Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:
[01.01.70 / 00:00] ✎ Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:
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[16.02.25 / 20:19] ✎ Eine Woche später, der „Winter-CSD“ in Magdeburg. Eine bundesweite Demo, in über fünfzig Städten in Deutschland verteilt, symbolisch den Sonnabend vor der vorgezogenen Wahl, um „11:55 Uhr“. Die Prognosen lassen nichts Gutes erahnen, konservative Parteien und Faschisten in der Mehrheit. In Österreich ist genau dasselbe passiert, die Koalition scheiterte nur an ihrer eigenen Machtgeilheit. Für Deutschland, das sich mitten im Gefüge des weltweiten Abbaus an Schutz und Rechten für die LGBTQIA+-Gemeinde positioniert, sieht die bevorstehende Zukunft düster aus. Das neue Selbstbestimmungsgesetz – gerade mal ein paar Monate alt und für so viele aus meinem eigenen Umfeld überlebenswichtig – soll wieder abgeschafft werden. Reine Wahlkampfpolemik, ein so rechtmäßig etabliertes Gesetz kann nicht so einfach abgeschafft werden, dafür müsste erst wieder ein neues Gesetz über mehrere Jahre den Weg der ordentlichen Gesetzgebung antreten. Die Wähler springen darauf an, weg damit, „Transen“ mag eh keiner.
Die letzten Jahre, die Angriffe der Rechten auf die CSDs, die letzten Monate und Wochen, die Angriffe und Attacken auf Menschenansammlungen und Demos, werden überhaupt noch Menschen an CSDs teilnehmen und für den Erhalt ihrer Rechte kämpfen? Ich erwarte weniger Menschen, bin aber selbst da.
Kurz vor Mittag am Bahnhof in Magdeburg angekommen, viel ist noch nicht los. Ein paar kleine Stände werden aufgebaut, ich gehe die nächste Viertelstunde noch rüber in das Einkaufszentrum, Schuhe angucken.
Wieder zurück, etwas mehr haben sich versammelt. Die Organisatoren des CSDs eröffnen die Veranstaltung und betonen über die Lautsprecher der kleinen Bühne wie wichtig es ist, das nächste Wochenende wählen zu gehen. Der Schock der Europawahl vom letzten Sommer sitzt noch tief, auch da hat das mit dem Wählen so nicht wirklich funktioniert. Jetzt, ein halbes Jahr später, sieht es noch viel schlimmer aus. Meine Hoffnung ist, dass die etablierten Parteien sich noch einmal zusammenreißen und ein Bollwerk gegen die ganze menschenfeindliche Ideologie der Faschisten errichten.
Die Demo beginnt wenig später um 13 Uhr, viele sind wirklich nicht gekommen, der kleine „Streichelzoo“, in Regenbogenfahnen gehüllten Optimisten, zieht unter massivem Polizeischutz durch die verlassen wirkende Magdeburger Innenstadt. Der letzte Auto-Anschlag auf eine Demo irgendwo anders in Deutschland ist nur wenige Stunden oder Tage her, mein Mindset ist ein anderes. Die vielen Demos früher war ich ausgelassen und fröhlich, tanzend hinter den großen Trucks, diese Demo hier ist anders, stiller, vorsichtig. Als trans Frau habe ich ein natürliches Stress-Level und bewege mich in jeder Situation so, als würde ich gleich angegriffen werden. Die Polizisten links und rechts um die kleine Demo herum, in ihren schwarzen Uniformen, sichern alles ab, blicken überall hin. Jede Kreuzung ist mit mindestens einem Polizeifahrzeug blockiert, um Autos abzuhalten, in die Menge zu fahren. Meine Schritte, meine Bewegung, meine Blicke, rechts und links, sie unterscheiden sich nicht von meiner Zeit als Soldatin, ich bin im Gefechtsmodus … meine Schnürstiefel, mein Mantel, mein schwarzes Barett sind mein Feldanzug. Andere Ordner des CSD sehen noch viel martialischer aus und unterscheiden sich mit ihrer taktischen Kleidung kaum noch von den Polizeikräften. Wären wir in den USA, wären sie auch noch mit halbautomatischen Sturmgewehren bewaffnet. Den Schutz der Drag Queens verpflichtet.
Drag Queens gibt es auf diesem kleinen CSD dann später auch … später den späten Nachmittag, die Sonne geht schon hinter dem Bahnhofsgebäude unter und es wird spürbar kälter auf dem Vorplatz mit der Straßenbahnhaltestelle. Außer mir halten es gefühlt noch fünfzig Personen aus – aber die beiden Drag Queens, sie geben so viel und bedeuten so viel für die queere Gemeinschaft, vielleicht bin ich als trans Frau aber auch stark objektivistisch (weil selbst mit männlichen und weiblichen Anteilen).
17 Uhr nochwas, die Kundgebung ist beendet, zurück die Mittagszeit mit dem großen Gruppenfoto vor dem Landtag, waren wir noch viele, jetzt zerstreut sich alles in die Unsichtbarkeit. Mein Weg führt mich zu der italienischen Restaurantkette in dem anderen Einkaufszentrum, für eine Pizza an der Bartheke (die ich platzsparenderweise falte) und wieder zurück zum Hauptbahnhof kurz vor halb acht den Abend. Bombendrohung – der Regionalzug, in dem ich bereits sitze, sowie der gesamte Bahnhof wird evakuiert. Noch viel mehr Polizeikräfte erscheinen in ihren Polizeibullis auf dem Bahnhofsvorplatz und sperren den Eingang des Gebäudes großräumig mit Flatterband ab. „Endlich Action!“ Ich zücke mein Smartphone (wie nicht wenige) und beobachte interessiert das Treiben. Der Bombenspürhund ist das interessanteste. Noch anderthalb Stunden in der Kälte, das Einkaufszentrum gegenüber macht bereits die Lichter aus, aber ich lasse mir meinen erheiternden Optimismus nicht verderben. Auch wenn alles den Bach runtergeht, die Apokalypse droht, meinen Galgenhumor bekommt ihr nicht weg.
Fluchtpläne nach der Wahl? Ins Exil gehen? Was bleibt noch für ein Land in Europa? Auch wenn es beschissen klingt, Deutschland mit seiner „Ist mir doch egal, was du tust“-Mentalität, ist noch mit die am wenigsten beschissenste Option. Als trans Frau auf „deep stealth“ vorbereiten.
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Archiv:
[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana
Mail ist heute rausgegangen
LG Daniele
[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana
aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.
LG Daniele
Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …
[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,
Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.
Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.
Liebe Grüße
Daniele
Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.
[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,
Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.
Liebe Grüße
Daniele
Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.
[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,
eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.
Morgana LaGoth: Danke dir.
[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana
Ich habe Dir eine Mail geschickt.
Lg
Daniele
Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*
[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend
das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele
Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.
[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele
Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).
[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea
Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!
[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea
Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)
[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.
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