morgana81 - gothic transgender

Tagelang verfolge ich schon den Wetterbericht, es wird nicht besser – Mittwoch Gewitter und Freitag, wenn ich wieder zurück fahren will, strömender Regen, den ganzen Tag?

[15.08.24 / 21:44] Tagelang verfolge ich schon den Wetterbericht, es wird nicht besser – Mittwoch Gewitter und Freitag, wenn ich wieder zurück fahren will, strömender Regen, den ganzen Tag? Dienstag Morgen meine endgültige Entscheidung: ich nehme das Auto. Mein Motorrad muss für meine kleine Reise an die Ostsee die zweite Augustwoche in der Garage bleiben. Ich konnte auch nur zwei von vier Zündkerzen wechseln (für die anderen beiden fehlte mir das tiefergehende Werkzeug). Mein Auto, mein roter Roadster, mit dem notorisch brummenden Radlagerschaden.

Leichtes Gepäck, die neue Motorradtasche, ein Strandkleid, eine Tunika, mein neuer Bade-Zweiteiler, die Keilsandaletten und die Waschtasche … es hätte bequem hinten auf das Motorrad gepasst. Alles in den Kofferraum. Ich starte den Motor und rolle aus der Garage, Dienstag. Noch zweihundert oder dreihundert Kilometer bis zum Strand.

Schönster Sonnenschein, die Autobahn geht nur kurz, ich verfahre mich irgendwo in Brandenburg und finde eine Tankstelle. Immerhin ein Grund für eine Pause. Das Stück zwischen den beiden Autobahnabschnitten, das noch gebaut werden muss, ist ätzend. Nur langsame LKWs und nie eine Chance zum Überholen. Ständiger Gegenverkehr auf der Bundesstraße. Alles Ostseeurlauber auf der Rücktour? Ab Schwerin geht es wieder schneller – auf der Autobahn Richtung Wismar.

Die letzten paar Kilometer, von der Autobahn runter, fahre ich den frühen Nachmittag mit offenen Verdeck, die küstennahe Strecke durch Mecklenburg-Vorpommern ist einfach nur zu hübsch! Wunderschöne Baumalleen, engste Straßen, und irgendwo dazwischen blitzt das Meer hervor. Beziehungsweise das Salzhaff. Mein gebuchtes Hotel liegt da, ein altes Gutshaus mit ein paar geräumigen Zimmern. An meinem Ziel angekommen, parke ich mein Auto auf der grünen Wiese vor dem Anwesen.

„Kaffee und Kuchen.“ Ich checke ein und bestelle schon einmal vor. Frühstück ist mit gebucht. Eine kleine, angenehme Überraschung: eine alte Lady wollte ihr Zimmer tauschen, ich bekomme ein Upgrade auf die Super Deluxe Junior Suite mit den großen, zwei Zimmern. Selbe Lage, Gartenblick hinten raus (vom Fenster im Flur vor der Tür, in der zweiten Etage, kann ich sogar das Meer sehen).

Den Abend (nach bestelltem Dinner) gehe ich noch runter zu dem großen Campingplatz an das Ufer am Salzhaff, so ein ultra flacher, abgetrennter Bereich zur Ostsee. Eine Surfer-Bar finde ich – Ibiza-Feeling – mit langsamen Beats, ein DJ und einen alkoholfreien Caipirinha. Wären nicht die Mücken, könnte ich den Sonnenuntergang noch genießen. (Ende Teil 1/4)

[05.08.24 / 15:38] Fünf Stunden später, lange habe ich nicht geschlafen, es ist Sonnabend später Vormittag und ich bleibe noch ewig liegen, so wie ich das jeden Sonnabend mache. Dusche gegen elf Uhr, Frühstück gegen Mittag. Diesen Abend könnte ich mal wieder ausgehen, das von letzter Nacht war ja nur eine Ausnahme, ich gehe immer nur Sonnabends aus. In Magdeburg ist da so ein Stadtfestival: entlang der Elbe werden viele Bars und Gaststätten ein paar Bühnen und Tanzgelegenheiten aufbauen. Parallel dazu soll ein Schiff auf der Elbe pendeln und die Partygäste überall hinbringen. Klingt schon einmal nicht schlecht und ich wollte schon immer mal wieder auf einem Partyboot herumschippern.

Den Tag kriege ich so rum … nach dem Mittagessen auf der Couch weiterschlafen. Mit Anbruch des Abends bin ich wach. Punkt 18 Uhr beginne ich wieder meine Beine zu rasieren – derselbe Dress der letzten Nacht, das schwarz-weiße Blümchenkleid und das schwarze Top mit der Knopfleiste. Die Bikerjacke und dieses Mal die Keilsandaletten, es wird warm die Nacht. Einen Regenschirm habe ich auch mit dabei. 19 Uhr die Dusche und das Parfüm, 20 Uhr das Make-up … dezenter Kajalstrich, kein Mascara. Er hat mir letzte Nacht von dem einen Club erzählt: „Da sind nur Tussen mit gemachten Titten!“ Und ultra viel Make-up. Ergänze ich in Gedanken. Da will ich hin. Ein DJ des Clubs spielt auf der Insel in der Elbe in dem Park in einem dort ansässigen Open-Air Club.

Ich nehme mein eigenes Auto, ich habe ihm eine Nachricht geschrieben, ihn gefragt, ob er mitkommt. Keine Antwort. Schreibe ich dem anderen Kerl? Ich date zwei? Ich vermeide es, mit zwei an einem Abend zu verabreden. Mein Auto fährt den Abend gegen 21 Uhr nach Magdeburg rein, in Richtung der Elbanlegerstelle für die Schiffe. Gleich neben der Strandbar.

Ich kurve mehrmals über den Parkplatz. Keine Chance, es ist richtig voll. Ich denke, einen geheimen Plan zu haben und fahre (nach einer Schleife) ein Stück südwärts zu der anderen Brücke über die Elbe in Richtung der Insel (für Auswärtige: Die Elbe hat hier noch ein oder zwei Seitenarme … so etwas wie in Paris und der Seine). Auch hier in dem Park sind erschreckend viele Menschen und Autos – das „Event“ ist gnadenlos überfüllt! Die Organisatoren hatten niemals an so viele Parkplätze gedacht. Ich muss gefühlt einen Kilometer weiter fahren, bis ich endlich eine Stelle mit Parkmöglichkeiten finde. Sachen greifen, Tasche, Jacke, Auto abschließen und zu Fuß zurück.

Mehrere Bühnen und Musik und DJs. Der MDR hat etwas, die Bühne daneben, alle paar Meter ein Getränkeausschank, der Beach-Club, wo ich hin will, und das Restaurant daneben. Auf der anderen Uferseite der Elbe konnte ich auf dem Weg hierher schon die anderen Lichter der anderen Clubs, Biergärten und Restaurants sehen, da will ich später auch noch hin. Doch wo ist die Anlegestelle für das Schiff? Der zweite Halt ist so weit abseits, dass die Idee mit dem „Pendelverkehr“ auf dem Wasser gar nicht richtig umsetzbar ist (jedenfalls nicht für mich). Schade, darauf muss ich verzichten.

In dem Beach-Club angekommen, ich zahle fünf Euro für die erste Cola im Plastebecher. Die Tanzfläche zu den Beats ist tatsächlich in dem feinen Sand. Der Sand ist hier überall. Ich tanze etwas, meine Sandaletten mit dem Klettverschluss konnte ich leicht abziehen … aber viele tragen hier Schuhe? Die Leute sind jung, Party-People. Nicht unbedingt mein Klientel, so in etwa stelle ich mir Mallorca vor. Und die weiblichen Gäste? Tussies. Er hat nicht übertrieben (nur das mit den Titten, da starre ich nicht drauf, das kann ich nicht verifizieren). Ein anderer Stand, eine andere Cola für weniger Geld (ich wurde bei der ersten beschissen), ich suche mir ein Platz zum Sitzen. Wo ist mein Ipanema? Es gibt hier eine Bar, aber die ist auch maßlos überlaufen. Hier sind mir viel zu viele Frauen, hier finde ich ja nie einen Mann. Mein zweiter Kontakt auf meiner WhatsApp-Liste bekommt eine Nachricht von mir …

Abmarsch, ich muss hier weg. Ich greife meine Sandaletten und latsche durch den Sand zum Ausgang, wieder die Schuhe angezogen, den Weg hinein in den Park zu dem anderen Restaurant. Es muss so gegen 23 Uhr sein. Hier spielt eine Band ihre Coversongs – ein vollkommen anderes Publikumsbild, die Älteren, die man/frau so auch auf jedem Stadtfest trifft. Das Restaurant an diesem eigentlich schönem Wandelgang aus der Jahrhundertwende gelegen und den modernen Bauten aus der Art déco Zeit daneben (der markante Messeturm), bietet auch einen Barstand an, sogar mit „Ipanema“ – viel zu viel Eis, total verwässert. Wenigstens wird mir ein Strohhalm zum Mitnehmen mit angeboten und ich kann, nachdem ich einen Sitzplatz auf einer Bank mit Tisch gefunden habe, in den Eisbröckchen hin und her stochern. Niemand spricht mich hier an. Doch … einmal, aber da fing es gerade an zu regnen und mein Platz ist an einer Bank unter einem großen Schirm. Der Lichtkegel beleuchtet einen Baum auf einer Insel in dem Parksee, erst jetzt erkenne ich, dass es leicht nieselt.

Ich warte den Regen ab und laufe dann gegen Mitternacht wieder zurück zur Straße, zu der Brücke über die Elbe, von der ich hierher gekommen bin. Viele Menschen, vieles Partyvolk. Auf der Brücke ist nichts von den Schiffen zu sehen (wenig später zieht dann doch eines vorbei, völlig leer).

Auf der anderen Seite der Elbe, durch einen dunklen Radweg, auf dem ich nicht wirklich einsam bin, erreiche ich nach ein paar Schritten wieder die Gegend um den Domfelsen. Tagsüber war ich hier schon, die Restaurants, der kleine Parkplatz, die italienische Eisdiele, irgendwo dort hinten die Treppen zum Elbufer und der Domfelsen. So weit laufe ich nicht, ich will über die Fußgängerbrücke über die Uferstraße und dort oben, in den alten Festungsmauern die hell erleuchteten Lichter sehen und die Partymusik suchen, die ich hinwärts von der anderen Uferseite erkennen konnte.

Hier war ich noch nie. Es gibt einen Biergarten und ein Café mit hübschen Nischen in diesen alten Mauern? Das könnte sogar locker mithalten mit Dresden. Oben auf dem Plateau angekommen, ein freier Platz, stimmig in Szene gesetzt, mit Lichterketten und Glitzerkugel. Ein weiteres, vollkommen anderes Publikumsbild … die Alt-Studenten, die Bohème, szenetypisches. Hier gefällt es mir, hier passe ich hinein. Die DJs legen ein paar alte Disco-Kracher auf, ich gehe zu der Bar und bestelle mir eine echte Flasche Limonade. Kein Plastebecher mehr. Und die Toiletten unten … es gibt wenigstens echte Toiletten.

Wieder oben, ich tanze ein paar Titel zu der aufgelegten Musik unter freien Himmel. Könnte es noch regnen? Manchmal wirkt es so, aber es bleibt stabil. Die Stile wechseln sich, wenn Techno läuft, kann ich mich in Trance fallen lassen (würden nicht andere Gäste reinquatschen). Wie lange legen die DJs noch auf? Jedes Mal, wenn ich denke, die machen jetzt Schluss, ist es nur ein Aussetzer auf der Anlage.

Halb zwei Uhr nachts, nach dem letzten Aussetzer kommt wirklich keine Musik mehr. Zeit zu gehen. Ich schaue auf mein Smartphone und sehe, dass „Nummer Zwei“ mir geantwortet hat. Auch er hatte keine Zeit für mich. Die Treppe wieder runter zur Brücke, die Brücke über die Straße zur Uferpromenade, die Promenade entlang zu der kleinen Fußgängerbrücke über die Elbe, eine ehemalige Güterzugbrücke. Immer noch viele Menschen in unterschiedlichen Stadien ihres Alkoholkonsums.

Wieder auf der anderen Uferseite zurück zu meinem Auto, welches ich erst gegen zwei Uhr den Sonntag Morgen erreiche. Ich habe wieder ein präzises Zeitgefühl. Erst jetzt, den Weg hinaus aus der Stadt, setzt ein leichter Regen ein. Vorsichtig fahren über die Brücken, zu viele Betrunkene.

Zu Hause bin ich dann erst halb drei Uhr, vorsichtig am Hund vorbei schleichen. „Weiterschlafen …“ Alle Fenster in meiner Wohnung öffnen, ins Bad verschwinden, auf der Couch die Nachrichten auf meinem Smartphone prüfen. Nichts. Jedes Mal, wenn so etwas passiert, zieht es mich runter. Bin ich zu hässlich, zu merkwürdig, habe ich die beiden Männer verschreckt? Oben auf der Brücke, hat einer Cat Calling mit mir versucht, ich bin ignorierend weiter gegangen. Ins Bett fallen und in Gedanken diese beiden letzten Tage Revue passieren lassen.

[05.08.24 / 15:36] Freitag nach der Arbeit, ich saß noch bis kurz vor 19 Uhr vor dem Bildschirm im Büro, um meine drei Tage Überstunden zu komplettieren (den Japanern imponieren, dass wir hier in Deutschland auch so brutale Arbeitszeiten haben), als ich mich gerade, wieder angekommen zu Hause, umgezogen habe. Das Telefon klingelt, eine Nachricht taucht auf, er ist es – meine Bekanntschaft vom letzten Bikertreffen – er ist gerade in der Stadt, beim Schnellimbiss die Straße runter und fragt an, ob ich den Abend spontan Zeit hätte. Klar, wieso nicht? Ich springe vom Sofa auf zum Bad, schnell noch etwas frisch machen, Zähne putzen, das schwarz-weiße Blümchenkleid und mein schwarzes Polohemd vom Bügel rupfen (mein Arbeits-Dress des Tages) und schlüpfe hinein. Make-up lasse ich weg. „Ich brauche noch zehn, fünfzehn Minuten, dann kannst du mich draußen auf der Straße einsammeln.“

Freitag kurz vor 22 Uhr, ich stehe draußen auf der Straße vor meinem Haus, Autos und LKWs rauschen vorbei. Die Sonne ist untergegangen, nur der Schein der Straßenlaterne und die dunkel bläulichen Wolken mit den letzten, goldenen Lichtstrahlen. Ein Auto kommt vorbei, hält. Ich wechsele die Straßenseite. „Hallo.“ – „Schön, dass du Zeit hast.“ Das leichte Mädchen mit dem Rock steigt schon wieder unbekümmert in ein Auto. Als Schuhe habe ich die Sneakers gewählt, meine Jacke für die kühle Nacht – ich weiß noch nicht wohin – ist die schwarze Baumwoll-Bikerjacke mit dem Reißverschluss.

„Hattest du etwas vor? Weißt du, wo wir hin könnten?“ Er hat nicht wirklich ein Ziel, kurvt die Straßen dieser Kleinstadt entlang. Bier holen (Mix-Getränk) an der Tankstelle, Zigarettenschachtel. Laute Musik dröhnt aus den Boxen … typischer Freitagabend in der Provinz. Er lässt den Motor aufheulen und startet Richtung nächster Großstadt, Magdeburg. „Das ist aber doch ganz schön schnell … kannst du langsamer fahren? Die Musik ist aber doch ganz schön laut … kannst du die vielleicht etwas runterregeln? Eigentlich wollte ich doch heute Abend nicht mehr so viel unternehmen, wir bleiben doch nicht länger weg, oder?“ Ich habe meinen Quengelmoment. Er lässt sich davon nicht beeindrucken: „Weiber …“

Die Nacht wird dunkel, ich weiß, wo er langfährt, ich weiß, wo wir sind. „Vertrau mir, ich habe einen Plan. Es wird dir gefallen.“ Die Lichter der Schleuse zwischen Elbe und Mittellandkanal, das Wasserstraßenkreuz, tauchen vor uns auf, ich kenne die Gegend aber auch nur vom Hellen. Er sucht die Einfahrt zu einem Parkplatz, menschenleer ist es nicht, einige Wohnmobile, einige Trucker, die hier übernachten. Wir sind am Barleber See II. „Das ist bestimmt so ein Parkplatz für Sex-Treffen“, ich scherze noch. Wir steigen aus und gehen erst mal eine Runde spazieren, entlang dem Wasserkanal, dem Zubringer für die Schleuse. Es ist alles hell erleuchtet. Ich weiß (von der Trogbrücke ein Stück weiter), dass hier überall Kameras sind.

Wir erzählen ein bisschen, dass er mit mir die nächsten Tage nicht mit zur Ostsee kommt, ist klar. Dafür war meine Hotelbuchung viel zu kurzfristig für ihn. Wen nehme ich sonst mit, mit wem habe ich die letzten Wochenenden verbracht? Ich erzähle meinen Liebhabern immer von den anderen: „Mach dir keine Gedanken, da lief nichts.“ Er scheint beruhigt.

Wieder zurück auf dem dunklen Parkplatz, umrandet von hohen Gebüschen, er holt eine Decke aus seinem Auto und eine zusammengerollte Unterlage. Ich bin beeindruckt. „Wir müssen noch ein Stück laufen, bis wir an den See kommen. Du wirst es lieben.“ Er war hier schon einmal. Wir verlassen den Parkplatz durch eine schmale Lücke in dem Gebüsch. Hinter uns war noch ein parkendes Auto mit einem anderen Pärchen?

Der Trampelpfad führt auf einen geteerten Weg. Er leuchtet mit seinem Smartphone. Wir laufen minutenlang, ich folge ihm. Der Weg wird enger, er sucht eine Abzweigung. Ein weiterer Trampelpfad führt durch das Dickicht. Sträucher, Gräser, Halme streifen meine Beine unter dem knielangen Rock. Wir laufen weiter, Minuten vergehen. Die Autobahn ist in der Nähe, ich kann die vorbeirauschenden LKWs hören. Der Schein der Laternen von dort beleuchtet den Nachthimmel über den hohen Gehölzern.

Eine Lücke, der See glitzert. Von irgendwo am anderen Ufer eine Gewerbeanlage. Er hat die Stelle gefunden, ein weiterer Abzweig vom Trampelpfad führt an eine kleine Stelle am Ufer. Das Wasser ist warm und glasklar, ich lasse meine Hand drin gleiten. Er breitet die Decke und die Unterlage ein Stück weit oberhalb aus. Nicht wenig später sitze ich neben ihm und ziehe mein Oberteil aus.

„Du bist so schön …“ Meine Sachen stapeln sich auf einem kleinen Haufen, meine Schuhe, mein Rock, meine Tasche. Er zieht meinen BH aus und wirft seine Sachen auch mit daneben. Meine schwarze Unterhose bleibt als letztes und verschwindet dann auch.

Küssen. Er sitzt vor mir, ich blicke auf den glitzernden See. Er greift und beißt in meine Brüste, ich lasse mich nach hinten fallen. Ich nehme ihn in meine Hand, er baut sich auf, ich mache ihn wahnsinnig – und er nimmt mich. Meine Beine rechts und links an ihm vorbei. Ich spüre sein Glied, ich spüre sein Gewicht (er stützt sich ab). Ich umarme ihn, lasse meine Finger auf seinen Rücken spielen … er drückt sich gegen mich. Ich blicke nach oben … und sehe den Nachthimmel voller Sterne. Das ist so ein unbeschreiblich, schönes, kosmisches Erlebnis! Ich wünschte, er würde mich in diesen Moment wirklich richtig tief nehmen. Ich würde ihn so gerne in mir spüren. Er hat an alles gedacht … aber nicht an die Kondome.

Wir machen weiter. Wir gehen durch diverse Stellungen. Manchmal ist er oben, manchmal bin ich oben. Er spielt mit seinen Fingern in mir, er spielt mit seinen Penis in mir. Vaginal kann er mich nur „anstupsen“. Ich gehe mit. Für einen Moment hätte er es fast geschafft … eine bestimmte Stellung, ein bestimmter Winkel, er ist so groß, er bringt mich zu diesem Verlangen: „Sind wir bald mit dem Vorspiel fertig? Können wir jetzt anfangen?“ Meine Schuld – ich hätte auch ein Kondom mitnehmen sollen.

Ich bringe ihn so weit, dass er fast kommt. Ich habe meine Hand, ich habe meine Lippen. Er wird müde und möchte mich in der Löffelchenstellung umarmen. Wir legen uns in diese Position, ich greife seine Hand von hinten und führe sie an meine Brust. Wir sind immer noch nackt an diesem See und ich spüre so langsam die Kälte auf allen Bereichen, die nicht von seinem Körper gewärmt werden. Weit über uns rauschen in der Ferne weiterhin die ganzen LKWs die Autobahn entlang.

Ich friere, ich möchte mich anziehen. Meine Bewegungen, meine Sachen suchend, wecken ihn auf. „Du hast recht, jetzt wird es doch ganz schön frisch“, er steht auch auf und sucht seine Sachen, „Was ist das?“ Ein Schwarm Nacktschnecken gleitet über unsere Decke. Wir hatten das Pech, uns gerade in ihre allabendliche Fährte runter zum Seeufer zu legen. Angezogen muss er erst mal seine Decke aus- und abschütteln. Die Viecher sind überall, sogar in seinen Schuhen. Wenig später streifen wir den Trampelpfad wieder zurück in Richtung Parkplatz.

Die Momente zuvor auf der Decke hat er sich schon mit mir unterhalten und einige Fragen gestellt – es fällt ihm auf, dass ich da unten anders bin. Keine Gebärmutter, keine Vagina, es geht nicht tief, meine Klitoris ist so groß? So etwas hat er noch nie ertastet. Ich weiche mit meinen Antworten aus. Er stellt die Frage, ob ich nicht doch operiert bin. „Tatsächlich habe ich mich 2019 operieren lassen, bei Licht würdest du es erkennen: mir fehlt ein Stück der hinteren, linken Schamlippe, die ist nach innen gewandert. Leider hat das nicht viel gebracht, ich müsste mich eigentlich nochmal operieren lassen, in Thailand, die bieten da eine Methode an, aber das ist teuer.“ Meine Legende, ich bin so geboren ohne Vagina. „Aber du warst nicht früher mal ein Kerl?“ Nein, niemals.

Er stellt solche Fragen und ich weiß nicht, wie lange ich meine Maskerade noch aufrecht erhalten kann.

Der Weg führt wieder an den Sträuchern und Büschen vorbei. Dieses Mal laufe ich voraus und leuchte den Weg. Eine Einmündung auf den Asphalt, wenig später das Licht des Parkplatzes … irgendwo muss doch eine Laterne sein. Wir gehen wieder an den einem Auto vorbei, die beiden sind immer noch hier, was die da machen möchte ich nicht in Erfahrung bringen … oder stören. Die Lampe des Smartphones nach unten auf den Asphalt gerichtet. Vorbei an den LKWs, die Trucker nicht stören, die schlafen hier. Wir gehen zu seinem Auto und setzen uns hinein.

Er kann trotz alledem nicht von mir lassen und ich greife sein Stück aus der Hose. Schnelle Handbewegungen, „Jetzt“, mein Kopf geht nach unten, meine Lippen darüber. Er kommt. Ich versuche den Winkel zu halten, nichts aus meinem Mund herauslaufen zu lassen. Ich habe Erfolg, ich spüre sein Sperma auf meiner Zunge. Schmunzelnd schaue ich ihn an, als ich mein Körper wieder aufrichte. Er sagt etwas, ich deute auf meine Wangen, ich kann nicht sprechen. Ich öffne meine Tür auf der Beifahrerseite etwas und spucke es nach unten hinaus. „Ich schlucke nicht.“ Er hat es verstanden. Ich frage nach einem Taschentuch für den letzten Tropfen und wische ihn weg von meinem Kinn. Er startet den Motor und sucht nach dieser Tankstelle, die er den Weg hierher vor ein paar Stunden gesehen hatte.

An der Tankstelle kauft er an dem Nachtschalter eine Flasche Wasser für mich. Ich sitze im Auto und kann die Dame über den Lautsprecher hören. Sie wirkt sehr überrascht … niemand bestellt sich hier am Wochenende mitten in der Nacht nur eine Flasche Wasser. Sie weiß nicht, sie vermutet es vielleicht nur, da ist noch eine junge Frau mit im Auto.

Meine Bekanntschaft, mein neuer Liebhaber – ich weiß noch nicht, wie ich ihn nennen soll – fährt mich wieder den Sonnabend Morgen zurück in mein Heimatort, das Provinzkaff am Rande von Magdeburg. Wie wird er es aufnehmen, dass ich solchen, „speziellen“ Fragen ausweiche? Er hat einen starken Verdacht … vielleicht ist es ihm aber auch nur egal? Jetzt in diesen Moment ist er nur ziemlich müde und schafft es gerade noch so, sich wach zu halten und mich wieder vor meinem Haus abzusetzen. Wieder in meiner Wohnung kommt mir der Gedanke: Ich hätte doch eine Ausnahme machen können und ihn bei mir übernachten lassen. Ich schreibe ihm eine Nachricht und frage nach, ob er gut zu Hause angekommen ist. Wenig später, nach meiner Runde im Bad, erreicht mich seine Antwort, er hat es geschafft. Beruhigt kann ich mich dann, gegen drei oder vier Uhr, in mein Bett fallen lassen.

[29.07.24 / 00:55] Das „Ding“ in Berlin ist leider ins Wasser gefallen, das Bikertreffen (mit Zelt) im Harz ebenso. Das Konzert in Magdeburg … ich weiß nicht, ob das das Richtige für mich ist – ich sitze das letzte Juliwochenende zu Hause … nicht wirklich was zu tun. Ich könnte mal wieder online gehen …

Meine WhatsApp-Kontakte, die beiden schreiben mir nicht wirklich mehr, der eine andere Kontakt – ich habe ihm eine Performance per Video gegeben, er ist nicht sehr erfreut, dass ich das auch gegen Bezahlung öffentlich im Internet mache. Das ist mein Leben und meine Entscheidung. Ich bin immer noch ein ganzes Stück entfernt, um bei der Porno-Plattform endlich die Auszahlungsgrenze zu erreichen. Meine Bilder kosten nur ein paar Cent, die Videos selbst lädt sich fast niemand herunter. Den Preis für Chats habe ich auch mit einem mickrigen Cent-Betrag angesetzt, so oft schreibt mir da niemand. Zeit für ein neues Video.

Sonnabend Abend kurz vor 23 Uhr, wenn ich jetzt mit dem Aufbau und den Vorbereitungen starte, das Video innerhalb von einer Stunde abdrehe, könnte ich vielleicht danach noch online gehen – das ist die einzige Gelegenheit auf der Plattform ein paar Euro zu verdienen. Leider dauert der Aufbau für das ganze Set und die Beleuchtung in meinem Wohnzimmer mehr als zwei Stunden.

Meine Webcam-Performance, ich will den Moment einfangen, den magischen Moment, wenn ich einen Orgasmus erreiche – meine neue Fähigkeit seit letzten Winter. Wie das so ist, wenn du etwas unbedingt erreichen willst – dann klappt es nicht. Zwanzig, dreißig Minuten, ich werde da unten schon wund – so funktioniert das nicht! Ob meine Verzweiflung auf dem Video zu erkennen ist? Stopp-Button drücken, Entspannen. Wieder zu mir selbst finden, die Kamera vergessen – das kann ich alles hinterher schneiden. Ein zweiter und ein dritter Anlauf … habe ich es drauf? Ich lächele erschöpft in die Kamera, als ich den Höhepunkt in der Hitze der Nacht erklommen habe. Meine Finger gleiten nach unten, es glitzert alles in dem LED-Schein.

Ich kann die Aufnahme wieder beenden, das Ganze hat jetzt über eine Stunde gedauert, online gehe ich wohl nicht mehr. Kurz nach zwei Uhr, ich beginne das Set wieder abzubauen (meine Wohnung umzudekorieren) und prüfe die Aufnahmen … „Ach Sch…!“ Ich hätte vorher prüfen sollen, nicht dass die Webcam-Software auch die Aufnahme speichert, sondern auch in welchem Format! Die Frame-Rate ist so niedrig, die Aufnahmen kann ich gar nicht semi-professionell verwenden. Die Beleuchtung war auch nicht so optimal. Alles stilecht im düsteren Dunkeln (tatsächlich wollte ich noch ein expressionistisches Gegenlicht setzen), aber für den Porno-Markt ist das nichts. Die wollen hellbeleuchtete Hotelzimmer mit billigen Nutten und bärtigen, bierbäuchigen Kerlen. Ich bin da völlig falsch. „Ein Hauch von schemenhaften Nichts, in völliger Dunkelheit gleitet eine Hand und zwei, drei Finger den nackten Körper tief hinab und taucht ein, in die dunkle Grotte zwischen den Schenkeln, ein Finger kommt heraus, zwei Finger kommen heraus, es glitzert so wunderbar.“

Ich werde das Video zusammenschneiden und sehen, ob ich noch etwas retten kann. Wenn es was wird – und es taugt nicht zum Verkauf, schiebe ich es eben irgendwo hoch auf meine Seite, der eine Server im Darknet.

Ich wollte mich da längst wieder abmelden …

Nachtrag Oktober 2024: Ich habe mich doch dazu entschlossen, das ganze Videomaterial zu verwerfen. Die eine Kameraeinstellung mit der niedrigen Bildrate ist unbrauchbar, die andere Kameraeinstellung mit der geführten Wackelkamera (das Smartphone in der Hand) – die Sequenzen sind zu dunkel, zu kurz und zu ruckhaft, der Ton ist ebenso unbrauchbar. Einzig allein das allererste Frame der ersten Kameraeinstellung verwende ich weiter, vielleicht als Profilbild, vielleicht auch nicht … vielleicht lösche ich demnächst alle meine Videos auf der Porno-Plattform.

[22.07.24 / 23:41] „Da das letztes Wochenende nichts geworden ist (war nur Konzert für mich), will ich diesen Abend und diese Nacht irgendwo in Magdeburg tanzen gehen. Das schwarze Abendkleid vom letzten Wochenende kommt erst morgen mit in die Wäsche, das geht nochmal.“ Notiz an ihn, den Sonnabend eine Woche später.

Wird er mitkommen? Ich glaube nicht, wir kommunizieren mit unseren Textnachrichten aneinander vorbei. Das wird mein Abend und meine Nacht. Ich muss mich mit niemanden treffen, ich muss niemanden kennenlernen. Ich gehe aus, einfach nur so für mich. Das schwarze One-Shoulder-Kleid hänge ich raus in den Garten, zum Lüften … mehr wegen des penetranten „Ersatz-Waschmittel-Geruchs“, die Packung für Schwarzes – und nur für äußerste Notfälle – ganz hinten im Kellerregal der Waschküche. Die anderen beiden Packungen waren vor sieben Tagen leider leer. Die Netzstrumpfhose lasse ich weg. Als Höschen untendrunter, wähle ich das feine in Spitze … das wollte ich schon letztes Wochenende tragen.

Für diese Nacht, ich fahre nicht weit, habe ich mir einen Club in Magdeburg ausgesucht, Independent- und Achtziger-Jahre-Party. Vielleicht treffe ich dort auf andere Gothics? Sonst gibt es ja nichts hier in dieser Gegend. Den Tag verbringe ich so, viel zu heiß … Wohnung ganz leicht Ecken- oder Häufchenweise aufräumen. Später den Abend, gehe ich in mein Badezimmer.

Beine vorrasiert habe ich schon den frühen Mittag, bevor ich die Dusche nehme, wird noch einmal mit einem anderen Apparat fein nachrasiert, alles maschinell und trocken. Die Dusche mit dem schweren Parfüm, Haare trocknen, Kleid überziehen, mehr Parfüm (vorher). Am großen Spiegel hänge ich die LED-Lichtleisten auf, zur optimalen und schattenlosen Ausleuchtung – die hatte ich schon in Leipzig in meiner Wohnung.

Make-up-Utensilien auf dem Waschtisch vorbereitet: Kajal, Mascara, kleine Bürste und kleiner Pinsel. Den schwarzen Kajal-Stift kurz angespitzt – am Ende des Augenlids ein kurzer Strich mit Schwung nach oben, ein zweiter darunter, spitz zulaufend und verbunden mit dem oberen. Das gleiche wiederholt mit dem anderen Auge, der jetzt nicht mehr so angespitzte Kajal tupft die kleine, im Idealfall dreieckige Fläche schwarz. Am oberen Augenlid selber ziehe ich damit eine gestrichelte Linie – so wie ich das schon die letzten zwanzig Jahre mache. Schwarzer Mascara, die Wimpern aufgebürstet, die unteren etwas benetzt. Anschließend mit dem kleinen, schmalen Pinsel die schwarze Farbe zu einem rauchigen Finish verblendet, die seitlichen Enden links und rechts am Augenlid fein auslaufend … danebengegangene Mascara-Klümpchen irgendwie verschwinden lassen, ohne dass sie große, schwarze Schatten bilden, die alles wieder ruinieren. Und jetzt setze ich meine Brille auf, um das Ergebnis im Schein der LED-Lichter zu begutachten … früher hatte ich wenigstens noch Kontaktlinsen.

Meine Bikerjacke greifen, die beiden Paar Schuhe – die Keilsandaletten zum Fahren und die schwarzen Plateausandaletten für den dramatischen Auftritt – ich fahre mit meinem Roadster nach Magdeburg. Eine große Handtasche habe ich dieses Mal nicht dabei, es muss alles irgendwie in die Clutch passen. Mit dem Sonnenuntergang hinter mir, zur Elbe, zur Strandbar in dieser Stadt, mein Lieblingsort, da kann ich nichts falsch machen.

Ich kenne mich aus, ich kenne den Weg, ich parke mein Auto auf dem großen Parkplatz oberhalb der Flussuferpromenade … sofern ich einen Parkplatz finde. Die Temperaturen sind so heiß und so sommerlich, das Strandlokal, bzw. die Bar, ist voll. Viele Menschen, einige der Damen wirklich schick angezogen, elegant für die Nacht. Andere Gäste (insbesondere Männer) in ihrem schlichten Freizeit-Look. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich in meinem kurzen, schwarzen Abendkleid und der kleinen Clutch irgendwie overdressed bin, ich passe hier ganz gut rein.

Ein Ipanema an der Bar, ein gerade frei gewordener Sitzplatz oben auf dem Holzdeck mit Blick runter zum Wasser. Ich schlürfe mein alkoholfreies Getränk, stochere mit dem Strohhalm zwischen den Limetten, den Eiswürfeln und dem Rohrzuckersirup. Eine kleine Spinne neben mir erregt meine Aufmerksamkeit, sie baut in dem Holzgeländer flink ein Netz … sie hat sogar eine kleine Babyspinne dabei, huckepack springt es ab und baut auch mit am Netz. Kleine Fliegen (und vielleicht sogar Mücken) verfangen sich.

Es ist dunkel geworden, es werden noch mehr Plätze frei. Ich zücke mein Smartphone und suche auf dem Navi nach dem besten Weg zu dem Club. Die empfohlene Route fahre ich nicht, ich kenne einen besseren Weg auf der kleinen Karte. Gegen 23 Uhr, mein Tisch abräumen lassen und wieder zurück zum Auto. Es ist immer noch heiß diesen Sommerabend

Am Club angekommen, mache ich einen ganz großen Bogen um diesen fiesen Bordstein. Letztes Jahr zu der Abschlussparty vom Magdeburger CSD habe ich mir hier fast mein Auto ruiniert – der Seitenschweller hat einen Lackschaden beim Einbiegen in die Kurve zu den Parkplätzen abbekommen, ist aber noch dran geblieben. Die laute Metal- und Hardrockmusik im Radio etwas leiser drehen, das Verdeck zuklappen, die Musik ganz ausmachen und aussteigen. Schuhe wechseln, Keilsandaletten zu Plateausandaletten. Meine Jacke bleibt im Auto. In den Seitentaschen mit Reißverschluss kann ich noch etwas aus meiner Handtasche auslagern.

Die Abendkasse des Clubs passiere ich wieder mit einer obligatorischen Ausweiskontrolle. Ob ihnen mein Geburtsjahr auffällt? Ü40. In dem Club sind schon einige, ziemlich junge Gäste. Getränk an der Bar draußen. Mate. Was sonst. Leider ist die Außentanzfläche diese Nacht nicht in Betrieb … das wäre es gewesen.

Drinnen, die eine Tanzfläche, gemischtes zwischen Indie-Rock, Crossover und Metal-lastiges. Die andere Tanzfläche, von der ich mir so viel für diese Nacht erhofft habe, spielt ein paar Achtziger-Jahre-Hits. Ich kenne die Setlist. Ein paar New Wave und Romantic Titel, ein wenig tanzen. Bei NDW-Fetenhits verschwinde ich an der Bar, neues Getränk in der Flasche holen. Zwischendurch die Toiletten. Erst war ich da noch ziemlich alleine, im Laufe der Nacht werden sie natürlicherweise voller. Ich muss ganz dringend mal, nervös kreuze ich meine Beine. Eine Schlange vor der Frauentoilette – keine Schlange vor der Männertoilette? Um das zu erfahren, muss ich in die Männertoilette gehen. Mit meinem kurzen, schwarzen Kleid und den langen, blonden Haaren falle ich da sicher nicht auf. Ich schlängel mich so an den Herren an den Pissoirs vorbei. Mist. Auch hier sind die Toilettenkabinen besetzt. Ich kann die hinteren Enden der Schuhe der Männer darin sehen, wie sie in ihrer Privatatmosphäre in die Becken zielen. Ich werde angesprochen, ich falle doch auf, das ist die Männertoilette. „Ich bin variabel. Ich kann hier und da.“ In meiner tiefsten Stimme. Warum sage ich das? Erhoffe ich mir einen Vorteil und Akzeptanz unter den Männern? Ich sollte hier nicht sein, niemand sieht mehr, dass ich früher etwas anderes war. Mit viel Mitleid stehe ich danach wartend in der Schlange der Frauen vor der Damentoilette. „Drüben die Kabinen sind alle auch besetzt.“

Draußen, mein Sitzplatz auf einer Bank, ich beobachte die Gäste … viel Schwarzes, viele Band-T-Shirts, einige mit Sandaletten, andere junge Damen in Chucks und Vans. Nicht alles, was Schwarz und Nietengürtel trägt, muss Gothic sein – es gibt da noch mehr in Richtung Hardcore, Punk und Crust. Ein Plakat an der Eingangstür ist mir aufgefallen, nächste Woche könnte hier was mit Wave sein. Ich stelle mein Getränk neben mir auf der Bank ab. Wie lang bleibe ich noch, wie spät ist es, drei Uhr? Ein anderer Mann setzt sich zu mir … Schon wieder ein Betrunkener. Er beginnt ein Gespräch mit mir, warum nicht? Entspannt antworte ich auf seine Fragen. Ein Gespräch entwickelt sich – es stellt sich heraus, dass wir dieselben Freunde haben (zumindest die eine Person, über die wir uns danach unterhalten).

Er scheint ganz lustig und interessant zu sein, sieht auch nicht so „nicht ansprechend“ aus, könnte vielleicht sogar mein Typ sein? Immerhin die Zigarettenmarke, die er raucht, gehört zu den besseren, die ich passiv inhaliere. Die Sonne geht auf, die Stunde vorher weicht das Blau der Nacht dem Schein des Morgens. Mir wird es doch etwas kühl in meinem Kleid. Ihm ist aufgefallen, dass mein Sex-positives Outfit so gar nicht zu meiner zurückhaltenden Natur passt. Das habe ich für mich angezogen, weil ich mich darin einfach wohl fühle.

Bevor der Club um sechs Uhr den Sonntag Morgen schließt und die letzten Gäste das Areal verlassen, sitzen wir zusammen in meinem Auto und unterhalten uns noch weiter. Ab und zu streift er mir durchs Haar, ich blicke ihn nicht an. Verlegene Körperberührungen, traut er sich nicht? Alles könnte passieren, ein Moment und ich öffne mich ihm total. Ich spüre, dass ich mehr zulassen könnte. Er ist sich nicht sicher. Er bietet mir an, mir seine Telefonnummer zu geben. Ich ziehe mein Telefon aus der Tasche und tippe sie ein. Die Sonne ist am Horizont aufgegangen, wir können sie durch die Windschutzscheibe dort hinten zwischen den Bäumen sehen. Er ist mit dem Fahrrad hier, es steht da angekettet an einem Zaun über der Straße.

Ein Abschiedsmoment, er steigt aus und ich möchte auch aussteigen, ihn wenigstens umarmen. Vor meiner Tür am Auto drücken wir uns. „Mach's gut. Du hast meine Nummer.“ – „Nein, ich habe dir meine gegeben.“ – „Oh, ach so …“ Ich bin leicht verliebt. Ich kann ihn unten „spüren“ … bei der Umarmung. Er geht zu seinem Fahrrad, ich starte meinen Motor. Zurück nach Hause, zurück zu meinem Bett. Wie gewohnt, alles wieder auf die Couch werfen, im Bad verschwinden, Mascara und Kajal aus den Augen wischen. 6:45 Uhr, ich kann schlafen.

[15.07.24 / 00:04] Ich parke da, wo ich immer parke, die kleine Seitenstraße, in der niemand wohnt. Alles umpacken, nur das Nötigste – Smartphone, Bargeld, Haarkamm, Deo und schwarzes Augen-Make-up kommt mit in meine Leder-Clutch. Die Handtasche selbst landet mit der Tragetasche im Kofferraum – neben meinem Schlafsack. Der Parfümstoß kopfüber auf den Nacken und meine blonden Haare, ich greife meine Bikerjacke, verriegel das Auto und gehe zu dem Club. Niemand ist hier? Keine Schlange? Auf dem Plakat an der Hauswand des alten Industriegebäudes steht es: Einlass für das Festival heute Abend, 20 Uhr. Verdammt. So viel Stress für nichts. Es ist 19:15 Uhr und ich habe noch eine ganze dreiviertel Stunde zum Vertrödeln übrig. Zurück zum Auto, meine große Sonnenbrille holen, etwas Wasser trinken, danach wieder zu dem Club und die ganzen Graffiti an den gemauerten Häuserwänden bewundern.

Nach und nach kommen tatsächlich noch ein paar mehr Leute, meine Befürchtung, die Schlange an der Abendkasse sprengt den ganzen Block, war mehr als übertrieben. In einer entspannten Atmosphäre öffnet sich die Tür und die ersten Handvoll Gäste können ihren Eintrittsstempel abholen. Ich bewundere weiterhin die vielen Veranstaltungsplakate in dem Eingangsbereich zur Kasse.

Den Club ablaufen, du kennst die Gegend, warst hier schon so viele Male. Unten die Bar, die Bühne, der Merchandise. Oben die Toiletten und die andere Tanzfläche. Beide Tanzflächen sind für diesen Abend und diese Nacht geöffnet – ich wünschte, er würde mir eine Nachricht schreiben, mir die Sicherheit geben, die ganze Nacht bis in den Morgen durchtanzen zu können, mit der Möglichkeit, nur wenig später in ein Bett zu fallen. Er wird mir nicht schreiben.

Ein Mate-Getränk an der Bar, wieder draußen stehen … Was ist das? Ein stacheliges Gewächs an der Holztreppe piekst mich in meine blanken Beine in die Maschen meiner Netzstrumpfhose. „Au.“ Den Jungs vor mir weise ich auf die Gefährlichkeit dieser Pflanze hin. Diese Jungs werde ich wenig später auf der Bühne wiedersehen.

Goth Girl geht aus

Der Vorhang wird aufgezogen und die erste Band des Abends beginnt zu spielen. Ein brachiales Post-Punk-Gewitter voller Energie! Die Jungs, von denen ich vorhin dachte, denen willst du lieber nicht im Dunkeln auf der Eisenbahnstraße begegnen, sind eine Band. Bias. Vorurteile täuschen. Die kleine Halle, der Raum vor der Bühne füllt sich und es wird eine Wahnsinns Show. Die muss ich mir unbedingt merken. Ich habe einen Flyer mit eingesteckt, ich sammle hier alle Flyer, die so herumliegen.

Keine Zugabe, entweder der Zeitplan ist zu eng, oder sie haben noch nicht so viele Titel. Die Wartezeit zur nächsten Band verbringe ich mit dem Besuch der oberen Etage neben den Toiletten. Mein Plakat hängt da immer noch an der Wand, das eine Post-Punk-Konzert wo ich mal war, Mitte der Zweitausender. Für diese „linksalternative Begegnungsstätte“ und ihr fünfundzwanzigjähriges Jubiläum hängen ein paar liebevoll dekorierte Schautafeln in der Etage auf dem Flur. Interessiert betrachte ich sie, die amüsanten Rivalitäten zwischen Plagwitz und Connewitz, der ganze Trouble mit den Grünen in Uniform und der ganzen Staatsmacht. Das Haus war nie besetzt? Aber es hat den Charme.

Wieder unten, die nächste Band, draußen wird es allmählich dunkel. Drinnen ist es tropisch heiß. Sie singen ihre Texte in Russisch, ich verstehe nur drei Wörter. Irgendetwas mit Arbeit und Danke für nichts? Rabota, Spasiba, nitschewo … Der Sprache nicht mächtig, nur zur Musik applaudierend, noch mehr Post-Punk-Kram. Interessanterweise wird das Wort „Goth“ auf dem Flyer in keinster Weise erwähnt.

Als ich von der Toilette wieder runterkomme, läuft schon bedrohlich düstere Musik zu der nächsten Performance. Shibari. Ich muss sie hier schon einmal gesehen haben, vielleicht erinnere ich mich nur nicht, weil alles im dunklen Bühnennebel untergegangen ist. Ich finde einen Platz in dritter Reihe, vorne die Gäste setzen sich schon hin. Ich verfolge aufmerksam die Darbietung, mindestens genauso gefesselt, wie die Frau auf der Bühne in dem knappen, schwarzen Outfit und ihr Begleiter im vollkommenen Latex (nehme ich an). Es ist faszinierend, ihn dabei zuzusehen, wie er aus ihr ein Mobilee strickt und mit ihr spielt. Die beiden müssen sich wahnsinnig viel vertrauen, sie hängt in anderthalb Meter Höhe gefesselt in der Luft. Könnte ich das auch? Sie braucht eine gewisse, athletische Körperspannung und leidenschaftliche Hingabe für diese formvollendete Ästhetik. Fein abgestimmt und verknotet durch ihren erfahrenen Begleiter. Tief durchatmen für das Publikum, als sie wieder ganz langsam den Boden berührt. Ich hätte niemanden, den ich so vertrauen könnte.

Ein weiteres Mate-Getränk, die paar Minuten vor der Tür. Meine Bikerjacke kommt hier zum Einsatz, die ich sonst in dem Club zusammen mit meiner Clutch über den Arm halte. Der Headliner steht noch an. Der Typ aus Glasgow, der gar nicht aus Schottland kommt, aber richtig gut Synthesizer spielen kann. Ich habe ihn schon mehrmals live gesehen, bewundere seine Fertigkeiten auf der Bühne, natürlich stehe ich wieder weit vorn. Vier, fünf Synthesizer, hier ein paar Regler, dort ein paar Drehknöpfe. Benutzt er einen Synthesizer wirklich nur für einen einzigen Effekt? Ein paar Titel die er spielt, gehören auch mit zu meinen Lieblingstiteln von ihm. Ein neuer Titel, den ich aber schon auf seiner Internetpräsenz gehört habe, gefällt mir auch noch viel mehr. Ich wünschte, ich könnte dann später an dem Merchandise-Stand ein weiteres Album von ihm kaufen, weiß aber nicht, auf welcher Platte dieser Titel ist. Und ich habe auch gar keinen Platz, die ganzen CDs und Vinylschallplatten zum Auto zu transportieren, nur in meiner kleinen Clutch unter dem Arm. Er spielt ein paar Zugaben, ich tanze schon seit dem ersten Titel. Es muss zwei Uhr nachts sein, als er sich von dem Publikum wieder verabschiedet und der große, schwarze Vorhang vor der Bühne ein letztes Mal zugezogen wird.

Was nun? Mein Freund hat sich nicht gemeldet (für den Leser, bzw. die Leserin, gemeint ist mein Langzeit-Liebhaber, ich verliere selbst den Überblick, da sind noch ein paar Männer mehr in meiner Kontaktliste), ich werde wohl mit dem Auto einsam auf der Autobahn wieder zurückfahren. Schön für mich, ich schlafe in meinem eigenen Bett, Pech für mich, damit ich das schaffe, muss ich auf das Tanzen verzichten und hier schon in wenigen Minuten abhauen. Ich tanze wenigstens noch drei Titel auf der beginnenden Disco-Nacht. Italo-Disco. Mein Favorit. Ich weiß, dass in einem Club ganz in der Nähe schon seit Mitternacht und bis in den frühen Morgen diese Spielart der elektronischen Musik aufgelegt wird. Das wäre mein Plan B gewesen, hätte ich es hier nicht bis rein geschafft. Etwaiger Einlassstopp wegen Überfüllung.

2:30 Uhr, zum Auto. „Abmarsch.“ Mit demselben Tempo, wie ich den Nachmittag hierher gekommen bin, rase ich die Nacht auf der Autobahn auch wieder zurück. Die Musikanlage weit aufgedreht, die Synth-Wave-Klänge und die Beats hämmern mich wach. Jedes Auto wird gnadenlos überholt und vorbeigerauscht, noch schnellere Autos rauschen an mir vorbei. „German Autobahn!“ 3:55 Uhr und ich betrete die Räume meiner Wohnung, irgendwo weit abseits in der tiefsten Sachsen-Anhaltinischen Provinz.

Meine beiden Taschen werfe ich einfach so auf die Couch. Die Netzstrumpfhose abstreifen, das Kleid und die Jacke auf einen Bügel hängen. Im Bad den schwarzen Kajal und das Mascara in einem Abschminktuch fangen … mich im Spiegel betrachten. Du kennst das, du machst das schon dein ganzes Leben. „Und, hast du mal mit jemanden gesprochen, hast du mal jemanden kennen gelernt? Nein.“ Wieder nicht. Ich schau mir ins Gesicht und ich weiß, es gibt nur einen möglichen Grund dafür: Du musst potthässlich sein. Ganz bestimmt.

Ich werde, wenn überhaupt, auf Discos und in Clubs nur von sturzbetrunkenen Männern angequatscht. Könnte es sein, dass ich vielleicht zu hübsch bin und die sich nicht an mich herantrauen? Jedes Mal, wenn diese Argumente aufkommen, betrachte ich mich mehr im Spiegel. Mein Standardspruch jeden Morgen und jeden Abend: „Hast du dich schon mal im Spiegel gesehen? Du bist hässlich.“ Was das mit sich bringt, ich habe nichts zu verlieren, ich kann mir als Ausgestoßene aus der Gesellschaft alle Freiheiten nehmen, ich muss niemanden gefallen. Ich mache das Beste aus dieser Situation … glaube ich zumindest. Ich bin das ganze Thema schon so oft durch, so viele Jahre. Vielleicht erreiche ich mal einen Punkt, an dem mir das ganze beziehungslose Dasein wirklich egal sein kann, aber dann kommt immer mein romantisches, naives Ich durch: „Wenn du achtzig bist, dann wirst du dich zum ersten Mal richtig verlieben, ganz bestimmt!“ Ins Bett fallen, dunkle Vorhänge zu, den fröhlich-doofen, sonnigen Sonntag Morgen aussperren und draußen lassen. Bitteren Sarkasmus wieder aktivieren. (Ende Teil 2/2)

[15.07.24 / 00:03] Pfingsten habe ich ein Plakat gesehen, ein Festival der befreundeten, anderen Veranstaltung im Umfeld des kleinen Gothic-Festivals, es ist wieder in der einen Location irgendwo in Plagwitz, die mit dem linksautonomen Charme. Datum in meinem Kalender notiert, wer auftritt, wer der Headliner ist – der Kanadier aus Schottland oder der schottische Kanadier – alles klar. Nur wann das dann den Sonnabend im Juli losgeht, wann der Einlass ist – das steht da nicht? Gefühlssache, könnte schon nachmittags sein, könnte aber auch erst abends sein … die eine Bondage-Performance, mit aufgelistet auf dem Plakat, bringt mich etwas ins Grübeln, ich glaube, die habe ich da schon einmal gesehen – und das war abends.

Die Tage vor dem Wochenende, meine Liste der Outfits für Pfingsten, mein ganzer Bestand im Kleiderschrank – ich will unbedingt das schwarze One-Shoulder-Kleid wieder tragen, es muss da schon ewig an der Seite hängen. Wann hatte ich das das letzte Mal an? Bestimmt pre-OP. Schnellwäsche in der Waschmaschine, zusammen mit meiner schwarzen Baumwolljacke im Bikerstil – die hatte ich auch schon lange nicht mehr an. Zurückgesetzt in meine frühen Dreißiger, kombiniere ich mein Outfit weiter. Schuhe – die Pumps, die Plateaus, die anderen schwarzen Schnürschuhe mit moderaten Absatz? Mein Favorit sind die Sneaker – bestimmt trägt den Abend jeder so ein paar Turnschuhe in dem Club. Es ist heiß und offene Sandaletten will ich zwischen den Punks vor der Bühne nicht tragen. Draußen vor dem Wäscheständer mit den frischgewaschenen Sachen kommen mir beim Kombinieren noch mehr Gedanken … zwischen den Hi-Top-Turnschuhen und dem schwarzen Kleidchen passt bestimmt super die Netzstrumpfhose dazu, die schwarze mit dem groben Fischnetzmuster … und dann noch die Bikerjacke. Outfit steht.

Ich will tanzen, ich will auf ein Konzert, ich will Männer treffen, die Nacht irgendwo verbringen, den Morgen in einem fremden Bett aufwachen, wen rufe ich da an, wem schicke ich eine Nachricht, wen kenne ich in Leipzig? Da bist nur du, mein Langzeit-Liebhaber. Er reagiert auf meine Anfrage, natürlich kann er ein Zimmer organisieren, kein Problem. Ich muss nur dann, wenn ich den Sonnabend in Leipzig angekommen bin, ihm eine weitere Nachricht schicken. Vertraue ich ihm? Nicht wirklich. Ich schätze meine Unabhängigkeit, ich nehme das Auto, ich packe alles in den Kofferraum, das Kleid, meine Waschtasche, die Kosmetikutensilien, ein Schlafsack und ein großes Handtuch für alle Fälle. Zur Not mache ich mein gesamtes Make-up auf der Bahnhofstoilette. Alles minutengenau geplant, wo ich wann wie sein will und was ich da mache, jeder Schritt auf meiner Tour – und doch bin ich den Sonnabend wieder viel zu spät. Mit Tempo hundertvierzig nach Leipzig auf der Autobahn. Wenigstens habe ich es vorher geschafft, noch meinen ganzen Körper zu rasieren.

Präzise 16:30 Uhr am Leipziger Hauptbahnhof angekommen, ich parke mein Auto in dem öffentlichen Parkhaus, ich muss noch zum Geldautomaten und möchte noch einen Kaffee trinken. Dort kann ich ihm auch eine Nachricht schicken, dass ich angekommen bin. Ich bewundere wieder die große Jugendstil-Halle dieses imposanten Bahnhofsgebäudes, die Kaffeehauskette muss wahnsinnig viel an Miete zahlen. Vor mir an der Theke steht eine junge Frau und bestellt sich einen Kaffee und etwas Kleines zum Essen. Sie fällt mir auf – sie sieht wunderschön aus. Sie ist mindestens einen halben Kopf größer als ich – und das mit Keilsandaletten – ihr Outfit komplett in Pink, zusammen mit ihren langen, blonden Haaren. Ihre Stimme, als sie die Bestellung aufgibt, ist fast gar nicht zu hören, so leise, sie muss in ihrem Leben richtig fiese Dinge erlebt haben. Ich dagegen, ganz in Schwarz, Nietengürtel, Jeans und Top, gebe meine Bestellorder ganz anders ab: „Ey, Alter. Lass den Pott Kaffee rüberwachsen.“

Weiter oben auf der Empore, am Tisch, schlürfe ich meinen Cappuccino und drücke mir meinen Blaubeermuffin rein. In Gedanken spiele ich jede Situation durch, wie ich sie wohl am besten hätte ansprechen sollen, mit ganz viel Respekt, ohne merkwürdig zu sein. Wie hätte ich mich ansprechen lassen können, wenn ein Mann hinter mir in der Warteschlange gewesen wäre? „Ich übernehme das für die bezaubernde, junge Dame.“ Weg mit dem Gedankenspiel, mein Freund aka Langzeit-Liebhaber bekommt eine Nachricht. Wenn er jetzt nicht innerhalb von einer dreiviertel Stunde antwortet, muss ich umplanen, dann kann ich nicht irgendwo – wahrscheinlich in Connewitz – für meine Vorbereitungen ein Bad benutzen … und ihn wiedersehen.

Blicke auf das Telefon, ich schalte es an, ich schalte es aus. Minuten vergehen, die Wartezeit in der oberen Ecke des Cafés in dem großen Bahnhof. Ich werde zum Auto gehen, meinen ganzen Kram umpacken, was ich nicht brauche, landet im Kofferraum, was ich brauche, das Kleid zum Umziehen, die Rolltasche mit dem Make-up, kommt mit in die Handtasche und die große Umhängetasche. Geschirrrückgabe und ich mache mich auf den Weg durch das Bahnhofsgebäude.

An dem Automaten am Bahnhof-WC werfe ich den einen Euro ein und gehe durch die Drehtür nach innen zu den Kabinen auf der Seite für die Damen. Es ist laut, es kommen ständig Leute, kleine Kinder, der Boden der Kabinen ist bedeckt mit Klopapier. In der Enge manövriere ich mich aus der Jeans raus und in die Netzstrumpfhose hinein, barfuß balancierend auf ein paar Blätter frisches Klopapier. Die Sneaker wieder zugebunden, das schwarze One-Shoulder-Kleid übergezogen, zurecht gezupft, Top und Jeans verschwinden in der Tragetasche. Die Kabine verlassend, raus zu den Schminkspiegeln. In dem Dämmerlicht mit den ganzen kommenden und gehenden Frauen um mich herum, ziehe ich einen wackeligen Strich am Augenlid. Es sieht bestimmt ganz furchtbar aus. Der schwarze Kajal und die paar Brocken danebengegangener Wimperntusche werden großflächig verblendet mit dem kleinen Pinsel … so genau sieht das dann später im Dunkeln des Clubs keiner mehr. Zurück zum Auto, ich bin spät dran, wenn ich es noch pünktlich zum Einlass um 19 Uhr an der Abendkasse schaffen will.

Bis zum Bezahlautomaten geht alles gut, die eine Karte wieder in meine Geldbörse, die andere zum Rausfahren, behalte ich mit dem Autoschlüssel in meiner Hand. Kofferraum zu, alles drin, Motor starten, zur Schranke eine Etage tiefer zum Ausgang. „Wo ist meine Karte!“

Scheiße verdammt, ich hatte sie doch eben gerade noch! Dramatische Szenen spielen sich da jetzt die nächsten Minuten ab. Ich werde nervös, panisch. Verliere meine Fassung, schreie hysterisch, stehe an dieser scheiß Schranke am Automaten und blockiere die ganze Ausfahrt. Zum Glück sind es zwei. Ich steige mehrmals aus, krame in meiner Handtasche, werfe alles auf das Verdeck oben, suche den ganzen Innenraum meines Autos nach dieser verdammten Karte ab. Wo ist sie? Habe ich sie verloren? Kann ich mich nicht mehr erinnern? Bin ich am Rande des Nervenzusammenbruchs? „Beruhige dich wieder, denk nach. Du weißt, wo sie ist, du hast sie auf deinen Schoß gelegt.“ Meine Erinnerung kommt zurück. Ich vergesse viel, wo ich was wo hingelegt habe. Wieder im Auto sitzend, gehen meine Hände rechts und links neben den Fahrersitz … ich kann sie ertasten! Sie muss von meinem Polyesterkleid beim Fahren runtergerutscht sein. Sie liegt in einer ganz ungünstigen Position, eingeklemmt unter der Schiene zum Bewegen des Sitzes.

Ein Schluck aus der Wasserflasche, so langsam komme ich wieder in ein planendes Verhalten. Das Verdeck muss runter, ich lege den Rückwärtsgang ein, die Autos hinter mir dirigiere ich mit einen Wink zu der anderen Ausfahrt. Ich fahre ein paar Meter vorsichtig zurück, daher ohne Verdeck, wo ich Platz habe zum Aussteigen und den Sitz nach ganz vorne zu schieben. Da ist sie, die scheiß Karte. Hoffentlich haben das nicht so viele mitbekommen, wie ich hier laut fluchend in meinem schwarzen Diva-Dress die Beherrschung verloren habe. Vielleicht hatte jemand an der Überwachungskamera Mitleid mit mir. Als ich wieder zur Schranke rolle und die Karte in den Schlitz schiebe, öffnet sie sich und lässt mich frei in das sonnige Tageslicht. Ich hätte eigentlich bestimmt nachzahlen müssen, die ganze dramatische Situation hat unendlich lange gedauert. Durch den Fahrtwind und meinen offenen Haaren in meinem roten Roadster den warmen Sommerabend zu dem Club nach Plagwitz. Mein Navi dirigiert mich, ich kann wieder runterkommen. (Ende Teil 1/2)

[08.07.24 / 00:36] Drei Wochen musste ich warten, drei Wochenenden ohne mein Motorrad – jetzt ist es endlich fertig! Der Mechaniker in der Werkstatt war so nett, das noch den Sonnabend Vormittag zusammenzuschrauben … genau richtig für das nächste Bikertreffen denselben Tag am Abend. Ein lokaler MC, ich warte noch das Gewitter ab, bevor ich mich auf mein Motorrad schwinge und dahin düse.

Wo ist er? Mein neuer Freund lässt sich nicht mehr blicken. Mehr als zwei Treffen hat doch noch nie ein Mann mit mir durchgehalten (außer vielleicht mein „Langzeit-Liebhaber“ in Leipzig). Verliert er das Interesse an mir? Spürt er etwas, dass mit mir nicht alles in Ordnung ist? Ich brauche ihn nicht. Meinen Urlaub, meinen langersehnten Traum, endlich mit dem Motorrad an die Ostsee fahren, kann ich auch ohne ihn machen. Das Zimmer in ein paar Wochen ist gebucht, nur ein Preis, mit oder ohne ihn.

Die Leute auf dem Bikertreffen sind interessant – die Motorräder noch viel mehr. Skurrile Umbauten, echte Chopper. Eiserne Kreuze, Stahlhelme, riesige Lenker. Bin ich hier in dieser Gesellschaft noch richtig? Als trans Frau? Weiß ja keiner. Nett, dass ich hier weiblich gegendert werde.

Die Band in der Halle den Abend auf dem Gelände interessiert mich nicht so (schon wieder eine Onkelz-Coverband, Dorf eben), ich bin draußen, schaue mir die Motorräder an, spreche mit den Leuten, mache Fotos vom Sonnenuntergang, Fotos von meinem Motorrad. „Für die WhatsApp-Gruppe.“ Die Kolleginnen auf Arbeit.

Lange bleibe ich nicht, ich muss mit meinem dunklen Helmvisier noch im allerletzten Dämmerlicht den Nachhauseweg finden. Schnell noch mir einen Flyer für das nächste Treffen geben lassen und wieder zurück. Den Sonntag starte ich noch eine weitere Tour, meine Hausstrecke, bis an die Grenze des nördlichen Harzvorlands, meine Lieblingsstelle, der kleine Parkplatz an der fast leeren Bundesstraße mit Blick auf den Brocken ganz fern am Horizont. Die Wolkenformationen für das Fotomotiv waren aber auch zu bezaubernd. Hätte ich ein Instagram-Profil …

[24.06.24 / 21:40] Ein zweites Bikertreffen, eine zweite Nacht mit ihm. Das Bikertreffen selbst besuche ich schon seit vielen Jahren, so viele Erinnerungen: Dort den Feldweg habe ich mir mal mein Motorrad anschieben lassen, und da am Lagerfeuer habe ich so viele Nächte verbracht und mir die Sonnenwende am Horizont bis in den frühen Morgen angesehen. Sobald mein Motorrad aus der Werkstatt ist, schnalle ich mein Zelt hinten drauf und bin weg! Zu ärgerlich, ich hätte hier so gerne mitgezeltet. Mit den beiden Männern, die noch den ganzen Abend um mich herumkreisen, habe ich richtig viel Spaß – inklusive Headbanging vor der Bühne weit nach Mitternacht.

Zu mir oder zu dir? Theoretisch hätte ich sogar mein neues Zelt (gekauft letzte Woche) und meinen Schlafsack hinten im Kofferraum in meinem Auto, das in einem Gebüsch um die Ecke parkt, aber sein Kombi ist sehr viel geräumiger. Kurz nach drei Uhr nachts, er parkt sein Auto um, stellt es neben meinem ab, vom Festivalgelände dröhnt immer noch die Metalmusik. Ab und zu ein paar Leute, nicht wenige schlafen in ihren Autos hier. Er startet sein Auto und sucht wieder eine einsame Ecke für uns.

Ein oder zwei Dörfer weiter, ein Waldstück, ein Weg hinein, nur ein paar Meter hinter der offenen Schranke. „Waldbrandgefahr!“ Er raucht noch eine Zigarette und schmeißt die Kippe aus dem Fenster (es hat die Tage vorher geregnet). Er bereitet alles vor, klappt die Rücksitzbank um und funktioniert die Ladefläche zu einer gemütliche Sitz- und Liegeecke … nicht mein erster Kombi, in dem ich eine Nacht und einen Sommermorgen verbringe. Er zieht sich aus, ich zieh mich aus, wir werden intim. „Hast du ein Kondom dabei?“ – „Nein.“ Ich vertrau ihm bereits so viel, er kann ungeschützt Sex mit mir haben. Aber es wäre besser gewesen, er hätte eines dabei gehabt, dann hätte ich mich ihm viel mehr hingeben können. Es schmerzt, es wird bluten. Er ist riesig. Anal, vaginal, wieder anal. Meine Lippen berühren ihn ab einen gewissen Punkt nicht mehr. Ich mag die vaginale Variante, wenn ich auf ihm reite, ich mit den Händen die Decke des Autos abstreife, meine Beine eng um ihn herumlege und er zwischen meinen Schamlippen gleitet, es fühlt sich fast an, als würde er in mir sein. Wir drehen, ich liege, ich kreuze meine Beine hinter ihm, er dringt in mich, eng umschlossen ein, es ist mir egal, ob du ein Kondom benutzt, nimm mich einfach! Die dunkle, braune Linie auf meinem Bauch ist wieder da, ich bin schwanger? Sie reicht mal mehr, mal weniger bis zum Bauchnabel, je nachdem, wie mein Hormonstatus ist, wie mein Monatszyklus ist (den ich gar nicht haben dürfte).

Die Sonne geht hinter den Ästen, den Waldweg hinein auf. Klare Sonnenstrahlen durch den Morgendunst. Es sieht so friedlich aus. Nach dem Sex versuchen wir beide den frühen Morgen etwas zu schlafen, er legt sich von hinten um mich und wärmt mich. Die Minuten zuvor habe ich schon angefangen, ihn zu streicheln, leicht meine Hand über seinen Bauch und seine Oberschenkel tanzen zu lassen. Verliebst du dich gerade in ihn? Wo sind meine Ideale, lass einen Mann niemals neben dir einschlafen, hau ab im frühsten Morgengrauen und lass ihn alleine aufwachen.

So kurz ist die Nacht und der Morgen, vielleicht bin ich nur wenige Minuten eingeschlafen. Ich muss aus dem Auto, eine Waldtoilette einen Meter neben der Tür suchen, mich frauentypisch hinhocken, wie Frauen das so machen. Meine Klamotten und meine Schuhe sind alle noch im Auto. Danach ziehen wir uns an, meine Sneaker, meine Jeans, mein olivgrünes T-Shirt (das aus Paris) und mein schwarzer Strickcardigan. Mein BH liegt noch irgendwo beim Schalthebel, er verschwindet wieder in meiner schwarzen Stoffhandtasche. „Frauen lassen immer danach ihren BH irgendwo rumliegen.“ So als Reviermarkierung.

Er fährt mit mir wieder zurück zu dem abgemähten Parkplatz vor dem Bikertreffen, irgendwo in einem Dorf fernab, neben einem Sportplatz. Es ist weit nach sechs Uhr morgens und von dem Gelände dröhnt immer noch laute Metalmusik und laute Männerstimmen, das sind Biker, die stehen noch bis Sonnenaufgang. Ich wechsele zu meinem Auto, ein Abschiedskuss, eine Umarmung. Werde ich ihn wiedersehen? Dadurch, dass er schon ein zweites Mal mit mir Sex hat, gehört er einem ganz kleinen, elitären Kreis innerhalb meiner Männerbekanntschaften an. Sieben Uhr den Sonntag Morgen bin ich wieder bei mir zu Hause und kann in mein Bett fallen. Ich habe sogar den Sonnabend Nachmittag zuvor meine ganzen Kaffeetassen in der Spüle abgewaschen, für alle Fälle, falls er mich doch begleitet und ich ihm dann einen Kaffee nach dem gemeinsamen Aufwachen anbieten kann.

Verletz mich bloß nicht! Wie der andere Biker, das andere Bikertreffen, fünf Jahre zurück.

[10.06.24 / 23:04] Viele Menschen, viele Autos, die beiden Parkplätze sind weiterhin bis auf die letzte Lücke voll. Ich gehe an mein Auto, packe meine Tasche um, lasse etwas schweres Gepäck da. Die leeren Wasserflaschen, die Sonnenbrille. Deo auffrischen, mein schwarzes Strickjäckchen schnappen, Hut dalassen, Haare kurz durchkämmen und wieder zurück zu der großen Wiese hinter der Mensa. Make-up und Kajal hätte ich auch dabei, aber das ist mir den Abend nicht so wichtig.

Auf der großen Wiese ist eine Bühne aufgebaut. Früher stand die mal da woanders. Wie lange war ich schon nicht mehr hier? Fünfzehn, zwanzig Jahre? So irgendwo zwischen 2003 und 2007. 2002 habe ich erst den Herbst angefangen zu studieren und 2008 war ich schon (den Herbst dann) im Diplom-Semester. Dazwischen dieses eine Jahr mit dem Fest und der australischen Independent-Künstlerin auf der Bühne, die mir so gefallen hat. Dieses Jahr spielt hier nur eine Coverband und ich pendele von dem Bereich vor der Bühne und den anderen, weiteren auf der Wiese von den Studentenorganisationen aufgebauten Ständen hin und her. Getränkebuden und Grillstände, vegan, vegetarisch und nicht vegan (mit Fleisch). Zweimal nacheinander Abendessen für mich (vegan).

Einen Becher Wasser in der Hand, mit Anbruch der Dämmerung, füllt sich die Wiese mehr und mehr. Die Dixi-Klos habe ich nur einmal benutzt, schnell erkenne ich, dass die Toiletten unten im Keller der Mensa dieses Jahr nicht verschlossen sind, das waren sie, als ich das letzte Mal vor zig Jahren hier auf dem Campus-Fest war. Ich laufe durch die Menge, erkenne ich ein paar Gesichter? Das Alumini-Zelt mit dem Treffpunkt ist verwaist – das war leider zeitgleich mit dem CSD. Kleine Grüppchen von männlichen Ex-Studenten, einige mit grauen Haaransatz, so in etwa stelle ich mir die ehemaligen Ingenieur- und Informatikstudenten vor. Sie fallen mir vom Alter her auf, ich spreche sie nicht an, ich lächele nur kurz. So vom Gefühl gehöre ich mit dazu.

Die vielen anderen, weiblichen Studenten – also die von jetzt – es hat sich absolut nichts verändert, ich werde nicht angesprochen, ich spreche auch sie nicht an, wir existieren nur rein zufällig an demselben Ort, ich das asexuelle Etwas, Computer-Kram, sie die hübschen Studentinnen aus den nicht-technischen Studienfächern, so BWL-Kram. So wie damals, als ich Italienisch als mein fachbereichsübergreifendes, nicht-technisches Wahlpflichtfach gewählt habe und ein Semester lang die beiden Sitzplätze, rechts und links neben mir, immer frei blieben, in dem ansonst voll besetzten Seminarraum, mit nur weiblichen Studenten. Mein ewiges Trauma.

Es wird dunkel und kühl, ich ziehe mein Strickjäckchen über. Die andere Tanzfläche auf der anderen Seite der Mensa, quer durch den Verbinder, habe ich entdeckt. Hier vor eines der anderen Wohnheime haben die Studenten eine kleine Bühne organisiert, auf der ein paar DJs seit dem späten Nachmittag auflegen, richtig guter Techno. Die andere, große Bühne, da läuft nur Mainstream, diese hier, hat das Underground-Feeling. War hier nicht mal so ein Wohnheim, in dem eine Abriss-Party stattfinden sollte? Das Wohnheim jetzt wirkt sehr modern und renoviert. Die Party der schönen Menschen. So jung, ich bin wieder mittendrin und tanze ausgiebig. Es wird dunkel, eine Kaltfront zieht durch unter dem Nachthimmel. Die Bäume sind mit Deko- und Discolichter bestückt, so viele Menschen, es wird richtig eng zum Tanzen auf der kleinen Wiese. Wollte ich erst nur bis Sonnenuntergang bleiben, ziehe ich es jetzt komplett durch, bis die DJs um kurz nach Mitternacht ihr letztes Stück spielen. Die letzte Chance, unten in der Mensa noch einmal auf der Toilette zu verschwinden, bevor sie zugeschlossen wird. Ich muss noch über eine Stunde durch die Nacht zurückfahren.

Die Musik ist aus, die Menschen verstreuen sich. Ich laufe meinen alten Pfad entlang. Würdest du hier noch wohnen, wärst du schon im Bett. Ich will mein altes Zimmer aus dem Studentenwohnheim zurück. Sentimental blicke ich ein paar Minuten hoch zu den beleuchteten Fenstern der Korridore in den mittleren Etagen. Weiter zurück zum Parkplatz auf der anderen Straßenseite bei den anderen Gebäuden für den Fachbereich IT und Engineering.

Mein Auto, langsam schiebe ich mich aus der Parklücke, vorsichtig an den anderen Autos und Partygästen vorbei. Noch viel mehr besonders vorsichtig und langsam auf die Straße und diese entlang, runter zur Innenstadt. Viele, betrunkene (?) Partygäste in kleinen Gruppen die Fußwege entlang. Wenig später, durch die Stadt durch, erreiche ich die Autobahn um Wernigerode herum. Ab jetzt bin ich für mich allein. Im Autoradio läuft Chill-out-Musik, um etwas herunterzukommen. Durch die Nacht mit Lounge-Beats. Ein Fuchs mit hellen Lichtern am Straßenrand, noch ein Fuchs, und noch ein Fuchs – aber den hat es schon erwischt. Ich kenne die Strecke, bin die mit meinem alten Fiat schon so oft gefahren, die Jahre zurück. Die Müdigkeit bekämpfe ich mit der Aufgabe, möglichst exakt die Tempolimits einzuhalten. Kein Verkehr, ich schaffe die Strecke in einer Stunde und fünfzehn Minuten. Um kurz vor zwei Uhr bin ich wieder zu Hause. Fahre ich mal wieder zum Sommerfest nach Wernigerode? In ein paar Jahren vielleicht, dann wäre mein Abschluss zwanzig Jahre her, dann mit Anmeldung bei dem Alumini-Zelt. (Ende Teil 2/2)

[10.06.24 / 23:03] Ich fahre zum CSD nach Wernigerode? Dieser kleine CSD im Harz wurde im letzten Jahr bei seiner ersten Ausführung von ein paar ewig gestrigen Idioten massiv angegriffen und braucht dieses Jahr dringend Unterstützung. Während ich mein Outfit überlege – militante Schutzeskorte oder doch lieber die grüne Tunika / Kleid, welches ich schon die ganze Woche anhabe, recherchiere ich im Internet, wo ich das Wochenende parken kann. Ich nehme das Auto und will bei der Hochschule parken. Dabei bekomme ich mit, dass zeitgleich zum CSD auch das alljährliche Campus-Fest stattfindet – und sogar ein kleiner, zweiter CSD, der von der Hochschule aus startet und sich mit dem anderen CSD dann verbindet? Einen Parkplatz werde ich da vielleicht nicht so mehr finden, aber dafür ist das jetzt die Gelegenheit, meine alte Hochschule wieder zu besuchen!

Die Tunika als grünes Minikleid mit einer Leggings, meine Sneaker und mein schwarzer Woll-Cardigan in Strick, das Wetter sieht gut aus, sonnig und angenehm kühl. Mit dem Auto den Sonnabend Vormittag die vertraute Strecke in das Harzvorland hinein. Das Motorrad konnte ich nicht nehmen, das steht weiter ölend in der Garage.

Mittags angekommen, durch den „Tag der offenen Tür“ sind alle Parkplätze auf dem Hochschulgelände belegt. Ich versuche es erst bei meinem alten Parkplatz vor meinem alten Studentenwohnheim, keine Chance. Weiter zu dem anderen Gelände auf der anderen Straßenseite mit der Bibliothek und dem großen Vorlesungssaal. Hier habe ich Glück und es wird gerade ein Parkplatz frei. Rein in die Lücke und meinen alten Studentenausweis klemm ich an die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite, diese kleine Karte mit meinem Foto drauf ist vielleicht schon zwanzig Jahre abgelaufen, aber das kontrolliert hier heute keiner. Schnell mein Kram zusammensammeln, in die schwarze Stoffhandtasche, die ich damals hier in Wernigerode gekauft habe, und wieder rüber auf die andere Straßenseite, zu dem parkähnlichen Hochschulgelände. Würdest du hier studieren, wärst du schon im Urlaub.

Freudig laufe ich meine alten Wege ab, mein Studentenwohnheim, die Mensa, der Automat, wo ich mir immer Geld auf die Karte geladen habe, die grüne Wiese, der Teich, wieder zum Wohnheim, mal durch die Tür reingehen – die Tür zum Treppenhaus ist verschlossen. Unzählige Getränkekisten habe ich hier bis in die mittlere Etage geschleppt. Briefkasten ansehen, meine Ebay-Bestellungen von damals, das hübsche, schwarze Polokleid, das ich mir dann woanders abholen musste, nicht mal ich kann mich noch an die Briefkastennummer erinnern. Raus vor das Wohnheim, hinein in den Verbinder, zum Hörsaal. Super praktisch, wenn es regnete, musste ich nicht mal das Gebäude verlassen, vom Bett in meinem Zimmer bis runter in den Hörsaal, gegen späten Vormittag. Ich kann es mir nicht nehmen und schaue mir auch die Vitrinen mit den ganzen A4-Ausdrucken und Informationen im Aushang an. Hier musste ich gucken und bangen: Habe ich bestanden? Im ersten, zweiten oder dritten Versuch?

Wieder raus auf den Vorplatz, den mit der „Tasse“, die Studentenorganisationen haben ihre Stände hier aufgebaut, ich spreche mit ein paar und frage, wann es mit dem CSD losgeht. In wenigen Minuten, noch Zeit für einen kleinen Kaffee. Blick zum Wohnheim gegenüber, da oben habe ich mal gewohnt, dort ist die Magie passiert, der Kleiderschrank, der sich nach und nach mit den ganzen Anziehsachen für Frauen gefüllt hat. Die vielen Fotos, die die vielen Wochenenden dort oben entstanden sind. Mein Entschluss, 2005, komplett als Frau leben zu wollen und die erste Woche, die ich als Frau zu den Vorlesungen gegangen bin. Der Baum vor dem Fenster von meinem Zimmer ist mächtig groß geworden. Den anderen, großen Hörsaal besuche ich nicht. Das Gefühl verfolgt mich weiterhin: feminin gekleidet, mein langer schwarzer Mantel, die offenen Haare, das leichte Make-up – den Saal von unten vorne zu betreten, die vielen auf mich gerichteten Blicke und vor mir sind vielleicht hundert männliche Informatikstudenten, die Frauen vielleicht nur aus Star-Trek-Episoden kennen … ein Klischee, aber ich spreche auch von mir selbst.

Die Flaggenhissung, vor einem Gebäude / Anbau – das ist neu, das kenne ich noch nicht – „Wie lange steht das hier schon?“ – „Ein Jahr“, wird an einem von drei Masten die Regenbogenfahne aufgezogen. Emotionaler Moment. Hätte es das zu meiner Zeit schon gegeben … eine kurze Rede und dann die Verteilung. Die kleine Gruppe, die sich hier zusammengefunden hat, passt komplett auf dem, etwas weiter entfernt, um die Ecke geparkten Demo-Truck. Ich muss nicht bis runter in die Altstadt laufen, ich kann mitfahren. Noch zögerlich betrete ich die Ladefläche mit dem Stromgenerator, den Lautsprecherboxen und dem DJ-Pult, und suche mir die Stelle ganz vorne kurz vor dem Fahrerhaus, an der ich mich gut festhalten kann. Optimal, ich kann die ganze Zeit entspannt stehen und ich muss keine Sonnencreme auftragen, die Ladefläche hinten ist mit einer Plane schattig überdacht. Meinen Hut und meine Sonnenbrille trage ich trotzdem.

Der Demo-Truck setzt sich mit lauter Musik und den Studenten darauf in Bewegung, gefolgt und begleitet von mehreren Polizeifahrzeugen. Unten, am Eingang zu dem alten Innenstadtkern trifft er auf den eigentlichen CSD, der vom Marktplatz kommt. Weiter geht es, mit den etwa tausend Besuchern, durch die Straßen von Wernigerode … begleitet von noch viel mehr Polizeifahrzeugen. Polizeikräfte in Uniform, Polizeikräfte in zivil (mit Funkgerät) – dieser CSD steht unter massiven Polizeischutz! Waren die Drohungen und Anfeindungen im Vorfeld so schlimm? Wer sind die Menschen, die uns hassen und warum? Dabei ist die Atmosphäre so friedlich und entspannt. Freundliche Menschen winken aus ihren Vorgärten, aus ihren Fenstern, vor und hinter ihren Gardinen uns entgegen, wir winken zurück. Das ist unser Tag, wir haben nur diesen einen Tag, an dem wir friedlich auf die Straße gehen können, mutig uns so zu zeigen, wie wir sind. Für das Lebensgefühl, dass die Menschheit nicht einheitlich grau und stumpf ist – sondern vielfältig, bunt und jeder für sich einzigartig und als Mensch wertvoll.

Etwa eine Stunde später, der Demozug kehrt geschlossen zum Marktplatz zurück, diese Stadt ist nicht wirklich groß. Auf dem Marktplatz sind ein paar Stände aufgebaut, eine Handvoll anderer, queerer Vereinigungen, zwei politische Stände. Ich gehe erst mal einen Kuchen und einen Kaffee bestellen an dem einen Café am Wernigeröder Marktplatz, an dem kein Tourist oder Besucher vorbeikommt, mit Blick auf das kleine, bunte Rathaus. Auf der Bühne davor spielt eine Band, eine Drag Queen performt, ein, zwei andere Drag Queens, oder Künstler, oder Menschen, denen ich ihr Geschlecht nicht zuweise, nicht ohne vorher nach ihrem Pronomen gefragt zu haben, führen durch das Programm. Den nächsten Tag, den Sonntag ist die Europawahl und sie betonen, wie wirklich wichtig unsere Stimme ist! Was sie noch nicht wissen, wie die Wahl ausgehen wird und wie die östliche Hälfte Deutschlands mit großer Mehrheit eine zutiefst queerfeindliche und faschistische Partei wählen wird … der Schock sitzt tief.

Meinen Kuchen und meinen Kaffee habe ich schon längst ausgetrunken, bzw. gegessen, die Bühnenperformance verfolge ich bis 18 Uhr, dann ist die Demo offiziell beendet und es steht eigentlich nur noch ein kleiner Haufen auf dem Marktplatz herum. Abmarsch. Die Straße und den gefühlten Kilometer wieder zum Hochschulgelände zu dem Sommerfest und dem Abend von der Hochschule. (Ende Teil 1/2)

[04.06.24 / 22:48] Er ist überglücklich, hatte nach seinen Angaben schon seit zwei Jahren keine Frau mehr. Ich ergebe mich dem Gefühl, begehrt zu werden. Er fährt mit seiner Hand unter meinen Kapuzenpullover, öffnet mit der anderen Hand meine Jeans, ich sehe sein Stück und bin bereit, meine Lippen und meine Zunge ihr Bestes machen zu können, was die Männer wahnsinnig macht. Ich gebe ihm eine Hilfe, wie mein BH zu öffnen ist, ein „Frontverschluss“, er taucht seine Hand tiefer in meine Unterhose und greift und beißt in meine Brüste, und zieht mich mehr und mehr aus. Ich schließe die Augen, ich bin so erregt. Wenig später geht mein Kopf zu ihm runter auf den Fahrersitz und er stöhnt. „Oh, ja!“

Eine Alarmanlage ertönt, das Auto ein paar Meter daneben. Immer wieder stehen vielleicht ein paar schemenhafte Gestalten an den nächsten Bäumen und Gebüschen. Ich bin vollkommen nackt, meine Klamotten sind in dem Auto verteilt, ab und zu geht das Licht an im Fahrzeuginneren. Er fühlt sich beobachtet und will lieber ein stilleres Örtchen aufsuchen. „Kannst du überhaupt noch fahren?“ Mir behagt das nicht. Hier auf dem Gelände bin ich nicht allein, hier zelten noch andere. Die Bar ist bestimmt immer noch in Betrieb. Mein Auto steht nur ein paar Meter neben uns, ich kann es sehen. Wenn er jetzt losfährt, was mache ich dann? Er startet den Motor und rollt zu der Ausfahrt in Richtung der Straße. „Hey, das ist jetzt nicht in Ordnung? Ich will aussteigen.“ Die Türen hat er vielleicht schon vorher verriegelt. Er fährt auf die Straße zum Ortsausgang und weiter in den Wald hinein. Das Auto wird immer schneller, ich schnalle mich an. „Halt mal Ausschau nach einer Einfahrt in den Wald.“ Bei einer bist du schon längst vorbeigefahren. Ich sehe mich schon als skelettierte Leiche, nackt, in drei Jahren von einem Suchtrupp wiederfinden. „Da ist eine.“ Er biegt ein in einen richtig dunklen Waldweg, mindestens anderthalb Kilometer von dem Festivalgelände entfernt.

Irgendwo mittendrin lässt er den Wagen ausrollen und stellt den Motor ab. Kurz zuvor, noch auf dem Gelände, habe ich ihm erzählt, dass ich da unten herum nicht sehr tief bin, er hat es ertasten können. „Du bist doch nicht operiert, oder?“ Zum Glück fragt er nicht gleich direkt nach, ob ich trans bin. „Nein.“ Ich bin so geboren, ich hatte schon immer so eine kurze Vagina, ich bleibe bei meiner Legende, ihm jetzt, mitten im verlassensten und dunkelsten Wald hier in seinem Auto die Wahrheit zu sagen, das kann ich nicht riskieren. Das Geheimnis nehme ich mit ins Grab, ich lebe „stealth“. Mein Körper gleicht dem einer echten, biologischen Frau, meine Sprache, mein Verhalten, mein ganzes Wesen ist zutiefst weiblich, ich bin eine Frau, war es schon immer gewesen. Die 30000-Euro-Operation da unten lässt aber auch keine geringsten Zweifel aufkommen, sie ist zu perfekt. Wäre da nicht die fehlende Tiefe …

Wir klettern über die Sitze rüber auf die Rücksitzbank, dieser Kombi ist wirklich geräumig. Ich greife seinen Schwanz, massiere ihn, nehme ihn mit meinen Lippen und meiner Zunge. Dieser ist unter den „Top Drei“, die ich bis jetzt gesehen habe, groß und breit. Er geht auch mit seiner Zunge an meine Klitoris, ich weiß, dass ich da jetzt viel mehr Gefühle habe, ein Orgasmus ist möglich, er mag meinen betörenden Muschi-Geruch, ich muss wahrscheinlich schon seit gefühlt einer Stunde feucht sein. „Hast du Kondome dabei?“ Instinktiv geht eines meiner Beine über seine Schulter, als er mich von vorne nimmt und in mich hinein stößt. „Es wäre besser, wenn du ein Kondom benutzt“, mein Blick zu ihm herauf. Die beiden letzten Männer, ich weiß nicht, ob ich mir bei denen nicht etwas eingefangen habe, es sind noch nicht die dreißig Tage vergangen, in denen das eventuell von alleine hätte ausheilen können. Er holt ein Kondom aus seiner Jackentasche, die über dem Fahrersitz hängt.

Beim Aufsetzen des Kondoms helfe ich ihm noch, wieder steif zu werden. Er stößt mehrmals zu, geht tief, ich mag die Position, in der ich einfach nur liege und ihn sehen und ertasten kann … ich könnte mich in ihn verlieben. Er dreht mich, wir gehen in die Stellung, in der er mich von hinten nimmt. Er greift dabei auch in meine kleinen Brüste. „Ohh!“ Ich stöhne laut auf, dieser Penis hat die Größe. Er trifft genau den Punkt, der mich zu einem Orgasmus führen könnte. Fast … so nah dran war ich schon lange nicht mehr. Nur ich allein mit mir selbst schaffe es momentan, mich zum Höhepunkt zu bekommen.

Er stöhnt laut auf, wird mit den Bewegungen etwas langsamer. Zieht ihn langsam wieder aus mir heraus. Ich sehe das Kondom, das er abgezogen hat. Er drückt auf den Schalter zum Herunterfahren der Fensterscheibe und wirft es hinaus in den Wald. Das ist Naturkautschuk, das zergeht bestimmt. „Dem Jäger wird das aber nicht freuen.“

Es ist hell geworden, wir liegen beide noch auf der Rücksitzbank und er geht mit seinen Fingern in meine Vulva. Er schläft ein. Ich beobachte ihn noch eine Weile. „Klau ich ihm jetzt sein ganzes Geld und hau ab?“ Ich habe ihm meine Nummer gegeben und ich müsste das ganze Stück durch den Wald und die Straße im Morgengrauen zurück wandern. Ich lege behutsam seine Hand beiseite und klettere über die Mittelkonsole wieder zurück auf den Beifahrersitz, sammle alle meine Sachen zusammen und ziehe mich wieder an. Außer meinen BH, den lasse ich „traditionell“ beim Danach in meine Handtasche verschwinden. Vögel zwitschern, der Wald verändert sich in ein sattes Grün.

Er wacht auf. Alle meine Bemühungen, im Morgengrauen zu verschwinden, haben noch nie funktioniert. Für ihn war ich eben noch nackt. „Was ist passiert?“ – „Du bist eingeschlafen.“ Mache ich es mir selbst? So weit war ich dann doch nicht. Er klettert auch rüber auf den Fahrersitz, aber ich lasse ihn jetzt nicht mehr an mich heran, ich bin jetzt bekleidet. Wenigstens mit der Hand lasse ich ihn noch kommen, die Sauerei muss er später selber sauber machen. Für meine Hand habe ich ein Taschentuch. Wir beobachten noch minutenlang den Waldweg vor uns. Kein Tier, kein Wild.

Er zieht sich wieder an. Seine Idee, dafür das Auto zu verlassen, ist fatal. Ein wilder Schwarm Mücken stürzt sich auf ihn. Er rettet sich wieder ins Auto, ich versuche die eingedrungenen Mücken platt zu machen. Lass uns zurückfahren auf das Festivalgelände.

Er parkt neben meinem Auto, nicht unbemerkt von den ersten Gästen, die schon längst wieder aufgestanden sind und vor ihren Campern die Stille des Morgens genießen. Es ist wahrscheinlich kurz vor sieben Uhr den Sonntag. Wir verabschieden uns, er steigt in sein Auto, ich in meins. Ob ich ihn wiedersehe? Er hat meine Nummer. Zu frisch sind immer noch die Erfahrungen von dem letzten Biker, den ich vor ein paar Jahren hier auf diesem Festival kennengelernt habe und der mich dann brutal abserviert hat, nachdem ich ihm gestehen musste, dass ich vielleicht nicht doch so eine „echte“ Frau bin, wie er das von mir dachte. Für Sex bin ich wunderschön, für „mehr“ dann aber nicht mehr. (Ende Teil 2/2)

[04.06.24 / 22:47] „Du fährst hier nicht im Dunkeln die Straße entlang!“ Ich reagiere schon etwas hysterisch, als er mit mir in seinem Auto nach drei Uhr nachts den Sonntag Morgen die Straße durch den tiefsten und dunkelsten Wald fährt, auf der Suche nach einem noch tieferen und dunkleren Waldweg, fernab von aller Zivilisation, um ungestört mit mir für ein, zwei Stunden allein zu sein. Er, ist meine neuste Bekanntschaft, ein Motorradfahrer, den ich den Nachmittag zuvor auf einem Biker-Festival kennengelernt habe, noch immer betrunken und fest davon überzeugt, fahren zu können. Ich dagegen sitze bereits nackt auf dem Beifahrersitz, von den Minuten zuvor, und bin vollkommen nüchtern. „Glaub mir, ich kann fahren!“ Wenigstens war sie angeschnallt. Gehe ich in meinen Gedanken alle möglichen Szenarien durch, wenn sie mich dann später aus dem Auto schneiden, umwickelt an dem nächsten Baum auf dieser verlassenen Straße durch den Wald. Springe ich raus? Zu schnell, er fährt bereits Achtzig. In Motorradklamotten vielleicht, aber ich bin nackt. Ach du Scheiße, so fangen immer die ganzen Sonntag-Abend-Krimis an!

Den frühen Sonnabend Nachmittag zuvor in meiner Garage, ich wickele eins von diesen saugstarken Küchentüchern um die Vorderradgabel von meinem Motorrad mit der Feder drin und fixiere es mit einem Kabelbinder, in Purpur, passt super, um das austretende Öl zu binden. Freudig, trotz des bevorstehenden Werkstatttermins doch noch fahren zu können, ziehe ich mir meine Motorradkombi über und starte das Motorrad. Ich will zu der Brücke, von der ich weiß, dass die, wie jedes Jahr, ihre Ausfahrt darunter durch machen. Wenn ich schon nicht mitfahren kann, wegen dem defekten Simmering an dem Gabelholm und dem Öl – und weil mir das dann doch zu bedenklich ist in der Gruppe – will ich wenigstens zu dem Aussichtspunkt mit dem guten Blick auf die Bundesstraße darunter fahren und mir die vorbeibrausenden Motorräder ansehen … und dann später selbst zu dem Biker-Festival fahren, solo.

Auf der Brücke, ein schattiges Plätzchen, ein hohes Gebüsch. Die Stunde Wartezeit vertreibe ich mir mit den Gedanken, ob ich mein Motorrad außerhalb geschlossener Ortschaften wirklich so auf dem Seitenstreifen parken kann, viel Verkehr ist hier nicht. Eine „gefährliche“ Kurve zur Brücke über die Bundesstraße hin. „Auf die habe ich gewartet, das sind die mit den Warnwesten, die fahren immer voraus!“ Ein älteres Pärchen ist mit dazu gekommen und will auch Fotos oder Videos von der Ausfahrt machen. Ich erkläre ihnen, dass es jetzt gleich losgeht.

Hundert, zweihundert Motorräder, vielleicht dreihundert? Nicht die Menge, wie letztes Jahr, da waren es definitiv mehr. Ein nahendes Gewitter die letzten und die nächsten Tage hat einige davon abgehalten, die größere Anfahrt zu unternehmen. Ich winke ein paar Mal von oben zu. Nachdem alle durch sind, Aufsitzen. Ich fahre los, der Gruppe hinterher und hole sie erst zwanzig Kilometer weiter bei dem allerletzten Dorf kurz vor Ende der Ausfahrt zum Biker-Festival ein. Auffahren auf das Gelände und Parken meines Motorrades auf der großen Wiese.

Mein kleiner „Reparatur-Fix“ fällt auf, das weiße Papiertuch an der Gabel. Ich komme ins Gespräch mit dem Motorradfahrer neben mir mit seiner weißen Rennmaschine, auch eine Honda. Er scheint attraktiv und auch sympathisch zu sein – könnte es mehr werden diesen Abend? Er erzählt viel, vielleicht auch etwas zu viel, ich kann gar nicht immer alles sagen, was ich will. Wir verbringen die nächsten Stunden zusammen. Weiter zu „Kaffee und Kuchen“, dafür bin ich hier. Wenn ich sage, ich will mit ihm einen Kaffee trinken, dann meine ich wirklich: „Einen Kaffee trinken.“

Weiter den Abend, ein Gewitter zieht auf, es regnet überall, ringsherum, aber nicht auf dem Festivalgelände. Wir bringen trotzdem unsere Helme und Motorradklamotten in Sicherheit und warten den Gewitterschauer ab. „Willst du noch mit, schnell zur Tanke fahren?“ Die dunklen Wolken sind weg, er braucht noch Zigaretten, ich stimme zu und starte mein Motorrad. So viele stehen hier nicht mehr, einige haben ihre teuren Maschinen schon längst in Sicherheit gebracht.

An der Tankstelle in dem Nachbardorf tankt er auf und kauft sich die Packung. Ich nehme das Angebot an und will einmal probesitzen auf seiner Maschine. „Wie kannst du nur so fahren?“ Die Füße nach hinten, der riesige Tank vor mir, die Arme schwer abgestützt auf dem winzigen und niedrigen Rennlenker, halb liegend – und mit meinen Zehenspitzen in meinen Motorradstiefeln, die mit dem Absatz, erreiche ich gerade mal so den Boden. „Eigentlich will ich gar nicht mehr zurück zu dem Biker-Festival, ich wollte schon längst wieder nach Hause fahren.“ Ich fahre nicht gerne im Dunkeln, noch ist es hell. „Ja, die anderen haben ihre Maschinen auch schon längst nach Hause gefahren und kommen mit dem Auto wieder“, antwortet er mir, „Lass uns das doch auch machen.“ Klar, warum nicht, schnell das Motorrad in die Garage bringen, die Lederkombi in die bequemen Sachen wechseln, der Kapuzenpullover vom letzten Pfingsten zwei Wochen zuvor und das schwarze T-Shirt vom Merchandise-Stand mit dem weißen Skelett. „Du kommst doch wieder, oder?“ So ganz traut er meiner Zusage noch nicht. Wir tauschen die Nummern aus.

Den Weg hin und zurück, mit dem Motorrad in die eine Richtung und mit meinem roten Roadster wieder in die andere Richtung, sehe ich die ganzen Pfützen auf den Straßen und wo es geregnet hat. Ein Nebeldunst zieht auf, ich will noch vor Sonnenuntergang und Dämmerlicht mein Auto wieder auf dem Parkplatz vor dem Festivalgelände in diesem kleinen Dorf irgendwo im Nirgendwo parken. Es stehen kaum noch Motorräder hier rum, dafür um so mehr Autos.

Eine Band spielt, leider ihr letzter Song, die habe ich verpasst. Während die nächste Band ihre Coversongs auf der kleinen Bühne spielt, warte ich auf ihn. Ich habe kein Geld mehr dabei, die nächsten Getränke muss ich mir von ihm ausgeben lassen. Meine Münzen reichen entweder für ein Wasser oder den Becherpfand, wirklich wunderschön gestaltete Becher mit dem Logo des Biker-Festivals.

Gegen 23 Uhr, ein paar Mal tanzen auf der Wiese und Umherlaufen, treffe ich ihn. Er hat mich versucht, anzurufen, aber dafür ist es hier zu laut. Wir stehen rum, wir stehen an der Bar, wir stehen auf der durch Disco-Licht beleuchteten Wiese vor der Bühne. Er scheint allein hier zu sein, kommt aber immer wieder mit Leuten ins Gespräch. Den Nachmittag habe ich von ihm schon erfahren, er hat eine Ex-Frau und ist seit mindestens zwei Jahren Single.

Die Band spielt ihre letzten Zugaben, der DJ seine letzten Songs. Meine neue Bekanntschaft bestellt an der Bar immer wieder ein Wasser für mich – und für sich ein Bier. Unterbrochen von meinen Toilettengängen, stehen wir weit nach Mitternacht an einem großen Tisch, der letzte Haufen der Betrunkenen, die nicht gehen wollen. Ich höre mir ihre wundersamen Geschichten an und bin hier wahrscheinlich die Einzige, die noch nüchtern ist.

Drei Uhr, ich ziehe das Smartphone aus meiner Handtasche: „ich werde dann mal so langsam gehen.“ Er steht wieder an der Bar unter der großen Zeltplane und unterhält sich mit den anderen Biker. Ich drehe mich weg und laufe im Dunkeln zu meinem Auto. „Hey, warte mal!“ Er folgt mir.

Sein Auto steht nicht weit, kurz vor dem Eingang auf das Gelände. Ein weißer Kombi. „Willst du mit, mit reinkommen?“ Ich hatte es überlegt, mit ihm was anzufangen, es hätte eine aufregende Nacht werden können, aber er ist betrunken? Nicht die beste Situation. Ich stimme trotzdem zu und setze mich zu ihm mit ins Auto. (Ende Teil 1/2)

[26.05.24 / 02:17] Dienstag Mittag, Hotel-Check-out. Meinen kleinen Rollkoffer und meine Tragekiste voller Schuhe den Fahrstuhl runter zur Rezeption bringen. Das Auto vom Hotelinnenhof holen und dann vor dem Eingang alles einladen. Zurück in die Innenstadt, in das Parkhaus am Leipziger Hauptbahnhof. Ich soll noch etwas einkaufen, für die Familie in dem Hanf- und Cannabisladen. „Und, wie waren die Gummibärchen so?“ – „Ach, ganz leicht, kaum eine Wirkung.“ Weiter in die nächste Bäckerfiliale, die, die mich vor ein paar Tagen um kurz vor 14 Uhr nicht mehr bedienen wollten, und nach dem Frühstück noch in eine Pizzeria, etwas essen. Ich fange an, Schmerztabletten einzuwerfen. Die anschließende Fahrt auf der Autobahn zurück, kämpfe ich mit mir, mich konzentriert und wach zu halten. Endlos lange Schlangen an Lkws. Zuhause packe ich dann erst einmal alles aus und hänge mein ganzes Wohnzimmer voller schwarzer Klamotten. (Ende Teil 7/7)

[26.05.24 / 02:16] Der Montag und auch der letzte Tag des „Gothic Pogo Festivals“, mein Tagesrhythmus verschiebt sich immer weiter nach hinten. Als ich meine zwei Brötchen und mein Croissant in der Bäckerfiliale in der Leipziger Innenstadt einnehme (wieder die an dem Einkaufszentrum), muss es schon um kurz vor drei Uhr nachmittags sein. Die beiden älteren Leipziger Damen neben mir an dem Tisch in der Fußgängerzone sind lustig, sie sortieren die vorbei flanierenden Gothic-Festival-Besucher in Gruppen: „Es gibt die Mittelaltermenschen, die schwarzen Prinzessinnen und Engel – und die Uniformmenschen!“ Ja … den Tag zuvor auf dem Friedhof, der eine Besucher des anderen, großen Festivals in Leipzig, zusammen mit seiner Freundin – er in einer Luftwaffenuniform. Colonel Klink. Was sie dazu bewegt, weiß ich nicht, jedem wie ihm (oder ihr) es gefällt. Mit der Straßenbahn anschließend weiter in Richtung Südvorstadt, meine traditionelle „Bar-Bistro-und-Kaffee-und-Kuchen-Tour“.

Ich steige beim Südplatz aus, laufe zu dem Café an der Ecke ein paar Seitenstraßen entfernt, es ist so schön begrünt und bei den älteren Goths beliebt, ich glaube, an dem Sitzplatz saß ich schon einmal vor ein paar Jahren, mit ihm. Ein Stück Kuchen, ein Glas „Matcha Green Chai Latte“. Weiter in das nächste Bistro.

Die Dönerbude, die ich mir ausgesucht habe, ist sehr gut besucht. Sie hat einige Auszeichnungen bekommen und ich war hier noch nie, wollte aber schon immer mal hin. Es wird ein Hähnchendöner, ich habe das Bedürfnis, Fleisch zu essen … eine Infektion kommt in meinem Körper auf, mein Immunsystem braucht jede Unterstützung und tierische Enzyme (oder Proteine) für die Zellteilung, die weißen Blutkörperchen. Schon vor Jahren von meiner Hausärztin angeraten, das fällt auf, wenn ich mich zu sehr vegetarisch ernähre. Leider schaffe ich diesen Döner nicht ganz, mein Tisch im Außenbereich, das Fleisch und den Salat kann ich mit der Gabel noch rauskratzen, das Brötchen verringert sich nur um ein paar Bissen. An der nächsten Haltestelle mit der Straßenbahn wieder zurück.

Outfit des Tages: wieder die Cargo-Hose, in deren Beintaschen ich die ganzen Flyer sammle, das bauchfreie, kurze, schwarze Top, der Nietengürtel blitzt durch, und die Lederjacke. Den Tag wieder die Pikes-Stiefeletten, die Nacht die Hi-Top Plateau-Sneaker. Den schwarzen Kapuzenpullover packe ich mit in die Handtasche ein, für kühle Nächte. Ich nehme für die letzte Disco-Nacht mein Auto vom Hotelparkplatz. Jetzt sind nicht mehr so viele Hotelgäste da, dann finde ich bestimmt wieder einen freien Parkplatz, wenn ich den frühen Morgen wieder hier bin.

Ohne die Konzerte ist der Einlass auf dem Festivalgelände am Connewitzer Kreuz im Süden von Leipzig eine Stunde später, um 22 Uhr. Ich parke mein Auto in der Seitenstraße mit der Kirche, wo ich immer mein Auto parke. Ein ungewohntes Bild: die beiden Schlangen am Eingang, die für die besonderen „VIP-Gäste“ und die für den Tageskarten-Pöbel sind gleich lang? Entspannte Atmosphäre, jeder kommt rein.

Nur eine Tanzfläche, nicht viel zu tun. Ein Getränk holen, einen Barhocker sichern, die Gäste beobachten … die letzte Nacht nimmt die Dichte an Turnschuhen zu. Meine schwere Handtasche habe ich in der Garderobe gelassen, das Telefon ist in der Hosentasche am Bein. Cargo-Hosen sind aber auch so praktisch. Nur die Taschen nicht ausbeulen lassen, sonst sieht es komisch aus.

Ein paar Titel tanzen, ein weiteres Getränk holen. Ich ziehe mein Telefon aus der Beintasche und schreibe ihm etwas. Ich will wissen, wie das vor ein paar Nächten passieren konnte … haben die beiden sich in der Wohnung abgesprochen? Ja, nimm du sie mal, die geht ab! Er antwortet tatsächlich und will wieder in einer Stunde da sein. Das habe ich nicht erwartet. Ich mache einen Rückzieher. Mir geht es irgendwie gesundheitlich nicht gut. Und wenn er die Nacht mit mir noch in dem Hotel verbringen will? Ich muss den Tag noch auf der Autobahn fahren, will da lieber nicht übermüdet sein.

Es erstreckt sich wieder ein episches hin und her an Nachrichten auf meinem Telefon. Er blockt ab, für ihn ist das in der Wohnung nie passiert, er kann sich an nichts erinnern, gibt mir sogar irgendwie das Gefühl, ich würde halluzinieren? Ist das alles überhaupt wirklich passiert? Er schreibt noch weitere Nachrichten, will wissen, wann ich wieder im Hotel bin, aber da habe ich das Telefon schon längst wieder in meine Tasche geschoben. Ich rutsche von dem Barhocker, um ein paar Musiktitel zu tanzen, er stellt den Chatverlauf in dem Messenger auf „Vergessen“, alles, was vor 24 Stunden passiert ist, wird wieder gelöscht. Danach draußen etwas sitzen und in Gedanken versinken: Ich bin so wie die Mülltonne neben mir, immer da, gehöre einfach dazu, niemand nimmt Notiz von mir, und ab und zu wird Müll in mich hineingeworfen (von den Männern).

Drei Uhr nachts gehe ich auch wieder zu meinem Auto. Ein letzter Blick zurück am Ein- und Ausgang des Festivalgeländes mit dem Innenhof und den zwei kleinen Veranstaltungshallen, dem Streetfood-Mobil und die vielen interessanten Menschen, Punks, Grufties, Szenetypisches. Und wieder ein Jahr warten. Jünger werde ich nicht. (Ende Teil 6/7)

[26.05.24 / 02:15] Die drei, vier Tage nach dem Festival, die angebrochene Woche – ich schleppe mich nur so dahin, zwinge mich, auf Arbeit zu gehen, werfe eine Schmerztablette nach der anderen ein. Diese furchtbaren Halsschmerzen, tief und immer da. Wo habe ich die her? Welcher von den beiden war es? Die sind immer so schmutzig, die Männer. Bestimmt ist es Gonorrhö oder es sind Chlamydien, irgend eine bakterielle Infektion, die ich mir da eingefangen habe. Mein Immunsystem ist ruiniert.

Der Sonntag des Festivals, der große „Tanz-Marathon“ und ein paar wirklich interessante Bands – vor allem die eine. Dem Flyer nach, kommen sie aus Deutschland, aber die Videos im Internet … kühle Synthesizer-Musik und auf französisch gehauchte Texte, so stylish, die will ich nicht verpassen. Sie spielen als erstes.

Das Frühstück nach dem Aufstehen muss ich leider umplanen, sie machen in dem Bäcker bereits um 14 Uhr zu – so früh? Die nächste Filiale dieser Kette hat länger offen. Ich bin den Sonntag in der am anderen Ende der Fußgängerzone in der Innenstadt, es ist tiefster Nachmittag. Die vielen Gäste bestellen sich schon Kuchen, ich bin irritiert. Wenigstens ein Gothic-Pärchen am Nachbartisch hat Stil und tafelt sich ein großes Frühstück auf. Weiter den Nachmittag, mit der Straßenbahn zum Südfriedhof.

Dress des Tages: Trad Goth. Mein schwarzer Ledermini, das Fischnetz-Top, ein schwarzes Unterhemd darunter, ein ärmelloses darüber, meine Lederjacke, die Pikes und die schwarze Yoga-Hose. Und viel Silberschmuck, der kleine Anhänger mit der Spinne, passt super zum Netz, die Ringe, die Ohrklemme und mein großer Armreif aus Marrakesch. Die Straßenbahn ist voll, eine ältere Leipzigerin erklärt mir die Gegend und schwärmt schon von den schönen Blütenstauden, die mich am Friedhof erwarten werden. Zwanzig Jahre fahre ich hier schon nach Leipzig, und habe es nie geschafft, mir den großen Südfriedhof anzusehen, nur eine Haltestelle hinter dem Völkerschlachtdenkmal. Ich steige aus … dunkle Wolken und Sonnenschein.

Die Frau von vorhin hat nicht übertrieben, wie die Pflanzen heißen, habe ich vergessen, Bougainville oder Rhododendron – aber die intensive, lila Blütenfarbe überall ist beeindruckend. Ein großer Friedhof, ich orientiere mich an dem zentralen Teil in der Nähe der Kapelle und des großen Völkerschlachtdenkmals, von dem ich denke, dass es der historischste Teil sein könnte. Eine Führung wird angeboten, aber ich erkunde ihn erst einmal auf eigene Faust.

Viele alte Gräber, viele neue Gräber, einige frisch bepflanzt. Per Zufall entdecke ich die Kleinode, eine kleine Tafel in die Erde gesteckt, lässt erkennen, es ist ein historisch bedeutsames Grab. Futura? Konstruierte Antiqua? Die Grabinschrift, ich habe ein Faible für die modernen Schriften der Zwanziger Jahre, die aus dem letzten Jahrhundert. Die Sterbedaten der Persönlichkeiten untermauern meine Vermutung, es muss sich um ein Jugendstil-Grab handeln, Art déco überall. Spätestens jetzt lasse ich meine Fotokamera (das Smartphone) nicht mehr aus der Hand und fotografiere alles was rechts und links an mir vorbeikommt. Donnergrollen, ein Gewitter zieht auf, aber es kommt nicht rüber. So viele Statuen und so viel grüne Rankpflanzen.

Die Kapelle in der Mitte, mit dem Krematorium. Wahrscheinlich auch architektonisch interessant, aber ich traue mich nicht hinein, wenn von innen drinnen getragene Musik herausschallt. In meiner schwarzen Kluft bin ich von Trauergästen nicht zu unterscheiden. Vereinzelt viele Goths und Grufties sind hier unterwegs.

Weiter den anderen Teil des Friedhofs, wahrscheinlich die Villengegend. Große Mausoleen und imposante Prachtbauten. Wie geschaffen für Fotosessions. Es sind mehrere professionelle Fotografen unterwegs die ein paar morbid-schwarze Schönheiten ablichten. Ich habe mein Foto schon, vor ein paar Jahren, auf dem Wiener Zentralfriedhof. Fotogalerie: Leipziger Südfriedhof / Pfingsten 2024

Ich könnte noch viel mehr herumlaufen, ich habe bestimmt noch nicht alles gesehen. Doch ich muss irgendwie den Ausgang finden. Punkt 17 Uhr, mein „Five o'Clock Tea“ und ein Stück Kuchen, es ist Sonntag.

Den Weg raus, am Völkerschlachtdenkmal vorbei, finde ich eine Parkgaststätte, in der Auslage drinnen, sehe ich noch zwei Stück Schokoladenkuchen. Nervös nehme ich unweit der Glastür an einem Tisch im überdachten Außenbereich Platz und lasse die zwei Stück nicht unbeobachtet. Wann kommt denn endlich eine Bedienung? Es dauert gefühlt ewig, bis ich bedient werde. „Ich will das Stück Kuchen da und eine Tasse schwarzen Tee.“ Die zwei älteren Damen neben mir an dem Nachbartisch haben ihr Mittag- oder Abendessen reingedrückt und wollen Nachtisch. Meine Bedienung läuft zu der Kuchentheke und schaut nach, geht wieder weg, die andere Bedienung der beiden Damen kommt an und … weg sind sie, die zwei Stück Kuchen. „Verdammte Scheiße!“ Ich muss das wirklich laut gesagt haben, fange mich aber schnell wieder. Mein Tee wird mir gebracht und ich beruhige mich. „Wir haben noch einmal nachgeschaut, es war wirklich noch ein Stück da.“ Der Schokoladenkuchen, der mir wenig später gebracht wird, sieht auch viel hübscher aus auf dem Teller, mit einer Kugel Eis und Erdbeeren und ganz viel Sahne. Nicht so zwei schäbige, winzige Teller der beiden Damen, wo der Kuchen bestimmt schon den ganzen Tag darauf herumgammelt. Mein Stück, das konnte ich schmecken, kam frisch aus dem Kühlschrank.

Weiter zurück in das Hotel, Abendessen in der Asia-Nudelbox am Hauptbahnhof. Mir ist aufgefallen, ich bin den ganzen ersten Tag mit der Straßenbahn schwarz gefahren, ich hatte ja vergessen das 24-Stunden-Ticket zu entwerten. Dann schiebe ich das jetzt mal mit einem „Bing“ durch den Automaten.

Das Hotel, jedes Mal wenn ich zurückkomme, sehe ich, ob der Zimmerservice durch war. Eigentlich habe ich die Option gebucht, dass die nur alle drei Tage durchgehen, aber das Kopfkissen ist immer schön aufgeschüttelt. Meine Sachen auf die zweite Hälfte, am Fenster, des Doppelbettes … „seine“ Hälfte. Ins Bad, unter der Dusche verschwinden, das Duschbad mit dem schweren, orientalischen Duft, das Parfüm mit dazu und Patchouli. Ich glaube, dass die in der Straßenbahn sich schon woanders hinsetzen. Das Trad-Goth-Outfit, nur jetzt von Pikes mit den kubanischen Absätzen auf die absatzlosen Docs. Ich bin in der Zeit, zu Fuß wieder raus zur Straßenbahnhaltestelle in gefühlt 800 Meter Entfernung.

Das Gothic-Festival erreiche ich noch im Hellen (fast), die Menschen neben mir würdige ich keines Blickes, ich stiefele zu dem Absperrgatter mit meinem „VIP“ Logeneingang. Bändchen am Ärmel vorzeigen, die Lederjacke etwas umkrempeln, den Reißverschluss der großen Handtasche aufmachen, der netten Dame von der Security mit der Taschenlampe einen Blick hineinwerfen lassen. Alles OK.

Weiter in die kleine Halle mit der aufgebauten Konzertbühne, nichts riskieren, nicht rausgehen, eine Flasche Club Mate an der Bar holen, die Bühne im Auge behalten. Wenig später geht es los und da sind sie! Die beiden Künstler, ein Mann und eine Frau. Er schlaksig, hochgewachsen, sie zierlich, betont unterkühlt, ihre französischen Texte in das Mikrofon säuseln … unterlagert mit der kühlsten und elegantesten Synthesizer-Musik, die es aktuell gerade gibt. Sie sind so ein Gesamtkunstwerk! Die kleine Veranstaltungshalle ist voll, es spricht sich herum, dass sie gut sind.

Weiter die nächsten Bands, ein älterer Herr, der bestimmt früher schon einmal auf der Bühne stand, Jahrzehnte her, und eine kanadisch-deutsche (?) Band aus den Achtzigern an ihren Synthesizern, die mir irgendwie entgangen sein muss. Ihre Cover-Version eines deutschen (Anti-)NDW-Hits finde ich gut, ich kann fast textsicher mitsingen.

Zwischen den Bands und danach, rüber in die andere, größere Halle des Werk 2, eine Deathrock-Party. Ich bin stilecht angezogen und erkenne schon von weitem, welcher meiner alten Lieblingstitel da gerade aufgelegt wird. Draußen im Innenhof ein kurzer Snack an dem Latin-Streetfood-Stand, etwas am Rand hinsetzen, die Leute beobachten. So viele Stiefel, so viele Schuhe. Bewegt sich der Boden? Bei jedem Schritt wölbt sich ein Pflasterstein nach unten. Ich habe die zweite Hälfte des HHC-Gummibärchens eingeworfen (den Abend vorher mit der kleinen Nagelschere filigran zerteilt). Bin ich gefühlt unempfindlich gegen Cannabinoide, habe ich doch nach einiger Zeit den Moment, das ich etwas sehr faszinierend finde. Die Menschen um mich herum, der Joint mit der Gruppe Jazzmusiker, damals in Italien. Das Hasch-Brownie in Amsterdam und die schönen Wolkenformationen vom Zugfenster aus. Und jetzt hier die wunderschönen Menschen und ihre interessanten Schuhe. Ich bin ganz bestimmt nicht „stoned“.

Drei Uhr die Nacht, ich wollte doch wieder den Sonnenaufgang über den Innenhof sehen … ich bin zu müde. Du kannst den Sonnenaufgang auch vom Hotelfenster aus begrüßen … und gleich ins Bett fallen. Kurz nach vier Uhr den Morgen und noch ein paar weitere Titel auf beiden Tanzflächen (die andere mit Disco-Musik), ich nehme die Straßenbahn zurück zum Hauptbahnhof und von dort aus gleich die erste reguläre Straßenbahn in Richtung Norden zu meinem Hotel, nur die Linie 11 fährt das ganze Wochenende zwischen dem Süden von Leipzig und dem Hauptbahnhof im 15-Minuten-Takt.

Angekommen in meinem Hotelzimmer, kann ich die Sonne sehen, wie sie fröhlich strahlend aufsteigt, vor meinem Fenster. Die schweren Gardinen zu und nach dem Make-up-Entfernen im Bad, unter der Bettdecke verschwinden. Wo ist er, wieso ist die andere Betthälfte neben mir leer? Ich möchte ihm wieder eine Nachricht schreiben. (Ende Teil 5/7)

[26.05.24 / 02:14] Sonnabend, Outfit des Tages: das schwarze Spitzenkleid, kombiniert mit dem bezaubernden, schwarzen Strick-Cardigan, der schwarzen Yoga-Hose und den Military-Schnürstiefeletten. Alle meine anderen Kleider fangen an, an dem Kleiderschrank im Hotelzimmer auf Bügeln herumzuhängen. Mit der Straßenbahn zum Frühstück in die Innenstadt von Leipzig – heute ist der Einkaufstag!

Mein Weg vom Hauptbahnhof in die Fußgängerzone führt mich vorbei an einem Laden für Cannabis- und Hanfprodukte, der ist neu, den kenne ich noch nicht. „Darf das so schon verkauft werden?“ – „Ja, das ist halbsynthetisch, das ist eine Grauzone.“ Mein Blick fällt auf die Kräutermischungen an der Theke, aber interessiert bin ich hauptsächlich an den süßen, bunten Gummidinger mit „Spezial-Zutat“. Kennengelernt habe ich die CBD-Fruchtgummis als Beilage aus einem Paket aus Amsterdam, dieser Laden verkauft ein paar Tüten mit dem halbsynthetischen HHC-Wirkstoff. Die Verpackungen sehen auch sehr vielversprechend aus, wie das Cover einer Prog-Rockband aus den späten Sechzigern. Die nehme ich mit! Einfach so.

Das Frühstück gibt es wieder bei der Bäcker-Kette in der Innenstadt, in der Filiale neben dem Einkaufszentrum an einem Stehtisch mit Blick nach draußen. Weiter, nach Brötchen und Kaffee, zu dem großen Kaufhaus am Marktplatz ein paar Meter weiter. Auf meiner Wunschliste steht ein neuer Bikini – oder besser, ein Badeanzug – für die nächste Urlaubsreise. Ich probiere in dem unteren Kellergeschoss ein paar Modelle an. Die nette Verkäuferin zeigt mir auch einen BH in der Preislage um die 110 Euro – aber das würde dann doch mein Budget sprengen. Ein Bikini gefallt mir, das schwarze Tapetenmuster. Die Marke, von der ich meine sauteuren BHs habe – die ich beide dieses Wochenende mitgenommen habe und welchen ich einen davon in genau diesen Moment trage – stellt auch Bikinis und Bademoden her, französischer chic, einen Zweiteiler davon nehme ich auch mit in die Umkleide.

Beim Anprobieren lasse ich mir viel Zeit. Der Bikini, das Höschen sitzt zu tief, das Oberteil selbst ist viel zu knapp – ohne Einlagen kann ich den mit meinen kleinen Brüsten nicht tragen. Der schwarze Zweiteiler dagegen, das Höschen ist etwas höher geschnitten, figurumschmeichelnd, das Oberteil mit dem One-Shoulder ist einfach übergeworfen und sieht im Spiegel nach „Bond-Girl“ aus! Jetzt noch einen wasserfesten Gürtel mit Tauchermesser und ich könnte stilecht irgendwo vor Thailand in einer Lagune aus dem Wasser steigen. Den kaufe ich. Und wieder 150 Euro weg.

Weiter, ein Eis essen und irgendwo ein Mittagessen suchen. Spätnachmittags, da gab es noch dieses eine italienische Restaurant in einem versteckten Innenhof, das früher mal ein Inder war. Ein Teller Gnocchi und mit der Straßenbahn wieder zurück ins Hotel.

Dusche, Parfüm, Kajal und Mascara. Dasselbe Kleid, der Cardigan reicht, ich wechsele zu den Doc Martens. Werde ich es mal rechtzeitig zum Einlass am Gothic-Festival schaffen für die erste Band? Allein der Weg dann nach Sonnenuntergang zu der Haltestelle am Baumarkt und dann ewig auf die Straßenbahn warten. Auch dieses Mal schlängel ich mich dann an der langen Schlange vorbei und zeige mein Bändchen an der Einlasskontrolle für „VIP“ und Gästeliste.

Die erste Band aus Süditalien spielt bereits. So wie ich das nachvollziehen konnte, kommen sie wirklich von ganz aus dem Süden von Italien, der Stiefelabsatz ganz unten, noch südlicher als Bari (Lecce, wenn ich es richtig gelesen habe). Da ist nicht viel los, so weit da unten. Auch diese Band wollte ich unbedingt sehen, ihre vorab Videos waren sehr vielversprechend.

Die anderen Bands, WTF? Ich habe etwas von meinen „Gummibärchen“ eingeworfen, aber ob die Wirkung da schon eingesetzt hat? Zuerst eine japanische Band und dann eine etwas mehr „psychedelische Band“. Der Headliner, die vierte Band des Abends, hat letztes Jahr schon gespielt, schon da fand ich die jetzt nicht so mein Ding, die Musik ist OK, aber die Performance … naja. Weiter in die Verkaufshalle, jetzt der Stand von dem Plattenlabel und die vielen CDs und Schallplatten, auch wenn ich meinen Beutel für Vinyl mit dabei habe, ich beschränke mich auf drei CDs. Ein schwarzes „Gothic Pogo“ T-Shirt in Lady-Size komplettiert meinen Tageseinkauf und landet in meiner großen Lederhandtasche. Ich weiß nicht, ob die Gummidinger mit dem halbsynthetischen Cannabinoid wirklich einen Effekt erzielt haben, aber allein der Gedanke: das Wochenende mit „Sex, Drogen und Musik“ verbracht zu haben, reicht schon aus. Ich bleibe bis kurz nach drei Uhr, auf der anderen Tanzfläche gab es noch ein „Überraschungskonzert“. Wir waren kurz vor der Toilette, als die Drogen aufhörten zu wirken.

Weiter mit der Straßenbahn und dem Nachtbus zurück zum Hotel, leider steige ich eine Station zu früh aus und laufe die letzten Kilometer. Bis ich mein Hotelzimmer erreiche, ist es schon taghell. Hättest du ein Taxi genommen, für das du extra Geld zurückgelegt hast, dann wärst du jetzt schon längst im Bett! (Ende Teil 4/7)

[26.05.24 / 02:13] Frühstück, gegen Mittag, der Bäcker und das Café an der Ecke der Kreuzung mit der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe der Gegend, wo ich einmal gewohnt habe. Ein Croissant, Marmelade, einen großen Kaffee und einen weiteren, kleinen Kaffee danach, abgefüllt in meinen Thermobecher. Zwei Stück Kuchen, Rhabarber und Eierschecke mit in meinen Picknickkorb. Mein Outfit des Tages für das viktorianische Picknick im Park ist stilecht: Dark Cottagecore. Das ländliche, schwarze Kleid, das ich immer zu dem Picknick trage (also mindestens einmal), die viktorianischen Stiefeletten mit dem Trichterabsatz und der markanten Schnürung, sowie das „Must-have“, das „It-piece“ schlechthin: die schwarze Dirndlschürze! Niemand sonst werde ich auf dem Picknick sehen, mit genau diesem „passenden“ Accessoire. Ihr seid nicht echt.

Mit der Straßenbahn den frühen Freitag Nachmittag zum Clara-Zetkin-Park in Leipzig. Jede Haltestelle steigen immer mehr dazu, riesige, weite, ausladende, schwarze Röcke. Meinen Picknickkorb muss ich in der beengten Situation schon auf Schulterhöhe halten. Dann die Haltestelle mit Ausstieg ins Grüne – die ganzen Massen kommen ins Stocken, es sind so viele Menschen, es kommt schon zu einem Stau? Der ganze Park ist voll, zehntausend, ich habe noch nie so viele Menschen bei dem Picknick gesehen.

Relativ früh angekommen, kann ich mir meinen Lieblingsplatz etwas abseits am Teich sichern, bevor ich dann um exakt 15 Uhr, mit Blick auf die Uhr, meinen Kaffee und meinen Kuchen aus dem mitgebrachten Picknickkorb packe. Während ich das Stück mit der Kuchengabel von dem Pappboden esse, schweift mein Blick auf die andere Uferseite, bevor es gleich anfängt zu nieseln, sollte ich mal wieder anschließend rübergehen, zu der Stelle, an der man/frau so schöne Fotos von der Szenerie machen kann. Letztes Jahr ist mir der Freitag entgangen, ich war nur den Sonnabend hier alleine. Dieses Jahr kann ich endlich ein oder zwei schöne Fotos machen und die an meine Online-Kontakte versenden, die in aller Welt, die fragen schon jedes Jahr danach.

Wenig später, ich packe meine Sachen wieder zusammen, schnappe mir mein Picknickkörbchen und drehe meine Runde. Wahnsinnig viele Menschen sind hier. Und so schöne Kleider, mit viel Liebe zusammengestellt, historisch, fantasievoll und hier und da ein Fetisch. Fetisch … Ich glaube jemanden von früher wiederzuerkennen, nicht die Dame oder das Wesen in voller Ledermontur, das er mit sich führt, nein, er selbst. War er das wirklich? Eine Nacht in einem Hotelzimmer im Rotlichtviertel in Hannover? Als ich noch „Escort“ war? Ich drehe mich wieder um und laufe weiter, vielleicht war er es auch nicht …

Zurück zum Hotel, kurz Ausziehen, kurz Entspannen, einfach nur auf dem Bett liegen, vielleicht schaffe ich es doch noch, kurz zu schlafen. Eine Dusche nehmen, dieselben Sachen wieder anziehen, das „viktorianische Kleid“. Ich habe meine Outfit-Sammlung für dieses Festival-Wochenende reduziert, jeder „Tagesdress“ ist auch der „Nachtdress“, ich wechsele nur von den Schuhen mit den Absätzen zu Schuhe ohne hohe Absätze, für meine Füße. Ich wähle die Doc Martens als Schlechtwettervariante zu den Turnschuhen mit der weißen Plateausohle und Textil. Dusche, Parfüm, Kajal, Mascara, den Lidstrich weit übergezogen, die schwarze Punker-Lederjacke. Wieder zu Fuß zur Straßenbahnhaltestelle irgendwo im Norden von Leipzig an einem großen Baumarkt.

Als ich das Festivalgelände am Connewitzer Kreuz im Süden von Leipzig erreiche, sehe ich schon die große Schlange vor dem Eingang. Ich gehe schräg daran vorbei. „Fast lane!“ Der Einlass daneben, für „VIP-Armbändchen“ und Gästeliste. Ich fühle mich schon irgendwie besonders, ich besuche das Festival auch schon seit … immer. Jedes Jahr, jetzt schon die 17. Ausgabe und davor die „Vorgänger-Party“, die Urzelle (ich bin seit der „Tangofabrik“ dabei).

Ich muss auf dem Bett in dem Hotelzimmer doch etwas eingeschlafen sein, auch hier wieder verpasse ich den Anfang der ersten von den drei Bands des Abends. Gothic und Batcave. Erst mal ein Getränk an der Bar holen. Die andere, größere Halle ist offen, mit den kleinen Marktständen. DIY – hier und da wirklich schöne Sachen, aber mein Budget ist nur für CDs und Schallplatten eingeplant – und der Verkaufsstand kommt wahrscheinlich erst den nächsten Abend mit dazu.

Die zweite Band, aus Polen, zurück in der anderen Halle, die wollte ich unbedingt mal live sehen, kannte sie noch von Zeiten, als sie ihre Demos noch im Internet veröffentlicht haben – so vor 15 Jahren. Wieder raus nach draußen, wieder Umherlaufen, warten auf die dritte Band: Lene Lovich. Und ich dachte, sie spielt zuerst, weil sie auf dem Flyer ganz oben steht? Ich dachte wirklich, ich hätte sie schon längst verpasst, als ich wieder in die Konzerthalle zur vermeintlichen Aftershow-Disco wollte und vor einem Einlassstopp stand. „Das ist mir zu blöd, ich gehe wieder zurück in die größere Halle.“ Die mit den Verkaufsständen. „Zu der anderen Tanzfläche und tanze da.“ Schöne Titel, schöne Musik, Synth-Wave. Wer wohl die andere Band war, die da noch hätte spielen sollen? Und das ganze wieder zurück … jetzt kein Einlassstopp mehr. Wer ist diese alte Omi da oben auf der Bühne? Verdammt, das ist Lene Lovich! Mein Blick verzieht sich, ich erinnere mich an das Konzert von vor über zehn Jahren 2012 von ihr in Berlin, sie war doch damals schon alt. Menschen so altern zu sehen, macht mir bewusst, dass ich auch nicht ewig meinen Körper so jung halten kann. Den Geist ja, aber das ist etwas vollkommen Anderes … noch weiter die zwei Tanzflächen tanzen und den frühen Morgen mit einem Taxi zurück ins Hotel, ich brauche wirklich etwas Schlaf. (Ende Teil 3/7)

[26.05.24 / 02:12] Donnerstag, wie schon den Nachmittag zuvor, verlasse ich meine Arbeitsstelle früh, Punkt 15 Uhr bin ich weg. Mein ganzer Kram hat gerade so noch in mein Auto gepasst, die Kiste mit den Schuhen auf dem Beifahrersitz, der Koffer hinten, zusammen mit dem kleinen Picknickkörbchen. Was nicht mehr reingepasst hat, habe ich an: die schwarzgraue Cargo-Jeans, kombiniert mit den Hi-Top Plateau-Sneaker und die ultraweite, schwarze Tunika – die mit den ganz weiten Ärmeln. Alles sorgfältig zusammengestellt, Tage zuvor meinen Kleiderschrank katalogisiert. Ich wollte diese Tunika mal unbedingt wieder anziehen. Enge Cargo-Hosen müssen mit weiten, schwarzen Tops kombiniert werden.

Das Hotel am Stadtrand von Leipzig erreiche ich gegen 16 oder 17 Uhr, zu viel Verkehr auf der Autobahn, zu viele Lkws. Es regnet, ich trage meinen Kram trotzdem schon die Eingangstreppe und den Fahrstuhl hoch zu meinem Zimmer. Das „Penthouse“ an der Ecke ganz hinten? Nicht ganz, das Zimmer, in dem wir schon einmal waren, ist die Etage über uns.

Er schreibt mir Nachrichten, ich richte mich in dem Zimmer ein, packe alles aus. Er will in ein oder zwei Stunden da sein, ich nehme eine Dusche, rasiere meine Beine nach. Er lässt sich Zeit, schreibt, ich soll mir etwas Schickes anziehen, ich liege in meiner schwarzen Unterwäsche auf meinem Bett. Er macht mich wahnsinnig! Kommt er? Kommt er nicht? Ich will den Abend noch ausgehen, die erste Nacht des kleinen Gothic-Festivals. So gegen 19 Uhr klopft es an meiner Hotelzimmertür, ich öffne.

„Du bist es!“ Hemmungslose Küsse, enge Umarmungen, er hebt mein Bein, schubst mich auf das große Doppelbett. Wie lange kennen wir uns schon, fast zehn Jahre? Neun mindestens. Früher war er noch rank und schlank, jetzt nicht mehr. Ein grauer Haaransatz. Alles, was ich an „Bären“ liebe, ist er jetzt. Ein Bart, aber keine Brusthaare.

Wir machen das, was wir immer machen, die ganzen vergangenen Tage und Nächte die Jahre in den Hotelzimmern, dieses Hotel. Ein Blowjob, ich gehe tief, halte, lasse ihn in mich versinken. Er hat Kondome dabei, ich habe Kondome dabei. Mehrere Stellungen, Anal, meine beiden Beine auf seiner Schulter, dann nur ein Bein auf seiner Schulter … für mich die angenehmste Position. Ich kann ihn sehen und küssen. Von hinten, er geht tief, von vorne, ich sitze neben ihm, er liegt und schaut mir zu. „Darf ich etwas probieren?“ Ich steige über ihn, die Reiterstellung, nehme in vaginal. Ihm scheint es zu gefallen, er beißt und kneift in meine Brüste.

„Zieh dich an, nimm eine Dusche! Wir gehen essen.“ Er schlägt mir immer wieder auf den Po, ich kann die Dusche und das Badezimmer gar nicht wirklich erreichen – so viele Schmerzen! „Hör auf!“ Tage später werde ich mich über die vielen Wundmale noch freuen. Ich nehme die Dusche, trockne meine Haare, mache das Zimmer sauber und sammle die ganzen zerrissenen Kondomverpackungen auf.

Wir nehmen mein Auto, durch den Abend durch Leipzig, ein Plattenbauviertel irgendwo im Westen, nicht von den anderen Autofahrern stressen lassen, wenn ich keine Fünfzig fahre – weil ich auf sein Navi hören muss – dann ist das so. Der hupende Fahrer hinter mir ist bestimmt kein Sachse, die wären genauso tiefenentspannt. Wir fahren zu einem Freund von ihm, er bereitet ein Essen für uns vor. Die beiden kennen sich, aber ich kenne ihn noch nicht. Ich parke mein Auto vor dem Hauseingang in dem ostdeutschen Neubauviertel. Ich habe extra gefragt, es soll ein „traditioneller“ Freund sein.

Ich schaue mich in der Wohnung um, eine kleine Wohnung. Er begrüßt uns, er kommt, genau wie mein Freund, aus Syrien. Er ist Maler. Ich ziehe meine Schuhe aus und hänge meine Lederjacke an einen Haken und folge den beiden in das Wohnzimmer. Ein Fernseher läuft, wir setzen uns auf die Couch, mir fallen gleich die ganzen Bilder auf. Ölfarbe, feine Pinselstriche.

Es gibt Moussaka – dieses Gericht wird in der ganzen, östlichen Mittelmeerregion gegessen, sein Geheimrezept verrät er mir nicht. Ich trinke Wasser, die beiden ein alkoholfreies Bier? Sie unterhalten sich auf arabisch nach dem Essen, rauchen eine Zigarette nach der anderen. „Geh mit ihm mit!“ Mein Freund macht eine Handbewegung, ich folge dem Maler in Erwartung, ich könnte noch mehr Bilder von ihm sehen.

Wir befinden uns nur wenige Augenblicke später in seinem Schlafzimmer. Was passiert hier? Er scheint Gefallen an mir zu finden, seine Statur ist nicht unbedingt größer als meine, er wiegt auch nicht so viel, wie mein Freund. Lasse ich mich darauf ein? Ich brauche etwas, um mich darauf einzustimmen … wenig später liege ich wieder ausgezogen auf einem Bett.

Manches ist gleich, manches ist anders, sein Penis ist etwas größer, er geht genauso tief. „Hat er dir von mir erzählt?“ Ich konnte die beiden nicht verstehen, als sie sich auf arabisch unterhalten haben. „Ich bin da unten etwas anders gebaut – da ist keine Vagina. Nur Anal.“ Auch er mag meine kleinen Brüste, geht mit seinen Fingern so tief in mir, wie es nur möglich ist (vaginal). Kein Deepthroat – dazu brauche ich mehr Vertrauen. Mein Handgriff beim Sex, immer das Kondom ertastend. Gefühlt eine Stunde, mein Freund liegt währenddessen im Nachbarzimmer auf der Couch und ruht sich aus. Hoffentlich finde ich hinterher wieder alle meine Sachen zusammen. Keine Dusche, nur etwas frisch machen im Bad und meine Haare kämmen. Als wir dann die Wohnung wieder verlassen, ist es bereits dunkel draußen. Werde ich ihn wiedersehen? Er macht irgendwann den Sommer eine Ausstellung. „But mom, he was an artist!“ (Das kann ich jetzt endlich auch sagen.)

Jetzt endlich den Donnerstag Abend nach Connewitz zu dem kleinen „Gothic Pogo Festival“, Punkt 23 Uhr, an der Abendkasse das Papierticket gegen ein Fünf-Tages-Bändchen tauschen. Ich komme so rein, mein Freund – mein „Langzeitliebhaber“ bezahlt nur für diesen Abend. Mein Auto steht irgendwo in einer Seitengasse, von ihm dirigiert, von mir mühsam eingeparkt. Rein in die kleine Veranstaltungshalle, die erste Band spielt bereits, ich bin allein.

Wird er es dieses Mal schaffen? Könnte es mal wieder ein Festival sein, bei dem ich nicht alleine bin? Er wollte eine Toilette suchen, draußen, und später nachkommen. Ich schaue mir die erste Band an, die zweite auch … Synth und Post-Punk für diese Nacht. Es kommen mehr und mehr Gäste … nach den Auftritten laufe ich suchend durch die Menge. Drinnen habe ich gedacht, ich könnte ihn hinter mir riechen, seine Zigarettenmarke. Draußen suche ich minutenlang alles ab – er sitzt auf einer Bank! „Endlich! Ich suche dich schon die ganze Zeit!“ Mein ganzes Wesen, alleine bin ich in meiner autistischen Blase, niemand spricht mit mir, niemand nimmt Notiz von mir – oder ich will es nicht sehen. Mit ihm zusammen bin ich normal. So wie die anderen Gäste, die draußen herumstehen, sich unterhalten, lachen, eine gemeinsame Zeit verbringen. Mein Freund ist ein Menschenmagnet, er kommt mit allen ins Gespräch. „Darf ich ihnen von dir erzählen? Sie ist trans!“

Die Nacht ist die Disco drinnen nicht so wichtig, draußen lernen wir immer weitere Menschen kennen – auch wenn ich meistens nur still daneben stehe – es ist zu faszinierend, ihm zuzuhören … erzählt er seine Geschichten in Variationen? Was ich dachte, er hätte nach ein oder zwei Semestern abgebrochen, ist jetzt ein vollwertiges Soziologiestudium? Mir egal, sein aktueller Job ist: „Hausmeister für Studentenappartements“.

Auf dem Innenhof auf dem Festivalgelände wird es irgendwann leicht bläulich an dem Himmel, ich bin schon seit sechs Uhr wach, so lange wollte ich gar nicht durchmachen. Fahren wir wieder zurück ins Hotel? Du wolltest noch mindestens einmal mit mir Sex haben. Ich zähle seine Bierflaschen, mindestens acht an der Zahl. Die anderen Gäste, mit denen wir ins Gespräch gekommen sind, verabschieden sich auch schon. Zurück zu meinem Auto, zurück ins Hotel, zurück auf das Zimmer.

Ich glaube, die Sonne schon zu erkennen, als ich die Fenster öffne, die schweren Gardinen beiseite schiebe, um etwas kühl durchzulüften, um sie dann wieder zu schließen. Meine Routine im Bad, schwarzen Kajal entfernen … schläft er schon? Zähne putzen, Haare durchkämmen … ich bin doch ganz schön müde und könnte jetzt einfach einschlafen. Zurück auf dem Bett, er wirft meine Unterwäsche beiseite und nimmt mich. Er stößt tief zu, das Bett rumpelt, ich stöhne. Haben wir Zimmernachbarn? Er ist unersättlich und fordernd … Zu viel, zu tief, zu müde! Ich mag die schweren Vorhänge, sie schirmen das aufkommende Sonnenlicht ab. Eine Packung Oropax, für das ganze Wochenende, wirksam gegen die Güterzüge weit draußen vor den Fenstern dieses Hotels im Norden – aber nicht wirksam genug gegen ihn!

Er schnarcht, furchtbar. Nach dem Sex liegt er auf seiner Hälfte des Doppelbettes, ich auf meiner Hälfte, das Kopfkissen begräbt meinen Kopf. Vielleicht kann ich für einige Momente einnicken, vielleicht auch nicht. In den nächsten drei Stunden muss es Momente gegeben haben. Sein Wecker klingelt den Freitag Vormittag, ihn stört das nicht, er schläft weiter. Ich höre den Mädchen in dem Nachbarzimmer zu, Girl Pals. Er wacht auf und hat noch einmal Sex mit mir. Ich bin so kaputt, mein Kopf und meine Hände dicht an der Wand, lautes Gestöhne. Was wohl die Nachbarn denken?

Irgendwann nimmt er auch eine Dusche und ich kann ihn wieder nackt auf meinem Bett liegend beobachten … Du forderst mich so sehr. Werden wir uns den Tag noch wiedersehen? Verbringen wir das ganze Wochenende zusammen? Den Freitag ist das „Viktorianische Picknick“ im Park, da will ich unbedingt wieder hin. Wäre schön, wenn du auch mit dabei bist. Er will unbedingt auch da sein und Fotos machen. Angezogen sehe ich ihn die Tür wieder zumachen. „Bis später …“

Noch eine Stunde bis elf Uhr, schlafe ich noch ein? Die Zimmernachbarn haben keine Scham, Lärm zu machen, knallen mit allen Türen. (Ende Teil 2/7)

[26.05.24 / 02:11] Wieder zurück von dem langen Gothic-Wochenende in Leipzig. Ich bin zu müde und kaputt, mein Hals schmerzt und ich konnte mich den ganzen Tag nur noch gerade so wach halten. Mein Wohnzimmer hängt voller, getragener, schwarzer Kleider auf Bügeln verstreut, der Koffer geöffnet, auf der Couch die ganzen Mitbringsel verteilt. Die teuren, eingekauften Sachen … und noch mehr getragene Kleidungsstücke.

Tage zurück, der Mittwoch Abend, eingeplant nur für ein paar wenige Stunden, bin ich erst kurz vor Mitternacht endlich fertig. Der kleine Koffer ist voll. Fünf Outfits für fünf Tage und Nächte für das Festival, zwei schwarze Kleider, der Ledermini, zwei schwarze Tops und die neue Cargo-Jeans, sie soll meine kaputtgegangene Kunstleder-Stretchleggings ersetzen. Eine ganze Tragekiste voller Stiefeletten, das ganze Schuhregal mit einem Handstreich leergeräumt, vier Paar an der Zahl, und die Sneaker.

Das Hotel ist schon seit Januar gebucht, ich kann mit dem Auto anreisen, über die Autobahn, gleich den nächsten Tag nach der Arbeit. Ich habe ihm eine Nachricht geschrieben. Es ist „unser“ Hotel, er ist interessiert. Den Abend noch den ganzen Körper rasieren, es fällt auf, dass ich mich schon zwei Monate nicht mehr rasiert habe, nicht mehr ausgegangen bin, es dauert ewig … verdammter Billig-Schrott, der Rasiertrimmer ist nicht für diese Extremsituation gemacht. (Ende Teil 1/7)

zurück 1 2 3 4 5 6 7 8 9 [10-19] [20-29] [30-39] [40-47] vor

Tags:

Amsterdam (5), Backen (9), Florenz (8), GaOP (58), Hormone (52), IPL (39), Ibiza (8), Kalifornien (17), Kochen (20), Marrakesch (7), Namensänderung (18), New York (11), Nordindien (31), Paris (11), Prag (1), Psychiatrie (16), Psychotherapie (29), Reise (202), Rom (7), Schuhe (12), Sizilien (23), Sri Lanka (17), Tel Aviv (12), Thailand (13), Tokio (14), Transsexualität (213), Wien (11)

Archiv:

2025 (11)
2024 (56)
2023 (57)
2022 (53)
2021 (40)
2020 (80)
2019 (96)
2018 (95)
2017 (81)
2016 (80)
2015 (57)
2014 (53)
2013 (33)
2012 (41)
2011 (56)
2010 (39)
2009 (7)

Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg

Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,

vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

1

Name:
Mail (optional):
Website:

Der Blogeintrag auf dem sich dein Kommentar bezieht:

Kommentar (max. 2048 Zeichen):

Bitcoin punk: '…some coins?'