morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[03.06.23 / 09:43] Freitag … wollte ich nicht „vorschlafen“? Ich bin so aufgeregt, ich falle erst weit nach ein oder zwei Uhr in den Schlaf, wache um fünf Uhr nochwas auf. Der Koffer ist gepackt, alle Sachen schon akribisch vorher aufgelistet und herausgesucht: viel Platz ist da nicht in dem kleinen Rollkoffer (ich will mit der Bahn fahren). Drei schwarze Tops für das „Trad-Goth-Outfit“, die schwarze Yoga-Hose (ultrabequem und ich werde das Wochenende noch so Einige sehen, die die auch anhaben), meine Plateau-Pumps – die gerade noch so in das Gepäckstück mit hinein passen – und mein neues Kleid. Ich bin mutig und will dieses Jahr von der allseits schwarzen Farbe abweichen … es ist grün und weiß. Tatsächlich orientiere ich mich hier an dem „Gothic-Lolita-Look“, mit dem schweren Parfüm (ein Geschenk), dem Patchouli und all meinen Silberschmuck mit in der Waschtasche bin ich wieder „gothic“ … vor allem mit dem silbernen Armreif von der letzten Urlaubsreise, der muss mit!
Zeitig auf Arbeit erscheinen, noch einen kompletten Arbeitsfreitag mit endlos langen Meetings füllen, bzw. „absitzen“, bevor ich den Nachmittag eine halbe Stunde früher gehen kann, ich brauche diese Zeit, um meinen Zug zu erwischen. Dieses Jahr nur die schmale Festivalvariante, von Freitag auf Montag, drei Nächte – kein viktorianisches Picknick für mich, keine große Kiste mit all meinen Schuhen – nur die Pikes ziehe ich während der Zugfahrt an. Für mein um ein Tag verschobenes Picknick im Park in Leipzig habe ich mir extra den Tag zuvor noch einen Flechtkorb aus dem Baumarkt geholt … das Osterkörbchen zu Hause in der Abstellkammer wäre auch nicht angemessen gewesen. Auto in der Garage parken, Koffer greifen, weiter zum Provinzbahnhof.
Wie immer, die Züge sind voll, verspätet über alles, niemand würde auch annähernd auf die Idee kommen, dass die an jedem haltenden Nest durch die Landschaft schaukelnden Regionalzüge von mehr als drei Dorfjacken benutzt werden … schon gar nicht zu Pfingsten. (Idee: ICE und RE müsste dieselbe Preisklasse sein, gestaffelt nach Kilometern und nicht nach nicht vorhandenen Luxus.)
Endlich in Leipzig den frühen Abend angekommen, noch Geld am Automaten holen, weiter mit meinem Rollkoffer hinter mir zu dem gebuchten Hostel – ein Acht-Personen-Zimmer – werde ich es überstehen? Alle Kommentare von Verwandten und Kollegen: Bist du verrückt?, weise ich von mir. Ach! … Ich war beim Bund! O-Ro-Pax! Ich habe den Platz ganz oben auf dem Doppelstockbett zwischen Eingangstür und der Toilette. Hauptsache billig und es ist keiner da. Sind bestimmt alle beim Festival und ich habe den Freitagabend für mich allein. Fühl dich wie zu Hause und lauf nackt hin und her während der Vorbereitung für die Nacht. Eine Dusche, Parfüm, Dessous, ein schwarzer BH, ein Spaghettiträgertop, die Yoga-Hose, das schwarze Top mit den Ärmeln in Spitze, der schwarze Ledermini, die schwarzen Pikes-Stiefeletten, meine schwarze Lederjacke. Den schwarzen Kapuzenpullover gebe ich eingerollt mit in die Handtasche – die Nächte, und vor allem der Morgen, werden kühl. Kajal, Mascara, Silberschmuck und Patchouli – bereit für die Nacht.
Der erste Abend auf dem kleinen „Gothic-Pogo-Festival“ – es könnte mein zwanzigstes sein? Den Vorgänger in der Tangofabrik und die Online-Ausgaben während der Pandemie mitgezählt. In der Straßenbahn begegnen mir noch viele andere Gäste des anderen „Gotik-Festivals“ – hätte ich etwas mehr Geld über (wäre ich nicht den zweiten Monat im Dispo), ich würde mal wieder ein Ticket kaufen (nach zehn Jahren Abstinenz). Eine Besucherin in der Straßenbahn wirkt aber auch bezaubernd hübsch, ich kann meine Augen gar nicht so sehr von ihr lassen.
Das Werk 2 am Connewitzer Kreuz im Süden von Leipzig, die Heimat des kleinen Festivals. Die eine Band die Nacht zuvor habe ich schon nicht sehen können, dafür sind diese Nacht ein paar interessante „Gitarren-Bands“ angekündigt! Eine davon habe ich zuletzt 2006 gesehen (wahrscheinlich auch genau hier). Ich laufe durch die zwei Hallen, ich hole mein Bändchen (ohne das ich mir nackt vorkomme), versuche Gesichter wiederzuerkennen, Besucher nicht, aber die Veranstalter (sie müssten mich auch schon erkennen). Ich brauche das Fünf-Tage-Bändchen noch für das „Club-Hopping“ und den freien Eintritt später. Ein obligatorischer, erster „Club Mate“ an der Bar.
Die erste Band … Punk? Die zweite Band … auch so Punk? Aus Finnland? Ich bin hier nur wegen der dritten Band: Boah, sind die alt geworden … Hey, so alt bin ich doch auch nicht? Siebzehn Jahre liegen zwischen hier und damals. Und ich kann immer noch bei zwei, drei Titel die Refrains mitsingen. Weiter zu den beiden Discos die Nacht.
Die eine Tanzfläche … Gitarrenlastiges? Die andere Tanzfläche … queeres Zeug? Eher so „Gestampfe“ – zurück zur ersteren. Die Nacht oder den Morgen gehe ich erst sehr spät ins Bett – nicht vor dem Sonnenaufgang! Nicht vor dem ersten Frühstück! Ich will mal wieder so richtig ein Festival durchmachen, es so angehen lassen, wie auf einem Rave. Scheißegal um meinen Körper und wie viel ich die Nacht doch nicht geschlafen habe. Gegen drei Uhr wechsele ich den Veranstaltungsort.
Rüber in den anderen Club mit der Italo-Disco-Tanzveranstaltung und den freien Eintritt für mich mit kooperierenden Festivalbändchen. Meine Tasche lasse ich an der Garderobe, meine Lederjacke – mit den verschließbaren Seitentaschen für etwas Kleingeld – behalte ich für das Erste an. Hinunter in den Keller zu Italo-Disco tanzen … endlich!
An der Bar ein Glas Wasser holen, werde ich angequatscht, er mit seinem EBM-T-Shirt ist schon etwas angetrunken. Kurz zusammen tanzen, wieder an die Bar, Smalltalk (bist du öfters hier – nein, nur dieses Wochenende) und er küsst mich auf meine Lippen.
Ich bin verstört. Er lässt sofort mit einer Entschuldigung ab. Das habe ich nicht kommen sehen. Ich gehe erst mal wieder tanzen, alleine. Ein Blick nach draußen, die Treppe zum Ein- und Ausgang hoch, die Dämmerung setzt ein, Zeit zu gehen? Vögel zwitschern schon. Ich sehe ihn nicht mehr und er sieht mich nicht mehr, fluchtartig (nachdem ich noch ein paar Titel getanzt habe) verlasse ich den Club.
Wieder zurück zu dem anderen Festival, oder doch schon zur Straßenbahn, ich muss noch etwas Zeit rumkriegen bis sechs Uhr, bis die Bäcker für das Frühstücksbrötchen am Bahnhof aufmachen. Nicht allzu viel später zur Straßenbahnhaltestelle und wieder zurück zum Hauptbahnhof in die Mitte von Leipzig.
Es ist noch keine sechs Uhr, aber der Bäcker unten in der Passage hat schon offen, ich nehme mir ein Croissant, ein Schokobrötchen und ein Rosinenbrötchen rüber mit ins Hostel, auf einen Kaffee verzichte ich noch.
Mein Frühstück drücke ich mir wenige Minuten später, gegen sechs Uhr, am Stehtisch vor der Eingangstür zum Hostel rein. Es ist kühl, den schwarzen Kapuzenpullover habe ich schon länger unter die Lederjacke gezogen. Zurück ins Zimmer, die Betten sind belegt und die Leute schlafen schon. Leise versuche ich auch, mich meiner Klamotten zu entledigen, im Bad das ganze, schwarze Augen-Make-up zu entfernen, zurück die Sprossen die Leiter hoch zu meiner Liege zu steigen. Schranktüren öffnen, schließen, Schlösser klicken – ich bin die Einzige, die etwas mehr Platz hat und ihren ganzen Kram direkt oben auf dem Schrank neben dem Etagenbett deponiert. Das Wachs in den Ohren, das Halstuch vor den Augen und die Augen schließen.
Husten, Schnarchen, Leute stehen auf, gehen wieder ins Bett … spätestens um acht Uhr ist „morgens“ und „Aufstehzeit“. Alle Tricks zum Einschlafen funktionieren nicht … ich ahne Schlimmes. Ach, hätte ich ihm doch eine Nachricht geschrieben … nur du kannst mich hier herausholen! „Hilf mir!“ (Ende Teil 3/3)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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