Zurück auf's Bett, endlich ausruhen (irgendwann vielleicht, kaufe ich mir auch eine Couch).
[16.07.17 / 23:24] ✎ Zurück auf's Bett, endlich ausruhen (irgendwann vielleicht, kaufe ich mir auch eine Couch). Meine Gedanken kreisen weiterhin um die Situation in der Bar den Abend zuvor. Ein ambivalentes Gefühl, irgendwie würde ich mir gerne die Freiheit nehmen, alleine auszugehen und wieder die Nacht ruhig in meinem Bett zu schlafen - andererseits vermisse ich ihn dann doch wieder und seine Nähe ... würde er wenigstens nicht mehr so viel trinken, das bringt ihn nur immer wieder in Schwierigkeiten. Gegen 21 Uhr kommt eine Nachricht von ihm und er fragt, ob wir die Nacht wieder etwas unternehmen und wenn ja, wo - ich antworte ihm und schreibe, daß ich die Nacht wieder in Plagwitz in einen Club ausgehe ... nenne ihm aber noch nicht den Ort und die Straße. Ich muß vorher noch eine Dusche nehmen und mich ausgehfertig machen ... beim Anblick meines sonnenverbrannten Gesichts im Spiegel verzichte ich auf jedes weitere Make-up. Immerhin ist es nicht so extrem stark verbrannt, wie auf der letzten Reise nach Tel Aviv. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich nicht doch meine schwarzen Lederhandschuhe und die dicke Sonnenbrille die Nacht im Club trage (wie in der Szene aus einem bestimmten Vampirfilm). Ich wechsele nur die Schuhe (jetzt die Stiefeletten mit Absätzen) und verwerfe den Gedanken, das schwarze Spaghettiträgertop - welches ich schon während der Demo unter der Jacke anhatte - für die Nacht ein weiteres Mal anzuziehen (dafür das T-Shirt von der Autobahnfahrt den Abend zuvor). Ich habe so viele extravagante Sachen in meinem Kleiderschrank und trage ja doch nie etwas davon ... nur ganz selten.
Der Club in Plagwitz, einer meiner zwei Lieblingsclubs in der Leipziger Szene, kurz vor Mitternacht parke ich mein Auto in der Nähe und laufe die dunkle Gasse ohne Beleuchtung zum Eingang. Diese Nacht zwei Tanzflächen und die Soli-Party für den linksalternativen Block (der Wagen von der Demo einige Stunden zuvor). Kurzer Blick auf das Telefon, erst jetzt schreibe ich meinem Freund die zweite Nachricht und beantworte seine Frage, wo exakt ich die Nacht ausgehe ... auch wenn er vorher geschrieben hat, daß er dann mich in dem Club treffen will - er wird ja doch nicht vorbeikommen. Ich unterdrücke den letzten Funken Hoffnung, den Glauben und das Vertrauen in ihm und zwinge mich, nicht jede Minute auf das Telefon zu starren und ständig vor dem Eingangsbereich auf ihn (vergebens) zu warten. Sieht vielleicht doof aus, daß ich da nur alleine bin - aber das war vorher auch schon so. "Transen" haben keine Freunde, trans ist wie Lepra oder Aids, sobald die "Krankheit" ausbricht, wenden sich alle ab. Ich habe nur zwei Liebhaber, die mich gelegentlich für Sex treffen. Wo ist mein Leben, welches ich davor hatte? Auf der oberen, zweiten Tanzfläche werden im dichten Nebel und der spärlichen bunten Beleuchtung zwei Italo-Disco-Titel gespielt - kurzer Backflash - soviele Stunden, soviele Nächte, die ich einsam zu Hause vor meinem Computer programmiert habe und dabei diese Italo-Disco-Musik gehört habe ... "Kann nicht programmieren zu der Musik!" Immer wieder mußte ich von meinem Drehstuhl vor dem Computer einfach aufstehen und tanzen. Meine privaten Softwareprojekte, für die ich nur das Wochenende ein paar Stunden Zeit hatte, haben sich dafür endlos in die Länge gezogen (Exkurs in mein altes Leben zuvor).
2 Uhr und ein paar Minuten nach Mitternacht, ich verlasse den Club ... letzter Nachrichtenstand von meinem Freund - 2 oder 3 Stunden zuvor war er noch irgendwo woanders in der Stadt in irgendeiner Bar. Wahrscheinlich ist er jetzt schon wieder vollkommen betrunken und wird sich die Nacht nicht mehr bei mir melden. Zurück zu meiner Wohnung, überraschenderweise ist mein Parkplatz vor der Haustür immer noch frei und ich kann ganz bequem einparken. In meiner Wohnung verbringe ich erst ein paar Minuten im Bad (auch wenn ich gar kein Make-up entfernen muß), lüfte kurz durch, werfe eine von meinen Tabletten ein und lege mich um 3 Uhr die Nacht schlafen. Zuerst liegt mein Telefon wieder weit abseits und auf lautlos gestellt auf dem Bartisch in der Küchenecke - aber was, wenn er doch noch anruft oder mir eine Nachricht schreibt? Vielleicht braucht er meine Hilfe (nach der Situation von Freitag Nacht bin ich noch mehr besorgt). Ich hole das Telefon wieder zurück an mein Bett. Die Wohnungstür ist nicht von Innen verriegelt, er kann jederzeit mit seinem Schlüsselpaar die Nacht und den Morgen wieder zurückkommen und mich aufwecken. Ich bin emotional darauf vorbereitet (glaube ich zumindest).
10 Uhr den Sonntag Morgen, Blick auf mein Telefon - keine Nachrichten. Wenigstens konnte ich mal durchschlafen (dafür habe ich in der Nacht in dem Club auch keine stark koffeinhaltige Cola mehr getrunken). Ich frühstücke kurz etwas (Rosinenbrot und Nuß-Nougat-Creme), trinke ausnahmsweise keinen Kaffee und hole stattdessen wieder meinen Laptop ans Bett ... Tagebuch schreiben (das nimmt immer soviel Zeit in Anspruch). 14 Uhr und ein paar Minuten, weiter keine Nachricht von ihm, aber dafür registriere ich einen entgangenen Anruf von meinem zweiten Liebhaber (ich gehe schon seit einiger Zeit nicht mehr ran). Zeit den Sonntag Nachmittag aufzustehen und irgendwo etwas zu essen für mich zu organisieren (der Kühlschrank ist leer und ich hatte keine Zeit zum Einkaufen ... jedenfalls nicht für Nahrungsmittel). (Ende Teil 3/3)