
Noch irritiert von der letzten Nacht, will ich diese Nacht wieder zum Werk 2 und die Gothic-Pogo-Party?
[11.06.25 / 03:04] ✎ Noch irritiert von der letzten Nacht, will ich diese Nacht wieder zum Werk 2 und die Gothic-Pogo-Party? Vielleicht sollte ich die Tage von Freitag bis Sonntag meiden und nur Tickets an der Abendkasse für Donnerstag und Montag holen? Da sollte es nicht so voll sein. Dress des Tages: Punk. Mit Sneakers … Sneakers und Nieten? Geht das? Klar geht das! Das Nietenhalsband hat endlich einen Zweck, der Leopardenmini und die Punkerkutte kommen auf einmal noch viel besser zur Geltung, ein winziges Accessoire verändert alles. Bühne des Tages: wieder das Täubchenthal, Horror Punk und Psychobilly.
Nach dem Hotelfrühstück, in die Leipziger Innenstadt, das Kaffeehaus suchen, für einen zweiten, „richtigen“ Frühstückskaffee. Mittagessen danach, weit komme ich nicht, ich stehe gerade nach dem Bezahlen von meinem Tisch im Außenbereich auf, laufe ein paar Meter und sehe, dass in der nächsten Hausnummer eine neue Pizzeria aufgemacht hat, diese hat auch Tische und Stühle gleich daneben aufgestellt. Pizza mit Artischocken.
Weiter den frühen Nachmittag zu Tee und Kuchen durch die Innenstadt, das obligatorische Eis gab es schon gleich nach dem Straßenbahnausstieg. Vorbei an den Geschäften mit den Auslagen, hier sollte ich den nächsten Tag mal überall reingehen. Den Nachmittag komme ich so dahin, mit Einlass um sechzehn Uhr bin ich schon wieder in Plagwitz.
Die letzten beiden Tage habe ich mein Make-up in den Clubs gemacht, meist unter sehr schwierigen Beleuchtungssituationen, diesen Tag und die Nacht steht mein Augen-Make-up schon seit dem Hotel. Erste Band: Horror Punk aus Deutschland, mit Musikern, denen man vielleicht nicht im Dunkeln auf der Straße begegnen will, aber sind bestimmt ganz nett, ich stehe vorne im Publikum. Die zweite Band aus den USA … aber eigentlich bin ich hier für die dritte Band: Zombina and the Skeletons. Sie haben mal auf dem anderen Festival gespielt, ich mag den britischen Akzent der Sängerin.
Die vierte Band sehe ich mir von oben auf der Empore an … klassischer Psychobilly aus England? Die kannte ich noch gar nicht und sie müssen schon „uralt“ sein, sehen aber gar nicht so aus.
Die fünfte Band, kurz vorher in der Umbaupause versuche ich schon hübsche Bilder vom aufgehendem Mond draußen auf der Veranda zu machen. Sie spielen Horror Punk: Nim Vind. Irgendwo habe ich einen Sampler, wo ein Song von denen drauf ist. Auch dieses Konzert geht ohne große Zugabe zu Ende, an der Box auf der Bühne prangt eine große Uhr und setzt den Zeitplan … fehlt nur noch, dass der Strom abgeschaltet wird.
0:15 Uhr draußen an der Straßenbahnhaltestelle, der Bus nach Connewitz fährt in die andere Richtung, ich nehme die 3 zum Hauptbahnhof mit der anschließenden 11, sie liefern sich ein Rennen, die 11 wartet dann auf den Bus kurz vor dem Ziel für die umsteigenden Fahrgäste.
Im Werk 2 angekommen, mein liebstes „Gothic Pogo Festival“, es ist tatsächlich gar nicht so voll. Ich betrete die kleine Halle unten, die einzige, die diesen Abend offen ist und beginne zu tanzen, Tasche habe ich an der Garderobe abgegeben, ich werde ihm eine Nachricht schicken, ich schicke ihm immer eine Nachricht, wann ich zurück im Werk 2 bin. Auf einmal spüre ich, wie ich auf der Tanzfläche von hinten umarmt werde. Ich bin nicht erschrocken, oder verängstigt, oder irritiert, ich spüre sofort, dass er es ist. Tiefe Umarmung, ich wollte dir doch gerade schreiben, ich bin nur vor wenigen Minuten angekommen. Wir tanzen etwas, schauen uns an, ich sehe wie zwei Mitarbeiter des Sicherheitspersonals ihn mitnehmen und von mir weg führen. Was ist passiert? Ich folge den beiden und ihm nach draußen.
Er rechtfertigt sich, hat nichts gemacht, die beiden mit ihren Westen und der Aufschrift „Sicherheit“ agieren äußerst professionell und lassen das Ganze nicht eskalieren, die Situation bleibt ruhig. Er muss die Veranstaltung verlassen, ich kann bleiben. Aber ich gehe doch mit dir! Ich laufe schnell zurück, meine Tasche holen, die ich gerade erst abgegeben habe. „Das ist vielleicht ein Wochenende! Ich war mal gerade drei Songs tanzen!“
Wieder zurück am Ausgang wechsele ich noch ein paar Worte mit der Security, ich glaube zu verstehen, was passiert ist, er ist schon länger hier und seine kommunikative Art, sein Wunsch, mit allen sofort befreundet zu sein, funktioniert hier nicht so wirklich im reservierten und kühlen Deutschland. Später erklärt er mir seine Sicht: er passt optisch nicht in die Gothic-Szene, irgendjemand ist auf ihn aufmerksam geworden – und als er dann mich von hinten auf der Tanzfläche überrascht hat, ist irgendjemand endgültig alarmiert zu dem Awareness- oder Security-Team gegangen und die haben ihn dann rausgeschmissen.
Wohin jetzt? Kurz nach ein Uhr nachts, draußen an der Haltestelle treffen wir auf ein paar Leute, die wollen es noch in der Moritzbastei versuchen, da auf die Abschlussparty reinzukommen.
Mein arabischer Freund freut sich, neue Freunde, spontan führt er eine Stadtbesichtigung von der Haltestelle an der Oper rüber zur Moritzbastei. Vor dieser steht eine endlos lange Schlange an Menschen vor dem Einlass. Das könnte so noch mindestens zwei Stunden gehen, bis sich da irgendwann mal was tut. Auch für uns und hier, kein Reinkommen. Es ist dieses Wochenende einfach überall zu voll. Wir versuchen es im Dark Flower.
Der kleine Club, nur unweit der Moritzbastei, den Marktplatz gleich links. Hier geht es von der Menschenmenge … vielleicht liegt es an dem eigenwilligen Set: Tanzfläche eins, Mittelalter, Tanzfläche zwei, Cyber, Aggrotech, Hardtekk … 140 BPM Minimum. Eine neue Erfahrung für mich, ich habe mich noch nie zwischen Cyber Goths auf einer Tanzfläche befunden. Aber so lange bleiben wir nicht, spätestens um drei Uhr nach Mitternacht möchte ich wieder zurück ins Hotel.
Mein Freund organisiert ein Taxi, ich ziehe schon meinen schwarzen Baumwollhoodie aus meiner großen Handtasche und bereite mich auf einen langen Weg zum Hauptbahnhof vor. Vor dem Club stehen zwei Taxis, eigentlich bestellt, aber mein Freund winkt mich schon herbei. „We take this one.“ Während der Fahrt, die beiden unterhalten sich in ihrem derbsten Arabisch, Smartphones werden gezeigt mit Videos von Familienmitgliedern, der Taxifahrer fährt schon Schlangenlinien und verpasst unser Fahrtziel um einige hundert Meter … ich glaube, das konnte ich übersetzen: „Ey was machst du? Wo fährst du hin?“ Es stellt sich heraus, ihre beiden Onkels sind beste Freunde, so läuft das in Syrien.
Wir steigen bei meinem Hotel aus. Wieder oben in meinem Hotelzimmer – wirst du diese Nacht mit mir schlafen? Ich will ein Kind von dir. Meine kurze Minute im Bad, seine Minute, er hat noch ein Bier im Kühlschrank. Danach liegen wir wieder auf dem Bett, ich probiere etwas aus, ich kenne einige Stellen an meinem Körper auf die ich bei der Masturbation Druck ausübe … könnte das auch bei ihm funktionieren? Die Stelle unten am Schaft des Schwellkörpers, wo eigentlich bei mit hätte die Vagina beginnen sollen. Ihm scheint es zu gefallen.
Er dreht mich, hat noch ein Kondom. Ich liege auf meinem Bauch und er kommt von hinten, er umschlingt meinen Körper … diese Stellung ist intensiv nah, aber nicht ganz so tief. Er kommt in mir, zieht ihn raus, zieht das Kondom ab. Bleib so liegen, ich mache dich sauber. Ich muss mich um nichts kümmern, kann ganz entspannen. Später wechseln wir die Seiten und er liegt auf dem Bauch, ich habe schon lange keinen Penis mehr … und hätte ich einen, ich hätte das nie gemacht.
Auch diesen Morgen, es ist zwischen vier und fünf Uhr, ich sehe ihn wieder, sich anziehen, er schließt die Tür, ich bleibe auf meinem Bett liegen. Ein Abschiedskuss, bis wir uns wiedersehen. Es ist schon Dienstag, Pfingsten ist vorbei, das Frühstück bis zehn Uhr spare ich mir, ich will wenigstens bis dahin noch ein paar Stunden schlafen. (Ende Teil 5/6)