
Der Kalender ist voll, voll mit Terminen für die einzelnen Bikertreffen in dieser Saison.
[26.05.25 / 00:21] ✎ Der Kalender ist voll, voll mit Terminen für die einzelnen Bikertreffen in dieser Saison. Das erste steht an, das mit der großen Ausfahrt … werden sie den Rekord mit den über 700 Motorrädern von 2019 schaffen? Warten und schauen auf die Wettervorhersagen jeden weiteren Tag.
Mein Bikerfreund, der vom letzten Jahr, hat zugesagt. Er will zu dem Treffen kommen, will mit seiner Rennmaschine an der Ausfahrt teilnehmen, vielleicht dann auch, wie letztes Jahr, sein Motorrad danach in die Garage zurückfahren und mit dem Auto zurückkommen? Ich erhalte schon den ganzen Winter Nachrichten von ihm auf meinem Smartphone. Er ist weiter an mir interessiert, ich blocke ab.
Der Sonnabend das Wochenende im Mai, Freitag hat es geregnet, Sonntag soll es auch regnen. Ich nutze den Sonnabend Vormittag, um endlich das Motorrad ein wenig sauber zu machen. Zwischen zehn und elf Uhr, Eimer mit „Spüli-Wasser“ aus dem Keller holen und mein Wisch-Handschuh suchen. Motorrad aus der Garage holen.
Den Abend zuvor habe ich schon mein Körper etwas auf Vordermann gebracht, überall Haare schneiden, Haare trimmen, Haare frisieren, Beine, Schamgegend, Po, Brustwarzen, Achselhöhlen und Augenbrauen, überall da, wo Frauen Haare haben (der Po eigentlich nicht, der fühlt sich glatt an, aber den sehe ich nicht). Eigentlich wollte ich mich nicht mehr so leicht hergeben, eigentlich wollte ich von Männern Abstand halten, wäre doch viel besser, wenn ich nicht mehr diesen Sex habe. Alle Männer finden es irgendwann heraus, was ich bin – und dann kommt das Drama.
Sonnabend Mittag, Mittagessen. Sonnabend früher Vormittag, nach dem Aufstehen, Beine fein nachrasieren. Klamotten sind die, die ich schon die ganze Woche auf Arbeit trage, das schwarze Polo-Hemd. Motorradklamotten auf der Couch zurechtgelegt, Motorradklamotten angezogen. Mittagessen musste sein, auf dem Bikertreffen gibt es bestimmt nur wieder einen Grillstand mit Steak und Schweinebratwurst. Helm schnappen (mein alter Helm) und das Gepäcknetz für die kleine, olivgrüne Armeetasche auf der Rücksitzbank. Brauche ich einen schwarzen Kapuzenpullover für unter die Kombi? Nein, ich fahre so. Böser Fehler, auf der Tour die zwanzig Kilometer zu dem Treffengelände kurz nach 13 Uhr, merke ich schon den kalten Fahrtwind.
Unterwegs noch tanken, das gute Benzin mit den hundert Oktan, nicht die Plörre mit dem E5 oder E10. Ich glaube, dass ich mir damit den Vergaserreiniger sparen kann, wenn der Kraftstoff besser verbrennt. Der Motor läuft auf jeden Fall damit besser, hat keine (oder kaum) Fehlzündungen, springt sofort an und diese merkwürdigen, ruckartigen Aussetzer sind noch nicht wieder vorgekommen (so ähnlich, wie wenn ich „versehentlich“ den Tank leerfahre / auf Reserve umschalten muss.)
Ich erreiche das Gelände pünktlich, um 14 Uhr soll doch die große Ausfahrt starten. Ich will mich, wie das letzte Mal, ganz hinten anhängen, da habe ich mehr Platz und gefährde nicht so sehr die hinter mir fahrenden, wenn ich die engen Kreuzungskurven wieder mit schleifender Kupplung entlangkrieche (im Pulk der Ausfahrt ist es zu eng, da wird in den Innerorts-Kurven sowieso nicht schneller gefahren). Ich parke mein Motorrad außerhalb des Geländes mit dem Sportplatz, auf einem Waldweg. Einen anderen Biker hatte ich schon gefragt, aber ich habe selber gesehen, dass ich nur ein paar hundert Meter an einer breiteren Stelle bequem wenden kann. Die Wege zu dem Sportplatz sind voller Autos, ein Fußballspiel ist hier auch noch.
Das Gelände … so viele Motorräder! Sie könnten den Rekord wirklich schaffen. Ich suche die weiße Rennmaschine meines Freundes, er ist nicht da. Er hat in einer Nachricht geschrieben, dass er seine Tochter mitnehmen wird. Auf dem Platz mit den Bars, den Veranstaltungszelten und der Bühne, spricht der Organisator schon ins Mikrofon, es geht gleich los.
Aufsitzen! Ich laufe den Kiesweg zum Ausgang des Geländes, noch bevor die zu hunderten Motorradfahrer hier durch wollen. Weiter zu meiner Maschine auf den angrenzenden Waldweg. Einige Motorradfahrer stehen hier auch rum, sie wollen sich das nicht entgehen lassen, wie die ganze Meute mit ihren donnernden Motoren im langsamen Tempo das bewaldete Sportplatzgelände verlassen und auf die Landstraße zusteuern. Kein Stress, ich habe die Zeit, mir das alles anzusehen. Irgendwann, es geht zehn, oder zwanzig Minuten, laufe ich auch zu meinem Motorrad, ziehe mir meinen Helm über und starte den Motor. Wenige Meter … Oh, Mist! Ich habe meinen Helm gar nicht zugemacht. Ich muss noch einmal anhalten und an dem Verschluss herumfummeln. Die beiden Abschluss-Motorräder mit dem „Achtung Kolonne“ LED-Schriftzug sehe ich schon um die Ecke verschwinden. Jetzt aber schnell, noch einmal den Gashahn aufdrehen. Ein oder zwei Kilometer später kann ich mich auf der Landstraße in die letzte Position mit einreihen.
Wie gewohnt, die Tour, wie all die Jahre zuvor. Dieselbe Route, wie immer. Nur das Stück in der Kleinstadt, wo ich wohne, könnte Baustellenbedingt anders werden … sie könnten bei mir Zuhause an meiner Garage vorbeifahren. In jedem Dorf wird laut gehupt oder gewunken, bestimmt hat jeder hier irgendwo Angehörige oder Freunde am Rand stehen, die gegrüßt werden müssen. Ich freue mich auch auf die winkenden Menschen, bin aber viel zu sehr beschäftigt, die Spur und das Tempo zu halten, der Strecke und dem Vordermann (oder -frau) zu folgen und auf die Bremslichter und den Abstand zu achten. Wie immer, von der Landschaft bekomme ich eigentlich nichts mit. Im Rückspiegel die orangefarbenen Lichter der Begleitmotorräder. Jede Kreuzung akkurat gesperrt.
Vor mir die Landstraße, ich mag die Stellen, an denen ich bis zum Horizont nur diese hunderte Motorräder sehen kann. Maschinen aller Art, die Renner und die Chopper mit den ultra-breiten Hinterradreifen. „Die passen nie alle auf die Tankstelle!“ Je näher wir dem Zwischenhalt kommen, witzele ich schon wiederholt in meinem Helm. Der Trupp fährt auf das kleine Gelände dieser Tankstelle in einem Heide-Dorf irgendwo in Sachsen-Anhalt ein. Und sie passen doch alle drauf. Ich parke mein Motorrad in dritter Reihe neben den LKWs und steige ab, um meinen Freund hier zu suchen, eine weiße Sportmaschine müsste doch auffallen zwischen den ganzen Chopper und Cruiser. Ich finde seine Maschine tatsächlich, er ist nicht allein.
Ich stehe minutenlang vor ihm, er hantiert mit seinem Helm herum und bemerkt mich nicht. Seine Tochter und die andere Frau da, schon. Wer ist das? Wieso starrt sie ihn an? Kennen die sich? (Gedanken lesen.) Die eine Frau, wie ich es später erfahren werde, ist seine Ex-Frau. Ich tue so, als ob ich sie nicht bemerke, bin mir der Blicke aber sehr wohl bewusst. Endlich hebt er seinen Kopf und erkennt mich. Eine einfache Begrüßung, so wie unter Motorradkumpels üblich. Er schlägt vor, den letzten Teil der Ausfahrt mit mir nebeneinander zu fahren. Irgendwann kommt das Signal, dass es weitergeht. Ehe die paar hundert Motorräder die Tankstelle wieder verlassen, vergehen wieder einige Minuten.
Das letzte Stück der Ausfahrt fahre ich, bzw. „wir“ nicht ganz hinten. Das hintere Drittel, vor mir die schweren Cruiser der MCs. Er hinter mir mit seiner Tochter, im Rückspiegel.
Die lange Kolonne biegt ein in die Kleinstadt, in der ich wohne. Vorbei an meiner Garage, so ein Mist, genau jetzt sind meine Eltern nicht da, ich hätte doch gerne auch einmal gewunken. Vorbei die engen Straßen, der Innenstadtkern, noch engere, kleinere Straßen – die Anwohner in diesem verschlafenen Provinzkaff hätten nie erwartet, dass sich auf einmal, aus dem nichts, über 600 Motorräder lautstark durch ihre Straße schieben. Hier winkt niemand, sie sind eher überrascht und entsetzt.
Wieder raus aus dem Kaff, auf die alte Route, die mit den Dörfern, mit den Menschen, die das schon von jedem Jahr kennen, die mit Camping-Stühlen und vereinzelten DDR-Fahnen schon auf uns warten. Das Event des Jahres.
Ich verliere ihn kurz vor Ende der Ausfahrt, sehe ihn im Rückspiegel nicht mehr, er ist vielleicht woanders abgebogen, er wohnt hier in der Gegend? Ich fahre mit den vielen anderen Motorrädern auf das parkähnliche Gelände des Sportplatzes. Alles ist organisiert, überall sind weiße Markierungen aufgesprüht, im Gras liegen die vielen, kleinen Holzplättchen für die ausgeklappten Seitenständer. Ich parke mein Motorrad in leichter Hanglage im Umkreis einer alten Eiche. Es muss eine Eiche sein, der Zweig mit dem angetrockneten Eichenlaub fällt mir neben meinem Fuß auf, als ich den Seitenständer ausklappe. Ich finde den Zweig mit den Blättern so hübsch, ich klemme ihn unter das Gepäcknetz neben meiner russischen Armeetasche … so als „Tarnung“. Ein paar Meter weiter steht ein altes Gespann aus Sowjetzeiten, der Fahrer hat noch viel mehr liebevolle Details an seinen Beiwagen montiert: Gefechtshelm, Tarnnetz und eine rote Flagge.
Zum obligatorischen Kaffee-und-Kuchen zu den Verkaufsständen und dem zentralen Platz auf diesem Biker-Festival. „Einen Kaffee und einen Schoko-Kuchen.“ Ein paar Euros wandern über den Bartresen. Meinen Schokoladenkuchen esse ich ein paar Minuten später, während auf der Wiese vor der Bühne sich schon ein paar Motorräder für die Dezibelmessung ansammeln. Die Veranstalter haben extra mal ein paar Frauen aufgerufen, sich hier zu treffen … es finden sich tatsächlich ein paar. Ich jedenfalls nicht, mein Mopped hat noch den Serienauspuff, damit könnte ich doch nie konkurrieren. Nach der Lautstärkemessung sprengen die Männer den ganzen Platz und wollen alle mal wissen, wie laut ihr Auspuff ist. Es kommen immer mehr männliche Motorradfahrer mit ihren Maschinen dazu …
Weiter den späten Nachmittag, ich laufe an dem einen Verkaufsstand vorbei, betrachte die Auslagen an Eisernen Kreuzen, Biker-Utensilien, hier und da Militaria … so einen kleinen Panzer-Anstecker hatte ich auch mal an meinem schwarzen Barett, aber der sah „irgendwie“ anders aus … Bikertreffen, Dinge übersehen. Weiter zum Motorrad, es hat die Ausfahrt doch kurz angefangen, zu tröpfeln und jetzt schieben sich wieder dunkelblaue Wolken über den Himmel. Den Helm vom Riegel am Hinterrad abnehmen, auf den Rückspiegel hängen, damit es nicht hinein regnet. Meine Armeetasche von der Rücksitzbank nehmen und unter meiner Motorradkombi tragen. Die paar Biker da begrüßen, die ich noch vom letzten Jahr von den drei anderen Treffen kenne. „Und, wo ist dein Freund?“ Keine Ahnung, ich habe ihn irgendwie verloren.
Sein Motorrad entdecke ich, das weiße mit den beiden Helmen. Er sitzt irgendwo mit seiner Tochter und seiner Ex-Frau auf einer Biergartenbank. Ich finde ihn, als ich wieder zurück auf den zentralen Platz gehe. „Und bringst du dann dein Motorrad auch später wieder zurück in die Garage und kommst mit deinem Auto hierher?“ Na klar mache ich das, er dann auch. Seine Ex-Frau mustert mich weiter, es gibt zwei Möglichkeiten: Wer ist die, ist das die neue? Eher abwertend. Oder: Da hast du aber eine hübsche, kleine Blondine gefunden, und Motorrad fahren kann sie auch … behandele sie gut, sie wirkt, als hätte sie schon viel Scheiße in ihrem Leben erfahren. Wie auf dem Tankstellengelände, ich bin nur auf ihn fixiert. Nur ein paar Wörter und ich verlasse diese Szenerie so schnell wie möglich. Zurück zu den anderen Biker-Kumpels, Biker-Gespräche führen.
Ich sattele wieder auf, schließe meine Lederkombi, verstaue die Tasche unter dem Gepäcknetz. Nur wenige Sekunden zuvor habe ich ihn auf seinem Motorrad mit Sozia wegfahren sehen. Ich bringe mein Motorrad nach Hause. Die Biker-Kumpels neben mir, zelten hier.
Ein paar Kilometer, kurz vor der Bundesstraße zu meinem Wohnort, kommt er mir alleine entgegen, dreht und fängt mich auf der Einfahrt auf die Bundesstraße ab. Er begleitet mich bis zu meinem Wohnhort. Ich biege auf die gepflasterte Hofeinfahrt neben meiner Garage ein. Was will er hier? Will er mit reinkommen? Auf keinen Fall, darauf bin ich nicht vorbereitet, alle Fragen und Situationen in dieser Hinsicht weise ich immer damit ab, ich könnte ein „Müll-Messie“ sein und möchte keinen Besuch. Er nimmt nur den Helm ab und wechselt ein paar Worte mit mir. Natürlich fahre ich wieder auf das Festivalgelände zurück, es könnte nur etwas länger dauern, im Bad, wie das bei Frauen so ist. Er scheint beruhigt, oder traut er mir nicht? Mein Vater öffnet mit einem mürrischen Blick das Hoftor, meine Eltern bekommen mit, dass ich nicht alleine bin. Er setzt den Helm wieder auf, lässt kurz seinen Motor aufheulen, und jagt den Fußweg runter auf die Straße, davon. Ich parke um, Auto rausholen, Motorrad in die Garage schieben.
Oben in der Wohnung, Motorradsachen auf die Couch werfen, im Bad verschwinden. Eine Dusche? Das muss jetzt so gehen. Ich brauche ewig, um meine langen Haare zu entfilzen … ich musste ja auch bei der Ausfahrt den Nachmittag zuvor meinen blonden Zopf unter dem Helm heraushängen lassen, damit auch alle sehen, dass da ein Mädchen unterwegs ist.
Polo-Hemd anbehalten, schwarze Jeans anziehen, noch der lange, schwarze Kapuzenhoodie und die Lederstiefeletten mit den kubanischen Absätzen. Heute Nacht kein Make-up. Ich bin schon die Treppe runter, als ich wieder umdrehe und zurück ins Bad muss. Die Waschtasche greifen, das Kondom und das Gleitgel heraussuchen. Was machst du hier eigentlich? Brauchst du das wirklich?
Mit dem Auto zurück zu dem Dorf mit dem Bikertreffen und der Abendveranstaltung. Es ist später geworden, meine Eltern mussten mich unbedingt noch zum Abendessen überreden. Da auf dem Festival gibt es eh nur Schwein.
Halt dich von den Motorradrockern fern, das ist kein guter Umgang für dich, die wollen nur, das du anschaffen gehst! Meine Gedanken auf der Fahrt dahin sind wahrscheinlich wesentlich spießiger, als die von meinen Eltern. Alles irgendwie amüsant übertrieben. Im Autoradio, die Dämmerung entlang, die melancholische Musik der britischen Rocker aus den Achtziger-Jahren („The Jesus and Mary Chain“, wen es interessiert).
Als ich das Gelände erreiche, ist es schon fast dunkel geworden. Mein Auto steht wieder draußen an der Einfahrt. Wo vorher die vielen hundert Motorräder standen, steht jetzt vereinzelt mal eine Maschine. Mit viel Glück habe ich draußen noch einen Auto-Parkplatz gefunden. Es hat nicht noch einmal geregnet, die Bühne mit der Band, die gerade spielt, ist unter einem riesigen Partyzelt aufgebaut. Alles passt hier unter das Zelt: die Bar, die Leute, die Bühne. Eine Cover-Band, die die Rocksongs der letzten Jahrzehnte spielt, nicht die uralten Klassiker, tatsächlich mal ein paar Songs aus den Neunzigern. Zwischendurch Songs aus der „Konserve“, die Band braucht eine Pause.
Ich unterhalte mich mit dem Typen, den ich die letzten Male so oft getroffen habe, mein Bikerfreund hatte schon die Vermutung, dass der andere da auch was von mir will. Mein Bikerfreund ist nicht wieder aufgetaucht, ich suche ihn mit ein paar umherschweifenden Blicken, finde ihn aber nirgends. Auch keine weiteren Nachrichten auf meinem Telefon. Ich gehöre nun ganz ihm, dem anderen Typen aus der Motorradfahrergruppe. Ich werde bearbeitet?
Draußen die Bühne, überraschende Ansage, eine Feuershow – mit einem Mann! Endlich mal nicht mit einer Frau, die sich auszieht, endlich mal etwas für Frauen. Diese finden sich auch in den ersten Reihen. Der Fakir, so wie ich ihn gleich erkenne, zeigt einige Tricks, Feuer schlucken, Feuer spucken. Sein Outfit ist wohl gewählt, die Schnabelschuhe, die orientalische Jacke, die Haremshose und dazu diese orientalische Musik. Wahrscheinlich alles nur Show, aber das Glas, das er zerhämmert, auf das er mit den Füßen stampft, auf das er sich mit seiner blanken Brust umherrollt, das ist echt! Bewundernder Beifall aus den ersten Reihen!
Zurück unter das Zelt, die Band spielt weitere Songs, mein Begleiter hat mich so weit, ich tanze nah mit ihm. Sehr nah, mit Körperkontakt. Ist das nicht ein bisschen zu nah? Die Band spielt im ihren zweiten Set schnellere Songs. In einer ihrer letzten Titel wird ein „Onkelz-Song“ gecovert, das Publikum mit den Bikern, den MCs mit ihren Lederkutten, die anwesenden Ladys, stürmen den Bereich vor der Bühne und singen ziemlich textsicher mit. Ich finde das ein wenig befremdlich, meine Songs sind das nicht, alle deutschen Songs kann ich gar nicht, ich bin mehr so bei den Songs der Ami-Punks („Ramones“, wen es interessiert).
Ich muss mich auch mal hinsetzen, der dritte oder vierte Becher Wasser. Ein anderer Motorradrocker in seiner MC-Kutte setzt sich zu uns an den Tisch der letzten, die hier noch sind, nach Mitternacht. Die Band räumt bereits ihre Instrumente von der Bühne. „Los komm, lass uns tanzen!“ Noch ein paar Rock-Songs aus der Konserve. Im Gegensatz zu dem anderen Typen, ist dieser Motorradrocker mindestens einen halben Kopf größer als ich (mit meinen Absätzen). Er kann bereits sofort eng umschlungen mit mir tanzen … unter den Augen des anderen Typen, den ich danach nicht mehr sehe. So bin ich. Der andere, der vorher mit mir getanzt hat, er hat mir schon sein Bett angeboten, wenn ich ihn mal besuchen komme. Das war zu viel für mich. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich das auch wirklich verstanden habe. Ich brauchte dann meine Zeit, um auf der Sitzbank alleine vor mich hin zu grübeln. Wenn einer so nah kommt, flüchte ich weg, hin in die Arme des nächsten.
Der zweite, er sagt so etwas nicht zu mir. Hat er auch ein Interesse? Vielleicht ist er schüchtern. Zwei Uhr, die Musik geht aus. Ungewohnt, Biker feiern doch immer bis Sonnenaufgang und weiter. Die kleine Gruppe des MCs zeltet hier irgendwo auf dem Gelände. Den Weg zur Ausfahrt in Richtung meines Autos laufen wir noch zusammen. Einer aus der Gruppe leuchtet mit seinem Smartphone den stockfinsteren Weg. „Da drüben, da schlafen wir. Vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder.“ Bestimmt, die MCs besuchen sich hier gegenseitig auf allen ihren Bikertreffen, zwei weitere sind noch in meinem Kalender. Zurück zu meinem Auto. Alleine die Nacht durch die dunklen Landstraßen und Waldwege zu meinem Zuhause.
Dieses Mal nicht bis frühmorgens, dieses Mal nicht in einem fremden Auto irgendwo den Morgen verbracht. Es ist kurz nach zwei Uhr und ich kann mich in mein eigenes Bett legen. Meine Motorradkombi und mein Helm liegen weiterhin noch auf meiner Couch, die räume ich morgen weg. Übliche Routine, Schlafzimmerfenster öffnen, ins Bad verschwinden. Etwas ist anders, dieses Mal wurde ich von mehreren angesprochen, ich habe sie nur nicht an mich herangelassen … ich habe zu viel Angst davor, dass sie mitkriegen, dass ich keine Frau bin.
Die hellen Lichter in den beiden Augen, die mich anstarren, ein Marder kreuzt meinen Weg, bleibt kurz stehen, sieht mich an, ich verlangsame das Tempo, und springt dann weiter von der Straße.
Kommentar:
[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana
Mail ist heute rausgegangen
LG Daniele
[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana
aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.
LG Daniele
[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,
Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.
Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.
Liebe Grüße
Daniele
[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,
Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.
Liebe Grüße
Daniele
[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,
eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.
[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana
Ich habe Dir eine Mail geschickt.
Lg
Daniele
[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend
das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele
[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele
[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea
[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea
[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.
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