morgana81 - gothic transgender

Morgana LaGoth (969 Einträge):

Der Sonntag, wieder das Frühstück oben in der siebten, die Aussicht auf ganz Leipzig vor mir.

[03.11.25 / 00:33] Der Sonntag, wieder das Frühstück oben in der siebten, die Aussicht auf ganz Leipzig vor mir. Dieses Mal habe ich mich vor dem Frühstück geduscht, ich war eigentlich nicht auf zwei Nächte eingerichtet, außer meiner zweiten Unterhose hatte ich nichts zum Wechseln dabei. Den Sonntag nach dem Check-out um Mittag auf direktem Weg zum Hauptbahnhof. Ein Stoffmarkt auf dem Platz vor der Oper kreuzt meinen Weg, aber ich finde nichts für meine Ideen, ich hätte gern ein Kleid in Tarnfarben, aber solche Stoffmuster gibt es hier nicht.

Weiter zum Bahnhof, noch einen doppelten Espresso trinken, dann über einen Stopp an der Toilette, zu meinem Gleis. Das Ticket aus dem Automaten, Hinweise zum Streckenverlauf? Scheint alles normal zu sein. Am Gleis, es werden immer mehr wartende Menschen.

Der Regionalzug fährt ein, in einfacher Traktion, ich ahne schlimmes, das könnte eng werden. An der Tür stehe ich noch weit vorne, die ersten Meter … Mist, Erste Klasse, falscher Eingang. Bis ich mich umdrehe und den Zug in dem Gang entlanglaufen will, stehe ich schon zwischen all den wartenden und irritierten Menschen. Der Zug ist richtig voll. „Verdammte Scheiße!“ Ich kann mich nicht mehr beherrschen.

Ein paar Schritte den Gang weiter, der Zug setzt sich in Bewegung. „Das ist jetzt mein Sitzplatz.“ Wo ich stehe, mitten im Gang, setze ich mich auf den Boden, zwischen all den vielen Menschen. Die nächsten Stationen steigt sowieso niemand zu oder aus. Netterweise habe ich wenigstens meine Reisetasche auf eines der Ablegefächer für Gepäck gelegt. Viele, viele Stationen weiter, wo wirklich mal Bewegung in den Gang kommt, stehe ich auch auf und beobachte, ob etwas frei wird, die Hälfte steigt bis Dessau aus, niemand will wirklich bis nach Magdeburg, allerhöchstens, um dort umzusteigen.

Den Anschlusszug in Magdeburg hätte ich fast bis auf die letzte Minute verpasst, aber ich musste ja unbedingt noch beim Asiaten im Bahnhof ein Teller mit Nudeln, Tofu und Gemüse essen. Der Regionalzug nach Wolfsburg ist der schlimmste, hier fährt wirklich nur ein winziger in Einfach-Traktion und ganze ausländische Großfamilien nutzen den, weil er günstig ist. Ausländische Großfamilien und ausländische Studenten und Gruppen halberwachsener Männer, wahrscheinlich „Freunde des runden Balls“. Die paar letzten Kilometer, ich habe einen Sitzplatz gefunden.

Ich mag die beiden Regionalzüge, von Leipzig kommend, über Magdeburg bis zu meinem Heimatkaff … um fünf bis acht Uhr den frühen Sonntagmorgen – aber nachmittags? Am Wochenende? Freitag, Sonnabend, Sonntag, die Pendlerzeiten in der Woche? Furchtbar … Und so billig ist das nun auch nicht, jeden zweiten Monat Party in Leipzig. Als ich da noch meine Dachbodenwohnung hatte … Ich glaube, er hat meine Nachricht noch immer nicht gelesen. (Ende Teil 3/3)

[03.11.25 / 00:32] Sonnabend kurz vor zehn den Morgen, ich hatte zwar den Wecker gestellt und meine Abschminkzeit im Bad auf das Nötigste reduziert, um von vier bis zehn wenigstens sechs Stunden schlafen zu können, aber mein Biorhythmus reißt mich vorher schon raus. Aus dem Bett fallen, Unterwäsche wechseln, vom Nacht- zum Tagesslip, das beschfarbene T-Shirt habe ich anbehalten, das ist jetzt nach dem Disko-Outfit mein Schlafshirt. In meine Standard-Gothic-Klamotten wechseln, schwarze Jeans, schwarzer Pullover, mein gebuchter Slot für das üppige Frühstück oben in der siebten: von zehn bis elf Uhr, duschen kann ich danach.

Ich wollte dieses Frühstück unbedingt wieder, die Aussicht auf die Leipziger Innenstadt ist einfach atemberaubend, alle Tische und Stühle sind in Richtung Fenster. Das Frühstücksbuffet ist üppig. Brötchen, Croissants, Vanilleplunder, Früchte-Joghurt-Knuspermüsli, Café Crema und Orangensaft, sogar ein Frühstücksei. Ich hätte mehr nehmen können, aber ich nehme keine Wurst, Käse oder Salat zum Frühstück. Die paar Euro mehr unten an der Rezeption, ich würde hier immer das Frühstück dazubuchen.

Wieder unten in meinem Zimmer, die Dusche nehmen, die flachen Schuhe anziehen, heute mache ich meine Einkaufstour in der Leipziger Innenstadt gleich gegenüber. Doch vorher unten an der Rezeption die zweite Nacht dazubuchen. Ich tue es, aus Liebe zu ihm … hoffentlich wird er sein Wort halten, hoffentlich wird er mich wieder besuchen kommen, er muss mich bezahlen. Ich bin nicht billig, mein Stundenpreis hat sich gerade auf über hundert Euro erhöht.

Meine Einkaufstour: mindestens vier bis fünf Kaufhäuser, vier bis fünf Schuhläden, irgendwo einen Kaffee trinken, ein Stück Kuchen essen, eine Pizza essen, Pausen einlegen. Von zwölf bis achtzehn Uhr, oder noch später, bis der Tag wieder dunkel ist und der Party-Abend angefangen hat. Ich habe einen Plan, was ich kaufen will, das teure Kaufhaus am Marktplatz, ich soll für die Familie einen Wollpullover auskundschaften, gefällt er mir auch, kaufe ich den auch, als Anschauungsmaterial für die online Bestellenden. Auf den Weg dahin, die ersten Schuhläden, aber eigentlich will ich noch in den einen Unterwäscheladen und die Parfümeriekette – und die eine Drogerie, weil ich habe natürlich irgendetwas zu Hause vergessen, Abschminktücher, der halbe schwarze Mascara der letzten Nacht klebt bestimmt noch zwischen meinen Augenwimpern.

Der Pullover in dem teuren Kaufhaus, die weißen Wollhaare heften an meinem schwarzen Pullover, ich habe die Strickjäckchen-Variante anprobiert, dieser Pullover ist furchtbar, der ist schlimmer, als unseren Hund zu umarmen. Den kaufe ich nicht und rate meiner Familie davon ab, der Pullover und das Jäckchen ist auch in allen Größen noch verfügbar … ich bin nicht die Einzige, die so denkt. Weiter in die nächsten Kaufhäuser.

Die Parfümeriekette, meine Tagescreme ist alle, die mit dem Lichtschutzfaktor, die ist momentan die einzige Creme, die wirklich hilft gegen mein „Rote-Nase-Problem“, jeden Abend, jeden Tag, sehe ich aus, als hätte ich zu viel getrunken … als strenge Nicht-Alkoholikerin. Alles was an Tageslicht darauf fällt, lässt sie den Abend rot glänzen. Ich nehme die große Dose Creme für fünfzig Euro, ich brauche den Sonnenschutz auch im Winter.

Weiter in den Unterwäscheladen … ihr hattet doch da mal so eine schwarze Unterhose, hoch geschnitten bis zum Bauchnabel, wie eine Panty, aber hinten an den Pobacken, fast wie ein String-Tanga? Ja, genau der, die Verkäuferin zieht ihn aus der Schublade, er gehört zu der Kollektion von dem BH, den ich hier vor ein paar Wochen gekauft habe, genau den BH trage ich auch genau in diesem Moment. Freudig komme ich aus der Umkleidekabine wieder heraus, endlich ist das Ensemble komplett. Weiter den Mittag und den frühen Nachmittag, weiter den weiteren Nachmittag, endlich gibt es sie wieder, die schwarze Bootcut-Levi's, die, die ich schon seit Jahren suche, die, die ich immer wieder in den Geschäften nachfrage – jetzt ist er da, der große Stapel, in allen erdenklichen Größen, sogar meine Größe, Bundweite und Beinlänge sind fast identisch (von 29/30 zu 28/30).

So eine schöne, neue Hose, fehlen nur noch Stiefel, die ich darunter tragen kann. Alles, was ich in Leipzig in der Fußgängerzone der Innenstadt kenne, alle Kaufhäuser, alle Geschäfte, alle versteckten Outlets, die ganz große Runde. Aber Schuhe kaufe ich dann doch nicht mehr, das passt nicht ins Budget, und nur für einmal den Winter die gefütterten Worker-Boots zu tragen und dafür zwei- bis dreihundert Euro zu zahlen, da habe ich dann doch Kaufrausch-Bedenken. Zurück in Richtung meines Hotels, es fängt an, zu regnen, es ist dunkel geworden, der Tag ist schon wieder zu Ende. Auch beim Pizza-Essen in einem der drei italienischen Restaurants, hört der leichte Regen draußen nicht auf. Nach meinem Abendessen, sprinte ich von Hausfassadenvorhängen und überdachten Geheimpassagen bis zu meinem Hotel gleich hinter dem Augustusplatz.

Wieder oben in dem Zimmer, es ist neunzehn Uhr, mein Freund hat sich nicht mehr gemeldet, er hat die Textnachricht nie gelesen, er weiß nicht, dass ich das Zimmer für eine zweite Nacht gebucht habe, vielleicht will er es auch gar nicht lesen. Ich weiß nichts über ihn, weiß nicht, wo er hin ist, weiß nicht, was er sonst macht, wenn ich nicht in Leipzig bin. Die Arbeitskollegin spinnt schon eine weitere Geschichte, vielleicht ist er längst verheiratet? Hat eine Familie? Ich bin nur die Geliebte, die in Unkenntnis gelassen wird. Ich glaube nicht, dass irgendetwas davon wahr sein könnte. Sie möchte ein Foto, sie will einen Beweis, dass er existiert. Er wird kein zweites Mal kommen. Er wird mich zurücklassen. Mir war von Anfang an klar, dass ich das Hotelzimmer selbst bezahlen werde. In Leipzig wäre jetzt noch ein interessantes Konzert mit fünf Horror-Punk-Bands irgendwo im Westteil der Stadt – ich habe einen Flyer dafür, schon seit Pfingsten, aber dieses Konzert hat schon längst angefangen und ich habe auch kein Ticket. Wohin noch? Überall sind noch ein paar Punk-Konzerte diesen Abend, aber ich will die Innenstadt nicht verlassen, nur noch zu Fuß laufen, in der Nähe meines Hotelzimmers bleiben, auch für den nächsten Morgen habe ich das Frühstück gebucht.

Ich hab das nicht übertrieben / Halloween 2025 / Alter 43

Mein Make-up habe ich bis kurz vor zweiundzwanzig Uhr fertig, dramatisch schwarz rund um die Augen, die letzten Rester aus dem Mascara-Behälter kratzen, einen neuen habe ich schon den Tag in der Parfümeriekette dazugekauft. Ich will wieder die schwarze Pinselführung, wie ich sie schon die letzten zwanzig Jahre gemacht habe, als ich als junge Studentin meine ersten Nächte von Wernigerode aus nach Leipzig gefahren bin, ich sehe immer wieder diese markante, geschwungene Häuserfassade unweit des Hotels, an denen ich 2004 das erste Mal daran vorbei gelaufen bin, das erste Mal als trans Frau die Nacht in die Disko gehen.

Meine Bar für diesen frühen Abend ist die Sky-Bar oben in der achten Etage, ich muss nur den Hotelfahrstuhl ein paar Etagen höher fahren. Einen Sitzplatz in der vollen Bar suchen, die Aussicht genießen, einen alkoholfreien Virgin Mojito bestellen. Mein Outfit für die Nacht, die reduzierte Variante von gestern: die beschfarbene Thermo-Strumpfhose lasse ich weg, so kalt ist es nicht, nur die schwarze Nylons auf meinen frisch rasierten Beinen unter meinem schwarzen Ledermini. Die schwarze Netz-Tunika hängt im Zimmer am Garderobenbügel, ich trage nur das schwarze Unterhemd unter meinem Kapuzenpullover, meine Lederjacke für die paar Schritte draußen, später den Abend, habe ich mit dabei, ich gehe dann noch in diesen einen Gothic-Club hier in der Nähe. Die schwarzen Stiefel mit Absatz, der Nietengürtel, die intensive Wolke an orientalischen Parfüm und Patchouli. Mein silberner Armreif blinkt an meinem Handgelenk, jetzt nur nicht mit ein paar unachtsamen Bewegungen ein paar Risse in meine neue Nylons ziehen. Auch hier bleibe ich alleine, niemand der anwesenden Hotelgäste spricht mich an, ich will auch nicht angesprochen werden.

Die Fußgängerampel steht auf Rot, sie schaltet einfach nicht um. „Die ist kapuutt“, ein Radfahrer mit Akzent kommt mir entgegen, eine unendlich lange Blechlawine an Autos staut sich an dieser zentralen Kreuzung beim Hauptbahnhof. Wer geht jetzt zuerst rüber, ein paar nervöse Autofahrer, oder ich? Jeder, der neu an diese Ampel heranfährt und stoppt, denkt, die könnte in den nächsten Minuten auf Grün umschalten. Ich muss vorsichtig bei Rot rüber. „Totales Chaos.“ Weiter zum Eingang des Hauptbahnhofes, der Schalter mit dem Geldautomaten in der Halle ist bis Mitternacht noch offen.

Weiter wieder zurück in der Leipziger Innenstadt, zu Fuß zu dem einen, einzigen, ganz bekannten Gothic-Club hier in der Gegend, der eine Keller mit den zwei Tanzflächen, von denen ich denke, dass der mal vor vielen Jahren in einer anderen Seitenstraße war, dann umgezogen ist, „Pandemie-bedingt“ schließen musste und wieder neu aufgemacht wurde. Diese Nacht ist hier auch so eine Art Halloween-Party, Zeugs aus den Achtzigern auf zwei Floors. Ich zahle meine paar Euro Eintritt und gehe die steile Treppe runter in den Keller.

Voll ist es nicht, aber ganz angenehm, Musik aus den Achtzigern sagt mir zu und irgendwie ist das gerade der einzige, offene Gothic-Club in ganz Leipzig (gibt es überhaupt mehr, als diesen) das lange Party-Wochenende … außer vielleicht diese Horror-Punk mit Aftershow dort woanders, aber das ist zu weit.

Mein Getränk an der Bar, Mate-Brause gibt es auch hier, die ersten Titel tanzen, meine Jacke und meine Tasche irgendwo ablegen, mein Hoodie ist schon wieder zusammengerollt darin verschwunden. Eine Garderobe gibt es hier nicht, oder niemand hat sie je gesehen.

Es werden mehrere Titel, der DJ haut einen Kracher nach dem anderen heraus und ich habe das Gefühl, ich komme von dieser Tanzfläche nicht weg. Ich muss, ich brauche Nachschub an der Bar. Ein Typ quatscht mich an, schon wieder so ein Betrunkener, nicht-schwarz-Gekleideter, ich nehme ihn erst gar nicht für voll, was will er von mir? Ein Euro? Er wollte mir mein Getränk ausgeben. Ich wimmele ihn ab, ich muss gehen, ich muss weiter tanzen, ich muss zu meinem Sitzplatz, meinen Stehplatz, auf die Toilette, irgendwo anders hin, nur nicht hier. In der dunkelsten, hintersten Ecke, ich muss aufpassen, Betrunkene wissen nicht, was ich bin, das Drama ist groß, wenn sie herausfinden, dass ich trans bin.

Ich werde noch mehr angesprochen, ein nicht betrunkener, schwarz gekleideter Goth, nett von ihm, dass er mir Bekanntschaft anbietet, aber er erkennt, dass ich nervös auf so etwas reagiere und lässt mich lieber in Ruhe. Weiter in der Toilette, es gibt nur eine Herrentoilette und eine ohne Aufschrift? Wieder ein interessantes Gesprächsthema und Small-Talk-Moment: „Ich zeige dir die richtige Toilette … Nanu?“ Auch nett, der Raucherkeller mit der Abluft-Technik.

Ich bleibe bis kurz vor drei Uhr, so viele Titel zum Tanzen, nahezu textsicher singe ich einige davon mit. Ich glaube der schönste Moment ist der, in dem ich meine Jacke von dem Abstelltisch hole und auf die Tanzfläche zurücksprinte, einen Arm halb im Ärmel, das Band-Patch am Revers zeigen, ich muss doch zu diesem Titel von den „Misfits“ tanzen. Der Abend war eigentlich ganz nett, auch wenn ich angequatscht wurde … niemand spricht mich an, warum sollte mich jemand ansprechen? Warum sollte jemand mit mir flirten wollen? Vollkommen unmöglich …

„Weiterlaufen, weiterlaufen, nicht umdrehen …“

„Hey du, bleib doch mal stehen!“

Meine Absätze knallen wieder einsam auf dieses Pflaster, irgendjemandem scheine ich aufgefallen zu sein.

„Woher kommst du? Woher bist du, bist du von hier?“

„Nein“, ich laufe weiter, er kommt mir näher, versucht ein Gespräch.

„Ich bin auch nicht von hier. Wohin gehst du?“

„Zu meinem Hotel.“

„Wollen wir was zusammen machen, was trinken gehen?“

„Ich trinke nichts“, ich werde nervös.

„Bleib doch mal stehen, ich will mich mit dir unterhalten, wollen wir die Nacht was machen?“

Ich weiß doch schon längst, was du von mir willst: „Nein.“

„Kann ich deine Nummer haben?“

„Ich gebe meine Nummer nicht raus. Ich trinke keinen Alkohol. Ich mache diese ganzen Sachen nicht.“

Er dreht ab, er ist weg. Für die nächsten Minuten, glaube ich noch Schritte zu hören, aber ich drehe mich nicht um. Durch die hell beleuchtesten aber einsamen Passagen zurück in Richtung meines Hotels. Ich weiß, wie ich wirke, die Lederstiefel mit den Absätzen, die dünne Strumpfhose, der kurze Leder-Minirock, die schwarze Lederjacke, meine Handtasche und die langen, blonden Haare, dazu das schwarze Augen-Make-up. Ich will nicht angesprochen werden, nicht um drei Uhr nachts irgendwo im Laternenschein der einsamsten Straße in jeder Großstadt in jedem Land. Ich will einfach nur in mein Hotelzimmer. Da angekommen, der Hotel-Rezeptionist drückt auf einen Knopf und die Glastür öffnet sich automatisch, die wissen, warum sie das hier die Nächte nach Mitternacht verriegeln. Zurück in meinem sicheren Zimmer, noch ein paar Stunden bis zum Frühstück wenig später, ein paar Stunden schlafen, das ganze schwarze Augen-Make-up aus dem Gesicht wischen. (Ende Teil 2/3)

[03.11.25 / 00:31] Das Halloween-Wochenende, ich bin da, wo ich immer bin: die „Gothic Pogo Halloween Party“ in Leipzig. Das Outfit steht auch schon fest, das vom Sommer, das vom August, die abgesagte Kinky-Party: mein kurzer Lederrock und die schwarze Strick-Tunika aus dem sauteuren Unterwäscheladen – aber es ist nicht mehr Sommer, es ist schon Spätherbst … also kombiniere ich mein schlüpfriges Outfit mit der neuen, hautfarbenen Thermo-Strumpfhose und dem hautfarbenen T-Shirt, einen BH trage ich drunter, einen anderen darüber, es sieht aus als wäre ich nackt – aber ich bin es nicht. Schwarzer Kapuzenhoodie, schwarze Lederjacke, die halbhohen, schwarzen Stiefeletten mit dem Faltenwurf, alles in meine kleine Reise-Sporttasche, die mit dem olivgrünen Camouflagemuster.

Das Hotel habe ich auch wieder dasselbe gebucht, das in der alten Post am Augustusplatz in Leipzig, die abgesagte Party den Sommer, ich musste das Zimmer stornieren, jetzt den letzten Tag im Oktober, ich nehme es wieder, das Frühstück oben auf der siebten Etage, das will ich unbedingt auch dazubuchen, wie auch im Februar Anfang dieses Jahres.

Von meiner Arbeitskollegin habe ich einen Auftrag erhalten, ich soll endlich ein Foto von meinem „Geist“ machen, ich muss beweisen, dass es ihn gibt. Immer wieder muss ich mir ihre Geschichten anhören, ihren Beziehungskram, ihren Geliebten, ich komme mit meinem Geliebten, mein On-Off-Ex-Freund aus Leipzig, mit dem ich nur höchstens zweimal im Jahr eine Nacht zusammen in einem Hotelzimmer buche, mehr Beziehungserfahrung habe ich nicht. Sie zeigt mir ihre Bilder mit ihrem Freund, ich habe nichts. Es gibt keine Bilder von mir mit ihm, schon seit zehn Jahren nicht, es ist wie ein Tabu, niemals wird es ein Foto von uns geben … es würde alles zerstören? Die ganze Illusion? Es scheint, als existiert er nur in meiner Phantasie, ich habe ihn nur erfunden, um mitreden zu können.

Der Donnerstag Abend vor dem 31. Oktober, Beine rasieren, Augenbrauen trimmen, der ganze Körper, Scham-, Achsel- und alle anderen Haare. Meine Tasche packen, ich nehme den Zug, Gewicht reduzieren, brauche ich wirklich alles? Die ganz große Waschtasche kommt doch mit rein, das gesamte Make-up-Sortiment. Aber mindestens die Hälfte des Innenvolumens der Sporttasche füllt das Paar schwarze Stiefel, und dieses Paar ist ein ganz klein wenig kleiner, als das Paar Stiefel, das ich den September in Berlin schon mit reingequetscht habe. Alles passt am Ende rein, sogar der Baumwollhoodie.

Freitag nach dem Mittagessen, der Regionalzug Richtung Leipzig, wird er voll sein, bekomme ich einen Sitzplatz, das ist ein langes Wochenende hier in Ostdeutschland – es geht, ich hatte es mir schwieriger vorgestellt. Alle meine Textnachrichten an ihn, wann ich in Leipzig erwartet werde, waren stark übertrieben. „Deutsche Bahn Adventure Tours.“ Die paar Minuten später gelten schon als pünktlich.

Siebzehn Uhr nochwas, er weiß bereits seit ein paar Tagen, das ich kommen werde. Ich laufe zu dem Hotel unweit des Hauptbahnhofes, Check-in unten in der Lobby, nur eine Nacht, aber ich überlege schon seit ein paar Tagen, noch eine zweite Nacht in Leipzig zu verbringen.

Mein Zimmer ist oben auf der fünften Etage, wieder eines mit dem Fensterblick raus zum Innenhof, schön ruhig und alle Fenster rundherum sind mit schweren Gardinen zugezogen. Ich erwarte seine Ankunft, meine Beine habe ich mir den Morgen schon fein nachrasiert. Ich sitze auf dem Sessel und beobachte die Zimmertür … siebzehn Uhr dreißig eine Nachricht, er kommt in dreißig Minuten. Achtzehn Uhr eine weitere Nachricht, er fragt, ob ich eine Dusche genommen habe … sollte ich? Ich habe mich in dem Zimmer schon eingerichtet, meinen ganzen Kram ausgepackt, mein schwarzer Ledermini und mein „Negligee“ für die Nacht, hängen an der Garderobe. Einundzwanzig Uhr ist Einlass für die Party drüben in Connewitz … Punkt zwanzig Uhr will ich mit meinen Vorbereitungen im Badezimmer anfangen, dann wollte ich eigentlich erst duschen, hinterher.

Ich warte weiter, der Abend hat angefangen, durch die schweren Gardinen kommt auch kein Licht von draußen herein. Kurz vor neunzehn Uhr endlich eine weitere Textnachricht von ihm und es klopft an meiner Tür.

Küss mich, umarme mich, ich hänge an ihm, nicht nur meine Arme umschlingen ihn, auch meine Beine. Das Zimmer ist klein, der Innenraum wird nur von dem weißen Queensize-Bett ausgefüllt. Wir schieben uns an der Wand vorbei, Richtung Fenster. Er zieht sich aus, wirft seine Sachen auf den Sessel, ich hänge meine schwarze Jeans und meinen schwarzen Pullover an die Bügel an der Garderobe. Ich komme nackt zu ihm auf das Bett. Meine Finger gleiten auf seiner Schulter, für einen kurzen Moment die Ruhe einfangen, nur ihn sehen. Er trägt einen schwarz-grauen Vollbart, sein Körper, sein Bauch ist voluminöser geworden, tatsächlich sieht er diesen einen arabischen Schauspieler immer ähnlicher.

Mein Kopf gleitet nach unten, ich halte Blickkontakt, spiele mit seinem Stück, lasse meine Zunge daran gleiten, ich brauche diese Feuchtigkeit für die nächsten Momente. Ich gehe wieder tief. Er hat mich trainiert, er weiß, wie weit ich das kann, ich halte … Sekunden, noch länger, den Atem stoppen, ich brauche wieder Luft und gehe nach oben. Alles läuft aus meiner Nase, der ganze Speichel, Schlucken kann ich so tief nicht mehr. „Do you need paper?“ Ja. Keine Taschentücher weit und breit, ich springe in das Badezimmer und komme mit der Klopapierrolle zurück. Wohin mit den benutzten Tüchern? Ich komme ein zweites Mal zurück und stelle den schwarzen Abfalleimer aus dem Badezimmer gleich neben das Bett. Ich mache weiter mit meiner Technik, der Schluckreflex setzt erst ein, wenn ich wieder rausziehe.

„I want to come in you, in your mouth. I can't in your ass. What do you like, mouth, or ass?“ Bitte … ich bin nur hier, dass du mich von hinten nimmst. Er will am liebsten hin und her wechseln, aber es geht nur in eine Richtung, war er erst einmal hinten drin, nehme ich ihn nicht mehr in den Mund. Er zieht ein Kondom über und dreht mich auf die Seite. „Ich habe mein eigenes Zeug …“ Freudig über meine Fähigkeit, gehe ich mit meiner Hand zwischen meine Schamlippen und schmiere das ganze Sekret hinten an meinen Anus. Ob es wirklich so viel ist? Ich habe mal gerade das Eintrittsloch etwas „befeuchtet“. Er legt meine Beine angewinkelt zur Seite und hebt meine Hüfte, in dieser Position dringt er ungewöhnlich tief ein. Er stößt ein paarmal zu, ich stöhne leicht und greife in das weiße Kopfkissen. Fast! Er hätte es schaffen können, das Gefühl kurz vor meinem Orgasmus … Nein, bitte nicht! Mach weiter! Er zieht in wieder raus.

Er kommt nicht in mir, nicht in dieser Position, er zieht das Kondom ab, klettert über mich und spritzt in meinen Mund. Ich ergebe mich ihm. Nur tief lasse ich ihn nicht fallen, ich halte seinen schweren Oberkörper auf Distanz. Ich brauche meine paar Zentimeter, um frei atmen zu können. Mit zusammengepressten Lippen laufe ich wieder in das Bad und spucke sein ganzes Sperma in die Toilettenschüssel.

„I have to go. Why not, book a second night. I pay.“ Was bedeutet, ich werde das Hotelzimmer für eine zweite Nacht bezahlen und er kommt mit ein paar Euroscheinen die nächste Nacht wieder. In Gedanken sehe ich mich schon auf den kleinen Tisch zeigen, da kannst du die hundert Euro für die nächste Nacht ablegen, wenn wir uns für eine weitere Stunde in diesem Hotelzimmer treffen werden. Ich liege weiter nackt auf dem weißen Bett und beobachte, wie er sich wieder anzieht, er beugt sich zu mir herunter und küsst mich noch einmal, bevor er die Tür schließt und verschwindet. Als wäre er nie in diesem leeren Hotelzimmer gewesen. Mein „Geist“.

Zwanzig Uhr fünfzehn den Freitag Abend, jetzt schnell in das Badezimmer verschwinden, eine Dusche nehmen, meinen Dress für die Nacht anziehen und das Augen-Make-up machen, das Bad in diesem Hotelzimmer hat einen schönen Schminkspiegel mit fünffacher Vergrößerung, die richtige Distanz getroffen, ich brauche sogar nicht die Brille aufzusetzen.

Mit meiner Kleiderwahl für die Nacht muss ich nicht frieren, ich trage mehrere Schichten: BH-Top, schwarzes Unterhemd, besch-weißes Top, den schwarzen Push-up, die schwarze Netz-Tunika, der schwarze Kapuzenpullover, die schwarze Lederjacke. Die beschfarbene Thermo-Strumpfhose trage ich über den schwarzen Slip auf der Haut, die zweite schwarze Nylons über all dem Ganzen. Ich schlüpfe in meine Stiefel, rutsche von dem Bett runter und bin bereit für die Nacht. Meine Absätze hauen laut auf das Leipziger Kopfsteinpflaster, die Straßenbahnhaltestelle am Augustusplatz liegt gleich neben dem Hotel.

Die Halloween-Party im Werk 2 in Connewitz erreiche ich kurz vor zweiundzwanzig Uhr. Zwei Bands stehen auf dem Spielplan, keine der beiden hat schon angefangen. Ich habe so viel Pfingsten verpasst, zwei Festivals parallel waren zu viel, wenigstens diese Nacht will ich mich komplett dem Gothic-Pogo widmen, ich habe viel nachzuholen. Erst einmal mein erstes Essen den Tag, die mobile Frittenbude neben dem Eingang runter zu der kleinen Halle.

Die erste Band … Horror-Punk? Irgendetwas ist anders, ich kann mich mitten in dem Publikum stehend nicht auf diese Band einlassen. Es braucht mehrere Titel, bis ich es herausfinde: ihre Stücke sind zu lang! Ich bin es gewohnt, dass Punk-Songs nicht über zwei Minuten Länge hinauskommen, ihre Titel dieser Band wiederholen sich immer wieder. Mein erstes Getränk an der Bar, zwischen den beiden Bands Sitzplätze suchen, Flyer sammeln, mal nach draußen gehen, die Dame von der Security hat mich erkannt … da war doch noch was, letztes Mal Pfingsten hier. Mein Freund ist dieses Mal nicht mit dabei.

Die zweite Band, immer wieder glaube ich, Titel zu erkennen … covern sie manchmal ein paar Songs? Ist das eine B-52-Tribut-Band? Zu viele Fragen dieses Halloween-Wochenende, speziell das „Velma-Kostüm“ der Schlagzeugerin treibt ein Schmunzeln in mein Gesicht.

POV: Du bist auf einer Gothic-Party

Nach den beiden Bands, die Disko. Mein Hoodie ist in der Handtasche eingerollt. „Endlich frei!“, laufe ich die Treppe von der Garderobe herunter zu der Tanzfläche, in den beiden Jackentaschen meiner Punker-Lederkutte das Nötigste, Smartphone und Bargeld, für eine zweite Flasche Mate-Brause. Die Songs, die angespielt werden, Gothic-Punk, manchmal auch etwas Elektronisches. Viel zum Tanzen für mich. Werde ich angesprochen, nein. Ich bleibe für mich, ganz allein, kann mich ganz auf mich selbst konzentrieren. Dabei wäre ich ansprechbar gewesen, dass ich nur für ein paar Stunden vorher den Abend Sex gehabt habe, lässt in mir ein Gefühl von Normalität entstehen, als wäre ich nicht komplett in meiner Bubble zwischen den Menschen.

Zwei Uhr fünfundvierzig, ich muss gehen. Alles läuft nach Plan. Draußen die Straßenbahnhaltestelle, da fährt um drei Uhr nachts eine Nachtlinie der Straßenbahn, zurück Richtung Hauptbahnhof und mein Hotel. Viele der schwarz gekleideten Gothic-Halloween-Party-Besucher stehen hier, ich bin irgendwie doch nicht allein. Eines der einsteigenden Pärchen läuft sogar zwanzig, dreißig Minuten später, aussteigend an der Haltestelle am Augustusplatz, die paar Meter vor zum Eingang des Hotels, in dem auch ich übernachte. Zu dritt in dem Fahrstuhl, sie fährt noch hoch bis zur sechsten Etage, er steigt mit mir in der fünften aus und hat das Zimmer gleich gegenüber von mir, so ein Zufall. Mehr Fragen, werde ich die beiden in ein paar Stunden beim Frühstück wiedersehen? Und wenn er das Zimmer gleich gegenüber von mir hat, konnte er durch die dünnen Hoteltüren hören, was in meinem Zimmer die Abendstunden zuvor passiert ist? Ich bin nicht immer so diskret, wenn ich mich gehen lasse. (Ende Teil 1/3)

[24.10.25 / 20:51] Laserbehandlung #3 (Haarentfernung #34) – Fünf Tage lang nicht rasiert und so auf Arbeit, mit der Hoffnung, das fällt keinem auf – nur damit die Behandlerin den Freitag Nachmittag die paar dunkel herausgewachsenen Haare sieht. Sind da überhaupt noch dunkle Haare? Das eine einzige weiße Haar ganz unten am Kinn konnte ich so nicht mehr stehen lassen, das musste den Donnerstag Abend vor dem Badezimmerspiegel dann doch noch weg.

Zwanzig Minuten ging die Behandlung, zwanzig Minuten ein paar vereinzelte Laser-Impulse, das nächste Mal in etwa acht Wochen brauche ich nicht mehr unrasiert zu kommen, die Behandlerin erkennt auch so die dunklen Punkte. Die Intensität ist höher, ich zucke wieder leicht zusammen (aber nur am Kinn).

[02.10.25 / 19:58] Ein Erdbeben am Morgen reißt mich aus dem Schlaf, ich wackele in dem weichen Bett seitlich hin und her. „Das waren gerade mal Drei auf der Skala!“ Weiterschlafen, ich ziehe das Betttuch über den Kopf und drehe mich auf die andere Seite. Noch anderthalb Stunden bis Frühstück und Aufstehen. Der Abreisetag. Boarding ist erst gegen Abend, aber das Hotel macht schon am frühen Nachmittag zu, wir sind die letzten, verbliebenen Gäste am Ende der Urlaubssaison.

Frühstück, Koffer packen, alles reinwerfen, Eins zu Eins aus dem Schrank nehmen, die bereits gefaltete Schmutzwäsche, die getragenen Kleider. Check-out gegen elf, die Koffer können wir in der Lobby stehen lassen. Zeit rumkriegen den Nachmittag, auf den Sonnenliegen draußen auf das Meer starren, im Internet surfen: Es waren doch die Vier auf der Richterskala, das Erdbeben vor der Westküste von Zakynthos. Jetzt bin ich mir auch ziemlich sicher, dass das 2014 in Tokio in dem Hotel auch ein leichtes Erdbeben war, dasselbe seitliche Schaukeln in dem Bett.

Gegen neunzehn Uhr der Abendflug zurück nach Frankfurt. Den Nachmittag noch ein letztes Mal an der Beach-Bar einen Kaffee trinken. Die Fahrkünste des Busfahrers bestaunen, der das schon über dreißig Jahre macht. Die kleine Reisegruppe durch den Duty-Free-Bereich scheuchen, innerhalb kürzester Zeit am Gate sein, der Flughafen in Zakynthos ist sehr klein.

Vor dem Fenster die dunklen Wolken und Lichter der Städte, ich navigiere mit meinem Smartphone, den eingefangenen GPS-Satelliten und den Offline-Karten auf meinem Fenstersitzplatz. Landung in Frankfurt, vom Touchdown bis zum Baggage-Claim vergehen erfahrungsgemäß anderthalb Stunden bis runter zum Einstieg in die S-Bahn am Regionalbahnhof. Unser Stammhotel am Hauptbahnhof erreichen wir erst um Mitternacht. Ins Bett fallen, das nötigste ist in der kleinen Reisetasche.

Frühstück am Morgen, Zug den Mittag, Ankunft am Heimatkaff den Nachmittag. Wo geht die nächste Reise hin? Planungen und Gedanken laufen bereits schon seit Wochen oder Monaten: Shopping in Mumbai, oder Milano. Vielleicht per Interrail nach Italien … oder mit dem Zug durch Indien.

[30.09.25 / 22:33] Endlich die Bootstour, das mit dem kleinen, privaten Boot wurde zwar abgesagt, aber die kleine Reisegruppe hat eine Tour auf einem größeren Boot gebucht, an einem der vielen kleinen Stände mit den bunten Fotos, die hier überall in dem Touristenort verteilt sind.

Warten auf den Bus, es wird ein größerer Bus, der noch mehr Touristen einsammelt, wir sind in einer polnischen Reisegruppe gelandet. Der Bus fährt noch ein ganzes Stück durch die Olivenhaine zum nächsten Hafen. Ein Zwischenstopp in der kleinen Bucht mit dem Schwefelwasser – hier gehe ich nicht mit meinem teuren Bade-Zweiteiler baden. Zwei Busse, noch mehr Touristen.

Umstieg in dem Hafen auf das schaukelnde Boot, der ganze Bus passt rein. Herumdüsen um die Nordspitze, zum Schiffswrack, das von gestern. Eine Fotoserie machen, mit Touristen und Bootsreling, das hoffe ich später am Computer aus mehreren Einzelbildern zusammenstückeln zu können.

Badestopp an einer Bucht mit einem imposanten Felsvorhang, Bond-Girl steigt aus dem Wasser. Weiterfahrt zu anderen Buchten mit türkisblauen Wasser und Bademöglichkeiten. Das massive Boot schiebt sich rückwärts in die Höhlen, Fotos mache ich keine mehr, die Motive sind weit entfernt von den Prospekten (das glitzernde Blau ist kaum noch zu erkennen). Hätten wir doch nur das kleine, private Boot genommen, Hätte er mich doch nur zurückgerufen, ich kannte mal einen mit einer Motoryacht, hatte ihm nach einem gemeinsamen Abend vor vielen Jahren meine Nummer gegeben.

Zurück zum Hafen, zurück mit dem großen Bus in den Touristenort Tsilivi. Kurz vor Oktober, das wird hier in wenigen Wochen eine Geisterstadt.

Nachmittagskaffee und -Crêpe in einer Bar, den späten Nachmittag noch ein letztes Mal schwimmen gehen, warmes Meerwasser, sanfte Wellen. Den schwarzen Bade-Zweiteiler, ein Strandkleid, trocken laufen, mit den Füßen in der Meeresbrandung. Eine in den Wellen dümpelnde Plasteflasche aufsammeln, die gehört hier nicht hin.

Den Abend noch in eine Cocktail-Bar, die auch ein Restaurant ist. Die paar wenigen Touristen, die Musik-Playlist, alles aus den Achtzigern. Das hätte so eine „Bar“ sein können. Vielleicht hat mich der eine am Tresen schon so angesehen, aber davon bekomme ich nichts mit, geschützt in meiner familiären Obhut (interessant: die bettelnde Katze am Tisch ist immer überall die Katze der Nachbarn).

Den nächsten Tag zurück, der Streik der Fluglotsen, vielleicht sogar der ganze geplante Generalstreik in Griechenland wurde noch einmal abgewendet …

[29.09.25 / 22:08] Gestern schon gedacht: Ich komme aus diesem Touristenort nicht weg – Heute endlich die Bustour: The most iconic photo spots of Zakynthos.

Schildkrötenstrand und Schutzgebiet, Kalamaki nahe Laganas

Wieder den frühen Vormittag, der Minivan schiebt sich rückwärts zum Hotel. Erster Stopp, der Aussichtspunkt hoch oben über Zakynthos Town, den wir zu Fuß niemals erreicht hätten.

Cameo Island, Zakynthos / September 2025 / Alter 43

Weiter zu dem Photo-Spot mit der kleinen Insel mit der kleinen Hängebrücke … sieht auf Instagram viel schöner aus, die Sonne steht um diese Uhrzeit extrem ungünstig. Zu viele Touristen nahe Laganas, ein wenig „Maya Bay Experience“. Vorher noch ein Stopp an dem Schildkrötenstrand.

Ich Cameo Island fotografierend, Zakynthos

Weiter über das Olivenölmuseum, kleinere Einkaufsgelegenheiten: „Dreh schnell die Preisschilder um, ich komme mit drei Touristen vorbei!“ Über die Westseite, hoch in den Norden der Insel, zu dem legendären Schiffswrack. Irgendjemand hat hier mal ein Foto gemacht, irgendjemand fand diese Bucht mal ganz toll, Raves haben hier stattgefunden, die jetzt gesperrte Bucht und der kleine Sandstrand waren mal übervölkert mit Stranddecken. Jetzt quetscht sich alles den kleinen Weg hoch oben die Steilküste entlang, nur für dieses eine, kleine Foto. Ich auch, wie stehe ich sonst da, vor meinen asiatischen Arbeitskollegen.

Myzithres Felsen, Zakynthos / September 2025 / Alter 43

Die Tour geht insgesamt fünf oder sechs Stunden und führt noch an weiteren Aussichtspunkten vorbei (viele verbrannte Bäume). Den Nachmittag wieder zurück im Hotel. Wechsel in den olivgrünen Bikini, Baden im Meer. Umziehen in mein olivgrünes Kleid mit weißen Flechtgürtel und Abendessen. Der Strand ist wieder um einige Meter kleiner geworden, die abgetragenen Spuren der letzten Flutnacht.

[28.09.25 / 21:31] Wieder für umsonst früh aufgestanden, Anruf unten an der Rezeption kurz vor dem Frühstück: Auch die geplante Bustour wurde verschoben. Draußen regnet es, ich taste es schon einmal an mit meiner olivgrünen Regenjacke … Geht doch, so schlimm ist es doch nicht?

Nach dem Frühstück den Sonntag Vormittag, Umplanen, eine spontane Tour zu Fuß, noch weiter raus, als bis zu dem venezianischen Wachturm gleich neben dem kleinen Hafen. Gefühlt ganz Tsilivi, alle Touristen, machen einen spontanen Spaziergang durch den Küstenort.

Nachmittags im Zimmer, der Wind und der Regen werden stärker. Soweit ich alle meine Balkonfotos noch dunkler und dramatischer in Szene setze, alle meine Statusbildchen werden mit einem Herzen geliked. Kein Wetter zum Rausgehen, wir bleiben drinnen. Den Tag vorher noch amüsiert hingenommen, ein kleiner Hamsterkauf im Mini-Markt um die Ecke, Wasservorräte und Zwieback-Trockenbrotscheiben als Snack. Kaffee und Kuchen gibt es unten im Frühstücksraum. Wo sind all die anderen Touristen draußen am menschenleeren Strand, nach drinnen? Engländer? Holländer?

Der Regen und der Wind wird nicht weniger, es scheint, als kreist dieses dunkle Tief über und um die Insel. Wir müssen irgendwann raus zum Abendessen, mein gekauftes Trockenbrot ist kein Ersatz. Es scheint nachzulassen, wir versuchen es in dem Restaurant um die Ecke. Erst drinnen, geschützt unter dem Dach der Restaurant-Terrasse, setzt der heftigste Regenschauer ein. Die Warnmeldungen den Nachmittag gestern, waren nicht übertrieben.

Den Abend auf dem Weg wieder zurück zum Hotel, ganze Wassermassen fließen die asphaltierten Wege und Straßen runterwärts zurück zum Strand, meine extra angezogenen Hi-Top-Plateau-Sneaker reichen dafür nicht. Die letzten hundert Meter zurück zum Hotel muss ich sie ausziehen, ich wate mit der bis zum Knie hochgekrempelten schwarzen Jeans knöcheltief in den „reißenden“ Fluten … fehlt nur noch, dass eine Ratte in dem Laternenschein an mir vorbeischwimmt.

[27.09.25 / 21:56] Wieder einmal nur ein Strandtag – Bond-Girl geht ins Wasser, mein schwarzer Bade-Zweiteiler … und mein Regenbogenhandtuch, Pride zeigen.

Der Morgen beginnt schon mit ein paar Wolken, den Vormittag zieht es sich zu. Diesig, Sonnenschirm, LSF 50, im Schatten auf der Liege auf der begrünten Hotelterrasse liegen. Das Hotel über die Treppe ins Wasser verlassen, nur ein paar Meter weiter sind die Wellen nicht mehr so stark … jetzt nur nicht ins Meer raustreiben lassen, bei den paar Schwimmzügen.

Nachmittags herumliegen, eingehüllt in meinem Regenbogenhandtuch. Später den Nachmittag, Kaffee und Kuchen, ein paar Schritte in dem Touristenort laufen.

Unwetterwarnung über Mobile Cell Broadcast (The Purge?)

Zurück im Hotel … The Purge? Der Cell-Broadcast auf dem Mobiltelefon lärmt: eine Unwetterwarnung für die nächsten vierundzwanzig Stunden, Gewitter. Damit könnte auch die Minibus-Tour für morgen ins Wasser fallen. Ich komme aus diesem Touristenort nicht weg.

Abendessen in einem griechischen Restaurant um die Ecke, mit original griechischer Musik. In der Reisegruppe bin ich die Einzige, die nicht rein vegetarisch oder vegan ist (Zakynthos Rabbit, scharf gewürzt).

Den Abend auf dem Balkon vom Hotelzimmer, es regnet bereits schon … ganz leicht. Ein Blitz? Vielleicht. Seegewitter sind schön – sofern sie fern am Horizont sind.

[26.09.25 / 22:00] Den Tag vorher an der Rezeption eine Bootstour ausgehandelt, heute morgen dann der Anruf: „gecancelt.“ Es ist über Nacht stürmisch geworden, zu viele Wellen dort draußen auf dem Meer. Wieder entspannt frühstücken, den Kaffeebecher vor dem Tor. Dann eben spontan umplanen – Stadtbesichtigung Zakynthos Town.

Mit dem öffentlichen Bus nur ein paar Euro, die paar Kilometer von Tsilivi Richtung Süden (ich lag falsch und war vor meiner Reisegruppe fest überzeugt, die Hauptstadt liegt nördlich).

Nach dem großen, historischen Erdbeben neunzehnhundert-nochwas ist (fast) nichts mehr an historischen Gebäuden stehengeblieben. Eine alte Kirche, ein großer Platz. Die neu gebaute Altstadt ablaufen … sehr, sehr wenige Touristen, fast schon leer.

Ein Orangensaft, ein Toast mit Spinat und Ei, ein Kaffee, wir tingeln durch die (Alt-)Stadt. Ein Hafen … so viel Wind ist doch gar nicht.

Den Nachmittag wieder mit dem Bus zurück. Duschen, Entspannen, zum Sonnenuntergang das Bistro / Beach-Bar neben dem Hotel – Königsgarnelen, Finger-Food. Es ist Freitag und ich habe mein Party-Outfit an – weiße Tunika, Zebra-Leggings mit Nietengürtel. Wo geht hier die Party? Den Abend durch die Main Road … fünf Bars zwischen den ganzen Souvenierläden und Restaurants. Tsilivi ist nicht Patong.

[25.09.25 / 21:40] Der venezianische Wachturm sieht von weitem viel größer aus, als näher dran. Das Wappen mit den Löwen im Mauerwerk ist gerade noch so zu erkennen. Den Tag nur Strandurlaub in Tsilivi.

Ich habe meinen grünen Bikini wieder hervorgekramt, passt super zu der weißen Tunika, die ich letztes Jahr in Thailand gekauft habe. Den Weg vom Hotel am Strand in Südrichtung (der Turm), Baden am Tor mit den Treppen vom Hotel, den Weg am Strand in Nordrichtung, den Bikini den frühen Nachmittag, nach einer kurzen Zeit auf der Liege, wieder trocken laufen.

Umziehen am späten Nachmittag – ich kombiniere die weiße Tunika mit der grünen Zebra-Leggings und dem hellen Unterkleid aus pflegeleichter Seide. Abendessen in einem noblen Bio-Organic-Restaurant – teuer, aber lecker (vegane Moussaka).

Tsilivi ist ein reiner Touristenort … aber eine Parzelle neben dem Hotel ist noch leer, dort steht eine kleine Olivenplantage. Finde die Zikade!

[24.09.25 / 23:11] Zakynthos? Wo? Die Insel schräg unterhalb von Italien, gegenüber vom griechischen Festland.

Von Frankfurt mit dem Flugzeug, ein kleines Flugzeug für eine kleine Insel. Noch vor Sonnenuntergang angekommen, mit dem Touristenbus nur zwei Stopps, das „venezianische Hotel“ gleich am Wasser. Erst einmal ankommen, erst einmal den Abend etwas essen, die Beach-Bar in dem Touristenort Tsilivi gleich nebenan. Einen Mini-Markt finden, eine Flasche Wasser kaufen … Sonnencreme LSF 50? Wird reichen. Entspannen auf der Zimmerterrasse mit Meerblick. Alleine bin ich nicht … meine Begleitung(en): Zug verspätet, warten vor dem Terminal (ich nervös), ewig lang herumbummeln im Duty-Free, Boarding startet schon (ich noch nervöser). Kein Stress.

[16.09.25 / 13:23] Beine rasieren, Duschen, Make-up auftragen, die Zwei-Farben-Lidschatten-Palette, schwarzer Mascara und Kajal, das orientalische Parfüm hinten auf den Nacken und die zwei Flecken Patchouli hinter den Ohren. Die Netzstrumpfhose mit dem Blumenrankenmuster, das schwarze One-Shoulder-Kleid, die Perlenkette, der marokkanische Armreif, der andere silberne Armreif und der Ring mit dem grünen Stein. Die absatzlosen 22-Loch-Schnürstiefel und die Punker-Lederkutte. Meine kleine, schwarze Handtasche – auf dem Weg zu den S- und U-Bahn-Stationen den beginnenden Abend in Berlin sehe ich viele junge Frauen, die genau so herum laufen. Wieder meine zwei Stationen auf die Südseite vom Spreekanal, zu dem Club für das schwarze Festival. Der Weg ist schnell zu laufen, ich bin pünktlich um zwanzig Uhr für den Einlass da. Festival-Armbändchen vorzeigen, natürlich ganz in Schwarz. So viele sind noch nicht da, wird es diesen Abend auch so voll, wie den letzten Abend?

Die erste Band spielt wieder draußen auf dem Paradise-Floor, ich habe schon meine erste Flasche Wasser geholt. Die Band, die den Abend beginnt, sie ist uralt, aus der Frühzeit der Achtziger, ich habe sie zuerst vom Namen nicht erkannt … da war doch was? Sie spielen ihre Songs, die beiden Herren, den weiblichen Gesangspart muss eine viel jüngere Gastsängerin übernehmen. Und dann werden die ersten Noten ihrer alten Songs gespielt, jetzt kommt alles zurück, klar, kenne ich die. Ich bin immer noch (fast) textsicher, ich habe ihre Songs auf meinem alten Radiosender hoch und runter gespielt! Ob das jemals funktioniert hat, ob die jemals Tantiemen dafür bekommen haben? Meine vorproduzierte Radiosendung lief auf einem US-amerikanischen Streamingsender, für den ich monatlich ein paar Dollar für das Ausstrahlungsrechte-Management abdrücken musste, der Streamingsender ist dann insolvent gegangen oder wurde verkauft. Ich glaube nicht, dass die beiden deutschen Herren dafür jemals Geld bekommen haben, oder auch nur von der Existenz meines Übersee-Piratensenders erfahren haben. Ich hatte in der Spitze bis zu dreihundert Stunden Musikhörer … im Monat.

Die nächste Band, ich wechsele auf den Main-Floor … satanisch angehauchter EBM? Ritual-Black-EBM? Weihrauchschwaden in der Luft? Ich stehe bequem hinten in der Menge und betrachte die Szenerie. Gefällt mir. Und dass ich gleich neben mir an der Wand einen Haken für meine Lederjacke finde und einen schmalen Bar-Tresen für meine Tasche und meine Flasche … ich richte mich perfekt ein in meinem kleinen Wohnzimmer.

Die dritte Band später den Abend, wieder draußen auf dem Paradise-Floor, ich habe zu viel Zeit draußen verbracht, irgendjemand hat mich angesprochen und gefragt, ob ich in einer Band spiele, weil er glaubt, mich zu erkennen. Ich verneine das kurz, er geht wieder weg … er wird nicht wirklich mich meinen, ich habe zwar ein paar Songs von mir ins Internet hochgeladen, wo ich auf den Synthesizern und Drum-Computer mein „Pow-Wow“ trommele – aber das ist weit davon entfernt, irgendwie bekannt zu sein. Realistisch gesehen, mich kennt keine Sau … er muss mich verwechselt haben. Noch in Gedanken betrete ich den aus Holzwänden gezimmerten zweiten Floor draußen im Garten, weit komme ich nicht, schon am Eingang staut sich alles, die Hütte ist voll.

Bevor ich im Eingangsbereich zerquetscht werde, nur mit einem bescheidenen Blick aus den hintersten Reihen auf die Sängerin vorne auf der Bühne, versuche ich es, wieder draußen, über die Kunststoffglasfenster, aber das ist doof, hier höre ich ja nichts. Eine Flasche Wasser an der Bar … wenig später versuche ich es erneut im Eingangsbereich des Floors, jetzt mit einem halben Meter weiter und nicht mehr ganz so eng voller Menschen.

Die vierte und letzte Band, auch nur wieder eine Solokünstlerin an ihren Synthesizern. Dieses Mal stehe ich weit vorne auf einer der seitlichen Holzpodeste des Main-Floor und habe den besten Blick des gesamten Festivals auf die Bühne. Ihre Songs … ist das ihr Pronomen? Ihre Musik ist richtig gut, es gibt nur wenige, die so gut mit Synthesizern umgehen können – und ihre Stimme, operettenhaft? Auf jeden Fall trainiert. Ich spiele schon mit dem Gedanken, später am Merchandise-Stand nach einem Album von ihr zu suchen, aber so kleine Underground-Künstler haben nie das Geld, etwas in hoher Stückzahl pressen zu lassen. Ein Song kommt mir bekannt vor, den habe ich schon im Internet gehört, eines meiner YouTube-Abonnements kuratiert Playlisten der kleinen Künstler dieser noch viel kleineren Szene.

Mitternacht, alle wechseln wieder rüber von dem Main-Floor auf den Paradise-Floor draußen im Garten, der letzte Programmpunkt, keine Bands, Drag Shows! Darauf freu ich mich schon, seit ich den Flyer dieses Festivals Pfingsten bei dem anderen Festival eingesteckt habe. Die Drag Queen führt durch das viel zu kurze Programm und animiert die Gäste, auf die Frage, wer denn noch nicht auf einer Drag Show war, melden sich ganz vereinzelt, ganz wenige … vielleicht fünf. Auch dieses Mal, die Hütte ist voll, aber es besteht noch genug Platz für einen schmalen Gang durch das Publikum, durch den die Drag Queens mit viel Kontakt ihre Shows von der Bühne abseits performen können. Drei Drag Queens in aufwendigen, „gruftigen“ Kostümen – und ein Drag King! Wow … Und was für ein Kostüm! Und Make-up … so pechschwarz, so düster, so magisch. Die Posen des Drag Kings … mache ich das manchmal auch? Ich bin verwirrt und zugleich verzaubert.

Die Show ist wirklich viel zu kurz, ich hätte gerne mehr davon gesehen. Bis nach ein Uhr die Nacht sitze ich noch oben auf der Dachterrasse schräg über der Bar. Noch zwei Stunden bis drei Uhr nachts … mein Plan, bis vier Uhr im Hotel, schlafen bis zehn, Frühstück gegen elf, Check-out um zwölf. Diese zwei Stunden will ich tanzen, ich bin nicht müde.

Ich wechsele von der einen Tanzfläche auf die andere und wieder zurück auf die eine. Drinnen der Main-Floor, zu schnelle, harte Beats, draußen der Paradise-Floor, Achtziger-EBM, weniger schnell, gleich hart, das ist nicht der Club mit den Betonwänden von vor über zehn Jahren auf der anderen Seite der Spree. Tanze ich? Ich sitze auf einer Bank, es wird immer voller, ich kann hier nicht mehr sitzen. „Are you O.K., Madame?“ Ich fühle mich etwas beengt. Nach draußen Luft holen, wieder auf den Main-Floor, die dunklen Gemächer, die rot angeleuchteten Mauerwände, der ganze Nebel. Die Musik passt, ich kann mich fallen lassen, mich ganz hingeben. Ich habe den kleinen Haken an der Wand für meine Jacke wiederentdeckt, auch meine Tasche und meine Flasche Wasser stehen wieder auf dem schmalen Holzbrett. Ich tanze wie ich nur kann in meinem schwarzen One-Shoulder-Dress.

Irgendwann, es wird kühler, es ist nicht mehr so voll, Punk-Songs werden angespielt, ich ziehe meine Lederjacke über, das Tempo ist nicht mehr so schnell. Eine Toilette muss ich noch suchen, bevor ich gehe … drinnen wie draußen die Toiletten, es gibt keine Klobrille in den Kabinen. Unmengen an Klopapier, bevor ich mich irgendwo hinsetze.

Drei Uhr nachts, noch einmal der Blick runter von oben auf der Dachterrasse auf den gartenartig angelegten Innenhof mit den interessanten, schwarz gekleideten Gästen, dieser zweite Abend hat mir noch viel mehr gefallen, als der erstere … ich ziehe es in Erwägung, nächstes Jahr wiederzukommen. Alle Festivals, von denen ich Flyer habe, die sind immer irgendwo weiter weg in Deutschland, meine Gegend ist Leipzig und Berlin. Über die zwei Stationen mit U- und S-Bahn zurück zum Hotel … ab drei Uhr nachts hängen die merkwürdigen Gestalten in den U-Bahnhöfen ab.

Ich bin schon wieder vor dem Wecker wach, wenigstens 9:30 Uhr, nicht zehn Uhr. Nach Abschminken im Hotelbadezimmer und ins Bett fallen gegen vier Uhr, wieder nur fünfeinhalb Stunden Schlaf. Opulentes Frühstück. Danach duschen, zusammenpacken, Check-out noch vor um zwölf Uhr. Zweiten Kaffee in der Espresso-Bar im Ostbahnhof, bis mein Zug um kurz vor dreizehn Uhr fährt, vergeht noch eine Stunde. Der Regionalexpress wird voll … einsteigen im Ostbahnhof sichert die letzten freien Plätze oben im Doppelstockwagon.

Solitär, Solitär, Solitär … Im Internet surfen, ein wenig Musiktheorie. Mein neuer Song, er steht noch ganz am Anfang, die ersten Takte habe ich vor einem Wochenende schon angespielt: eine Mischung aus Detroit-Techno und Acid-House, 4/4 straight to the floor, ich will die TR-909-Sounds verwenden, nur Base Drum und Claps, mit Accent, ein einzelnes Open Hi-Hat ganz hinten, den Trick macht der Rimshot: auf der „1“ und mit einen Delay-Effekt im 3/4. Die Textpassagen singe ich bei 130 BPM, der analoge Synthesizer spielt ein Arpeggio die Tonleiter aufwärts … acht Noten? Ich gehe auf Pentatonik und die EBM-spezifische, „ägyptische“ Tonleiter. Eine Idee für die Bass-Sequenz fehlt mir noch, welche Akkorde ich nehme, steht auch noch nicht fest. Der Song lebt von den Texten, die ich singe, die steigern sich hinein … da ist alles drin, von den kühlen, dunklen Hotelzimmern von ihm verlassen zu werden.

Nächster Halt Magdeburg, der Zug endet hier. Weiter geht es, noch dreißig Minuten bis sechzehn Uhr den Sonntag, mit der schaukelnden Regionalbahn. Zurück in mein Heimatkaff. (Ende Teil 3/3)

[16.09.25 / 13:22] Den Wecker auf meinem Smartphone hätte ich nicht gebraucht, draußen auf dem Bahnhofsvorplatz dreht eine Kehrmaschine vor meinem angekippten Hotelfenster ihre Runden. 8:30 Uhr, stehe ich jetzt schon auf? Noch etwas liegen bleiben, fünf Stunden Schlaf. Das Frühstück begehe ich genauso, wie ich es geplant habe: wenn es bis elf Uhr angeboten wird, ich um zehn Uhr da hin gehe – und mich erst danach, zurück im Hotelzimmer meiner Morgenroutine widme, dann kann ich so weit meine knappe Schlafenszeit das Festival-Wochenende optimieren, wenn ich einfach nach dem späten Aufwachen aus dem Bett falle, ein T-Shirt überziehe und die Jeans, und zum Frühstück schlurfe … besser als die andere Idee, um sechs Uhr aus der Disko fallen und das Frühstück noch vor dem Schlafen legen mitnehmen.

Es ist gebucht, es ist im Preis drin: zwei Brötchen, Croissant, Marmelade, Nuss-Nougat-Creme, Obstsalat, Bircher-Müsli, ein Frühstücksei, ein Apfel oder eine Birne, ein Glas Orangensaft, eine Tasse Kaffee … den aus dem Automaten. Genüsslich verspeise ich mein hartgekochtes Frühstücksei und lebe mein deutsches Klischee. Das ist Berlin, ich werde hier immer gefragt: „English or German?“

Den Sonnabend habe ich mir etwas vorgenommen: wenn ich schon in Berlin bin, ich will mal so eine richtige Touristen-Tour machen. Unten an der Rezeption, die haben da so ein Stapel Papierkarten in A3, ein Touristenplan, eine Straßenkarte der inneren Bezirke in Berlin und eine Karte mit den U- und S-Bahnen, mehr brauche ich nicht. Alles ist darauf eingezeichnet. Meine Route für den Tag: das Brandenburger Tor, das Holocaust-Mahnmal, der Reichstag, die Gedenkstätte der Berliner Mauer – alles Touristen-Hot-Spots – und bis auf das Tor, habe ich die alle noch gar nicht gesehen … nur im Fernsehen.

Punker-Girl geht aus, schwarze Jeans und Nietengürtel, schwarzes T-Shirt, schwarze Lederjacke, schwarze Sonnenbrille, meine kleine Handtasche und die Hi-Top-Sneakers – mit schwarzen Schnürsenkeln. Erste Haltestelle: über den Alexanderplatz mit der U- oder S-Bahn zum Brandenburger Tor … fährt hier überhaupt eine Bahn? Unregelmäßig … This is Berlin. Touris wie Einheimische bleiben entspannt. Ausstieg oben am Brandenburger Tor, das letzte Mal vor zig Jahren gab es hier noch Händler mit DDR-Devotionalien.

Touristen knipsen das Brandenburger Tor, ich knipse die Quadriga oben drauf … interessanter Fernsehbeitrag auf arte: das ist die Retourkutsche. Weiter auf die andere Seite des Tors, eine doofe, aufgebaute Bühne versperrt mir den Blick durch das Tor auf den Fernsehturm und den Ostteil der Stadt. Irgend so eine Demo mit Gaza oder so, sie wird gerade aufgebaut, die ersten Menschen finden sich ein, blaue Friedensfahnen, prominente Redner, nicht meine Partei. Ich gehe daran vorbei und versuche den größtmöglichen Abstand. Die Polizei hat alles im Griff, weit angelegte Felder von Absperrgittern trennen die Passagen von Touristenströmen und Demoteilnehmern. Ich finde meinen Weg hin zu dem in der Nähe gelegenen Holocaust-Mahnmal und dem Steinfeld.

Ich wandere durch die stummen Stelen, je tiefer ich in das symmetrisch angelegte Feld eintauche, desto mehr ergibt sich mir die Atmosphäre. Jeder Stein steht für die tausenden, ermordeten Juden. Das Feld an sich ist gar nicht so mahnend … viel bedrückender wird es unten in der Ausstellung.

Der Eingang ist oben, nur ein größerer Kubus, daneben die Treppe nach unten, nur wenige werden hineingelassen, unten soll es nicht zu voll werden, aber so viele sind um die Mittagszeit gar nicht da. Einlasskontrolle, Metalldetektoren, ein lautes Piepsen, ich lifte mein T-Shirt … Nietengürtel. Weiter hinein in die ersten Räume.

Die großen Tafeln mit der Geschichte der Judenverfolgung von 1933 bis 1945 überfliege ich … alles schon einmal irgendwo gehört oder gesehen, in der Schule behandelt, meine Großonkels hatten alle eine fesche Uniform. Interessanter und bedrückender wird es einen Raum weiter: hier sind Textpassagen hell erleuchtet in den Boden eingelassen (und ich habe immer noch die Sonnenbrille auf). Tagebuchaufzeichnungen, Briefe der Menschen, die das alles durchlebt haben … nur nicht überlebt. Emotionale Gedankenfetzen, Echos der Toten, mit den Bildern an der Wand in den anderen Räumen haben ein paar von ihnen ein Gesicht. Ich erinnere mich an die beiden, deren Porträtfotos ich in den Schredder gegeben habe. Sie bleiben in meiner Erinnerung. Ich lese die Texte, sie gehen mir nah, auch ich schreibe Tagebuch und habe meine Ängste mit dem neu aufkommenden Faschismus … ich bin als unsichtbare trans Frau die erste, die es dann erwischt.

Wieder draußen, oben auf der sonnigen Oberfläche … nicht ganz so sonnig, Wolken ziehen auf, gut so, Sonnencreme habe ich zwar dabei, aber nicht aufgetragen. Zu Fuß am Brandenburger Tor vorbei, die paar hundert Meter zum großen Reichstagsgebäude – ich will es fotografieren, ich will mal dagewesen sein, ich kenne es nur aus dem Fernsehen, die Nachrichten auf den Öffentlich-Rechtlichen. Große schwarz-rot-goldene Flaggen wehen im Wind, eine Europa-Flagge ist auch noch da. Nur eine Regenbogenflagge nicht … aber auf dem Weg, die Suche nach der nächsten U-Bahn-Station … die ist in Regenbogenfarben angemalt! Yeah … Irgendwo musste sich ja so etwas verstecken.

Eine Bahn fährt hier nicht, ich gehe wieder zurück zum S-Bahnhof am Brandenburger Tor, ich zähle mindestens drei Demos oder Kundgebungen und werde von den Polizisten durch die Absperrgitter geleitet. Mit der S-Bahn über einen Umstieg zur Haltestelle Nordbahnhof, zur Gedenkstätte der Berliner Mauer.

Tage vorher, ich habe im Internet geguckt, wo ich alles hin will. Es gibt noch Mauerabschnitte, die stehengeblieben sind, das an der Gedenkstätte beim Nordbahnhof ist der am größten erhaltene. Meine Musikszene, die Wave-, Goth- und EBM-Szene, sie ist so anachronistisch tief in den Achtzigern stehengeblieben, solche Punkte wie Kalter Krieg, Berliner Mauer und West-Berlin sind omnipräsent, die ganzen Songs von damals handeln nur davon. Ich will ein Mauer-Selfie. Ich fahre da nur hin, um Fotos zu machen, die ich so in Szene setzen werde, als wäre die Zeit und die Mauer noch stehengeblieben. Ich verfremde sowieso meine ganzen Fotos auf alt, die Film-Farbpalette, die dezente Körnung. Ich lebe das Gefühl der Underground-Szene der Achtziger. Meine Ausrede: ich fand Punks schon damals cool, als Kindergartenkind 1985.

Ausstieg am Nordbahnhof, ich hätte den anderen Ausgang wählen sollen, dann wäre ich gleich dagewesen, so irre ich auf der gegenüberliegenden Seite umher und muss mich noch mit meinem Papierfaltplan und den Straßenschildern orientieren. Dunkle Wolken ziehen auf … wird es regnen? Die ersten Tropfen treffen meine Haut … ich habe keinen Schirm dabei, nichts.

Selfie an der Berliner Mauer / September 2025 / Alter 43

Den Straßenzug mit den letzten Mauerabschnitten finde ich bald. Düsteres Wetter, ideal für düstere Selfies. Die hohe Mauer wirkt gleich noch viel deprimierender. Ich will Fotos von der Westseite machen, ich will so tun, als wäre ich in West-Berlin. Bröckelnder Mauerputz, durchscheinender Stahlbeton. Die Graffiti sind auf der Innenseite, der frei begehbaren Ostseite der Mauer. Auch hier mache ich ein paar Selfies.

Selfie an der Berliner Mauer / September 2025 / Alter 43

Es beginnt doch etwas stärker zu regnen, ich flüchte in das eine Café oder Bistro neben dem Museum. Gefühlt sechzehn Uhr den Sonnabend Nachmittag, Zeit für eine Tasse Kaffee aus dem Pappbecher und ein kleines Stück Pflaumen-Streusel-Kuchen, den größten Teil des kurzen Regenschauers habe geschützt überstanden. Eine kleine Pause.

Wieder zurück an der Mauer, das Gelände der Gedenkstätte erstreckt sich auf mehrere Abschnitte. Ein Teil ist nicht begehbar, es ist angelehnt an den städtischen Friedhof daneben, ein Sarkophag für die vielen, die auf der Flucht über die Grenze hier irgendwo erschossen worden. Auch in meiner Familie kursieren Geschichten von Jugendfreunden, die rübermachen wollten und dann ohne Spur verschwanden. Der eingezäunte Sarkophag mit dem Wachturm und dem Kiesbett wirkt noch viel mehr bedrohlicher und deprimierender. Das Feld daneben mit den dokumentierten Überresten der Grenzanlage, ich laufe es die ganze Strecke von hinten bis zur Mauer ab und stelle mir vor, wie unmöglich das zu überwinden ist. Wie ich es schon den ganzen Tag tue, jedes Mal wenn ich die Pflastersteine in den Wegen und Straßen sehe, die den alten Grenzverlauf der geteilten Stadt abbilden, ich springe in den Westteil, ich laufe nicht, ich gehe nicht, ich mache rüber.

Zurück über die S-Bahn-Station Nordbahnhof – die auch eine kleine interessante Ausstellung enthält – den späten Nachmittag zu meinem Hotel in der Osthälfte der Stadt. Am Alexanderplatz steige ich für einen kurzen Halt aus, irgendwo noch etwas essen, einen Falafelteller. Den kurzen Abstecher in ein Kaufhaus, das mit den Designer-Outlets, hätte ich mir sparen können, das frisst nur Zeit. Zeit, die ich den Abend im Hotelzimmer brauchen werde, um mich wieder ausgehfertig für die Nacht zumachen. (Ende Teil 2/3)

[16.09.25 / 13:21] Endlich wieder ein kleines, gruftiges Festival in Berlin? So etwas gab es da schon seit über zehn Jahren nicht mehr, seitdem das „Drop Dead“ weg ist. Das neue, kleine Festival ist ziemlich nah dran … einige Personen aus dem Umfeld der vergangenen Jahre tauchen hier wieder auf … ich auch.

Den Freitag habe ich schon Urlaub genommen, ganz entspannt, nichts Donnerstag nach der Arbeit machen lassen, alles in den Freitag Vormittag schieben, Tasche packen, Beine rasieren, meine Kleiderauswahl überdenken – ich will das schwarze One-Shoulder-Kleid den Abend und die Nacht anziehen, mit den absatzlosen 22-Loch-Schnürstiefeln. Trage ich etwas darunter, ein Unterhemd, ein BH? Passt alles nicht, nur das Kleid pur … BHs werden überbewertet. Schmuck ganz klar: der marokkanische Armreif, alles an Silber und meine Perlenhalskette, die Idee stand schon seit ein paar Tagen, die Perlenkette würde richtig gut zu meinem kurzen, schwarzen Abendkleid passen. Ich zögere noch … ist das wirklich angemessen für eine Grufti-Party? Ja. Die Perlenkette muss mit. Schwarze Punker-Lederjacke, für alle Fälle noch den schwarzen Kapuzen-Hoodie und die Regenjacke in Tarnfarben. Einen Schirm nehme ich nicht mit, könnte stürmisch das Septemberwochenende in Berlin werden. Die kleine olivgrüne Sporttasche geht gerade noch so zu … sie ist allein zur Hälfte gefüllt nur mit dem Paar Stiefel – und die dicke Waschtasche muss auch noch drauf.

Ich stehe den Freitag später den Vormittag auf, Vorschlafen, Beine rasieren ist Routine. Frühstück wie gewohnt, Ticket für das Festival ist auf dem Smartphone – ich versuche es mal ohne Papier. Mittagessen, den „Bahn-Dress“ anziehen, schwarze Jeans und „Gothic-Pogo-Fan-Merchandise-T-Shirt“, ich werde wieder zum Bahnhof um die Ecke gefahren. Pünktlich vierzehn Uhr stehe ich am Gleis und warte auf meinen Regionalzug. Punkerkutte, Sonnenbrille – für dieses Wochenende die kleine, schwarze Handtasche von Coccinelle (ich habe zwei).

Viele Menschen, aber es ist Freitag. Umsteigen in Magdeburg, hier bekomme ich noch einen Sitzplatz. Weiter nach Berlin, ich bin die Strecke vor zwei Wochen schon in dem Doppelstockwagon oben gefahren, noch mehr Menschen, ich muss meine Tasche vom Nebensitz räumen.

Ausstiegsstation für mich: der Berliner Ostbahnhof, unweit den Hotels und der Festival-Location von vor mehr als zehn Jahren, ich war hier überall schon. Wie praktisch, mein Hotel ist das „Intercity“ gleich am Bahnhof, ich müsste nicht einmal bei Regen nach draußen gehen.

Einchecken, mein Zimmer in der ersten Etage, Straßenseite … schade, ich bin doch Eisenbahnfreund, ich hätte mich doch auf einen Blick auf die Gleise gefreut. Das Fenster ist stark gedämpft und war vielleicht schon länger nicht offen, Temperaturen jenseits von Sommer. Schnell ins Bad, Beine weiter rasieren, Einlass bei dem Festival, zwei Stationen mit der S- und der U-Bahn weiter, rüber auf die andere Spreeseite, ist gegen neunzehn oder zwanzig Uhr. Ich vertrödele die Zeit mit dem Auspacken und alles in den Schrank hängen … bloß nichts auf das Bett legen, alle Kleidungsstücke davon isolieren, meine Sporttasche hoch oben auf dem offenen Kleiderbügel zwischen den beiden Schränken hängen … die Verwandtschaft hat in den letzten Wochen unangenehme Erfahrungen gemacht, mit kleinen, schwarzen Krabbeltieren in Polster von Bussitzen und Hotels, östliches Ausland, so wie heimisches Inland. Nur ein paar einfache Regeln: Um Himmels willen, leg nichts auf’s Bett! Häng oder leg alles hoch!

Ins Bad verschwinden, Make-up vorbereiten, noch liege ich gut in der Zeit. Ich habe endlich die Lidschattenpalette mit eingepackt, die gefühlt schon seit zehn Jahren bei mir zu Hause ungeöffnet im Badschrank lag. Ich entferne die Plastefolie … so viele Farben, so viele Rot- und Rosa-Töne. Ich brauche eigentlich nur zwei Farben: das dunkelste Grau-Schwarz und das hellste Besch-Glitzernde. Ich habe mir den späten Abend noch YouTube-Tutorials angesehen: eigentlich ist es ganz einfach, den dunklen Lidschatten kreisend in die äußere Hälfte des Augenlides und der Falte eintupfen, den hellen Lidschatten auf die innere Hälfte des Augenlides, bis zum „Tränenpunkt“ an der Nase, die andere dunkle Farbe – mit dem freien Zeigefinger eine Linie bilden, zwischen Ende des Lids und dem oberen Ende der Augenbraue, nichts darunter auftragen. Als Finish alles noch mit dem anderen Pinsel mit Schwung nach außen verblenden. Geht doch, ich schaue mich in dem hellen Badezimmerspiegel an. Schwarzen Mascara auf die Wimpern aufbürsten, schwarzen Kajal oben und unten auf das Augenlid nachziehen, Brille aufsetzen … kurze Korrekturen … alles wieder mit dem kleinen Pinsel rauchig verblenden, zu schade, das die Sonne noch nicht ganz untergegangen ist und ich die letzten Meter in der dunkelsten Dämmerung noch meine Sonnenbrille aufsetze. Mein Kleid anziehen, meine Stiefel anziehen, die Schnürsenkel durch die zweiundzwanzig Löcher fädeln, die schwarze Punkerkutte anziehen, meine Handtasche über den langen Schultergurt umschwingen, Hotelkarte greifen, ich bin ausgehbereit.

Nur eine Station bis zur Warschauer Straße, dann mit der U-Bahn weiter über die Brücke, zum Bahnhof Schlesisches Tor … ist das noch Kreuzberg? Viele Menschen, viele „Party-People“, ich bin niemals allein. Ich laufe die Richtung, die ich denke, die richtig ist. Blick auf die Offline-Karte auf meinem Smartphone: ja, ich bin wirklich richtig. Nur noch ein paar hundert Meter … ich ziehe eine riesige Wolke an Patchouli hinter mir her.

Den Club erreiche ich wenig später, ein Seitenkanal zur Spree ist meine Wegmarkierung. Es stehen schon ein paar schwarz gekleidete Leute am Eingang, mit Gittern abgesperrt, falls später noch mehr wartende Festivalgäste dazukommen. Mein Ticket auf dem Smartphone vorzeigen, kurz mit der Taschenlampe in meine kleine Handtasche leuchten lassen, bis auf die Schminkrolle und meinem Brillenetui ist da nichts drin, EC-Karte und Smartphone in den schnellen Reißverschluss-Seitentaschen, die kleine Tasche ist wirklich sehr praktisch. Ich werde hineingeleitet in den Club.

Hier war ich noch nie, der ist neu. Ich betrete die dunklen Gänge, erforsche, wo mich meine Schritte hinführen. Musik von irgendwo, ist das die dunkle Tanzfläche? Weiter durch die verwinkelten Gänge … eine Unisex-Toilette. Wieder zurück, die Wege einprägen, die offene Tür nach draußen zu dem Innenhof finden … bewaldet, begrünt, beleuchtet, atmosphärisch … ach, wie schön! Ein Teich, eine kleine Brücke! Wie im Wunderland, ich bin entzückt. Irgendwo dahinten, alles wirkt, wie improvisiert zusammengezimmert, ein Anbau, die zweite, große Tanzfläche, wo später den Abend, nur noch wenige Minuten, die erste Band auf der Bühne stehen wird. Ich erforsche den Rundgang weiter, über einen Glasanbau, vielleicht war das früher mal ein Gewächshaus, finde ich mich wieder am Eingang des Innenhofes wieder, gleich neben der Draußen-Bar. Eine Flasche Wasser bestellen, wie angekündigt, keine Barzahlung, nur Karte. Die Dachterrasse über mir entdecke ich auch, die werde ich später die Nacht noch besuchen.

Die erste Band, geplant um zwanzig Uhr, auf der Bühne draußen, genannt der „Paradise Floor“. Die Berliner Band habe ich schon zwei oder dreimal gesehen, er nimmt sich mit der Bühnenshow zurück, sie spielt weiter am Synthesizer, die Musik ist eigentlich gar nicht so schlecht. Es ist voller geworden, die Leute begrüßen sich im Publikum und draußen, das Festival beginnt.

Die zweite Band, drinnen auf dem „Main Floor“, ich hatte es nicht gleich erkannt, ob da eine Bühne steht oder nicht, es war nur ein kleiner, unscheinbarer Kasten aufgebaut … die Musik kommt vom Band. Ich stehe hinten auf einer Empore, aus Holz gebastelt. Rauchschwaden füllen den Raum, Räucherstäbchen? Nebel aus der Nebelmaschine strömt überall hervor, die Musik beginnt finster und schleppend. Gefällt mir, könnte etwas werden. Synthesizerklänge, das ganze Festival ist elektronisch, der Sänger, die Sängerin? Keine Ahnung, ist nicht wichtig. Der Raum ist voll, Unmengen Menschen wollen die Performance sehen – und dann brechen die Beats los! Harscher Elektronikklang … zu heftig für mich? Die Leute tanzen und stampfen, von all den Schwingungen falle ich schon runter von dem überfüllten Holzpodest. Es fing gut an, aber ich glaube, ich muss doch einmal kurz nach draußen gehen, meine kleine Flasche Wasser ist alle, zurück zu der ruhigen Bar.

Die dritte Band, darauf habe ich mich gefreut, geplant so gegen zweiundzwanzig Uhr (ich habe die Time-Table fotografiert), draußen auf dem anderen Floor, die vielen Menschen sind noch drinnen, hier draußen habe ich wieder viel Platz für mich, der Floor hier hat sogar große Kunststofffenster mit Blick nach draußen, in den entzückenden Garten.

Die beiden an ihren Synthesizer, sie bauen alles auf, kommen wenig später wieder in ihrem Bühnenoutfit zurück. Sie fangen an zu spielen … viele neue Stücke? Ich hatte sie mehr Punk-lastig in Erinnerung, weniger poppig. Gegen Ende des Auftritts verkündet der Sänger, zum Entsetzen aller im Publikum, das sich die Band wohl auflösen wird. Ohh … Homoerotische Anspielungen, sind sie ernsthaft gemeint, oder doch nur amüsierend? Ich bin mir nicht sicher …

Die dritte Band, wieder drinnen, eigentlich nur einer, er spielt schon, als ich den kleinen Raum, verspätet nach den Abschiedszugaben der anderen beiden, betrete. Ist er es? Auf dem Flyer und den YouTube-Videos sah er noch anders aus. Malaka … Er hat seine Haare gefärbt. Auch diese Musik wird elektronisch sehr schnell und um einiges härter, als ich es erwartet habe, ich hätte mehr als ein YouTube-Video ansehen sollen.

Ich fühle mich etwas entkräftet … werde ich müde? Es ist doch noch gar nicht Mitternacht? Oder doch schon? Ich hatte doch extra Urlaub genommen und bin nicht schon um sieben Uhr früh für die Arbeit aufgewacht, ich muss doch noch ein paar Stunden durchhalten, bis die DJs hier auflegen, die ich alle schon im Publikum entdeckt habe. Draußen wieder auf der Paradies-Tanzfläche, die letzte Band für diesen ersten Festival-Abend, auch wieder ein Solokünstler – und er beginnt seine Songs sperrig langsam … Durchhalten, Honey!

Weit nach Mitternacht, ich wechsele zwischen den beiden Tanzflächen hin und her, die vierte Flasche Wasser in meiner Hand. Hoch oben auf der Dachterrasse war es noch ganz angenehm, hier sitzen nicht so viele. Unten auf den beiden Tanzflächen halte ich es nur bis zwei Uhr nachts aus, viel getanzt habe ich nicht, ich bin zu müde, ich muss gehen. Ich habe es doch nicht geschafft, bis zur erhofften Italo-Disco-Stunde der alten beiden DJs gegen drei Uhr durchzuhalten. Vielleicht morgen. Ich laufe wieder über die Kreuzberger Straßen meinen Weg zurück zu der U-Bahn-Station … gefürchtet vor betrunkenen, anpöbelnden Leuten und kriminelle Jugendgangs, die mich abziehen? So viele Party-People hier, so viele feiernde Menschen, so viele hell erleuchtete Straßenlaternen, dichter Verkehr an laut aufheulenden, aufgemotzten Poser-Autos … dunkle, verlassene, gefährliche Straßen sehen anders aus. Dann die S-Bahn-Station an der Warschauer Straße auf der anderen Spree-Seite, ich weiß, dass da hinten die großen Clubs sind, dichtes Gedränge an jungen Menschen, der ganze Straßenzug ist eine einzige Disko.

Mein Weg durch die Hallen im Ostbahnhof, hier bin ich wieder fast alleine, aber es ist so hell erleuchtet. Der Eingang zum Hotel ist gleich neben der automatischen Schiebetür nach draußen. Zurück zum Fahrstuhl in der Lobby, eine Etage, mein Zimmer – Fenster großflächig aufsperren und kühl durchlüften, währenddessen ins Bad verschwinden und mit den Abschminktüchern mein ganzes Augen-Make-up wieder entfernen. Das Pulver vom Lidschatten hält doch nicht so ganz, da muss ich mir noch Tricks aneignen. Drei Uhr nachts, Fenster wieder angekippt lassen, Vorhänge zu und mit Ohrstöpsel ins Bett fallen … noch sieben Stunden bis zum geplanten Frühstück um zehn Uhr. (Ende Teil 1/3)

[15.09.25 / 19:34] Das letzte Wochenende vor meinem Urlaub, noch eine Motorradtour in den Harz … mein Trauma aufarbeiten. Ich habe an alles gedacht, alles in die kleine Kampftasche auf dem Soziussitz eingepackt: die Unterhose zum Wechseln, die Feuchtigkeitstücher zum Hände reinigen und eine halbvolle Rolle Klopapier! Und dann habe ich das Ganze doch nicht gebraucht …

Eine kleine Tour durch den Ostharz, bei Thale hoch, Mittagessen in Friedrichsbrunn, meine „Stammgaststätte“, rüber ins Selketal – wunderschöne, kurvige Fahrspuren ohne Mittellinie und nur ich ganz alleine – und wieder raus bei Ballenstedt, Kaffee und Kuchen in dem Café, das früher mal ein fürstlicher Pferdestall war – und Enten am Schlossteich angucken. Zurück die Strecke über Magdeburg – und vor mir eine andere Motorradfahrerin (glaube ich zumindest), die jede Kurve noch langsamer fährt, als ich (das ist sehr selten). Ich kann wieder fahren.

[31.08.25 / 21:06] Der Demozug erreicht seinen Endpunkt, der Platz an der Kreuzung vor dem Rathaus in Lichtenberg, glaube ich zumindest, es steht auf einem Schild, Ortskenntnis habe ich in diesem Teil von Berlin nicht mehr. Es sind wieder weniger Demoteilnehmer geworden, in Berlin ist noch das andere, genauso queere Fetischtreffen und eine weit größere Techno-Demo mit LKWs, DJs und laut wummernden Bässen, davon weiß ich aber nichts, das hatte ich erst für den nächsten Tag gedacht. Einige Demoteilnehmer verabschieden sich schon, einige Teilnehmer bleiben. Die charmante Moderatorin plant etwas: Wie wäre es, wenn sich alle einmal um sich herum blicken und die anderen Demoteilnehmer fragen, warum sie hier sind, was sie dazu bewegt hat, hierher zu kommen? Gespräche beginnen, lautes Murmeln, ich stehe inmitten des ganzen und wickele das Abreißplasteband von dem Deckel meiner kleinen Wasserflasche zu einer Spirale, bis meine Finger schon rot und wund sind. Wo ist mein Awareness-Team? Die beiden in ihren lilafarbenen Westen sind auch in Gespräche mit anderen Demoteilnehmern vertieft. Nur ich stehe einzeln und isoliert in der Mitte des ganzen auf diesem kleinen Platz. Mit mir spricht keiner. Ich bin autistisch. Das schlimmste, was mir passieren kann. Ich fühle mich unwohl und schäme mich für meine Andersartigkeit, die ich nicht ändern kann. Ich suche die Sicherheit der Entfernung und laufe aus dem Zentrum hinaus, noch hinter die Reihen der bewachenden Polizisten. Erst als die weiteren Tanz- und Sprech-Performances losgehen, traue ich mich wieder in die Menschengruppe hinein.

So viel länger dauert es nicht, ich sehe die große Uhr der Kreuzung vor mir. Die drei Drag-Performances sind schön, die bunten Kostüme, das aufwendige Make-up. Nur das Ambiente dieser Straßenkreuzung mit den Wohnblöcken vor mir … letztes Jahr im Park, hier irgendwo in Treptow, hätte das besser gepasst … oder wieder zurück in Mitte von Berlin.

Der Pride geht zu Ende und wird abmoderiert. Es besteht die Möglichkeit, im Schutz der Polizisten die paar hundert Meter bis zum Bahnhof der Frankfurter Allee eskortiert zu werden. So lange warte ich nicht, ich kann auch alleine gehen, ich glaube, dass ich das Passing dazu habe, um nicht von transphoben Gewalttätern erkannt zu werden. Noch ist die Sonne hier in Berlin nicht untergegangen, noch hat der Sonnabend Abend noch nicht angefangen.

Am S-Bahnhof irre ich herum, die S-Bahn fährt hier im Kreis, ich kenne nur die Namen der größeren Bahnhöfe mit Anschluss zum Regionalverkehr. Die S-Bahn, in der ich sitze, fährt nur zwei Stationen und dreht dann wieder um, baustellenbedingt, soviel zu dem Ring. Dann eben wieder in die andere Richtung und über den Bahnhof Ostkreuz.

So verwirrend, wie der Bahnhof am Ostkreuz ist, ich war hier schon einmal … letztes Jahr? Dieselbe Kette, vielleicht dieselbe Filiale, ein kleiner Pappbecher süßer Haferbrei wird mein spätes Mittagessen für heute, außer einem Fast-Food-Imbiss habe ich hier nichts gefunden. Ein belegtes Brötchen bei dem teuren Bahnhofsbäcker gleich daneben, bis ich bis kurz vor zwanzig Uhr über mehrere Treppen auf und ab endlich den Gleis mit dem einfahrenden Regionalexpress gefunden habe. Vorteil, dass ich hier am Ostkreuz schon in den Zug Richtung Magdeburg zusteige, die ganzen weiteren Passagiere, bis der Zug voll ist, steigen erst ab Mitte ein. Noch habe ich freie Sitzplatzwahl … dass ich nach zwei Flaschen Wasser eigentlich eine Zugtoilette suchen sollte, unterdrücke ich vorerst.

Solitär auf meinem Smartphone, Musikhören auf meinem Smartphone – ich hätte die Kopfhörer vorher aufladen sollen, es reicht nur für einen Titel und ein paar Minuten abgeschirmter Stille. Ich esse mein belegtes Brötchen aus der Papiertüte. Spätestens ab Genthin und Burg steigen nicht mehr so viele mit dazu und ich kann mit meinem ganzen Gepäck, Handtasche und Umhängebeutel, die Zugtoilette suchen. Ekelhaft, jemand hat die kleine Fläche für die zweite Klopapierrolle als Müllfach genutzt und ich denke, das ist sauberes Papier … viel, viel Seife.

Zurück am Platz, die Ansage des Zugbegleiters vorhin: „Es gibt kein Recht auf einen reservierten Sitzplatz, ist der weg, wenn du auf das Klo musst, dann ist der weg.“ Glück für mich, ich habe so lange ausgehalten, das Pärchen, das hinter mir zusteigt, findet mich nur wieder sitzend in dem vollen Wagon vor. Weiter den dunklen Abend hinein, nach Magdeburg.

Endstation Magdeburger Hauptbahnhof irgendwann kurz vor zweiundzwanzig Uhr. Der MITROPA-Wagen auf dem Nachbargleis fällt mir ins Auge, ein schönes, spontanes Fotomotiv. Weiter hinaus zu der großen Anzeigetafel in der Empfangshalle, wie erwartet, mein Zug in das Heimatkaff zurück fährt erst in anderthalb Stunden … ab später Stunde ist der Takt nur zweistündig. Ich mache das, was ich immer mache in dieser Situation und gehe erst einmal rüber zu der Bar, ein paar Schritte abseits des Bahnhofsvorplatzes, noch hinter dem angrenzenden und dunkel verschlossenen Einkaufszentrum, die andere Straße da, gleich neben dem großen Hotel.

Mein Platz auf der terrassenförmig angeordneten Außenfläche, ein lauer Spätsommerabend, mein Strickjäckchen über meine schwarze, orientalische Tunika reicht. „Habt ihr noch diesen Ipanema?“ Die Mocktails auf der Getränkekarte haben sich nicht verändert. Ich muss nicht auf die Zeit achten, ich trinke das Glas mit den Eiswürfeln ziemlich schnell herunter. Mein Blick auf die Straße neben mir, die vereinzelt fahrenden Autos, die Innenstadtarchitektur ist ähnlich, postsozialistische Stalinbauten und große Alleen gibt es hier auch, aber der Verkehr, vereinzelte, einsame Auto-Poser? Magdeburg ist keine Großstadt. Tiefste Provinz.

Wieder zurück am Hauptbahnhof, selbst die Lichter an dem angrenzenden Kinopalast sind ausgegangen. Ich habe das Gefühl, ich habe den Tag noch nicht so viel gegessen und hole mir an dem jetzt vierundzwanzig Stunden offenen Bahnhofsbäcker das zweite belegte Brötchen, nach Salat und Mozzarella, jetzt eines mit Auberginen. Auf den Zug wartend und mein Brötchen aus der Papiertüte mampfend, draußen vor dem großen Bahnhofseingang.

„Hey du, bist du aus Deutschland?“

Ich drehe mich um.

„Ich meine, wegen deinen Augen“, er deutet mit seinen Fingern auf seine.

Meine stark geschminkten Augen sind ihm wahrscheinlich aufgefallen, so eine mit so viel Kajal sieht man hier nicht so oft. Ich komme den beiden näher, sie sind zu zweit, er steht mit seinem Kumpel vor dem Eingang mit der Glastür, den Rücken hin zur hell erleuchteten Bahnhofshalle mit der Anzeigetafel.

„Scheiß Araber“, ein paar andere Gestalten passieren wortlos die Glastür und gehen einfach vorbei.

Ich mustere die beiden: „Und wo kommt ihr her?“

„Indien.“

Ich ziehe meinen kleinen Ganesha-Anhänger an meiner Silberkette unter der Tunika hervor, bestimmt haben sie zuerst meinen Anhänger und nicht meine Augen gemeint: „Ich kenne da ein paar indische Studenten auf der Arbeit, denen ist der auch gleich aufgefallen.“

„Tatsächlich …“, er scheint überrascht, „Und du, bist du … straight? Ich meine nur, wegen meinen Freund hier, er würde gerne mit dir gehen.“

Ich erfasse die Situation und wo sie mich hinführt.

„Vielleicht … können wir etwas trinken gehen, oder zu uns nach Hause, nur sechs Minuten von hier?“

„Nein, ich warte auf meinen Zug, den da an der Tafel, in dreißig Minuten.“

„Darf ich?“, er kommt mir näher.

Ich bleibe still, ich kenne die Situation schon, er greift mit seiner Hand unter meine Tunika und mir in meinen Schritt: „Da ist nichts“, erwidere ich, nicht das erste Mal für mich, das passiert oft … als trans Frau.

„Ich hatte gehofft, da wäre noch etwas“, auch ein zweiter Versuch von ihm ertastet nichts.

„Hier sind überall Kameras“, ich deute auf die eine gleich neben uns, oberhalb dem Eingang mit der Glastür.

„Wir müssen jetzt los“, bevor die beiden in Richtung der Bahngleise verschwinden, umarmt mich der eine stille noch und versucht einen Knutschfleck auf meinem Hals, der andere, der das Gespräch versucht hat, umarmt mich auch … vorher der ertastende Griff an meine linke Brust.

Ich bin wieder allein und betrete auch die hell erleuchtete Bahnhofsvorhalle, den Mülleimer suchend für meine Papiertüte von meinem aufgegessenen Brötchen. Ich werfe das Papierknäuel hinein und gehe auch in Richtung meines Bahngleises. Wenig später, die Treppen oben, fährt auch mein Regionalzug in Richtung meines Heimatkaffs ein. Ich analysiere in Gedanken die Situation von eben …

Ich werfe meinen Körper nicht mehr weg. Noch vor ein paar Jahren, ich wäre mit den beiden mitgegangen, wohlwissend, dass die einfach nur den schnellen Fick mit mir gesucht haben, die beiden, aus Indien … ich bin eine: „Hijara.“

Die sind nichts wert. Die beiden Männer, ich habe es gespürt, ich bin nicht die wunderschöne Frau, die angebetet wird, ich bin etwas anderes, vielleicht noch nicht einmal menschlich … ein Ding, eine Sache, Besitz. Wie wäre es ausgegangen, ich hätte mit beiden den schnellen Sex gehabt, wäre irgendwo in einem mit der S-Bahn sechs Minuten entfernten Vorort den Morgen aus einer Wohnung geworfen worden, zwei Punkte auf meiner Bodycount-Liste mehr, im kalten Morgengrauen den Weg zum Bahnhof zurück suchend. Ich hätte die beiden nie wieder gesehen … ich werde sie auch so nie wieder sehen. Ich will nicht mehr benutzt und weggeworfen werden. Mein Körper und meine Psyche sind mir jetzt wichtig. Zurück auf dem Weg zu meinem Gleis in dem Bahnhofstunnel, ich erkenne auf den zweiten Blick einen mir entgegenkommenden Arbeitskollegen – auch ein Ausländer – eine vollkommen andere Situation, ein Handwinken mit viel Respekt, ich bin eine weibliche Softwareingenieurin, keine Prostituierte (auch wenn in Sexarbeit viel Arbeit steckt – die Männer erkennen den Wert dieser Frauen nicht).

Die Dunkelheit der Mitternacht rauscht an meinem Fenster vorbei, vor mir auf dem aufgeklappten, kleinen Tischtableau das Knäuel Make-up-Entfernungstücher, Sonnencreme und schwarzen Kajal aus meinem Gesicht wischen. Mein Heimatkaff erreiche ich gegen Mitternacht. Die paar hundert Meter zurück zu meinem Wohnhaus. Fenster in meiner oberen Etage öffnen … es dauert noch eine halbe Stunde, bis ich mich schlafenlegen kann. Ich gehe die Situation vor meinem hell erleuchteten Badezimmerspiegel noch einmal durch, greife mir selbst in den Schritt … Was hast du da ertasten können? Nichts. Die Nähte meiner Leggings.

Ich ziehe mich vor dem Spiegel weiter aus, angezogen bin ich unscheinbar, mit Brille sogar gar nicht so hübsch und weiblich. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fällt, die Tunika, das Spaghettiträgertop, der schwarze BH, die Leggings, mein schwarzer Baumwollslip. Nackt und ohne Brille, mit vollem, blonden Haar – meine kleinen Brüste, meine Vulva, mein gar nicht so untypisch, zierlicher und weiblicher Körper – nackt bin ich eine überaus hübsche Frau! Nichts deutet auf irgendetwas anderes hin! Mein versteckender Kleidungsstil, mein unsicheres und ängstliches Auftreten … meine leise Stimme, ist es das, was mein „Passing“ mindert? Ich will so bleiben, ich will daran nichts ändern, ich will … dass man mich erst respektvoll ausziehen muss, bevor ich meine wahre und innere, weibliche Schönheit zeige! Andere Menschen brauchen Kleider, um selbstbewusster zu werden? Ich werde erst selbstbewusst, wenn ich nackt bin. (Ende Teil 2/2)

[31.08.25 / 21:05] Der INTA-Pride Berlin 2025 – ich stelle den Wecker Sonnabend Vormittag auf 7:30 Uhr … eine halbe Stunde habe ich noch abgerungen, von meinen ursprünglich geplanten 7:00 Uhr. Beginn der Demo in Berlin, am Bahnhof Alexanderplatz unterhalb des Fernsehturms, ist auf 14:00 Uhr gesetzt, ich nehme den Regionalzug von 10:03 Uhr von meinem Heimatkaff in der tiefsten ostdeutschen Provinz (mit einer Stunde Puffer, falls der Zug ausfällt). Letztes Wochenende habe ich über drei Stunden gebraucht, bis ich es vom Aufstehen bis zur fertigen Abreise ins Auto geschafft habe. Werde ich es dieses Mal pünktlicher schaffen?

Alles vorbereiten, alles griffbereit. Den Freitag Abend nach der Arbeit, ewig langes Herumsuchen und Ausprobieren vor meinem Kleiderschrank … nehme ich das grüne Kleid? Oder doch lieber das schwarze, orientalisch angehauchte? Wie alle Demos jetzt, ist auch der Pride politisch polarisiert und teilweise eine Pro-Palästina-Demo. Alles ist Pro-Palästina, Pro-Links, Pro-Irgendwas-mit-Minderheiten. Stört mich nicht so sehr, ich will mein fertiges Outfit unbedingt mit meinem orientalischen Silberschmuck kombinieren – ein Schlauchschal zum Vermummen muss unbedingt auch noch mit in die kleine Handtasche.

Mein geplantes Gepäck vergrößert sich um einen schwarzen Umhängebeutel. Vorhergesagtes Wetter: Regen, Sonnenschein, Nebel den Morgen, Gewitter den Nachmittag, strahlend blauer Himmel dazwischen, Temperaturen gegen dreiundzwanzig Grad, plus minus fünf. Packe ich die Regenjacke mit ein? Mein schwarzes Strickjäckchen sowieso … passt die Regenjacke in Camouflage überhaupt zu meinen eleganten Kleidern? Und welche Stiefel? Kampfstiefel? Schnürstiefel? Mehr Fetisch, weil das internationale Fetischtreffen ist das Wochenende auch in Berlin? Ich nehme das orientalische Kleid und die Hi-Top-Sneakers, sommerlich schick. Das Fetischtreffen lasse ich sein, das passt zeitlich nicht – nur die Demo, vielleicht später Einkaufen.

Im Bad stapelt sich alles, was ich mitnehmen will, alles, was ich den Sonnabend kurz nach dem Frühstück brauche: Parfüm, Kajal, Pinsel, Augenbrauenbürste – für den Morgen: orientalisches Duschbad, französische Haarwäsche – zum Gebrauch und Mitnehmen: Zahnbürste, Zahnpasta zum potentiellen Übernachten – für später, den Zug zurück: Abschminktücher. Noch etwas vergessen? Zwei Pack kleine Taschentücher, das kleine Portmonee, ein Haargummi, ein Stift für die Bahnkarte und die kleinen Kopfhörer zum Musikhören im Zug. Mein Strohhut, einen Schirm habe ich nicht mehr, den kaufe ich neu vor Ort.

Den Abend vor Mitternacht, Beine rasieren, Augenbrauen trimmen, fein Nachschneiden, noch einen Film in der Mediathek schauen, vor 1:30 Uhr bin ich im Bett und schlafe präzise sechs Stunden bis ich noch vor dem Wecker auf dem Smartphone wach werde.

Aufstehen in der geplanten Uhrzeit, alles ist durchgetaktet. Entspannt frühstücken auf der Terrasse im Garten … dunkle Wolken, wenn das so bleibt, könnte es angenehm werden. Die letzten Meter zum Bahnhof zu meiner geplanten Abfahrtszeit werde ich gefahren. Der Zug ist voll, mein „Quer durchs Land“ Ticket am Automaten.

Umsteigen in Magdeburg in den Regionalexpress nach Berlin … verwirrende Anzeigetafeln, innerhalb weniger Sekunden wechseln sich die beiden benachbarten Gleise und die Fahrtrichtungen, ich laufe den ganzen Bahnsteig von vorne nach hinten, durch die dichtesten Menschenmassen, nur um danach festzustellen, ich hätte einfach nur stehenbleiben können, wo ich vorher stand. Ich will möglichst weit entfernt sitzen, vor den ganzen Menschen.

Der Doppelstockzug wird spätestens ab Potsdam immer voller. Es geht hinein nach Berlin. Der Himmel ist blau aufgeklart, die Sonnenblende an meinem Sitzplatz oben schirmt nicht die Wärme ab. Immer mehr vorbeirauschende Hochhäuser … alles ab drei Stockwerke ist für mich hoch.

Die Berliner Bahnhöfe, ich kenne die Reihenfolge, die Museumsinsel, der Fernsehturm ganz hinten, gleich bin ich da, am Alex.

Aussteigen, routiniert, als würde ich hier schon immer wohnen, laufe ich im Bahnhof durch die Touristenmassen, auf der Suche nach einer Drogerie oder einen Mini-Markt, zwei Flaschen Wasser und einen Regenschirm kaufen, beides ist kein Problem und landet mit in meiner schwarzen Umhängetasche.

Draußen vor dem Fernsehturm gleich daneben, der kleine, rote Transporter steht schon auf dem Platz. „Ist das der gleiche, rote Transporter, wie letztes Jahr?“ Die Orga-Truppe hat nur diesen einen roten Transporter, ich frage die beiden, ich war letztes Jahr schon da. Sie bauen noch die ganzen Plakate und Regenbogen- und Transgender-Fahnen an. Noch sind noch nicht so viele Demoteilnehmer gekommen, auf diesen überfüllten Platz, ich gehe erst einmal einen Kaffee trinken, in der Kaffeehauskette gleich neben mir und schaue mir von dort aus den weiteren Aufbau an. Unzählige Polizeifahrzeuge, die großen „Wannen“, mehr Berliner Polizisten in ihren blau-schwarzen, martialischen Uniformen, als Demo-Organisatoren. Auflagen werden durchgenommen, im Internet schien das so, als würde das eine ganz radikale und gewaltbereite Pro-Palästina-Demo.

Ein paar trans Frauen gesellen sich mit dazu, unter den Bäumen suchen immer mehr optisch erscheinende, nonbinäre Menschen den Schatten vor der Sonne. Ich bringe meine Kaffeetasse und den Teller zurück zum Tresen und trete auch aus dem Schatten der Kaffeehausfiliale hinaus auf den vollen Platz. Die kleine Gruppe an Demoteilnehmern sondert sich etwas ab, von den vielen Berlin-Besuchern ringsherum. Letztes Jahr waren doch mehr gekommen …

Die Demo beginnt mit ein paar gesprochenen Vorträgen, eine der Organisatoren trägt die Liste mit Auflagen vor und es wirkt bizarr, als wären die paar harmlos erscheinenden, groß gewachsenen trans Frauen und die zierlich erscheinenden Nonbinären, brutale Hamas-Kämpfer und bereit, gleich alles und jeden auf der Stelle zu lynchen, für ihren Kampf gegen Unterdrückung. Die vorgetragenen Texte betonen viel mehr, wie sehr die Gesellschaft Angst vor trans und alles ähnliche hat und genau diese kleine Gruppe, aus Gründen wie auch immer, unterdrückt, unsichtbar macht, verschwinden lässt, oder gleich vernichtet. Macht irgendwie Sinn für mich, wenn wir im gemeinsamen Kampf gegen Unterdrückung Allianzen bilden … nur das mit dem „Trans-Genozid“ habe ich nicht ganz kapiert.

Regenbogen- und Transfähnchen schwenken, wenn hier eine gefährlich ist, dann bin das allerhöchstens ich, mit meiner militärischen Ausbildung und Schnellfeuergewehr-Erfahrung (von vor fünfundzwanzig Jahren).

Die kleine Gruppe von hundert, vielleicht zweihundert, vielleicht später sogar dreihundert Demoteilnehmern setzt sich in Bewegung. Die Route geht vom Alexanderplatz aus Richtung Osten von Berlin. Ich laufe erst vor dem kleinen Transporter, in zweiter Reihe vor dem Front-Transparent: INTA – trans, inter, nonbinär und agender, wir sind nicht unsichtbar.

Der (oder die) DJ in dem Transporter mit den Lautsprecherboxen oben drauf, legt wirklich richtig gute House- und Techno-Musik auf, ich tanze meinen schlendernden Gang … nur immer wieder unterbrochen durch Seek-and-Protect Phasen, wenn der kleine Demozug die vielen Kreuzungen überquert. Berlin ist nicht Magdeburg, so etwas wie dieses „Geisterstadt-Szenario“ können die in Berlin hier nicht absperren, auf den Gegenfahrbahnen ist weiterhin dichter Großstadt-Autoverkehr. Mein suchender Blick geht immer hunderte Meter voraus auf die Gehwege und Passanten, ich achte auf Streamer – neuste Mode der Faschos. Die Lage bleibt ruhig, ich kann nichts entdecken, ich wechsele wieder in meinen entspannten, ich-bin-nur-ein-einfaches-trans-Mädchen Tanz-Modus.

Die Menschen um mich herum, ob die alle aus Berlin kommen, oder von weiter weg? Ein paar trans Frauen, einzigartig und jede für sich, so hübsch wie sie ist. Sind trans Männer dabei, bleiben sie für mich unerkannt. Menschen, deren Pronomen ich nicht nennen kann, und Allies. Die Demo bleibt ab und zu stehen, kurze Vorträge, es bleibt politisch. Den Weg auf halber Strecke wird eine größere Pause eingelegt, die Ansage der überaus hübschen und elegant in einem hellen Hosenanzug gekleideten trans Moderatorin kündigt eine zwanzig minütige, organisatorische Pause an, die Straße bleibt weiterhin blockiert. Zum Glück gibt es Sitzplätze an der Hausfassade neben einem Späti oder ähnliches gleich neben mir. Die Stalinbauten und die beiden markanten Kinos und Eiscafés aus sozialistischen Zeiten, haben wir schon passiert. Mein Blick schweift über die Demoteilnehmer … und da ist sie! Sie ist wieder da, wenn auch nur für einen kurzen Moment.

In Gedanken gehe ich meine Phantasie durch, was, wenn ich sie ansprechen würde? „Du, ich habe ein Foto von dir, auf meiner Festplatte, schon seit fünfzehn Jahren. Ich konnte es nicht löschen, das Foto von dir, das ist so schön, ich bewundere es immer wieder.“ Nicht so häufig, es ist ja nicht so, dass ich ihr einen Altar gebaut hätte, ich schaue das Foto vielleicht ein oder zweimal im Jahr an. Es ist wirklich ein schönes Foto, wie sie da im Abendschein an der Reling des Queerboots verträumt in die Ferne schaut. Ich weiß nicht, ob es dasselbe Jahr war, in dem ich auch Passagierin auf dem Berliner Queerboot auf der Spree war. Irgendwie musste ich im Internet nach Fotos gesucht haben und bin auf dieses mit ihr gestoßen. Sie hat sich fast gar nicht verändert, sie ist nur fünfzehn Jahre älter geworden … und letztes Jahr war sie hier auch mit dabei. Aber vielleicht täusche ich mich nur und sie sind doch nicht dieselben Personen … aber dieser verträumte Blick und wie sie einzeln für sich durch die Menge schreitet, schwarz gekleidet, schwarze Haare. Neben dem Transporter werden weiter ein paar Vorträge gehalten, vielleicht auch eine Tanz- oder Kunstperformance. Die Ansage, dass es gleich weitergeht, holt mich aus meiner phantasievollen Gedankenwelt zurück. Es geht weiter. (Ende Teil 1/2)

[27.08.25 / 21:38] Laserbehandlung #2 (Haarentfernung #33) – Meine täglich aufgetragene Vampir-Creme, die mit dem milden Lichtschutzfaktor von 25, hilft hier nicht, mein Gesicht ist vom letzten Wochenende zu stark gebräunt. Die drei Stunden auf dem CSD den Sonnabend Nachmittag waren zu viel, ich hätte es wissen müssen … ich hatte auch die stärkere Sonnencreme mit in der Tasche.

Tage später den Mittwoch, die Behandlerin dreht die Einstellung am Gerät auf die leichteste Stufe und fegt routiniert mit dem Laser über Kinn, Wangen und die Oberlippe. „Ist es auszuhalten?“ Ich zucke nicht einmal vor Schmerz zusammen. Kleine Stiche, der Geruch von verbrannten Haaren, hoffentlich wirkt es doch auf meiner für die Behandlung grenzwertig leicht rötlich-braun schimmernden Gesichtshaut.

[24.08.25 / 23:06] Das komplette Leder-Outfit, das wollte ich schon immer mal machen! Der CSD in Magdeburg 2025, die Tage vorher verfolge ich die Wetterberichte … nach den heißen Tagen könnte es eine Abkühlung geben. Die letzten Jahre auf den verschiedenen CSDs (also nur Leipzig oder Magdeburg) war es immer wieder zu sommerlich warm für einen Auftritt ganz komplett in schwarzem Leder, dieses Mal wird es funktionieren!

Der Sonnabend das vorletzte Wochenende im August, der Termin steht schon länger fest in meinem Kalender, für mein geplantes Outfit brauche ich absatzlose Schnürstiefel … vielleicht die Docs, mit weißen Schnürsenkeln? Zu kurz, zu aggressiv – draußen beim Frühstück auf der überdachten Holzterrasse fühlt es sich schon wie Herbst an – ich nehme die hohen 22-Loch-Schnürstiefel ohne Absatz (die Nacht vorher eingefettet), zusammen mit dem schwarzen Ledermini, der schwarzen Baumwollleggings und meiner schwarzen Lederjacke, eine ausgezeichnete Wahl. Noch sehe ich aus wie immer, auf jeder Grufti-Party – ich brauche noch meine schwarzen Lederhandschuhe! Dieses Accessoire lässt mein Erscheinungsbild final in das Abstrakte kippen, so wie ich, läuft hier niemand herum.

Der Sonnabend Vormittag, ausschlafen, aufstehen, wann ich will, die Demo in Magdeburg fängt frühestens dreizehn Uhr an und ich nehme das Auto. Stiefel glänzend polieren, Beine vom Vorabend nachrasieren, duschen, draußen frühstücken, zurück ins Bad, Parfüm, schwarze Unterwäsche und Make-up. Dezenter, schwarzer Kajal-Strich, sieht sowieso keiner – zu meinem schwarzen Leder-Outfit kombiniere ich die dunkle Sonnenbrille, halb Achtziger-Jahre-Pilot, halb Cat-Eye. Ich bin zu spät, als ich mich ins Auto setze, ist es schon 11:40 Uhr, das „Politische Gespräch“ vor der Demo habe ich auch diese Jahr verpasst. Ich starte den Motor und öffne über die Fernbedienung das Garagentor.

Den Weg hinein in die Magdeburger Innenstadt, ich parke mein Auto in dem Parkhaus, wo ich immer parke, das unter dem Einkaufszentrum in der Innenstadt nahe dem Alten Markt. Noch in der Tiefgarage ziehe ich die Schnürsenkel meiner Stiefel nach. Den Weg nach oben über den Fahrstuhl betrete ich schon in meiner kompletten Lederkluft: die schwarzen Stiefel, der schwarze Lederrock, die bis oben geschlossene, schwarze Lederjacke, die getönte Sonnenbrille, meine Finger in meinen schwarzen Lederhandschuhen ertasten vorsichtig den Knopf in die obere Etage, zum nächsten Ausgang des Einkaufscenters auf die Straße. Jeden Muskel in meinem Gesicht bewusst entspannen, keine Mimik, keine Freude, nur diese Art von unnahbarer Eleganz … K. L.

Oben, über die mehrspurige Straße und den Gleisen, rüber zum Alten Markt, wie wird die Polizei ihr angekündigtes Sicherheitskonzept umgesetzt haben? Auch dieses Jahr hat sich wieder eine rechte Gegendemo angekündigt. Der Marktplatz vor dem Rathaus ist überraschend offen gestaltet, ich kann einfach so hinüberschlendern. Viele Demo-Teilnehmer sind schon gekommen, aber weniger als die letzten Jahre. Auf der Bühne die üblichen Drag-Queens, die durch das Programm leiten. Ich schaue mir die Stände an, laufe meine Runde, beobachte die anderen Teilnehmer. Ich entdecke sie auch dieses Jahr: die drei Leder-Schwulen, die mir als Inspiration dienten. Rüber zu dem Stand der Puppys, ich orientiere mich an der schwarz-blau-weiß-roten Leather-Pride-Flagge.

„Letztes Jahr waren hier aber mehr Stände“, ich vermisse das Bälle-Bad.

„Ja, kann schon sein …“

„Möchtest du einen Aufkleber?“

Ich bekomme einen grünen Pfoten-Sticker auf meine Lederjacke von einer zweiten Person von diesem Stand. „Mal sehen, wie lange das bei diesem Wetter auf meinem Leder hält“, der Himmel verdunkelt sich, jeden Moment könnte aus diesen grau-blauen Wolken wieder ein Schauer entstehen. Schwieriges Wetter, Sonnenbrille, Sonnencreme und Regenschirm.

Weiter zu der Aufstellfläche von den Demo-Trucks, nicht alle Parteien, eigentlich nur eine. Ein, zwei größere Firmen, gleich zwei größere CSD-Trucks und ein kleiner Laster mit obligatorischen Antifa-Flaggen – irgendwo hier sollte dieses Jahr doch auch ein queerfeministischer Block mitlaufen? Ist es dieses Fahrzeug? Meine erste Wahl. „Women Pride“ steht auch ganz hinten drauf.

Nach dreizehn Uhr, der Zug setzt sich in Bewegung, gefühlt zweitausend Menschen verteilen sich hinter die verschiedenen Fahrzeuge – es sind weniger Menschen, als das letzte Jahr. Die beiden großen CSD-Trucks nehmen die Wagenkolonne in die Mitte, es wirkt fast wie eine Wagenburg. Ungewöhnlich, mein linksradikal angehauchter Block ist dieses Mal das „vorletzte“ Fahrzeug.

Ein paar ganz vereinzelte Antifa-Flaggen – es dominiert die Regenbogenfahne. Der Block in dem ich mich befinde – von hinten lärmt der große Truck, von vorne dreht der DJ den Pegel seiner Anlage auf seinem Truck voll auf – der kleine Laster ein paar Meter vor mir hat zwar auch eine Anlage, aber die ist kaum zu hören. Innerhalb dieses Blocks wirkt es wie in einem Schweigemarsch, zu laut, um sich zu unterhalten, zu chaotisch, um zu irgendeiner von dieser Musik zu tanzen. Der Wind und der Regen zerfetzt meinen Schirm, der war aber auch schon vorher kaputt, hält immer nur ein Jahr. Die letzten Meter bis zur ersten Kundgebung auf dem Domplatz spanne ich ihn wieder auf, um mich vor der Sonne zu schützen. Ich kenne das, wenn ich mit meiner anderen Lederkluft, die Lederkombi zum Motorradfahren irgendwo in der Sonne stehe, sollte das angekündigte Wetter nicht einen bestimmten Temperaturbereich überschreiten …

Am Domplatz, für einen Moment die Lederjacke öffnen, die Handschuhe ausziehen und eine Flasche Wasser aus meiner ebenso schwarzen Lederhandtasche ziehen. Auch hier gibt es eine Kundgebung vor dem Landtag, aber davon bekomme ich nichts mit, ich sitze lieber im Schatten auf einer Bank. Letztes Jahr waren hier viel mehr auf dem Platz.

Die Puppys sammeln sich, die sind auch immer weit hinten im Demozug. Ich werde mit einem Handwinken begrüßt, die kleine Gruppe trans Frauen ist auch mit dabei! Ich winke zurück, ohne Worte, der Demozug hat sich schon in Bewegung gesetzt und Musikanlagen schallen wieder über die Straßen und machen eine Gesprächsgelegenheit unmöglich. Von irgendwo drückt mir jemand eine kleine Regenbogenfahne in die Hand, ich freue mich wie ein kleines Kind, jetzt habe ich endlich auch etwas zum Winken. Die nächsten Meter habe ich vor, hinter oder neben mir immer eine trans Frau mit dabei. Vielleicht könnte ich sie später nach der Demo ansprechen, ob eine von denen nächstes Wochenende auch mit nach Berlin fährt.

Der Demozug kreuzt die Route des letzten Jahres, irgendwo hier wurde er mal aufgehalten, ein Trupp Jung-Faschos hatte es bis heran geschafft. Wo sind sie dieses Jahr? Es ist nichts von ihnen zu sehen oder zu spüren, es sollen mehrere hundert von ihnen hier irgendwo sein? Das neue Sicherheitskonzept der Polizei – die Uniformierten sind überall, Polizeifahrzeuge bis zum hintersten Horizont, bis in die hintersten, noch kaum mehr zu erkennenden Straßenkreuzungen. Die müssen das hier wirklich ganz großflächig abgesperrt haben, um die beiden verfeindeten Lager voneinander zu trennen. Ich fange an, die Polizisten als meine Freunde zu betrachten. Es ist nicht mehr so unbeschwert, wie noch vor der großen Pandemie, aber verglichen mit dem Winter-Pride und der Demo letztes Jahr … ich fühle mich sicherer.

„Alerta, alerta, antifascista!“ Ein kleiner Trupp Vermummter schirmt mit ihren Bannern eine kleine Stelle, ziemlich am Ende der Demoroute, von der Straße ab. Ist da was? Sind da doch ein paar von denen? Neugierig verlasse ich die Demo ein paar Schritte seitwärts und stelle mich hinter den Demonstrierenden mit ihren Bannern. Blick nach rechts und links, die tragen alle Sonnenbrille und Hygienemasken – ich vermumme mich auch, ich habe aber nur meine kleine Regenbogenfahne, die ich mir vor mein Gesicht halte. Bloß nicht zu erkennen sein – der Typ, der da hinten von den uniformierten Polizisten eingekreist wird, er könnte eine Kamera an einem Stativ halten. Ich drehe mich wieder weg und laufe der Demo hinterher. Der letzte CSD-Truck hat mich schon passiert, bis zu dem kleinen Laster und meiner trans Gruppe schaffe ich es nicht mehr! Ich bin wieder allein. Den großen Truck erreiche ich noch und die letzten zehn Meter kann ich wenigstens noch endlich tanzen.

Der CSD hat den Alten Markt wieder erreicht, noch eine Runde über den Platz, lange hatte ich nicht vor, zu bleiben. Die auftretenden Bands sind „beschissen“, glaube ich zumindest, ein Programm wurde nicht veröffentlicht. Eine große Regenbogenfahne wird vor der Bühne aufgerollt, ein schönes Fotomotiv, auch ich krame mein Smartphone aus meiner Tasche. Die Demo ist vorbei, mein „Leather Woman“ Auftritt ist beendet, die schwarzen Lederhandschuhe landen in meiner schwarzen Handtasche und meine Lederjacke reiße ich auf – jetzt wieder als obligatorische Punkerkutte, Aufnäher, Buttons und Nieten glänzen am inneren Revers.

Weiter vom Alten Markt runter, zu der Einkaufsstraße zwischen den Warenhäusern, Mittagessen. Bestimmt schon sechzehn Uhr den Sonnabend Nachmittag, ein Burgerladen gleich gegenüber, eine Filiale dieser Kette, die ich auch von Leipzig kenne. Ich setze mich, geschützt vom Wind, in den Innenbereich der Gastronomie. Wie immer: veganer Patty-Burger, Süßkartoffelpommes und ein großes Glas Zitronenlimonade mit Eiswürfeln und Minze.

Weiter in die Drogerie gegenüber dem Einkaufszentrum, ich bin auf der Suche nach dieser exotischen Seife, die in meinem Bad zu Ende gegangen ist. „Marrakesh Promise“ – ich suche im Regal für Handseife und Naturkosmetik. Der Hersteller hat jetzt andere Duft-Nuancen im Programm. Mir fällt ein weiteres Produkt auf, es verspricht den Duft und das Gefühl von Hammam-Seife – das landet in meinem Einkaufskorb!

Wieder draußen, ich habe parallel an zwei Kassen gewartet, die sind da irgendwie nicht klargekommen mit dem Sonnabend-Nachmittag-Ansturm von Einkaufenden – dem Kassenzettel nach, ist es schon kurz vor halb sechs, ich wollte schon längst wieder zurück nach Hause fahren. Da ist noch dieser eine Asia-Laden dort drüben, in der Nähe vom Alten Markt, der ist so groß, die haben alles. Finde ich in den Tiefkühltruhen endlich das Eis, von dem ich in Tokio süchtig wurde? Sie haben viele Eissorten in der Truhe, in dem Laden verbringe ich gefühlt eine halbe Ewigkeit, starrend und staunend über dem großen Glasdeckel. Matcha-Eis mit roter Bohnenpaste, grünes Matcha-Eis ohne Paste, Kartons mit mehreren Stück Eis am Stiel und einem Zettel mit dem freundlichen Hinweis, nicht die Packung zu öffnen und nur ein einzelnes Eis herauszuholen. Mein Waffel-Eis, das ich suche, finde ich hier nicht.

Wieder draußen, die paar Meter zurück zu der Einbiegung zum Alten Markt. Schon wieder ein paar Vermummte und ihre großen Banner. Gibt es hier was? Doch ein paar Faschos? Doch Randale und Ausschreitung? „Laaangweilig.“ Ich stehe erst seitlich der Polizisten, beobachte die Szene. Tippele dann schnell hinter die Banner und schau den Demonstrierenden über die Schulter. Nichts zu sehen … Warum steht ihr hier, da ist doch nichts? Ich schaue noch einmal um die Ecke, neben den Polizisten und drehe mich dann um und laufe an dem ganzen vorbei, wieder zurück Richtung Einkaufszentrum und der Tiefgarage. Nichts los dieses Jahr, keine Faschos, die müssen schon die Polizisten anpöbeln, damit endlich „Action“ ist. Was ich nicht weiß, ich bin einem „Rechten Streamer“ ins Bild gelaufen, der am Rande des CSD, bis hin vor die Bühne, sein Unwesen getrieben hat.

Zurück zu meinem Auto in der Tiefgarage. Drei Läden noch, ein Kleid anprobieren, leider nicht meine Größe, ein anderer Laden, die Jacken mit dem Teddy-Fell abstreifen, ein dritter Laden, nichts, was mir ins Auge springt. Auch dieser Tag ist freundlich für mein Urlaubs-Budget … nach der Anzahlung für die nächste Reise bin ich schon wieder fünf Tage vor der Gehaltszahlung im Dispo. Die nächsten Wochen und Monate könnten schwierig werden, die Firma hat Kurzarbeit angekündigt. Vor mir liegt noch der Trip nach Berlin, ein weiteres Wochenende mit einem Festival in Berlin und meine Urlaubsreise, auf eine der Inseln von Griechenland (und es nicht Mykonos).

Mit dem Auto zurück zu meiner Wohnung in dem Provinzkaff, Kajal aus den Augen wischen, vor dem Computer sitzen, im Internet nach so einer Jacke mit Teddy-Fell gucken (in Tarnfarben) … aber eigentlich habe ich schon meinen französisch schwarz-grauen Kuschelmantel für den Herbst und Winter.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 [10-19] [20-29] [30-39] [40-49]

Tags:

Amsterdam (5), Backen (9), Florenz (8), GaOP (58), Hormone (52), IPL (42), Ibiza (8), Kalifornien (17), Kochen (20), Marrakesch (7), Namensänderung (18), New York (11), Nordindien (31), Paris (11), Prag (1), Psychiatrie (16), Psychotherapie (29), Reise (210), Rom (7), Schuhe (12), Sizilien (23), Sri Lanka (17), Tel Aviv (12), Thailand (13), Tokio (14), Transsexualität (220), Wien (11), Zakynthos (8)

Archiv:

2025 (45)
2024 (56)
2023 (57)
2022 (53)
2021 (40)
2020 (80)
2019 (96)
2018 (95)
2017 (81)
2016 (80)
2015 (57)
2014 (53)
2013 (33)
2012 (41)
2011 (56)
2010 (39)
2009 (7)

Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg

Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,

vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

1

Name:
Mail (optional):
Website:

Der Blogeintrag auf dem sich dein Kommentar bezieht:

Kommentar (max. 2048 Zeichen):