morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[20.08.24 / 21:46] Der CSD in Leipzig mal wieder … wegen der Fußball-EM um einen Monat in den August verschoben. Ich habe im Internet etwas recherchiert, ein letzter CSD in der sächsischen Provinz, nur kurz zuvor, wurde massiv von den Faschos angegriffen, fast in gleicher Mann-Stärke (das Provinz-Städtchen hatte nicht so viele, mutige LGBTQIA). Auch für den CSD in Leipzig wurde im Vorfeld wieder ein militanter Gegenprotest von den Rechten angekündigt. Fahre ich da noch hin? Tue ich mir das an? Muss das sein? Ja!
Mein Outfit für den Sonnabend das dritte August-Wochenende: die kurze Hose in Tarnfarben und das schwarze „Trans Lives Matter“ T-Shirt, Flagge zeigen. Die Beine und den Oberkörper rasiere ich mir den Sonnabend Morgen, ich weiß noch nicht den Freitag, wann ich aufwache und ob ich das alles schaffe – die Kundgebung ist schon um 11:30 Uhr – ich nehme das Auto, fahre spontan wie ich aufwache.
Es wird spät, ich vertrödel den ganzen Sonnabend Vormittag, ich muss nicht da sein, viel Zeit zum Frühstücken. Es ist elf Uhr, als ich mich ins Auto setze und die Autobahn Richtung Leipzig fahre … die Kundgebung habe ich für mich schon gestrichen, das ganze Politische interessiert mich nicht, ich will da nur tanzen und Männer kennenlernen. Meinem Langzeit-Liebhaber habe ich eine Nachricht geschrieben, ich hoffe auf eine Möglichkeit, da die Nacht und den Sonntag Morgen irgendwie noch zu übernachten – ich will nach Mitternacht noch in einen Club ausgehen (so FLINTA-Zeug) und mich nach der Demo noch etwas in einem Bad mit Duschmöglichkeit frischmachen. Und meine durchgeschwitzten Sachen wechseln: mein neuer „Kaftan“, gekauft vor ein paar Tagen in einem Outlet … eigentlich wollte ich nur in die Drogerie daneben, neues Oropax kaufen (schlaflose Nächte bei offenen Fenster).
Gegen Mittag in Leipzig angekommen … totales Chaos. Ich kreise mehrmals um den Hauptbahnhof – die Faschos sind wahrscheinlich da noch dort. Alles ist von der Polizei abgesperrt, auch die Straßen in Richtung des Zugangs zu dem Parkhaus. Zeit vergeht, viele Polizeifahrzeuge stehen überall rum, ich nehme eine andere Straße, eine andere Richtung und komme auch so in das Parkhaus unterhalb des Hauptbahnhofs. Alle Parkplätze belegt, ich muss vor der Schranke warten. Als sie öffnet, fahre ich gezielt in die obere Etage, wo ich immer parke und finde auch gleich einen freien Parkplatz … wahrscheinlich der einzige, als die anderen Autos nur herumkreiseln und entnervt unten über die Schranke das Parkhaus schon wieder verlassen.
Mein Zeug umpacken: ein schwarzer Beutel mit dem Übernachtungszeugs, ein schwarzer Beutel mit den Sachen zum Wechseln, später den Abend, und dem Make-up-Kram, meine schwarze Handtasche für den Kram, den ich jetzt brauche – und den Rest in den Kofferraum. Als Schuhe wähle ich die Sneakers, elegante Flip-Flops für die Nacht lasse ich noch im Auto. Mein Strohhut kommt in die schwarze Umhängetasche. Zu Fuß aus dem Hauptbahnhof hinaus, Richtung Opernplatz. Viele Polizisten.
Die Demo geht 13 Uhr los, die Trucks stehen schon bereit – so viele Menschen waren hier noch nie. Es ist wirklich voll, an der Ecke der Fußgängerzone reibe ich mich noch mit der Sonnencreme ein. Bis die Trucks sich in Bewegung setzen und die ganzen Menschen hinterherziehen, vergeht bestimmt noch gefühlt eine halbe Stunde. Meine Fußgruppe ist die ganz hinten, traditionell der antifaschistische Block (mit viel Polizeibegleitung rechts und links).
Zum Tanzen komme ich dieses Jahr nicht? Der schwarz-bunte Block hält die Seitentransparente hoch, driftet immer etwas ab, von den Party-Blöcken und den Demo-Trucks mit der Techno-, Schlager- oder ähnlicher Musik, die irgendwie als „schwul“ gilt. In diesem Block gibt es keine Musik, nur Sprechchöre. Einer ist mir sogar neu, die anderen … ich bin vereinzelt schon nicht mehr textsicher: „Siamo tutti antifascisti!“ (Der Rhythmus war es.)
Weiter den heißen Nachmittag durch die Straßen von Leipzig, ein aufgedrehter Wasserhydrant plätschert auf die Straße – die Möglichkeit, die schon leergetrunkenen Wasserflaschen aufzufüllen. Von den Faschos und Gegenprotesten ist nichts zu sehen. Schon am Bahnhof habe ich nur Polizisten gesehen, nicht aber diese.
Durch die Innenstadt von Leipzig wieder zurück auf den Opernplatz, erst jetzt fällt die Menge erst richtig auf. Der schwarz-bunte Block demonstriert einfach noch weiter mittendurch, stoppt erst in der Nähe des Springbrunnens vor dem Gewandhaus. Erst jetzt ist die Demo für mich beendet. Bestimmt schon 17 Uhr nachmittags … Zeit für einen Imbiss, Süßkartoffel-Pommes und veganer Burger (oder doch vegetarisch). Ich hätte jetzt gerne eine Dusche gehabt … oder ein Hotelzimmer, wird er sich melden? Sieht sehr vage aus, ich plane mein weiteres Vorgehen wieder für die Bahnhofstoilette. In einer Drogerie kaufe ich mir im Anschluss noch ein paar Feuchttücher zum Wegwischen der ganzen Sonnencreme.
Ich bleibe noch etwas auf dem Anschlussfest, die große Bühne ist wieder aufgebaut, der italienische Eisstand nicht weit entfernt. Teure Getränkestände, und die Stände der verschiedenen Organisationen. Ich kaufe mir endlich eine Pride-Flagge für zu Hause – die „progressive“. Auf der Bühne bekomme ich noch die beiden letzten Bands, und bei der Ankunft noch eine Drag-Performance, mit. Speziell der/die/das letzte Künstler-Wesen gefällt mir besonders, ich mag die Musik und lasse mich mitreißen … stehe immer weiter ganz vorne.
Auch diese Bühnenshow ist irgendwann beendet, die Stage-Crew räumt die Bühne ab, da kommt nichts mehr. Die Drag-Queen(s) für die Moderation haben sich schon längst verabschiedet – ich gehe so langsam zum Bahnhof. Nicht alleine gehen. Bleibt in Gruppen, es ist gefährlich geworden. Es sind so viele Menschen hier, ich erkenne die Bedrohungslage nicht. Vor vielen Jahren hätte das keinen interessiert, die CSDs waren einfach nur ein nettes Extra.
Im Bahnhof angekommen, die Drogerie unten, die Tiefgarage daneben. Alles umpacken, ich nehme für meinen Weg in das Bahnhofsklo den Umhängebeutel mit dem weiß-dunkelbraungrün gemusterten, langen Kaftan für die Nacht in dem Club und der kleinen Waschtasche mit dem Duschbad mit dem Parfüm, sowie meine Handtasche mit der Rolle für Make-up, Deo und weiteres. Meinen Körper habe ich in dem Parkhaus neben meiner offenen Autotür schon überall mit den gekauften, feuchten Tüchern abgerieben. Auf der Toilette, vor den Spiegeln, vor den Waschbecken setze ich mein Waschgang weiter fort. Ich muss zwischendurch etwas warten, bis die Kinder neben mir weg sind und ich mein T-Shirt und meinen BH ausziehen kann. Es geht irgendwie, ich wasche meinen Oberkörper mit meinem Duschbad. Eine Frau (PoC) kommt hinzu und fragt schon, mit einem bemitleidenswerten Blick, ob ich „obdachlos“ bin. Nein, ich wohne nur hundertfünfzig Kilometer entfernt und habe gerade kein Badezimmer für mich zur Verfügung. Weiter wieder zurück in eine der Toilettenkabinen, meine Sachen wechseln, das lange und langärmelige Kleid im Kastenschnitt überwerfen und mein durchgeschwitztes T-Shirt, die kurze Hose und das BH-Top in den Wäschebeutel wieder mit in die Umhängetasche geben, die kommt später zurück in den Kofferraum.
Der Make-up-Spiegel auf der geräumigen Bahnhofstoilette im Leipziger Hautbahnhof, ich habe die Zeit vergessen, gefühlt bin ich hier schon seit einer Stunde drin. So viel Zeit brauche ich auch zu Hause (oder in einem Hotel), wenn ich mich für die Nacht ausgehbereit mache. Die Schuhe konnte ich doch nicht wechseln, ich behalte in meinem neuen Dress die Sneaker weiter an. Vor dem Spiegel breite ich meine beiden Taschen aus, der Make-up-Kram aus der Rolle aus der Handtasche, die anderen Sachen im Umhängebeutel. Meine Haare habe ich mir vorher schon nass durchgekämmt, den Sprühstoß des Parfüms auf der Toilette gesetzt. Jetzt folgt der schwarze Kajal rund um das Auge, fein säuberlich verblendet mit meinem kleinen Pinsel … routinierter, als das letzte Mal. Ich stütze den Ellenbogen vor dem Spiegel ab, kann sogar in aller Ruhe mit offenen Augen den Lidstrich ziehen. Es ist draußen schon dunkel geworden, als ich dann nach meiner Vorbereitung für die Nacht, den Hauptbahnhof und die Toiletten wieder verlasse.
Draußen ist es weiter warm, mein langärmeliges Kleid habe ich bis zu den Ellenbogen hochgekremmpelt. Bevor der Club, weit abseits in Plagwitz, erst gegen Mitternacht aufmacht, möchte ich in der Gay-Bar in der Leipziger Innenstadt noch eine Cola trinken.
Die Bar hat offen, laute Musik, ein DJ, viele Gäste … sogar ein freier Platz für mich? Getränke gibt es draußen am Stand zum Abholen, einen Tisch im Außenbereich okkupiere ich gleich für mich. Ich trinke meine Cola langsam, spiele mit meinem Smartphone und der Kamera. Er hat mir eine Nachricht geschrieben, fragt immer wieder nach, wann ich fertig bin mit Ausgehen und Tanzen. Ich antworte ihm, ich weiß es nicht – der Club macht erst Mitternacht auf. Er deutet an, eine Möglichkeit für mich, den Morgen zu schlafen, organisieren zu können, ich müsste ihn dann kontaktieren? Ich weiß, das funktioniert doch nicht, ab einem gewissen Zeitpunkt wird er mir nicht mehr antworten können – und dann stehe ich da, den Sonntag Morgen. Ich vertraue ihm nicht mehr so viel. Als ich kurz vor Mitternacht meinen leeren Becher für den Pfand zurückgeben will und kurz davor bin, zu gehen, werde ich von einem anderen Mann angesprochen … (Ende Teil 1/2)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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