morgana81 - gothic transgender

Frühstück, gegen Mittag, der Bäcker und das Café an der Ecke der Kreuzung mit der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe der Gegend, wo ich einmal gewohnt habe.

[26.05.24 / 02:13] Frühstück, gegen Mittag, der Bäcker und das Café an der Ecke der Kreuzung mit der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe der Gegend, wo ich einmal gewohnt habe. Ein Croissant, Marmelade, einen großen Kaffee und einen weiteren, kleinen Kaffee danach, abgefüllt in meinen Thermobecher. Zwei Stück Kuchen, Rhabarber und Eierschecke mit in meinen Picknickkorb. Mein Outfit des Tages für das viktorianische Picknick im Park ist stilecht: Dark Cottagecore. Das ländliche, schwarze Kleid, das ich immer zu dem Picknick trage (also mindestens einmal), die viktorianischen Stiefeletten mit dem Trichterabsatz und der markanten Schnürung, sowie das „Must-have“, das „It-piece“ schlechthin: die schwarze Dirndlschürze! Niemand sonst werde ich auf dem Picknick sehen, mit genau diesem „passenden“ Accessoire. Ihr seid nicht echt.

Mit der Straßenbahn den frühen Freitag Nachmittag zum Clara-Zetkin-Park in Leipzig. Jede Haltestelle steigen immer mehr dazu, riesige, weite, ausladende, schwarze Röcke. Meinen Picknickkorb muss ich in der beengten Situation schon auf Schulterhöhe halten. Dann die Haltestelle mit Ausstieg ins Grüne – die ganzen Massen kommen ins Stocken, es sind so viele Menschen, es kommt schon zu einem Stau? Der ganze Park ist voll, zehntausend, ich habe noch nie so viele Menschen bei dem Picknick gesehen.

Relativ früh angekommen, kann ich mir meinen Lieblingsplatz etwas abseits am Teich sichern, bevor ich dann um exakt 15 Uhr, mit Blick auf die Uhr, meinen Kaffee und meinen Kuchen aus dem mitgebrachten Picknickkorb packe. Während ich das Stück mit der Kuchengabel von dem Pappboden esse, schweift mein Blick auf die andere Uferseite, bevor es gleich anfängt zu nieseln, sollte ich mal wieder anschließend rübergehen, zu der Stelle, an der man/frau so schöne Fotos von der Szenerie machen kann. Letztes Jahr ist mir der Freitag entgangen, ich war nur den Sonnabend hier alleine. Dieses Jahr kann ich endlich ein oder zwei schöne Fotos machen und die an meine Online-Kontakte versenden, die in aller Welt, die fragen schon jedes Jahr danach.

Wenig später, ich packe meine Sachen wieder zusammen, schnappe mir mein Picknickkörbchen und drehe meine Runde. Wahnsinnig viele Menschen sind hier. Und so schöne Kleider, mit viel Liebe zusammengestellt, historisch, fantasievoll und hier und da ein Fetisch. Fetisch … Ich glaube jemanden von früher wiederzuerkennen, nicht die Dame oder das Wesen in voller Ledermontur, das er mit sich führt, nein, er selbst. War er das wirklich? Eine Nacht in einem Hotelzimmer im Rotlichtviertel in Hannover? Als ich noch „Escort“ war? Ich drehe mich wieder um und laufe weiter, vielleicht war er es auch nicht …

Zurück zum Hotel, kurz Ausziehen, kurz Entspannen, einfach nur auf dem Bett liegen, vielleicht schaffe ich es doch noch, kurz zu schlafen. Eine Dusche nehmen, dieselben Sachen wieder anziehen, das „viktorianische Kleid“. Ich habe meine Outfit-Sammlung für dieses Festival-Wochenende reduziert, jeder „Tagesdress“ ist auch der „Nachtdress“, ich wechsele nur von den Schuhen mit den Absätzen zu Schuhe ohne hohe Absätze, für meine Füße. Ich wähle die Doc Martens als Schlechtwettervariante zu den Turnschuhen mit der weißen Plateausohle und Textil. Dusche, Parfüm, Kajal, Mascara, den Lidstrich weit übergezogen, die schwarze Punker-Lederjacke. Wieder zu Fuß zur Straßenbahnhaltestelle irgendwo im Norden von Leipzig an einem großen Baumarkt.

Als ich das Festivalgelände am Connewitzer Kreuz im Süden von Leipzig erreiche, sehe ich schon die große Schlange vor dem Eingang. Ich gehe schräg daran vorbei. „Fast lane!“ Der Einlass daneben, für „VIP-Armbändchen“ und Gästeliste. Ich fühle mich schon irgendwie besonders, ich besuche das Festival auch schon seit … immer. Jedes Jahr, jetzt schon die 17. Ausgabe und davor die „Vorgänger-Party“, die Urzelle (ich bin seit der „Tangofabrik“ dabei).

Ich muss auf dem Bett in dem Hotelzimmer doch etwas eingeschlafen sein, auch hier wieder verpasse ich den Anfang der ersten von den drei Bands des Abends. Gothic und Batcave. Erst mal ein Getränk an der Bar holen. Die andere, größere Halle ist offen, mit den kleinen Marktständen. DIY – hier und da wirklich schöne Sachen, aber mein Budget ist nur für CDs und Schallplatten eingeplant – und der Verkaufsstand kommt wahrscheinlich erst den nächsten Abend mit dazu.

Die zweite Band, aus Polen, zurück in der anderen Halle, die wollte ich unbedingt mal live sehen, kannte sie noch von Zeiten, als sie ihre Demos noch im Internet veröffentlicht haben – so vor 15 Jahren. Wieder raus nach draußen, wieder Umherlaufen, warten auf die dritte Band: Lene Lovich. Und ich dachte, sie spielt zuerst, weil sie auf dem Flyer ganz oben steht? Ich dachte wirklich, ich hätte sie schon längst verpasst, als ich wieder in die Konzerthalle zur vermeintlichen Aftershow-Disco wollte und vor einem Einlassstopp stand. „Das ist mir zu blöd, ich gehe wieder zurück in die größere Halle.“ Die mit den Verkaufsständen. „Zu der anderen Tanzfläche und tanze da.“ Schöne Titel, schöne Musik, Synth-Wave. Wer wohl die andere Band war, die da noch hätte spielen sollen? Und das ganze wieder zurück … jetzt kein Einlassstopp mehr. Wer ist diese alte Omi da oben auf der Bühne? Verdammt, das ist Lene Lovich! Mein Blick verzieht sich, ich erinnere mich an das Konzert von vor über zehn Jahren 2012 von ihr in Berlin, sie war doch damals schon alt. Menschen so altern zu sehen, macht mir bewusst, dass ich auch nicht ewig meinen Körper so jung halten kann. Den Geist ja, aber das ist etwas vollkommen Anderes … noch weiter die zwei Tanzflächen tanzen und den frühen Morgen mit einem Taxi zurück ins Hotel, ich brauche wirklich etwas Schlaf. (Ende Teil 3/7)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg

Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,

vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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