Ein Regentag, da passiert nicht viel, ich stehe mit meiner Lederjacke, meinem olivgrünen Wickelkleidchen und meinen Flipflops (die ich später wechseln werde) an der kleinen Bucht mit den Felsen und praktiziere mein tägliches Kaffeeritual den Vormittag.
[14.09.19 / 11:33] ✎ Ein Regentag, da passiert nicht viel, ich stehe mit meiner Lederjacke, meinem olivgrünen Wickelkleidchen und meinen Flipflops (die ich später wechseln werde) an der kleinen Bucht mit den Felsen und praktiziere mein tägliches Kaffeeritual den Vormittag. Ein paar Fotos von der dunkelblauen Wolkendecke.

Den Mittag zurück im Hotel, ein gebuchter Musiker spielt auf seinem elektrischen Synthesizer-Saxophon ein paar Songs im Atrium, es sind nur eine handvoll Hotelgäste anwesend ... ich versuche eigentlich auch nur die Zeit rumzukriegen, bis vielleicht die Sonne durch die Wolkendecke bricht. Es bleibt bedeckt (auch gut für meine sonnengestreßte Haut).
Sein Solokonzert geht bis nach 15 Uhr den Nachmittag, ich möchte ihn nicht alleine spielen lassen - aber eigentlich hatte ich den Nachmittag vor, den anderen Felsen gegenüber der Bucht zu erklettern. Ich beobachte schon die ganze Zeit (von meinem Sitzplatz im offenen Atrium des Hotels aus), wie immer wieder ein paar junge Menschen vorsichtig wagemutig den Felsen erklimmen und posieren - auf der Jagd nach dem besten Selfie - das will ich auch! Nicht allzuviel später, klettere ich auch da oben herum.
Hinter dem Felsen ergeben sich mit den Wellen und der Meeresbrandung auf den Klippen beeindruckende Fotomotive. Am Horizont in den dunklen Wolken zieht ein Seegewitter auf. Ein paar Blitze ... hoffentlich zieht das nicht rüber - die feuchten und scharfkantigen Felsen sind so schon rutschig genug. Ich kehre nach ein paar Fotos wieder um und suche meinen schmalen Pfad, der am Strand neben der Beach Bar aus der rauen Wildnis herausführt. (Eigentlich sollten da nicht so viele Touristen herumtrampeln, die zarten Flechten und kleinen Gewächs, die dort vereinzelt zwischen den Felsen den rauen Meeresklima trotzen.) Zurück an der Beach Bar, ein Orangensaft, eine Pause ... immer noch keine Sonne, es bleibt bedeckt.
Für das Abendessen wechsle ich von meiner Lederjacke in mein Strickjäckchen und von meinen festen Schuhen in meine Flipflops. In meiner kleinen Handtasche ist nur Platz für einen Schirm - und mein ganzes Arsenal an Anti-Mücken-Gift! Ich habe den Plan, etwas früher essen zu gehen, bevor diese Viecher auftauchen. Zu den Restaurants und Bistros in der Nähe des großen Strandes (S'Arenal gran) von Portinatx.
Was sind Tapas? Der Kellner in dem Restaurant erklärt es mir, ich verstehe das als so eine Art spanisches Sushi mit vielen kleinen Portionen und Tellern. Zu viel als Starter - ich entscheide mich wieder für die Fischplatte, im Ofen gebackene Dorade (mein bevorzugter Fisch, die ist einfach zu essen, mit ihren dicken Gräten).
Es wird dunkel, sehr dunkel, tiefschwarz - pünktlich zum (gefühlten) Sonnenuntergang zieht ein schweres Unwetter auf. Der Himmel zuckt in wenigen Millisekunden hell auf ... in einer Blitzfrequenz, wie ich das noch nie zuvor gesehen habe (und ich war schon in der Nähe des Äquators in Sri Lanka und Südindien). Die Blitze ziehen über den Wolken. Ist das ungefährlich? Mit dem Gedanken fängt es stark an, zu regnen ... ein paar Minuten, zu hageln. Die paar Gäste flüchten von den Tischen im Außenbereich (überdacht und mit Blick auf den in der Dunkelheit verschwindenden Strand) in das Innere des Restaurants. Mit meinem Abendessen war ich glücklicherweise schon fertig und nehme nur mein Glas Wasser mit hinein. Ich beobachte von einem Barhocker an der Eingangstür aus, wie der starke Regen nach und nach nachläßt (ich hätte keine Chance mit meinem kleinen Regenschirmchen gehabt).
Das Übliche ... ich zähle in Gedanken schon mit meinen Fingern meine letzten Reisen auf und die Männer, die ich immer wieder kennengelernt habe. Es ist Freitag Abend, kurz vor Vollmond und in diesem winzigen Ort am nördlichsten Zipfel von ganz Ibiza gibt es so gut wie keine Partyszene. Ein Bargast spricht mich an ... er ist schwarz, kommt aus Afrika. Ich bin so rassistisch!
Ein nettes Gespräch eröffnet sich, ich erfahre, daß er ursprünglich aus dem Senegal kommt und die letzten zehn Jahre in Spanien und Europa gearbeitet hat. Ich erzähle ihm von meinem Leben, gebe ihm ein paar Einblicke, mein Job als Ingenieur, das teure Hotel da hinten (das ich mir gerade so noch leisten kann) und meine getrennte Beziehung zu meinem Ex-Freund ... zu viel? Er lädt mich ein, noch etwas an einer Bar auf der gegenüberliegenden Seite des großen Strandes zu trinken ... seine Unterkunft / Wohnung ist nicht allzuweit davon entfernt. Warum nicht? "Let's go!"
Quer über den Strand, der Regen hat nachgelassen, durch die Wolken bricht der strahlend weiße Vollmond. "Actually I come to Ibiza to join a Full Moon Beach Party ... I want to dance naked across the beach!" (Ob ich das überhaupt in die Tat umsetzen kann, bin ich mir gar nicht mehr so sicher ... schon allein wegen der Mücken, und der Kälte und dem Strickjäckchen.) Die kleine Bar, in die er mich führt, ist verbunden mit der "Orangensaftbar" eine Etage weiter unten zum Strand ... ich glaube, den Barkeeper wiederzuerkennen. Auch hier ist den Freitag Abend nicht viel los.
Ein Coconut-Mocktail (ohne Alkohol) für mich, unsere Gespräche drehen sich um Afrika, das eigentlich ein sehr reiches Land (bzw. Kontinent) ist - aber von allen nur bestohlen und ausgeplündert wurde, bzw. wird ... erst die Imperialisten, jetzt die oberen Eliten. Der Armut und Hoffnungslosigkeit zu entkommen, ist sehr schwer geworden, "Residence Cards" für Europa gibt es nicht mehr so einfach. Laß uns das Getränk bezahlen und zu dir gehen. (Also zu ihm ... es würde merkwürdig aussehen, würde ich ihn mit in mein Hotelzimmer nehmen.)
Seine Unterkunft, ein paar Minuten zu Fuß entfernt, eine winzige Abstellkammer, ich kann mit beiden ausgestreckten Armen die Wände ertasten. Das Zimmer kaum größer, als das Etagenbett, das darin steht. Ich mache ein paar Einrichtungsvorschläge, wie man den beengten Wohnraum noch optimaler nutzen könnte. Er schlägt vor, zu einem Freund zu gehen, dieser hat eine größere Wohnung (und sogar ein Bad).
Über einen großen Umweg über mein Hotel, schnell noch die Gleitcreme in die Handtasche packen, noch etwas frisch machen, Kleidung wechseln (von der Hippie-Hose in die schwarze Jeans) ... er wartet geduldig draußen vor dem Hotel. Blick auf die Uhr ... 0 Uhr nach Mitternacht. Das teure Restaurant gegenüber vom Hotel (das vom ersten Abend) schließt gerade, die Angestellten und der Boss gehen zu ihren Autos. Er möchte nicht gesehen werden ... meine neue Bekanntschaft hätte dort eigentlich den Abend arbeiten sollen (kommt mir sehr bekannt vor).
Die Wohnung seines Freundes - ein Palast verglichen mit seiner Abstellkammer, eine offene Miniküche, zwei Betten, ein Bad. Eigentlich ein nicht genutztes Apartment für Touristen ... 700 Euro den Monat die Miete. Seinen Freund lerne ich nur kurz kennen, er überläßt uns das Apartment für ein paar Stunden ... alles was jetzt kommt, kenne ich irgendwie schon.
Wir legen uns auf das Bett, ziehen uns aus, ein paar Scherze ... flirten, küssen. "Unfortunately I just have a Two-Inch-Vagina", ich gebe ihm ein paar Puzzleteile über das, was ich wirklich bin ... ich bin vorsichtig, weiß nicht, wie er reagieren könnte, wenn er alles erfährt. Der Analsex ist für ihn eine neue Erfahrung, ich weite mit etwas Gleitcreme an meinen Fingern professionell meinen Anus. Er findet noch ein Kondom und zieht es über seinen - beachtlichen - Penis. Ja, das ist auch für mich das erste Mal mit einem Afrikaner. Aber mit genug Gleitgel fühlt sich das mehr als angenehm an. Schade nur, daß er in kurzer Zeit in mir kommt. "Where are my multiple orgasms?"
Die weiteren Momente die Nacht ... er wünscht sich wahrscheinlich, daß ich bis zum Morgen bleibe, neben ihm schlafe. Ein Problem für mich, ich hänge neben ihm liegend in einer Gedankenschleife fest. Ich kann mich nicht fallen lassen, habe immer wieder den Wunsch, zu fliehen. "I have a secret", ich erzähle ihm von meiner transsexuellen Vergangenheit - wenn er mich jetzt rausschmeißt, kann ich der ganzen innerlichen Konfliktsituation entkommen. Er bleibt ruhig und gelassen ... aber so richtig glücklich ist er damit jetzt auch nicht, ich sehe es ihm an.
Minuten später, er schläft ein. Ich steige aus dem Bett, tapse im Dunkeln umher, suche meine Unterwäsche, meinen schwarzen String-Tanga - und stolpere laut scheppernd über einen gläsernen Aschenbecher neben dem Bett. Soviel zu meinem Plan, leise zu verschwinden. Er wird wach, macht das Licht an ... ich möchte gehen.
Ich ziehe mich an, er zieht sich an. "Sorry, I'm Miss Complicated", meine gescheiterte Beziehungsgeschichte zu meinem Ex-Freund kennt er schon. "I'm talking too much, destroying everything again and again (you're not the first one). Keep away from insane people", der allseits bekannte Ratschlag.
Wenig später begleitet er mich den frühen Morgen zurück zu meinem Hotel, ich erzähle nicht mehr viel, ich notiere seine Telefonnummer auf meinem Smartphone ... vielleicht gibt es noch eine zweite Nacht, eine zweite Chance?
4:30 Uhr zurück alleine in meinem großen, weißen Bett in meinem Zimmer.