Zurück in Leipzig - das letzte Wochenende war ich schon nicht in meiner Wohnung (ich fürchte mich vor meinem Ex-Freund) - dieses Wochenende muß ich wenigstens mal hin, um meine Pflanzen zu gießen.
[20.08.17 / 23:26] ✎ Zurück in Leipzig - das letzte Wochenende war ich schon nicht in meiner Wohnung (ich fürchte mich vor meinem Ex-Freund) - dieses Wochenende muß ich wenigstens mal hin, um meine Pflanzen zu gießen. Er hat immer noch die Schlüssel für meine Wohnung ... wird er betrunken randaliert haben (wie schon mal in seiner Küche)? Alles Porzellan zerschmeißen (mein schönes Kahla-Kaffee-Service)? Mein Kleiderschrank geplündert und durchwühlt haben? Mit Angstgefühlen steige ich den Freitag Abend die Treppen hoch zu meiner Dachgeschoßwohnung ... ich stecke den Schlüssel in das Türschloß ... er paßt nicht! Ein Schreckmoment - macht er etwa dasselbe mit mir, was ich vor einigen Wochen mit ihm getan habe und schließt sich in meiner Wohnung ein? Kurz durchatmen ... falscher Schlüssel - ich wechsle am Schlüsselbund zu dem richtigen Schlüssel und schließe meine Wohnung auf. Es ist schon dunkel den Freitag Abend gegen 22 Uhr, ich suche den Lichtschalter und mein Blick schweift durch die ganze Einraumwohnung ... ich bin allein, er war nicht da, alles ist so, wie ich es verlassen habe (selbst den Pflanzen geht es gut und sie sind noch nicht vertrocknet). Ich packe meine Sachen aus und richte mich wieder ein. Kurz nach Mitternacht gehe ich ins Bett ... nicht ohne die Wohnungstür von innen abzuschließen und im Kleiderschrank nach dunklen Schatten zu suchen. Ich habe Angst vor ihm ... die letzten zwei Wochenenden mit ihm (besonders das letzte) haben mich zu sehr verschreckt. Ich probiere die Nacht noch ohne eine Tablette einzuschlafen, nehme dann etwa eine Stunde später doch eine.
Sonnabend später Vormittag, ich stehe auf, Frühstück mit meinen mitgebrachten Brötchen. Nach dem Duschen und Anziehen sammle ich alle seine leeren Bierflaschen ein (und meinen Getränkekasten Wasser) und fahre damit zur nächsten Kaufhalle. Wenn ich Glück habe, reicht der Flaschenpfand und mein 5-Euro-Schein für den gesamten Einkauf - auf meiner imaginären Liste stehen Tomaten, Möhren, eine Dose Thunfisch, ein Paket kleiner Wasserflaschen und vielleicht noch eine Packung Weintrauben als Nachtisch. Das Geld reicht, ich habe sogar noch ein paar Euromünzen über.
Weiter den frühen Sonnabend Nachmittag zum Einkaufen in die Leipziger Innenstadt, ich parke mein Auto in dem Parkhaus am Bahnhof und lasse erstmal das gekaufte frische Gemüse und das Obst im Kofferraum - so schnell wird es gleich nicht verderben. Auf dem Weg zum nächsten EC-Automaten plane ich meine Einkaufstour für diesen Nachmittag - die Apotheke in der Fußgängerzone, Schuhladen Nr. 1 gegenüber, der teure Naturkosmetikladen ein paar Gehminuten entfernt, weiter zum favorisierten Schuhladen Nr. 2 und - wenn ich dann noch kann - das teure Kaufhaus am Marktplatz.
In der Apotheke frage ich nach Mückenschutzmittel - das stark nach Ammoniak stinkende (aber wirklich sehr gut wirkende) Mittel zur Nachbehandlung der zahlreichen Stiche auf der Haut, haben die leider nicht im Sortiment, dafür kaufe ich zum Schutz gegen diese Biester ein Spray, welches von einem ominösen Tropeninstitut angepriesen bzw. empfohlen wird ... ich brauche das für meine nächste Reise sehr dicht am Äquator.
Weiter in den ersten Schuhladen, ein paar Peeptoes mit High Heels stehen auf meiner Wunschliste ... die müssen nicht zum Laufen geeignet sein, nur zum gut Aussehen an den Füßen, während ich irgendwo in einem Club die Nacht auf einem Barhocker sitze, die Beine überkreuze und Männer beobachte ... also etwas für meine "semi-professionelle Arbeit", meinem marokkanischen "Klienten" würde das bestimmt gefallen. Ich durchstreife den ersten Laden, leider nichts passendes - außer das eine Paar schwarze Pumps, das ich schon habe. Weiter durch die Innenstadt zu dem teuren Naturkosmetikladen.
Nachdem ich meine obligatorischen zwei Probefläschchen mit Haarwäsche und Duschbad für die nächste Reise eingekauft habe, bewege ich mich weiter in Richtung Schuhladen Nr. 2 ... vor dem Eingang empfängt mich ein riesiges, rotes Plakat: "Rausverkauf! Alle Schuhe 60% reduziert!" Ich betrete den Laden und es ist wirklich sehr viel Andrang, überall stehen die Schuhe eng aneinander und viele Menschen probieren etwas an oder suchen die Regale ab. Alles ist umgeräumt, nichts steht an dem Platz, wie bei meinem letzten Schuhkauf vor ein paar Wochen. Wenigstens sind sie immer noch (einigermaßen) nach Farbe sortiert und überall stehen die Hinweise für die Schuhgröße. In all dem Durcheinander und den vielen Menschen entdecke ich das eine schwarze Paar Stiefeletten eines kleinen italienischen Designerlabels ... ich nenne es mal meine "Made-in-Italy-Schuhe". Sie stehen seit meinem letzten Einkauf immer noch da und keiner scheint sich dafür zu interessieren. Die schmalen Absätze sind viel zu hoch, die Schuhspitze ist sommerlich ausgeschnitten (also Peeptoes) und auf dem Etikett steht immer noch der Preis kurz vor der 200-Euro-Schmerzgrenze. Ich nehme sie vom Regal, laufe nochmal damit Probe ("paßt") und gehe mit meinem neuen Schuhpaar in der Hand zur Kasse. Das letzte Mal habe ich sie nicht gekauft, weil die hohen Absätze viel zu "unpraktisch" sind - jetzt ist mir das egal und ich lege diese bezaubernden italienischen Markenschuhe auf den Tresen an der Kasse ... 180 Euro minus 60 Prozent? Ein Wahnsinnspreis - und die Schuhe haben nur auf mich im Regal gewartet, daß ich Wochen später nach meinem letzten Besuch wieder zurückkehre und sie doch kaufe. Weiter in das nächstgelegene Kaufhaus in der Fußgängerzone am Marktplatz.
Ich will eigentlich nur ein schlichtes olivgrünes T-Shirt kaufen, nichts Aufwendiges, nichts Teures. Auch hier werde ich fündig, probiere etwas an, laufe weiter durch das Kaufhaus ... bewundere ein paar sauteure "Samt-Stiefeletten" - mit der Einkaufstüte mit meinen gerade eben gekauften Stiefeletten in der einen Hand und dem anprobierten olivgrünen T-Shirt in der anderen Hand. Einkaufen ... Schuhe ... Sachen von (viel zu überteuerten) Designerlabels - meine Welt. Ich könnte Stunden damit verbringen, aber irgendwann macht der Körper (und die Füße) einfach nicht mehr mit. Zurück zum Auto im Parkhaus am Hauptbahnhof (und unterwegs noch mit den übriggebliebenen Münzen ein italienisches Eis kaufen).
Irgendwann so gegen 17 oder 18 Uhr bin ich wieder zurück in meiner Wohnung und bereite das Abendessen für den Tag vor. Es gibt Pasta mit Thunfisch und Tomaten und die italienische Gewürzpalette (Oregano, Basilikum, Thymian, viel Knoblauch, etwas Chili). Nachdem ich alles gekocht, aufgegessen und den Abwasch gemacht habe, springe ich wieder kurz unter die Dusche und mache mich ausgehfertig für die Nacht. Ich will die Nacht in den Club in der Südvorstadt, in den ich letzten Sommer beim Verlassen von "gewissen" Männern angesprochen und ... belästigt wurde. Was ziehe ich die Nacht an? Kein Kleid, kein Push-up, Schuhe mit Absätze? Ja, aber nur meine schwarzen Stiefeletten ... leider keine Stilettos, mit denen ich mich im Notfall wehren könnte. Schwarze Jeans, schwarze Lederjacke, schwarzes - nicht so attraktives - Top, nur Kajal um die Augen und dezenter Silberschmuck. Wenn mich einer anmacht - ich bin nur ein Kerl mit langen Haaren (höchstwahrscheinlich ein "Metaler") und mit einem "Hormon-Problem" (wegen den kleinen Brüsten). Meine Ausrede wirkt vielleicht nicht überzeugend, aber ich habe wenigstens einen Versuch. Mit dem Auto eine Stunde vor Mitternacht in die Gegend um den Südplatz.
Ich parke mein Auto ein oder zwei Straßen entfernt von dem kleinen Club und laufe erstmal zielgerichtet zu den Bars an der belebten Straße. Ein Glas Wasser, ein Ciabatta (mit noch mehr Knoblauch) und die alkoholfreie Version einer "Pina Colada" später, laufe ich wieder zurück zum Eingang des Clubs. Es ist kurz vor Mitternacht und alles ist verschlossen. Irritiert laufe ich noch einmal um den ganzen Block, wieder am verschlossenen Eingang vorbei und zurück zu meinem geparkten Auto. Kein Wunder, daß bei der Disco-Veranstaltung sonst so wenig Leute kommen, wenn immer verschlossen ist und nie klar ist, ob oder wann (vielleicht weit nach Mitternacht) die Disco stattfindet ... vielleicht hatte der Punker-DJ auch einfach keinen Bock mehr (kommt schon vor). Plan B - mit dem Auto ein paar Straßenzüge weiter zur nächsten Disco die Nacht in Connewitz. Ich finde einen Parkplatz in der Nähe in dem Wohngebiet und laufe zu dem Haus mit dem Clubkeller. Diese Nacht ist dort eine 80er-Jahre-Party, auf dem Flyer beworben mit "alternativen" Songs.
Als ich den Clubkeller betrete, sind noch nicht sehr viele Leute da. Der DJ spielt etwas Italo-Disco an ... noch bin ich erfüllt mit etwas Hoffnung. Der Club füllt sich ... Stinos. Die Musik wechselt über Rap zu Detroit, frühes House - eigentlich gar nicht schlecht. Ich schließe meine Augen in dem mittlerweile vollen Club und stelle mir vor, ich wäre irgendwo in einer Underground-Disco in New York und die Tanzfläche ist voller attraktiver (und wahrscheinlich schwuler) Männer (die mich als Transe immer so nett in Ruhe lassen). Ab und zu muß ich die Augen öffnen und mich der Realität stellen, die übliche Leipziger Studenten-Hipster-Stino-Mischung, mit übergroßen Frauenanteil. Kurz nach 1:30 Uhr, ich verlasse den stickigen Club - eigentlich nur um etwas frische Luft zu atmen - aber spontan entscheide ich mich zu gehen. Gute Musik, falscher Club. Zurück mit meinem Auto zu meiner Wohnung in Leipzig.
Etwa eine Stunde später - und nachdem ich mir den schwarzen Kajal halbwegs aus den Augen gewaschen habe - falle ich ins Bett. Das erste Mal seit vielen Monaten, daß ich keine Tablette zum Einschlafen brauche. Die Tür ist verriegelt und von meinem Ex-Freund höre (oder lese) ich sowieso nichts mehr. Das Telefon ist die Nacht einfach aus.
Sonntag Vormittag, ich habe nichts vor, die Pflanzen habe ich den Tag zuvor schon gegossen und alle Einkäufe sind erledigt. Ich muß den Tag nur frühstücken, gegen Mittag duschen, Tai-Chi-Übungen machen, Mittagessen kochen und später dann alle meine Sachen zusammensammeln (die neu gekauften Schuhe und das Paar Plateau-Sandaletten, den Bikini und ein Sommerkleidchen für die nächste bevorstehende Reise). Für das Mittagessen habe ich wieder etwas Veganes vorbereitet - es gibt Couscous mit Kichererbsen, Möhren und Tomaten. In einer Pfanne Knoblauch und Schalotten in Olivenöl erhitzen (mehr Knoblauch als Schalotten), währenddessen die Möhren in kleine Scheiben schneiden, mit dazu in die Pfanne, Tomaten waschen, vierteln, auch mit in die Pfanne, alles mit Pfeffer und Chili würzen (viel Chili), die orientalische Gewürzmischung dazu (Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel), in einem anderen Topf Couscous mit etwas Kurkuma im heißen Wasser 5 Minuten aufquellen lassen, in eine Müsli-Schüssel geben, mit der Tomaten-Möhren-Kichererbsen-Soße/Pampe übergießen - und mit einem Löffel aufessen. Vegan ist so schön einfach zu kochen.