Neuerdings gebe ich in der Apotheke mein Androcur-Rezept für jemand anderen ab - der "Herr" auf dem Rezept und die Frau vor dem Tresen passen optisch einfach nicht mehr zueinander...
[31.03.15 / 19:27] ✎ Neuerdings gebe ich in der Apotheke mein Androcur-Rezept für jemand anderen ab - der "Herr" auf dem Rezept und die Frau vor dem Tresen passen optisch einfach nicht mehr zueinander...
[20.03.15 / 11:09] ✎ Zwischenstand: Termin beim Frauenarzt für Ende April, bis dahin sollte der Therapeut das Indikationsschreiben für die Hormontherapie fertig haben. Das Amtsgericht wollte noch ein paar Dokumente für die Namens- und Personenstandsänderung (also doch eine beglaubigte Kopie vom Perso und eine Meldebestätigung). Auf Arbeit bekomme ich irritierte Blicke wenn ich dort mit offenen Haaren und geschulterter Handtasche ins Büro komme, am nächsten Tag sind die Haare wieder nach hinten gebunden und ich trage einen Rucksack - da ist die Welt wieder in Ordnung für die männlichen Kollegen. Ich muß da noch ausprobieren, wie weit ich gehen kann und wo meine Grenzen liegen.
[16.02.15 / 22:14] ✎ Aktueller Stand der Therapie - mein neues, durchgehendes Auftreten als Frau in allen Lebensbereichen ist der Grundstein für die Hormonindikation als transsexuelle Patientin. Geplant für die nächsten ein oder zwei Termine, erscheint diese wieder in greifbarer Nähe. Derweil bereite ich schon den Antrag auf Vornamens- und Personenstandsänderung für das Amtsgericht vor, ich muß nur noch meinen 8-Seiten-Lebenslauf auf ein vernünftiges Format zusammenkürzen.
[25.01.15 / 17:54] ✎ Ein Blick in den Beipackzettel der beiden Medikamente, die ich nehme. Cyproteronacetat: "Nebenwirkungen ... häufig (1 von 10 Behandelten) ... Depression, Angst". Interferon beta: "Nebenwirkungen ... häufig (1 von 10 Behandelten) ... Depression, Selbstmordgedanken ... Selten: Suizidversuch".
Die letzte Therapiestunde konfrontiert mich mit meinen Ängsten und wirft mich in den dunklen Abgrund. Von der Euphorie der ersten Wochen ist nichts mehr vorhanden. Finsternis und Einsamkeit herrschen hier unten. Sie sind mir vertraut. Es ist meine natürliche Lebensumgebung.
Ich muß erst am Boden angekommen sein, um aufzustehen.
[12.01.15 / 22:09] ✎ Meine aktuelle Stimmung steigt und fällt mit der Aussicht auf einen baldigen Start der Hormon-Therapie in naher Zukunft (die zweite Phase mit den Estrogenen). Nach der Lektüre meines Lebenslaufes und all den darin vorkommenden Suizid-Gedanken agiert der Therapeut sehr vorsichtig und macht mir nicht so viele Hoffnungen. Momentan ist alles daran gebunden, meine weibliche Existenz auf alle meine Lebensbereiche auszuweiten (Familie, Arbeit usw.). Wenn das schief läuft - und das ist schon einmal passiert, das steht in meinem Lebenslauf - bin ich akut selbstmordgefährdet, das macht mir Angst.
Ich will von hier weg ... ich will meine neue Jacke in Rom bei einer Einkaufstour tragen ... Flug und Hotel gebucht. (Déjà-vu?)
[16.12.14 / 00:02] ✎ "Sex, Drogen, Gewalt..." - mein Lebenslauf für den Therapeuten enthält all die negativen Berührungspunkte mit der dunklen Seite des Lebens - die Schicksalsschläge, die schweren Diagnosen, alle meine von mir verlassenen Männerbekanntschaften. Diese Erinnerungen daran und die erlebten Gefühle niederzuschreiben, ist sehr aufwühlend. Wäre mein Leben nur leicht anders verlaufen, ich hätte auch eine transsexuelle Prostituierte werden können, die ihre Hormone über den Schwarzmarkt bezieht.
(Bezüglich der weiblichen Hormone und eines positiven Indikationsschreibens, gibt es doch wieder Hoffnung für mich.)
[27.11.14 / 23:13] ✎ 10 Wochen auf Cyproteronacetat - Ich wache eines Morgens auf, sehe mich im Spiegel und stelle fest, daß sich mein Körper über Nacht verändert hat (also nicht wirklich ... mir fällt es nur jetzt erst auf). An einigen markanten Stellen, wo bis vor kurzem noch Haare waren, sind jetzt keine mehr! Das männliche "Körper-Behaarungs-Muster" verschwindet endlich - nie wieder "Ganz-Körper-Rasieren" von den Zehen aufwärts (ok ... außer die Beine, die brauchen weiter meine Zuwendung).
Zusätzlich zu dem penibel überwachten Gewicht und der Registrierung jeder kleinsten, täglichen Schwankung der Kilogramm-Anzeige auf der Waage, beobachte ich auch Veränderungen meiner eigenen Psyche sehr genau. Denn wie schon bei dem anderen starken Medikament, welches ich mir regelmäßig injiziere und welches für Depressionen berüchtigt ist, glaube ich, daß nicht das Medikament selbst die Depressionen verursacht, sondern die besondere Lebenssituation in der sich die Patientin befindet.
Die Euphorie der ersten Wochen wirkt sich weiterhin positiv auf meinen Gemütszustand aus.
[09.11.14 / 12:21] ✎ Sieben Wochen nach Beginn der Einnahme der Testosteron-Blocker, die Gesichtshaut ist klarer und feiner geworden. In Kombination mit der Befreitheit vom Bartschatten durch die IPL-Behandlungen brauche ich kein Make-up mehr, ein einfacher Kajal-Strich reicht aus. So geschehen letzte Nacht in der Diskothek.
Nur noch ein Gedanke beherrscht alles: "Ich will nicht mehr zurück."
[24.10.14 / 22:42] ✎ Fünf Wochen nach Beginn der täglichen Einnahme des synthetischen Progesteron-Derivats (laut Wikipedia-Halbwissen auch "Progestine" genannt). Der Sexualtrieb war sofort weg - aber diese ungeliebte männliche Eigenschaft war bei mir sowieso vorher nicht sehr stark ausgeprägt. Die kleine Tablette wirkt auf jeden Fall auf mich wie Anti-Depressiva, die Stimmung ist deutlich aufgeheitert bis fröhlich, Suizid-Gedanken treten stark in den Hintergrund oder sind komplett verschwunden - und alle meine Tokio-Fotos sind knallbunt! (Doch das wird sich nicht auf meinen schwarzen Kleidungsstil auswirken ... einmal Avantgarde, immer Avantgarde.)
[18.09.14 / 16:08] ✎ 50 mg Cyproteronacetat täglich - nicht das echte Androcur, nur das billige Generika, das die Krankenkasse bereit ist zu zahlen.
Ich renne, um mein anderes Ich einzuholen.
[15.09.14 / 19:46] ✎ IPL-Behandlung #15 - Ab dieser Sitzung wird nur noch das Kinn, die Mundwinkel und die Oberlippe behandelt. An einigen Stellen spüre ich noch, wie es einige Haare erwischt, an anderen Stellen spüre ich nichts mehr. In Erwartungshaltung auf den kommenden Schmerz, zucke ich aber dennoch bei jedem Lichtblitz zusammen.
Zu etwas vollkommen Anderem ... gleich im Anschluß der kosmetischen Behandlung war ich wieder bei einer Gesprächs-Stunde bei meinem Therapeuten - mir werden jetzt Testosteronblocker in Aussicht gestellt, das muß nur noch organisatorisch geklärt werden. (Ist das endlich der langerwartete Fortschritt in der ganzen TS-Sache?). Weibliche Hormone bleiben mir aufgrund einer Kontraindikation weiterhin verwehrt.
[03.08.14 / 11:59] ✎ Auf einen kurzen Trip nach Berlin. Die eine Stunde länger im Bad, die eine Stunde im Stau auf der Autobahn, die eine Stunde in der S-Bahn bringen meinen Zeitplan komplett durcheinander. Und ich weiß genau, bei den schwülen Temperaturen habe ich bald kein Make-up mehr, das ist dann weggelaufen.
In dem Club vor Mitternacht angekommen, sehe ich noch die letzten 1,5 Konzerte ... Solokünstler, nur mit Laptop auf der Bühne. Die Aftershowparty danach gerät etwas langweilig, die Musik liegt mir nicht so, im Club selber ist es bei den Sommer-Temperaturen kaum auszuhalten und die meisten Besucher stehen (oder sitzen) sowieso nur vor dem Club herum. Ich verlasse die Örtlichkeit schon frühzeitig.
War es das wirklich wert? Den ganzen Nachmittag Vorbereitung? Die stundenlange Anfahrt? Es drückt die Stimmung.
Wieder zu Hause angekommen, gefällt mir nicht, was ich im Spiegel sehe. Die halb abrasierten Augenbrauen, der zerlaufene Kajal, die maskulinen Gesichtszüge, mein genetisches Erbe von meinen Neandertaler-Vorfahren. Einzig die dünnen Haare kann ich als Nebenwirkung auf die schweren Medikamente gelten lassen. Mein Gesicht sah vielleicht mal vor 10 Jahren niedlich aus, doch mittlerweile ist die Vergiftung durch das Testosteron zu weit fortgeschritten. Als mir 2008 mein Gesicht zerschlagen wurde, hätte ich das Angebot von den Ärzten, gleich ein paar Schönheitskorrekturen mitmachen zu lassen, annehmen sollen.
Ich fühle mich häßlich - doch das ist kein Grund, mich auf ewig vor der Öffentlichkeit zu verstecken.
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