Sonnabend Abend bin ich wieder in Leipzig ...
[03.07.17 / 00:05] ✎ Sonnabend Abend bin ich wieder in Leipzig ... ich hatte kurz überlegt, ob ich den Freitag Abend schon anreise, aber nach der (kleinen) Überdosis Tabletten die Nacht von Donnerstag auf Freitag ("2 Uhr, 3 Uhr, 4 Uhr...") fühle ich mich irgendwie nicht in der Lage, den Tag darauf noch nach Leipzig zu fahren. Genau das schreibe ich auch meinem Freund, als er mich den Freitag Mittag fragt, ob ich die Nacht wieder in Leipzig bin, "Sorry, no. Took a (small) overdose of antidepressants last night." Irgendwie war ich die letzten zwei Wochen gar nicht gut drauf.
Sonnabend Abend, ich will die Nacht in einen Club ausgehen - wenn von ihm keine weitere Nachricht kommt, muß er auch nicht wissen, daß ich doch in Leipzig bin ... dann kann ich mich ganz entspannt ausgehfertig machen und habe später mein ganzes Bett für mich allein und kann in Ruhe den Sonntag Morgen nach der Disco ausschlafen. So weit der Plan ... kurz nach 19:30 Uhr kommt eine weitere Nachricht von meinem Freund, ob ich denn wenigstens diese Nacht da bin. Zu meinem leidvollen Verhängnis antworte ich ihm und wenig später, kurz nach 20:30 Uhr klingelt er unten an der Eingangstür ... ich bin gerade im Bad beschäftigt und lasse ihn erst ein paarmal klingeln, bevor ich den Knopf zum Entriegeln der Haustür drücke und ihn an meiner Wohnungstür, mit Blick hinunter zum Treppenhaus, erwarte. Als er dann endlich meine Wohnung betritt, kann ich mich nicht mehr zurückhalten und muß ihn einfach umarmen ... ich nehme seinen Geruch auf, der mir so vertraut erscheint. Er zieht mich aus und wirft mich wieder auf mein Bett ... nur kurz Sex, denn er muß um 22 Uhr den Sonnabend Abend wieder irgendwo in Leipzig in einer Bar sein, er hat ein paar seiner Arbeitskollegen zum Feiern eingeladen. Eigentlich brauche ich über eine Stunde im Bad, um mich wirklich ausgehfertig zu machen - aber er treibt mich nach dem Sex mit ihm an, alles - Duschen, Kontaktlinsen, Kajal, Make-up, Haare trocknen und Hormongel auftragen - innerhalb weniger Minuten zu schaffen, "Impossible! I'm a trans woman!" Nebenbei sucht er schon das passende Abendkleid für mich aus meinem Schrank, seine Wahl fällt auf mein schwarz-weißes New-York-Kleid, "AIX, 5th Avenue, Manhattan." Wenigstens bei der Schuhauswahl für den Abend kann ich meine Meinung durchsetzen und bestehe auf meine schwarzen Stiefeletten (die, die ich immer zum Ausgehen trage). Schnell noch alle Utensilien für die Nacht in die Handtasche packen, die Silberkette mit dem grünen Anhänger um den Hals anlegen und wir können meine Wohnung verlassen. Draußen vor dem Hauseingang nieselt es schon den ganzen Abend - das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr, daß meine Haare vom Duschen eigentlich immer noch feucht sind. Wir steigen beide in mein Auto (so einen schönen Parkplatz, wenige Meter vom Hauseingang entfernt, finde ich bestimmt später die Nacht nicht wieder).
Er erzählt mir beim Fahren, wohin es geht, sein Navi auf dem Smartphone lotst mich zu der Bar in Plagwitz - er muß unbedingt als Erster da sein, weil er alles organisiert hat ... ich parke das Auto in einer Seitenstraße und wir laufen die letzten Meter zu Fuß. Exakt um 22:07 Uhr kommen wir beide an (und sind natürlich die Ersten - trotzdem "wow", nur 7 Minuten zu spät ... neuer Rekord für mich). Er verschwindet kurz, noch etwas zu essen vom China-Imbiß holen, und läßt mich zuerst alleine in der Bar zurück ... am Eingang entdecke ich einen kleinen Papierflyer von der Discoveranstaltung, zu der ich eigentlich diese Nacht wollte. Nicht allzu viel später (ich habe mir schon mal was an der Bar zu trinken bestellt), kommt er mit zwei Styropor-Packungen gebratenen Reis zurück und wir suchen einen größeren Tisch im hinteren Bereich der Bar. Nach und nach kommen seine eingeladenen Gäste, alles Arbeitskollegen ... mehr Frauen als Männer (jetzt komme ich mir erst recht ein wenig doof vor, da ich natürlich als Einzige, bei diesem naßkalten Wetter, ein kurzes Kleid trage). Mein Freund spendiert einige alkoholische Runden ... und trinkt dabei am meisten mit. Die Gerüchte unter seinen Arbeitskollegen und Freunden, daß er ziemlich schnell betrunken werden kann, erweisen sich leider als wahr. Wenigstens bin ich als "sometimes roommate" und "driver" für ihn da ... Blick auf die Uhr auf dem Display meines Telefons, weit nach Mitternacht - so langsam verabschiede ich mich von dem Gedanken, diese Nacht noch in die Disco auszugehen. Auch seine eingeladenen Gäste verabschieden sich nach und nach (eigentlich war es eine ganz nette Runde) und ich beobachte, wie er von dem betrunken Zustand in den schläfrigen Vollrauschzustand wechselt - wenn ich ihn jetzt noch ohne fremde Hilfe in mein Auto bekommen will, muß ich aufstehen und handeln. Ich gehe die paar Meter rüber zu ihm (wir sitzen nicht nebeneinander) und bewege ihn dazu, mit mir zu gehen. Ich verabschiede mich von den letzten Gästen und suche meinen Freund, der schon stark schwankend das Lokal verlassen hat. Zurück zu meinem Auto, zurück in meine Wohnung.
Irgendwie fühle ich mich etwas überfordert von der ganzen Situation, verfahre mich in der Dunkelheit, baue fast einen Unfall (Vorfahrt versehentlich mißachtet) und weiß nicht, ob ich später die Nacht, wenn ich einen (weit entfernten) Parkplatz gefunden habe, ihn irgendwie noch aus dem Auto, den Fußweg und das Treppenhaus hoch zu meiner Wohnung bekomme. Beschissene Situation, wenn dann noch ein streßbedingter MS-Pseudoschub aufflackert und mich kurz erblinden läßt (wenigstens keine Gleichgewichtsattacke, zwei so torkelnde Gestalten in der Nacht). Irgendwie funktioniert es dann doch und wir erreichen (ohne groß zu stolpern) meine Wohnung. "Go to bed there", ich deute mit einem Finger auf mein Bett und schicke ihn schlafen, während ich in mein Bad verschwinde und mir alles wieder aus meinem Gesicht wasche. 3:00 Uhr nachts, ich lege mich zu ihm ... leider schnarcht er sehr stark, wenn er in diesem betrunkenen Vollrauschzustand ist.
Die nächsten vier Stunden wälze ich mich immer wieder umher, versuche kurzzeitig am Fußende des Bettes zu schlafen, begrabe meinen Kopf unter meiner Bettdecke, nichts hilft. 7 Uhr den Sonntag Morgen, draußen ist es schon taghell, ich stehe vor dem Spiegel im Badezimmer und betrachte meine schwarzen Augenringe ... wenn ich die Badezimmertür schließe, geht es irgendwie mit der Lautstärke. Ich hole meine Bettdecke und lege mich auf die Badvorleger zwischen Dusche, Waschbecken und der Kloschüssel ... was, wenn er jetzt betrunken aufwacht und zur Toilette stürzt? Irgendwie nicht die optimale Lösung. Eine weitere Stunde liege ich wach auf dem Boden des Badezimmers und höre auf jedes verdächtige Geräusch, bevor ich dann doch wieder zurück in das Zimmer meiner kleinen 1-Zimmerdachgeschoßwohnung wechsele - die Schlafecke dort ist durch eine dünne Gipskartonwand von der Wohnecke getrennt. Ich lege mich neben meinen Pflanzen auf den Perserteppich unterhalb des großen Dachfensters ... solange die Vormittagssonne noch nicht ganz rum ist, geht es vielleicht. Mein Freund schnarcht erbarmungslos weiter laut neben mir, zwischen uns nur die dünne, weiße Gipskartonwand.
Zwei Stunden später (vielleicht habe ich doch noch einen kompletten Schlafzyklus mit Traumphase erreicht) steht mein Freund kurz auf und sieht mich in der Sonne neben meinen Pflanzen liegen, eingehüllt in einer weißen Bettdecke. Ich bin in diesem vollkommenen antriebslosen und übermüdeten Wachzustand, als er mich zurück in unser Bett führt ... und Sex mit mir hat. Ich bin nicht mehr, als eine Puppe und lasse teilnahmslos alles über mich ergehen. Zwei weitere Stunden liege ich dann noch neben ihm, bis ich endlich wieder ins Leben zurück finde ... hätte ich gewußt, daß die Nacht bzw. der Morgen für mich so abläuft, hätte ich auch wieder eine Überdosis Tabletten nehmen können - um mich "komplett wegzuschießen" und um nichts mehr mitzubekommen. Sonntag 13 Uhr, Zeit für Frühstück (Olivenbrötchen) und einen starken Kaffee. Während ich den heißen Kaffee in die kleinen Espressotassen gieße, verleitet mich mein Freund zu weiteren Sex auf meinem Bett - den ich aber jetzt viel lebendiger angehe. Noch bevor der Kaffee kalt ist, bin ich wieder zurück an meiner Minibar und kann weiter frühstücken. Danach der weitere sonntägliche Ablauf, meine geliebten Pflanzen gießen, Duschen, Geschirr spülen und so langsam wieder alles zusammenpacken, mein Freund schläft derweil weiter in meinem Bett. Der Abschied kurz vor 17 Uhr den Sonntag Nachmittag fällt ihm schwerer als mir ... er hat wieder die Schlüssel zu meiner Wohnung bekommen und ich lasse ihn in meinem Bett liegen, als ich die Wohnungstür hinter mir schließe und mit meiner Tragetasche wieder zurück zu meinem Auto laufe. Ich muß unbedingt das nächste Wochenende wieder zurück sein, ich kann meine Wohnung - und ihn - nicht einfach so im Unklaren zurücklassen.