Schloß Belvedere Teil 2 - den Vormittag zu Fuß vom Hauptbahnhof aus.
[29.04.19 / 22:29] ✎ Schloß Belvedere Teil 2 - den Vormittag zu Fuß vom Hauptbahnhof aus. Kurz vor 11 Uhr stehe ich mit meinem kleinen Rollkoffer an der Rezeption in der Hotellobby für den Check-out, das Gepäck verstaue ich wenig später wieder in dem Schließfach am Hauptbahnhof, bevor ich ein paar 100 Meter weiter - im tiefsten Nieselregen - zum Belvedere laufe. Die Schlange am Ticketschalter ist genauso lang, wie die am Eingang des oberen Palais ... aber es geht zumindest zügig voran (und ich muß bei dem naßkalten Mistwetter, ohne Schirm - den habe ich zu Hause gelassen - nicht lange im Regen stehen). Ein Kombiticket für die Galerie im oberen und die Wechselausstellung im unteren Palais. Mit mir besuchen die Galerie eine Menge Russen, Chinesen und einige andere Nationalitäten - was auffällt: während ich alles an der Garderobe abgebe (außer die Eintrittskarte und das Smartphone) und mir für die Galerie gebührend viel Zeit nehme (zweieinhalb Stunden bis 14 Uhr), laufen viele andere Besucher (wahrscheinlich Bustouristen in Zeitdruck) in Jacke und Anorak an mir vorbei. Rein, Foto vom Klimt machen (der hier nicht hängt, der ist auf Leihgabe in Tokio) und wieder raus. Die Warteschlange vor Klimts Gemälde "Der Kuß" ist entsprechend genauso lang wie die Schlange am Eingang und des Ticketschalters.
Danach ein paar Schritte über den Barockgarten ins untere Palais ... noch beschisseneres Wetter als vor zwei Tagen, jetzt erst recht keine Selfies. Im unteren Teil befinden sich, zu dem Zeitpunkt meiner Reise, ein paar interessante und sehenswerte Videoinstallationen. Touristen gibt es hier unten nicht, nur ganz wenige Besucher - was eigentlich schade ist, den die Gemälde der aktuellen Wechselausstellung der weiblichen Malerinnen der Moderne in Wien um 1900 sind denen der männlichen Pendants mehr als ebenbürtig. Leider sind alle Malerinnen komplett vergessen (oder verdrängt) worden. Für diese Wechselausstellung nehme ich mir auch wieder anderthalb Stunden Zeit.
Danach den Nachmittag zu Fuß zurück zum Hauptbahnhof, eine Pizza essen (eine gigantische Pizza in der Osteria am Hbf.) und ... Einkaufen gehen! Die Mariahilfer Straße habe ich bei meiner Tour durch Wien nicht gesehen, obwohl der Punkt "Shopping" auf meiner To-Do-Liste ansonsten fest verankert ist - diesen Teil hole ich in den Promenaden des Hauptbahnhofes nach. Bis zu meiner Abfahrt mit dem Nachtzug sind noch ein paar Stunden Zeit.
Erster Laden (die spanische Kette, bei der ich nicht weiß, wie man den Namen ausspricht), viele bunte Sachen. Mein Blick fällt zuerst auf ein schwarzes Spitzenkleid, danach auf einen schwarz-weißen Rock mit Blumenmuster, ähnlich meines Lieblingssommerkleides (dieselbe Marke) ... leider ist der Rock nur zum Anprobieren (und Ködern) als Einzelstück vorrätig ... ich ziehe ihn in der Umkleidekabine an und er paßt super zu mir, Größe 38. Die Bestellnummer auf einem Kärtchen für den Online-Shop bekomme ich von der Verkäuferin zugesteckt. [Anm. d. Verfasserin: Der Rock wird sofort nach meiner Rückkehr bestellt, geliefert und liegt schon bei mir zu Hause.] Da ist schon wieder dieses Gefühl: Ich muß etwas kaufen! Ich kann diesen Laden nicht ohne einen Papierbeutel verlassen. Das schwarze Spitzenkleid ... XS lehne ich sofort ab, in eine S passe ich zwar rein, aber sehe in dem Spiegel in der Kabine total f...unvorteilhaft aus, M - eine österreichische L - geht da schon viel besser. Es landet in der Kasse in dem besagten Einkaufsbeutel (idealerweise kann ich in Österreich problemlos mit meiner deutschen EC-Karte bezahlen).
Weiter in das Bademodengeschäft, von deren Kette ich auch den olivgrünen Bikini von meinem letzten Strandurlaub habe. Ein Badeanzug könnte mir noch in meinem Schrank fehlen, aber leider passe ich da beim Anprobieren nicht wirklich hinein, zu dicker Hintern, breites Kreuz, Brust flach wie nichts (mein kleines A-Körbchen) - ich bleibe bei der Bikinimode.
Gegen 20 Uhr hole ich mein Gepäck aus dem Schließfach, aber da weiß ich noch nicht, daß der Zug für die Rückreise anderthalb Stunden Verspätung hat (kommt ja auch als einziger aus Deutschland, alle anderen regionalen Züge aus Österreich haben auf der Anzeigetafel keine nennenswerten Verspätungen).
Endlich den Abend am Gleis wartend in den einfahrenden (und haltenden) Zug einsteigen, mein Bett in dem Liegeabteil beziehen und gegen 22:30 Uhr die paar Zeilen für mein Reisetagebuch notieren - ich muß mich beeilen, die anderen zwei Zuggäste in dem Abteil wollen schlafen und bitten mich, das Licht auszuschalten. Mein letzter Tag in Wien (und ich habe bis zum Schluß auf eine Antwort von ihm gewartet, die nie kam).
Nachtrag: Ein paar Abteile weiter geht der Lärm einiger mitreisenden Fahrgäste noch bis Mitternacht - bis dann bei einem Halt über die Grenze die Bundespolizei den Zug durchläuft und alle Abteile kontrolliert. Ich bin wach und bemerke, nachdem die Polizisten wieder weg sind, scherzhaft: "Das ist nicht der Drogenhund", keine Panik, "der kommt nur manchmal durch die Schweiz." Danach ist auch in dem Nachbarabteil Ruhe. Weiterschlafen mit Ohropax.