Zurück auf das Hotelzimmer, ich suche über das WLAN im Internet nach etwas für die Nacht:
[27.04.19 / 11:21] ✎ Zurück auf das Hotelzimmer, ich suche über das WLAN im Internet nach etwas für die Nacht: "Ausgehen in Wien, heute." Ein Club mit Konzertauftritt einer Post Punk Band? Das klingt interessant ... Start ist um 22 Uhr. Ich habe ewig im Internet gesurft, draußen ist es bereits dunkel, ich springe schnell ins Bad, ziehe mir vor dem Spiegel den schwarzen Kajal, mache mich etwas frisch - keine Dusche, keine rasierten Beine! Das muß jetzt schnell gehen. Ich werfe meine Lederjacke über (wegen dem aufkommenden, kühlen Wind) und laufe wieder zurück zum Hauptbahnhof gegenüber des Hotels. 22 Uhr, ich muß mich beeilen, wenn ich vor Konzertbeginn da sein will, dreimal Umsteigen mit der U-Bahn und ich erreiche mein Ziel - die Gegend um den U-Bahngürtel östlich der Innenstadt.
Ich irre nur kurz im Dunkeln umher (eine Station zu früh ausgestiegen) bevor ich den Club in einer Seitengasse gefunden habe. Mein erster Eindruck: sehr klein, alternativ, anarchistisch, links? Paßt! Die kleinen Aufkleber überall verraten alles. Der Konzertbeginn in dem kleinen Raum hinter der Bar ist um 23 Uhr, die Vorband besteht nur aus einer Künstlerin und ihrer Solo-Performance. Synth-Pop / Wave ... ihre liebliche Erscheinung steht im vollen Kontrast zu ihren brutalen Texten (in Englisch) - nicht mal ich schreibe so etwas. Beim genauen Hinhören drängt sich mir nur ein Gedanke auf: "Was hast du wohl durchgemacht?"
Die nächste Band, Post Punk aus Spanien, auf der Bühne stehen vier Herren in Hemd und Krawatte. Drei Gitarren (ein Bass und zwei E-Gitarren) und eine Phalanx an Effektboards für Echo- und Feedbackorgien. Die Musik der Band entspricht in etwa dem Stil von Joy Division, Killing Joke und 1919 - dafür, daß ich eigentlich Synth-Wave erwartet habe, bin ich angenehm überrascht ... paßt, die Button-Kollektion an meiner Lederjacke spricht für sich. Zum Schluß der Playlist das B-Movie-Cover von "Nowhere Girl" - x-mal gehört und ich bin immer noch nicht textsicher!
Von dem DJ-Set danach bekomme ich nicht viel mit, ich sitze in dem Club mit der spärlichen UV-Licht-Beleuchtung auf einem Barhocker in der dunkelsten Ecke, als ich von jemanden angesprochen werde ... ich kann kaum sein Gesicht erkennen. Er kommt aus Pakistan, ist keiner von diesen Flüchtlingen (er muß es immer wieder betonen) und lebt schon viele Jahre in Wien. In dem Club ist er an diesem Abend in Begleitung eines Freundes und einer Freundin, die, wie ich später erfahren werde, ihm den Hinweis gegeben haben, daß ich vielleicht nicht wirklich eine Frau bin? Ich wechsle mit ihm zu der Bartheke in dem Vorraum ... für den Lichttest, ich bin keine Schweinefee und garantiert eine richtige Frau: "Ich bin eine Frau!"
Er sieht wahnsinnig gut aus, ich schätze sein Alter auf Mitte Zwanzig ... genau mein Beuteschema, bin ich auch seins? Es entwickelt sich ein Gespräch, ich kann mich mit ihm nett unterhalten ... ob ich mit ihm mitgehe? Er wohnt in einer WG (mit zwei weiblichen Mitbewohnerinnen!) ganz hier in der Nähe, nur fünf Minuten zu Fuß. Ich willige ein und wir verlassen den Club.
Draußen vor dem Club weht ein kalter Wind, er ist so nett und bietet mir seinen Schal an (ich friere in meiner leichten Lederjacke). Auf dem Weg zu seiner Wohnung unterhalten wir uns weiter ... auch wenn ich das so gut finde, daß ich eigentlich in einem fremden Land bin aber sofort die Sprache spreche, bestehen doch einige Verständigungsprobleme? Ich falle immer wieder in meinen derben thüringisch-sächsischen Akzent zurück, er kann mir kaum folgen, ich versuche seinen Wiener Akzent zu verstehen. Auf der Straße im Schein der Laternen, kommt es zu ersten Annäherungsversuchen von ihm - nicht, daß ich das nicht auch wollte, aber ... ich als "Miss Complicated", erzähle ihm im weiteren Gespräch von meiner On-Off-Beziehung zu meinem Ex-Freund und daß ich noch etwas Zeit brauche, um mich auf alles einzulassen ... so in etwa noch 1 bis 2 Stunden. Er nimmt ein Taxi für uns beide die letzten 100 Meter um den Häuserblock (ich finde hier niemals im Dunkeln wieder zurück) zu seinem Wohnhaus.
Sein Zimmer in seiner WG, es ist alles ordentlich und aufgeräumt, auch draußen der Flur und das Bad, alles sauber - mein erster positiver Eindruck: er muß tatsächlich mit zwei weiblichen Mitbewohnerinnen zusammenleben. Wir legen uns zusammen auf das große Bett in seinem Zimmer, ein paar Küsse ... es dauert gefühlt ewig, bis wir uns endlich entkleiden. (Sollte ich die Initiative ergreifen?) Er bietet an, einen Joint zu drehen - ich lehne ab, ich quatsche jetzt schon zuviel und zähle alle meine Ex-Liebschaften auf (der halbe Orient). Ich muß vorher noch kurz in das Bad, mich wenigstens unten herum etwas sauber machen. (Hätte ich doch vorher geduscht, hätte ich mir doch vorher meine Beine rasiert!) Danach ... der Sex.
"Du hast noch überhaupt keine Ahnung, was dich jetzt erwartet!" Ich versuche seine Erregung zu steigern, streiche ihm über den Bauch, lasse meinen Kopf nach unten sinken - behalte ihn dabei immer im Blick meiner Augen (diese wahnsinnig schönen Augen bei ihm). Ein Blowjob mit Deep Throat, meine Spezialität! Ich deute mit einer Geste, mit den Fingern an meiner Hand an meinen Hals: "Tief!" (Ich gebe mein Bestes, aber leider bekommt er keine vollständige Erektion, ein signifikantes Problem bei der Deep-Throat-Technik ... bin ich schuld? Habe ich ihn zu wenig erregt?)
Der weitere Sex mit ihm, wir gehen mehrere (mir bekannte) Stellungen durch ... darunter auch der Versuch, die vaginale Variante. Ich bin leider zu kurz für ihn. Auf seine Frage, ob ich da unten operiert bin, antworte ich nur mit Schweigen und meiner Andeutung auf eine bevorstehende Operation zur Vertiefung meiner Vagina ... ihm ist sehr wohl bewußt, daß ich eine transsexuelle Frau bin - es ist kein Geheimnis, ich erwähne es nur nicht gerne.
Beim weiteren Analsex hat er immer noch das Problem, eine Erektion zu halten. "Manchmal denke ich, ich bin schwul", er mag den Analsex, hat alles da, Gleitcreme, Kondome ... aber benutzt er auch wirklich eins? Oder zieht er es immer wieder ab? "Ach Scheiß drauf!" Nimm mich endlich! Ich bin zu erregt, das jetzt abzubrechen. Zwischendurch, während des Stellungswechsels (ich quatsche zuviel) erzähle ich ihm, daß ich negativ getestet bin (HIV und Syphilis), aber ein positives Ergebnis auf HPV-Risikovariante habe. Er scheint das nicht zu kennen. "Das ist nicht gefährlich, nicht für dich, nicht für mich. Das betrifft nur die Frauen, mit denen du danach Sex haben wirst ... Risiko auf Gebärmutterhalskrebs - kann, aber muß nicht", ich sollte einen Warnhinweis auf meiner sexy Unterwäsche tragen: Vorsicht, der Sex mit mir kann bei Ihnen zu gesundheitlichen Problemen führen. Immer doof, wenn ich das Virus weitergebe - aber das hat sowieso die halbe Menschheit. Wenn er es nicht schon hatte, dann hat er es jetzt.
Seine Stimmung kippt langsam, sein "Erektionsproblem" da unten bekommt er nicht in den Griff. Ich gebe mir die Schuld. Es kommt ein Anruf auf seinem Telefon, seine Freunde - die noch in dem Club sind - fragen, wo er ist. Abbruch! Er läßt mich nackt liegen und wir müssen uns anziehen ... es fühlt sich fast an, wie ein Rauswurf - wenn ich nicht mit ihm zusammen die Wohnung verlassen würde. Im Treppenhaus kann ich noch schnell meine Haare durchkämmen.
Ich laufe mit ihm zu Fuß zurück in Richtung des Clubs, muß ihn immer wieder einholen ... hätte er doch nur weiter mit mir Sex gehabt, ich war fast soweit. Wenige Meter vor dem Club kommt uns sein Freund entgegen, kurze Verschnaufpause, es ist 4 Uhr den Sonnabend Morgen, dunkel, und es nieselt.
Wir betreten wenig später zusammen den nächsten Club am U-Bahngürtel, die beiden bestellen sich ein Bier an der Bar und verschwinden dann kurz auf die Toilette, eine Line Koks ziehen (Wien halt). "Magst du auch?" Nein Danke. Ich bestelle mir nur ein Glas Wasser an der Bar. [Anm. d. Verfasserin: Was wäre wohl gewesen, hätte ich das Kokain auch genommen? Wo wäre ich dann den Tag danach aufgewacht? Im Idealfall neben ihm in seinem Bett und später dann das von ihm versprochene Frühstück?] In dem Club gibt es eine Tanzfläche ein paar Stufen die Treppe runter in den Keller, auffallend viele Männer werden jetzt auf mich aufmerksam und starten ein paar Ansprechversuche oder einen Flirt mit mir. Ich lehne alles gleich ab, versuche zu der lauten Discomusik in ihr Ohr zu brüllen: "Ich bin durch für heute Nacht!" Ich will gehen und verabschiede mich von ihm vor dem Club (er ist von der Toilette zurück, war kurz tanzen und ist dann mit mir rausgegangen). "Tut mir leid. Ich rieche nach Sex, das zieht jetzt haufenweise Männer an." (Ist nicht neu für mich, das kenne ich schon.) "Hoffentlich schaffe ich es bis zum Hotel." Schade eigentlich, ich hätte gerne noch mit ihm gefrühstückt - aber ich bin zu fertig und will nur noch ins Bett. Er hat meine Telefonnummer.
Mit der U-Bahn zurück zum Hotel am Hauptbahnhof. Am Gleis wartend, betrachte ich die Plakate an den Wänden: "Ungewollt schwanger?" Alle Männer sind gleich, erst verzaubern sie einen mit ihrem Hundeblick, und dann geht es nur noch um Sex, Drogen, und Alkohol - beim Sex mache ich noch mit, aber bei den anderen beiden Sachen bin ich raus. "Jede kriegt die Männer, die sie verdient."
Kurz vor 6 Uhr zurück im Hotel, es ist noch zu früh für Frühstück (beginnt erst 6:30 Uhr). Ich falle ins Bett und schlafe ein. Vor der Tür zu meinem Hotelzimmer hängt der "don't disturb" Papieranhänger, aber viel Schlaf wird es nicht - die Zimmermädchen und Reinigungskräfte im Zimmer nebenan und auf dem Hotelflur machen zuviel Lärm, pünktlich ab 9 Uhr.