Eigentlich wollte ich meinen neuen Beetlejuice-Blazer auf der Halloween-Party anziehen, schwarz-weiß gemustert in Kombination mit dem schwarzen Spitzenkleid, doch dann habe ich beim Einkaufen mit den zwei Kolleginnen von der Arbeit dieses Glitzerkleid auf der Stange im Kaufhaus entdeckt … über und über bedeckt mit unzähligen, silbrigfarbenen Pailletten!
[03.11.23 / 00:42] ✎ Eigentlich wollte ich meinen neuen Beetlejuice-Blazer auf der Halloween-Party anziehen, schwarz-weiß gemustert in Kombination mit dem schwarzen Spitzenkleid, doch dann habe ich beim Einkaufen mit den zwei Kolleginnen von der Arbeit dieses Glitzerkleid auf der Stange im Kaufhaus entdeckt … über und über bedeckt mit unzähligen, silbrigfarbenen Pailletten! Ich muss es kaufen! Anprobiert und es passt. Von meiner Lieblingsmarke mit den zeitlosen Hippie-Kleidern. Die beiden Kolleginnen fanden auch, ich sehe darin umwerfend schön aus. „Kauf es.“
Montag der 30. Oktober, die Nacht vor Halloween, den späten Nachmittag auf der Autobahn Richtung Leipzig. Ich habe ihm wieder eine Nachricht geschrieben, das vertraute Hotel am nördlichen Stadtrand – miese Bewertungen, aber ich reserviere da schon seit vielen Jahren Zimmer für mich – und uns. Es ist günstig und sauber. Das das Mobiliar schon einmal besser ausgesehen hat, egal. Meine Zeit nach dem Check-in reicht nicht mehr, um ihn noch einzuladen – ich brauche die Stunde, um mich ausgehbereit zu machen. Die Dusche mit dem zum Parfüm passenden, schweren, orientalischen Duschbad, das Parfüm selber und einen filigran gezeichneten Kajalstrich am Augenlid. Mascara. Nur Schwarzes, kein Lippenstift. Aus dem Bad kommend, ich ziehe vorsichtig mein neues Paillettenkleid über. Untenherum reicht die bequeme, schwarze Yoga-Stoffhose, in Kombination mit den halbhohen, schwarzen Stiefeletten mit den laut krachenden Absätzen. Vorsichtig meine schwarze Lederjacke überstreifen – beim Anprobieren in dem Kaufhaus bin ich mit meinen langen, blonden Haaren schon an all den Pailletten hängengeblieben, beim Aus- und Anziehen (und alles in die Tragetasche rollen) fallen immer wieder ein paar Pailletten ab. Ich sammele sie ein, vielleicht kann ich sie irgendwann wieder annähen. Kurz nach 19 Uhr, ich bin raus und nehme das Auto zu der Party nach Connewitz (so überall blinkend, traue ich mich nicht in die Straßenbahn).
Es regnet, nieselt, ich bin schon länger nicht mehr hier gefahren, die Straßenmarkierungen verschwinden in der nassen Dunkelheit, welche neu aufgemalt sind … keine Ahnung. Am Kreuz angekommen, einen Parkplatz suchen, scheiß Wetter, ich zwänge mich in die engste Lücke, es muss nur so viel Platz sein, dass ich mit dem aufgespannten Regenschirm aussteigen kann. Mein schwarzer Kaschmir-Schal wickelt sich mehrfach um meinen Hals. 19 Uhr ist Einlass, 20 Uhr geht die Party los. Zwei Bands werden vorher noch spielen, das Ticket gab es im Vorverkauf.
Ich bin da und laufe auf dem nassen Kopfsteinpflaster zum Eingang auf dem Innenhof – genau wie Pfingsten. Alles ist vertraut, meine Gothic-Szene. Werde ich akzeptiert in meinem Glitzerkleid? Für alle Fälle trage ich meine schwarze Punker-Kutte mit den Buttons und dem Aufnäher. Es sind schon einige Leute da. Mein Weg nach drinnen führt mich schon gleich an der Bar vorbei, eine Flasche Koffein-Brause. Die Handtasche gebe ich an der Garderobe ab, Bargeld für Getränke und etwas Make-up-Utensilien verbleiben in meiner schwarzen Leder-Clutch, die ich extra dafür – also vor der Bühne herumstehen – mit in meine große Handtasche gesteckt habe. Die Lage beobachten, die nach und nach kommenden Gäste in ihren Gothic-Szene-Outfits. Der Reißverschluss meiner Lederjacke wandert ein Stück nach unten, neben dem Glitzerkleid leuchten Buttons und die silbernen Nieten auf dem Revers.
Die erste Band … aus Berlin, mit eigenen Fans ganz vorne? Ich stehe weit hinten. Nur wenn der Synth-Kram punklastig wird, kann ich mich daran erfreuen. Die zweite Band: ja, sie kommen aus Leipzig. Jeder hier kennt sie, ich habe auch eine Platte von denen. Sie präsentieren ihr neues Album, ich war schon am Merchandise-Stand in der Plattenkiste stöbern – war auch was Interessantes dabei (1979s Cali-Punk), wenn das die Nacht noch weiter verkauft wird, nehme ich später zwei Platten mit (die Band, die gerade auftritt und die Scheibe, die ich gerade herausgezogen habe), dann kann ich die nach dem Verlassen des Clubs mit zu meinem Auto tragen. Leider wird der Verkaufsstand nach den Auftritten der Bands schnell wieder aufgelöst und mir bleibt nur der übliche Internetversand.
Draußen zwischen und nach den Konzerten, nass-kaltes Wetter. Ich bin hungrig, habe seit dem Mittag nichts mehr gegessen. In dem kleinen Restaurant auf dem Innenhof ist bestimmt schon wieder die Küche zu. Meine Mate-Brause auf einen der Stehtische draußen abstellen, mein Telefon ansehen. Nichts. Er meldet sich nie, er wird nie hierherkommen. Einzig seine Nachricht, ich soll ihm schreiben, wenn ich dann nachher den Club verlasse und zurück zum Hotel fahre. Immerhin … ich könnte die Nacht noch Sex haben.
Im Club auf der Tanzfläche, die erste Stunde gehen die Songs in die Punkrichtung. Meine Lederjacke ist mit einer zweiten Papiernummer auch schon in der Garderobe gelandet. Das Pailletten-Glitzerkleid und mein extra darunter noch angezogenes, schwarzes Baumwoll-Stretch-Unterkleid sind warm genug. Jeder Schritt auf dem Boden, jede Bewegung zum Takt der Musik – ich könnte bestimmt eine Spur an verlorenen Pailletten hinter mir herziehen (aber es ist nur eine Befürchtung, so viele sind es doch nicht).
Weit nach Mitternacht, eine zweite Flasche Brause, die DJs wechseln sich ab und jetzt kommt das, worauf ich gewartet habe: das Italo-Disco-Set! Genau dafür ist mein Kleid da, genau dafür bin ich hier, genau dafür bewege ich mich auf die Mitte der Tanzfläche hinzu und suche die flackernden Lichter auf dem Boden. Ich will in dem Schein mit tausenden Glitzer-Scheibchen untergehen. Die mir vertrauten Songs, meine Bewegungen, ich halte durch, ich komme hier erst wieder runter von der Tanzfläche, wenn das DJ-Set beendet ist. Ich werde sogar angesprochen, auf mein hübsches Kleid.
2 Uhr nochwas die Nacht, eine Flasche stilles Wasser von der Bar. Noch eine Runde durch den Club, den Barhockern an der einen Ecke, dem verwaisten Verkaufsstand, die leeren Tische, die Bar hinten und die Bühne vorne. Zeit zu gehen, so viele Gäste sind hier nun auch nicht mehr (es gibt mehrere Halloween-Partys in der Nähe, einige auch mit Kostüm). Ich will zurück ins Hotel. Ich weiß, ich kann ihn nicht so lange warten lassen, irgendwann verliert er bestimmt die Geduld, oder schläft ein, oder ist – im schlimmsten Fall – schon wieder sturzbetrunken, und dann läuft gar nichts mehr und ich bin die Nacht wieder allein. Meine Jacke und meine Handtasche von der Garderobe holen. Den Wollschal herauskramen, den Regenschirm aufspannen und den Club über den überdachten Innenhof verlassen. Zurück zu meinem geparkten Auto. Alles spiegelt sich auf dem nassen Asphalt, die Spuren kann ich nur erahnen, mein Gefühl lenkt mich durch die Nacht.
Am Hotel in meinem gebuchten Zimmer angekommen, ganz oben, die letzte Etage – nicht die „Pent-House-Suite“ vom anderen Ende des Flurs. Im Badezimmer das ganze Mascara wegwischen, mit überaus höchster Vorsichtigkeit mein schweres Paillettenkleid über den Kopf ziehen … ich kann es nicht verhindern, ich bleibe immer mit meinen langen, blonden Haaren daran hängen. Erst jetzt schreibe ich ihm eine Nachricht, ich bin wieder zurück im Hotel. Seine Antwort: er kommt. Es bleibt noch Zeit für eine Dusche.
3:30 Uhr und es klopft an der Zimmertür, ich habe gerade das nasse Duschhandtuch weggelegt und öffne ihm nur noch mit meinem schwarzen Slip bekleidet, die Tür. Er wirkt gar nicht betrunken. Er sagt kaum was. Er umarmt mich, ich versuche wieder mit meiner Nase an seinen Hals zu gehen und seinen Geruch aufzunehmen. Mein Bein umschlingt sein Bein, ich drücke mich an ihn. Ein Kuss, er zieht sich aus, wirft seine Winterjacke über den Stuhl, zieht sich den Gürtel aus. Ich ertaste hinter mir das große Bett und lasse mich fallen. Mein Blick weicht nicht von ihm. Es ist alles sehr still.
Er führt mich, mein Mund, meine Lippen, meine Zunge an seinem Glied und dem Hodensack. Ich nehme seine Eier. Ungewohnt? Es scheint ihm zu gefallen. Er legt sich auf das Bett, ich weiß, wohin das führt, ich nehme sein Stück wieder in meinen Mund und gehe schrittweise tief. Tief, tiefer. Ich halte … der Würgereflex setzt erst ein, wenn ich wieder nach oben gehe. Wir wechseln die Position, er legt mich auf meinen Rücken, spreizt meine Beine und dringt in mich ein. Was machst du da? Mein fragender Blick … wir beide wissen, dass das da nicht sehr tief bei mir ist. In diesen Moment wünsche ich mir nichts mehr, als endlich eine dritte Operation, um ihn voll und ganz vaginal in mich aufzunehmen. Verdammt … Es ist die richtige Position, bei der ich mich ihm vollkommen hingeben könnte.
Wir kehren zurück zu dem, was ich am besten kann: oral und tief, so oft, wie er will, so oft, wie er es von mir fordert. Mein Speichel, das Sekret, es läuft alles in meine Nasengänge. Er kommt in mir, ich kann ihn schmecken … der meiste Teil ist schon so tief, der andere Teil – ich schlucke. „Du musst dich da unten nicht sauber machen, da ist nichts. Das ist jetzt alles in mir drin.“ Ich fahre mit meinem Finger meinen Hals abwärts runter zu meiner Brust. Kommt jetzt noch etwas? Ich weiß, um mich komplett aufzulösen, muss er mich anal von hinten nehmen … oder von vorne. Genau so, wie du es schon vor vielen Jahren mit mir gemacht hast, als ich dich über alles geliebt habe!
Er fragt nach der Uhrzeit. 4:30 Uhr. „Shit.“ Er muss gehen, er hat den Morgen noch einen „Job“ in Berlin zu erledigen. Er ist jetzt der Fahrer, der, der die schwarzen Audi-Limousinen fährt. In meiner Phantasie – beeinflusst von den Serien mit den arabischen Clans im Unterwelt-Milieu – wirkt er jetzt noch viel anziehender. Seine Schwäche ist nur der Alkohol und seine Liebe zu gefallenen Engeln … solche, wie ich. In der Realität ist er der Mann mit dem Namensschild am Flughafen, ich hoffe, ich habe ihn nicht schon wieder den Job gekostet, wenn er jetzt innerhalb von einer Stunde die Autobahn dahin brettern muss, um pünktlich um 6 Uhr am Flughafen zu sein. Ich sehe ihn wieder sich anziehen. Eine Umarmung und er schließt die Tür hinter sich. Ich bleibe wieder allein nackt auf dem Hotelbett sitzend zurück.