrecke, ich habe ihn hier nicht erwartet, sollte er nicht noch bei seiner Arbeit sein? Er steigt ein und wir fahren kurz zu seiner Wohnung, er hat sein Telefon da vergessen (deswegen keine Nachrichten), bevor wir wieder zurück in die Innenstadt fahren.
Die Situation ist angespannt, ich muß mich im Regen die Nacht auf den Stadtverkehr konzentrieren, alle seine Kontaktversuche blocke ich ab. Er leitet mich wieder zu der Bar in Plagwitz von vor zwei Wochenenden ... nur dieses Mal ist er allein und hat keinen weiter sonst eingeladen. Wir parken ein paar Straßenzüge entfernt und laufen zu Fuß im Nieselregen zu der Bar (nur ich habe einen Schirm). Dort angekommen fällt mir auf, daß ich meine Handtasche im Auto vergessen habe, ich muß nochmal zurück ... seine Frage, ob ich wiederkomme, irritiert mich kurz. Erst jetzt spiele ich für einen Moment mit dem Gedanken, einfach abzuhauen. Ich hole meine Handtasche aus dem Auto und laufe wieder zurück zu der Bar.
Es ist voll, überall sitzen Leute, mein Freund bestellt für mich und sich etwas zu trinken an der Bar und quatscht immer wieder die Gäste an, wo noch zwei Stühle oder Plätze frei sind ... mir ist das unangenehm, ich kenne die Leute nicht, vollkommen Fremde. Dieses natürliche Distanzbedürfnis scheint meinem Freund zu fehlen ... schlimmer wird es, wenn er sich wieder betrinkt. Falls er diese Nacht wieder so sturzbetrunken wird, setzte ich ihn später wieder in seiner Wohnung ab und fahre alleine zurück in meine Wohnung. Ich will die Scheidung. Das Thema Heirat und die "guten Nachrichten" scheinen irgendwie verlorengegangen zu sein. Spätestens nach dem dritten Tischwechsel erreicht er wieder einen gefährlichen Alkoholspiegel ... er provoziert einen Gast - und dieser schlägt zurück. Mein (betrunkener) Freund kippt fast mit dem Stuhl um und muß sich wieder orientieren. Genau vor so einer Situation habe ich mich immer gefürchtet. Was, wenn er irgendwann mal auf Menschen trifft, die - entweder rassistisch motiviert oder nicht (in diesem Fall wohl nicht) - ihm Gewalt zufügen. Es bleibt bei dem einen Schlag ins Gesicht, die Situation beruhigt sich vorerst, es ist 2 Uhr die Nacht und ich habe sowieso vor, zu gehen. Wir verlassen die Bar. Mein Freund beschäftigt das weiter und er erzählt mir, daß er jetzt seine "Kumpels" anruft und die erledigen das für ihn - jeder von denen hat ein Messer. "Betrunkenes Geschwätz" oder etwas Ernstes? Es macht mir Angst. Im Auto unterhalten wir uns weiter und ich erzähle ihm meine Wunschvorstellung, wie seine Leute mit den anderen Leuten (und den, der ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat) jetzt in einem Kreis zusammensitzen und das Ganze friedlich ausdiskutieren ... alles vernünftige Menschen. Immerhin war das ja nur ein leichter Schlag (und nicht ganz unbegründet und -mit- Vorwarnung) und ist weit entfernt von dem, was mir vor ein paar Jahren passiert ist - mit blutüberströmten Gesicht, Prellungen, einer gebrochenen Nase und ein verlorenes Wochenende mit stundenlangem Aufenthalt in der Notaufnahme (CT, Röntgen des Schädels und so). Immer wieder brechen die psychischen Traumata an dieses Haßverbrechen auf ... jetzt erst recht wieder.
Zurück in meine Wohnung, wenigstens ist er nicht so betrunken, wie das letzte Wochenende. Nach dem Sex mit mir beruhigt er sich wieder und schläft neben mir ein ... 3 Uhr nach Mitternacht, hoffentlich noch genug Schlaf für mich bis zum späten Vormittag - ich will mich doch noch zurechtmachen für den CSD. Leider wird es keine erholsame Nacht, nur kurz schlafe ich für einige Momente ein, immer wieder kreisen meine Gedanken um die Situation in der Bar - und die möglichen Folgen. Ich vermeide jeden Konflikt, renne lieber weg ... ich mag keine Gewalt. (Ende Teil 1/3)
[03.07.17 / 00:05]✎ Sonnabend Abend bin ich wieder in Leipzig ... ich hatte kurz überlegt, ob ich den Freitag Abend schon anreise, aber nach der (kleinen) Überdosis Tabletten die Nacht von Donnerstag auf Freitag ("2 Uhr, 3 Uhr, 4 Uhr...") fühle ich mich irgendwie nicht in der Lage, den Tag darauf noch nach Leipzig zu fahren. Genau das schreibe ich auch meinem Freund, als er mich den Freitag Mittag fragt, ob ich die Nacht wieder in Leipzig bin, "Sorry, no. Took a (small) overdose of antidepressants last night." Irgendwie war ich die letzten zwei Wochen gar nicht gut drauf.
Sonnabend Abend, ich will die Nacht in einen Club ausgehen - wenn von ihm keine weitere Nachricht kommt, muß er auch nicht wissen, daß ich doch in Leipzig bin ... dann kann ich mich ganz entspannt ausgehfertig machen und habe später mein ganzes Bett für mich allein und kann in Ruhe den Sonntag Morgen nach der Disco ausschlafen. So weit der Plan ... kurz nach 19:30 Uhr kommt eine weitere Nachricht von meinem Freund, ob ich denn wenigstens diese Nacht da bin. Zu meinem leidvollen Verhängnis antworte ich ihm und wenig später, kurz nach 20:30 Uhr klingelt er unten an der Eingangstür ... ich bin gerade im Bad beschäftigt und lasse ihn erst ein paarmal klingeln, bevor ich den Knopf zum Entriegeln der Haustür drücke und ihn an meiner Wohnungstür, mit Blick hinunter zum Treppenhaus, erwarte. Als er dann endlich meine Wohnung betritt, kann ich mich nicht mehr zurückhalten und muß ihn einfach umarmen ... ich nehme seinen Geruch auf, der mir so vertraut erscheint. Er zieht mich aus und wirft mich wieder auf mein Bett ... nur kurz Sex, denn er muß um 22 Uhr den Sonnabend Abend wieder irgendwo in Leipzig in einer Bar sein, er hat ein paar seiner Arbeitskollegen zum Feiern eingeladen. Eigentlich brauche ich über eine Stunde im Bad, um mich wirklich ausgehfertig zu machen - aber er treibt mich nach dem Sex mit ihm an, alles - Duschen, Kontaktlinsen, Kajal, Make-up, Haare trocknen und Hormongel auftragen - innerhalb weniger Minuten zu schaffen, "Impossible! I'm a trans woman!" Nebenbei sucht er schon das passende Abendkleid für mich aus meinem Schrank, seine Wahl fällt auf mein schwarz-weißes New-York-Kleid, "AIX, 5th Avenue, Manhattan." Wenigstens bei der Schuhauswahl für den Abend kann ich meine Meinung durchsetzen und bestehe auf meine schwarzen Stiefeletten (die, die ich immer zum Ausgehen trage). Schnell noch alle Utensilien für die Nacht in die Handtasche packen, die Silberkette mit dem grünen Anhänger um den Hals anlegen und wir können meine Wohnung verlassen. Draußen vor dem Hauseingang nieselt es schon den ganzen Abend - das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr, daß meine Haare vom Duschen eigentlich immer noch feucht sind. Wir steigen beide in mein Auto (so einen schönen Parkplatz, wenige Meter vom Hauseingang entfernt, finde ich bestimmt später die Nacht nicht wieder).
Er erzählt mir beim Fahren, wohin es geht, sein Navi auf dem Smartphone lotst mich zu der Bar in Plagwitz - er muß unbedingt als Erster da sein, weil er alles organisiert hat ... ich parke das Auto in einer Seitenstraße und wir laufen die letzten Meter zu Fuß. Exakt um 22:07 Uhr kommen wir beide an (und sind natürlich die Ersten - trotzdem "wow", nur 7 Minuten zu spät ... neuer Rekord für mich). Er verschwindet kurz, noch etwas zu essen vom China-Imbiß holen, und läßt mich zuerst alleine in der Bar zurück ... am Eingang entdecke ich einen kleinen Papierflyer von der Discoveranstaltung, zu der ich eigentlich diese Nacht wollte. Nicht allzu viel später (ich habe mir schon mal was an der Bar zu trinken bestellt), kommt er mit zwei Styropor-Packungen gebratenen Reis zurück und wir suchen einen größeren Tisch im hinteren Bereich der Bar. Nach und nach kommen seine eingeladenen Gäste, alles Arbeitskollegen ... mehr Frauen als Männer (jetzt komme ich mir erst recht ein wenig doof vor, da ich natürlich als Einzige, bei diesem naßkalten Wetter, ein kurzes Kleid trage). Mein Freund spendiert einige alkoholische Runden ... und trinkt dabei am meisten mit. Die Gerüchte unter seinen Arbeitskollegen und Freunden, daß er ziemlich schnell betrunken werden kann, erweisen sich leider als wahr. Wenigstens bin ich als "sometimes roommate" und "driver" für ihn da ... Blick auf die Uhr auf dem Display meines Telefons, weit nach Mitternacht - so langsam verabschiede ich mich von dem Gedanken, diese Nacht noch in die Disco auszugehen. Auch seine eingeladenen Gäste verabschieden sich nach und nach (eigentlich war es eine ganz nette Runde) und ich beobachte, wie er von dem betrunken Zustand in den schläfrigen Vollrauschzustand wechselt - wenn ich ihn jetzt noch ohne fremde Hilfe in mein Auto bekommen will, muß ich aufstehen und handeln. Ich gehe die paar Meter rüber zu ihm (wir sitzen nicht nebeneinander) und bewege ihn dazu, mit mir zu gehen. Ich verabschiede mich von den letzten Gästen und suche meinen Freund, der schon stark schwankend das Lokal verlassen hat. Zurück zu meinem Auto, zurück in meine Wohnung.
Irgendwie fühle ich mich etwas überfordert von der ganzen Situation, verfahre mich in der Dunkelheit, baue fast einen Unfall (Vorfahrt versehentlich mißachtet) und weiß nicht, ob ich später die Nacht, wenn ich einen (weit entfernten) Parkplatz gefunden habe, ihn irgendwie noch aus dem Auto, den Fußweg und das Treppenhaus hoch zu meiner Wohnung bekomme. Beschissene Situation, wenn dann noch ein streßbedingter MS-Pseudoschub aufflackert und mich kurz erblinden läßt (wenigstens keine Gleichgewichtsattacke, zwei so torkelnde Gestalten in der Nacht). Irgendwie funktioniert es dann doch und wir erreichen (ohne groß zu stolpern) meine Wohnung. "Go to bed there", ich deute mit einem Finger auf mein Bett und schicke ihn schlafen, während ich in mein Bad verschwinde und mir alles wieder aus meinem Gesicht wasche. 3:00 Uhr nachts, ich lege mich zu ihm ... leider schnarcht er sehr stark, wenn er in diesem betrunkenen Vollrauschzustand ist.
Die nächsten vier Stunden wälze ich mich immer wieder umher, versuche kurzzeitig am Fußende des Bettes zu schlafen, begrabe meinen Kopf unter meiner Bettdecke, nichts hilft. 7 Uhr den Sonntag Morgen, draußen ist es schon taghell, ich stehe vor dem Spiegel im Badezimmer und betrachte meine schwarzen Augenringe ... wenn ich die Badezimmertür schließe, geht es irgendwie mit der Lautstärke. Ich hole meine Bettdecke und lege mich auf die Badvorleger zwischen Dusche, Waschbecken und der Kloschüssel ... was, wenn er jetzt betrunken aufwacht und zur Toilette stürzt? Irgendwie nicht die optimale Lösung. Eine weitere Stunde liege ich wach auf dem Boden des Badezimmers und höre auf jedes verdächtige Geräusch, bevor ich dann doch wieder zurück in das Zimmer meiner kleinen 1-Zimmerdachgeschoßwohnung wechsele - die Schlafecke dort ist durch eine dünne Gipskartonwand von der Wohnecke getrennt. Ich lege mich neben meinen Pflanzen auf den Perserteppich unterhalb des großen Dachfensters ... solange die Vormittagssonne noch nicht ganz rum ist, geht es vielleicht. Mein Freund schnarcht erbarmungslos weiter laut neben mir, zwischen uns nur die dünne, weiße Gipskartonwand.
Zwei Stunden später (vielleicht habe ich doch noch einen kompletten Schlafzyklus mit Traumphase erreicht) steht mein Freund kurz auf und sieht mich in der Sonne neben meinen Pflanzen liegen, eingehüllt in einer weißen Bettdecke. Ich bin in diesem vollkommenen antriebslosen und übermüdeten Wachzustand, als er mich zurück in unser Bett führt ... und Sex mit mir hat. Ich bin nicht mehr, als eine Puppe und lasse teilnahmslos alles über mich ergehen. Zwei weitere Stunden liege ich dann noch neben ihm, bis ich endlich wieder ins Leben zurück finde ... hätte ich gewußt, daß die Nacht bzw. der Morgen für mich so abläuft, hätte ich auch wieder eine Überdosis Tabletten nehmen können - um mich "komplett wegzuschießen" und um nichts mehr mitzubekommen. Sonntag 13 Uhr, Zeit für Frühstück (Olivenbrötchen) und einen starken Kaffee. Während ich den heißen Kaffee in die kleinen Espressotassen gieße, verleitet mich mein Freund zu weiteren Sex auf meinem Bett - den ich aber jetzt viel lebendiger angehe. Noch bevor der Kaffee kalt ist, bin ich wieder zurück an meiner Minibar und kann weiter frühstücken. Danach der weitere sonntägliche Ablauf, meine geliebten Pflanzen gießen, Duschen, Geschirr spülen und so langsam wieder alles zusammenpacken, mein Freund schläft derweil weiter in meinem Bett. Der Abschied kurz vor 17 Uhr den Sonntag Nachmittag fällt ihm schwerer als mir ... er hat wieder die Schlüssel zu meiner Wohnung bekommen und ich lasse ihn in meinem Bett liegen, als ich die Wohnungstür hinter mir schließe und mit meiner Tragetasche wieder zurück zu meinem Auto laufe. Ich muß unbedingt das nächste Wochenende wieder zurück sein, ich kann meine Wohnung - und ihn - nicht einfach so im Unklaren zurücklassen.
[18.06.17 / 11:25]✎ Der Termin in München ... Donnerstag Nachmittag reise ich an, in 5 Stunden mit dem ICE von Leipzig nach München (für die lange Fahrt habe ich eins von meinen neuen Büchern mit eingepackt). Mein gebuchtes Hotel ist nur wenige Gehminuten nördlich des Hauptbahnhofs entfernt, ich checke ein und erkunde danach die nähere Umgebung ... es ist immer noch ziemlich heiß an diesem Tag und weiter bis zur Gegend südlich des Hauptbahnhofs komme ich nicht ... ohne daß ich komplett zerlaufe (und ich habe nur ein frisches T-Shirt mit dabei). Die Münchner Innenstadt hebe ich mir für den nächsten Tag auf und esse nur etwas den Abend in einem arabischen Bistro (in der Straße, in der ich jetzt gelandet bin, gibt es auffallend viele arabische Läden und Bistros).
Der nächste Tag, Freitag 12 Uhr mittags ist mein Termin, Frühstück gegen 10 Uhr irgendwo am Bahnhof und dann eine Stunde vor dem Südausgang warten, bis ich mich dann endlich bereit fühle, den Gebäudekomplex gegenüber, mit der Praxis des Chirurgen, zu betreten. 12 Uhr, die junge Frau am Empfang nimmt meine Daten auf und verweist mich weiter in das Wartezimmer, es könnte etwas länger dauern ... weiter warten. Die Operation transsexueller Menschen ist ihr Hauptgeschäft in dieser Praxis für plastische Chirurgie - ich bin nicht die einzige Anwesende. Ungefähr zwei Stunden später wird auch mein Name aufgerufen und die (zweite) junge Frau geleitet mich in das Besprechungszimmer des Arztes und nimmt noch weitere Daten auf (kurze Anamnese, eingenommene Medikamente ... Hormone, Antidepressiva, das Interferon), nur noch ein paar Minuten warten (ich warte schon mein ganzes Leben) bis dann endlich der Arzt erscheint. Er führt einen Vortrag aus, erzählt über die Historie geschlechtsangleichender Operationen, präsentiert seine Methode (die natürlich die bessere ist), zeigt ein paar schematische Zeichnungen (und nur ein paar blutige Fotos), erklärt den Ablauf der Operation (verwendete Teile ... so ziemlich alles) und ich höre ihm aufmerksam zu. Im zweiten Verlauf des Gespräches stelle ich ihm meine vorbereiteten Fragen: Wo ist der Schließmuskel? (Kann ich inkontinent werden? Verdammte MS...) Habe ich "genügend" Material? (Wird mein Freund da reinpassen?) Bekomme ich aufgrund meiner medizinischen Vorgeschichte (MS) eine spezielle Vollnarkose? Und welche Unterlagen muß ich noch nachreichen? Er beantwortet alle meine Fragen und erweitert meine Liste mit den benötigten Dokumenten für ihn und die Krankenkasse um die Punkte Chromosomenanalyse, Befund vom Endokrinologen (Hormone, Blutgerinnung), urologische Untersuchung, neurologische Untersuchung (wieder MS) und letztendlich die OP-Indikation vom Psychotherapeuten (die fehlt eben noch). Die kurze anatomische Untersuchung von ihm bei mir (der Punkt am Ende, an dem ich meine schwarze Jeans ausziehen muß und den "corpus delicti" vorzeige), ist eigentlich nur nebensächlich und schnell erledigt (ohne anfassen) ... viel wichtiger für mich ist seine kurze Untersuchung meines Rektums und die Bestätigung meiner "blutigen" Befürchtungen der letzten Wochen. Das ausführliche Gespräch mit ihm hat bestimmt über 2 Stunden gedauert (zum Leidwesen der nachfolgenden Patientin), ich verabschiede mich von ihm, nehme am Empfangsschalter von der jungen Frau die Unterlagen für die Krankenkasse entgegen (Erklärung des Chirurgen über die erforderlichen medizinischen Schritte ... und eine Rechnung für mich) und werde (so wie ich das verstanden habe) auf die Warteliste für die Operation gesetzt - noch anderthalb Jahre (genug Zeit, die erforderlichen Unterlagen zu sammeln und alles noch einmal zu überdenken). Kurz vor oder nach 16:30 Uhr den Freitag Nachmittag verlasse ich die Praxis und kann mich endlich meiner kurzen Städtereise nach München widmen.
Mit dem kleinen Stadtplan in der Hand, laufe ich durch die Innenstadt und hake alle Sehenswürdigkeiten ab, Stachus, Frauenkirche, Marienplatz, Viktualienmarkt (gegen Abend schon leer) und das Hofbräuhaus. Mit mir das übliche Gemisch an Touristen, die uns kulturell höher gestellten Japaner (und andere Asiaten), die "Sauf-Amis" und die immer mürrisch blickenden Deutschen. Weiter zu der Straße mit den ganz teuren Geschäften, noch ist es nicht zu spät, noch könnte ich eine kleine Shoppingtour starten. Auf der Straße nördlich des Touristenstroms, betrete ich nur zwei Designergeschäfte, eines von einer Marke, die ich sowieso schon trage (verdammte Markenbindung), mit einer Produktlinie für finanziell nicht so hoch gestellte Kunden (leider nichts dabei für mich) und das zweite Geschäft mit Schmuck im Luxussegment. Ich trage extra für München meinen Diamantring (falls ich mal so einen Laden betrete), aber der wirkt richtig mickrig gegenüber den ausgestellten Diamantcolliers mit grünen Smaragden ... ich "könnte" mir das kaufen (für den Preis eines Neuwagens), aber das wäre total unvernünftig. Weiter zu den nächstgelegenen Sehenswürdigkeiten (die Residenz / das Stadtschloß) und zurück in das Zentrum der Innenstadt. 19:30 Uhr, ganz am Anfang, als ich die Fußgängerzone betreten habe, habe ich in einem Geschäft für Lederbekleidung eine schwarze Lederjacke anprobiert. Diese Jacke, im eher sportlichen Schnitt einer Motorradjacke, geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf ... ich muß noch einmal zurück in den Laden und diese Jacke kaufen - ich muß einfach etwas kaufen. Die neue Jacke paßt genau zwischen meiner leichten, schwarzen Baumwolljacke im Bikerstil und meiner schweren Motorradjacke mit den Protektoren, etwas für den Frühling und den Herbst.
Nach erfolgreichem Einkauf wieder zurück in die Gegend südlich des Hauptbahnhofs, ein arabisches Restaurant hat tatsächlich "Kunafah" im Angebot (die Süßspeise mit dem Käse und den Fadennudeln). Das Gericht wird für mich extra aufgewärmt (Mikrowelle?), aber ansonsten sind keine weiteren Gäste da, die irgend etwas essen oder trinken und die Küche scheint auch noch nicht in Betrieb zu sein. Die paar anwesenden Gäste sitzen einfach nur da und warten ... "Ramadan", ich bin zu früh, die Sonne ist noch nicht untergegangen. Ich bezahle meine kleine Süßspeise und wechsele ein paar 100 Meter zu dem anderen arabischen Bistro (das vom Abend zuvor), die das mit dem religiösen Fasten nicht so genau nehmen, und bestelle dort wieder meinen Falafelteller. Zurück ins Hotel, 22:30 Uhr, ich habe nicht die Absicht, in München auszugehen.
Der dritte Tag meines kurzen Trips nach München, Sonnabend 11 Uhr, Check-Out im Hotel ... freundlicherweise kann ich meine schwere Tragetasche für ein paar Stunden im Gepäckraum des Hotels zwischenlagern. Zurück in die Fußgängerzone der Münchner Innenstadt östlich des Hauptbahnhofs - ich muß noch zum Viktualienmarkt und den aufgebauten Marktständen. Die Dichte an Touristen nimmt zu ... vor um 11 Uhr morgens und nach 19 Uhr abends ist es noch ganz angenehm - dazwischen ist es die Hölle, zu viele Menschen. Etwas abseits vom Viktualienmarkt finde ich eine kleine Markthalle mit ausschließlich italienischen Produkten - und dem sizilianischen Olivenöl (die wissen, daß sie einfach gut sind und können ihr Produkt überall hin exportieren). Ich kaufe einen kleinen 500 ml Kanister (den ich gerade noch so als zusätzliches Gewicht in meiner Handtasche mit mir rumschleppen kann) und laufe weiter östlich zur Isar. Ich kenne meine körperliche Belastungsgrenze und weiß genau, daß ich es bis zum englischen Garten und dem chinesischen Turm nicht mehr schaffen werde - wenn ich meinen Zug zurück nach Leipzig am Nachmittag noch erreichen will. Ich beschränke meinen kleinen Ausflug in einem ruhigen und grünen Park (als Kontrastprogramm zur überfüllten Innenstadt) auf die Parkanlage östlich des Ufers der Isar rund um das "Maximilianeum". Wo sind die Surfer an der Isar? (An der Eisbachwelle am südlichen Eingang des englischen Gartens - und gar nicht an der Isar.) Zurück zum Bahnhof ... ich schleppe mich in kleinen Schritten so dahin, warum schauen mich die Leute so an? Habe ich wieder einen auffallend roten Sonnenbrand im Gesicht? (Ja.) Ich kann nur im Schatten der Bäume und Gebäude existieren, nur wenige Meter daneben, im gleißenden Sonnenlicht, gehe ich sofort in Flammen auf. 15 Uhr, ich erreiche das Hotel am Bahnhof, nehme zusätzlich noch meine schwere Tragetasche (vollgestopft mit der neuen Lederjacke und meiner umfangreichen Waschtasche) und schleppe mich weiter zum nördlichen Eingang des Hauptbahnhofs von München und zu meinem Bahnsteig ... 16 Uhr, der ICE zurück nach Leipzig fährt ein.
Fünf Stunden später (und die zweite Hälfte des Buches, das ich zu Ende lese ... der alte Mann in seinem kleinen Boot im Meer kämpft verzweifelt und ohne Hoffnung gegen die Haie und verliert seinen großen Fisch) und ich komme endlich wieder in Leipzig an. Voller freudiger Erwartung lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und stelle mir vor, wie ich am Bahnsteig meinem Freund entgegenlaufe und ihn eng umarme ... ich steige alleine aus dem Zug und laufe alleine den Bahnsteig entlang. Ich habe den Tag noch nichts gegessen (außer Cappuccino und Croissants zum Frühstück), alle Bistros im Hauptbahnhof von Leipzig sind schon zu und kein Mensch läuft hier um 21 Uhr noch rum, außer mir. Weiter mit meinem Gepäck in die Innenstadt, dort etwas essen und anschließend mit der Straßenbahn zurück zu meiner kleinen Wohnung, mein Freund hat mir zwar eine Nachricht geschrieben - und noch ein paar mehr die Nacht, aber die werde ich nicht lesen ... mein Telefon steht auf lautlos und ich schlafe durch bis in den Sonntag Morgen.
[07.06.17 / 00:22]✎ Halb Elf den Montag Morgen (Pfingstmontag), ich stehe auf, mein erster Blick gilt dem Telefon ... nichts, weiter keine Nachricht von meinem Freund. Nach einem kleinen Frühstück, setze ich mich den frühen Nachmittag wieder an den Laptop, meine Blogeinträge schreiben und weiter etwas an meinem Buchprojekt arbeiten. Die Zeit vergeht beim Schreiben ... 16:30 Uhr, ich speichere den Zwischenstand ab und fahre den Rechner wieder runter, Zeit für Essen Kochen, bzw. Backen - es gibt Nudelauflauf. Zuerst die Aubergine halbieren, in Scheiben schneiden, großzügig den Rand mit der Schale abtrennen und das helle Innere in kleine Würfel schneiden, diese auf einem Teller salzen und 20 Minuten stehen lassen, währenddessen den Topf mit Nudeln zum Kochen bringen, Nudeln nach etwa 11 Minuten wieder durch das Sieb abgießen, Sieb weiterverwenden zum Abwaschen des Salzes von den Auberginenwürfeln, Auberginenwürfel in einer Pfanne mit Öl kurz anbraten, beiseite stellen, Tomaten waschen, schneiden, vierteln, Knoblauch und Schalotten kleinschneiden, diese dann in einem Kochtopf mit Olivenöl andünsten, Tomaten dazu, Basilikum, Oregano, Thymian, Salz, Pfeffer (und etwas Chili), Oliven nicht vergessen, Tomatensoße köcheln lassen und währenddessen den Feta in kleine Würfel schneiden, Auflaufform einfetten (bzw. einölen), Backofen vorheizen, die Auflaufform abwechselnd in Schichten auffüllen: Nudeln, Auberginenwürfel, die Tomatensoße mit den Oliven aus dem Kochtopf, Feta darüber und alles bei 180°C (Umluft) 40 Minuten backen (und dabei durch das Fenster zusehen). Nach einer dreiviertel Stunde ist der Feta leicht angebacken und der Nudelauflauf fertig und kann auf einem Teller serviert werden ... spätestens hier fällt mir alles wieder auseinander und ich überlege, ob mir nicht irgendwie noch so eine Art Bindemittel in meinem Rezept fehlt, vielleicht Béchamelsoße? Der Nudelauflauf ist ziemlich aufwendig - dafür, daß ich eigentlich nur hart getrocknete Nudeln erst wieder weich koche, nur um sie dann wieder fest und knusprig zu backen - alles zusammen, Vorbereitung, Backen, Essen, alles wieder abwaschen, nimmt etwa drei Stunden Zeit in Anspruch. Erst gegen 19:30 Uhr habe ich wieder etwas Zeit für mich und kann mich für den letzten Abend des Festivals an diesem Pfingstwochenende vorbereiten.
Ich zwänge mich wieder in die enge Kunstlederleggings (das Outfit vom letzten Abend) und fahre zu dem Festivalgelände, den Montag Abend ist nur noch die kleine Halle offen und nur eine Tanzfläche. Kurz nach 22 Uhr ist noch nicht so viel los, die Tanzfläche füllt sich erst nach und nach bis Mitternacht, ich tanze zu ein paar Titeln (Post Punk und Cold Wave), bestelle mir ab und zu an der Bar etwas zu trinken und beobachte die Gäste. Ich stehe direkt neben dem Merchandising-Stand des kleinen Festivals ... interessiert betrachte ich die T-Shirts, ich habe noch etwas Geld über. Eines davon (mit dem Festival-Logo) ist zwar in Weiß, aber dafür extra für Damen auf Taille geschnitten - ich kaufe eins in meiner Größe ... paßt bestimmt gut zu meinem letzten Neuerwerb / Spontankauf vor ein oder zwei Wochen (als es für ein paar Tage zu heiß war), kurze Hot Pants aus Denim mit olivgrünen Camouflage-Muster. 1:30 Uhr, ich bereite mich schon mental darauf vor, zu gehen. 2 Uhr nach Mitternacht, ich tanze noch zu einem letzten Titel und verlasse dann die Tanzfläche und die kleine Veranstaltungshalle, draußen vor dem Eingang stehen auch nicht mehr ganz so viele Leute, wie in den Nächten zuvor (eigentlich sind es jetzt nur noch ein paar wenige). Zurück zum Auto, zurück in meine Wohnung ... wenn ich mich noch vor 3 Uhr nachts in mein Bett legen kann, dann ist der "Wochenend-Jet-Lag" zum nächsten Arbeitstag nicht ganz so groß.
Dienstag Morgen, kurz vor 10 Uhr stehe ich auf. Ich habe kein Frühstück mehr, keine Bananen, kein Olivenbrot ... es ist nur noch der Rest Couscous-Salat im Kühlschrank - aber den gebe ich in die Toilette (Ratten füttern). Ich habe noch die halbe Aubergine, eine grüne Paprika, zwei Tomaten und die neue Packung Couscous in der Küche - das Frühstück ist gleichzeitig auch das Mittagessen. Ablauf, wie die Tage zuvor - nur eben jetzt die Knoblauch-Tomatensoße ohne Oliven, dafür mit Auberginenwürfeln und grüner Paprika, sehr viel Chili, die orientalische Gewürzmischung (Kreuzkümmel, Koriander, Kardamom), parallel den Couscous (gelb gefärbt mit Kurkuma) in einem Kochtopf aufquellen lassen, in eine kleine Schüssel zum Essen füllen, die scharfe Tomatensoße mit Auberginen und Paprika darüber - und alles zusammen ergibt "Tunesisches Couscous". (Ende Teil 4/4)
das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele
Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele
Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).
vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea
Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)
[14.11.17 / 20:13]Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.
Kommentar:
[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana
Mail ist heute rausgegangen
LG Daniele
[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana
aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.
LG Daniele
[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,
Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.
Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.
Liebe Grüße
Daniele
[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,
Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.
Liebe Grüße
Daniele
[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,
eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.
[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana
Ich habe Dir eine Mail geschickt.
Lg
Daniele
[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend
das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele
[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele
[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea
[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea
[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.
1