Noch mehr Blut ...
[29.11.20 / 03:27] ✎ Noch mehr Blut ... ich sieche so dahin. Den Kampf gegen die Pilzinfektionen habe ich schon aufgegeben (der halbe Fußnagel ist weg), jetzt kriechen die ganzen Bakterien, einen Meter höher, durch die Harnröhre meines angegriffenen Körpers. Typisches Frauenleiden. Harnröhrenentzündung ... eklig, mit blutigen Ausfluß.
Das so etwas nach der geschlechtsangleichenden Operation mit der verkürzten Harnröhre bei mir dann häufiger auftreten kann, das hatte ich schon, vielleicht vorher, in Gedanken - aber daß das auch blutet? Und ich dachte, Transfrauen bluten "da unten" nur einmal - nach der großen Operation. Irgendwo im Badschrank habe ich noch eine halbe Packung Damenbinden / Slipeinlagen, wenn sich das nicht die nächsten Tage bessert...
Corona Lockdown - Irgendwo auf der anderen Seite der Welt sterben hunderttausende Menschen ... und irgendwo auf dieser Seite der Welt geht das Leben normal weiter. Alle Menschen gehen arbeiten, alle Menschen gehen einkaufen - nur jetzt eben mit einem Stück Papierfetzen unter und über der Nase. Und es gab dieses Jahr irgendwie keine richtige Urlaubsreise. Die Menschen, die hier unbeachtet sterben, sterben alleine, isoliert in ihren Wohnungen, isoliert in einem Krankenhauszimmer.
Betrifft mich das auch? Momentan wird im Netz diskutiert, ob ich mit meiner chronischen Erkrankung (die "MS") und der immunmodulierenden Therapie (die mit dem Risiko für "schwere Lymphopenie") überhaupt zu einer besonders schützenswerten Randgruppe gehöre. Ich könnte bei dem nächsten Arzttermin in der neurologischen Praxis in zwei oder drei Wochen mal wieder nach einer Blutabnahme fragen ... gefühlt bin schon wieder kurz vor der Definitionsgrenze zu AIDS. (Auch wenn es mir moralisch schwerfällt, mich mit den wirklich tragischen HIV-Patienten zu vergleichen - ich müßte einfach nur meine Medikamente absetzen, mich mit einer ungewissen Zukunft arrangieren, als "matschige Tomate" leben ... wenn ich nicht vorher schon an PML krepiere.)
Düstere Gedanken. COVID-19 ... und bis vor wenigen Tagen war meine einzige Sorge, ob meine Kreditkarte noch gedeckt ist, damit ich mein monatliches Amazon-Prime-Abo bezahlen kann, damit ich in meiner häuslichen (und selbstgewählten) Isolation immer mit "Seriennachschub" versorgt bin.
Zu etwas Anderem ... die Renovierung der Wohnung unter mir geht voran, die Küche kann ich so übernehmen (da steht schon meine Minibar aus Leipzig drin), das "Schrankzimmer" ist auch schon fertig. Schlafzimmer, Flur und Wohnzimmer fehlen noch (das sanierte Bad muß ich noch umgestalten). Ich lasse meine ganzen Vorstellungen für das Innenraumdesign in die laufenden Arbeiten mit einfließen ... woher meine Inspirationen für die "Themenzimmer" kommen, wird erst nach und nach sichtbar: Swingerclubs, Laufhäuser, Bordellwohnungen und schummrige Nachtclubs mit Rotlicht. Bis die neue Wohnung einzugsbereit ist, vergehen noch einige Wochen.
Mehr passiert momentan nicht...
[13.11.20 / 14:38] ✎ Drei Monate nach der Antragstellung, der Bescheid mit der "vorläufigen Bewilligung" vom Jobcenter. Ich traue der ganzen Sache noch nicht. Warum überlappt sich der Corona-bedingte sechsmonatige Auszahlungszeitraum der "432-Euro-Stütze" mit dem letzten Monat meines regulären Arbeitslosengeldbezugs im August? Warum wird dieser Monat dagegengerechnet und abgezogen? Hätte ich den Antrag auf Hartz IV doch erst im September stellen sollen - und nicht so pflichtbewußt (wie ich es getan habe) zwei oder drei Wochen bevor das Arbeitslosengeld ausläuft? Bescheißen die mich etwa? (Nicht, daß das auf Gegenseitigkeit beruht...)
Wie ist das in dem "Behördengeschwurbel" ein paar Blätter weiter gemeint, das mit der "Erstattung von Überzahlungen" nach "abschließender Entscheidung" des "monatlichen Leistungsanspruchs" - blickt da überhaupt jemand durch? Muß ich irgendwann nach einem Jahr das alles wieder zurückzahlen, weil dann die "vorübergehende Aussetzung der Vermögensprüfung" rückwirkend wieder eingesetzt wird? So viele Fragezeichen.
Wie einfach war das noch vor neun oder zehn Jahren, als ich mittellos nur ein paar Zahlen in das Antrags- oder Weiterbewilligungsformular gekritzelt habe und mit der Kohle nach Kalifornien abgehauen bin...
Zumindest die Beiträge für die Krankenkasse sind noch für die nächsten zweieinhalb Monate gedeckt.
[07.11.20 / 22:19] ✎ Ich werde hier noch verrückt ... eingeschlossen in der Isolation. Alles was ich tun kann, ist dagegen anzutanzen. Das Strobo-Effektgerät allein in meinem Zimmer, mein Schatten an der weißen Wand. Über den Computer und die Lautsprecher läuft auf der Streamingplattform Twitch schon den ganzen Tag (und noch die ganze Nacht) eine Online-Spendenkampagne der Gothic-DJs rund um die Welt mit Livesets: "Light It Black".
Seit März (wenn nicht sogar Februar) - keine Partys, keine Discos, keine Clubs, keine Tanzflächen, nicht Ausgehen, nicht Menschen treffen, keine Kontakte, keine körperlichen Kontakte ... kein Sex! Ich gehe ein.
Die Musiker und die DJs, die von ihrer Musik leben, trifft es hart. Es bricht alles weg. Ich mache meine Musik nur hobbymäßig, mein DJ-Koffer steht seit dem Sommer weiterhin ungeöffnet in der Ecke (ich baue immer noch meine Musiksammlung auf). Während ich (zurück von der "Tanzfläche" / Wohnzimmerteppich) vor dem Computer sitze und den Online-Stream mit der aufgelegten Musik beobachte, bastle ich an dem anderen Bildschirm daneben an dem Booklet für mein neues Album (eine Zusammenstellung aller meiner Singles auf CD).
Keine Arbeit, keine Kontakte, keine Perspektive, keine Hoffnung - nur die wirre Vorstellung, wenn das alles vorbei ist, beruflich etwas "vollkommen Neues" zu machen (von dem ich noch nicht einmal weiß, in welche Richtung das gehen soll).
(Kleines Update: Ich habe etwas investiert ... in ein neues, "professionelles" Headset, für Online-Videochats!)
[07.11.20 / 14:04] ✎ Knapp drei Monate, seit ich meinen Antrag auf Hartz IV gestellt habe - bewilligt (oder abgelehnt) ist immer noch nichts. Es kommen nur alle paar Wochen (bzw. Monate - seit September!) Briefe bei mir zu Hause an ... mal fehlt noch dieses oder jenes Formular (die habe ich doch schon dreimal ausgefüllt und abgeschickt!), mal sind "Unklarheiten", mal muß ich weitere neu erdachte Formulare und Nachweise noch "fristgemäß" nachreichen. Stasi-Methoden. Es wird auf Zeit gespielt, hinausgezögert, ich werde wie bei einem Verhör unter Druck gesetzt, bis ich einen Fehler mache und mich in Widersprüche verwickele. Ziel ist es, etwas zu finden, um den Antrag abzulehnen. Das das Geld auf meinem Konto seit mehreren Wochen immer weniger wird (kommt ja auch nichts mehr rein) - egal. Das ich seit zwei Monaten faktisch gar keine Krankenversicherungsbeiträge mehr zahle (oder abgeführt werden) und daß ich eine Krankenversicherung eigentlich dringend benötige - weil die monatlichen MS-Medikamente mit mehreren tausend Euro für mich ansonsten unbezahlbar sind (amerikanische Verhältnisse) und weil ... weil ich sonst auch keine Hormone mehr auf Rezept bekomme (der Alptraum aller Transpersonen) - auch egal.
Menschen, die nie Leistungen beim Jobcenter beantragt haben, wissen nicht, wie es da abläuft. Das sind keine netten Menschen! Stellt euch einfach mal vor, was deutsche Behörden in der jüngeren Geschichte schon alles gemacht haben: Gestapo, Stasi, Repressalien, Willkür, Machtmißbrauch. Eins zu Eins. Der bedürftige Antragsteller (in meinem Fall die bedürftige Antragstellerin) ist nur ein "asoziales Element" - Abschaum der Gesellschaft.
Ich wollte nie wieder Hartz IV beziehen ... die Jahre zwischen 2009 und 2012 haben mir emotional zu sehr zugesetzt.
[05.11.20 / 14:58] ✎ "Niemand hat gesagt, daß es einfach wird." Kurz nach 3 Uhr nachts suche ich wieder den Badezimmerschrank nach Schlaftabletten ab. Die letzten Nächte waren gemischt, einige vollkommen normal - mit um Mitternacht Einschlafen und um 8 oder 9 Uhr wieder Aufwachen - andere hingegen schwer ... mit Alpträumen, stundenlangen "Gedankenrausch-Phasen", langes Wachliegen und Herumdrehen. Ich will von dem Zeug wegkommen, jedes Mal, wenn ich eine von meinen Tabletten einwerfe, für gewöhnlich so zwischen 2 oder 4 Uhr die Nacht, bin ich den nächsten Tag kurz vor Mittag, beim Aufwachen, extrem träge, mürrisch, mies gelaunt - und es dauert noch Stunden bis in den frühen Nachmittag, bis ich wieder halbwegs normal in meinem Kopf bin.
"Die letzte Tablette! Es gibt keine mehr! Da mußt du jetzt durch!" Das letzte Viertel der mit der Rasierklinge gestückelten Antidepressiva- und Schlaftablette werfe ich erneut gegen 2 Uhr nachts, vor dem Badezimmerspiegel stehend, ein. Die Wirkung verpufft geradezu, zurück im Bett liegend, unter dem ganzen Streß, es könnte meine letzte gewesen sein und da ist keine mehr im Medizinschrank im Badezimmer. Was mache ich, wenn ich wirklich mal eine brauche? Panik, Gedanken. Irgendwann schlafe ich trotzdem ein.
Die zweite Runde, etwa 24 Stunden später: "Die Packung ist leer! Es ist alles weg! Da sind jetzt wirklich keine mehr!" Ich lege mich die folgende Nacht schon kurz nach Mitternacht in mein Bett, an meinem Plan, alle Geräte mit Bildschirm schon vor 0 Uhr auszuschalten, halte ich mich - ich habe sogar den Dark Mode auf meinem Smartphone aktiviert, mit Zeitschaltung! (Und ebenso wie auch den Fernseher und den Computer dann ausgeschaltet.)
Hin- und herwälzen, ständig erneut von Null bis Hundert zählen, die Atmung anpassen und verlangsamen, jedes Mal ein "Gedankenstop!" laut denken, sobald die Gedanken wieder anfangen zu kreisen. (Die üblichen Themen, was wird aus mir ohne Arbeit und Beruf, ohne Geld und ohne soziale Kontakte?) 2 Uhr nochwas: Da im Schrank im Badezimmer liegen irgendwo noch solche leichten Tabletten aus der Drogerie, die noch nie gewirkt haben. Ich stehe auf, gehe ins Badezimmer, schalte das Licht vor dem großen Spiegel ein, öffne das Schränkchen neben dem Waschbecken und suche nach der Packung ... alles vollgekramt, irgendwo dahinten ist sogar noch eine - wahrscheinlich leere - Schachtel mit dem anderen, härteren Zeug. Ich breche eine Tablette aus der Packung mit dem leichten Drogerie-Zeugs.
Zurück im Bett ... hin- und herwälzen, ständig erneut von Null bis Hundert zählen - hatte ich das nicht eben gerade schon? 3 Uhr die Nacht: Ist die Packung mit den anderen Schlaftabletten wirklich leer? Das klang nicht so, als ich die vorhin in der Hand hatte und mal geschüttelt habe. Zurück ins Badezimmer, geradezu ein sich seit Jahren festgefahrenes, allnächtliches Ritual. Ich räume mitten in der Nacht das Regal in dem Badezimmerschrank neben dem Spiegel und dem Waschbecken leer. Es ist voller Pappschachteln mit den unterschiedlichsten Tabletten, Pillen und Mittelchen gegen alles was mich so plagt (Erkältungszeugs, Schmerzmittel, leicht und heftig, diverse Cremes gegen alle möglichen Haut-, Nagel- und Schleimhautpilze - mein Immunsystem ist definitiv runter).
Ich öffne die hervorgekramte Packung mit den schlaffördernden Antidepressiva - und da sind wirklich noch zwei Blister drin. Zweimal zehn Stück, umgerechnet auf jede Tablette auf ein Viertel durchgebrochen, könnte ich damit noch die nächsten 80 Tage bzw. Nächte durchkommen. Und so hat sich mein Vorhaben, in den kalten Entzug zu gehen, in Luft aufgelöst. Alles beim alten, keine Veränderung, ich habe nicht mal zwei Nächte durchgehalten.
[01.11.20 / 12:35] ✎ Corona Lockdown 2020 #IchBinDieseRisikogruppe - Ich werfe jetzt einfach mal so einen Hashtag in den Raum. Mein Immunsystem ist durch die schweren MS-Medikamente, die ich nehme, ständig auf einem bedenklich (wenn nicht sogar gefährlich) niedrigen Niveau ... keine Ahnung, ob das jetzt vom medizinischen Standpunkt aus für oder gegen ein "erhöhtes" Risiko spricht. (Der Hashtag kann von allen weiterverwendet werden.)
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