Kurz vor 3 Uhr die Nacht, für einen kurzen Moment muß ich mich von ihm losreißen und auf die Tanzfläche in dem Keller unten verschwinden, gerade jetzt hat der DJ so eine Phase und legt ein paar Italo-Sachen auf.
[13.05.19 / 15:31] ✎ Kurz vor 3 Uhr die Nacht, für einen kurzen Moment muß ich mich von ihm losreißen und auf die Tanzfläche in dem Keller unten verschwinden, gerade jetzt hat der DJ so eine Phase und legt ein paar Italo-Sachen auf. Ein Titel durchtanzen (noch mal alle Gedanken sammeln), meine Lederjacke aus der Garderobe abholen und ihn wieder oben treffen. Er ist mindestens einen halben Kopf größer als ich, teilweise mein Typ, schwarze Haare, dunkle Augen (glaube ich zumindest) - aber ohne jeden ausländischen Hintergrund, ein Ur-Sachse ... weiche ich von meinem Beuteschema ab? Die Frage mit "wohin" ist schnell geklärt, meine Wohnung liegt näher, seine ist eine Baustelle, und nur ich habe mein Auto in der Straße vor dem Club stehen (er fährt auch so einen Roadster, aber seiner ist größer, schneller, teurer ... also kein Neid). Er bewundert mein Auto - und übt keine Kritik an meiner Fahrweise, auch nicht an der Kreuzung, auf dem Weg zurück zu meiner Wohnung, an der ich vor ein paar Wochen mal im strömenden Regen einen echten Drift mit Heckantrieb hingelegt habe - bei einem verbotenen U-Turn und unter wilden, hupenden Protest der anderen Verkehrsteilnehmer ... ich erzähle ihm blumig davon.
Zurück an meiner Wohnung, ewig einen Parkplatz suchen (mich als Frau beim Einparken nicht blamieren) und zu Fuß zurück zu meiner Wohnung. Im obersten Dachgeschoß angekommen, schließe ich ihm meine Wohnung auf ... habe ich alles aufgeräumt? Sauber gemacht? Ist meine Wohnung vorzeigbar? Weitestgehend. Ich zeige ihm die Toilette, verschwinde kurz auch auf dieser. Während meiner Post-Disco-Prozedur vor dem Badezimmerspiegel (Make-up entfernen, Kontaktlinsen herausnehmen usw.) steht er hinter mir und kann seine Finger nicht von mir lassen. Ein paar Küsse (ich auf den Zehenspitzen stehend), wir entkleiden uns und legen uns in mein Bett. "Wie du siehst, ich bin vorbereitet", auf meinem Bett liegen immer zwei Kopfkissen, das Besucherkopfkissen und meins, und ein Kondom griffbereit auf der Ablage neben meinem Bett (die Futonmatratze auf dem Fußboden, auf Reismatten) ... daß das Kondom da schon mindestens anderthalb Jahre wartend liegt, betone ich nicht ganz so deutlich.
Der Sex ... hätte ich doch nur die Gleitcreme mit eingepackt - ich bin doch nicht so gut auf alles vorbereitet, wie ich das von mir erwartet hätte. Der erste Anlauf mit Analsex schlägt fehl, die vaginale Variante läuft auch nicht optimal: "Ich möchte ja nicht deine Illusion zerstören, aber das da ist meine Arschritze." Noch etwas mehr als zwei Wochen bis zur nächsten Operation und dann hätte ich endlich ein paar Zentimeter mehr zum Reinrutschen. Was er aber da unten mit mir mit seinen Fingern macht, fühlt sich ziemlich gut an.
Die Atmosphäre ist angespannt, keiner kennt den anderen genau, nur ich habe meinen Heimvorteil, weil es ja meine Wohnung ist. Ich versuche die Situation zu entspannen, keinen Druck entstehen zu lassen, spiele alle meine Trümpfe und Reize aus - und tue das, was ich am besten kann. Ich verwöhne ihn oral. "Was ist das? Ein Intimpiercing? Das kenne ich noch nicht, das ist neu für mich." Ihm gefällt es sehr, was ich da unten bei ihm mache. Der zweite Anlauf Analsex gelingt dann auch und ich komme auch etwas auf meine Kosten ... nur meine kleinen Brüste, die mir sehr wichtig sind, werden nicht so ganz mit einbezogen. Leider muß ich den Sex in der anstrengenden "a tergo" Stellung irgendwann abbrechen, weil ich körperlich einfach zu erschöpft bin (ich mag lieber die Reiterstellung und alles, wo ich nur auf dem Rücken liegen muß). Den Rest muß er alleine auf meiner Toilette zu Ende bringen.
5 Uhr nochwas, draußen vor dem Fenster wird es bereits hell, die Vögel fangen wieder an, Lärm zu machen - und ich bin wieder nicht wirklich auf Übernachtungsgäste vorbereitet. Meine Leopardendecke habe ich nicht mehr in meiner Wohnung. Er schläft nach dem Sex neben mir in meiner Decke, ich muß die Überdecke für kalte Winternächte aus meinem Kleiderschrank suchen. Es dauert ewig, bis auch ich einschlafe ... meine Gedanken kreisen, was ist los mit mir? Warum weiche ich so sehr von meinen Prinzipien ab? Never let a man spend the night. Bin ich jetzt normal geworden? Eine ganz einfache Frau? Immerhin, kein einziges Wort über meine Transsexualität, eigentlich das, was ich mir immer erwünscht habe. Meine Gedanken kreisen weiter über meinen On-Off-Ex-Freund, der sonst als einziger die Erlaubnis hat, neben mir schlafen zu dürfen. Ein Akt vollsten Vertrauens. Noch mal kurz nackt aufstehen, ins Bad rennen und den Sonntag Morgen eine Tablette Psychopharmaka zum Einschlafen nachwerfen. Die Tablette zergeht in meinem Mund und ich schlafe in meinem Bett neben ihm ein.
12 Uhr den Sonntag Mittag, wir werden wach:
"Guten Morgen."
"Möchtest du einen Kaffee? Croissants?"
"Nur einen Kaffee ... hast du vielleicht eine Kopfschmerztablette?"
Und schon wieder bin ich total unvorbereitet. Ich als Nichtalkoholikerin kann es mir gar nicht vorstellen, wie das ist, verkatert aufzuwachen. Eine Packung Ibus habe ich gerade nicht vorrätig (die lagern kistenweise in meiner anderen Wohnung). Ich stehe auf, werfe mich in meinen schwarzen Morgenmantel, heize den Backofen vor und stelle meinen Bialetti-Kocher auf die Herdplatte. Er zieht sich auch (teilweise) an und sieht mir dabei zu. Draußen scheint die Sonne als wäre der letzte Regentag vollkommen vergessen ... wenigstens bin ich für einen Sonntag Morgen danach tageslichttauglich.
Meine Croissants mit Nuß-Nougat-Creme-Füllung muß ich danach alleine essen, ihm biete ich nur eine Tasse meines italienischen Kaffees an. Ich sitze auf einem Hocker an meiner Bartheke, er nimmt sich einen meiner Bistrostühle in meiner Sitzecke. Meine Wohnungseinrichtung fällt ihm jetzt auf, der Euro-Paletten-Couchtisch, der kleine Bialetti-Kocher. Wir unterhalten uns den frühen Sonntag Nachmittag weiter, über seine und meine berufliche Situation, was er so macht, teilselbstständig - und was ich so machen könnte (mein Webmail-Start-Up-Projekt, teilweise nur aus einem Grund, um keine Lücke in meinem beruflichen Lebenslauf entstehen zu lassen). Das ich mal in der Psychiatrie war - soll ich (sein Rat) auf jeden Fall verschweigen, ein K.O.-Kriterium für jeden Personaler. Er hatte auch mal eine Ex-Freundin mit Borderline Persönlichkeitsstörung - ich dagegen bin, mit meinen Worten, nur "kombinierte Persönlichkeitsstörung" - von allem nur leicht etwas. Ihm entgeht nicht, wie ich dann noch schnell, wie jeden Morgen, mein Hormongel auf meine Arme verteile: "Hormone ... das muß ich jetzt nicht erklären."
Irgendwann so zwischen 15 und 16 Uhr den Sonntag schaue ich auf mein Telefon neben mir, mein On-Off-Ex-Freund hat mir eine Nachricht geschrieben, könnte sein, daß er mich den Sonntag wieder besuchen kommt - das lasse ich aber meinem jetzigen Besucher nicht wissen - ich halte mich seit gestern Abend schon stark zurück mit meinen Geschichten über meine Ex-Lover - das wollen die Männer nicht hören. Ich bringe etwas Bewegung in unser Gespräch und verschiebe die Situation zu einer Aufbruchstimmung ... ich will ihn auf gar keinen Fall rauswerfen (oder ihm das Gefühl geben). Die meiste Zeit hat er das Gespräch geführt, von sich erzählt.
16 Uhr, ich ziehe mich auch an und wechsele von meinen Morgenmantel in mein Alltagsschwarz und bringe ihn zu meinem Auto. Eine kurze Fahrt durch den Norden von Leipzig (mit offenen Verdeck bei schönstem Sonnenschein, Haarklammer und Sonnenbrille vergessen) und ich lasse ihn an einer Stelle raus, an der er alleine selbst den Weg für sein weiteres Vorhaben den Sonntag findet. Keine Telefonnummer, vielleicht sehen wir uns mal wieder in einem Gothic-Club, vielleicht auch nicht ... ich kehre zurück zu meinen alten Prinzipien: "Keine Telefonnummern, Kondome, keine emotionalen Verpflichtungen oder Bindungen - ein klassischer One-Night-Stand."
Allein zurück in meiner Wohnung, alles aufräumen, eine Dusche nehmen, die Spuren der Nacht verschwinden lassen. Mein Freund wird sich nicht noch einmal bei mir melden oder bei mir den Sonntag Nachmittag vorbeikommen ... ich hatte ihm die letzte Nacht geschrieben, wo ich bin, wie ich den Club bzw. die Bar von damals (Ende April 2014) bei unserer ersten Begegnung jetzt die Nacht wiedergefunden habe. Später gegen 18 Uhr esse ich eine weitere Pizza in dem orientalischen Bistro bei mir um die Ecke, der Mann an der Theke kennt mich schon und weiß genau, was ich immer bestelle. (Ende Teil 2/2)