Ich bin vielleicht im Fernsehen - als "Komparse" irgendwo im Hintergrund, und nur bei einem günstigen Schnitt.
[19.05.19 / 21:13] ✎ Ich bin vielleicht im Fernsehen - als "Komparse" irgendwo im Hintergrund, und nur bei einem günstigen Schnitt. Ein Fernsehteam dreht im Auftrag des Regionalprogramms einen kurzen Beitrag über meine Selbsthilfegruppe (seitdem ich aus der Arbeit raus bin, habe ich wieder viel Zeit, bei den monatlichen Treffen, dem kleinen Kaffeekränzchen, dabei zu sein).
Denselben Freitag, ein paar Stunden später am Abend, 260 Kilometer weiter südlich in Dresden, ich habe vom letzten Wochenende einen Flyer gesammelt für ein Konzert im "Bunker" Dresden - die "Reunion Tour" (tatsächlich ist es nur ein Auftritt) einer französischen Band aus dem Synth / Wave Umfeld. Die beiden jungen Frauen kannte ich bis jetzt nur aus ihren Youtube-Videos. Auf der Autobahn den Nachmittag erst in Richtung Leipzig, kurze Station in meiner Wohnung (die übliche Prozedur: Dusche, Chanel, Kajal, Mascara, die schwarze Leggings, das Top, der Kapuzenpullover, Stiefeletten, Lederjacke) und weiter nach Dresden. 20 Uhr stand irgendwo im Internet - aber damit war nicht der Einlaß gemeint - sondern der Konzertbeginn. Irgendwann so gegen 20:30 Uhr bin auch ich da und parke mein Auto in der Gegend im Norden von Dresden (Einparken "frauentypisch": quer über den Fußweg vorwärts in die Parktasche ... "Paßt!").
Die erste Band, ein Solokünstler ... dafür, daß das (angeblich) sein allererster Auftritt ist, gar nicht mal schlecht. Die zweite Band aus dem Synth / Wave Umfeld (mit Gitarre und Post Rock), die Konzerthalle füllt sich weiter mit schwarzem Publikum, ich habe mir ein Glas Bitter Lemon von der Bar geholt und bestaune die "Visuals" (mir fällt kein besseres Wort ein) auf der großen Beamer-Leinwand im Hintergrund der beiden Musiker ... so etwas bräuchte ich auch für mein Youtube-Video. Die dritte Band - der Headliner - die beiden "Mädels" (ich nenne sie jetzt einfach mal so) und ihre Performance. Die Videos auf der Leinwand im Hintergrund sind noch um einiges psychedelischer (die kurze Sequenz aus dem Film "Zabriskie Point" erkenne ich sofort wieder), die Halle ist voll, die Fans jubeln zu ihren bekannten, alten (und neuen) Titeln, in der letzten Zugabe läuft auch mein Lieblingstitel. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt ... und fällt nach den Konzerten schleichend ab.
23 Uhr nochwas vor Mitternacht, die Auftritte sind durch, ein DJ beschallt die Halle, die meisten Menschen stehen den Anfang noch am Merchandise-Stand. Was ich anfangs noch als schwarzes Dresdner-Szene-Publikum vermutet hatte, verschwindet nach und nach aus der Konzerthalle (es waren vielleicht auch nur so aus weiter Ferne angereiste Fans wie ich) und nur ein harter Kern bleibt noch auf der Tanzfläche zurück. Ich tanze zu einem der ersten gespielten Titel, ziehe mich an den dunklen Rand der Tanzfläche zurück (und ziehe meinen Kapuzenpullover aus und präsentiere mich in meinem tief ausgeschnittenen Top möglichst sexy) und warte auf weitere Titel ... der Stil wechselt, immer weniger Leute sind noch da. Vielleicht wird gerade das Publikum ausgetauscht, die Konzertbesucher verschwinden und gegen 1 Uhr könnten neue Szenegänger dazukommen ... ich schaue auf die Uhr meines Telefons, 0 Uhr nach Mitternacht: "Hier geht nichts mehr." Ich ziehe meinen Kapuzenpullover wieder an, ziehe den Reißverschluß meiner Lederjacke wieder hoch und verlasse die Konzerthalle (nicht ohne noch einmal die Kellerräume diese sagenumwobenen Dresdner Szeneclubs zu besichtigen). Zurück zu meinem Auto, 260 Kilometer hin, 260 Kilometer zurück.
Ich fahre nicht die ganze Etappe, ich habe meine "Homebase" Leipzig dazwischen, gegen 1 Uhr oder 2 Uhr die Nacht nehme ich die Autobahnabfahrt Leipzig-Mitte und fahre weiter zu meiner Wohnung im Norden von Leipzig ... zutiefst überrascht und voller Freude entdecke ich, daß mehrere (!) Parkplätze direkt vor meinem Hauseingang frei sind. Den nehme ich und da lasse ich mein Auto das ganze Wochenende stehen! Zurück in meiner Wohnung und die zweite übliche Prozedur: Make-up vor dem Waschbecken mit Seife entfernen - das ist kein wasserfester Mascara - die Seife brennt in meinen Augen (ich sollte mir endlich Make-up-Entferner kaufen), die Wohnung kurz kühl lüften und danach - vollkommen kaputt von der langen Autobahnfahrt - ins Bett fallen und schlafen. (Ende Teil 1/2)