Ziemlich discofertig fahre ich den Freitag Abend nach Leipzig.
[20.06.16 / 00:06] ✎ Ziemlich discofertig fahre ich den Freitag Abend nach Leipzig. Das letzte "Finish", den schwarzen Lidstrich, hole ich mir in dem gut beleuchteten Parkhaus in der Leipziger Innenstadt. Ich laufe wieder alle Bars ab und entscheide mich letztendlich für die Schwulenbar im Zentrum der Stadt. Dort werde ich weitestgehend in Ruhe gelassen und kann alle paar Minuten auf meinem Telefon nachschauen, ob mein Freund mir endlich eine Nachricht geschrieben hat ... diese Nacht kommt keine Antwort mehr von ihm. Gegen ein Uhr nach Mitternacht fahre ich wieder zurück in meine Wohnung, eine Nachricht schreibe ich ihm noch: "Took a pill ... falling asleep ... hope to see you next night", in Erwartung einer Antwort von ihm (er wird mir erst kurz vor 6 Uhr antworten - da schlafe ich aber schon längst). Schlafen ... es schläft sich gut in dem japanischen Futon-Bett, auf zwei Lagen Schafswolle, sechs Lagen Baumwolle und einer Kokosmatte dazwischen - nur die doofen, zwitschernden Vögel stören meinen Schlaf bei Sonnenaufgang.
Den Sonnabend Vormittag bin ich irgendwann nach 10 Uhr wieder wach. Ich habe mir viel vorgenommen für diesen Tag, ich will zwei Stühle oder Korbsessel und einen robusten Teppich aus Naturfasern für meinen Wintergarten kaufen (die kleine Ecke in der Ein-Zimmer-Dachgeschoßwohnung mit dem großen Dachfenster nach Süd-Osten). Nach einem Espresso und einem kleinen Frühstück aus dem Konsum direkt gegenüber vom Hauseingang, fahre ich gegen Mittag los. Wie erwähnt ... es wird ein langer Tag und ich fahre alle Möbelhäuser kreuz und quer durch die ganze Stadt ab. Stühle für den Gartenbereich gibt es überall, aber so richtig gefallen tun sie mir nicht. Und Teppiche aus etwas anderes als Wolle? Noch nie davon gehört. Am liebsten würden mir die Verkäufer einen Orientteppich für 5000 Euro andrehen, aber das sprengt total mein Budget. Letztendlich werde ich in einem Baumarkt fündig und kaufe zwei kleine Bistrostühle aus Aluminium und einem Kunststoffgeflecht, die Suche nach einem Regal für meine Lautsprecherboxen habe ich schon längst aufgegeben, die Suche nach einem passenden Teppich muß erstmal pausieren. Dafür sind die Stühle so leicht, daß ich sie ganz alleine in den fünften Stock tragen kann - und sie haben sogar ins Auto gepaßt ... gestapelt und bei geschlossenem Verdeck (ich hätte also nicht den ganzen späten Nachmittag vor dem Baumarkt warten müssen, bis der hereinbrechende Regen oder Gewitterschauer wieder nachläßt). Zurück zu meiner Wohnung ... irgendwie gefällt mir das Ensemble aus den zwei Bistrostühlen und der Holzpalette noch nicht ganz.
Mein Freund hat angedeutet, nach der Arbeit in der Nacht bei mir vorbeizukommen - daß heißt, ich muß vorher alles saubermachen (aber nicht zuviel, er soll sich nicht für seine Wohnung schämen). Auf allen vieren krieche ich mit den Handfeger auf dem Fußboden, ich muß mir endlich mal einen richtigen Besen kaufen. Nachdem ich meine Wohnung halbwegs sauber gemacht habe, mache ich mich wieder ausgehfertig ... wie immer, schwarze Sachen (und ein grünes Shirt), Kajal im Badezimmerspiegel, Blick in den Ankleidespiegel und Schuhauswahl zwischen meinem Schuhturm und den anderen Paar Stiefeln - die "Pikes" (oder "Winklepickers") mit den kubanischen Absätzen werden es wieder. Zurück zur Innenstadt, gegessen hatte ich vorher schon in einem italienischen Restaurant in der besagten Straße mit den ganzen Restaurants - jetzt müßte ich wirklich alle abgearbeitet haben. Ich parke wieder in der Tiefgarage des beleuchteten Parkhaus und stelle amüsiert fest, daß ich auf einem extra ausgewiesenen Parkplatz für Frauen parke! So viel größer erscheint er mir aber nicht, dafür ist er nah am Ausgang und im Blickfeld des Wachmanns. Ich laufe gegen Mitternacht wieder zu meiner favorisierten Bar am Marktplatz (ich verbringe mein Leben in Bars) und schaue auf meinem Smartphone, an der Bar sitzend, was sonst noch die Nacht in Leipzig los sein könnte. Ein Club ganz in der Nähe, sieht vielversprechend aus. Während ich dorthin laufe und mich in die Warteschlange vor dem Club einreihe, kommt eine Nachricht von meinem Freund, er ist gerade von der Arbeit zurück und möchte sich mit mir in der Innenstadt treffen. Während er mit mir telefoniert, lotst er mich zu seinem Standort und ich laufe wieder zurück in die Innenstadt zu ihm.
Ich freue mich immer wieder, ihn endlich umarmen zu können und seinen Körper zu spüren. Er schlägt mir eine Bar "ganz in der Nähe" vor ... hätte ich vorher gewußt, daß wir noch anderthalb Kilometer latschen müssen - besonders in meinen Stiefeln mit Absätzen - hätte ich das Auto aus der Tiefgarage geholt. Irgendwo zwischen zwei und drei Uhr nachts sitzen wir noch zusammen in der kleinen Bar - nicht sehr weit von seiner alten Wohnung, die er zwischenzeitlich vor zwei Jahren mal hatte (die mit meiner zweiten Nacht mit ihm). Wir unterhalten uns etwas und ich erzähle ihm von meinem Besuch bei meiner Frauenärztin vor ein paar Tagen und daß meine weiblichen Hormonwerte so stark schwanken (das wird ab jetzt meine Ausrede für alles). Ich erzähle ihm auch von meiner letzten Nacht in meinem neuen Bett (und hoffe, daß er noch zu mir kommt), er erzählt mir, und zeigt mir Videos auf seinem Smartphone, von den nicht ganz unähnlichen Matratzen aus Schafswolle in Syrien. Kurz nach drei Uhr verlassen wir die Bar ... und er hat dann doch seine Entscheidung, die Nacht in seiner Wohnung zu verbringen, getroffen. Schade ... ich hatte extra noch Frühstückskekse für ihn und mich, am Morgen danach, gekauft. Zurück zu meiner Wohnung, alle Sachen aus dem Badezimmer zusammen sammeln, die Fenster schließen, und weiter zu seiner Wohnung. Es wird bereits hell zwischen den Häusern am Horizont der Stadt.
In seiner Wohnung fällt ihm auf, daß er gar keine Kondome mehr hat - also wieder zurück zum Auto und zur nächsten Tankstelle. Ich hatte mich schon für ihn umgezogen und sein mysteriöses Nachthemd für Frauen, das er nur für mich hat, angezogen. Ein skurriles Bild im Morgengrauen auf der Straße vor seiner Wohnung, im leichten knöchellangen, ärmellosen Nachthemd zu meinem Auto laufend - wenigstens bestand ich noch darauf, meine Stiefel anziehen zu wollen. Gegen 5 Uhr am Sonntag Morgen sind wir wieder zurück von der Tankstelle in seiner Wohnung und können uns endlich auf seiner Schlafcouch unseren Trieben hingeben. Ich bin dabei immer passiv und ergreife niemals die Initiative. Alles was ich tue, tue ich für ihn und er leitet mich. Er schlägt mich und greift sehr fest in meine Brüste ... ein leises "au" von mir reicht aber noch aus, um ihn etwas zu bremsen. Nach dem Sex und dem obligatorischen Gang auf die Toilette (um mich untenherum sauber zu machen) klettere ich noch einmal auf ihn in der Reiterstellung, während er eine Zigarette raucht, und zeige ihm auf subtile Art und Weise, was ich eigentlich gerne möchte. Für diesen Sonntag Morgen bleibt es bei den einen Sex und wir schlafen gemeinsam ein. Irgendwann den späten Sonntag Nachmittag wache ich wieder neben ihm auf, klettere vorsichtig über ihn, um mich im Badezimmer wieder abreisefertig zu machen. Angezogen komme ich an sein Bett zurück und küsse ihn noch zum Abschied. Er hält mich an meinem Arm fest ... anscheinend fällt ihm der Abschied viel schwerer als mir, "Gotta go" sage ich noch zu ihm und verlasse seine Wohnung. Zurück zu meinem parkenden Auto, die Tüte mit der Leopardendecke und die große Umhängetasche mit all meinen Übernachtungsutensilien im Kofferraum verstauend, und weiter in die endlos erscheinende Zeit zwischen unseren nächtlichen Treffen ... mein Liebster...