morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[03.06.23 / 09:42] 24 Stunden zurück, der Sonntag, ich habe es geschafft, fünf Stunden zu schlafen, immerhin. Die lauten Gäste in dem Zimmer im Hostel in der Innenstadt von Leipzig sind weg, jetzt sind da nur noch ein paar „Elder Goth“ (wie ich), die Rücksicht aufeinander nehmen – und doch fällt mir auch immer alles herunter vor dem kleinen Schrankfach. „Sorry.“ Mein weiß-grün kariertes Kleid – so eine schöne Wahl für die Tage. Die schwarzen Pumps, die schwarze Sonnenbrille und ich bin zum Frühstück gegen Mittag wieder draußen in der Innenstadt … da war irgendwo noch dieser Waffelladen.
Es tut mir leid um meinen Ex-Freund, ich habe ihn so verarscht und sitzen gelassen. Mein schlechtes Gefühl führt mich den frühen Sonntagnachmittag zu der Adresse, die er mir geschrieben hat. Wird er unzählige Stunden später noch hier sein? Nein, ich warte vergebens vor dem Hochhaus in der Nähe des Landeplatzes für die laut knatternden Rettungshubschrauber an der Uniklinik. Zurück in die Innenstadt, bzw. die Südvorstadt von Leipzig. Ich tingele den Nachmittag noch durch ein syrisches Restaurant, ein Kaffee mit Kuchen und Tee (das sehr beliebt ist bei den sehr alten „Gotiks“) – und zurück am Marktplatz die alte Stammbar für ein Glas Orangensaft und ein Wasser, bevor es weitergeht zum Festival. Was ziehe ich an? Mein Trad-Goth-Outfit. Die Nacht davor, das ärmellose Top mit dem Netzausschnitt.
Sonnabendabend, eine Dusche wieder zurück, das spezielle Duschbad mit dem speziellen Parfüm – so schwer orientalisch, wie auch mein Silberschmuck. Der Peridot-Anhänger an der Silberkette, das Peridot-Armband mit Silber – und mein silberner Armreif aus Marrakesch, diesen trage ich hier aber auch jeden Tag und Nacht. Das weiß-grün karierte Kleid hänge ich wieder an den Bügel an dem Griff des Koffers, der oben auf dem Schrank neben dem Doppelstockbett in dem Zimmer im Hostel liegt. Ich bin die Abende nicht immer allein, ab und zu kommt auch noch jemand von den anderen Gästen, Klamotten wechseln. Weiter für die Nacht auf den Sonntag zu dem Veranstaltungsort von dem kleinen Gothic-Festival. Nach der wirklich schlaflosen Nacht nach meiner Anreise möchte ich diese Nacht nicht so lange machen. Keine Ahnung, wie viele Bands diesen Abend spielen, meine aktuelle Lieblingsband aus Frankreich ist jedenfalls mit dabei. Ich stiefele mit Sonnenuntergang an der Gay-Bar in der Innenstadt vorbei zu meiner Straßenbahnhaltestelle an der Oper.
Ausstieg Connewitzer Kreuz – jetzt muss ich aber auch mal bei dem äthiopischen Streetfood-Stand essen. Fingerfood ist hier wirklich Fingerfood, ich schaufele das leckere Essen mit meinen Fingern in mich hinein, schlecke diese ab, bevor ich mich zu dem Waschbecken in der Damentoilette in der Veranstaltungshalle gegenüber nach dem Eintritt begebe. Ich laufe hier immer durch, Bändchen zeigen, Taschenkontrolle (sie sind hier sehr nervös, nach dem Vorfall mit den K.o.-Tropfen letztes Jahr).
Die erste Band des Abends, ich bin sowas von beeindruckt – diese selbstgebauten Elektronik-Kisten! Dieser brutale Klang! „Wow!“ Meine Begeisterung inmitten des Publikums. Zwischen den Bands wieder raus in die andere Halle mit der zweiten Tanzfläche und den Marktständen (bis auf eine weitere CD und einem Deathrock-Patch für meine Lederjacke / Punkerkutte werde ich dieses Jahr nichts kaufen). Eben mal auf die Toilette hier und dort, an der Bar ein Club Mate – und schon wieder den Anfang der nächsten Band verpasst. Ich bin allein unterwegs, mal in meiner autistischen Blase, mal Rocker-mäßig herumschlendernd, den Vorfall mit dem Typen an der Bar von dem Club die letzte Nacht nicht so richtig verarbeitend, auf mein Telefon schauend. Diesen Abend gibt es hier in dem Innenhof einen Grillstand, aber ich habe draußen vor dem Eingang schon gegessen. Mein Ex-Freund hat mir geschrieben …
Scheiße! Meine Mine verfinstert sich, was habe ich getan? Er hat meine höchst dramatischen Nachrichten den Morgen zuvor wirklich für echt gehalten. Mir geht es doch mittlerweile wieder besser, ich konnte etwas schlafen. Er hat einen Bekannten angerufen, ich könnte dort übernachten, er wartet bis zwei Uhr dort, ich soll ihm schreiben, wenn ich mich auf den Weg mache.
Meine Hand an die Stirn … ich könnte diese Nacht noch Sex mit ihm haben? Vielleicht ist das der Punkt? (Wird das nicht ebenso schlaflos?) Ich bin irritiert, weiß nicht, was ich machen soll … ich will weiter tanzen und die nächsten Bands sehen. Der Nachrichtenaustausch draußen vor dem Eingang am alten Grillstand geht so lange, die eine Band dazwischen habe ich schon komplett verpasst. Noch eine weiter, jetzt kommt meine Lieblingsband aus Frankreich, die, die ich schon den letzten Tag im letzten Jahr gesehen habe (und auch dort ließ ich ihn sitzen nach mehreren Nachrichten, ich bin so eine Bitch).
Die Handtasche mit dem Telefon lasse ich an der Garderobe, endlich frei. Auf der anderen Tanzfläche wird nach den Auftritten Oldschool-Deathrock gespielt. Der Lautsprecher vor mir kann gar nicht laut genug sein, um meine Gedanken und Schuldgefühle hinwegzufegen. Niemand spricht mich hier an. Zurück auf die erste Tanzfläche (die mit der Bühne), ein Barhocker oder ein anderer Sitzplatz. „Was würde Mary tun?“ Immer, wenn ich nicht weiter weiß, wende ich mich an mein großes (imaginäres) Vorbild. „Sei kein Arschloch.“ Ich möchte doch noch zu dieser Adresse fahren. Die weitere Stunde auf der Toilette (schon wieder Blut) und die Kenntnis, dass außer der Linie 11 hier dieses Wochenende nichts nachts fährt und ich keine Ahnung habe, wie ich da hin komme, lässt meine Entscheidung kurz nach drei Uhr klarer werden: Zurück ins Hostel, eine Nacht gebe ich dem Zimmer noch. (’Tschuldigung, dass mir die Tür so laut ins Schloss gefallen ist, war keine Absicht.)
Der Sonnabend … brutal gar nicht geschlafen. Ich sitze gegen zehn Uhr in dem Doppelstockbett auf meiner Liege ganz oben, diese vielen Menschen, jeder steht irgendwann irgendwie auf, geht an seinen Schrank, geht auf die Toilette, geht raus aus dem Zimmer, knallt die Tür. Die Festivalbesucher, die den Morgen zurückkommen (ich), die Nicht-Festivalbesucher, die schon früh aufstehen, die dann doch wieder älteren (und netten) Festivalbesucher, die auf das Frühstück nicht verzichten können. Alles, was ich mir vorgenommen habe: Wird schon werden, nimm Oropax mit! – Keine Chance. Bin ich mal kurz eingenickt? Ich glaube nicht. Ich bin verzweifelt und schreibe ihm ein paar Nachrichten. Eine Antwort erwarte ich nicht. Die Jahre sind vorbei, als ich noch bei ihm übernachten konnte, bevor ich meine Wohnung hatte.
Aufstehen, Frühstück hatte ich ja schon. Diesen Tag ziehe ich mein schönes, neues Kleid an: das weiß-grün Karierte! Dark Cottagecore. Draußen die in der Innenstadt flanierenden Festivalbesucher in ihren historisch anmutenden Roben sind nicht allzu weit entfernt von meinem Stil … ich könnte aber auch den 1940er Jahren entsprungen sein, zusammen mit der schwarzen Nylon-Strumpfhose und den Plateau-Pumps – die ich extra für dieses Wochenende und dieses Outfit mitgenommen habe! Der Silberschmuck die letzte Nacht, mein marokkanischer Armreif. Ich ziehe meinen Flechtkorb von dem Schrank herunter, packe meine Kaffeetasse mit ein, mein ebenso kariertes „Picknick-Tuch“ und gehe raus, eine Pizza zum Mittagessen und gleich direkt daneben bei dem Bäcker in der Innenhofgasse zwei Stück Kuchen für den Nachmittag kaufen. Weiter zum Clara-Zetkin-Park.
Die Haltestelle kenne ich noch, den Weg zurück merke ich mir, um genau diese Haltestelle wiederzufinden (nicht, wie das Jahr zuvor). Mein Weg durch die grüne Parkanlage führt mich vorbei an den Stellen, an denen ich letztes Jahr schon war. Das Wetter ist identisch: sonnig, trocken und nicht so warm – ideal für das „Viktorianische Picknick“ – welches ich dieses Jahr um einen Tag verpasst habe. Den Sonnabendnachmittag sind kaum noch „Gotiks“ unterwegs … eigentlich fast gar keine. Nur Normalos in dem Park.
Ich wähle die gegenüberliegende Uferseite an dem See und betrachte meinen Sitzplatz vom letzten Jahr: Genau dort hinten auf der Mauer habe ich gesessen. Enten quaken, der Kaffee, den ich mir vor dem Einstieg in die Straßenbahn noch bei einer größeren Kaffeehauskette in meinem Becher habe gießen lassen, ist immer noch genauso kühl – mit den Eiswürfeln (dabei wollte ich doch gar keinen Eiskaffee). Schön zu erkennen, dass der Thermobecher auch so herum funktioniert. Meine ein Stück Zupfkuchen mit Kakao und ein Stück Eierschecke esse ich von dem Papptableau mit der Hand, die Kuchengabel habe ich im Koffer vergessen. Bis hierhin um 16 Uhr hat sich der Kuchen und die Tasse Kaffee mit dem Deckel sehr gut gehalten in dem großen Flechtkorb. Nach einer Weile entspannen – und mich von der schlaflosen Nacht erholen – trage ich meinen geflochtenen Picknickkorb in der Armbeuge kurz vor 17 Uhr wieder zurück zur Straßenbahn. Vielleicht kann ich in dem Hostel noch etwas schlafen oder zumindest entspannen (die Augen zu machen), bevor ich mich wieder ausgehfertig mache … die letzte Nacht in dem Club hatte ich das Top mit den langen Ärmeln in Spitze an. (Ende Teil 2/3)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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