morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[13.08.23 / 19:58] Die perfekte Shopping-Tour durch die Innenstadt von Leipzig: vom Hauptbahnhof kommend, die Fußgängerzone durch die Seitengasse in Richtung Marktplatz einbiegen, zielgerichtet den Laden mit den französischen Cremes und Duschen anvisieren, mein Haarshampoo – das ich schon immer benutze – landet in meinem schwarzen Umhängebeutel … meine Lederjacke ist da eingerollt auch schon drinnen. Gratis Handcremes einstecken, weiter zum teuren Kaufhaus am Marktplatz.
Die Runde unten, die Runde oben … alle Kleiderstangen mit dem gelben „Sale“ Symbol absuchen. Wo finde ich einen schicken Blazer für die Arbeit? Die zwei Kolleginnen haben auch einen, ich muss da mithalten. Schwarz, grau, langweilig, weniger langweilig mit Strickmuster und elegant chic – leider nicht mehr in meiner Größe. Der Preis auf dem Etikett hätte am Ende nicht mehr gezählt. Ich bewundere das schöne, silbern glitzernde Abendkleid mit den Pailletten einer Nobel-Marke … ein Frustkauf? Ich reiße mich zusammen. Die Sonnenbrille auf, das Kaufhaus verlassend, rüber zum nächsten Kaufhaus im höheren Preissegment. Aber vorher noch um die Ecke, auf den Weg dorthin, eine Kugel italienisches Eis essen. Stracciatella.
Das zweite Kaufhaus, Rolltreppe nach oben, nach unten … oben gibt es wenigstens die britische Marke mit den hübschen Hippie-Kleidern – eines davon trage ich genau in diesem Moment für den Tag. Einen passenden Blazer finde ich auch hier nicht. Ich brauche etwas, um seriös auf der Arbeitsstelle, im Büro zu wirken. Meine Punker-Lederkutte mit den Buttons ist vielleicht etwas zu viel und nicht so angemessen. Eine Chance habe ich noch: das andere Kaufhaus in dem Dreieck rund um den Marktplatz. Wenigstens habe ich zurück in dem ersten Kaufhaus schon etwas bequeme Unterwäsche für mich eingekauft, ein bügelloses und ultrabequemes, schwarzes BH-Top. Zumindest dieser Punkt auf meiner To-do-Liste ist abgehakt.
Das dritte Kaufhaus habe ich schnell erledigt, nichts für mich. Wenige Meter weiter biege ich den frühen Sonnabend Nachmittag in die Seitengasse mit den zwei Cafés ein. Ein Stück Zupfkuchen und eine große Tasse Cappuccino. Die Leggings unter meinem Kleid ziehe ich gleich an meinem Sitzplatz unter dem Tisch im Außenbereich aus, schattig beschützt unter der großen Sonnenmarkise. Das kleine Stoffteil verschwindet schnell auch eingerollt in meiner Handtasche, das schwarze Unterhemd folgt wenig später unten in der Damentoilette des Cafés. Etwas frisch machen vor dem Waschzimmerspiegel … und weiter zu der großen Shopping-Mall, die ich draußen am Tisch vor mir am hinteren Ende der Seitengasse schon gesehen habe.
Später Nachmittag in der Stadt, schwül heiß, wird es regnen? Auch die klimatisierte Shopping-Mall laufe ich kreuz und quer ab, meine Keilsandaletten mit dem Klettverschluss sind gut eingelaufen. Ein größeres Bekleidungsgeschäft hier kenne ich noch gar nicht, ein Leipziger Traditionsbetrieb mit mal nicht immer wieder dieselben Marken. Hier und da etwas Hübsches, aber leider keinen Blazer für mich. Das Budget ist für diesen Tag fest eingeplant.
Zurück zum Hauptbahnhof, 17 Uhr nochwas. Pünktlich auf die Minute, mein Date abholen. Er kommt aus einer anderen Stadt … hier irgendwo in Ostdeutschland. Wir wollen etwas Essen gehen und vielleicht einen Kaffee trinken …
Der Abend hat begonnen, alle meine Pläne, welches Restaurant, sind nicht mehr so wichtig. Der Regen hat eingesetzt – ein kurzer Gewitterschauer – kein Problem, ich habe einen Schirm mit in meiner Handtasche. Ein indischer Schnellimbiss draußen unter der Plane als spontane Lösung und wir lassen uns danach weiter treiben, rüber auf dem Marktplatz. Eine Bühne ist dort aufgebaut, viele Menschen, viel Musik. Dahinten ist die enge Gasse mit den Bars, ich will unbedingt mit ihm dorthin, wir finden auch einen Platz für Zwei, geschützt vor dem Lärm, geschützt vor dem Wetter.
Gespräche … er ist nett, aber fünfzehn Jahre jünger als ich und nicht unbedingt an mir interessiert – in sexueller Hinsicht. Aber das war vorher schon klar. Geschichten über Marrakesch, die Mopeds, die sehr engen Straßen, die vielen Menschen, nicht anders, als in der engen Gasse mit den Bars und dem Marktplatz hinter uns, in der wir gerade an einem kleinen Tisch sitzen. Ich bestelle einen Pfefferminztee und mache die Geste, wie die marokkanischen Tee-Sommeliers ihren Tee hoch erhoben mit dem Kännchen in die kleinen Gläser füllten. Den ersten Regionalzug zurück lasse ich gehen, ich nehme später vom Hauptbahnhof aus den zweiten und allerletzten Zug zurück in mein drei Bahn-Stunden entferntes Heimatkaff. Ich möchte mehr Zeit mit ihm verbringen und seine Geschichten hören.
Den späten Abend zurück zum Hauptbahnhof, immer noch viele Menschen. Vielleicht liegt meine Wahrnehmung nur daran, dass unten in der Einkaufspassage um diese Zeit, kurz vor 22 Uhr, nur noch diese eine Kaufhalle offen hat und alle Jugendlichen und Party-Volk sich dort mit Alkoholika eindecken. Er hat Stil, mein Fingerdeut auf das Dosenbier lehnt er ab, wirklich alle hier kaufen Flaschen … irgendwie gibt es immer einen Weg, diese kleinen Flaschen auch ohne Öffner aufzumachen. So viel Bier, so viele Sorten in den Regalen, ich habe schon Jahrzehnte keines mehr getrunken. Das Thüringische, das Holsteinische, weit weg die Zeit im hohen Norden.
Meine S-Bahn fährt kurz nach 22 Uhr, wir müssen uns wieder verabschieden. Vielleicht sehen wir uns wieder? Warum nicht. Auch diese S-Bahn ist um diese späte Zeit voll, es ist schwer, noch einen Sitzplatz zu ergattern, ich habe Glück. Der Zug fährt durch die Nacht, ich sehe nichts von draußen. Es ist kalt, aber ich habe noch meine Leggings in meiner Handtasche. Das Unterhemd habe ich mir, zurück in der Bar vor einigen Stunden, auch schon unten in der Damentoilette wieder angezogen. Die Zeit auf der großen Digitalanzeige vor mir an der Decke des Zugabteils, vergeht. Gedanken.
Noch ein Halt in Magdeburg, draußen auf dem großen Vorplatz vom Bahnhof zirpen die Grillen unter den durch die Straßenlaternen beleuchteten Bäumen. Auch hier bin ich nicht allein, es sind immer junge Leute mit Bierflaschen anwesend. Wer fährt denn um halb zwei Uhr nachts mit einem Schnellzug quer durch Deutschland? Menschen warten auf Bahngleisen. Mein Regionalzug fährt kurz vor Eins … der allerletzte.
Zwei Uhr, drei Uhr … kurz vor vier Uhr den frühen Sonntag Morgen, ich kann mich nicht losreißen und grase, wieder zu Hause angekommen, vor dem blau leuchtendem Computermonitor das Internet und die großen Marktplattformen nach einem Blazer in meiner Größe „38“ ab. Es gibt ihn von der Marke, von der ich auch schon andere Sachen habe, spezialisiert auf Business Casual. Schwarz-Weiß, ein Palmenmuster … vielleicht wäre mein zuerst favorisiertes Zebramuster doch etwas zu overdressed gewesen. Aber es muss etwas „Mutiges“ sein … bloß nicht langweilig. „Wenn ich darin nicht aussehe, wie ein japanischer Yakuza-Killer, dann ist es nicht richtig!“ Als letzte Aktion dieses langen Tages, des schönen Abends und dieser langen Nacht, ein Klick auf den Button zum Kaufen und ich gehe endlich ins Bett.

So wie mich meine Gedanken umhertreiben, so treibe ich auch durch mein Leben. Ziellos, rastlos, fragend.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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