morgana81 - gothic transgender

Check-in im Hotel, der Mann an der Rezeption bestätigt tatsächlich, dass ein Zimmer auf meinen Namen gebucht wurde.

[17.07.23 / 00:52] Check-in im Hotel, der Mann an der Rezeption bestätigt tatsächlich, dass ein Zimmer auf meinen Namen gebucht wurde. Ich hatte mir schon Umschreibungen ausgedacht: Mein Agent / Manager / Sekretär hat das für mich getan. Das Zimmer mit dem Fahrstuhl in die dritte Etage ist spartanisch eingerichtet, ein Bett, ein Waschbecken, eine Duschkabine, eine separate Toilette. Mehr brauche ich nicht. Ich verteile meinen mitgebrachten Kram, ziehe mich aus und wende mich dieser Dusche zu … warmes, klares Wasser! Kurz vor 17 Uhr, ich verfolge seine Nachrichten auf dem Telefon. 17 Uhr, meine Haare sind noch nass, nicht mehr als ein weißes Handtuch bekleidet meinen Körper. Es klopft an der Zimmertür, ich öffne mit etwas Verzögerung und er ist es! Keine Worte, nur mein und sein Lächeln. Er schließt die Tür und fängt sofort an, mich zu küssen. Ich kann meine Erregung unten herum spüren. Mein Handtuch fällt und er schubst mich rücklings auf das Bett mit den zwei Matratzen.

Wollen wir reden? Nein. Später. Er zieht sich aus, ich sitze neben ihm, betrachte seinen Körper auf dem weißen Bett, er legt sich hin, sein nackter Oberkörper gelehnt an das winzige Kopfkissen. Wie wunderbar er aussieht, sein schwarzer Vollbart, seine hier und da leicht grau anfangenden Härchen, seine massive Statur, sein immer mehr runder werdender Bauch … ich hatte erwähnt, ich habe eine Schwäche für diese „Bärentypen“ in der (schwulen) Szene. Augenkontakt, ein Lächeln meinerseits, mein zur Seite geneigter, neckischer Kopf. Ich weiß, was er will, er muss es mir nicht sagen. Ich fange an, sein Stück zu massieren und gehe mit meinen Lippen darüber. Er kneift in meine Brustwarzen, ich beiße ihn.

Tiefer, tiefer. Ich will, dass er sich wohlfühlt, ich will ihm dienen, ich will die Beste sein, die er jemals in ein Bett bekommen hat. Woher er gekommen ist, ob es da noch andere Frauen gibt? Ich stelle keine Fragen. Für einen kurzen Moment verspüre ich an ihm den markanten Geruch eines Kondoms.

Ich setze immer wieder an – etwas blockiert, ich komme mit meinem Mund und meiner Kehle nicht tief genug? Ich versuche andere Winkel, möchte wieder so tief gehen, wie die Jahre früher, als „meine Nase noch seinen Bauch anstupste“. Es ist sein Bauch! Und meine Stirn, sie kollidieren. Es ist ihm nicht entgangen, dass ich früher, als er mich das erste Mal trainierte (und er noch etwas schlanker war), nicht solche Probleme hatte. Irgendwie geht es doch (er drückt ihn mit der Hand flach).

Nach einiger Zeit zieht er sich wieder an, er möchte kurz runter in die Lobby, ein paar Flaschen Bier und Wasser holen. „Aber du kommst doch wieder?“ Mein geschockter und fragender Blick. Ganz bestimmt, er nimmt die Schlüsselkarte mit, damit er nicht anklopfen muss. Es ist noch Tageslicht, ich nehme währenddessen eine weitere Dusche. Wieder oben, zieht er sich wieder aus, stellt die mitgebrachten Flaschen ab und legt sich zu mir auf das Bett. Er legt seine Hand um mich und schläft schnell ein. Ich spüre seinen Körper, seinen Atem. Meine Nase an seiner Wange, mein Blick zu ihm herauf.

Nach einiger Zeit und einem kurzen Erwachen seinerseits, drehe ich mich. Er umschlingt mich jetzt von hinten. Eine Bettdecke brauchen wir in diesem warmen Hotelzimmer nicht. Er schläft wieder ein, meine Gedanken kreisen. Von einem „Ich“, zu einem „Du“, zu einem „Wir“ und letztendlich ein „Er“. Was mag er alles erlebt haben, was habe ich ihm alles angetan? Was haben wir alles verpasst, was hätte aus uns werden können? Ein paar leise Tränen rollen auf meinem Gesicht die Wange und die Nase herunter. Vielleicht tropfen sie auf seinen Arm, vielleicht auch einfach nur auf das weiße Kopfkissen. Es wird beginnend dunkel draußen vor der heruntergelassenen Jalousie vor dem Fenster. Vielleicht schlafe ich auch für ein paar kurze Momente ein.

21 Uhr, sein Telefon klingelte schon ein paar Mal im Vibrationsmodus. Er steht auf, zieht sich an. Er will noch ein paar Bekannte treffen. „Aber wolltest du mit mir nicht vielleicht noch ausgehen? Etwas essen, etwas trinken?“ Später vielleicht. Ich sehe ihn wieder die Zimmertür schließen. Allein zurückgelassen in dem Hotelzimmer, mache ich mich auch ausgehbereit für die Nacht. Eine weitere Dusche … der Geruch an seiner Haut, dieses Orientalische, benutzen wir ein ganz ähnliches Duschgel? Es entspricht meiner Natur. Wieder aus der Dusche kommend, sprühe ich das dazu passende Parfüm über meinen Nacken und meine Haare. Kajal, tiefschwarz, Mascara, tiefschwarz. Das kurze Leoardenkleid auf dem Kleiderbügel ist wieder trocken, ich hätte etwas anderes zum Wechseln für die Nacht mitnehmen müssen? Ich wollte dieses Kleid, ich bin dieses Kleid. Für die Nacht in der Disco trage ich doch die absatzlosen Barfußschuhe mit den pinken Schnürsenkeln, das war so nicht geplant, aber ich bin in Grenzen flexibel (meine geschundenen Füße). Die Lederjacke, ein Regenschirm, 22 Uhr nochwas, das heiße, tropische Wetter draußen vor dem Fenster hat sich in ein Gewitter verwandelt.

Die paar Meter durch die Innenstadt von Leipzig zur Moritzbastei. Es gibt noch eine andere Abschlussparty für den CSD, aber die ist weit draußen in Plagwitz, kostet mehr Eintritt und ist bestimmt nur mit Vorkasse. Auf dem Weg zu den Kellern der Moritzbastei mit der Disco für diese Nacht möchte ich noch eine Pizza essen, in dieser Schnellimbisskette mit italienisch angehauchter Menükarte. Die Vegetarische, wie immer. Die Bestellung in dem Restaurant, der Sitzplatz, alles wie sonst … nur bekomme ich nur die dreiviertel Pizza runter, mittendrin drängt es mich auf die Toilette. Zurück am Platz am Bartisch ist die Pizza schon längst wieder abgeräumt. Egal, ich habe keinen Hunger mehr und das stumpfe Messer war sowieso furchtbar. Den Preis bezahlen. Weiter durch den Regen zur Disco.

Wo ist der Eingang? Dieser Studentenkeller überrascht mich auch jedes Mal wieder. Tief unten in den Gewölben finde ich mich nie zurecht. Wo war jetzt die eine Tanzfläche, wo die andere? Gab es hier nicht noch irgendwo eine Cafeteria? Für diese Nacht ist nur eine einzige Tanzfläche offen, ich gebe nach dem Eintritt und der obligatorischen Kontrolle meines Geburtsdatums, meine Lederjacke und meinen Regenschirm an der Garderobe ab. Die Treppen runter erst mal eine Flasche Club Mate an der Bar holen.

Wummernde Bässe, Techno, Rave, nicht ungewohnt für mich. Trotzdem sitze ich gefühlt die nächste Stunde an einem Tisch im Separee und betrachte im schummrigen Licht mein Telefon. Wird er mir eine Nachricht schreiben? Er hat angekündigt, dass wir zusammen ausgehen. Ich lese zum Zeitvertreib Internetnachrichten. Leningrad kann ich jetzt vergessen, ich werde wohl nie die Eremitage besuchen können – in diesem Land bin ich jetzt als trans Person unerwünscht, wenn nicht sogar illegal und gegen alle Gesetze verstoßend.

Kurz nach 23 Uhr, eine weitere Nachricht von ihm, er kommt vorbei? Nur noch wenige Minuten, dann ist er da. Aufgescheucht laufe ich in den Kellergewölben des Clubs umher. Die Treppen hoch zum Eingang, vor dem großen Spiegel dort mein Äußeres und meine Haare richten. „Honey, die kannst du sowieso nicht mehr retten.“ Kurz nach draußen, schauen ob er schon da ist. Wieder zurück nach drinnen, Stempel auf meinem Handgelenk an der Kasse zeigen. Wieder nach unten, warten, in einer Ecke neben der Tanzfläche auf das Smartphone starren. Wieder die Treppe hoch nach oben, vorbei an dem Spiegel: „Honey …“ Nach draußen vor die Tür. Wieder zurück … nach unten. Und so wiederholt sich das Ganze. Es bleibt nicht unbeobachtet, einem anderen Gast fällt mein Treiben auf. „Wollen wir etwas tanzen?“ – „Ähh … nein. Ich warte auf Jemanden.“ (So viele verpasste Chancen.)

Irgendwann verliere ich die Hoffnung, es ist mehr, als nur eine „arabische Stunde“, er wird nicht kommen. Ich wende mich dem anderen Gast zu … wir wechseln ein paar Wörter, stellen uns vor – er kommt aus Marokko. Hey, da war ich Anfang des Jahres! Ich zeige ihm voller Stolz meinen schweren, silbernen Armreif, den ich extra für dieses Wochenende trage, der ist aus Marrakesch. Er ist interessiert, aber viel zu jung für mich. Er bewundert meine Ehrlichkeit und dass ich immer vorher sage, dass ich trans bin … obwohl mir die Wortwahl nicht gefällt, früher einmal „ein Mann“ gewesen zu sein. Trans Frauen waren schon immer Frauen. Wir tauschen unsere Nummern aus. Währenddessen erscheinen neue Nachrichten meines Liebhabers.

Ich gehe tanzen, wir gehen tanzen, ich tanze alleine, oder auch nicht. Eine Drag Show um Mitternacht (oder später, oder vorher) erregt meine Aufmerksamkeit. Ein Zeitgefühl habe ich nicht. Die Tanzfläche wird nach Mitternacht immer leerer und kurz vor zwei Uhr sind nur noch eine handvoll Gäste unter der Glitzerkugel versammelt und den Beats der aufgelegten Rave-Musik folgend. Mit der Realisierung, dass ich jetzt wirklich viel Platz zum Tanzen habe, beginnt sich mein Tanzstil zu verändern und gleicht immer mehr einer auf und ab wandernden, gefährlichen Raubkatze. Zwei Uhr, ich verlasse den Club. (Ende Teil 2/3)

[17.07.23 / 00:51] Der CSD 2023 in Leipzig – Jedes Jahr stelle ich mir wieder die gleiche Frage: Was ziehe ich an? Die schwarze Tunika mit den weiten Ärmeln? Am liebsten, ja – aber mir fehlt ein passender, schwarzer Rock, an den Hüften eng und nach unten hin auslaufend (der Morticia-Addams-Style). Meine Wahl fällt angesichts der heißen Temperaturen auf das schwarz-grüne Leopard-Kleid, dasselbe, das ich schon den Tag zuvor im Kino anhatte, dasselbe, das ich auch danach den Abend in der Strandbar an der Elbe anhatte, zusammen mit meinen italienischen Stiefeletten … Szene fehlt. Das kürzeste Kleid und die höchsten Stilettos in meinem Bestand, genau richtig für den CSD an diesem heißen Wochenende Mitte Juli in Leipzig.

Seit Tagen bereite ich mich darauf vor, seit Wochen sogar mit meinen Barfußschuhen – ich will meine Waden trainieren, damit ich wieder einen ganzen CSD auf ultrahohen Absätzen laufen kann! Im Bedarfsfall habe ich meine absatzlosen Schnürschuhe auch noch im Kofferraum … zusammen mit der Waschtasche und den ganzen anderen Übernachtungskram. Ich nehme das Auto, ich kann fahren, wann ich will, alles mitnehmen, was ich will – und – ich habe eine Klimaanlage. Soweit der Plan: nach dem Frühstück den Sonnabend losfahren, am Parkhaus am Hauptbahnhof parken, rübergehen zur Kundgebung auf dem Augustusplatz und dann die Demo mitmachen.

Was ich nicht bedacht habe, ist der Anfang der Sommerferien und die vielen Baustellen auf der Autobahn, streckenweise zieht sich alles im besten 60-km/h-Mopedtempo. Ist mir egal, ich komme an, wann ich ankomme, von der Kundgebung muss ich nichts mitbekommen. Irgendwann zur Mittagszeit in Leipzig angekommen, schlüpfe ich mit meinem Roadster in meine angestammte Parknische in dem Bahnhofsparkhaus im ersten Oberdeck. Sachen sortieren, Schuhe wechseln, Dinge im Kofferraum lassen (Jacke, Waschtasche), Dinge mitnehmen (eine Flasche Wasser in meinem Gothic-Pogo-Umhängebeutel und meine schwarze Handtasche). Mutig stolziere ich mit meinen Stilettos und meinem Leopard-Dress raus auf die Straße und hinein in das gleißende Sonnenlicht. Sonnenbrille, mein Hut und eine tiefschwarze Leggings verhindern Schlimmeres.

Die Straße entlang zum Platz an der Oper, die vielen Trucks werden beladen und vorbereitet. Interessiert notiere ich mir in meinem Gedächtnis, wer dieses Jahr alles mitfährt: die üblichen, ortsansässigen Firmen, die üblichen Parteien, die Uni und die Wagen der befreundeten CSDs und der von Leipzig selbst. Hier und da noch ein paar andere Fahrzeuge … vielleicht auch etwas für mich? Die Runde durch die aufgebauten Stände am großen Platz spare ich mir, es ist einfach zu heiß und mich zieht es in den nächsten Schatten.

Die Bäckerfiliale um die Ecke zur Fußgängerzone, eine Tasse Kaffee an einem Tisch und der Ledercouch daneben in dem überdachten Innenhof. Die Textnachrichten auf meinem Smartphone lesen … ich habe ihm wieder geschrieben, meinem Freund, Ex-Freund, Liebhaber, was auch immer. Seit Tagen stehe ich wieder in Kontakt mit ihm … er hat bereits ein Hotelzimmer in der naheliegenden Innenstadt auf meinen Namen gebucht? Ich müsste dort nur nach der Demo einchecken. Er hat meinen Wunsch beachtet, dass ich sehr wahrscheinlich eine Dusche benötigen werde, später …

Ich tauche meinen Körper in Sonnencreme, lasse keine Stelle aus, die Schultern, das Gesicht, die Arme. Das mein Silberschmuck damit Kontakt aufnimmt, ich werde sie die nächsten Tage wieder abspülen müssen. Bereit für die Demo, erhebe ich mich von der Couch und stelle mich wenig später draußen, nachdem ich meine leere Kaffeetasse in der Geschirrrückgabe gelassen habe, vor dem Eingang des Bäckers unter den schattenspendenden Arkaden mit Blickrichtung auf die Straße, in der in jedem Moment die startenden Trucks losfahren könnten. Mein Blick schweift auf den angrenzenden Augustusplatz … so viele Menschen! Es müssen mehr als zehntausend sein! Sie sind jung, sie sind bunt, sie sind friedlich und diszipliniert kämpferisch zugleich. Es könnte eine richtig gute Demo werden – trotz der ultraheißen Temperaturen (wie ich später erfahren werde, wurde die Demoroute deswegen sogar verkürzt und hätte eigentlich viel länger ausfallen sollen). Laut wummernde Bässe dröhnen um die Ecke, es geht los!

Ein Fahrzeug nach dem anderen fährt an mir vorbei … schön, dass ihr dort oben mit Wasserpistolen für eine frische Abkühlung sorgt, aber muss das sein? Auf meine frisch mit Sonnenschutz eingecremte Haut? Kontraproduktiv. Es dauert eine ganze Weile, es geht nur sehr langsam vorwärts, die große Menschenmenge, versammelt auf dem Opernplatz, bewegt sich kaum. Nach und nach, ich stehe an der Straßenecke und warte … und dann tauchen sie auf! Kommunisten mit ihren Bannern? Antifa? Der bunt-schwarze Block? Ja! Endlich wieder ein antifaschistischer Block ganz hinten! Die schönen Menschen. Für mich. Das Warten hat sich gelohnt, ich bin da und reihe mich mit meiner kleinen Trans-Pride-Flagge mit ein.

Vorbei durch den Innenstadtring, in kleinen Trippelschritten … ein mehr oder weniger angenehmes Tempo auf meinen hohen Absätzen, die Wasserflasche in meinem Umhängebeutel mit den szenefreundlichen Slogans (Scheiß Faschos) immer griffbereit. Die Sonne drückt unbarmherzig, Kampfrufe erschallen … dieser hintere Teil des Zuges fällt unter der etwas strengeren Obhut der begleitenden Polizeieskorte. Sie ist dezent, es gab in den alten Jahren mit dem queerfemministischen Block schon ganz andere Zwischenfälle. Wird dieser hintere Teil absichtlich während der Pausen in der Sonne gehalten? Verschwörungstheorie. Jeder achtet auf sich und die anderen. Vernunft lässt ausreichend Wasser mitnehmen. Wenn ich anfange, blind zu werden und Doppelbilder zu sehen, sollte ich jeden kleinsten, schattenspendenden Baum oder Laternenmast am Straßenrand mitnehmen. Habe ich mir zu viel vorgenommen? Gestern war da noch der Gedanke, die Stilettos in dem Umhängebeutel zu lassen und für die Route auf dem Asphalt die absatzlosen Schuhe zu tragen … diese liegen jetzt in diesem Moment im Kofferraum meines Autos ganz weit entfernt in einem Parkhaus, im Schatten. Kämpferisch ertrage ich diese Strapazen, in Gedanken an all die gequälten Seelen und Körper der trans Frauen auf der ganzen Welt! Ich mache das für euch, für mich, für alle! So weit dazu.

Die Demo mit der verkürzten Route biegt wieder in das enger bebaute Gebiet der Leipziger Innenstadt ein, mein Fähnchen weit erhoben im Wind, zu der Techno-Musik vom Truck am hintersten Ende der Demo. Ich schaffe auf meinen Absätzen auch das letzte Stück, die letzte Kurve, vorbei an der Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof, inmitten dieser wunderbaren Menschen um mich herum. Wieder zurück zum Startpunkt der Demo. Wie lange hat das jetzt gedauert? Ich weiß es nicht. Mein Kleid ist klitschnass, es ist voller Schweiß. Die Wasserflasche ist auf die letzten Meter leer. Die Demo ist zu Ende, die Musik klingt aus, die Menschenmenge zerstreut sich, nicht ohne den Organisatoren des letzten Demotrucks ausgiebig zu danken.

Ein kleiner Park ist neben mir. Ich schaue mich um. Der Park mit dem See hinter dem Operngebäude … Schatten vielleicht? Eine Bank? Meine Schritte werden kürzer, ich bin erschöpft. Einen Sitzplatz finde ich nicht. Ich schleppe mich weiter zu dem großen Platz mit der Bühne, den Ständen und dem Fest nach der Demo. Mit jedem Meter sitzen immer mehr junge Menschen überall herum, auf Wiesen, auf Steinen, Treppen, Geländern, Bänke gibt es hier nicht.

Der Platz mit den Ständen der Vereine und Organisationen, nichts, was ich nicht schon die letzten Jahre gesehen habe und mein weiteres Interesse erwecken könnte. Das Bühnenprogramm, was hier noch kommen könnte? Bin ich schon zu alt dafür? Ich brauche dringend eine erholende Dusche, meine zweite Wasserflasche aus dem Auto, ein schattenspendendes Zimmer, ein Bett zum Daraufliegen und Entspannen! Ich danke dir so sehr, dass du dieses Zimmer für mich organisiert hast. In schmerzhaften, winzigen Schritten schleppe ich mich in der Hitze zu dem Parkhaus am Hauptbahnhof zu meinem geparkten Auto, um meinen ganzen anderen Kram aus dem Kofferraum zu holen und weiter in die Innenstadt zu dem Hotel … nicht unweit, nur eine Seitengasse weiter, von dem Hostel das vergangene Pfingstwochenende. Für diese paar hundert Meter hin und zurück brauche ich gefühlt noch ein bis zwei Stunden. (Ende Teil 1/3)

[26.06.23 / 00:23] Freitag Mitternacht, ich bin gerade von einem Abendessen mit den Kollegen zurück, ein kurzer Blick auf mein Smartphone, nur mal schnell die Nachrichten checken. Ein Kontakt von Tinder hat mir geschrieben … habe ich seine Nummer nicht schon letztes Jahr gelöscht? Auf diesem Dating-Portal bin ich auch schon seit letztem Sommer nicht mehr online. Ich antworte ihm mit ein paar kurzen Zeilen.

Es braucht nur zwei oder drei weitere Nachrichten und es stellt sich schnell heraus, was seine Absichten sind: er will ein Sextreffen mit mir, Fotos, Bilder, vielleicht noch ein Video? Sorry Honey. Aber die, die du suchst, bin ich schon lange nicht mehr. Ich gebe ihm einen Link zu meinem Profil auf dem Webcam-Erotik-Portal – dort kann er sich gerne „verlustieren“. Genau dafür ist es da, um solche Kontakte abzuwimmeln … und für mich springt vielleicht auch noch etwas heraus (aber eigentlich habe ich in der ganzen Zeit, die ich da war, noch nie die Auszahlgrenze des Erotik-Portals erreicht).

So viele Dinge passieren mir in der letzten Zeit als Andrea, über die ich nicht so öffentlich schreiben kann. Mein anderes Leben, weit abseits von dem als Morgana – meine Kunstfigur, das ehemalige Escort-Girl, ungehemmt und sexuell freizügig, verrucht und von der Rotlichtszene magisch angezogen. Sie ist nicht echt, sie ist nur ein Teil von mir.

Ich als Andrea – die IT-Ingenieurin mit der in den vielen psychologischen und psychiatrischen Gutachten nachgewiesenen „autistischen Wesensart“, die, deren „soziosexuellen Kontakte“ nur auf flüchtigen Begegnungen basieren. Mein Leben: ich gehe zur Arbeit, ich komme von der Arbeit, ich sitze zu Hause, manchmal gehe ich auch das Wochenende weg, ein Festival, ein Konzert, eine Bar. Mit der Grenze jenseits der Vierzig habe ich (als Frau) die Schwelle zur Unsichtbarkeit überschritten. Es gibt einen Arbeitskollegen, der mich immer zu einem Essen einlädt … macht er mir Avancen? Ich bin in solchen Dingen blind und auf einem guten Rat hin, lasse ich mich während der Probezeit auf nichts ein. Ich verbringe wirklich viel Zeit auf der Arbeit, sie ist fast schon wie eine Sekte. Zwei Monatsgehälter und ich bin bereits raus aus dem Dispokredit.

Die Trans-Selbsthilfegruppe trifft sich zweimal im Monat in einem hübschen Park irgendwo in Magdeburg. Ich würde so gerne darüber schreiben – aber das kann ich nicht. Es ist ein sehr geschützter Kreis, den ich seit zwei oder drei Jahren sporadisch besuche. Ich bin nicht allein, ich habe meine Freunde mit denen ich so intime Fragen teilen kann: Was antworte ich, wenn mich eine Kollegin nach meiner „Periode“ fragt? Nett … ich nehme die Pille? Ich bin auf Hormone? Ich habe deswegen keine Monatsblutung? Auf jeden Fall den Schein bewahren, dass ich eine echte Frau bin (sie hat vielleicht schon mitbekommen, dass ich einiges zu verbergen habe). Der kleine Hexenzirkel der trans Frauen unter dem Baum auf der Wiese in dem Park ist in solchen Fragen auch nicht so wirklich sicher.

Zurück den Sonntagabend bei dreißig Grad in meinem Roadster mit offenen Verdeck die Straße entlang herumräubern, im Autoradio läuft ein zwei Jahrzehnte alter Goa-Trance-DJ-Mix mit laut wummernden Bässen. Vorher noch am Ufer der Elbe in einem Café ein Eis essen. Interessant zu wissen, dass ich mich in jede engste Parklücke zwängen kann, ohne hinterher die Türen öffnen zu müssen – ich klettere einfach oben heraus oder schwinge mich abgestützt wieder hinein, und lasse mich einen halben Meter in meinen Sitz vor dem Lenkrad fallen. Weiter auf dem heißen Asphalt zu der Techno-Musik der Sonne entgegen.

[18.06.23 / 20:15] Ein kleines Musikfestival mit drei Bands irgendwo in Magdeburg, in einem soziokulturellen Zentrum für Frauen. Ich war da noch nie, wollte es mal ausprobieren. Danach auf einen Absacker in die Bar beim Hauptbahnhof, inmitten der Latino-Musik und der tanzenden Menge eine Stunde lang mit dem Strohhalm in meinem Ipanema und den Eiswürfeln herumstochern. Mein Sitzplatz auf der Außenterrasse, die Spanisch sprechenden Exil-Gäste um mich herum geben dem Ganzen ein internationales Flair, weit nach Mitternacht. Mehr passiert nicht.

Fast hätte ich im Dunkeln einen Radfahrer überfahren, ich habe ihn im Scheinwerferlicht wenige Zentimeter vor meiner Motorhaube schon schreien gehört. Er hatte verdammtes Glück, ich konnte noch bremsen. Weg war er.

[04.06.23 / 19:44] Vor mir bis zum Horizont hunderte Motorräder, die Ausfahrt ist der Wahnsinn (jemand hat mitgezählt, ich bin Nummer 440). Eigentlich war es nur ein Gedanke, ganz hinten mitzufahren, aber das hat sich dann doch so ergeben … mit Warten und erst mal Zuschauen. Hinten Fahren macht auch viel mehr Spaß – und trotzdem mit Disziplin: zwei Reihen, versetzt, und ich immer ganz rechts für die langsamen Maschinen (die, die ihre Bikes „um die Kurve tragen“, auch wenn bei dem Winkel nur verdammt wenig Platz ist).

Der Parkplatz für die Pause, die Tankstelle in der Nähe des Truppenübungsplatzes in der Mitte von Sachsen-Anhalt, wird langsam zu klein für die Menge an Motorrädern, bis alle erst mal losgefahren sind, kann ich mich noch gemütlich mit einer Zuschauerin unterhalten. Jetzt muss ich aber mal so langsam wieder los. Die letzten Kilometer verpasse ich den Anschluss an die Meute und muss schon die zwei, drei Autos und den LKW vor mir „aufrauchen“ (habe ich so gelesen, dass das das Wort dafür ist). Gashahn aufdrehen, wieder Anschluss an die Gruppe suchen.

Nur für die Bikerparty danach bin ich nicht mehr da, zu kalt die letzten Nächte und vor allem das letzte Wochenende. Hier nur zwei Stück Kuchen (für den es sich überhaupt lohnt, dahin zu fahren!) und ein Kaffee und ich sattele wieder auf. Bis nächstes Jahr.

https://youtu.be/ipqczuVClc4

[03.06.23 / 09:43] Freitag … wollte ich nicht „vorschlafen“? Ich bin so aufgeregt, ich falle erst weit nach ein oder zwei Uhr in den Schlaf, wache um fünf Uhr nochwas auf. Der Koffer ist gepackt, alle Sachen schon akribisch vorher aufgelistet und herausgesucht: viel Platz ist da nicht in dem kleinen Rollkoffer (ich will mit der Bahn fahren). Drei schwarze Tops für das „Trad-Goth-Outfit“, die schwarze Yoga-Hose (ultrabequem und ich werde das Wochenende noch so Einige sehen, die die auch anhaben), meine Plateau-Pumps – die gerade noch so in das Gepäckstück mit hinein passen – und mein neues Kleid. Ich bin mutig und will dieses Jahr von der allseits schwarzen Farbe abweichen … es ist grün und weiß. Tatsächlich orientiere ich mich hier an dem „Gothic-Lolita-Look“, mit dem schweren Parfüm (ein Geschenk), dem Patchouli und all meinen Silberschmuck mit in der Waschtasche bin ich wieder „gothic“ … vor allem mit dem silbernen Armreif von der letzten Urlaubsreise, der muss mit!

Zeitig auf Arbeit erscheinen, noch einen kompletten Arbeitsfreitag mit endlos langen Meetings füllen, bzw. „absitzen“, bevor ich den Nachmittag eine halbe Stunde früher gehen kann, ich brauche diese Zeit, um meinen Zug zu erwischen. Dieses Jahr nur die schmale Festivalvariante, von Freitag auf Montag, drei Nächte – kein viktorianisches Picknick für mich, keine große Kiste mit all meinen Schuhen – nur die Pikes ziehe ich während der Zugfahrt an. Für mein um ein Tag verschobenes Picknick im Park in Leipzig habe ich mir extra den Tag zuvor noch einen Flechtkorb aus dem Baumarkt geholt … das Osterkörbchen zu Hause in der Abstellkammer wäre auch nicht angemessen gewesen. Auto in der Garage parken, Koffer greifen, weiter zum Provinzbahnhof.

Wie immer, die Züge sind voll, verspätet über alles, niemand würde auch annähernd auf die Idee kommen, dass die an jedem haltenden Nest durch die Landschaft schaukelnden Regionalzüge von mehr als drei Dorfjacken benutzt werden … schon gar nicht zu Pfingsten. (Idee: ICE und RE müsste dieselbe Preisklasse sein, gestaffelt nach Kilometern und nicht nach nicht vorhandenen Luxus.)

Endlich in Leipzig den frühen Abend angekommen, noch Geld am Automaten holen, weiter mit meinem Rollkoffer hinter mir zu dem gebuchten Hostel – ein Acht-Personen-Zimmer – werde ich es überstehen? Alle Kommentare von Verwandten und Kollegen: Bist du verrückt?, weise ich von mir. Ach! … Ich war beim Bund! O-Ro-Pax! Ich habe den Platz ganz oben auf dem Doppelstockbett zwischen Eingangstür und der Toilette. Hauptsache billig und es ist keiner da. Sind bestimmt alle beim Festival und ich habe den Freitagabend für mich allein. Fühl dich wie zu Hause und lauf nackt hin und her während der Vorbereitung für die Nacht. Eine Dusche, Parfüm, Dessous, ein schwarzer BH, ein Spaghettiträgertop, die Yoga-Hose, das schwarze Top mit den Ärmeln in Spitze, der schwarze Ledermini, die schwarzen Pikes-Stiefeletten, meine schwarze Lederjacke. Den schwarzen Kapuzenpullover gebe ich eingerollt mit in die Handtasche – die Nächte, und vor allem der Morgen, werden kühl. Kajal, Mascara, Silberschmuck und Patchouli – bereit für die Nacht.

Der erste Abend auf dem kleinen „Gothic-Pogo-Festival“ – es könnte mein zwanzigstes sein? Den Vorgänger in der Tangofabrik und die Online-Ausgaben während der Pandemie mitgezählt. In der Straßenbahn begegnen mir noch viele andere Gäste des anderen „Gotik-Festivals“ – hätte ich etwas mehr Geld über (wäre ich nicht den zweiten Monat im Dispo), ich würde mal wieder ein Ticket kaufen (nach zehn Jahren Abstinenz). Eine Besucherin in der Straßenbahn wirkt aber auch bezaubernd hübsch, ich kann meine Augen gar nicht so sehr von ihr lassen.

Das Werk 2 am Connewitzer Kreuz im Süden von Leipzig, die Heimat des kleinen Festivals. Die eine Band die Nacht zuvor habe ich schon nicht sehen können, dafür sind diese Nacht ein paar interessante „Gitarren-Bands“ angekündigt! Eine davon habe ich zuletzt 2006 gesehen (wahrscheinlich auch genau hier). Ich laufe durch die zwei Hallen, ich hole mein Bändchen (ohne das ich mir nackt vorkomme), versuche Gesichter wiederzuerkennen, Besucher nicht, aber die Veranstalter (sie müssten mich auch schon erkennen). Ich brauche das Fünf-Tage-Bändchen noch für das „Club-Hopping“ und den freien Eintritt später. Ein obligatorischer, erster „Club Mate“ an der Bar.

Die erste Band … Punk? Die zweite Band … auch so Punk? Aus Finnland? Ich bin hier nur wegen der dritten Band: Boah, sind die alt geworden … Hey, so alt bin ich doch auch nicht? Siebzehn Jahre liegen zwischen hier und damals. Und ich kann immer noch bei zwei, drei Titel die Refrains mitsingen. Weiter zu den beiden Discos die Nacht.

Die eine Tanzfläche … Gitarrenlastiges? Die andere Tanzfläche … queeres Zeug? Eher so „Gestampfe“ – zurück zur ersteren. Die Nacht oder den Morgen gehe ich erst sehr spät ins Bett – nicht vor dem Sonnenaufgang! Nicht vor dem ersten Frühstück! Ich will mal wieder so richtig ein Festival durchmachen, es so angehen lassen, wie auf einem Rave. Scheißegal um meinen Körper und wie viel ich die Nacht doch nicht geschlafen habe. Gegen drei Uhr wechsele ich den Veranstaltungsort.

Rüber in den anderen Club mit der Italo-Disco-Tanzveranstaltung und den freien Eintritt für mich mit kooperierenden Festivalbändchen. Meine Tasche lasse ich an der Garderobe, meine Lederjacke – mit den verschließbaren Seitentaschen für etwas Kleingeld – behalte ich für das Erste an. Hinunter in den Keller zu Italo-Disco tanzen … endlich!

An der Bar ein Glas Wasser holen, werde ich angequatscht, er mit seinem EBM-T-Shirt ist schon etwas angetrunken. Kurz zusammen tanzen, wieder an die Bar, Smalltalk (bist du öfters hier – nein, nur dieses Wochenende) und er küsst mich auf meine Lippen.

Ich bin verstört. Er lässt sofort mit einer Entschuldigung ab. Das habe ich nicht kommen sehen. Ich gehe erst mal wieder tanzen, alleine. Ein Blick nach draußen, die Treppe zum Ein- und Ausgang hoch, die Dämmerung setzt ein, Zeit zu gehen? Vögel zwitschern schon. Ich sehe ihn nicht mehr und er sieht mich nicht mehr, fluchtartig (nachdem ich noch ein paar Titel getanzt habe) verlasse ich den Club.

Wieder zurück zu dem anderen Festival, oder doch schon zur Straßenbahn, ich muss noch etwas Zeit rumkriegen bis sechs Uhr, bis die Bäcker für das Frühstücksbrötchen am Bahnhof aufmachen. Nicht allzu viel später zur Straßenbahnhaltestelle und wieder zurück zum Hauptbahnhof in die Mitte von Leipzig.

Es ist noch keine sechs Uhr, aber der Bäcker unten in der Passage hat schon offen, ich nehme mir ein Croissant, ein Schokobrötchen und ein Rosinenbrötchen rüber mit ins Hostel, auf einen Kaffee verzichte ich noch.

Mein Frühstück drücke ich mir wenige Minuten später, gegen sechs Uhr, am Stehtisch vor der Eingangstür zum Hostel rein. Es ist kühl, den schwarzen Kapuzenpullover habe ich schon länger unter die Lederjacke gezogen. Zurück ins Zimmer, die Betten sind belegt und die Leute schlafen schon. Leise versuche ich auch, mich meiner Klamotten zu entledigen, im Bad das ganze, schwarze Augen-Make-up zu entfernen, zurück die Sprossen die Leiter hoch zu meiner Liege zu steigen. Schranktüren öffnen, schließen, Schlösser klicken – ich bin die Einzige, die etwas mehr Platz hat und ihren ganzen Kram direkt oben auf dem Schrank neben dem Etagenbett deponiert. Das Wachs in den Ohren, das Halstuch vor den Augen und die Augen schließen.

Husten, Schnarchen, Leute stehen auf, gehen wieder ins Bett … spätestens um acht Uhr ist „morgens“ und „Aufstehzeit“. Alle Tricks zum Einschlafen funktionieren nicht … ich ahne Schlimmes. Ach, hätte ich ihm doch eine Nachricht geschrieben … nur du kannst mich hier herausholen! „Hilf mir!“ (Ende Teil 3/3)

[03.06.23 / 09:42] 24 Stunden zurück, der Sonntag, ich habe es geschafft, fünf Stunden zu schlafen, immerhin. Die lauten Gäste in dem Zimmer im Hostel in der Innenstadt von Leipzig sind weg, jetzt sind da nur noch ein paar „Elder Goth“ (wie ich), die Rücksicht aufeinander nehmen – und doch fällt mir auch immer alles herunter vor dem kleinen Schrankfach. „Sorry.“ Mein weiß-grün kariertes Kleid – so eine schöne Wahl für die Tage. Die schwarzen Pumps, die schwarze Sonnenbrille und ich bin zum Frühstück gegen Mittag wieder draußen in der Innenstadt … da war irgendwo noch dieser Waffelladen.

Es tut mir leid um meinen Ex-Freund, ich habe ihn so verarscht und sitzen gelassen. Mein schlechtes Gefühl führt mich den frühen Sonntagnachmittag zu der Adresse, die er mir geschrieben hat. Wird er unzählige Stunden später noch hier sein? Nein, ich warte vergebens vor dem Hochhaus in der Nähe des Landeplatzes für die laut knatternden Rettungshubschrauber an der Uniklinik. Zurück in die Innenstadt, bzw. die Südvorstadt von Leipzig. Ich tingele den Nachmittag noch durch ein syrisches Restaurant, ein Kaffee mit Kuchen und Tee (das sehr beliebt ist bei den sehr alten „Gotiks“) – und zurück am Marktplatz die alte Stammbar für ein Glas Orangensaft und ein Wasser, bevor es weitergeht zum Festival. Was ziehe ich an? Mein Trad-Goth-Outfit. Die Nacht davor, das ärmellose Top mit dem Netzausschnitt.

Sonnabendabend, eine Dusche wieder zurück, das spezielle Duschbad mit dem speziellen Parfüm – so schwer orientalisch, wie auch mein Silberschmuck. Der Peridot-Anhänger an der Silberkette, das Peridot-Armband mit Silber – und mein silberner Armreif aus Marrakesch, diesen trage ich hier aber auch jeden Tag und Nacht. Das weiß-grün karierte Kleid hänge ich wieder an den Bügel an dem Griff des Koffers, der oben auf dem Schrank neben dem Doppelstockbett in dem Zimmer im Hostel liegt. Ich bin die Abende nicht immer allein, ab und zu kommt auch noch jemand von den anderen Gästen, Klamotten wechseln. Weiter für die Nacht auf den Sonntag zu dem Veranstaltungsort von dem kleinen Gothic-Festival. Nach der wirklich schlaflosen Nacht nach meiner Anreise möchte ich diese Nacht nicht so lange machen. Keine Ahnung, wie viele Bands diesen Abend spielen, meine aktuelle Lieblingsband aus Frankreich ist jedenfalls mit dabei. Ich stiefele mit Sonnenuntergang an der Gay-Bar in der Innenstadt vorbei zu meiner Straßenbahnhaltestelle an der Oper.

Ausstieg Connewitzer Kreuz – jetzt muss ich aber auch mal bei dem äthiopischen Streetfood-Stand essen. Fingerfood ist hier wirklich Fingerfood, ich schaufele das leckere Essen mit meinen Fingern in mich hinein, schlecke diese ab, bevor ich mich zu dem Waschbecken in der Damentoilette in der Veranstaltungshalle gegenüber nach dem Eintritt begebe. Ich laufe hier immer durch, Bändchen zeigen, Taschenkontrolle (sie sind hier sehr nervös, nach dem Vorfall mit den K.o.-Tropfen letztes Jahr).

Die erste Band des Abends, ich bin sowas von beeindruckt – diese selbstgebauten Elektronik-Kisten! Dieser brutale Klang! „Wow!“ Meine Begeisterung inmitten des Publikums. Zwischen den Bands wieder raus in die andere Halle mit der zweiten Tanzfläche und den Marktständen (bis auf eine weitere CD und einem Deathrock-Patch für meine Lederjacke / Punkerkutte werde ich dieses Jahr nichts kaufen). Eben mal auf die Toilette hier und dort, an der Bar ein Club Mate – und schon wieder den Anfang der nächsten Band verpasst. Ich bin allein unterwegs, mal in meiner autistischen Blase, mal Rocker-mäßig herumschlendernd, den Vorfall mit dem Typen an der Bar von dem Club die letzte Nacht nicht so richtig verarbeitend, auf mein Telefon schauend. Diesen Abend gibt es hier in dem Innenhof einen Grillstand, aber ich habe draußen vor dem Eingang schon gegessen. Mein Ex-Freund hat mir geschrieben …

Scheiße! Meine Mine verfinstert sich, was habe ich getan? Er hat meine höchst dramatischen Nachrichten den Morgen zuvor wirklich für echt gehalten. Mir geht es doch mittlerweile wieder besser, ich konnte etwas schlafen. Er hat einen Bekannten angerufen, ich könnte dort übernachten, er wartet bis zwei Uhr dort, ich soll ihm schreiben, wenn ich mich auf den Weg mache.

Meine Hand an die Stirn … ich könnte diese Nacht noch Sex mit ihm haben? Vielleicht ist das der Punkt? (Wird das nicht ebenso schlaflos?) Ich bin irritiert, weiß nicht, was ich machen soll … ich will weiter tanzen und die nächsten Bands sehen. Der Nachrichtenaustausch draußen vor dem Eingang am alten Grillstand geht so lange, die eine Band dazwischen habe ich schon komplett verpasst. Noch eine weiter, jetzt kommt meine Lieblingsband aus Frankreich, die, die ich schon den letzten Tag im letzten Jahr gesehen habe (und auch dort ließ ich ihn sitzen nach mehreren Nachrichten, ich bin so eine Bitch).

Die Handtasche mit dem Telefon lasse ich an der Garderobe, endlich frei. Auf der anderen Tanzfläche wird nach den Auftritten Oldschool-Deathrock gespielt. Der Lautsprecher vor mir kann gar nicht laut genug sein, um meine Gedanken und Schuldgefühle hinwegzufegen. Niemand spricht mich hier an. Zurück auf die erste Tanzfläche (die mit der Bühne), ein Barhocker oder ein anderer Sitzplatz. „Was würde Mary tun?“ Immer, wenn ich nicht weiter weiß, wende ich mich an mein großes (imaginäres) Vorbild. „Sei kein Arschloch.“ Ich möchte doch noch zu dieser Adresse fahren. Die weitere Stunde auf der Toilette (schon wieder Blut) und die Kenntnis, dass außer der Linie 11 hier dieses Wochenende nichts nachts fährt und ich keine Ahnung habe, wie ich da hin komme, lässt meine Entscheidung kurz nach drei Uhr klarer werden: Zurück ins Hostel, eine Nacht gebe ich dem Zimmer noch. (’Tschuldigung, dass mir die Tür so laut ins Schloss gefallen ist, war keine Absicht.)

Der Sonnabend … brutal gar nicht geschlafen. Ich sitze gegen zehn Uhr in dem Doppelstockbett auf meiner Liege ganz oben, diese vielen Menschen, jeder steht irgendwann irgendwie auf, geht an seinen Schrank, geht auf die Toilette, geht raus aus dem Zimmer, knallt die Tür. Die Festivalbesucher, die den Morgen zurückkommen (ich), die Nicht-Festivalbesucher, die schon früh aufstehen, die dann doch wieder älteren (und netten) Festivalbesucher, die auf das Frühstück nicht verzichten können. Alles, was ich mir vorgenommen habe: Wird schon werden, nimm Oropax mit! – Keine Chance. Bin ich mal kurz eingenickt? Ich glaube nicht. Ich bin verzweifelt und schreibe ihm ein paar Nachrichten. Eine Antwort erwarte ich nicht. Die Jahre sind vorbei, als ich noch bei ihm übernachten konnte, bevor ich meine Wohnung hatte.

Aufstehen, Frühstück hatte ich ja schon. Diesen Tag ziehe ich mein schönes, neues Kleid an: das weiß-grün Karierte! Dark Cottagecore. Draußen die in der Innenstadt flanierenden Festivalbesucher in ihren historisch anmutenden Roben sind nicht allzu weit entfernt von meinem Stil … ich könnte aber auch den 1940er Jahren entsprungen sein, zusammen mit der schwarzen Nylon-Strumpfhose und den Plateau-Pumps – die ich extra für dieses Wochenende und dieses Outfit mitgenommen habe! Der Silberschmuck die letzte Nacht, mein marokkanischer Armreif. Ich ziehe meinen Flechtkorb von dem Schrank herunter, packe meine Kaffeetasse mit ein, mein ebenso kariertes „Picknick-Tuch“ und gehe raus, eine Pizza zum Mittagessen und gleich direkt daneben bei dem Bäcker in der Innenhofgasse zwei Stück Kuchen für den Nachmittag kaufen. Weiter zum Clara-Zetkin-Park.

Die Haltestelle kenne ich noch, den Weg zurück merke ich mir, um genau diese Haltestelle wiederzufinden (nicht, wie das Jahr zuvor). Mein Weg durch die grüne Parkanlage führt mich vorbei an den Stellen, an denen ich letztes Jahr schon war. Das Wetter ist identisch: sonnig, trocken und nicht so warm – ideal für das „Viktorianische Picknick“ – welches ich dieses Jahr um einen Tag verpasst habe. Den Sonnabendnachmittag sind kaum noch „Gotiks“ unterwegs … eigentlich fast gar keine. Nur Normalos in dem Park.

Ich wähle die gegenüberliegende Uferseite an dem See und betrachte meinen Sitzplatz vom letzten Jahr: Genau dort hinten auf der Mauer habe ich gesessen. Enten quaken, der Kaffee, den ich mir vor dem Einstieg in die Straßenbahn noch bei einer größeren Kaffeehauskette in meinem Becher habe gießen lassen, ist immer noch genauso kühl – mit den Eiswürfeln (dabei wollte ich doch gar keinen Eiskaffee). Schön zu erkennen, dass der Thermobecher auch so herum funktioniert. Meine ein Stück Zupfkuchen mit Kakao und ein Stück Eierschecke esse ich von dem Papptableau mit der Hand, die Kuchengabel habe ich im Koffer vergessen. Bis hierhin um 16 Uhr hat sich der Kuchen und die Tasse Kaffee mit dem Deckel sehr gut gehalten in dem großen Flechtkorb. Nach einer Weile entspannen – und mich von der schlaflosen Nacht erholen – trage ich meinen geflochtenen Picknickkorb in der Armbeuge kurz vor 17 Uhr wieder zurück zur Straßenbahn. Vielleicht kann ich in dem Hostel noch etwas schlafen oder zumindest entspannen (die Augen zu machen), bevor ich mich wieder ausgehfertig mache … die letzte Nacht in dem Club hatte ich das Top mit den langen Ärmeln in Spitze an. (Ende Teil 2/3)

[03.06.23 / 09:41] Ich muss furchtbar aussehen, ich ziehe meinen Rollkoffer das kurze Stück zum Bahnhof in Leipzig, um diesen in eines nach Urin stinkenden Schließfächern für ein oder zwei Stunden zwischenzulagern. Noch ein zweites Frühstück gegen zehn Uhr? Die anderen schwarzgekleideten Leute bei dem Bäcker schauen mich schon so schockiert an, wahrscheinlich sehen selbst die Real-Life-Darsteller von dieser Fernsehserie, die Drogenjunkies vom Leipziger Hauptbahnhof, noch besser aus, als ich. Tiefe, schwarze Augenringe, ein blasses Gesicht, in meinen Pikes dahinschleichend. Egal … vor der Abfahrt nach Hause noch ein drittes, indisches Frühstück in der Fußgängerzone.

Stunden zuvor, der Sonntagabend – für mich die letzte Nacht bei diesem Gothic-Festival, bei dem ich immer zu Pfingsten bin. Diese Nacht ist der lange Marathon geplant. Werde ich durchtanzen? Ich wechsele in dem Hostel mein weißes Kleid in das tagesaktuelle Schwarz: die wirklich ultrabequeme, schwarze Yoga-Hose, das neu gekaufte Fischnetz-Top und das ärmellose Top. Zusammen mit den Stiefeletten, der Lederjacke und dem schwarzen Ledermini, ein so „80er-Jahre-Outfit“. Schwarzer Kajal … Patchouli. Mein orientalischer Silberschmuck. Mit der Straßenbahn nach Connewitz zum Werk 2.

Drei Bands, eine Französische, die es wirklich draufhaben, den kitschigen Synthie-Pop zu … persiflieren? (Nein, die machen das wirklich so.) Eine ultrakühle Wave-Band aus Polen (mit Sonnenbrille). Und ein deutscher Künstler an seinem Sythesizertisch, der die Massen so sehr anzieht (zurecht), dass ich auf den Weg in die andere Halle und zurück irgendwann nach Mitternacht vor der langen Menschenschlange stehe und auf das Aufheben des Einlassstopps warte. Ich komme doch wieder rein.

Nach den Bands, tanzen. In mir reift der Gedanke, gegen zwei oder drei Uhr zurück ins Hostel? Check-out ist erst um elf Uhr – und schlafen kannst du ja sowieso nicht! Ich mache durch! Ich will endlich auch den Sonnenaufgang in dem Innenhof dieser Festivallocation sehen. Wie die Nächte zuvor, meine schwergepackte Handtasche mit dem Kapuzenpullover gebe ich an der Garderobe ab. Weiter an die Bar, ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch Wasser. Auf dem Weg von der vollen Tanzfläche zu den Toiletten schaue ich immer wieder nach draußen.

Es wird leicht heller … mit Beginn der Morgendämmerung positioniere ich mich draußen auf dem Pflaster. Zu kalt? Mein Pullover ist noch in der Tasche drinnen. Ich falle einem anderen Festivalgast auf: „Glaub mir, das dauert mindestens noch eine Stunde.“ Ich bewege mich nicht weg, ich will diesen Moment nicht verpassen. Die Jahre zuvor war ich entweder drinnen auf der Tanzfläche, draußen um die Ecke, oder es war trübes, regnerisches Wetter unter dem Vordach, oder ich war schlicht und einfach schon längst wieder in meiner alten Wohnung in Leipzig. Ich starre gebannt auf den leicht hellen Schein am durch einen Baum und einem Hausdach verdeckten Horizont. Mein neuer Verehrer amüsiert sich. „Lass uns uns umarmen.“ – „Klar … eine Umarmung geht immer.“ Die Sonne kommt heraus und ich bin für einen Moment fasziniert. Der Dampf, der Nebel, im hellen Lichtschein draußen auf dem Hof, qualmend vor der offenen Tür zur Disco.

„Hier gibt es einen ‚Dark Room‘?“ hier gibt es keine Dark Rooms, er führt mich zum weiteren Rummachen in eine nicht wirklich dunkle Ecke vor dem Toiletteneingang der schon längst wieder geschlossenen, zweiten Veranstaltungshalle und lehnt sich mit mir gegen die weiße Wand. Mein Lederrock aus einem Sexshop auf der Reeperbahn in Hamburg ist aber wirklich bezaubernd mit dem rückseitigen Reißverschluss … auf, zu, auf und zu. Seine Hand landet in meiner teuren Unterwäsche, seine Finger … wo ist der Eingang? Ja … du, ich bin da unten etwas anders, als andere Frauen. „Du bist operiert?“

Und hier endet seine Exkursion, er kann es nicht verarbeiten. Ich sehe aus, wie eine Frau, ich bin eine Frau – und dann wieder doch nicht? Er ist froh, dass wir uns nicht geküsst haben, ich ließ ihn auch nicht an meine Lippen heran, die sind tabu.

„Willst du mit mir frühstücken gehen?“, mein Blick. Der Bäcker an der Kreuzung gegenüber, ich könnte ihm noch ein paar Dinge mehr erklären. „Deine Kumpels werden dich morgen fragen, ob dir das mit der Transe nicht aufgefallen ist.“ Er lehnt ab, er muss das noch weiter verarbeiten, das ist neu für ihn. Irgendwann gegen halb acht, ich gehe alleine rüber zum Frühstück, im hellsten Sonnenschein. „Ein Croissant, ein Mohnbrötchen mit Erdbeermarmelade und einen großen Café Crema.“ Zurück auf die Tanzfläche bis neun Uhr und dann mache ich mich mit der Straßenbahn auf zum Hostel-Check-out und noch eine Dusche nehmen. Schon wieder eine schlaflose Nacht. (Ende Teil 1/3)

[14.05.23 / 01:25] „Vermassel mir das nicht!“, mein Spruch zu meinem Spiegelbild die ersten Tage auf der Damentoilette in der neuen Firma, als ich für einen kurzen Moment meinen Zopf öffne und meine Haare neu richte. Anders wie zuvor, verhalte ich mich nun professionell, optisch zurückhaltend, eher meinem alten Ich gleich – dafür so kommunikativ, wie ich es noch nie zuvor war. Immer Fragen stellen, mit in die Kantine gehen, mit in die Cafeteria gehen, zusammen einen Kaffee trinken – der hier gratis ist, soviel du willst.

Bis jetzt läuft es gut, fange ich erst mal auch an, zu programmieren, lande ich auch im „Tunnel“ und bin nicht mehr ansprechbar – aber das ist hier normal. Ich muss mich nur zusammenreißen – wenn ich irgendwo nicht weiterkomme, ewiges „Reverse-Engineering“ betreibe, endlos lange im Intranet nach nicht existenten Dokumentationen suche, irgendwann frustriert im Leerlauf rotiere … dann bin ich raus. Gefeuert. Genau das ist mir bei der letzten Stelle passiert. Auf die Kollegen zugehen! Reiß dich zusammen! Mach hier nicht wieder so eine Szene! Immer sympathisch bleiben. Manchmal habe ich keine Ahnung von den elementarsten, technischen Dingen und Begriffe, aber das fällt noch nicht auf? Dranbleiben, Einlesen … auch zu Hause später die Nacht. Wie in Japan, es gibt für mich nur die Arbeit.

Dass ich mich dieses Mal mehr mit den anderen Mitarbeitern unterhalte, ist neu. Ein Lerneffekt? Ich will die Stelle noch nicht riskieren, ich brauche das Geld, noch zwei Monatsgehälter bis zur Rückzahlung aller meiner Schulden. In meiner Phantasie entnehme ich meinen neuen Soft Skill der kurzen Phase als Web-Darstellerin, die vor der Kamera, und in den Chats mit den Männern, die ich alle nicht kenne, aber irgendwie einen Smalltalk betreiben muss, als Kunden-Akquise (vielleicht gehe ich tatsächlich irgendwann wieder online und mache das nebenbei weiter). Auf Arbeit weiß davon niemand.

Jetzt steigen die Temperaturen an, mein androgynes Erscheinungsbild mit dem weiten, schwarzen Pullover durch die Großraumbüros schreitend könnte jetzt einen mehr offensichtlicheren, weiblichen Charakter annehmen, wenn ich meine engen, schwarzen Tops trage. Der Exzentriker-Bonus durch meinen schwarz-grauen französischer-Chic-Mantel ist dann dahin. Noch ist mir keine andere Kollegin auf der Damentoilette begegnet. Vielleicht mache ich mir auch nur viel zu viel Gedanken und bemerke gar nicht, dass ich schon ein gewisses Passing erreicht habe.

Die Nächte zwischen den Arbeitstagen auf YouTube – das neue Selbstbestimmungsgesetz macht mir Sorgen. Im Kern ein guter Ansatz, aber durch die unzählig vielen Ausnahmeregelungen im aktuellen Entwurf für die Abstimmung, ein totales Desaster. Klar kannst du dann (und sollst du auch) dein Geschlecht und deinen Vornamen einfach ändern – aber was ist mit denen, die das alles schon durch das alte Transsexuellengesetz hinter sich haben? Die neue Variante mit der dringend benötigten Freiheit für die Betroffenen löst im Internet eine Hetz- und Hasskampagne aus, deren Ausmaß ich mir noch gar nicht vorstellen kann.

Ich habe Angst. Vor fast zwanzig Jahren war ich die Einzige, konnte nachts durch Leipzig laufen, war vollkommen frei und fühlte mich sicher. War froh, diesen Weg gegangen zu sein, konnte mich endlich als Frau fühlen … die, die ich schon immer war! Hassverbrechen? Transphobie? Alles Fremdwörter, kam in mein Vokabular nicht vor. Ich war einfach ich und konnte sogar mit Männern ungezwungen flirten (und so ist mein echter Name „Andrea“ entstanden). Und heute, Jahrzehnte später: „Transfrauen sind Männer.“

Werde ich jetzt wieder angegriffen? Die Damentoilette, die ich nur noch ausschließlich nach meiner Transition, viele Jahre zurück, benutze, ist als fremder „Schutzraum“ für mich ab sofort tabu? Nur weil ich anders geboren war? Nach den Hass-Videos auf „YouTube“, die ich mir masochistisch veranlagt immer wieder antue und den aggressiven Hetzern und den sogenannten Influencern darin, schon.

Wie der neue Gesetzesentwurf interpretiert wird, es zählt nicht mehr, ob du schon jahrelang den Namen und diesen dämlichen Geschlechtseintrag im Reisepass geändert hast, ob du untenherum operiert bist, oder nicht, ob du wahnsinnig weiblich aussiehst, schon ewig als Frau lebst und eine bist … nur vergessen hast, das einzutragen (oder andere Gründe) und jetzt droht ein Krieg? Pech für dich. Im neusten Entwurf dieser Vernichtungsschrift wurde der Passus mit der unbilligen Härte wieder gestrichen und du kannst dich in der nächsten Kaserne melden.

Es widert mich an, wie diese ultrarechten Video-Kommentatoren darüber entweder jubeln, oder sowieso alles vom Staat und das ganze mit dem LGBTQ+ verhöhnen, ablehnen, als nicht lebenswert betrachten. Es tut mir um die trans Frauen leid, die weit entfernt vom jeden Passing in einem Interview vor die Kamera gezerrt werden, noch einmal betonen, wie wichtig dieses neue Gesetzt ist und ihre ganzen negativen Erfahrung mit Hass und Gewalt gegen sie in der Öffentlichkeit aufzählen. Es ruft kein Mitleid bei den Zuschauern hervor. „Ihr habt es ja selbst so gewählt.“

Ich schweife ab … wie viele Prozent der Bevölkerung denken so? Den Bogen zum Anfang wieder zurückfinden … wie viele dieser nicht so netten Kollegen bin ich noch nicht begegnet? Wenn mir der erste dieser Art über den Weg läuft, wenn ich das erste Mal einen Spruch mitbekomme … es besteht die Gefahr, dass ich mich wieder komplett zurückziehe. Mein Geister-Ich steht noch als Schatten hinter mir.

[21.04.23 / 20:04] Und wieder einen Arbeitsvertrag unterschrieben … den kommenden Monat Mai muss ich schon komplett aus dem Dispokredit bestreiten (die fette Aktiendividende war schnell wieder weg). Ein aufstrebendes Tech-Unternehmen in der Mitte der Provinz von Sachsen-Anhalt, unter fernöstlicher Leitung. Dafür fahre ich von meinem nur noch einzigen Wohnsitz aus nur ein paar Minuten.

Ich habe Angst – die Nächte schlafe ich weiterhin vor drei Uhr nicht ein. Aufstehen ist erst den Mittag danach, nachdem ich seit Sonnenaufgang mehrere Stunden scheinbar wach die Schlafzimmerdecke angeschaut habe und in Gedanken mein zweites Phantasieleben in Episoden weitergeführt habe, das mit den Freunden und sozialen Kontakten … in meinem realen Leben bin ich nach wie vor nur ein Geist, ein Schatten.

Für die Arbeit in dem Werk und den Entwicklungsbüros muss ich mir Regeln aufsetzen: Keine Kleider, keine Röcke, keine Schuhe mit Absätzen! Alles, was nur entfernt weiblich erscheint, bis zur Unkenntlichkeit verdecken! Weite, schwarze Pullover – was ich den Sommer mache, weiß ich noch nicht. Die beiden Dinger kann ich auch nur schwer wieder verbergen, sie sind einfach da. Haare immer streng zu einem Zopf zusammengebunden … in dieser Firma arbeiten nur Männer? Sehr konservativ eingestellte Männer.

Die letzten Firmen habe ich zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, bin negativ aufgefallen durch meine Sommerkleidchen, die Haare offen und die Keilsandaletten an den Füßen, manchmal auch die Stoffschuhe mit den rosa Schleifchen. Ich habe bei der Mittagspause in der Kantine und in den Büros stark geschminkte Frauen gesehen, in ultrahohen Absätzen – aber ich darf das nicht. Ich könnte sonst tuntig oder trans wirken, mit abwertenden Blicken und im Tonfall klar erkennbare, abneigende Bemerkungen: „Es haben sich Mitarbeiter beschwert, dass du die Damentoilette benutzt“, „Wenn er nicht operiert ist, darf er da auch nicht hin“, „Juchhu, Schätzchen!“, die Stimme sehr weit nach oben gezogen.

Wurde ich gemobbt? Habe ich bewusst das gar nicht wahrgenommen? Alles lief hinter meinem Rücken, unbewusst ist es doch zu mir durchgedrungen. Flashbacks: Die Baumallee auf der Fahrt zur Arbeit jeden Morgen, die Augen für Momente geschlossen, die Tachonadel auf hundertzwanzig … die Straße geht nur geradeaus. Wenn die nächste, jetzt kommende Arbeitsstelle nur ganz leicht etwas besser ist – ich muss die Probezeit nur zehn Wochen durchhalten (oder die mit mir), dann gibt es wieder Geld vom Arbeitsamt! Die Zeiten für den Anspruch sind dann endlich erfüllt? In meiner Traumwelt, mein zweites Phantasieleben, könnte ich einfach so arbeiten, mich mit den netten Kollegen und Kolleginnen unterhalten – eine soziale Interaktion führen. Einen Ausbruch aus meiner dunklen Einsamkeit wagen.

Was passiert denn jetzt mit meiner anderen Karriere als „Erotik-Modell“? In dem Arbeitsvertrag sind nebenberufliche Tätigkeiten ausgeschlossen, die brutale 40-Stunden-Woche würde dafür auch keinen Raum bieten. Bis jetzt hatte ich da noch keine Geldeinkünfte, die paar Videos und Fotos von mir auf dem Portal bringen kaum etwas ein. Ich war auch schon seit zwei Monaten dort nicht mehr eingeloggt, eine Live-Video-Show hat nur ein einziges Mal stattgefunden, irgendwo, irgendwann im Februar:

… Ich brauche ein, zwei Stunden für die Vorbereitung, das Anbringen der Kamera vor dem Bett, meine Leopardendecke darauf weit ausgebreitet, die eine Stunde vor dem Spiegel im Badezimmer, das tiefschwarze Augen-Make-up, die rasierten Beine – nicht die Schamhaare. Die Stunde für die ausgeklügelte Beleuchtung, ein Strahler seitlich von 45 Grad und von oben herab, mit einer Folie abgedeckt für ein weiches, milchiges Licht. Die anderen LED-Lichter gespiegelt von der anderen Seite neben der Kamera von unten herauf zu mir, für die nahezu perfekte Ausleuchtung meiner Intimzone (sollte ich die Beine weit spreizen). Die dritte und rote LED-Leiste hinter dem Bett für das Atmosphärenlicht die weiße Wand im Hintergrund des ansonsten dunklen Zimmers hochstrahlend (bei Bedarf könnte ich es auch auf „Violett“ schalten, Amsterdam-Style).
Kontrolle der Technik, das Videobild ist da – der Ton? Ich hoffe, auch. Den sehr späten Abend, mitten in der Woche, einloggen in dem Erotik-Portal, einen Video-Chatraum öffnen … auf Kundschaft warten.
Die ersten Männer sind nur für ein paar Sekunden da, ich bin noch komplett bekleidet, mein schwarzes Spitzenunterhöschen, ein schicker BH, mein Leder-Mini und meine schwarze Strickjacke (es ist Winter). „Sag mir einfach, was du sehen willst“, mein Begrüßungsspruch. Ich weiß noch gar nicht, dass mein Mikrofon nicht funktioniert, mein Gesicht ist nicht zu sehen.
Eine Stunde vergeht, eine zweite Stunde vergeht, ich ziehe erst meinen Leder-Mini aus, dann meine Strickjacke. Ich weiß, um die Männer in meinem Chat zu halten, müsste ich spätestens ab Mitternacht komplett nackt zu sehen sein. Mehr als die schwarze Unterwäsche habe ich dann auch nicht mehr an.
Ein Uhr nachts, jetzt kommt Bewegung hinein. Ein Chatpartner bleibt für eine längere Zeit, der BH verschwindet gleich. Er scheint Gefallen an mir zu finden, wie auch andere Chatpartner zuvor, blendet er ein Live-Video-Bild von seinem besten Stück ein. Ich mache meine Bewegungen auf meiner Decke, strippe das Unterhöschen weg, massiere meine Brüste – er bleibt länger in dem Raum! Endlich ein Klient. Ich lese seine kurzen Textnachrichten:
„Zeig mir deinen Arsch.“
Ich gebe alles. Drehe mein Hinterteil zur Kamera, auf allen vieren, die Hand gleitend durch die Schamlippen, dann weiter von unten durch die gespreizten Beine nach hinten. Den Blick immer auf die Textnachrichten haltend.
„Du Sau! Du steckst ja gleich mehrere Finger hinein!“
Ich nehme erst einen, dann zwei, probiere noch mehr Finger meiner Hand in mein Anal-Loch zu schieben … der „Fotzensaft“ hängt in langen, glitzernden Fäden von meiner Möse herab und tropft in dem schummrigen Lichtschein vor der Kamera auf meine Leopardendecke. Er ist fasziniert.
„Wenn du jetzt noch Ton hättest …“
Mist, alles nochmal, der Ton war gar nicht eingeschaltet. Nicht so dramatisch, er bleibt auch weiterhin. Die nächsten Minuten der Stunde laufen jetzt mit Audio. Meine Finger gleiten weiter durch meine Ritze, ab und zu ein lauter Klaps auf meinen Po.
„Bist du gekommen? Ich habe jetzt auf deine kleinen Brüste gespritzt.“
Ich versuche einen Abschiedskuss zu improvisieren. Ich war auf jeden Fall sehr erregt und es hat mir mit ihm gefallen, aber am Ende lässt meine Kraft doch etwas nach und ich brauche eine Pause. Er verabschiedet sich. Es ist zwei oder drei Uhr nachts, wie lange ging das jetzt mit ihm? Gefühlt dreißig, vierzig, fünfzig Minuten? Diese Erfahrung der Interaktion, vor der Kamera, für ein Publikum, mit dem Zuschauer zusammen etwas erschaffen … begehrt zu werden, intimste Einblicke von mir zu teilen! Das ist neu für mich. Ob sich so alle Bühnendarstellerinnen fühlen?
Noch eine Stunde Nachbereitung, das Set wieder abbauen, die auf „eine-Handbreit-über-Bauchnabelhöhe“ aufgehängte Kamera, die Lichter und die Technik, der Laptop auf meinem Bett. Zurück im Badezimmer vor dem großen Spiegel alles Make-up wieder entfernen, die wuscheligen, langen, blonden Haare durchkämmen … auch die (leicht verklebten?) blonden Schamhaare. Werde ich es wieder tun? Gehe ich diese Woche noch weiter online? Baue ich mir eine Kundschaft von Liebhabern auf? Kann ich so wirklich eine Menge Geld verdienen? Fünf Uhr nochwas den Morgen, den nächsten Werktag in der Woche, ich gehe geschafft ins Bett, das habe ich mir verdient.

Solltest du dich in dem Text wiedererkennen – ich habe deine Wörter zitiert – du kannst dich glücklich schätzen, dass du etwas Einmaliges erlebt hast! Ich bin seitdem nie wieder online gegangen.

[11.04.23 / 03:36] Meine Zwillingsschwester und ich, wir sind nur sehr selten gemeinsam auf Fotos zu sehen … für diese Fotomontage habe ich mehrere Nächte gebraucht. Morgana und Andrea – so genau kann ich das jetzt auch nicht auseinanderhalten, wer wer ist … ist sie die Stärkere? Sie, die die ganze Scheiße von mir fernhält? Und alles für mich filtert? Meine „Helikopter-Zwillingsschwester“, was würde ich nur ohne dich tun (danke, meine Liebe).

Fotomontage im Stil eines 1930er Tonfilms: Schwarz-Weiß, mit leuchtendem Weichzeichner für die Kanten, leichte Filmkörnung und ein fast quadratisches 6:5 Seitenverhältnis (hier der Link zu dem ganz großen Bild).

[01.04.23 / 18:24] „The war on my TV“ – Bilder und Frontberichte, kämpfende Soldat:innen und vollkommen zerstörte, menschenleer scheinende Städte. Meine Einstellung, als zuschauender Beobachter, über den Krieg in der Ukraine hat sich über das Jahr verändert. Viele Jahre zuvor: Ukr:aine? Ist das nicht so ein zweigeteiltes Land, der Westen europäisch und der Osten irgendwie schon Russland? Komplett verschieden? Jahre später, 2014, ich kann nicht genau verstehen, was ich da im Fernsehen sehe und im Internet lese: Es gibt Faschisten in der Ukr:aine? Ich als Antifaschistin bin erst mal „leicht alarmiert“, verliere aber schnell die Aufmerksamkeit darauf. Die Krim wird eingenommen, merkwürdige Sache … lief anscheinend unblutig, wird schon irgendwie passen, ist nicht mein Problem. Februar 2022: Der wird niemals da einmarschieren! Und er tut es doch, schön für mich, den Kurssturz nutzen und Aktien nachkaufen, mich skrupellos daran bereichern … überzeugt, in wenigen Tagen ist die Sache vorbei. Und jetzt schaukelt sich das alles auf:

Was passiert da? Was ist das für ein Krieg in Europa? Könnte das rüberkommen? Steht der Russe bald vor der Tür? Mein Blick in mein Kleiderschrank, meine Bundeswehruniform liegt da hinten noch, der letzte Stapel, die Feldjacke und -hose in Flecktarn, zusammengefaltet ganz unten. Mir wird bewusst, wozu mein Wehrdienst vor über zwanzig Jahren eigentlich mal gedacht war – zur Landesverteidigung im Falle eines Kriegseintritts Deutschlands. Der kommt niemals bis hierher.

Ich schaue mir weiter jeden Tag die Bilder im Fernsehen und im Internet an, Kriegsreportagen und Interviews über sich aufopfernde Menschen in der Ukra:ine – die niemals auf den Gedanken kommen würden, kampflos aufzugeben und ihr mehr den je vereintes Land dem brutal und übermächtig erscheinenden Nachbarn zu überlassen. Instrumentierte Propaganda? Vielleicht … aber die menschlichen Schicksale, die ich da in den Bildern und Reportagen sehe, berühren mich. Andererseits erkenne ich auch den Wahnsinn, wie auf der gegnerischen Seite zuhauf junge, alte, schlecht ausgebildete und ausgerüstete Soldaten verheizt werden. Niemand will diesen Krieg. Doch für mich als ehemalige Soldatin, die auf dem Leopard eingesetzt war, unterstütze ich mittlerweile die Bewegung, alles Mögliche an schwerem Kriegsgerät dorthin zu liefern, um den Kampf beschleunigt zu Ende zu führen (bevor der Westen die Ukra:ine wieder fallen lässt). Es werden mehr sterben, ich bin nicht davon betroffen, ich sitze nur vor meinem Fernseher.

Manchmal zucke ich zusammen, wenn über unserem Haus wieder ein Tiefflieger vorbeidonnert. Die Alarmrotte? Die Russen sind da? Hat er uns jetzt doch den Krieg erklärt? Und schon „die Bombe“ geworfen? Jeden Tag …

[01.04.23 / 18:23] Die Aktivistengruppe fährt zum Transgender Day of Visibility nach Halle. Warum sind wir hier? Ein Typ radelt vorbei, pöbelt die Leute auf dem Platz an, lässt ein paar nicht nette Bemerkungen ab. Die Polizei rät den Teilnehmenden nach Abschluss der Veranstaltung, nicht über den Marktplatz zurückzugehen, dort befinden sich auch wieder aggressiv gegen uns eingestellte Personen. Darum sind wir hier. Dafür ist unsere (irgendwie schon verzweifelt aussehende) kleine Protestkundgebung auf einem Platz in der Innenstadt von Halle.

Redebeiträge werden gehalten (oder abgespielt), mutige Menschen, es geht um die bedrohliche Situation fernab in Übersee, in den USA, wo erkämpfte trans Rechte wieder beschnitten werden, bis hin zur reaktionären Kriminalisierung der Betroffenen. Eine Welle des Hasses rollt global auf uns zu, wir wurden als vermeintlich wehrlose Minderheit für eine neue Opferrolle auserkoren und instrumentalisiert.

Wer sind wir eigentlich? Weiße trans Frauen, männlich sozialisiert, einige mit militärischer Erfahrung oder in der staatlichen Exekutive tätig, an Waffen ausgebildet. Oder trans Männer aller Art, über die ich nicht sprechen und mich nicht in ihre Rolle hinein versetzen kann, bis oben dicht mit Testosteron (ein Steroid) aufgepumpt, an Nahkampftechniken interessiert – ich würde denen nicht im Dunkeln begegnen wollen (hätte ich ein Problem mit ihnen).

Wir können uns alle wehren … ist ja nicht so, dass wir uns gleich auf einen Krieg vorbereiten (dazu mein anderer Artikel), so einfach lassen wir uns nicht „verschwinden“. Eine Gedenkminute für all die getöteten trans Menschen. Meine Gedanken gehen an die eine trans Frau, die ich nie kennenlernen durfte, die ihren politischen und gesellschaftlichen Kampf nur mit ihrem eigenen Tod zu Ende bringen konnte. Zeit für Rambo-Sprüche: „Fangt keinen Krieg mit uns an, den ihr nicht gewinnen könnt!“

[25.03.23 / 22:18] Ich Dinge fotografierend, die restlichen Fotos aus Marrakesch, die nicht von meiner Kamera aus gemacht sind (keine Selfies mehr).

[23.03.23 / 23:07] Mein neues Vichy-Karokleid, für meinen neuen Stil: Dark Cottagecore. Einmal vor dem Spiegel anprobiert und – großer Gott – ich sehe aus wie „Dorothy“ … aus „Der Zauberer von Oz“! „There's no place like home.“ Jetzt brauche ich nur noch ein geflochtenes Picknickkörbchen.

Ich kann das breite Honigkuchenpferd-Grinsen vor dem Spiegel nicht unterdrücken und sehe mich schon Pfingsten zum Gotik-Treffen voller Fröhlichkeit durch den Park hüpfen … jetzt mal im Ernst, ich habe da einen Online-Test gemacht (link) und musste feststellen, dass ich auf der Gauß-Kurve weit abseits am äußersten Rand stehe. 90% der Menschheit (oder zumindest der Testteilnehmer) sind böser als ich! Was habt ihr für ein Problem! Als ich das gesehen habe, musste ich erst mal weinen … dachte ich doch, ich wäre normal und irgendwo in der Mitte.

Flüchte ich mich in mein Märchen- und Fantasy-Outfit und in meine kleine, glückliche Elfenwelt … ich wollte immer die böse Hexe sein, aber dafür bin ich viel zu nett.

[20.03.23 / 12:48] 510 Lymphozyten pro µl Blut … so niedrig war der Wert noch nie (war aber zu erwarten, nach der Corona-Infektion).

[13.03.23 / 20:04] Drei Uhr nachts, mit dem Rollkoffer durch die engen und leeren Gassen der Altstadt von Marrakesch (ich trage meinen kleinen Koffer), zum Stellplatz für das Taxi. Zurück zum Flughafen, für den kurzen Inlandsflug warten so früh nur eine handvoll Passagiere vor dem ansonsten verlassenen Gate. Boarding kurz nach sechs Uhr, und es ist draußen immer noch finsterste Nacht.

Zurück in Casablanca, so kalt ist es doch nicht den Morgen, es reicht eine Jeans, ein T-Shirt und meine Lederjacke. Für den Weiterflug bleibe ich im Transit, nur die obligatorischen Pass- und Handgepäckkontrollen. Eine Etage tiefer unterhalb der Gates für den Abflug, befindet sich eine Lounge von Royal Air Maroc für Fluggäste mit mehreren Stunden Aufenthalt und gebuchten Anschlussflügen, bequeme Ledersessel und -liegen, kein westlicher Tourist weiß davon … nur halb Afrika. Alle Plätze sind besetzt mit „den Schwarzen“ – der leicht latente Rassismus meiner Mitreisenden. Irgendwo zwischen den ganzen Afrikanern liegen jetzt zwei Blondinen – eine in ihrer schwarzen Punker-Lederkutte und Nietengürtel in der Jeans und warten (bzw. ruhen) auf die nächsten Stunden. Für wenige Augenblicke muss ich auch mal kurz eingeschlafen sein.

Frühstück in Casablanca (habe ich mir anders vorgestellt)

Frühstück in Casablanca. Die Sonne ist aufgegangen, lass uns was frühstücken gehen. Jeder größere, internationale Flughafen sieht gleich aus, Cafés, Bistros, ein Food-Court. Nur der Fensterplatz mit Blick auf eine spröde Baustelle nach hinten und der Pappbecher mit dem kleinen, sauteuren Espresso in der Hand ist irgendwie nicht das, was ich für mich erwartet habe. Meine Traumvorstellung von diesem mehrstündigen Aufenthalt in dieser mondänen Stadt am Atlantik mit dem klangvollen und schicken Namen Casablanca ist doch stark abweichend von der Realität.

„Can you change hundred dollar?“ Ich schaue die Frau, die irgendwo hier am Flughafen arbeiten muss, an, als kommt sie vom Mond. So viel Geld habe ich nicht (mehr) bei mir, die letzten marokkanischen Dirham gehen für ein zweites Frühstück, ein Muffin und ein Kaffee, in einer Filiale einer nicht näher genannten, internationalen Kaffeehauskette drauf. Weiter warten und umherstreunen im Transitbereich bis irgendwann nach 13 Uhr. Der Flug zurück nach Frankfurt (eine größere Maschine, amerikanisches Fabrikat, nicht so schön, wie die kleine, brasilianische Maschine den frühen Morgen).

Es wird immer mehr düster und grau, das Flugzeug durchsticht am späten Nachmittag die dunkle Wolkendecke nach unten in Richtung Landebahn. Der Flughafen in Frankfurt, eilende und gestresste Menschen, mies gelaunt oder „voller aufgesetzter Heiterkeit“ am Rande des Wahnsinns. Das musst du hier in Deutschland so machen, anders geht das nicht. Die Zugverbindungen zurück sind ein Glücksspiel, ich bin seit über achtzehn Stunden wach, als gegen 21 Uhr die Lautsprecherdurchsage im Zug kommt, dass es „hier nicht mehr weitergeht“ – wegen einer „Signalstörung“ – und unklar ist, ob ich die Nacht überhaupt noch jemals mein Zuhause und mein Bett erreiche, dann … ich habe keine Wörter mehr dafür, ich bin zu müde und zu fertig und versinke immer tiefer in den Sitz. Fahrt doch einfach auf Sicht, wird schon kein Zug entgegenkommen. Gedanken einer überaus motivierten Testingenieurin aus der Eisenbahnbranche.

Um Mitternacht bin ich wieder zurück bei mir und kann vor dem ersehnten Zubettgehen noch meinen Koffer auspacken, bzw. umdrehen und den Inhalt auf das Sofa werfen. Morgen oder übermorgen kümmere ich mich weiter darum. Wohin geht die nächste Reise? Im ICE schon ein paar Zeilen im Internet auf dem Smartphone gelesen. Afrika? Senegal?

Ich möchte tiefer in diesen Kontinent vordringen. Die eine Italienerin, die ich vor vielen, vielen Jahren kennengelernt hatte – sie muss einmal nach Marrakesch und Marokko gereist sein … der eine Senegalese auf dem Markt vor zwei Abenden, er ist mir beim Essen an einer der Stände gegenüber aufgefallen, in seiner Tracht, die bunten Rechtecke auf seiner Jacke und Hose hübsch zusammengenäht. Sie hat hier irgendwo ihren Mann kennengelernt und in diese faszinierende Kultur eingeheiratet … irgendwann vor ein paar Jahren verliert sich ihre Spur. „Twin Sister of Soul“ – Ich will ihren Pfad gehen, um sie zu finden.

[11.03.23 / 23:15] Erst jetzt entwickelt sich eine Urlaubsstimmung. Frühstück am (sehr) späten Vormittag, heute nur mal kurz raus, eine Einkaufsstraße, bis zum großen Markt, ein Kaffee, ein zweites, sehr, sehr spätes Frühstück. Und wieder zurück in den Riad. Andere Sehenswürdigkeiten? Da wären noch welche … nicht auf dieser Reise. Vielleicht später mal. Am Nachmittag noch einmal kurz raus, Kuchen kaufen (mein obligatorisches Reisefoto mit dem orientalischen Kuchen, den es überall von der Türkei bis nach Marokko gibt).

Auf der Dachterrasse des Riad entspannt auf der Liege ein Buch lesen (dasselbe, das ich schon seit fast einem Jahr lese). Der Ruf der Muezzins rundherum um 17 Uhr. Den Koffer packen, warten auf das Abendessen nach Einbruch der Dämmerung oben auf der Dachterrasse, unter dem sternenklaren Himmel irgendwo über Nordafrika. Bis weit nach 22 oder 23 Uhr. Irgendwann die Nacht wird ein Taxi kommen. Mit dem nächsten Flug zurück nach Casablanca.

[10.03.23 / 23:04] Die südliche Medina, wieder ein spätes Frühstück. Mein grünes Tunika-Kleid tragen – das mit dem weißen Flechtgürtel. Mein langer, schwarzer Schal kombiniert mein orientalisches Outfit und verdeckt meine Haare, meine Schultern, meinen Nacken und mein Dekolleté erfolgreich vor der Sonne. Unterwegs zu dem Palais Bahia aus der Jahrhundertwende.

Eher enttäuschend – sieht aus, wie der ebenso alte Riad, in dem wir übernachten (und das war auch mal ein Harem). Unmengen an Touristen, ganze Busladungen quetschen sich da durch (und das Gebäudeensemble ist gar nicht so groß). Ich gebe es auf, schöne Fotos zu machen – es ist einfach unmöglich. Die Batterie der Kamera ist eh leer (das Aufladen vergessen). Weiter geht es mit der Kamera des Smartphones. Doch vorher noch ein Mittagessen in einem zum Restaurant umgebauten Riad direkt daneben … stolpern einmal Touristen hinein (wir), kommen ganz sicher dahinter die nächsten. Weiter den frühen Nachmittag zu den Ruinen und Mauern des alten Palais Badii aus dem späten Mittelalter.

Diese Anlage ist nicht so überlaufen. Umherklettern zwischen Steinen, Fotos von Storchennestern machen. Etwas Hintergrundwissen über die maurische Zeit, Andalusien und Grenada (eine Fernsehdoku über die Alhambra in Spanien, die ich mal gesehen habe) ist ganz nützlich. Die Erklärtafeln hier und da sind in Arabisch (marokkanischer Dialekt?) und Französisch (ein paar Wörter erahne ich noch). Die Hitze drückt – aber viele einheimische Frauen tragen auch so einen schwarzen Schal. Weiter danach in ein Kaffee … oder waren wir doch noch vorher die alten Saadiergräber ansehen? Hier ist für mich nur das Holzdekor wichtig und sehenswert.

Die Gräber selber sind unspektakulär. Den ganzen Nachmittag mache ich mehr und mehr immer wieder Fotos von den Fliesen und Mosaiken auf den Böden und Wegen, immer wieder dieselben Muster, manchmal auch etwas besonderer … so etwas will ich auch für mein Badezimmer. Weiter nach einem Minztee und ausgewählter Patisserie, zu dem großen, südlichen Stadttor Bab Agnaou – welches die Altstadt von der Außenwelt trennt. Vier Sightseeing-Hotspots und unzählige Läden dazwischen (Patchouli-Öl kaufen), zu viel für einen Tag?

Es ist später Nachmittag / früher Abend zurück im Riad. Eine Dusche, den vielen Staub abspülen. Die Muezzins von allen Seiten oben auf der Dachterrasse künden den Sonnenuntergang an. Freitag Abend ist Party-Abend! Ich habe extra noch meine andere, teure Handtasche dabei. Heute wird nicht im Salon gegessen, heute geht es zum Abendessen raus auf den großen Platz.

Grillstand abends am Djemaa el-Fna

Mit anbrechender Dunkelheit ändert sich das Bild, viele hell erleuchtete Garküchen und Barbecue-Stände. Gegrilltes wird angeboten. Was ist das für ein Tier, das ich da gerade vom Spieß esse? Esel? Pferd? Kamel? Vielleicht doch Hammel. (Wollte ich erst einen veganen, dann vegetarischen Tag einlegen …) Ein paar Dinge sollte ich hier doch nicht essen – keinen Salat, nichts Rohes, nichts Ungegartes. Nach dem (aufregenden) Essen weiter durch die dichten Menschenmengen. Eine andere Mixtur – sehr viele Einheimische. Es ist Wochenende. Quirlig und laut … lebendig. Erst den späten Abend wieder zurück im Riad. (Nur noch eine Nacht?)

Beim Auftragen der Aloe-Vera-Creme vergessen, dass ich ja noch Kajal trage …

[09.03.23 / 17:40] Die Tickets gibt es nur vorab online, dafür brauche ich Internet / WiFi. Der Kauf funktioniert nur mit Kreditkarte, dafür brauche ich ein Online-Banking-Zugang – und eine Secure-PIN. Diese ist in meiner Passwort-Datenbank hinterlegt und verlässt normalerweise nicht meinen heimischen Rechner, dafür … müsste ich jetzt wieder zurückfliegen? Hätte ich diese nicht vorab noch extern in einer Cloud hinterlegt … mit einem Masterschlüssel gesichert, paranoid wie ich bin (der Schlüssel nur separat verfügbar auf meinem Smartphone). Die Online-Reservierung und der Kauf der Eintrittskarten für den Jardin Majorelle gestaltet sich den Abend vorher sehr kompliziert. Den (späten) Vormittag darauf, nach dem Frühstück auf der Dachterrasse des Riad, zum nächsten Sightseeing-Hotspot: „Dem Garten von dem Nachbarn von dem Yves Saint Laurent.“ (Der mit der blauen Farbe.)

Wegweiser, Jardin Majorelle

Vom großen Platz ein Taxi in die Richtung, einreihen in die Warteschlange für den „12:30 Slot“. Unmengen an Touristen. Die Mittagssonne knallt von oben (hätte ich mich nicht eingecremt, hätte ich nicht meinen Hut auf, hätte ich nicht meinen Schal um meinen Hals, um meine Schultern, um mein Dekolleté). Der Garten selbst … angeblich nicht mehr so schön, seitdem da nur noch Kakteen stehen (ich kenne ihn aber nicht anders). Palmen und Bambus, russische Insta-Girls posieren in ihren modischen Kleidern vor den leuchtend blau gemalten Wänden eines Gebäudes irgendwo in der Mitte. Zu viele Menschen, ich halte mit meiner Kamera beim Vorbeihaschen auf alles drauf, was mir fotogen erscheint. Ob die Detailfotos mit den spärlichen Blüten etwas geworden sind, werde ich erst später sehen. Das knallharte Licht, ein menschenleeres Foto zaubern, die Kamera nach oben in die Blätter und Wedel der exotisch anmutenden Palmen und Gewächse. Ein Kaffee in dem dazu gehörenden Café erspare ich mir … immer noch zu viele Menschen. Mit dem Taxi nach einer Stunde wieder zurück, zum großen Platz in der Medina, den mit den ganz vielen Menschen.

Weiter auf der Suche nach dem einen sagenumwobenen Laden, in dem ein alter Mann in einem Berg an altem Silberschmuck sitzt. Aber vorher noch einen „Halb-Halb-Kaffee“ auf der Terrasse eines Cafés rund um diesen zentralen Platz. „Beste Adresse!“ Tatsächlich wähne ich mich wie in dem einen Restaurant, in dem ich vor vielen Jahren in L.A. hineingestolpert bin (das mit dem „Efeu“ und den vielen Hollywood-Stars).

Eingang zu einem versteckten Innenhof, Souk in Marrakesch

Der Laden des alten Mannes ist nicht weit davon entfernt, ein Weg um die Ecke, ein unscheinbarer Torbogen hinein in einen Innenhof voller Antiquitätengeschäfte. Hätte meine Begleitung sich nicht ständig herumgefragt, wo dieser Laden ist – kein Tourist findet diesen! Der Laden ist oben im Obergeschoss des Atrium – und wirklich winzig! Der Mann schüttet seinen Silberschmuck aus all seinen Kisten auf die Waage. Hätte ich nicht einen Tag vorher schon sündhaft teuer eingekauft! Dieses Mal ist meine Begleitung dran.

Zurück durch die Souks, den engen Gassen, schattig überdeckt. Ein Stau zur „Rush Hour“ am Nachmittag, der Qualm der Mopeds lässt kaum Luft zum Atmen. Es ist trocken und heiß, staubig (würden die engen Gassen nicht jeden Tag mit Wasser geschrubbt). Zum Abend im Riad ziehen etwas Wolken auf und lassen dieses nordafrikanische Halb-Wüstenklima etwas erträglicher erscheinen. Die schneebedeckten Berge des südlichen Atlas sind nicht immer klar am Horizont von der Dachterrasse aus zu erkennen. So viele Blumentöpfe hinter diesen Mauern und diesen terrakottafarbenen Zinnen.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg

Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,

vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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