Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:
[01.01.70 / 00:00] ✎ Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:
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[09.12.18 / 23:19] ✎ Zurück in meiner Wohnung, ich mache mich ausgehfertig für die Nacht. Beine rasieren, Duschen, Hormongel, die schwarzen Sachen der letzten Nacht (die Leggings, der Lederrock, das ärmellose Top, der Kapuzenpullover) und ... "the new fragrance", Chanel und Zigretten. Nur als Schuhwerk wähle ich für diese Nacht die hohen Wildlederstiefel mit den Blockabsätzen. "Escort girl" geht aus, meine langen Haare trage ich offen, auf das Make-up verzichte ich vorerst, habe es aber in meiner Handtasche mit dabei. Kurz nach 20:15 Uhr, ich stehe wieder an der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe meiner Wohnung, die letzte Bahn vor 15 Minuten habe ich verpaßt ... Frauen brauchen immer länger im Bad.
Als ich den Treffpunkt in der Innenstadt (die vor dem Laden) wieder erreiche, bin ich 27 Minuten zu spät ... von ihm ist nichts zu sehen, der Laden gegenüber ist dunkel und verschlossen. Ich warte. Die Hände in den Taschen meiner Lederjacke stehe ich mit dem kurzen Röckchen und den Nutenstiefeln in der Eiskälte vor dem schummrig beleuchteten Hauseingang in der Fußgängerzone, meine langen, blonden Haare wehen etwas im Wind ... wie sich die Situation gleichen muß, mit den "leichten Mädchen" auf der Hamburger Reeperbahn ein paar Tage zuvor. Viele Menschengruppen laufen an mir vorbei - interessanterweise werde ich dabei immer nur von den Männern gemustert, ein paar flüchtige Blicke im Vorbeigehen. Ich versuche so gelangweilt auszusehen - mit dem entsprechenden Gesichtsausdruck - wie jede Straßenprostituierte ... ich habe meinen Standpunkt falsch gewählt, zu wenig Laufkundschaft.
Ein Mann läuft erst einmal, dann wenig später ein zweites Mal an mir vorbei. Mit Akzent: "Du stehst immer noch hier?" Ist er es? Ich kann mir fremde Gesichter so schlecht merken. Ich folge ihm ein paar Schritte entfernt zu einer beleuchteten Tiefgarage. Er ist es nicht, ein anderer, fremder Mann, dasselbe Alter, so um die 40.
"Bist du Trans? Operiert?" er spricht mich auf meine "jungenhafte" Stimme an.
"Ja", ein Gespräch entwickelt sich, "Eigentlich habe ich da auf jemanden gewartet, aber der ist nicht gekommen ... weißt du, ich stehe da nicht ohne Grund in dem superkurzen Röckchen und den hohen Stiefeln."
"Ah ... Sexkontakte. Vielleicht können wir später noch etwas trinken gehen?" ihm scheint das nicht unbekannt vorzukommen.
"Klar, warum nicht? Ich bin da in der Bar, gleich gegenüber."
Ich gehe alleine die paar Meter wieder zurück zu meinem alten Standort, tatsächlich habe ich die unscheinbare, kleine Neonreklame neben dem Laden gegenüber entdeckt ... endlich habe ich den Kellereingang zu der Cocktailbar wiedergefunden, die ich eigentlich in einer anderen Seitenstraße vermutet hatte.
Kurz nach 21 Uhr den Sonnabend Abend, ich gehe die Stufen hinunter zu der Cocktailbar mit dem 80er-Jahre-Flair, setze mich auf einem Barhocker am Tresen mit Blick auf die Eingangstreppe und bestelle meinen ersten, alkoholfreien Cocktail für die Nacht, ein "Virgin Mojito". Das Smartphone dicht neben dem Glas, eine Nachricht an meinen (Ex-)Freund: "Standing in the cold like a hooker, waiting for a stranger, following another stranger - would you like to pick me up at ###### Bar?" Keine Antwort von ihm ... er ignoriert mich.
23 Uhr, nach einem "Ipanema" geht mir mein Geld aus, der andere Fremde ist nicht aufgetaucht, ich beschließe zu gehen und ziehe mir vor dem Spiegel der Damentoilette der Bar noch einmal extradick den schwarzen Kajal am Lidstrich + meinen (weniger auffälligen) Lippenstift. Zurück nach draußen in die Nacht, irgendwo einen Geldautomaten suchen - kurz vor Mitternacht - und dann weiter mit der letzten oder vorletzten Straßenbahn in Richtung Connewitz, den Süden von Leipzig, und da die Nacht ausgehen ... immer weiter. Ich will leben, tanzen, lebendig sein, Männer treffen, Sex haben ... auch wenn ich nur drei Tage zuvor dort unten (hinten) operiert wurde und das eigentlich gar nicht (ohne Schmerzen) möglich ist. Ich hebe etwas mehr Geld ab, damit ich mir ein Taxi zurück dann später leisten kann.
0 Uhr nach Mitternacht, der Club in Connewitz, schwarz-bunt gemischt, zwei Floors, einer mit 80er Jahre Popmusik, der andere Minimal Wave. Ich bin zu Hause, meine Szene, ich fühle mich gut und bestelle die erste Flasche Cola an der Bar und krame dabei die Antidepressiva-Tablettenpackung aus meiner Handtasche. Ausnahmsweise noch eine Flasche Koffein nach Mitternacht (die anderen Getränke werden dann wieder koffein- und alkoholfrei). Ich gebe meine Lederjacke an der Garderobe ab und quetsche meinen Kapuzenpullover in meine Handtasche, das schwarze Unterhemd und der Lederrock mit dem Nietengürtel reichen zum Tanzen auf der Tanzfläche gerade aus.
Die zweite Tanzfläche, eine Discokugel und die düsterste und spärlichste Beleuchtung. Ein Set aus Italo-Disco wird irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr nachts aufgelegt, ich komme aus dem Tanzen gar nicht mehr raus. Erst als ich 3 Uhr nochwas mal auf die Toilette gehen muß, entscheide ich mich danach, zu gehen und meine Jacke aus der Garderobe gegenüber der Damentoilette abzuholen. Ich verlasse den Club. Das Telefon hatte ich die meiste Zeit nur in der Handtasche, ich erwarte keine Antwort oder Nachrichten von ihm mehr. Auch diese Nacht bleibe ich alleine.
4 Uhr den frühen Sonntag Morgen, ein Großraum-Sammeltaxi - mit mir als einzige Passagierin - bringt mich zurück in meine Wohngegend. Ein Plakat mit einem Bibelvers fällt mir am Straßenrand auf und bringt mich zum Nachdenken ... ich sollte vielleicht mit dem ganzen "Scheiß" aufhören, die Jagd nach schnellem Sex, die Sehnsucht nach intimen, körperlichen Begegnungen. Das wird sich alles nie erfüllen. Meine Operation da unten (die vorne), mein neues, weibliches Äußeres ... es ist wie ein Reset, ich bin wieder Jungfrau (noch drei Jahre, bis ich die 40 erreicht habe). Ernsthafte Beziehungen hatte ich noch nie und werde ich auch nie haben. Gefühlt bin ich immer noch das junge Mädchen (nur das mit den "Make-up-Experimenten" liegt weit hinter mir, da war ich 20). Eine Stunde später, 5 Uhr den Morgen, ich habe mir alles wieder aus dem Gesicht gewaschen und falle, zurück in meiner Wohnung, in mein Bett ... das Telefon bleibt offline.
"Mir gefällt dein Outfit, deine Mütze, deine Stiefel, das paßt alles super zu dir. Du siehst echt sehr schön damit aus. Möchtest du vielleicht mit mir etwas trinken gehen? Nichts Alkoholisches, nichts mit Koffein, nur einfach so", in Gedanken spiele ich meinen Flirtversuch durch. Die eine Frau mir gegenüber an der Straßenbahnhaltestelle, als ich den Sonntag Abend vom Essen bei dem nächsten Italiener in der Innenstadt wieder zurück bin, sieht wirklich echt hübsch aus. Zu schade, daß ich zu solchen Flirtgesprächen noch nie den Mut gefunden habe und mich immer nur von Männern anquatschen lasse. Wäre mein Leben dann anders verlaufen? Ich schließe es nicht aus, daß ich mich vielleicht doch noch etwas zu Frauen hingezogen fühle - wenigstens ist endlich das "Ding" da unten ab und ich muß nicht mehr Angst vor männlichen Sex haben. (Ende Teil 2/2)
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Archiv:
[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana
Mail ist heute rausgegangen
LG Daniele
[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana
aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.
LG Daniele
Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …
[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,
Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.
Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.
Liebe Grüße
Daniele
Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.
[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,
Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.
Liebe Grüße
Daniele
Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.
[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,
eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.
Morgana LaGoth: Danke dir.
[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana
Ich habe Dir eine Mail geschickt.
Lg
Daniele
Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*
[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend
das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele
Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.
[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele
Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).
[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea
Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!
[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea
Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)
[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.
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